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Weltrekord geknackt

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Für seinen Weltrekordversuch hat sich Frank Turner mit dem Music Venue Trust zusammengetan und alle Tickets für seine 15 Konzerte über unabhängige Plattenläden verkauft. Seine 24-Stunden-Tour startete am Samstag gegen Mittag in Liverpool, anschließend durchquerte Turner einmal das Vereinigte Königreich und beendete seine Reise am Sonntagmittag in Southampton. Um den bisherigen Rekord zu knacken, musste Turner an jedem Stopp ein mindestens 15-minütiges Set spielen, mit mindestens 25 anwesenden Personen – zweimal im gleichen Venue spielen war nicht erlaubt. Der bisherige Weltrekord lag bei 10 Shows innerhalb von 24 Stunden.

Auf Instagram teilte Turner Ausschnitte seiner Reise und postete zu Beginn einen Beitrag mit der Bildunterschrift „Los geht’s, Freunde. 15 Shows, 15 Städte, 24 Stunden. Das ist eine schreckliche Idee.“ Während sich Fans in Nottingham mit einem recht normalen Abendprogramm um 21 Uhr zufriedengeben konnten, mussten Fans in London etwa um 4 Uhr morgens im Underworld Store antanzen, um Turner live zu sehen. Fans in Portsmouth etwa konnten dagegen im Anschluss an die Show um 9 Uhr morgens quasi direkt zum gemütlichen Sonntagsfrühstück übergehen. Wie es sich gehört, teilte Turner natürlich zum Abschluss der 24 Stunden noch ein Selfie nach dem letzten Auftritt und schrieb dazu: „Stolz. Müde. Dankbar. Lang lebe unabhängige Musik.“ Ziel der Nummer war es, selbstorganisierte und unabhängige Locations in Großbritannien zu unterstützen.

 

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In seinem zweiten Post beschreibt Turner zudem, dass er bereits 2009 noch mehr Shows innerhalb von 24 Stunden gespielt hatte, damals allerdings alle in direkter Umgebung von London. Diesen Rekord hält immer noch der norwegische Singer/Songwriter Helge Toft. Er spielte in einer Stadt (und direkter Umgebung) 65 Shows in 24 Stunden.

Letzte Woche hat Turner sein neues Album „Undefeated“ veröffentlicht, in unserem Albumranking könnt ihr nachlesen, wie das neue Album im Vergleich zu Turners anderen Platten abschneidet. Im Oktober kommt der Punk-Songwriter dann auch wieder nach Deutschland. Tickets für die Shows gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

VISIONS empfiehlt: Frank Turner

15.10.2024 Oberhausen – Turbinenhalle
16.10.2024 München – Zenith
18.10.2024 Berlin – Columbiahalle
19.10.2024 Hamburg – Sporthalle
20.10.2024 Köln – Palladium

Sieben Premieren und ein Sturz

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Nach Veröffentlichung ihres neuen Albums „Dark Matter“ vor rund drei Wochen haben Pearl Jam vergangenen Samstag ihre Welttournee gestartet, die sie bis Ende November durch Europa, Australien, aber vor allem durch Nordamerika führen wird.

Auf ihrem ersten Konzert der Tour gab es dementsprechend gleich mehrere Live-Premieren von den neuen Songs “React, Respond”, “Wreckage”, “Dark Matter”, “Upper Hand”, „Won’t Tell“, “Something Special” und “Setting Sun” zu sehen. Außerdem: Eddie Vedder & Co. gruben erstmals seit 2016 die „Yield“-B-Seite „Leatherman“ aus und spielten ihre altgedienten Cover-Versionen von Tom Pettys “I Won’t Back Down” und Neil Youngs “Rockin’ In The Free World”.

Abgesehen von der neuen Bühnenshow, die auf den vielen Fan-Mitschnitten zu sehen ist, alles business as usual für die Alt-Rock-Veteranen. Doch es lief nicht alles so glatt, wie es sich Pearl Jam wohl erhofft hatten: Während der Performance des Klassikers „Porch“ stürzte Gitarrist Mike McCready unerwartet von der Bühne. McCready konnte sich aber offenbar abfangen und spielte gänzlich unbeeindruckt weiter. Selbst als ihm ein Mitarbeiter wieder auf die Bühne half, verpasste er kaum einen Takt.

Zumindest Eddie Vedders Versprechen, dass es weiterhin die Spontaneität und das Unvorhergesehene bei Pearl-Jam-Konzerten geben wird, konnte die Band während ihrer gut zweieinhalbstündigen Show also halten. Ob das die stolzen Ticketpreise, die sie aktuell aufrufen, rechtfertigt, steht auf einem anderen Blatt. Nur so viel: „Wenn wir draufzahlen müssten und überhaupt kein Geld mehr verdienen könnten, würden wir nicht mehr auf Tour gehen“, erklärte sich Vedder im VISIONS-Interview zuletzt.

Im Sommer sind Pearl Jam mit ihrem neuen Album dann auch in Europa auf Tour. In Deutschland spielen sie zwei Shows in Berlin, Restkarten sind noch verfügbar.

Dass es nicht die letzte Chance sein werde, Pearl Jam live zu erleben, deutete Vedder ebenfalls an: „Noch ein oder zwei Platten“ wolle die Band noch veröffentlichen, wozu man wohl auch eine Tour erwarten könne. Die Bandmitglieder wollen mit knapp 60 nur nicht mehr so viele Konzerte spielen wie früher.

