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Silver-Cord-Sessions

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Immerhin drei Songs gibt es auf der neuen Live-EP von Empire State Bastard zu hören: „Harvest“, „Moi?“ und „Stutter“ spielt die Supergroup, bestehend aus Simon Neil von Biffy Clyro, Dave Lombardo, Mike Vennart und Bassistin Naomi Macleod (Bitch Falcon). Besonders Neil verausgabt sich wie gewohnt bis zum Äußersten und legt sich zwischenzeitlich sicherheitshalber mal auf der Studiocouch nieder.

Die EP haben Empire State Bastard in den Silver Cord Studios in New York aufgenommen, die Gojira-Sänger Joe Duplantier gehören, der direkt auch das Mixing der EP übernommen hat. Alle drei Songs sind Teil ihres Debütalbums, „Rivers Of Heresy, das sie im September 2023 veröffentlicht haben. Im Interview mit VISIONS haben Neil und Vennart mehr über den Ursprung des Projekts erzählt.

Hiphopnotisiert

Womöglich ist der vergangene Winter schuld? Vielleicht ist der Beton von schlechter Qualität? Oder es hat einfach der Zahn der Zeit an der Straße genagt? Jedenfalls bringt ein unscheinbares Schlagloch in Green­wich Village, Manhattan die USA im Sommer 2000 um eine Tournee, die Rap und Rock nicht besser hätte vereinen können. Nach einer Probe fährt Michael „Mike D“ Diamond mit dem Fahrrad über den University Place und gerät mit dem Vorderrad in ein Schlagloch. Er fliegt vom Rad, landet unsanft auf dem Boden und bricht sich das Schlüsselbein. So müssen die Beastie Boys die geplante „Rhyme And Reason“-Tour nur eine Woche vor Beginn absagen.

Eine tragische Wendung für Ticketbesitzer:innen, weil das Line-up unglaublich gut ist. Neben Green Day und Busta Rhymes an einigen Terminen sind nämlich Rage Against The Machine als Co-Headliner dabei. Und bevor die gecancelte Tour nachgeholt werden kann, lösen sich diese im Oktober 2000 auf. Es kommt also nicht zur bestmöglichen Live-Union zweier Bands, die Crossover und Rap Rock jeweils stimmig und genial, aber doch unterschiedlich spielen. Rage Against The Machine eher von Seiten des harten Rock und die Beastie Boys, indem sie ihre Hardcore-Wurzeln mit ihrer zweiten großen Liebe, dem HipHop, kreuzen. Doch genau das werden sie in den kommenden Jahren vorerst nicht tun.

Statt also durch die USA zu touren, hält sich das Trio 2000 und 2001, nicht nur aufgrund des gebrochenen Schlüsselbeins, vor allem in seiner Heimat New York auf. Adam „MCA“ Yauch findet in dieser Zeit neue Räumlichkeiten, die den alten Proberaum-Keller ersetzen, weil sich in ihnen ein eigenes Studio einrichten lässt und weil sie sogar Fenster besitzen. Aus einem davon kann man die Spitze des World Trade Centers sehen.

HipHop kommt in die Stadt

Yauch hat auch die nächste klare Idee: Nach den lauten Gitarren auf dem Cross­over-Meisterwek „Ill Communication“ (1994) und dem überdreht-genialen „Hello Nasty“ (1998) soll als nächstes ein reines Rap-Album her. Die beiden anderen verstehen Yauchs Beweggrund zwar nicht, weil er diesen aber resolut vorträgt, stimmen sie nicht dagegen. „Vielleicht hat es damit zu tun, dass er ein Einzelkind ist“, schreibt Adam „Ad-Rock“ Horovitz in der Autobiografie „Beastie Boys Book“. „Und weil Mike und ich jeweils die Jüngsten in einer Drei-Kinder-Familie sind, sind wir es gewohnt, nicht unseren Willen zu bekommen.“

Die Herangehensweise ist also festgelegt: keine Gitarren, kein Geschrei, kein Megafon, kein Hardcore, kein Punkrock, keine funky Instrumental-Tracks, nicht mal Instrumente – also wenig von dem, was die Beastie Boys seit Jahrzehnten ausmacht. Stattdessen nur Beats und Rap. Das Ergebnis klingt so puristisch wie keines der voran­gegangenen Alben, selbst „Paul’s Boutique“ (1989) nicht, das noch am ehesten als Rap-Album durchgeht. „Dieser Sound steckt einfach in uns. Wir sind mit ihm groß geworden, wir leben ihn seit Kindertagen. Da ist es doch klar, dass du immer wieder darauf zurückkommst“, sagt Yauch in VISIONS 136 über „To The 5 Boroughs“ und HipHop – trotzdem ist der Schritt ungewöhnlich, weil die Beastie Boys HipHop schon immer zusammen mit ihren Punkrock- und Hardcore-Wurzeln gedacht und gelebt haben.

Bevor HipHop sie in ihren Bann zieht, sind sie drei junge, euphorisierte Männer oder Jugendliche, die vor allem in Brooklyn, einem der fünf Boroughs von New York, in Plattenläden und Clubs rumhängen und auf Konzerte gehen – und das am besten jeden Tag. Seit 1979 stehen sie auch selbst auf der Bühne, spielen auf Hardcore-Matinees in kleinen Bars und mit Bands wie Bad Brains, Misfits, Sonic Youth oder Swans. Erst danach kommt der HipHop zu ihnen, weil die Rap-Acts und DJs aus Harlem und der Bronx größere Kreise ziehen.

