“Ich wollte keine Musik schreiben, die für Sänger gedacht ist. Ich wollte Musik schreiben, die verschiedene Energien freisetzt”, sagt DJ Shadow über die neuen Tracks. Zudem seien sie sein Versuch, sich kompositorisch weiterzuentwickeln. Samples spielen aber nach wie vor eine herausragende Rolle in seiner Musik.
Mit “Ozone Scraper” veröffentlicht DJ Shadow zeitgleich zur Albumankündigung den ersten Song aus “Action Adventure”; er ist zugleich der Opener der Platte. Der Song mit seinem geradlinigen Beat und den flächigen Synthesizern erinnert dabei ein wenig an Tame Impala und wird von einem nostalgisch stimmenden Video begleitet, das optisch und inhaltlich an den Film “Die Reise des jungen Che” erinnert.
Beeinflusst wurden die Songs auf “Action Adventure” unter anderem durch eine große Sammlung von Kassetten mit Radioshows aus den 80ern und auch das Cover-Artwork erinnert in seiner Machart an die große Zeit des schnell abgedrehten Action-Kinos desselben Jahrzehnts.
Den neuen Song und Albumopener “Too Much Yayo” (dt. zu viel Koks) versteht Mike Skinner aka The Streets als einen leidenschaftlichen Liebesbrief an die Clubkultur, der er auch sein kommendes Regiedebüt widmet: “Der Film spielt in Nachtclubs, in denen ich in den letzten Jahren viele Nächte als DJ und Performer verbracht habe. Offensichtlich gehen Clubs, Musik und Drogen Hand in Hand – und der Song ist wirklich eine Einstimmung auf die Szene, bevor die Geschichte beginnt, sich zu entfalten”, so Skinner.
Tatsächlich erinnert der beatlastige Song im Gegensatz zur ersten Single seines Comeback-Albums “The Darker The Shadow, The Brighter The Light” weniger an altes Solomarterial, sondern an seine DJ-Exkurse als Tonga Ballon Gang mit David Lewis. Allerdings ist auch Streets-Stammgast Kevin Mark Trail am Endes des Songs zu hören, während sich Skinner immer wieder fragt, warum er nie aus den Kopfschmerzen Kokain-geschwängerter Nächte lernt.
Das Album soll dennoch ein klassisches Streets-Album sein. Alle Songs wurden von Skinner geschrieben. Neben Trail ist auch sein langjähriger musikalischer Partner Robert Harvey wieder mit dabei.
“The Darker The Shadow, The Brighter The Light” erscheint am 20. Oktober über 679/Warner und kann ab sofort vorbestellt werden.
Der begleitende Noir-Krimi mit demselben Titel kommt diesen Herbst zunächst in den Everyman-Kinos auf den britischen Inseln, weitere Details dazu folgen in Kürze. Die Songs auf dem Album untermalen den Film und spielen zeitweise auch die Rolle des Erzählers im Film.
Schuster bleibt bei seinen Leisten – oder so ähnlich. Ministry rund um Mastermind Al Jourgensen kündigen mit “Hopiumforthemasses” ihr 16. Studioalbum in insgesamt 42 Bandjahren an. Während die Welt sich durch Pandemien, Waldbrände, Klimawandel, gesellschaftspolitisches Chaos und von den sozialen Medien angeheizte Verschwörungstheorien kämpfen muss, liefern die Industrial-Veteranen erneut ihre ganz persönliche Antwort darauf. Dabei zieht Jourgensen wie gewohnt über den Zustand der Welt her, die “reif für einen Arschtritt” ist.
Selbst beschreibt er sich als “einfachen Passagier in diesem Leben”. “Ich beobachte gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Veränderungen und kommentiere sie, weil ich das Recht habe, mich zu Wort zu melden.” Kommentare, die fordern, dass sich öffentliche Personen wie Musiker:innen und Sportler:innen nicht mehr zu solchen Themen äußern sollen, sieht Jourgensen kritisch: “Wenn ich etwas sehe, sage ich etwas. Das wirkt sich auf jedes Album aus. Anstatt sitzen zu bleiben und über zerbrochene Beziehungen, inneren Aufruhr oder was auch immer diese Woche schmerzt zu singen, kommentiere ich das Geschehen aus der Perspektive eines Mitreisenden.”