Setlist in Vancouver laut setlist.fm:

“Wash”
“Low Light”
“Elderly Woman Behind The Counter In A Small Town”
“Given To Fly”
“Scared Of Fear”
“React, Respond”
“Wreckage”
“Dark Matter”
“Daughter”
“Leatherman”
“Corduroy”
“Red Mosquito”
“Upper Hand”
“Won’t Tell”
“Running”
“Chloe Dancer/Crown Of Thorns” (Mother Love Bone)
“Porch”

“I Won’t Back Down” (Tom Petty)
“Black”
“Do The Evolution”
“Something Special”
“Alive”
“Rockin’ In The Free World” (Neil Young)
“Yellow Ledbetter”
“Setting Sun”

Live: Pearl Jam

02.07.24 Berlin – Waldbühne
03.07.24 Berlin – Waldbühne

Fanpakete zu gewinnen!

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Das niederländische HipHop-Duo Pete Philly And Perquisite haben heute ihr drittes Album „Eon“ veröffentlicht – und das nach 16 Jahren Bandpause. Ihre ersten beiden Alben „Mindstate“ und „Mystery Repeats“ haben durch den Mix aus HipHop, Beats, Jazz-, Funk- & Soul-Elementen HipHop-Fans und Kritiker:innen beeindruckt. „Mystery Repeats“ wurde im Februar 2008 auch bei VISIONS zur Platte des Monats gekürt.

Zwar kann das aktuelle Comeback-Album nicht ganz mit ihren beiden Klassikern mithalten, es ist trotzdem in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Und mit diesem Album gehen Pete Philly And Perquisite im Mai auf Europatour. Dabei spielen sie auch ein Konzert am 21. Mai im Mojo Club in Hamburg und eins am 22. Mai im Festsaal Kreuzberg in Berlin. Tickets gibt es im Vorverkauf.

Bei uns habt ihr außerdem die Möglichkeit 2×2 Fanpakete zu gewinnen! In denen findet ihr nicht nur zwei Karten für eine der Shows, sondern auch je jeweils eine Reissue der ersten beiden Alben „Mindstate“ und „Mystery Repeats“ auf Vinyl. Viel Glück bei der Teilnahme!

Einsendeschluss: 14.05.2024

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Tickets zu gewinnen!

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Am 7. November startet die Jubiläumstour der Post-Hardcore-Band Hot Water Music im Skaters Palace in Münster. Im Rahmen dieser Tour kommt die Band nach Europa und spielt ganze neun Konzerte in Deutschland.

Im Gepäck darf natürlich das nächste Woche erscheinende zehnte Hot-Water-Music-Album „Vows“ nicht fehlen. Darauf enthalten: Gastauftritte von Musiker:innen aus Bands wie Alexisonfire, The Interrupters und Turnstile.

Als Unterstützung für ihre Konzerte in Europa haben Hot Water Music im März die Post-Hardcore-Institution Quicksand und die Melodic-Hardcore-Band As Friends Rust mit dabei. Tickets für die Shows gibt es im Vorverkauf.

Auch bei uns könnt ihr 2×2 Tickets für eine Stadt eurer Wahl gewinnen! Viel Erfolg!

Einsendeschluss: 12.05.2024

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Schwüre leisten

Holz. Rosen. Kristall. Porzellan. Silber. Und schließlich: Perle. Wenn ein Ehepaar 30 Jahre lang miteinander auskommt, feiert es, wie der Volksmund so sagt, seine Perlenhochzeit. Das Kind braucht einen Namen, man muss die Feste und Jubiläen feiern, wie sie fallen, und wer in Suchmaschinen tiefer gräbt, findet nicht nur diese Bezeichnungen für die Meilensteine in Fünferschritten, sondern noch ein paar mehr Obskuritäten wie die Zuckerhochzeit (sechs Jahre), Petersilienhochzeit (zwölfeinhalb Jahre) oder gar die Knoblauchhochzeit (33,3 Jahre), bei denen nicht immer so richtig klar ist, wie sich da jetzt genau die Wertigkeit über die Jahre in den Vorsilben steigert und warum etwa auf die Sternenhochzeit nun die Messing- und schließlich die Lavendelhochzeit (44 bis 46 Jahre) folgt.

Für die 30-jährige Perlenhochzeit gibt die Homepage eines Münchener Juweliers aber immerhin eine Definition, um gleich noch für den Schmuckkauf zum Jubiläum zu werben: „Nach und nach reihen sich die vielen gemeinsamen Jahre der Ehe aneinander – wie die Perlen einer Perlenkette“, heißt es da. „Aus diesem Grund wird das 30-jährige Jubiläum Perlenhochzeit genannt. Gemeinsam kann das Ehepaar an diesem Tag auf eine lange Zeit zurückblicken, die mit Sicherheit ihre Höhen und Tiefen hatte.“

Hot Water Music (Foto: Jesse Korman)
Hot Water Music (Foto: Jesse Korman)

»Wollard und Cresswell sind zwei wahre Naturgewalten und trotzdem zwei unterschiedliche Talente mit verschiedenen Sounds.«

