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Newsrückblick: 21.12.23 – 02.01.24

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21.12: Die Nirvana-Baby-Klage wird vom Berufungsgericht wieder aufgenommen. Bereits 2021 erhob Spencer Elden Klage gegen Nirvana. Elden ist das Baby auf dem berühmten “Nevermind”-Cover und wirft der Band die Verbreitung von “Kinderpornografie” vor. Die Klage wurde in Kalifornien abgelehnt, der Bundesrichter untermauerte das Urteil mit der Verjährungsfrist. Nun erhebt Elden erneut Klage gegen die Universal Music Group, Nirvana LLC, Geffen Records und Courtney Love, die Nachlassverwalterin von Kurt Cobain. In einer Anhörung im Oktober argumentierten die Anwälte von Elden, dass aufgrund der häufigen Reproduktion des Bildes jede Veröffentlichung eine neue Verletzung darstellt. Ein Gremium aus drei Richtern entschied indessen, dass dieses Argument Gewicht haben könnte. “Da jede Wiederveröffentlichung von Kinderpornografie eine neue Körperverletzung darstellen kann, sind wir der Ansicht, dass [Spencer] Eldens Klage, die sich auf die Wiederveröffentlichung des Albumcovers innerhalb der letzten zehn Jahre vor seiner Klage bezieht, nicht verjährt ist”, schrieb die US-Bezirksrichterin Sandra S. Ikuta in der Entscheidung. Spencer argumentiere, dass die fortgesetzte Verwendung des Fotos eine “fortlaufende persönliche Verletzung” darstelle.

22.12.: Erst im Sommer veröffentlichte das Indie-Quintett Geese aus Brooklyn sein Album “3D Country”. Nun gibt die Band bekannt, dass sie fortan nur noch zu viert sein wird. Gitarrist Foster Hudson trennt sich von Geese, um sich auf seine akademischen Ziele zu konzentrieren. Die Band wird es weiterhin geben – nur mit einer Person weniger. Auf Instagram veröffentlicht die Band ein Statement, in dem es unter anderem heißt: “Wir unterstützen Fosters Entscheidung, sein Studium fortzusetzen, von ganzem Herzen, und wir hoffen, dass ihr das auch tut.”

 

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22.12.: Der Hamburger Club Molotow gibt bekannt, dass der Mietvertrag seines aktuellen Standorts am Nobistor gekündigt wurde. Innerhalb von sechs Monaten sollen die Betreibenden demzufolge Platz machen. Geplant ist der Bau eines neuen Boutique-Hotels. Bereits zum dritten Mal in den vergangenen zehn Jahren ist der Kult-Club damit zum Ortswechsel gezwungen: 2013 musst der ursprüngliche Standort an den Esso-Häusern verlassen werden und fand nach einer Zwischenstation in einem ehemaligen Möbelhaus schließlich das aktuelle Domizil am Nobistor. Auch das war keine Dauerlösung, da das Molotow eigentlich Teil des neuen Palomaviertels am Spielbudenplatz werden sollte, dieses ist jedoch nach wie vor nicht fertiggestellt. Mehrere Tausend Menschen demonstrierten daraufhin am 30. Dezember gegen die Schließung des legendären Clubs, unter ihnen prominente Hamburger wie Frank Spilker (Die Sterne) und Boris Lauterbach (Fettes Brot). Aufgetreten sind dabei unter anderem Team Scheisse.

 

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24.12.: Pearl Jam-Frontmann Eddie Vedder hat bei einem Besuch in einem Gitarrenladen im hawaiianischen Kailua drei Gitarren verschenkt. Die Glücklichen sind Schülerinnen und Schüler des Gitarrenlehrers Harry Koizumi, die der Sänger mit der Geschenkaktion spontan überraschte. Einem Facebook-Post von Koizumi zufolge hatte Vedder den Händler nach einem Gitarrenlehrer gefragt, der seit langem unterrichte. Dieser hatte daraufhin Koizumi geschrieben, der kurzerhand in den Laden kam und Vedder dabei half, drei einsteigerfreundliche Gitarren für seine Schüler:innen auszusuchen, die er anschließend spendierte. Im Post bedankte sich Koizumi für das Geschenk und sprach von einem “wundervollen Weihnachten, dass wir nie vergessen werden”.