Als ersten Vorgeschmack auf das neue Album teilen Ministry mit “Goddamn White Trash” jetzt auch bereits die erste Single-Auskopplung. Auf “Hopiumforthemasses” hat sich die Band auch eine Reihe von prominenten Unterstützern hinzugeholt. So sind unter anderem Eugene Hutz (Gogol Bordello), Jello Biafra (Ex-Dead Kennedys) oder Corrosion-of-Conformity-Frontmann Pepper Keenan auf dem Album vertreten.
“Hopiumforthemasses” erscheint am 1. März via Nuclear Blast und kann ab sofort vorbestellt werden. Ob es in Zukunft noch ein weiteres Album geben wird, ist allerdings unklar. Jourgensen hatte im Juni erklärt, “in ein oder zwei Alben mit Ministry aufhören” zu wollen, da er sich “anderen Dingen widmen” möchte und “wirklich irgendwie [an die Band] gefesselt” sei. Jourgensen hält es für einen guten Zeitpunkt, allmählich die Reißleine zu ziehen. Nun habe er noch selbst die Kontrolle und nicht das Label oder Management der Band würden Entscheidungen über ihre Musik treffen. Als finale Veröffentlichung plant er laut eigener Aussage eine Neuauflage des Debütalbums “With Sympathy” von 1983.
Pavement haben ein offizielles Statement zum Tod von Gary Young, dem ursprünglichen Schlagzeuger und Produzenten der Band von 1989 bis 1993, veröffentlicht. “Garrit Allan Robertson Young hat Pavement auf die Landkarte gebracht”, beginnt die Mitteilung. “Er hat alle unsere Platten aufgenommen, von ‘Slay Tracks’ bis ‘Water Domestic’. Er machte das alles in seiner Garage, einem Studio namens Louder Than You Think. Stephen [Malkmus] und Spiral kannten ihn aus der Punkrock-Szene von Stockton und hatten seine Telefonnummer aus den Gelben Seiten. Er hat alle ihre frühen Songs gemacht, als sie versuchten, ihr jugendliches Chaos zu begreifen und dem Ganzen einen Sinn zu geben. Das hat er getan.”
Weiter heißt es: “Ohne Gary wären viele Leute nicht auf uns aufmerksam geworden. Er war in jeder Hinsicht eine Freakshow. Er war magnetisch. Er war magisch. Er war gefährlich. Für uns war er wie ein Onkel, ein älterer Bruder, den keiner von uns hatte. Aber er war eine seltene Rasse namens Gary alias The Rotting Man. […] Wir sind sicher, du machst Handstände von Dächern, beißt in High-Hat-Becken, tust so, als ob du auf dem Grund deines Pools ertrinken würdest, und weichst Steingläsern und Polizeikugeln aus, die auf deinen Kopf abgefeuert werden.”
Als Frontmann Malkmus und Gitarrist Scott Kanneberg alias Spiral Stairs Ende der 1980er Jahre Pavement gründeten, gingen sie zu Aufnahmen in Youngs Studio. Young, bekannt als “Punk-Rock-Hippie”, stellte dort das Schlagzeug zur Verfügung, was dazu führte, dass er gleich Schlagzeuger der Band wurde und ihren Sound durch seinen melodischen Stil prägte. Er wirkte auf den ersten EPs und dem Debütalbum “Slanted And Enchanted” (1992) mit. Danach wurde er durch Steve West aufgrund seines exzentrischen Verhaltens – er gab etwa Kohl und Stampfkartoffeln an Fans heraus – und seinem Alkoholproblem ersetzt. 2010 trat er nochmal mit der Band bei zwei Konzerten auf.
Nach Pavement veröffentlichte Young drei Alben unter dem Namen Gary Young’s Hospital. Letztes Jahr wurde beim SXSW ein Dokumentarfilm über Young mit dem Titel “Louder Than You Think” uraufgeführt. Heute steht eine Vorführung des Films in Melbourne an.