Chuck Ragan

Und weiter: „Selbstverständlich kam in den Jahren die ein oder andere Unstimmigkeit auf, aber man hat trotz der vielen Arbeit die Lebensfreude nie verloren.“ Mit den Jahren immer hörere Höhen, in der Vergangenheit aber auch dunkle Tiefen und Unstimmigkeiten bis hin zu vorübergehenden Trennungen haben Hot Water Music seit 1994 definitiv erlebt. Wer sie heute sieht und erlebt, weiß auch: Sie haben trotz – und vielleicht auch wegen – der vielen Arbeit die Lebensfreude als Band nicht verloren. „So vieles gemeinsam erlebt zu haben, schweißt zusammen. Es ist ein schönes Gefühl, drei Jahrzehnte hinter sich zu haben, Freunde und Verwandte teilhaben zu lassen und eine kleine Feier zu gestalten“, weiß der bayrische Juwelier außerdem, und es ist ja fast nicht auszuhalten, wie gut man diese perlenfunkelnde Kleinbürger-Allegorie auf eine der wegweisendsten Post-Hardcore- und Punkbands der USA anwenden kann. Denn Hot Water Music feiern 2024 genau das, ihr 30-jähriges Jubiläum, und dafür haben sie extra ein neues Album namens „Vows“ geschrieben, das sie ihren Wegbegleiter:innen, Freund:innen und Familien widmen.

Den Meilenstein feiern

Chuck Ragan, Chris Wollard, Jason Black und George Rebelo gründen Hot Water Music 1994 in der Universitätsstadt Gainesville, Florida. Zunächst kommt die Band sehr unbequem daher, vertrackt, kratzig, geschult an Fugazi und dominiert von den eng aufeinander abgestimmten Rhythmen von Bassist Black und Schlagzeuger Rebelo. Hinzu kommen mit Ragan und Wollard zwei Gitarristen und Sänger, deren Riffs und Stimmen sich in den Songs gleichermaßen voneinander abzustoßen wie aufeinander zuzubewegen scheinen. Es entsteht eine Art kontrolliertes, hochemotionales und mitreißendes Chaos, das sich in der Compilation „Finding The Rhythms“ und dann auf den ersten Alben „Fuel For The Hate Game“ und „Forever And Counting“ niederschlägt.

Über die Jahre wird der Hot-Water-Music-Sound ab „No Division“ 1999 feierlicher, hymnischer, einladender, bleibt sich im Kern aber doch treu: ein eigenbrötlerisches Gewächs, bei dem man sich wundern kann, wie es 30 Jahre bis zu seiner wohl melodischsten und offenherzigsten Platte gediehen ist.“ 2019 ist uns bewusst geworden, dass wir 2024 unseren 30. Geburtstag feiern würden“, erinnert sich Ragan. „Jason und ich unterhielten uns darüber, und uns wurde klar, dass wir auf jeden Fall etwas machen müssen, um das zu würdigen. Es ist schließlich ein Meilenstein, den nicht viele Bands erreichen.“ Zur Band gehört seit inzwischen sechs Jahren auch Flatliners-Sänger und -Gitarrist Chris Cresswell. Der ist zunächst live für Wollard eingesprungen, der aufgrund von Panikattacken und seines gesundheitlichen Zustands nicht mehr auftreten kann. Cresswell ist jedoch längst zum vollwertigen fünften Bandmitglied herangewachsen, das ebenso Songs schreibt wie die anderen auch. „Unsere Familien, Partner, Kinder, die Labels, Manager, Promoter, Fans und Unterstützer haben mit diesem Jubiläum genauso viel zu tun wie diese Handvoll Typen, die Instrumente spielen und Songs schreiben“, sagt Ragan.

Denn so viel ist sicher: So loyal die Fanbase der Band ist, die insbesondere in Deutschland treu zu den Konzerten fährt, den Schrank voll mit Bandshirts und das ikonische Logo sowie die ein oder andere Songzeile tätowiert hat, und so sehr die Band in den vergangenen Jahren gewachsen ist – ohne den Rückhalt daheim lässt sich ein Unternehmen wie Hot Water Music, das sich einen guten Teil des Jahres auf Tournee rund um den Globus befindet, nicht stemmen. Ohne die Fanbase gäbe es keinen Grund, in den Tourbus zu steigen. Diesem Bewusstsein widmet die Band auf Vows das letzte Lied: „Much Love“. Ein für Hot Water Music ungewöhnlich selbstreferenzieller Song, gibt es doch sonst reichlich Interpretationsspielraum, Metaphern und Chiffren in ihren Liedern, die zwar häufig einem konkreten Gefühl entspringen, es aber nicht immer auch entsprechend ausformulieren.

„Much Love“ verfährt da wesentlich direkter: „So much in life won’t stay the same/ But this right here will never change/ We’’l raise a glass to you and sing/ Much love“, heißt es im Refrain, adressiert an die Hörer:innen, aber auch: „We’ve grown to be family/ With the healing songs we share/ I open my eyes/ And you’re all still here.“ „Als ich diese Zeilen geschrieben habe, habe ich einerseits über Hot-Water-Music-Songs gesprochen, weil es in vielen unserer Lieder für uns immer um Heilung geht. Musik war stets eine Form von Therapie“, sagt Ragan. „Aber genauso geht es um all diese Lieder von Bands, die wir lieben und mit denen wir aufgewachsen sind. Die Textblätter, mit denen wir auf dem Boden gesessen haben – von Bands wie Samiam, Leatherface, Fugazi, Midnight Oil – und die Songs, die uns durch harte Zeiten helfen, wenn es sonst keine Antworten gibt. Manchmal denkt man ja, man kann nur noch aufgeben und das Handtuch werfen, aber in der Musik können wir uns ausdrücken, heilen und bessere Menschen werden. Daher rührt diese Zeile.“

