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    Liam Gallagher & John Squire
    Liam Gallagher John Squire

    VÖ: 01.03.2024 | Label: Warner
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 372
    7 / 12
    Liam Gallagher & John Squire - Liam Gallagher John Squire

    Das Traumduo des Britpop enttäuscht nicht: John Squire schreibt Vintage-Rock-Songs, Liam Gallagher singt sie mit viel Feuer.

    Das Albumcover ist schon deshalb interessant, weil John Squire nicht nur Gitarrist und Songwriter ist, sondern auch Maler. Statt, wie es bei den Stone Roses der Fall war, eigene Bilder für die Gestaltung zu nutzen, verfolgten Squire und sein Team hier die Idee, jedem Song eine Produktverpackung zuzuordnen: Schokoriegel, Cerealien, Tabletten, Gesichtscreme, Reinigungsmittel – Pop und Kapitalismus.

    Dass das Cover mit seiner selbstbewussten Buntheit an die großen Tage des Britpop Mitte der 90er erinnert, verwundert nicht: Wenn der beste Britpop-Sänger und der beste Britpop-Gitarrist zusammen ein Album aufnehmen, ist kein Raum für Bescheidenheit. „Endlich haben Oasis einen guten Gitarristen, endlich haben die Stone Roses einen guten Sänger“, schrieb dann auch ein Youtube-Nutzer bei den Kommentaren zum Clip zur Single „Mars To Liverpool“.

    Man würde gerne hören, was Noel Gallagher und Ian Brown dazu zu sagen haben, bis zum Redaktionsschluss lag aber noch keine Wortmeldung vor. Ob’s die Wahrheit ist? Na ja, es stimmt schon, dass Liam Gallagher hier zu einem Gitarrenspiel singt, für das seinem Bruder vielleicht die Skills fehlen – ganz sicher aber das Interesse. John Squire ist als Gitarrist und Songwriter ein Kind des Classic Rock, die Harmoniesucht der Beatles spielt in seinem Werk eine kleinere Rolle, wichtiger sind ihm Jimi Hendrix und Jimmy Page, Eric Clapton und Jeff Beck. Stücke wie „You’re Not The Only One“, „Love You Forever“ oder „I’m A Wheel“ sind purer Vintage-Rock, beeinflusst von Blues, Boogie-Woogie und Hardrock.

    Nun ist Liam Gallagher als Sänger eher ein Mann für die Melodien als für den Soul, aber er bekommt den Gesang glänzend hin und arbeitet aus Squires Riffmusik den Popkern heraus. Trotzdem zünden die melodiösen Stücke besser: „Mars To Liverpool“ besitzt die beste Melodie des Albums, „Raise Your Hands“ stampft euphorisch nach vorne, „Make It Up As You Go Along“ ist kurz und lässig. Squire hat nicht nur die Musik, sondern auch die Texte geschrieben, und es ist schon bemerkenswert, wie locker dieser reflektierte Mann den Gallagher-Gaga-Jargon trifft: „I’m So Bored“ handelt von allerlei Dingen, die langweilig sind (Fernsehprogramm, Krieg und Frieden, Bosse und Gewerkschaften, Ehemänner und Ehefrauen), die psychedelische Ballade „Mother Nature’s Song“ ist eine naive Erzählung übers Kaffee- und Teetrinken, draußen im Grünen. So banale Verse so zu singen, dass sie einen dennoch berühren – das schafft nur Gallagher.

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