“Garys Pavement-Drums waren ‘one take and hit record’…. Er hat es so gut hingekriegt. Ruhe in Frieden”, schrieb Malkmus neben dem Band-Statement auf Twitter. Spiral Stairs schrieb via Instagram: “Ich habe so viel aus seinen Jahren gelernt! SM und ich haben diesen ganzen Schlamassel mit Gary im Jahr ’89 begonnen und seine Musik und Seele werden für immer weiterleben! Viel Liebe an Geri und seine Freunde und Familie.”
Bereits im Vorlauf ihres (noch) aktuellen Studioalbums “Darkfighter” hatten Rival Sonsangekündigt, noch in diesem Jahr ein weiteres Album mit dem Titel “Lightbringer” veröffentlichen zu wollen. Nun gibt es die offizielle Ankündigung und auch eine erste Single. “Lightbringer” erscheint am 20. Oktober via Atlantic/Warner und kann ab sofort vorbestellt werden. Dabei handelt es sich, wie der Name vermuten lässt, um das passende Schwesteralbum zu “Darkfighter”. Während des Lockdowns hatte es laut Frontmann Jay Buchanan viele neue Faktoren gegeben, die das Schreiben beeinflusst haben: “Am Ende stand eine Geschichte, die aus zwei unterschiedlichen Seiten erzählt wird”, erklärte er bereits im Vorfeld des ersten Albums.
Die Schwierigkeit, zwei aufeinander abgestimmte Alben in Balance zu bringen, beschreibt Gitarrist Scott Holiday: “[…] Die erste Platte muss genug Schlagkraft und haben und einen inhaltlich so abholen, dass man mit dem zweiten Teil einen noch größeren Aufschlag machen kann. In Sachen Energielevel und Bedeutung halten sie sich die Waage, aber mit einem Nachfolger musst du immer noch einen drauflegen […].”
Laut Buchanan geht “Lightbringer” auch “über die persönliche Innovation und Erkundung hinaus”: “Wir haben wirklich alles selbst in die Hand genommen und geschaut, wie weit wir gehen können. Es war eine Selbsterkundung, um herauszufinden, wer wir waren und wer wir nun sein werden”, ergänzt er seinen Bandkollegen. “Es gab mehr Reibereien und Kompromisse als je zuvor, weil wir die nackte Essenz dessen herauskristallisiert haben, welchen Weg wir einschlagen müssen – und ihn dann gegangen sind.”
Passend zur Ankündigung gibt es mit “Sweet Life” auch bereits eine erste Single aus dem kommenden Album zu hören. Der ausgelassen klingende Song, wird dabei sowohl vom dominierenden Drumbeat als auch von Buchanans bluesigem wehklagendem Gesang getragen. Dabei verliert er allerdings nie den nötigen Groove: “I’ve got to shake, shake, shake the bad rhythm for good”. Buchanan beschreibt “Sweet Life” selbst als klassischsten Rival-Sons-Song” der beiden Alben: “[…] Er entstand aus meiner Liebe für den Rock der Mittsechziger wie The Animals, The Kinks und die Bands, mit denen ich aufgewachsen bin. Zugleich bietet er eine Atempause von all den schwer verdaulichen Themen. […]”
Mit den beiden neuen Alben sind die Rival Sons im Herbst wieder auf Tour in Europa und machen dafür auch für einige Konzerte in Deutschland Halt. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, der Termin in Köln ist jedoch bereits ausverkauft.
Die Rückkehr der niederländischen Post-Hardcore-Dampfwalze John Coffey garantiert nicht nur weitere schweißtreibende Shows mit Sänger David Achter de Molen: frische 90s-Alt-Rock- und 80s-Hardrock-Vibes machen startklar zum stagediven, Grunge und dreckiger Hardcore reichen sich die Hand; elektronische Elemente bilden die Ausnahme, fügen sich aber passend in das gewohnte Soundbild einer der besten Live-Bands unserer Zeit ein.
Fiddlehead bewegen sich auf ihrem neuen Album durch die Jahrzehnte und greifen den Punk-Sound der späten 90er ebenso auf, wie den Post-Hardcore der Jahrtausendwende. Dabei erlebt man einen Pat Flynn in Höchstform, der die Grenzen zwischen Klargesang und melodischem Geheule gekonnt ausreizt.
