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    Shellac
    To All Trains

    VÖ: 17.05.2024 | Label: Touch And Go
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 376
    Platte des Monats
    Shellac - To All Trains

    Fünf Platten und mehr als 30 Jahre lang war der widerborstige Noiserock von Shellac aus Chicago immer für sexy Bauchschmerzen, ein bisschen Nervenzusammenbruch und fordernde Kunst gut. Das war der Deal. Dieses Mal ist alles anders.

    Vor einigen Wochen noch kündigte das US-Trio fast beiläufig seine sechste Platte “To All Trains” an, aufgenommen an ein paar längeren Wochenenden zwischen 2017 und 2022. Allein die Neugier, wie Underground-Rock-Maestro Steve Albini (Gitarre, Gesang), Bob Weston (Bass) und Todd Trainer (Drums) fast zehn Jahre nach “Dude Incredible” wohl durchdrehen würden, reichte aus, nervös auf dem Stuhl herumzurutschen. Alles hätte so schön werden können, Neujahr für Menschen, die aufgehört haben, Jahre zu zählen, Festwochen für Feuilleton-Punks und Liebhaber der Kunst. Und dann das: Am 7. Mai 2024 stirbt Steve Albini. Herzinfarkt. 61 Jahre alt. Einfach so.

    Unmöglich, irgendetwas davon auszublenden bei “To All Trains”. Denn toller Scheiß quillt hier aus allen Ritzen. Shellac sind auch 2024 roher, aufs Greifbare reduzierter Rock, beiläufig hochmusikalisch, irrsinnig dynamisch, ohne Anwandlungen von Gefallsucht und mit en masse cleverem Zeug, das von überall herkommt, nur eben nicht, weil zu viel darüber nachgedacht wurde. Bauch, Herz, fertig, aus. Ja, Zynismus und rechtschaffene Wut auch.

    “Wednesday” ist ein Schlag in die Gedärme, “Chick New Wave” eine sensationell lustige Pöbelei, “WSOD” eine Schelle zwischen Chicagos “25 Or 6 To 4” und Punkrock und alles ist wunderschön am Galopp von “Days Are Dogs”, sogar die Cowbell. Wir müssen nicht über den brillanten Klang reden, nicht über die Kunst, das Handwerk oder die Schrullen. Höchstens darüber, dass “To All Trains” mit Bauchschmerzen kommt, die so nicht vorgesehen waren.

    „If there’s a heaven/ I hope they are having fun/ Cause if there is a hell/ I’m gonna know everyone“, erzählt Albini im finsteren “I Don’t Fear Hell”. Danach ist Schluss. Und es muss jetzt für die Ewigkeit halten. Bei allem Respekt: Das hier ist die mieseste Platte, an der Steve Albini je beteiligt war. Denn es ist seine letzte.

    Das steckt drin: The Birthday Party, Melvins, Metz

    weitere Platten

    The End Of Radio

    VÖ: 14.06.2019

    Dude Incredible

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    1000 Hurts

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    At Action Park

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