25.12.: La Dispute haben für einen Tag ihren gesamten Katalog auf Bandcamp als “Name Your Price”-Artikel umgestellt, um Spenden für Hilfsorganisationen im Gazastreifen und im Kongo zu sammeln. Mit dabei war auch eine nur an diesem Tag erhältliche vierte EP der “Here, Hear.”-Serie, in der die Band aus Michigan musikalisch begleitete Spoken-Word-Gedichte versammelt. Bereits 2022 hatte es am 24. Dezember eine EP-Veröffentlichung von La Dispute gegeben, erschienen war damals die Live-EP “Hate5six Audio – Live In Philadelphia 2022”.

26.12.: Fleshwater veröffentlichen die EP “Sounds Of Grieving”, die sieben Songs bereithält. Die Shoegaze-Band aus Georgetown besteht unter anderem aus Mitgliedern der Metalcore-Band Vein.FM. “Sounds Of Grieving” ist digital bereits verfügbar – auch via Bandcamp -, das Vinyl erscheint im März und kann noch vorbestellt werden.

27.12.: Paramore löschen all ihre Social-Media-Accounts: auch auf ihrer Website erscheint nur noch eine Fehlermeldung. Fans äußern seitdem Spekulationen, was das zu bedeuten haben könnte. Paramore selbst sagten Anfang Dezember, dass es Unklarheiten bezüglich ihrer Zukunft gebe, sie aber nach Abschluss des neuen Albums “This Is Why” alle Verpflichtungen ihrem Label gegenüber erfüllt haben. Sängerin Hayley Williams versicherte außerdem, dass Paramore weiterhin beisammenbleiben werden: “Das Einzige, was zählt, ist, dass wir weiterhin die Gemeinschaft des anderen sein werden”. 2024 werden Paramore als Support für Taylor Swift auf der “Eras”-Tour in Europa unterwegs sein.

28.12.: Der Verkauf von Vinyl hat im Vereinigten Königreich seit 1990 einen neuen Höhepunkt erreicht. Die British Phonographic Industry (BPI) fügte in einem neuen Bericht hinzu, dass der Vinyl-Markt mit einem Anstieg von 11,7 Prozent auf 5,9 Millionen Einheiten im Jahr 2023 mehr als viermal so schnell gewachsen ist als im Vorjahr. Darüber hinaus waren sieben der zehn meistverkauften LPs Platten, die im Jahr 2023 erschienen sind, darunter “The Ballad Of Darren” von Blur, “Did You Know There’s A Tunnel Under Ocean Blvd” von Lana Del Rey, “Broken By Desire To Be Heavenly Sent” von Lewis Capaldi und “Tension” von Kylie Minogue.

31.12.: Zum Abschluss des Jahres hat die Garagenpunk-Band Sn​õ​õ​per aus Nashville mit “Fr Yr Love” eine neue Single veröffentlicht. Das chaotische, soundcollagige Yardbirds-Cover ist nur eine Minute und 45 Sekunden lang und wird auf der Bandcamp-Seite von Sn​õ​õ​per mit den kurzen Worten “just 4 fun :)” kommentiert. Im Juli war mit “Super Sn​õ​õ​per” das Debütalbum der Band erschienen.

01.01.: Während ihres Auftritts bei “Dick Clark’s New Year’s Rockin’ Eve” ändert Sänger Billie Joe Armstrong den Text von “American Idiot” und schießt damit gegen Ex-US-Präsident Donald Trump. Statt “I’m not a part of a redneck agenda” heißt es “I’m not a part of the MAGA agenda”. MAGA ist die Abkürzung von Trumps Wahlslogan “Make America Great Again”. Schon 2016 hatten Green Day sich bei den American Music Awards gegen Trump positioniert: “No Trump, no KKK, no fascist USA” – so die Band auf der Bühne. Kürzlich gab es eine Special Edition des “Nimrod”-Shirts mit Donald Trumps Gesicht. Der Erlös wurde gespendet. Ende Januar erscheint Green Days neues Album “Saviors”, auf dem sich die Band auch auf Platte wieder politischer gibt.

02.01.: Von 1996 bis 2018 fand das Ozzfest jährlich statt – ein durch die USA reisendes Festival mit großen Acts, kuratiert von Ozzy Osbourne. Zuletzt hatte Sharon Osbourne durchblicken lassen, dass das Festival nicht mehr stattfindet, weil das Management der Künstler:innen zu hohe Gagen verlangt hatte. In der neuen Folge des Osbourne-Podcasts fragt Ozzy seine Frau, ob sie sich ein Wiederaufleben des Ozzfests vorstellen könne – diese zeigt sich nicht abgeneigt: “Ja, sicher. Natürlich”, antwortet Sharon. Die Osbournes diskutieren im Anschluss über verschiedene Szenarien, Barrieren und Chancen für ein Ozzfest-Comeback.