Ein DJ-Set von Afrika Bambaataa, einem der Wegbereiter des HipHop, öffnet ihnen die Augen: Sie sehen zum ersten Mal, wie jemand einzelne Parts verschiedener Platten zusammenmischt, um daraus etwas Neues zu basteln. Und die musikalische Bandbreite des Sets – Breakbeats, Gary Numan, Michael Jackson, Kraftwerk und Aerosmith – scheint ausschlaggebend für die Genre-Offenheit der Beastie Boys zu sein, die bis zu „To The 5 Boroughs“ auf keinem Album zu überhören ist.

Angefangen 1986 mit „Licensed To Ill“, auf dem ein junger Produzent namens Rick Rubin (der im selben Jahr auch an Slayers „Reign In Blood“ beteiligt ist) den Beastie Boys dazu verhilft, ihre „Fuck you“-Attitüde mit simplen Beats, sägenden Gitarren, nervensägenden Raps und Party-Crossover umzumünzen. Auf „Paul’s Boutique“ folgt 1992 das unglaublich stimmige „Check Your Head“, auf dem unter anderem Money Marks Keyboards für einen besonderen Groove und Funk sorgen. Der Durchbruch gelingt ihnen aber erst mit den lauten Gitarren, dem Megafon, den Punkrock-Krachern und dem Crossover-Rap auf „Ill Communication“. Dabei hilft auch das Video zu „Sabotage“, das Mitte der 90er auf MTV in Dauerrotation läuft und in dem die Beastie Boys als Schlips, Schnurrbart und Sonnen­brillen tragende Action-Cops zu sehen sind. „Hello Nasty“ erweitert den Genre-Mix 1998 um ein verrücktes Stück und macht das Trio allen voran mit dem Megahit „Intergalactic“ zu internationalen Popstars.

Doch so überdreht das Album auch klingt, das Trio ist mittlerweile über 30 und ein Stück ruhiger, sogar erwachsener geworden. So reist auf der „Hello Nasty“-Tour etwa ein eigener Koch mit, und die Familien kommen zwischendurch zu Besuch, während die Beastie Boys auf einer Rundbühne inmitten der großen Hallen beweisen, was sie alles draufhaben: instrumentale Funk-Band, Punk/Hardcore-Band und versierte wie verrückte Rap-Crew. Letzteres wollen sie auf „To The 5 Boroughs“ ausnahms­weise ausschließlich sein.

Kein Protest ohne Punk?

Auch wenn HipHop erst die zweite große Liebe der Beastie Boys ist, machen sie mit ihrem eigenwilligen Genre-Mix genau das, was HipHop war und ist: Nimm dir, was du möchtest, und mach damit und daraus, was dir beliebt. So wie Afrika Bambaataa ihnen es an den Turntables vormacht. Musikalisch sind die Beastie Boys schon immer breit aufgestellt, inhaltlich bewegen sie sich zwischen Spaß- und Battle-Rap, vermengen Alltagsgeschichten, mit Liebesbekundungen und manchmal auch gesellschaftspolitischen Ansagen. Der Spaß steht aber stets mit in der ersten Reihe und ist in vielen ihrer Musikvideos zu sehen, während Politik kaum eine Rolle spielt.

„To The 5 Boroughs“ ist nicht nur musikalisch anders, sondern auch inhaltlich: Zum einen finden sich ein paar explizite politische Aussagen darauf, zum anderen ist es mit dem Humor nicht so einfach wie sonst. Das liegt vor allem daran, dass das nur wenige Blocks entfernte World Trade Center eines Tages nicht mehr aus dem neuen Studio der Beastie Boys zu sehen ist, stattdessen patrouillieren die Polizei und das Militär täglich vor der Tür. Die Terroranschläge am 11. September 2001 legen einen Schatten über die Arbeit am neuen Album: Es fühlt sich nicht mehr richtig und schon gar nicht leicht an, vornehmlich über Quatsch oder unwichtige Dinge zu rappen.

So pendelt sich „To The 5 Boroughs“ inhaltlich irgendwo zwischen spaßigem Battle-Rap und politischer Ernsthaftigkeit ein. Insbesondere der vierte Song „It Takes Time To Build“ benennt politische Inhalte und spricht sich gegen den damals amtierenden Präsidenten aus: „Stop building SUV’s, strung out on OPEC […] We’ve got a president we didn’t elect/ The Kyoto treaty he decided to neglect/ […] By the time Bush is done what will be left/ Selling votes like E-pills at the discotheque/ Environmental destruction and the national debt/ But plenty of dollars left in the fat war chest.“ Zur Erinnerung: George W. Bush ist ein sehr konservativer, kriegsliebender Republikaner, der 2000 erst per Gerichtsentscheid zum Präsidenten gekürt wird.