Auf ihrem neunten Album betten Madsen Mutmach-Hymnen zwischen harte Gitarren und melancholische Popmelodien ein. Der Botschaft, als Gesellschaft zusammenzuhalten und den Glauben an sich selbst nicht zu verlieren, verleihen sie mit stürmischem Alternative-Rock-Songs wie “Wir haben immer noch die Sonne” Ausdruck.
Osees präsentieren auf “Intercepted Message” wieder einen experimentelleren und exzentrischeren Ansatz als auf dem räudigen Punk-Vorgänger “A Foul Form”. Mastermind John Dwyer hat nämlich einen Narren an “Keyboard-Guru” Tom Dolas gefressen und wildert nun selbst zwischen Devo und Zappa am Synthesizer.
Paerish – “You’re In Both Dreams (And You’re Scared)”
Paerish-Sänger und -Gitarrist Mathias Court lebt in zwei Träumen zeitgleich. Die Idee hat er zwar von David Lynchs Klassiker “Mulholland Drive”, spiegelt aber genauso gut sein eigenes Leben wider. Musikalisch drückt er das mit seiner Band über klangliche Parallelen zu Turnstile und Manchester Orchestra aus.
Bitte einmal alle Emo-Post-Hardcore-Klischees abhaken – Movements beleuchten das Thema (gescheiterte) Beziehungen mit eingängigem Pop-Punk, mächtigen Breakdowns, Synthies und ergreifenden Balladen. Die Grenzen, die ihnen das Genre dafür vorgibt, erkunden sie in alle Richtungen.
Erregung Öffentlicher Erregung – “Speisekammer des Weltendes”
Erregung Öffentlicher Erregung servieren kulinarische Metaphern und öffnen ihre Speisekammer, in der zwischen Post-Punk und Krautrock allerlei Einflüsse zu finden sind. Scharfzüngig und mit prügelnden Drums widmen sie sich einer übersättigten Gesellschaft, die der Apokalypse mit (vielleicht etwas zu) vollem Magen gegenübersteht.
DeYarmond Edison- “Epoch”
“Epoch” ist eine opulente Sammlung, die neben Justin Vernons Soloaufnahmen auch Songs von Megafaun enthält. Den Grundstein für die meisten Songs – und damit für die Vorgeschichte von Bon Iver – legten nichtsdestotrotz DeYarmond Edison, auch wenn nur “Silent Sighs” komplett auf dem Boxset vertreten ist.
Baby Jesus destillieren die Essenz des Rock’n’Roll über Garage Rock, Punk, Surf und Psychedelic; aber dreckig soll es sein. So ergibt sich das explosive Mischverhältnis der Schweden. Die Nähe zu den Monks oder Rolling Stones ist hörbar, wenn die Band in verschiedenen musikalischen Jahrzehnten lustwandelt.
Es war ihr Durchbruch: im Januar 1994 veröffentlichten Green Day mit “Dookie” ihr drittes Studioalbum, das in zahlreichen Ländern in die Top-10 der Charts aufstieg und mit über 20 Millionen verkauften Exemplaren mittlerweile zu den weltweit meistverkauften Musikalben zählt. Passend zum anstehenden 30-jährigen Jubiläum der Platte kündigt die Band nun eine Neuauflage an, die teilweise unveröffentlichte Demos und Livemitschnitte enthält.
Green Day hatten die Veröffentlichung in den vergangenen Tagen bereits in den sozialen Netzwerken angeteasert, ohne jedoch Details zu nennen. Die Neuauflage besteht neben dem Originalalbum aus einer Sammlung von teils unveröffentlichten 4-Track- und Kassetten-Demos und Outtakes sowie Live-Aufnahmen vom Woodstock Festival 1994 und einem Konzert aus dem Garage-Club in Barcelona im selben Jahr. Das “30th Anniversary Box Set” gibt es in mehreren Versionen, mit limitierten Merch-Artikeln wie etwa Hundekotbeutel über den Bandshop. Die zehn Demos wurden dazu über die Streamingdienste zur Verfügung gestellt.