 

Torsun Burkhardt ist tot

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Den Tod von Torsun Burkhardt gab seine Frau Selina an Silvester bekannt, auf Instagram schrieb sie, ihr Mann wäre am Nachmittag des 30. Dezembers friedlich im Schlaf verstorben. Der Post beinhaltete auch ein Foto des Egotronic-Kopfes, dass dieser noch selbst für diese Nachricht ausgewählt hatte. Auch die knappen Abschiedsworte “Adieu!” stammen aus seiner Feder.

 

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Burkhardts Frau meldete sich in einem Addendum unter der Nachricht zu Wort und teilte auch ihre Eindrücke zum Tod ihres Mannes: “Man könnte meinen, nach so langer Zeit der Krankheit wäre man irgendwie darauf vorbereitet… Aber dem ist so nicht.” Trotz des Schocks und der Trauer um den Verlust ihres Mannes sprach sie von einer Freude darüber, dass der lange Kampf mit seiner Krebserkrankung nun vorbei wäre und er sich Frieden und Ruhe verdient habe. Auch bedankte sie sich für die viele Unterstützung und Anteilnahme während Burkhardts Krankheit. Der Musiker wurde 49 Jahre alt.

Im März 2023 hatte Burkhardt bekanntgegeben, dass er unheilbar an Speiseröhrenkrebs mit Metastasen in der Leber erkrankt sei und äußerte sich im Mai in einem ausführlichen Interview zu seiner Krankheit. Bereits 2014 litt er außerdem an rheumatischer Arthritis. Während der letzten Jahre seines Lebens war er weiterhin in verschiedenen Kontexten aktiv. Im Mai erschien das Album “Songs To Discuss In Therapy” mit seiner neuen Band Torsun & The Stereotronics, noch vor wenigen Wochen das Egotronic-Best-of “Das Unbehagen in der Kultur – Ausgewählte Werke 2001-2021”. Außerdem gründete Burkhardt gemeinsam mit Björn Peng die Initiative “Artists Against Antisemitism”. Mit seiner Hauptband Egotronic war er von 2001 bis 2022 aktiv, die zu den wichtigsten deutschsprachigen Vertretern des Ravepunk gelten. Das letzte Album der Band war “Stresz” von 2021.

Joey Jordisons Erbverwalter verklagen Slipknot

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Neben Paul Gray und Shawn “Clown” Crahan gründet Joey Jordison 1995 in Iowa die Metal-Band Slipknot. 2013 wird Jordison aus “persönlichen Gründen” gefeuert. Später legt Jordison offen, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits an der neuroimmunologischen Krankheit transverse Myelitis leidet, bei der es zu einer Entzündung des Rückenmarks kommt. Jordison verstirbt daran im Alter von 46 Jahren im Juli 2021.

In einer neuen Anklageschrift, die die Kanzlei Steamroller LLC im Juni 2023 eingereicht hat, beschuldigt der Joey Jordison Estate die Band, sich weiterhin mit Jordisons Namen und Besitztümern die Taschen zu füllen, indem sie im Rahmen der Knotfest-Tour ein Museum betreibt.

So heißt es in der Klage: “Nachdem man Jordison abrupt 2013 aus Slipknot rausgeschmissen habe, haben (Corey) Taylor und Crahan in einer schriftlichen Einigung versprochen, Jordisons Besitztümer zurückzugeben im Austausch für Jordisons Versprechen, gewisse Forderungen fallen zu lassen.”

“Die Einigung enthielt eine Liste verschiedener Kategorien von Gegenständen, die aufzeigt, welche [Taylor und Crahan] besitzen und die sie an Jordison zurückgeben würden. [Taylor und Crahan] gaben an, sich an die Vereinbarung zu halten und bestimmte Gegenstände an Jordison zurückzugeben, doch ohne das Wissen von Jordison haben sie der Vereinbarung zugestimmt, ohne die Absicht zu haben, ihren Verbindlichkeiten Folge zu leisten und wissentlich vor Jordison zu verschweigen, dass sie im Besitz zahlreicher anderer Gegenstände sind, die Jordison gehören und die sie ihm nie zurückgegeben haben.”