„Nicht nur der HipHop, die ganze Welt braucht wieder mehr Wahrnehmung für politische Vorgänge. Im Moment kann es nur ein einziges Ziel geben: Wir müssen George aus seinem Office kriegen, mit jedem Mittel. Der Mann ist ein einziges Problem. Das kann man nicht oft und laut genug sagen“, erklärt MCA in VISIONS 136 die politische Motivation des Albums. „Natürlich hörst du ein Album zunächst, weil dir die Beats gefallen, oder weil du die Single magst. Aber wenn du die Platte häufiger hörst, wirst du unterbewusst beginnen, die Dinge wahrzunehmen, über die wir rappen. Und irgendwann setzt dann hoffentlich auch das Nachdenken ein.“

Mit dieser Idee veröffentlichen die Beastie Boys ihr sechstes Album bewusst drei Monate vor der Präsidentschaftswahl. Es hilft genauso wenig wie die Protestsongs und -aktionen vieler anderer Musiker:innen: George W. Bush wird Anfang November erneut zum Präsident der USA gewählt. Diese Tatsache ist nicht der einzige Grund, der Ad-Rock retrospektiv nicht ganz zufrieden auf „To The 5 Boroughs“ blicken lässt: Das Album wäre sicherlich besser geworden, „wenn es nicht auf Rap-Songs limitiert“ wäre, schreibt Horovitz im „Beastie Boys Book“. Politische Themen würden sich besser in Punkrock-Songs verhandeln lassen.

Punkrock und Protest gehören einfach zusammen, so hat es uns die Musikgeschichte zumindest gelehrt. Doch Anfang der 2000er Jahre beteiligen sich etwa auch Bands wie Bright Eyes oder Radiohead an Bush-inspirierten Protestsongs. Für die Songtexte der Beastie Boys sind derart deutliche, politische Aussagen nicht nur ungewohnt, sondern sie wirken auch etwas hölzern in ihrem hibbeligen, humorvollen Musikrahmen. Die nicht zu deutlich formulierten Zweizeiler im „To The 5 Boroughs“-Track „Right Right Now Now“ klingen zu flinken Beats und einem Partridge-Family-Sample hingegen wesentlich natürlicher: „Columbine bowling, childhood stolen/ We need a bit more gun controlling […] Well I’m a funky-ass jew and I’m on my way/ And yes I got to say fuck the KKK […] I went to get a loan and they asked my race/ I wrote down ‚human‘ inside the space.“

Still in the game

Weil Fehler nun mal menschlich sind, gesteht Horovitz sich und seiner Band in der Autobiografie einen weiteren ein: Das Trio möchte alles allein machen, obwohl sie zum ersten Mal ein Album am Computer und mit Pro Tools aufnehmen, womit sich keiner der drei richtig auskennt. So kommt es zu ein paar Unstimmigkeiten untereinander, die sich allerdings schnell beilegen lassen. Dass die Beastie Boys aber auf Produzent Mario Caldato Jr., besser bekannt als Mario C, verzichten, der an den vier vorangegangenen Alben beteiligt und schon mit der Band auf Tour war, betrachtet Horovitz rückblickend als Fehler. Stattdessen übernimmt Produzent Ken „Duro“ Ifill den Mix des Albums, der zuvor für Rap-Künstler wie Jay-Z, aber auch für Pop-Acts wie Mariah Carey arbeitete. Der Sound von „To The 5 Boroughs“ fällt im Vergleich zu den vorangegangenen Alben der Band – auch dank Duro – wesentlich cleaner aus. Was Horovitz im Nachhinein als Makel betrachtet, verschafft dem Album in der Diskografie der Beastie Boys (auch mit den zwei noch folgenden Alben) eine Sonderstellung. Denn „To The 5 Boroughs“ ist nicht nur ein hervorragendes Rap-Album, das keine andere Band der Welt so hätte aufnehmen können, sondern auch in seiner Aufgeräumtheit ein stimmiges, mitreißendes Gesamtwerk.

Ganz im Sinne des Oldschool-HipHop sampeln die Beastie Boys alte Soul- und HipHop-Songs: In „Ch-Check It Out“ etwa Peggy Lees Cover von Otis Reddings Song „(Sittin‘ On) The Dock Of The Bay“, und in „Triple Trouble“ gelingt es ihnen sogar, den schon 2004 eigentlich ausgenudelten Klassiker „Rapper’s Delight“ der Sugarhill Gang frisch klingen zu lassen. Unterstützung bekommen sie wie so oft von ihrem Live-DJ MixMaster Mike, für dessen Turntables „To The 5 Boroughs“ eine bunte Spielwiese ist. Die Stimmen der drei MCs klingen darauf wie ineinandergreifende, miteinander harmonierende Instrumente, weil sie so charismatisch und charakteristisch sind. MCA stellt mit seiner leicht verrauchten Stimme dabei einen Gegenpart zu den eher höheren, nasalen Stimmen der beiden anderen Beastie Boys dar. Besonders Ad-Rock klingt in manchen Parts, etwa in „Hey Fuck You“, wie ein Zeichentrick-HipHop-Superheld.