Flugmeilen sammeln

Die Musik zu „Much Love“ – eine dem Text angemessene, feierliche Ballade – hat Ragan als Idee schon eine Weile im Smartphone, wie er sagt. Gemeinsam mit Cresswell und Brian McTernan, der die Klassiker „A Flight And A Crash“ und „Caution“, aber auch das strittige The New What Next und zuletzt die Rückkehr zu alter Stärke „Feel The Void“ produziert und nun auch mit Engineer Ryan Williams an „Vows“ gearbeitet hat, schreibt Ragan das Lied in Montana fertig. „Sie kamen extra rübergeflogen, weil ich im Sommer häufiger auf einer Ranch in Montana Musik mache. Wir wohnten dort in einer Hütte und arbeiteten am Text und der Musik. Da hat sich das Lied dann weiterentwickelt.“

In vielerlei Hinsicht kann man von „Much Love“ auf viele Facetten von „Vows“ schließen und vom Kleinen ins Große kommen. Dass für das Songwriting etwa Cresswell und McTernan extra nach Montana geflogen sind, ist gewissermaßen symptomatisch für den Schreibprozess der Platte. Ragan wohnt eigentlich in Kalifornien, Wollard, Black, Rebelo und Williams in Florida, Cresswell in Toronto und McTernan in Maryland – also verstreut über die USA und Kanada.

Hot Water Music (Foto: Kelsey Ayres)
Hot Water Music (Foto: Kelsey Ayres)

Darüber hinaus hat Cresswell gerade erst sein Soloalbum „The Stubbornness Of The Young“ veröffentlicht und spielt eben weiterhin bei den Flatliners, Rebelo trommelt bei den Bouncing Souls, Ragan ist erfolgreicher Solokünstler, Wollard spielt bei den Ship Thieves, McTernan neben seinen Produzententätigkeiten bei Be Well und dann kommen noch die regulären Jobs und Familien hinzu – die Terminkalender sind prallvoll und schwer miteinander in Einklang zu bringen, wie Ragan sagt. „Wir müssen sehr weit im Voraus planen, um all das machen zu können, uns Zeit freischaufeln und treffen, wo immer wir können. Brian und ich sind nach Florida geflogen, Brian und Cresswell kamen zu mir in den Westen, die anderen gingen nach Maryland. Jeder von uns ist gereist und hat eine Menge Flugmeilen gesammelt, damit dieses Album passieren kann. Bevor wir richtig aufgenommen hatten, waren wir selten alle zusammen in einem Raum. Aber wenn es klappte, haben wir unser Bestes gegeben, damit jeder Moment zählt.“

„Much Love“ wird durch Background-Gesang und Klavier der US-Ska-Punkband The Interrupters komplettiert. Eine Band, von der Ragan schon lange Fan ist und die er zuletzt bei einer Solo-Support-Tour für Frank Turner kennenlernte. Features kommen bei Hot Water Music nicht häufig vor – auf Vows gibt es gleich eine ganze Menge. Dallas Green von City And Colour und Alexisonfire singt auf „After The Impossible“, Thrice steuern Chöre und Tasten zu „Fences“ bei.

Popeye Vogelsang von Farside und Calling Hours spricht einen Monolog in „Wildfire“. Und Brendan Yates und Daniel Fang von Turnstile – die sich ihrerseits nach einem Hot-Water-Music-Song benannt haben – geben Background-Gesang und Percussion zu „Remnants“ hinzu. Das klingt nach einer Art Allstar-Album, fairerweise muss man jedoch sagen: Richtig groß und prominent sind diese zahlreichen Features auf „Vows“ selten inszeniert, sondern setzen – mit Ausnahme von Green und Vogelsang – häufiger kleine Akzente und sind als Easter Eggs für Wissende in den Hintergrund gemischt. „Das liegt vor allem an Brians Geschmack als Produzent“, sagt Ragan. „Er hat die Stimmen so gemischt, wie sie für ihn am besten passten. Aber ich bin Fan all dieser Künstler, also höre ich es klar und deutlich, sobald sie einsetzen.“

Ragan ist nicht nur Fan, in der Regel sind die Feature-Gäste auch Freunde der Band. „Die einzigen, die ich nicht persönlich kannte, sind Turnstile. Aber ich mag sie sehr gern. Die beiden Lieblingsbands meines Sohnes sind übrigens Hot Water Music und Turnstile“, sagt er und muss lachen. „Wenn ich den Achtjährigen also zur Schule bringe oder abhole, scheppern Turnstile durch meinen Truck, das ist nicht unüblich.“ Der Kontakt zur Band kam wiederum über McTernan zustande, der auch sie produziert hat. „Zu Thrice und Popeye haben wir natürlich schon seit Jahren Kontakt. Und Dallas ist ein Kumpel, ein Mordstyp, unglaublich talentierter Sänger und Songwriter und wunderbarer Gentleman. Leider sehen wir uns zu selten, weil er so beschäftigt ist.“

Die Arme ausbreiten

„Vows“ ist nun – und auch dafür ist „Much Love“ stellvertretend – zum Bandjubiläum Hot Water Musics melodischstes, breitwandigstes, hymnischstes und wohl auch versöhnlichstes Album geworden. Songs wie „Searching For Light“, „After The Impossible“ oder „Bury Us All“ geizen nicht mit offenen Armen, Pathos und Pop-Appeal, der dann aber insbesondere durch Blacks und Rebelos Rhythmen an den richtigen Stellen aufgebrochen wird. Andererseits gibt es mit „Menace“ und „Burn Forever“ zwei wütende Emo-Stücke, wie sie nur Hot Water Music schreiben können. Wollard schreibt mit „Chewing On Broken Glass“ ein straightes Punk-Stück und widmet sich in „Wildfire“ den für ihn typischen, leicht dissonant-sperrigen Gitarrenmelodien. Und ein Lied wie „Remnants“ geht mit fast funky Gitarren und Delay-Gesängen in den Strophen einen groovigen, vertrackten Weg, um sich dann im Refrain trotzdem weit zum Singalong zu öffnen – sozusagen die Quintessenz des Albumsounds.