Die Klage geht ebenfalls auf den Rauswurf von Jordison ein: “Über die Kaltschnäuzigkeit, mit der Jordison gefeuert wurde und andere Misshandlungen aus den Händen Crahans und Taylors wurde weitreichend berichtet und Kritik von Fans gegenüber der Band geäußert. Seit den 1990ern hat Jordison sein Leben der Band gewidmet, um Slipknot zu einer Metal-Sensation zu machen, wovon Crahan und Taylor schön profitierten. Es ergibt keinerlei Sinn, warum Crahan und Taylor Jordison mit derartiger Verachtung strafen würden, schon gar nicht in Anbetracht von Jordisons schwindender Gesundheit.”

Ferner heißt es: “Am schlimmsten ist wahrscheinlich, dass Crahan und Taylor öffentlich die Fans nach Jordisons Tod belogen haben, als sie verlautbarten, Jordisons Familie kontaktiert zu haben, um sich nach der Lage zu erkundigen und ihre Anteilnahme und Liebe für Jordison auszudrücken. Das ist einfach nur falsch und zutiefst schmerzvoll für Jordisons Familie, derlei frappante Lügen im Internet lesen zu müssen. Es ist klar, dass Taylor und Crahan nichts an Jordison und seiner Familie liegt; sie kümmert lediglich, die Werbetrommel für ein neues Album zu rühren.”

Slipknots Verteidiger haben derweil Berufung eingelegt.

Die Band hat ihr aktuelles, siebtes Album “The End, So Far” im September 2022 veröffentlicht. Im November 2023 wiederum haben sich Slipknot von ihrem Schlagzeuger Jay Weinberg in einem offiziellen Statement getrennt – zehn Jahre nach seinem Einstieg und nur einige Monate nachdem Keyboarder Craig Jones im Juni die Band verlassen hatte.

Neue Folge mit Betterov

Betterov kommt im Februar 1994 in Bad Salzungen unter dem Namen Manuel Bittorf im Landkreis Thüringen zur Welt. Sein Vater und dessen große Leidenschaft für Bruce Springsteen bilden die Initialzündung für das musikalische Interesse, das er in den Folgejahren entwickeln wird. Seine Faszination gilt zunächst vor allem der MTV Unplugged Version von “Thunder Road” und dem Identifikationspotenzial, das Springsteen mit seinen Songs stiftet.

Bereits als Teenager probiert Betterov sich an verschiedenen Instrumenten aus, lernt etwa Klavier, Geige – und Gitarre. Letztere setzt sich nicht zuletzt durch den Einfluss von Nirvana bei ihm durch, die damals für ihn den “ersten Kontaktpunkt mit Jugendkultur” darstellen. Betterov entwickelt obendrein ein Interesse für den Folk-Sound der 60er – etwa Joni Mitchell, die er vor einiger Zeit für sich entdeckt hat – und dem textlichen Spielraum, der einem HipHop ermöglicht.

Im Alter von 19 Jahren zieht es ihn – nach Abbruch einer Lehre als Industriemechaniker bei Bosch – ans Eisenacher Theater, wo er sich unter anderem um die musikalische Produktion kümmert und seine erste Rolle in “Die Vernunft ist des Herzens größte Feindin” spielt. Ein, wie er es nennt, “Kreativlabor”, das ihm neue Freiheiten eröffnet und zu seinem Lebensmittelpunkt wird, bevor es ihn dann zwei Jahre später aufgrund eines Schauspielstudiums nach Berlin zieht. Anschließend bewirbt er sich in Mannheim an der Popakademie.

2022 veröffentlicht er sein größtenteils während der Pandemie entstandenes Debütalbum “Olympia” bei Universal, nachdem er bereits 2020 in den geschichtsträchtigen Berliner Hansa Studios seine erste EP “Viertel vor irgendwas” aufnimmt. Angesiedelt zwischen Indierock und Post-Punk (einige nennen es “Neue Neue Deutsche Welle”) verknüpft er deutschsprachige Texte mit einem mitunter melancholisch-düsteren Sound.

Im Sommer 2022 ist er gemeinsam mit Chris Farren als Support Act von The Gaslight Anthem auf Tour – eine Band, die Betterovs Faszination für Springsteen teilt und die den Boss sogar als Gast für einen ihrer Songs (“History Books”) gewinnen können.

Warum “Oracular Spectacular” von MGMT eines der prägendsten Alben für ihn darstellt, über die Bedeutung von Jazz und “Kind Of Blue” von Miles Davis – und weshalb er Stadionkonzerte und die Haltung von Bob Dylan schwierig findet, hört ihr in der aktuellen Episode.