Das Herzstück des Albums ist „An Open Letter To NYC“, das nach der aus Robert Goulets „New York’s My Home“ gesampelten Eröffnung ein Liebesbrief an die Heimat der Beastie Boys ist. An den Ort, an dem für sie alles begann. Und auch wenn sich in den Song wenige kritische Zeilen mischen, bleibt die Botschaft klar und wird mit den letzten vier Zeilen auf den Punkt gebracht: „Dear New York, I know a lot has changed/ Two towers down, but you’re still in the game/ Home to the many, rejecting no one/ Accepting peoples of all places, wherever they’re from.“ | leserbriefe@visions.de


Wut im Bauch

Dass Cold Years eines Tages ein Album in den USA aufnehmen würden, erscheint rückblickend nur logisch, verkündet Sänger und Gitarrist Ross Gordon doch 2020 im Interview zum Debüt „Paradise“, dass er keine englischen Bands möge und mit US-Punk und -Blues aufgewachsen ist. Zwei Alben später rudert er zumindest etwas zurück und sagt, dass er englische Bands leiden könne, es aber eine Menge Bands aus Großbritannien gebe, die er nicht mag. „Wenn du mich fragen würdest, was meine britischen Lieblingsbands sind, würde ich The Smiths, Manic Street Preachers oder etwas anderes aus den 80ern oder 90ern nennen“, erzählt Gordon. „‚Everything Must Go‘ von den Manic Street Preachers ist eines der besten Alben, die je aufgenommen wurden.“

Dennoch fühlen sich Gordon, Gitarrist Finlay Urquhart und Schlagzeuger Jimmy Douglas für ihr drittes Album mehr zu den Vereinigten Staaten als zu Großbritannien hingezogen. „Wir haben uns entschieden, das Album in den USA aufzunehmen, weil wir das Album so klingen lassen wollten, als ob es von dort kommt“, so Gordon. „Hätten wir es in Großbritannien aufgenommen, hätte es zu britisch geklungen. Wir wollten etwas anderes ausprobieren und in einer anderen Umgebung arbeiten. Nach New Jersey zu gehen, war wie in eine andere Welt und in eine andere Kultur einzutauchen.“

Obwohl Cold Years „A Different Life“ in New Jersey (mehr dazu im Studiobericht in VISIONS 371) und damit in dem Bundesstaat aufnehmen, in dem auch Bruce Springsteen und The Gaslight Anthem beheimatet sind, nehmen die Schotten auf dem Album eher mehr Abstand vom Heartland-Sound ihres Debüts, als sie es bereits in Teilen auf dem zweiten Album „Goodbye To Misery“ getan haben. „‚A Different Life‘ ist eher ein Punk-Album als ein Heartland-Rock- oder Americana-Album“, sagt Gordon. „Es steckt immer noch etwas Springsteen in der Platte, aber auch Cheap Trick und eine Menge Ramones und The Clash. Wenn eine der lokalen Bands das Album beeinflusst hat, dann waren es wahrscheinlich The Bouncing Souls, von denen ich großer Fan bin.“

Keine Alternative

Während Cold Years auf „A Different Life“ ihrer Liebe für US-Punk frönen, ist die Platte thematisch eindeutig in Großbritannien verortet. Im zackigen „Choke“ kotzt sich Ross Gordon mit Zeilen wie „Where you gonna go/ When everything you love is burning to the ground“ und „A peace of mind/ Is something I can’t find“ etwa über die aktuelle politische Lage in seiner Heimat aus.

Schon auf „Paradise“ blickten Cold Years politisch aufgeladen auf das Leben in Großbritannien nach dem Brexit. „Die politische Lage ist seitdem schlimmer geworden“, so Gordon. „Die Pandemie hat gezeigt, dass die Regierung aus einem Haufen lügender und korrupter Bastarde besteht. Wir hatten innerhalb von fünf Jahren mehr Premierminister als in den zehn Jahren davor, und jeder von ihnen ist genauso inkompetent wie der davor. Dazu ist die Labour Party keine brauchbare Alternative. Es gibt keine linke Mainstream-Option mehr. Es gibt nur noch Parteien rechts von der Mitte oder ganz rechts, der Rassismus kocht in diesem Land weiter über. Meiner Meinung nach gibt es momentan keine Partei, die man guten Gewissens wählen kann. Die Alternative, die wir vor ein paar Jahren noch hatten, gibt es jetzt nicht mehr.“

Cold Years versuchen auf „A Different Life“ gar nicht erst, die Dinge zu beschönigen und stellen unmissverständlich klar, dass unsere Welt in ihrer aktuellen Form für die Band ihre Sinnhaftigkeit verloren hat. „In ganz Europa nehmen Rassismus und die extreme Rechte zu“, so Gordon. „In Großbritannien gibt es gerade den Slogan ’stop the small boats‘, weil wir nicht wollen, dass Menschen, die vor Kriegen fliehen, die wir mitfinanziert haben, einen neuen Ort zum Leben finden und in Sicherheit sind. Das macht mich wütend. Wir lenken uns ab, anstatt die wirklichen Probleme anzugehen. Die Welt muss noch viel lernen, denn im Moment herrscht überall nur Chaos.“ Frieden geschlossen hat Gordon wiederum mit seiner Heimatstadt Aberdeen. Deren triste und verregnete Kulisse hat er zu Beginn der Pandemie gegen die dreimal größere und weltoffene Hauptstadt Glasgow eingetauscht. „I sit and wonder about long lost friends/ Are they happy, are they married, are they drinking again?“, singt er in der Single Radio.