Ihr aktuelles Studioalbum “Father Of All Motherfuckers” hatten Green Day im Februar 2020 veröffentlicht. Im vergangenen Jahr spielten sie ihre ausgedehnte und wegen der Pandemie mehrfach verschobene “Hella Mega Tour” zusammen mit Weezer und Fall Out Boy.
Nähere Informationen zu einem neuen Album oder neuen Tourdaten von Green Day sind bislang nicht bekannt. Bei einem Konzert in Kanada war jedoch mit “1981” ein vermeintlich neuer Song bereits Teil der Setlist. Gerüchten zufolge soll das neue Album allerdings 2024 erscheinen und den Titel “1972” tragen.
Zuletzt hatte die Band eine Jubiläumsedition ihres Albums “Nimrod” von 1997 veröffentlicht. Im kommenden Jahr jährt sich zudem die Veröffentlichung ihres zweiten großen Erfolgsalbums “American Idiot” zum 20. Mal.
Green Day – “Dookie – 30th Anniversary Edition”
Part A: “Dookie”
01. “Burnout”
02. “Having a Blast”
03. “Chump”
04. “Longview”
05. “Welcome to Paradise”
06. “Pulling Teeth”
07. “Basket Case”
08. “She”
09. “Sassafras Roots”
10. “When I Come Around”
11. “Coming Clean”
12. “Emenius Sleepus”
13. “In the End”
14. “F.O.D.”
15. “All by Myself”
Part B: Demos & Outtakes
01. “Burnout (4-Track-Demo)
02. “Chump” (4-Track-Demo)
03. “Pulling Teeth” (4-Track-Demo)
04. “Basket Case” (4-Track-Demo)
05. “She” (4-Track-Demo)
06. “Sassafras Roots” (4-Track-Demo)
07. “When I Come Around” (4-Track-Demo)
08. “In the End” (4-Track-Demo)
09. “F.O.D.” (4-Track-Demo)
10. “When It’s Time” (4-Track-Demo)
11. “When I Come Around” (Cassette-Demo)
12. “Basket Case” (Cassette-Demo)
13. “Longview” (Cassette-Demo)
14. “Burnout” (Cassette-Demo)
15. “Haushinka” (Cassette-Demo)
16. “J.A.R. (Jason Andrew Relva)” (Cassette-Demo)
17. “Having a Blast” (Cassette-Demo)
18. “Christie Rd.” (Outtake)
19. “409 in Your Coffeemaker” (Outtake)
20. “J.A.R. (Jason Andrew Relva)” (Outtake)
21. “On the Wagon” (Outtake)
22. “Tired of Waiting for You” (Outtake)
23. “Walking the Dog (Demo)” (Outtake)
Part C: “Live at Woodstock ’94”
01. “Welcome to Paradise” (Live at Woodstock 1994)
02. “One of My Lies” (Live at Woodstock 1994)
03. “Chump” (Live at Woodstock 1994)
04. “Longview” (Live at Woodstock 1994)
05. “Basket Case” (Live at Woodstock 1994)
06. “When I Come Around” (Live at Woodstock 1994)
07. “Burnout” (Live at Woodstock 1994)
08. “F.O.D.” (Live at Woodstock 1994)
09. “Paper Lanterns” (Live at Woodstock 1994)
10. “Shit Show” (Live at Woodstock 1994)
Part 4: “Live in Barcelona 1994”
01. “Welcome to Paradise” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
02. “One of My Lies” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
03. “Chump” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
04. “Longview” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
05. “Burnout” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
06. “Only of You” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
07. “When I Come Around” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
08. “2000 Light Years Away” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
09. “Going To Pasalacqua” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
10. “Knowledge” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
11. “Basket Case” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
12. “Paper Lanterns” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
13. “Dominated Love Slave” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
14. “F.O.D.” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
15. “Road To Acceptance” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
16. “Christie Rd.” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
17. “Disappearing Boy” (Live at Garatge Club, Barcelona 1994)
Blasphemische Totentänze und ein Hang zu Heiligen-Symbolik – die Kunst des Unbehagens beherrschen Årabrot auch nach zahlreichen Veröffentlichungen immer noch meisterhaft. Das beweist die norwegische Noise-Rock-Band mit ihrer neuesten Single “Horrors Of The Past” einmal mehr, in dem sie sich ihrer Leidenschaft für grotesk-düstere Szenarien und sich an der Grenze zum Wahnsinn bewegenden Gesang von Kjetil Nernes hingeben. Gab Nernes auf Songs wie “Hailstones For Rain/The Moon Is Dead” den Südstaatenprediger, wird das Thema Schuld und Sünde diesmal aus einer anderen Perspektive betrachtet – samt animiertem Video, das zeigt: Den Geistern der Vergangenheit lässt sich nur schwer entkommen.