Diese und alle Folgen aus den vergangenen Staffeln gibt es hier zum Nachhören.

Jack White teast neue Musik

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Der Clip, den Blues-Erneuerer und Rock’n’Roll-Tausendsassa Jack White über seinen Instagram-Kanal geteilt hat, enthält keinen Gesang – aber ein gut abgehangenes Riff, zu dem sich ein satter Beat gesellt.

Ob es sich dabei um einen Song eines kommenden Albums handelt, ist noch nicht klar, da White den Clip ohne weitere Infos veröffentlicht hat. Immerhin ist der Clip mit einem blauen Hintergrund unterlegt – der Farbgebung, die White für seine bisherigen Soloalben verwendet hat.

 

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Zuletzt hat White gleich zwei Soloalben in 2022 veröffentlicht: “Fear Of The Dawn” im April und “Entering Heaven Alive” im Juli. Parallel verwaltet und verwertet er den Katalog seiner alten Band The White Stripes, von denen über Whites Label Third Man Records 2023 ganze 13 Live-Alben das Licht der Welt erblickt haben.

Bis ans Ende der Nacht

Mitte November steht die HipHop-Welt Kopf. André 3000, ehemals Outkast, kündigt ein Soloalbum an. Es ist die erste unter seinem Namen veröffentlichte Musik seit mehr als 15 Jahren – und jeder will sie hören. Was wenige Tage später mit dem Titel “New Blue Sun” (Epic, 17.11.) erscheint, ist vermutlich alles, aber nicht das, was sich die meisten erhofft haben. “I Swear, I Really Wanted To Make A ‘Rap’ Album But This Is Literally The Way The Wind Blew Me This Time” heißt der erste Song – und hält Wort. “New Blue Sun” ist mediativ-ambiente Musik, bei der Flöten die Hauptrolle spielen. André 3000 rappt kein Wort, die sprechenden Titel der Stücke sollen laut ihm helfen, die Stimmung der Songs zu (be)greifen. Die Verwirrung ist jedenfalls riesig: Meint er das ernst? Ist das Album von einer KI geschrieben oder war man einfach noch nicht in der richtigen Stimmung dafür? Ein künstlerisches Statement ist es in jedem Fall, ein kontroverses obendrein.

Im direkten Vergleich hört sich “The Good Fight” (E/M Worldwide, 10.11.), das Debütalbum von Lord Apex, erzkonservativ an. Dabei ist auch dieses Album ungewöhnlich, denn wäre nicht Lord Apex’ britischer Dialekt, man würde den Ursprung von “The Good Fight” an der US-Ostküste vermuten. In welchen Kreisen sich Lord Apex selbst verortet, zeigt der Blick auf die Gäste: Im Titelsong teilt er sich die Credits mit Madlib, “Phoenix” veredelt Freddie Gibbs und in “In Your Heart” singt Greentea Peng schmeichelnde Zeilen. Typisch Britisches wie Grime-Beats oder Maschinengewehr-artige Flows klammert Lord Apex aus.

Letztere gibt es dafür bei Grim 104. Dessen Album “Ende der Nacht” (Recycled Earth Music, 01.12.) ist den Stunden zwischen 18 und 6 Uhr gewidmet. Wer den Zugezogen-Maskulin-Rapper kennt, weiß: In dieser Zeit scheint nicht nur wörtlich kein Licht. Selbst wenn Grim104 zu billigen Rummel-Technobeats rappt wie in “Stadtfuchs” oder im Titelstück, durchziehen seine Raps nervöse Angespanntheit, düstere Bilder und wenig Hoffnung. In “Nepo Baby” erinnert Grim104 so frappierend an Taktloss von Westberlin Maskulin, dass ein gemeinsames Album vermutlich das Ende der Welt bedeuten würde, während er in “Butter Chicken” das wenig glamouröse Leben eines “Underground-MC” beschreibt.

In den Nachtstunden fühlt sich auch Nico Plagemann alias Kollektiv Turmstrasse wohl. Auf seinem treffend betitelten Album “Unity Of Opposites” (Not Sorry, 10.11.) bricht Plagemann den Fluss der Platte immer wieder durch Interludes auf, in denen eine ausdrucksstarke Stimme Rilke-Texte zu Housebeats rezitiert. Spätestens nach dem zweiten “Betwixt”, wie diese Stücke benannt sind, ist klar: Es sind zwei Drähte, die sich besser nicht berühren würden. Playlists sei Dank lässt sich “Unity Of Opposites” aber auch ohne Flirt mit der Hochkultur hören. Dann bekommt man eine fantastisch produzierte Platte mit immer noch 17 Tracks, die vor allem Fans von Moderat oder Apparat ansprechen dürfte.