„Ich habe meine Heimat lange gehasst“, gesteht Gordon. „Ich komme aus einem sehr heruntergekommenen Ort, in dem man nicht viel machen kann, in dem es ständig regnet und in dem die Wirtschaft den Bach runtergegangen ist.“ Aufgrund des durch den Umzug nach Glasgow gewonnenen Abstands verändert sich schließlich seine Sichtweise auf Aberdeen. „Jetzt sehe ich das etwas anders. Ich liebe Glasgow immer noch, aber ich hasse Aberdeen nicht mehr. Ich vermisse die Stadt sehr. Meine Familie und meine Freunde sind dort, und ich besuche sie jetzt viel öfter. Es fühlt sich jetzt wie ein anderer Ort an. Wenn man eine gewisse Zeit nicht mehr in seiner Heimat war, wird man nostalgisch und beginnt, sie zu vermissen. Ich könnte nicht wieder dort leben, aber die Zeit, die ich dort verbringe, genieße ich.“

Wille zur Besserung

„A Different Life“ ist aber nicht nur ein erneut politisches Album geworden, Ross Gordon verarbeitet auf der Platte auch persönliche Dinge. Das mit Piano und Streichern ausstaffierte und sich aufschwingende „Sick“ dreht sich etwa um die Schlafstörungen, unter denen der Frontmann seit der Pandemie leidet. „Ich habe mich daran gewöhnt und lasse mir von meinem Körper sagen, wann es Zeit ist, schlafen zu gehen“, zeigt er sich pragmatisch. „Seit der Pandemie habe ich keine regelmäßige Routine mehr, und ich glaube auch nicht, dass sie je wiederkehren wird, jedenfalls nicht in nächster Zeit.“

Der stürmische Opener „Over“ handelt dagegen davon, toxische Menschen aus seinem Leben zu verbannen. Ein Prozess, den Gordon über die Jahre erst lernen musste. „Ich war wirklich schlecht darin, toxische Menschen aus meinem Leben zu entfernen“, gesteht er. „Obwohl ich gerne über Konflikte singe, kann ich nicht mit ihnen umgehen. Wenn man mich mit jemandem in einen Raum setzt, den ich nicht mag, gehe ich dem Gespräch einfach aus dem Weg.“ Toxische Menschen nicht mehr in seinem Leben zu dulden, sei ein Lifehack, den man erst einmal erlernen muss, so Gordon. „Wenn man es einmal draufhat, ist es ganz einfach, aber es ist schwierig, überhaupt erst einmal dahin zu kommen. Ich hatte viel zu lange Menschen in meinem Leben, die mir nicht gutgetan haben.“

Cold Years (Nicole Mago)
Cold Years (Nicole Mago)

»Die Pandemie hat gezeigt, dass die britische Regierung ein Haufen lügender und korrupter Bastarde ist.«

Ross Gordon

Mit „Goodbye My Friend“ hat er dagegen einem an Depressionen leidenden Kumpel eine von Freundschaft handelnde Hymne geschrieben, die dazu anregt, sich öfter nach der mentalen Gesundheit seiner Liebsten zu erkundigen. Mit dem eigenen psychischen Wohlergehen befasst sich Gordon in der Akustikballade „Other Side“, in der es etwa heißt: „I’m tired of being tired, pretending I’m fine“, aber auch „I’m going to get better, take it day by day“. Daraus spricht nicht nur der Wille zur Besserung, sondern auch „die Erkenntnis, dass es egal ist, wie tief man im Leben fällt, es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels.“

Obwohl Cold Years auf „A Different Life“ lyrisch ein oft düsteres Bild zeichnen, überwiegt am Ende dank der lebensbejahenden Musik die Hoffnung. Auch wenn sich die Schotten vom Heartland Rock ihres Debüts emanzipiert haben, besitzt ihr Punkrock noch immer den sehnsüchtigen Sound, mit dem sie 2020 erstmals aufgeschlagen sind. Ihr drittes Album strotzt nur so vor Hymnen, die dank immenser Spielfreude, positiver Energie sowie den bislang eingängigsten Melodien der Band höchst ansteckend sind. Das sorgt auch beim sonst so selbstkritischen wie perfektionistischen Ross Gordon für ein Gefühl der Zufriedenheit. „Wenn ich mir das Album jetzt anhöre, fühlt es sich noch genauso frisch an wie im Oktober, als wir es aufgenommen haben. Wenn das die letzte Platte wäre, die wir je gemacht haben, wäre ich glücklich damit.“

Black Dogs im Black Country

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Für den Zustand der Depression gibt es unzählige Umschreibungen – eine davon ist der Begriff des schwarzen Hundes. Darauf verweisen auch Big Special mit dem Video zur Single „Black Dog / White Horse“ Darauf setzt sich das Post-Punk-Duo um Sänger Joe Hicklin und Drummer Callum Moloney aus dem Black Country mit der eigenen mentalen Gesundheit auseinander, knüpfen mit dem Schwarzweiß-Clip optisch an die Düsternis dieser Gefühlswelt an – und lassen die Hauptfigur zu melancholischem Gesang durch das Video schweben, in einem Zustand der Schockstarre.