Geplant gewesen sei das laut Ragan nicht. „Es fließen natürlich viele Gedanken und Fürsorge in unsere Songs. Aber was dabei herauskommt, ist nicht geplant – es kommt heraus, was herauskommt“, sagt er lapidar. „Manchmal bleibt das sehr nah am Original-Demo, aber wenn ich heute einen Song schreibe und ihn zur Band bringe, wird sie ihn vermutlich auseinandernehmen, und wir setzen ihn als Gruppe neu zusammen. Da kann das fertige Produkt durchaus eine Millionen Meilen entfernt vom Ursprung sein. Trotzdem versuchen wir immer, etwas Neues zu schreiben und uns nicht zu wiederholen.“ Was „Vows“ definitiv beeinflusst habe, sei die Art, wie sich die Band darauf vorbereitet hat. Denn wie eingangs erwähnt, ist dieses Album lange geplant und bereits in Arbeit, als sich der Vorgänger „Feel The Void“ noch in seiner Veröffentlichung befindet.

„Wenn es was werden sollte mit einem neuen Album zum runden Geburtstag, dann mussten wir auch entsprechend zügig damit starten. Insbesondere, weil wir alle so weit verstreut sind. Aber es war eine durch und durch positive Erfahrung, weil wir vermutlich noch nie so gut vorbereitet waren, um ins Studio zu gehen. Und eine strikte Deadline zu haben, hat definitiv geholfen.“ Mit McTernan lebt Ragan während der Aufnahmen in Florida zusammen, sie kochen gemeinsam nach Feierabend und „hängen in der Natur mit den Hühnern herum“, wie er sagt. „Zunächst: Ich liebe Brian sehr. Aber es ist auch kein Geheimnis, dass wir in der Vergangenheit häufiger aneinandergeraten sind. George und ich waren uns nicht immer einig mit ihm. Es kann schwierig sein, mit Brian zusammenzuarbeiten. Aber das liegt nur daran, weil ihm so viel an der Arbeit liegt – und das unterscheidet ihn von so vielen anderen Leuten, die Alben produzieren. Ich würde es nicht anders wollen. Er hat so eine Leidenschaft für Hot Water Music, das ist echt unglaublich.“

Ragan nehme sich stets zu Herzen, was McTernan sagt, und auch wenn er mit manchen Ideen vielleicht nicht auf Anhieb einverstanden sei, gebe er ihnen trotzdem immer eine Chance. „Es ist ja immer das Ziel, unterschiedliche Alben zu machen. Das sollte für jeden Künstler so sein, ob Musik, bildende Kunst, Performance, was auch immer. Und Brian versteht das.“ Zu McTernans Arbeit gehöre es demnach, das bisherige Werk einer Band auf den Prüfstand zu stellen, festzustellen, wo es ihnen in der Vergangenheit vielleicht an etwas gefehlt hat – und sie dann in die Richtung zu schubsen, in die sie gehen muss.

„In der Regel ist das genau, was es braucht, damit es weitergehen kann. Es war toll, wieder mit Brian zusammenzuarbeiten.“ Die harmonische Zusammenarbeit spiegelt sich in einem harmonischen Albumsound wider. Ganz im Gegensatz zum düsteren „Feel The Void“, dessen Produktion für Ragan genau das Gegenteil war. Wo „Vows“ Zeit und Raum hatte, um zu entstehen, gab es diesen für den Sänger bei der vorangegangenen Arbeit nämlich nicht. Entstanden noch während der Pandemie waren die Zeiten unsicherer. „Meine Familie und ich waren gerade umgezogen, ich habe das Haus renoviert und hatte einen Fünfjährigen zuhause, der ebenfalls Zeit und Fürsorge braucht. Wir alle mussten arbeiten, um Essen auf den Tisch zu bekommen. Was ich meine, ist: Ich hatte eine Menge Verantwortung, von der ich mich nicht einfach losreißen konnte, um an Songs und Texten zu arbeiten. Ich weiß, dass ich es Brian und den anderen damals nicht leicht gemacht habe, aber ich hatte ehrlicherweise auch keine Wahl. Das hat auf die gesamte Session viel Druck ausgeübt. Aber im Nachhinein glaube ich, haben wir diese ganze Angst und Frustration für das Album genutzt – heute kann ich es in den Aufnahmen hören.“

Hot Water Music (Foto: Jesse Korman)
Hot Water Music (Foto: Jesse Korman)

»Wir alle hatten Zeiten, in denen wir einen Grund finden mussten, um weiterzumachen.«

