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    Metz
    Atlas Vending

    VÖ: 09.10.2020 | Label: Sub Pop/Cargo
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 331
    Schönheit
    Metz - Atlas Vending

    Wenige Bands liefern so konsequent ab wie Metz. Mit „Atlas Vending“ dürfen sich die Kanadier guten Gewissens eine moderne Noiserock-Institution nennen.

    Jedes der vorherigen drei Alben ist eine Wucht: 2012 erscheint mit „Metz“ der misanthropische, chaotische Einstand mit „Bleach“-Reminiszenz – deshalb sind sie wie Nirvana auch von Anfang an eine Sub-Pop-Band. Auf dem Nachfolger „II“ überzeugen sie dann mit fettem, schmutzigem Sound, der alles niederwalzt. Mit „Strange Peace“ von 2017 schaffen es Gitarrist Alex Edkins, Bassist Chris Slorach und Schlagzeuger Hayden Menzies, so etwas wie Melodien in den Krach zu integrieren, ohne dass die Härte verloren geht. Die folgende Raritäten-Compilation „Automat“ zeichnet chronologisch nochmal die Entwicklung von Kakofonie-affinen Menschenhassern zu raffinierten Songwritern nach. Hier knüpft schließlich „Atlas Vending“ an. Viel vordergründiger als bisher sind hier die Texte. Die rebellische Scheiß-drauf-Attitüde fährt das erwachsener gewordene Trio zurück und schreibt über das Vatersein, über den psychischen Druck, den Medien erzeugen, und unter anderem mit „Hail Taxi“ und „No Ceiling“ sogar richtige Lieder über Liebe (und ihre Schattenseiten natürlich). Letzterer ist ein anderthalbminütiger Punkrock-Song mit poppiger Hook – es fühlt sich komisch an, das in einem Text über Metz zu schreiben, aber es stimmt. Melodische Elemente sind wieder ähnlich ausgeprägt wie auf „Strange Peace“ und machen „Atlas Vending“ sehr dynamisch. Bei „Framed By The Comets Tail“, das nervös mit einem einzigen Akkord auf der Stelle tritt und Spannung erzeugt wie ein guter Horrorfilm-Soundtrack, singt Edkins klar und deutlich, die Musik bleibt verhältnismäßig ruhig im Hintergrund. Nach vier Minuten bauscht sich langsam der Noise auf und stolpert ins extrem laute „Parasite“ hinein, eine zum Song gewordene Panikattacke, die einem nur wenige Sekunden zum Luftschnappen gönnt. Metz zeigen auch wieder, dass sie sich sowohl im klassischen Noise- als auch im Punkrock zuhause fühlen und schlagen die Brücke: „Draw Us In“, dessen Hauptriff so klingt, als würde Edkins einfach an seinen Saiten reißen, und die Leadgitarren in „The Mirror“ erinnern sehr an The Jesus Lizard. Der donnernde 4-to-the-floor-Marsch „Blind Youth Industrial Park“ dagegen an eine abgefuckte Abstraktion der Stooges. Alles kommt am Ende in „A Boat To Drown In“ zusammen, zu dem es ein tolles Musikvideo gibt und in dem sich Edkins mit dem Tod auseinandersetzt. Der Closer endet offen, indem Metz das angespannte Instrumental zu einem langen Outro strecken, das sich nicht auflöst, sondern allmählich im Feedback krepiert – ein passendes Bild.

    Das steckt drin: The Jesus Lizard, Lightning Bolt, Protomartyr

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