Trotz biblischer Anspielungen verzichten Årabrot diesmal auf den Einsatz tonnenschwerer Doom-Gitarren und bombastischer Bässe, wie auf ihren vorherigen Veröffentlichungen. Stattdessen setzen sie auf einen treibenden bis hypnotischen Beat, der nicht zuletzt durch das sporadisch eingesetzte Mellotron zum Tragen kommt. Dabei kontrastieren Årabrot den besungenen Horror – zwischen all der Disharmonie – mit verträumt-poppigen Versatzstücken.
Zum Kontext des Videos sagt Nernes erklärt: “Wir waren mit dem Auto unterwegs und haben eine Katze überfahren. Ihr Fell bedeckte die Windschutzscheibe. Es war brutal. Ich hatte eine Vision von einer metaphysischen Reise durch einen Sturm von Tierfellen. Ich konnte nichts sehen, bis plötzlich Symbole und Erinnerungen an die Vergangenheit vor mir auftauchten. Ich arbeitete mich aus einer alptraumhaften Vergangenheit heraus.”
“Horrors Of The Past” folgt auf “We Want Blood” und “You Cast Long Shadows”, den ersten beiden Singleauskopplungen aus “Of Darkness And Light”. Aufgenommen wurde das zehnte Årabrot-Album im Djura Missionshus, einer Kirche, die die Band zum Wohnstudio umfunktioniert hat. Als Produzent konnten sie Alain Johannes – bekannt für seine Arbeit mit etwa den Queens Of The Stone Age – gewinnen.
Ursprünglich sollten King Gizzard & The Lizard Wizard schon Ende August 2022 in Köln spielen, doch wenige Wochen zuvor mussten alle Tourdaten aufgrund der Morbus-Chron-Erkrankung von Frontmann Stu McKenzie abgesagt werden – erstmals in 12 Jahren Bandgeschichte hätte ihn seine bis dahin nicht publik gemachte Krankheit dazu gezwungen.
Für die Reden verantwortlich: Joey Walker von King Gizzard (Foto: Jennifer Smith)
Bei einer normalen Band wäre das zwar immer noch ärgerlich, aber bei den australischen Psych-Königen bekommt man es in so einem Fall mit einer schlimmen FOMO (Fear of missing out) zu tun. Immerhin neun Alben (!) hat die Band seit ihrer letzten Köln-Show 2019 herausgebracht – Nachholbedarf wäre also untertrieben. Entsprechend ausverkauft ist die Show im E-Werk. Weit vor Öffnung sitzen haufenweise Fans bereits vor der Halle. Man trägt Batikshirts, raucht Batikzigaretten, die Stimmung ist ausgelassen.
Elektrisierend ist nicht nur der Performance der Australier (Foto: Jennifer Smith)
Als Anheizer haben sich King Gizzard die ebenfalls aus Melbourne stammenden The Prize mitgenommen. Die fangen schon eine Viertelstunde vor eigentlichem Beginn an und machen ihre Sache den Umständen entsprechend gut: Ihr Tour-Van hat zuvor in der Schweiz seinen Geist aufgegeben. Vier Züge musste die Band nehmen, um es zur Show zu schaffen. Recht unbeeindruckt von dem Zwischenfall und einem offenbar kaputten Drum-Mikro spult die fünfköpfige Band mit drei Gitarren ihr “Ramones-meets-AC/DC“-Programm ab. Nicht spektakulär, aber effektiv: So stellt man sich eben das Vorprogramm in einem australischen Pub vor.