Chuck Ragan

Den nächsten Tag erleben

Der Umgang mit der mentalen Gesundheit spielt bei Hot Water Music eine zentrale Rolle. Im Laufe ihrer Bandgeschichte haben sie zweimal auf die Stopptaste gedrückt, um Prioritäten im Leben neu zu setzen und danach gestärkt wiederzukommen. „Wir alle hatten Zeiten, in denen wir einen Grund finden mussten, um weiterzumachen. Wir mussten Schwüre – Vows– leisten, uns gegenüber, aber auch unseren Freunden und Familien, dass wir Menschen sein würden, die es bis zum nächsten Tag schaffen. Mir ist aufgefallen, dass viele unserer Lieder in der Regel ihren Ursprung in düsteren Erfahrungen haben, aber immer auch ein Licht am Ende des Tunnels sehen. Das ist für mich der Grund, überhaupt Musik zu machen und mehr als mein halbes Leben mit ein paar Typen zu verbringen, die ich mit 16 oder 17 kennengelernt habe.“

Wer Hot Water Musics Output seit „Light It Up“ 2017 betrachtet, sieht aber auch: So vital wie in den vergangenen Jahren war die Band lange nicht mehr. Auf ihr achtes Album „Light It Up“ – zuvor gab es fünf Jahre Pause seit dem Comeback-Album „Exister“ von 2012 – folgte 2019 die EP „Shake Up The Shadows“ zum 25. Bandjubiläum, 2022 „Feel The Void“ und nun eben „Vows“. Das liege laut Ragan einerseits daran, dass Hot Water Music mit Cresswell inzwischen über fünf Songwriter verfügen und so viel Material dabei herausspringt, dass sie schauen müssten, was sie davon eigentlich verwenden. Aber auch unabhängig davon zieht die Band inzwischen mehr als zuvor an einem Strang, gibt aufeinander acht und findet Wege, damit es vorangehen kann. So wie Cresswell eben für Wollard eingesprungen ist, der aufgrund seiner psychischen wie physischen Gesundheit nicht mehr viel reisen und auch nicht auftreten kann, gleichermaßen aber auch regulär in der Band spielt und sich auf „Vows“ nun mit Wollard zum Beispiel das kräftige „Burn Forever“ teilt.

„Vieles davon kommt dadurch, dass wir älter werden und mehr Respekt gegenüber der Zeit und Energie haben, die die anderen bereit sind, zu geben. Das trägt definitiv zu der positiven Stimmung in der Band bei. Keine Ahnung, vielleicht werden wir reifer über die Jahre.“ Und darüber muss er kurz selbst lachen. „Aber Hot Water Music ist definitiv neues Leben eingehaucht worden.“ Was „Vows“ nun zeigt, ist: Die neue Besetzung als Quintett haben Hot Water Music nun noch stärker verinnerlicht als zuletzt auf „Feel The Void“. 2022 steuerte Cresswell mit „Turn The Dial“ einen eigenen Song bei, den er sang und dem man anhörte, dass der neue Gitarrist und Sänger von den Flatliners stammt.

Dem Album gab „Turn The Dial“ einen neuen Schwung, eine andere Art Power – aber es wirkte wie ein Fremdkörper im letzten Albumdrittel. Im starken „Vows“-Opener „Menace“ etwa, der zugleich mit „Burn Forever“ als erste Doppelsingle die Platte angekündigt hat, springt Cresswell Ragan nun gleich mit einem eindringlichen Refrain zur Seite, in „Burn Forever“ übernimmt er eine Strophe – und steuert mit „Side Of The Road“ und „Touch The Sun“ eigene Songs bei, bei denen er die Führung übernimmt. Die neue Besetzung wirkt wesentlich natürlicher, hat ein besseres Selbstverständnis – ist eine vollwertige, selbstbewusste Band auf Augenhöhe.

„Ich liebe die Diversität, die wir inzwischen in unseren Songs haben“, sagt Ragan. „Wollard und Cresswell sind zwei Naturgewalten und trotzdem zwei unterschiedliche Talente mit verschiedenen Sounds. Die Gitarrenparts, die sie miteinander schreiben, sind fantastisch. Und was den Gesang angeht: Es ist gut, dass der ganze Druck nicht nur auf mir lastet und ich mich hinter den beiden auch zurückfallen lassen kann. Das alles fühlt sich sehr gut und organisch an.“ Alle Bandmitglieder schreiben die Songs miteinander – etwas, das Ragan und Wollard in den Texten zum Beispiel früher gemacht und sich nun wieder angeeignet haben. „Üblicherweise war es immer so, dass derjenige, der den Text geschrieben hat, auch das Lied gesungen hat. Viele Texte haben wir beide früher aber auch zusammengeschrieben und uns das Notizheft hin und hergeschoben. Wir hörten die Demos, ich schrieb eine Zeile, gab ihm das Heft, er schrieb eine, und so ging es immer weiter. Damit sind wir aufgewachsen. Auf „Vows“ wollte ich das wieder tun, dann haben wir auch Cresswell dazugenommen, sogar Brian hat sich eingeklinkt.“

Konzerte spielen

2024 feiern Hot Water Music ihr Jubiläumsjahr ausgiebig auf Geburtstagtournee in den USA und Europa. Aufgrund der vergangenen Corona-Pandemie fühlt es sich ein wenig an, als wären sie gerade erst – 2019 – zum 25. Geburtstag unterwegs gewesen. Damals spielten sie die beiden Klassiker-Alben „No Division“ und „Caution“ jeweils in voller Länge. Die kommende Tour wird sich nun natürlicherweise auf „Vows“ konzentrieren, aber auch ein „ziemlich wilder Mix aus alten Liedern“ sein, die die Band lange nicht gespielt hat. „Wir haben eine Menge Alben gemacht und viele Songs, aus denen wir wählen können“, sagt Ragan.