Musikalisch artikuliert sich diese Starre in einem zunächst ruhigen Schlagzeug-Intro, bevor Hicklin mit den Worten „Brother, heave the oar/ Don’t mind the sound of war/ There’s something worth searching for“ einsteigt – und sein Gesang innerhalb von über drei Minuten eine immer stärkere Kraft entfalten, bevor sie in der letzten Minute abebbt und der Fokus gänzlich auf das Video gelegt wird.

Zu ihrer Rolle im Video erklärte die schottische Hauptdarstellerin Kate Dickie (u.a. „Game Of Thrones“, „Prometheus“, „The Witch“): „Die Schönheit und die Brillanz von Big Special strahlt in ihren Texten, ihrer Musik und ihren Bildern. Ich liebe sie einfach. Es war mir eine Ehre und eine absolute Freude, mit ihnen an ‚Black Dog / White Horse‘ zu arbeiten, eine Erinnerung, die ich in meinem Herzen behalten werde.“

Hicklin hatte bereits in Bezug auf den Song angemerkt: „‚Black Dog/ White Horse‘ handelt von Angst, von Grübeln, aufdringlichen Gedanken und depressiven Zyklen. Es geht um den Versuch, herauszufinden, wie man die Hand ausstrecken kann, wenn Schuld- und Schamgefühle überhandnehmen. Es geht darum, diese Dinge in anderen zu erkennen, die Verlorenen und Unterbewerteten zu bemerken und ihre wachsende Zahl.“

„Postindutrial Hometown Blues“, das Debütalbum von Big Special erscheint am 10. Mai über So Recordings und kann noch vorbestellt werden.

In der Review aus unserer am Freitag erscheinende Ausgabe heißt es zur Platte etwa: „Wenn das Heartland Springsteen hat, hat Birminghams postindustrielles Black Country nun Big Special als Sprachrohr einer desillusionierten Generation.“

Big Special – „Postindustrial Hometown Blues“

Big Special Cover

01. „Black Country Gothic“
02. „I Mock Joggers“
03. „Desperate Breakfast“
04. „Shithouse“
05. „This Here Ain’t Water“
06. „My Shape (Blocking The Light)“
07. „Black Dog / White Horse“
08 „Broadcast: Time Away“
09. „Ill“
10. „Mongrel“
11. „Butcher’s Bin“
12. „Dust Off / Start Again“
13. „Trees“
14. „For The Birds“
15. „Dig!“

Musik für die Müslischale

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Wie gut Punk, Techno und sogar Klezmer zusammenpassen, haben Fat Dog aus England mit ihrer Debütsingle „King Of The Slugs“ vor acht Monaten gezeigt. Auf ihrer neuen Single „Running“ geht die Band eher fast schon in Richtung Trance, tanzbar bleibt es aber auf jeden Fall. Zur Single gab es auch die Ankündigung ihres Debütalbums „Woof.“.

Laut eigener Aussagen macht die fünfköpfige Band „Musik, um deine Haferflocken wieder neu zu entdecken“ oder eben „Musik, um deinen Haaransatz zurück wachsen zu lassen“. Dabei gelten angeblich nur zwei Regeln: auf die eigene mentale Gesundheit achten und kein Saxophon an ihre Musik lassen. Zumindest das mit dem Saxophon ist allerdings glatt gelogen, wie man im neuen Song hören kann, der wie im Wahn zwischen den Viagra Boys, Underworld, Bulgarian Cartader und irgendwie auch Multimediakünstler Oliver Tree wildert. Egal, wie man es dreht und wendet: Das Ergebnis hat auf jeden Fall bunte Substanzen im Blut.

Die knallbunten Oliver-Tree-Vibes kommen auch durch das Musikvideo auf. Darin sollen „die wahren Ursprünge des Kults um Fat Dog und ihren wahren Anführer“ aufgeklärt werden. Durch die psychedelische Inszenierung erinnert das etwas an Filme wie den Fantasy-Horrorfilm „Mandy“, indem ein zugedröhnter Nicolas Cage eine Sekte kaltmacht. Doch statt eines LSD-Horrortrips kippt die Stimmung im Video glücklicherweise doch noch in Richtung 80s-Rave.

Fat Dogs Debütalbum „Woof.“ erscheint am 6. September über Domino. Das Album kann man schon vorbestellen.

Fat Dog – „Woof.“

Albumcover WOOF. (Fat Dog)

01. „Vigilante“
02. „Closer To God“
03. „Wither“
04. „Clown“
05. „King Of The Slugs“
06. „All The Same“
07. „I Am The King“
08. „Running“
09. „And So It Came to Pass“

Das große Nichts

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Nachdem Annie Clark, aka St. Vincent, für die bereits veröffentlichten Singles „Flea“ und „Broken Man“ etwa Unterstützung von Dave Grohl oder Produzent Justin Meldal-Johnsen (u.a. Paramore, Nine Inch Nails) bekam, hat sich Clark für die neueste Auskopplung „Big Time Nothing“ die Hilfe von Sängerin Cate Le Bon eingeholt.