Im Vergleich zu “Unity Of Opposites” ist “T.O.R. LP 001” von Robag Wruhme mit “nur” acht Tracks kurz geraten. Seit 2021 betreibt Wruhme sein Label Tolpa Ovi, sieben EPs sind dort bislang erschienen – ausschließlich digital. “T.O.R. LP 001” fasst fast alle dieser Tracks auf einer LP zusammen. Eine neuerliche Visitenkarte, dass es kaum einen deutschen House-Produzenten gibt, der eine so eindeutige Handschrift besitzt wie Wruhme. Seine Tracks sind verspielt, auch mal albern, aber stets so kunstvoll, dass sich nicht nur nachts und im Club funktionieren. Im Gegensatz zu André 3000 hat Wruhme auch kein Interesse, dass seine Songtitel etwas preisgeben – oder weiß jemand ad hoc, was sich hinter “Avo Thal” oder “Oulpa Tvi” verbirgt?

Könnte ein paar Leuten etwas bedeuten

Die Donots haben mit ihrem aktuellen Album “Heut ist ein guter Tag” einige Konzert gespielt, bei denen sie sich selbst übertroffen haben. An ihrem bodenständigen Arbeiter-Sportsgeist hat sich nie etwas geändert, aber nach acht Jahren deutschsprachigen Donots 3.0 haben die Ibbenbürener ein Selbstverständnis manifestiert, das enorm viel Spaß, Leichtigkeit und Energie transportiert. Im 29. Bandjahr bestreiten sie die größten Shows ihrer Karriere – vom ausverkauften Palladium in Köln bis hin zum rappelvollen Pier 2 in Bremen. So viel Intensität und Liebe zur Musik lag zwischen Band und Publikum nie in der Luft. Das ist die Gegenwart. Und die wirkt sich rückführend auch auf die Donots 1.0 aus.

Donots, Rosenhof (Foto: Christian Abbel)
Will Songs noch mal richtig singen: Ingo Knollmann (Foto: Christian Abbel)

Das erste von insgesamt drei Jahresabschlusskonzerten im Osnabrücker Rosenhof steht ganz im Zeichen der englischsprachigen Songs von 1994 bis 2012. An den folgenden beiden Abenden spielen die Donots noch je ein Konzert mit einer deutschsprachigen und einer Best-of-everything-Setlist – wie man sie sonst vornehmlich kennt. Heute geht es um Lieblingssongs, die alten und mitgewachsenen Fans so viel bedeuten und Erinnerungen wecken.

Donots, Rosenhof (Foto: Christian Abbel)
Dank Mandelentzündung vom Krankenbett direkt auf die Bühne: Jan-Dirk Poggemann (Foto: Christian Abbel)

Das atmosphärische Doppel-Intro aus “Changes” und “Calling” war vor 13 Jahren der Startschuss für den ersten Grand Münster Slam der Band und hat nichts an Magie eingebüßt, Songs wie “Pick Up The Pieces, “Superhero und “Outshine The World” lassen Oldschool-Herzen höherschlagen. “Es ist so schön, bei den alten Songs in so viele leuchtende Augen zu blicken”, sagt Gitarrist Alex Siedenbiedel, bevor die Band mit “Room With A View” einen der schönsten Donots-Songs anstimmt. “Ich glaube, der könnte ein paar Leuten auch etwas bedeuten.”

Donots, Rosenhof (Foto: Christian Abbel)
Ingo Knollmann und das Bad in der Menge (Foto: Christian Abbel)

Was diese Zeitreise so gut macht, ist, dass die Donots heute die besten Donots aller Zeiten sind. Sie sind kein verblichenes Abziehbild ihrer selbst, sondern so stark und wunderbar wie nie. Und viele Besucher:innen haben die Band mit “Pocketrock” (2001) und “Amplify The Good Times” (2002) oder nach dem ersten Reboot mit “The Long Way Home” (2010) kennengelernt und verbinden heute wichtige, prägende Jahre mit den alten Songs.