„Ein Set zusammenzustellen ist nicht immer leicht, es gibt die Lieder, die das Publikum unbedingt hören will, und andere, die wir gerne spielen würden. Wenn man ein Album veröffentlicht, kann man oft nur vier davon regelmäßig spielen, und die anderen sechs bleiben auf der Strecke. Wir haben uns also mal unsere alten Songs vorgeknöpft. Wie wäre es mit ‚Difference Engine‘ von ‚Fuel For The Hate Game‘? Lass uns den mal probieren!“ Zu den Jubiläumsshows werde die Band jedoch auch ohne Wollard reisen, vermutet Ragan. „Er ist wirklich ein Teamplayer, aber er kann das einfach nicht leisten. Wir alle würden es lieben, wenn er dabei wäre, aber verstehen und respektieren das. Und fürs Protokoll: Er würde das auch, aber es geht leider einfach nicht.“

Die Perlenkette Hot Water Music wird mit „Vows“ also noch ein Stück länger. Auch, wenn sich trotz des inzwischen regelmäßigen Outputs manchmal jedes Album wie ihr letztes anfühlt, blickt Ragan vage ins nächste. „Wir spielen und schreiben immer so, wie wir uns gerade fühlen“, sagt er. „Ich weiß nicht, wie unsere nächste Platte klingen wird. Sie könnte langsamer werden, sie könnte schneller und lauter werden. Aber eins ist klar: So wie wir gerade aufgestellt sind, wir fünf plus Brian und Ryan, das funktioniert so gut. Es ist echt ein Dreamteam, Mann.“

VISIONS empfiehlt: Hot Water Music

07.11. Münster – Skaters Palace
08.11. Hannover – Capitol
12.11. Stuttgart – LKA-Longhorn
13.11. München – Muffathalle
15.11. Leipzig – Felsenkeller
16.11. Berlin – Huxley’s Neue Welt
21.11. Hamburg – Grosse Freiheit 36
22.11. Wiesbaden – Schlachthof
23.11. Köln – Palladium

Heimweh

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Nach der Blues-Party ist vor der Blues-Party: Auch nach „The Major Minor Collective“ (2021) voller illustrer Gäste aus der Musikwelt bleiben The Picturebooks offenbar dabei, sich mit kongenialen Freunden zu umgeben, und arbeiten daher für ihren neuen Song „Back To L.A.“ mit Rapper Badd Wolf zusammen.

Bevor der aber seinen großen Auftritt gegen Endes des Songs hat, bringen Fynn Grabke (Gitarre und Gesang) und Philipp Mirtschink (Schlagzeug und Percussion) wieder ihren rohen Alternative-Blues-Fuzz auf den Freeway, der bei ihnen zuletzt etwas an Durchschlagskraft eingebüßt hatte.

Auch wenn der Song bestens in die Südstaaten zu Neo-Western-Serien wie „Justified“ passen würde, liegen die Wurzeln des Tracks natürlich in Kalifornien: „‚Back To L.A.‘ ist einer dieser Songs, die es erst nur als eine Art A-cappella-Version gab, die ich öfter im Auto gesungen habe, wenn ich L.A. vermisst habe“, so Grabke. „Der Song handelt von der Situation, in der ich mich befinde: immer halb in L.A. – der Metropole, die direkt am Pazifischen Ozean liegt, mit einer Musik- und Kunstszene wie fast nirgendwo anders auf der Welt – und Gütersloh, Deutschlands kleinster Großstadt, irgendwo in Ostwestfalen-Lippe, wo Kultur sowas Ähnliches wie kriminell oder nicht erwünscht ist, zu leben.“ Bei dem in Los Angeles gedrehten Musikvideo führte Fynn Grabkes Vater Claus Regie.

Das neue Album „Albuquerque“ von The Picturebooks erscheint physisch am 5. Juli über Sonny Slope und kann bei Kingsroad bereits vorbestellt werden, digital soll es aber erst im September verfügbar sein. Auch eine eigene Tour stellte das Duo in Aussicht, im Juni sind sie aber erstmals mit The Boss Hoss in Deutschalnd zu sehen.

Einen weiteren Track des kommenden Albums gab es letztes Jahr bereits mit „Masquerade“ zu hören.

The Picturebooks – „Albuquerque“

picutrebooks cover albuquerque

01. „Why Mother Why“
02. „Masquerade“
03. „Back To LA“
04. „I Feel You“
05. „Black Water“
06. „Lifer“
07. „We Stole Your Rock´n Roll“
08. „Running Wild And Free“
09. „Primate Dancer“
10. „Roots To The Ground“

Der Winter naht

Ihre neue Single „Winter“ bleibt etwas ganz Besonderes, erklärt die Hardcore-Punk-Band Gift. Das Lied ist nicht nur der Opener für ihr heute veröffentlichtes Debütalbum „Ruptures“, sondern bekommt auch als erster Song der Band ein eigenes Musikvideo.

Aber auch wenn es sich bei Gift theoretisch um eine Newcomer-Band handelt, ihre Mitglieder sind keinesfalls Unbekannte: Gift-Gitarrist Marc Aufderstraße hat in der Vergangenheit bei Bands wie Eaves, Trainwreck oder The Tidal Sleep mitgespielt und auch der Rest der Band kommt laut eigener Aussage „aus dem Dunstkreis von Throwers, Eaves, Glasses, Trainwreck, Quallus und Antes“.