Im Alleingang wiederum hat Clark ihr gesamtes neues, siebtes Studioalbum „All Born Screaming“ produziert: „Ich musste allein mit mir selbst in einem Raum sitzen, drauflos singen, mit modularen Synthesizern herumspielen, Knöpfe drehen, Stromflüsse umleiten, und dann diese sechs Sekunden ausfindig machen, in denen alles passt“, so Clark bereits über den Produktions- und Aufnahmeprozess.

Bereits Ende Februar hatte St. Vincent das Album „All Born Screaming“ angekündigt, in zwei Tagen erscheint ihr siebtes Studioalbum nun. In einem Interview hatte Annie Clark vorher die Beteiligung von einigen namhaften Gästen wie eben Grohl und Drummer Josh Freese angekündigt, ebenso wie Unterstützung von Rachel Eckroth, Mark Guiliana, Stella Mogzawa und David Ralicke.

„All Born Screaming“ erscheint am 26. April und kann noch vorbestellt werden.

Brennende Teslas

Die Quadratur des Quadrats: Seit seinem Ausstieg bei Cannibal Corpse vor knapp 30 Jahren hat sich Grunzgröße Chris Barnes hauptsächlich aufs Stinkstiefeln und seine Band Six Feet Under konzentriert. Deren 14. Platte „Killing For Revenge“ (Metal Blade, 10.05.) dreht ihre Runden ebenfalls im Überschaubaren: reichlich reduzierter, bisweilen erschreckend tumber Death Metal. Für Quatsch wie „Hostility Against Mankind“ oder das Nazareth-Cover „Hair Of The Dog“ würde man heute im Juze ausgelacht, die schmissigen „Compulsive“, „Know-Nothing Ingrate“ oder „Bestial Savagery“ sind derweil aller Ehren wert. Trotz der plakativ zur Schau gestellten Humorlosigkeit, ist es auch ein Verdienst, dass Six Feet Under nach 14 Platten noch immer über keine erkennbaren Kernmerkmale verfügen. Ja, gut, außer vielleicht, dass es genau das ist, wie man Fünfjährigen, dem Steuerberater oder der Erbtante Death Metal erklären würde – interessiert die halt nur nicht.

Lieber mal fragen, was so in Münster los ist: Naxen antworten von dort mit ihrer zweiten Platte „Descending Into A Deeper Darkness“ (Vendetta, 03.05.) mit black-metallischer Herzenswärme und bedrückender Atmosphäre zwischen Geschichtsbuch und Moderne. Wunderbar beängstigend, wie sich die Melancholie in „Our Souls Shall Fall Forever“ oder „Triumphal Tongue Of A Thousand Swords“ durch die Hintertür einschleicht und einfach bleibt, bis sie dann platzt und eine Riesensauerei hinterlässt. Weil das Trio dies ohne den glitzernden Kitsch des Post-Black-Metals veranstaltet, ist das alles umso beeindruckender und beängstigender.

Ebenfalls schön ist es, wenn sich Künstler vom Bauchgefühl treiben lassen: Die Berliner Ancst werfen auf ihrer fünften Platte „Culture Of Brutality“ (Lifeforce, 10.05.) und nach (grob geschätzt) 400 EPs mit Wut und Wallung um sich. 20 schwungvolle Backpfeifen in 35 Minuten und dieses Mal eben mehr Grind- und Hardcore als staatstragende Atmosphäre und Black Metal. Ein Ausbruch reiht sich an den anderen, und trotz des fast verschwenderischen Übermaßes an Auswurf ist das erfrischend kurzweilig und ein bisschen slayeresk. Ganz grob: So klingt das wahrscheinlich, wenn man einen brennenden Tesla aufs Dach legt und mit sehr großen Steinen löscht. Also, grob. Ganz grob.

Die Finnen Unearthly Rites widmen sich auf ihrem Debüt „Ecdysis“ (Prosthetic, 03.05.)  ebenfalls einem tragenden Themenkomplex: die Klimakatastrophe und allem, was damit einhergeht. Dass der grobkörnige Death Metal des Quintetts wie eine Suppe aus Klärschlamm wirkt, passt umso besser zum Sujet. Musikalisch ist diese Wand aus Verzerrung und übertriebenem Fuzz dem 90er-Underground-Death-Metal à la Exit 13, Pungent Stench oder Winter ähnlich– und Frontfrau Sisli Piisilä röchelt, als ob ihr die Galle schon Oberkante Unterlippe stünde. Ach, komm: Für das scharfe Bandlogo gibt’s auf der nach oben offenen Sanguisugabogg-Skala Extrapunkte. Wunderbar.

Fürs Bürgermeisteramt in Freak City bewerben sich indes die buddhistisch angehauchten Positive-Mental-Attitude-Black-Metaller Agriculture aus Los Angeles. Nach dem schrägen Debütalbum lassen sie nun ihre neue EP „Living Is Easy“ (The Flenser, 03.05.) im Doppelpack mit der ersten EP „The Circle Chant“ (2022) auf die Menschheit los. Da kommt wieder allerhand zusammen: Folk, Americana, flirrende Melodien, Blastbeats, Shreddersolos, widerborstiger Noiserock und seltsamerweise jede Menge Dynamik inmitten dieses von zu viel Interludes gespickten Gepolters. Super auch, dass „How To Keep Cool“ fast wie die Persiflage auf Power-Metal-Theatralik klingt, und überhaupt nicht cool bleibt. Aber passt schon, dass das Quartett gerne mit Chat Pile rumhängt.