Donots, Rosenhof (Foto: Christian Abbel)
30 Jahre dabei und beliebter denn je: die Donots (Foto: Christian Abbel)

Die Donots geben den “Up Song, Today” und “I Quit” mit derselben Spielfreude und Kraft wieder wie das frische, deutschsprachige Material. Bassist Jan-Dirk Poggemann hat sich dafür mit einer Mandelentzündung aus dem Bett geschleppt: “Ich habe mich die letzten drei Tage wirklich mies gefühlt”, sagt er heiser. “Aber in diesem Moment geht es mir wieder gut. Vielen Dank dafür.” Mit “You Got It” und “You’re So Yesterday” spielt die Band auch seltenere Songs von “Wake The Dogs” (2012). Letzteren unterbricht Sänger Ingo Knollmann mittendrin, weil er nicht zufrieden mit sich ist: “Stopp, den will ich nochmal richtig singen. Der Song ist zu wichtig.” Auch das ist westfälische Verlässlichkeit, auch das dürfte sich im bevorstehenden 30. Bandjahr nicht ändern.

Autorin Lisa Elsen

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Kein Mensch ist eine Insel. Oder vielleicht doch? Wie auch immer, jedenfalls stand 2023 (zumindest teilweise) im Zeichen von Songs (und selbstverständlich auch kompletten Alben!), die sich um Sommer, Sonne – und von Wasser umgebenem Land gedreht haben. Denn wie knarzte Helge Schneider, Großmeister der jazzigen Unterhaltungskomik, bereits vor zehn Jahren in sein Mikro: “Hey!/ Sommer, Sonne, Kaktus/ Playing Federball on the beach/ Blauer Himmel, gute Laune!” Zugegeben, ein Feuerwerk der guten Laune sind die ersten Songs (“Possession Island”) dieser Liste nicht unbedingt. Dazu wird besagte Insel-Hymne zu sehr von Fernweh und Melancholie geflutet. Und die Augen mit der einen oder anderen Träne. Aber was soll man denn auch bitte dagegen ausrichten, wenn Zeilen wie “Where things they don’t exist/ And we’re all in this together ’til the end” einen da treffen, wo es besonders dolle wehtut? Genau: nichts. Genießen, lauschen und einfach mal schweigend dasitzen und die Klappe halten, bis Damon Albarn und Beck zu Klavier, Akustikgitarre und einer sich aufbäumenden Trompete den Schlussakt des “Cracker-Island”-Closers zelebrieren, als wäre es die Heiligste aller Angelegenheiten auf der Welt.

Daran reicht fast nur noch das verträumte “Far Away Island” heran, das ebenfalls aus der Feder von Albarn stammt, diesmal allerdings auf dem Blur-Comeback “The Ballad Of Darren” erschienen. Die Platte: kam überraschend. Die erneute Frührente, angestiefelt von Mastermind Albarn: ebenfalls. Der Song bleibt einem – trotz der Tatsache, dass die einstige Britpop-Band wieder auf Eis gelegt wurde – in Gedächtnis und Herz kleben wie der gutplatzierte Kaugummi unter der Schulbank. Und an Nachschub für das kommende Musikjahr dürfte es ebenfalls nicht mangeln: Albarn hat bereits ein neues Gorillaz-Album in Arbeit, Graham Coxon mit The Waeve alle Hände voll zu tun – und Alex James und Dave Rowntree? Werden vielleicht an der Rezeptur für Käse und dem Nachfolger des Anfang des Jahres erschienen Debüts frickeln.

Last but not least, darf in dieser Insel-Hitparade eine Person auf keinen Fall fehlen. Pop-Ikone Miley Cyrus. “So close to heaven but so far from everyone” schmettert sie auf “Island” zu elektronischen Beats und liefert damit weniger Trennungs-Herzschmerz und Melancholie als ihre Vorgänger. Dafür haut sie nach “Flowers” und “Mother’s Daughter” einen weiteren feministischen Empowerment-Popsong raus, der einen vom nächsten Sommer träumen lässt.

Runter von der Insel, rein in den Yachtclub des kleinen Mannes. Nach 25 Jahren (!) hat “Tatortreiniger”-Komponist Carsten “Erobique” Meyer im Juni mit “No.2” ein neues Album herausgebracht und darauf lädt er nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit Xylophon und Violinen zu einer gediegenen Matinee in die örtliche Schrebergarten-Anlage. “Ahoj!” will man ihm da hinter seinem Keyboard zurufen, nachdem man mit Dave auf dem Rave war uns zu “Salut Les Copines!” an der brandenburgischen Côte d’Azur entlang getänzelt ist, als gebe es keinen Morgen und keine grauen Wolken im Paradies. “It’s easy mobeasy” – manchmal.