Der Sound von Gift hat bereits 2020 dafür gesorgt, dass Kollege Jan Schwarzkamp in unserer Newcomer-Rubrik auf sie aufmerksam geworden ist. Den dort beschriebenen „kaputten, klassisch-crustigen Chaos-Hardcore mit Wut und Emotion“ finde man auch vier Jahre später in „Winter“ wieder, auch wenn die Leipziger hier vermehrt auf den Kontrast aus zehrenden Episoden und treibenden Ausbrüchen setzen. Einen besonderen Charme haben die düsteren, beinahe bedrohlichen Instrumentalwände, die über Hörer:innen hinwegrollen.

„Ruptures“ ist heute bei This Charming Man erschienen. Neben der Digital-Version ist das Album auch auf Vinyl oder als streng limitierte Kassette erhältlich. Außerdem spielen Gift ab Mitte dieses Monats einige Konzerte in Deutschland.

Live: Gift

17.05.  Leverkusen – Kulturausbesserungswerk
18.05.  Münster – Baracke
19.05. Aachen – Autonomes Zentrum
20.05. Leipzig – Plaque
26.09. Halle – haltmich.Fest

Puzzlestücke

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„There is an overwhelming sense of doubt/ That’s spent a lifetime occupying my mind“ beginnen Be Well ihre neue Single, bevor sie im Refrain dann die existentielle Frage stellen: „How do you believe in me now?“ Im Video sieht man dann einerseits die Protagonistin beim verzweifelten Versuch Puzzlestücke zu einem großen Ganzen zu verbinden und andererseits die Band, während sie den Song im Proberaum spielen.

Die Hardcore-Band um Sänger Brian McTernan veröffentlicht die neue Single als Seven-Inch gemeinsam mit einer zweiten Single, „Without A Compass“. McTernan berichtet von seiner Inspiration für „A Tap I Can’t Turn Off“: „Ich singe über die Angst, diejenigen Menschen in meinem Leben zu enttäuschen, die mich bedingungslos lieben und an mich glauben. Manchmal fühle ich mit dieser Liebe unwürdig und verletze genau diejenigen, die mir am wichtigsten sind.“ In Europa soll die Seven-Inch in Kürze via Coretex verfügbar sein.

 

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Zuletzt veröffentlichten Be Well 2022 die EP „Hello Sun“, ihr Debütalbum „The Weight And The Cost“ ist 2020 erschienen. Ob die beiden neuen Singles ein erster Vorbote auf ein weiteres Album sind, ist bislang nicht bekannt. Am 2. Juni spielen Be Well ein Konzert in Wiesbaden. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Löcher graben oder Türme bauen?

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Die Nerven-Bassist Julian Knoth und Beatsteaks-Schlagzeuger Thomas Götz sind neben ihren Hauptbands Teil der Supergroup Die Benjamins, in die Götz damals auf Nachfrage von Knoth eingetreten ist. Außerdem haben die beiden jeweils noch Soloprojekte am Start, Knoth mit Peter Muffin und Götz mit Einerbande.

Irgendwo zwischen der letzten Tour von Die Nerven, Probewochenenden mit den Benjamins und Studioaufnahmen mit den Beatsteaks haben sich die beiden einen Tag genommen und angefangen zu jammen. Aus den zwei zehnminütigen Jams entstanden dann „Ereignis“ und „Ist es einfacher“. Die Lieder haben Knoth und Götz auch sofort aufgenommen und nun auf der Maxi-Single „Peter Muffin vs Einerbande“ veröffentlicht. Bestellen kann man die Platte über Bandcamp.

Musikalisch und textlich sind die beiden Lieder eher minimalistisch gehalten. Das Grundgerüst der Songs besteht aus dicken Basslines, krachendem Schlagzeug, Gitarrenfetzen und Synthesizern. Diese schmelzen auf den Tracks zu einem Lo-Fi-Amalgam aus Artrock, dezentem Noise und Kraut ineinander, während Götz und Knoth in „Ereignis“ immer und immer wieder dadaistische Parolen wie „Gehe nicht über Los“ und „Ich möchte ein Ereignis sein“ proklamieren.

In „Ist es einfacher“ scheint der zunächst Text etwas weniger knapp. Die dort gestellte Frage „Ist es einfacher ein Loch zu graben, als einen Turm zu bauen?“ wird aber auch nicht wirklich beantwortet, denn die beiden verlieren sich zu ihrem unterhaltsamen Weirdo-Artrock lieber in philosophischen Fragen aus der vernebelten Studenten-WG, statt Antworten zu liefern. Nur passend, dass Knoth das Projekt als „geile Mische“ betitelt, die ihn an „fragwürdige Drinks auf dem Edeka Parkplatz seiner Jugend“ erinnerte.

 

Für die gewünschte Maxi-Single fehlten Götz und Knoth allerdings noch zwei Songs, sodass sie die B-Seite mit Dub-Versionen bestückten. „Ereignis Schleifi und Braui Dub“ ist ein Remix der DJs Schleifstein und Jan Brauer vom Techno-Projekt Brandt, Brauer, Frick. „Einfacha bauen“ hat Andi Thoma vom Electro/Ambient-Duo Mouse On Mars produziert und enthält zwei Samples von Palais Schaumburg.

 

Das aktuelle Album von Peter Muffin beziehungsweise vom Peter Muffin Trio ist 2021 mit „Stuttgart 21“ erschienen. Mit dem Yum Yum Club veröffentlichte Knoth letztes Jahr noch das Album „Full HD“. Das aktuelle Album von Die Nerven erschien 2022.

Mit den Beatsteaks hat Thomas Götz erst Ende April die neuste Single „Detractors“ veröffentlicht, die aus dem kommenden Album „Please“ stammt.

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