Grenzen des Machbaren verschieben

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Knüppelnde Blastbeats und unbändige Wut: was will man mehr von Knocked Loose? Vielleicht noch zwischendurch Gebell von Sänger und Frontmann Bryan Garris. Letzteres gibt es zwar auf der gestern veröffentlichten Single „Suffocate“ nicht zu hören, aber dafür ein überraschender Gastbeitrag: Alternative-Sängerin Poppy unterstützt den knapp drei Minuten langen Song. Es ist die dritte Singleauskopplung aus ihrem am 10. Mai erscheinenden Album „You Won’t Go Before You’re Supposed To“. Vorab teilten die Band aus Oldham County, Kentucky bereits die Singles „Don’t reach for me“ und „Blinding Faith“.

Zur Veröffentlichung der neuen Single teilte die Band außerdem ein düster-atmosphärisches Musikvideo, in sie in einer Hütte im Wald performt. Die Duett-artigen Wechsel der Gesangs- beziehungsweise Schrei-Parts von Frontman Garris und Poppy ergänzen die Knocked-Loose brachialen Gittarrenriffs und maschinengewehrartigen Drums. Zum Hintergrund des Texts erklärte Garris, dass der Song von jemandem handle, der einem in den Rücken fällt. Gitarrist Isaac Hale fügte über die Arbeit mit Poppy hinzu: „Es hat so viel Spaß gemacht, weil ihre Stimme uns erlaubt hat, unsere Palette zu erweitern und einige verrückte, ausgefallene Dinge zu tun, die wir in einem anderen Song vielleicht nicht tun würden. Wir hatten das Gefühl, dass wir durch Poppys Stimme die Grenzen dessen, was wir für machbar hielten, ein wenig verschieben konnten.“

Poppy selbst erklärte, dass sie sich an Frontmann Garris wandte, um eine Zusammenarbeit vorzuschlagen. Sie sei eine große Bewundererin von Knocked Loose und fühle sich geehrt, auf diesem Album dabei sein zu dürfen. Poppy veröffentlichte ihr neuestes Album „Zig“ im Oktober 2023 und im Januar 2024 die Single „V.A.N.“ in Zusammenarbeit mit der Metalcore-Band Bad Omens.

Im Februar waren Knocked Loose gemeinsam mit Deafheaven auf Tour in Deutschland. Neue Tourtermine zum kommenden Album sind bisher nicht bekannt gegeben. „You Won’t Go Before You’re Supposed To“ erscheint über Pure Noise und kann über die Website des Labels vorbestellt werden.

Neue Folge mit König Boris

Der FC-St.-Pauli-Fan Boris Lauterbach kommt 1974 in Hamburg zur Welt, wo er bis heute lebt. Schon vor seiner Geburt spielt ihm seine Mutter klassische Musik vor. Ob es was geholfen hat, bleibt offen, scherzt der Rapper im Gespräch.

Ganz spurlos kann die pränatale musikalische Bildung allerdings nicht vorbeigegangen sein: Mit gerade einmal sieben Jahren entdeckt Boris (die Adelung steht da noch aus) AC/DCs „Highway To Hell“, fackelt nicht lange und bastelt sich aus seiner Kinder-Cowboy-Weste eine Metalkutte, mit „Bon-Scott-Kreuz“ und selbst gebastelten Buttons. Ältere Kinder aus der Nachbarschaft helfen dem jungen Fan dafür mit ihrer Button-Maschine aus, erinnert sich König Boris.

Danach hört der frisch gebackene Rock-Fan alles, was ihn emotional abholt und ist sich schnell mit Gastgeber Jan Schwarzkamp darüber einig, dass die Wirkung eines Songs oft viel entscheidender ist als das Genre. Eine seiner „Krisenbands“ bis heute, deren Alben immer dann laufen, wenn es dem Rapper nicht so gut geht, ist Captain Planet.

Mit 18 Jahren gründet er dann mit Doktor Renz, Schiffmeister, Mighty und Tobi Tobsen die HipHop-Gruppe Fettes Brot. 1995 erscheint das erste Album „Auf einem Auge blöd“, mit dem Fettes Brot die damals noch überschaubare deutsche Rap-Szene aufmischen. Bis 2019 folgen acht weitere. Im September 2023 finden dann die letzten zwei Abschiedskonzerte von Fettes Brot auf der Trabrennbahn Bahrenfeld in Hamburg vor 50.000 Menschen statt.

Am 26. April erscheint nun das zweite Album seines bereits 2012 ursprünglich als Der König tanzt gegründeten Soloprojekts. Die Platte hört auf den Namen „Disneyland After Dark“ und erzählt von seiner Heimat Hamburg und den Menschen, die dort leben.

Wie es zu einer für König Boris immer noch surrealen Zusammenarbeit von Fettes Brot und James Last kam und worum er mit Bela B. um eine Flasche Champagner gewettet hat, hört ihr in der aktuellen Folge exklusiv mit VISIONS+ vorab:

Diese und alle Folgen gibt es hier zum Nachhören

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