Apropos Comeback-Alben und Trennungsschmerz: davon können die Libertines ebenfalls ein Lied singen – oder mindestens 11, wenn man sich die Tracklist ihrer kommenden Platte “All Quiet On The Eastern Esplanade” anschaut. Acht Jahre hat es gedauert, bis Doherty und Barât sich für die Arbeit an einem neuen Album zusammengerauft haben. Ergebnis: das von “Schwanensee” inspirierte “Night Of The Hunter”. Darauf besingt Doherty in Bestform und mit gefestigterer Stimme den Schmutz, der sich leider nicht so leicht von der Seele schrubben lässt, wie das Blut von der verschlissenen Skinny-Jeans Anfang der 00er-Jahre.

Von der schmutzigen zur schmerzenden Seele. Bittersüß haben PJ Harvey (“Prayer At The Gate”) und Marika Hackman (“No Caffeine”) in diesem Jahr die Selbstzweifel und die Sinnsuche, die Panikattacken und den Umgang mit dem Tod artikuliert. Beide auf ihre Art, beide mit Folk und feenhafter Grazilität in der Stimme. Wer Harvey in diesem Jahr im Berliner Admiralspalast gesehen hat, konnte sich davon selbst ein Bild machen – und wurde nicht mit einem Konzert, sondern mit einem spirituellen Erweckungserlebnis entlohnt. Daran kann sich die November-Show von Cigarettes After Sex im Kölner Palladium ebenfalls messen lassen. Mein persönliches Highlight dieses Konzertabends: das sanftmütig dahin gehauchte “Stop Waiting”, das so wahrscheinlich nur Greg Gonzalez hinbekommt.

Ein Ranking, in dem der Name Nick Cave nicht auftaucht? Hochverrat vor dem Herrn, mindestens. Deswegen darf der Coversong “On The Other Side” mit Blondie-Frontfrau Debbie Harry hier auch nicht unter den Tisch fallen, immerhin handelt es sich dabei um ein musikalisches Testament für den verstorbenen The-Gun-Club-Sänger Jeffrey Lee Pierce, und um eines der bezaubernd-feinfühligsten Duette des Jahres – neben “The Alcott” (“First Two Pages Of Frankenstein”) von Taylor Swift. Ein wiederholtes match made in heaven: Bereits 2020 haben der The-National-Frontmann und Swift gemeinsame Sache gemacht und einen Song veröffentlicht, in dem es ebenfalls um eine Insel ging. So schließen sich Kreise.

Redakteur Martin Burger

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Kaskadeur – Bubble Burst
Zum Start ein Wachmacher aus dem Hause Noisolution. Habe ich im vergangenen halben Jahr tatsächlich oft morgens gehört.

Ratboys – The Window
Zu diesem hinreißenden Song habe ich mich an anderer Stelle bereits geäußert.

Bully – Days Move Slow
So langsam schreiten die Tage gar nicht voran. Mit dieser Single aus “Lucky For You” sogar noch schneller.

De Staat – Peace, Love & Profit
Ein bisschen Zynismus muss erlaubt sein.

Bush Tetras – They Live In My Head
Nach eigener Aussage haben sich Pat Place und Cynthia Sley beim Schreiben des schrägen Titelsongs ihres Comebackalbums kaputtgelacht. Mir gefallen daran vor allem die Tempowechsel.

Lichen Slow – Preset
Es muss noch ein bisschen mehr Zynismus erlaubt sein.

Alicja-Pop – Not Gonna Be Dumb
Henry Rollins hat die 7-Inch, auf der sich dieser Song befindet, in seiner Radiosendung empfohlen. Auf ihn ist Verlass. Von Kollege Schwarzkamp gibt es mehr Infos.

Bdrmm – It’s Just A Bit Of Blood
Sorry, Emma Anderson, ich finde alle Songs auf deinem Album ganz fabelhaft – aber das hier ist der Shoegaze-Song des Jahres.

Deichkind – Kein Bock
Ja.

Omar Rodríguez-López – Your Own Worst Enemy
Fürs kommende Jahr habe ich mir die Aufgabe gestellt, jedes Album aus Rodríguez-López‘ Solo-Diskografie mindestens einmal ohne Skippen zu hören. Außerdem in chronologischer Reihenfolge. An letzter Stelle steht “Is It The Clouds?”, das einzige Album mit neuen Songs aus dem aktuellen Boxset. Der Single nach zu urteilen (harte Worte zu sanfter Musik: ein alter Trick, der immer noch funktioniert) wird es eine ruhige Coda nach dem ganzen Wahnsinn.

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