Das Open Flair Festival in Eschwege steht wie kaum ein anderes Festival für einen gelungenen Mix aus Live-Musik, Kleinkunst und Comedy. Jeden August verwandelt sich die hessische Kreisstadt Eschwege in ein Sammelbecken für Fans von Indie, Punk, Pop, Poetry-Slam und Kabarett. Diese Mischung kommt bestens an: auch 2023 meldeten die Veranstaltenden kurz vor dem Start der diesjährigen Ausgabe den Ausverkauf. Zudem wurde das Open Flair bei den Helga-Awards bereits dreimal als “bestes Festival” ausgezeichnet. Eine weitere Besonderheit ist das Herzblut, das im Festival selbst steckt. Organisiert wird das Open Flair von einem eigenen Arbeitskreis und wird vor allem durch das Engagement von zahlreichen Ehrenamtlichen möglich gemacht. Schon ab Dienstag können Besucher:innen auf den festivaleigenen Campingplatz, um ab Mittwoch die ersten Konzerte erleben zu können.

Bereits ab dem zweiten Festivaltag entfaltet sich die gesamte Bandbreite des Open Flair mit dem nominellen Headliner: Indie-Rapper Cro. Erst ab dem dritten Festivaltag werden alle Bühnen bespielt. Neben Highlights wie der aggressiven und intensiven Show von While She Sleeps und dem liebenswertesten Chaos von Team Scheisse sind vor allem die Donots nach ihrem Auftritt in aller Munde und im Grunde der eigentliche Headliner des Tages – und für einige sicher des gesamten Wochenendes. So groß und energiegeladen sind die Moshpits, so spürbar die Spielfreude und Euphorie der Band. Bei ihrem mittlerweile zehnten Besuch in Eschwege im 29. Jahr ihres Bestehens darf man das einer Band zutrauen, trotzdem wirkt das Konzert noch nach als der tatsächliche Headliner Marteria schon auf der Bühne stand. Der spart nicht an Bühnenoptik und Feuerwerk.

Der Samstag fordert nicht nur vom Gelände erste Tribute – in Zusammenspiel mit immer wieder einsetzendem Regen bilden sich immer größere Pfützen –, allerdings besteht zu keiner Zeit die Gefahr, Verhältnisse wie beim parallel stattfindenden Taubertal, bei dem die Anreise verschoben werden muss, oder gar dem Wacken Open Air zu bekommen.

Musikalische Highlights sind eindeutig die Shows der Baboon Show auf der Hauptbühne und die Destroy Boys auf der Freibühne. Zu Me First And The Gimme Gimmes gibt es eine biergetränkte Punkrock-Karaoke. Der immer freundliche Bosse stellt mit seinem poppigen Indierock einen schönen Kontrast zum Punkrock-lastigen Entertainment dar. All das funktioniert, weil sich das Publikum offen und entdeckungsfreudig zeigt.

Am Sonntag leert sich das Campingareal gegen Nachmittag spürbar. Die Stimmung bleibt trotzdem super, auch Dank der Subways. Die sind der perfekte Anheizer für das, was danach kommt: Frank Turner und seine Sleeping Souls drehen das Gelände mit einem außergewöhnlich textsicheren Publikum auf links. Die wenigen Steine, die anschließend noch aufeinander stehen, blasen Fjørt mit ihrem brachialen Krach um. Wer danach noch kann, feiert später mit Peter Fox. Als der als letzter die Bühne verlässt, startet zeitgleich der Vorverkauf für die kommende Ausgabe des Open Flair. Die ersten 1.000 Tickets für 89 Euro sind innerhalb von Minuten vergriffen.