Taut auf im Metal-Inferno: Stu McKenzie (Foto: Jennifer Smith)
King Gizzards massiver Aufbau mit Podesten, mehreren Synthies, Modulatoren, Perkussions-Instrumenten und Saxofon lauert derweil schon bedrohlich auf der Bühne, muss aber noch etwas länger auf seine Band warten. Zu mittlerweile tropischen Temperaturen kommen die Australier kurz nach 21 Uhr auf die Bühne. Gitarrist und Co-Frontmann Joey Walker hält seine Ansprache knapp: “You guys are ready to make this the best night of my life.” Zeit zum Antworten lassen sie kaum, schon setzen sie mit “K.G.L.W.” zur tonnenschweren Doom-Metal-Hypnose an, dessen Härte vorerst den Ton angeben soll. McKenzie lässt dafür erstmal seinen Co-Frontmännern Walker und Ambrose Kenny-Smith den Vortritt. Bis auf ein kurzes “Thank ya” hält der Bandkopf sich noch bedeckt.
Kann ebenfalls alles: Multiinstrumentalist Cook Craig links (Foto: Jennifer Smith)
Nach dem ebenfalls härteren “Pleura” gehts dann nochmal ins mikrotonale “Billabong Valley”, bevor sie den Drachen auf dem Cover ihres aktuellen Albums “Petrodragonic Apocalypse” im Tropenhaus E-Werk willkommen heißen und das Publikum glühendes Schwermetall fressen lassen – rotierende Moshpits bis zur FOH inklusive. Befeuert wird das ganze von der psychedelischen Videoshow auf der Leinwand in glühendem Orange und den “Gizzard”-Rufen des Publikums.
Australisches Gitarren-Yoga mit Stu McKenzie (Foto: Jennifer Smith)
Sichtlich vergnügt und angestrengt gleichermaßen skandiert Walker seine Genugtuung: “Köln is probably our favourite city in Germany.” In Berlin seien ihnen zu viele Poser. “Lets have a couple of Kölsches.” Amen. Auch McKenzie spielt sich neben zahlreichen Instrumentenwechseln zwischen ihm und Multiinstrumentalist Kenny-Smith weiter in den Mittelpunkt, wenn King Gizzard die Fans zu “Self-Immolate” und “Hell” zunehmend durch den Thrash-Fleischwolf drehen. McKenzie sieht mit seinen Shorts und erhobener Pommesgabel dabei etwas aus wie ein junger Angus Young, macht aber eigentlich viel lieber auf John Dwyer (Osees), indem er seine Gitarre über und hinter dem Kopf spielt.
John Dwyer oder Stu McKenzie? (Foto: Jennifer Smith)
Nach dem letzten Ton von “Hell” folgt schlagartig ein ungleiches Kontrastprogramm. “Now we are trying to get sexy”, sagt Walker in seiner Latzhose und es gibt fluffigen Boogie-Blues und Artverwandtes. Die Australiern jammen gemütlich, ziehen Songs wie “Work This Time” ins Unendliche. Genau richtig, nachdem Metal-Inferno zuvor. Als Closer gibts “Iron Lung”, einen funky Jazz-Koloss, der in dieser zwanzigminütigen Live-Version immer mal etwas an die Chili Peppers erinnert, bevor er im nächsten Moment wieder in einem bunten Jam-Teil gipfelt.
Keine Seltenheit: Ambrose Kenny-Smith und McKenzie tauschen die Rollen (Foto: Jennifer Smith)
Mal abgesehen davon, dass King Gizzard & The Lizard Wizard allesamt ausgesprochen begabte Musiker sind, ist es umso beeindruckender, dass sie ohne Superhits wie “Rattlesnake”, “Gamma Knife”, “Sense” oder wie sie alle heißen auskommen und scheinbar jede Show ein komplett anderes Set auf die Beine stellen können, was so ziemlich alles zwischen Meditation und Massaker bietet. Egal, wie viele Alben sie bis zur nächsten Köln-Show also noch herausbringen sollten. Angst, etwas zu verpassen, hat man bei diesen Genies quasi immer.