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Eingekapselt

Unser letztes Gespräch war im Dezember 2021. Damals war an eine Tour nur vorsichtig wieder zu denken und die Veröffentlichung eures sechsten Albums “Crisis Of Faith” stand kurz bevor. Was ist seitdem passiert?
Ian D’sa: Ich erinnere mich. Damals war ich im Studio in Toronto. Jetzt sind wir in Warschau und spielen hier heute Abend eine Show mit Frank Turner. Es ist ein wunderschöner, warmer Tag. Seit Ende 2021 ist also alles wieder so ziemlich zum Normalzustand zurückgekehrt, ein großartiges Gefühl. Wir waren viel auf Tour und es hat sich so gut angefühlt, die neuen Songs zu spielen und die Fans wiederzusehen. Wir machen endlich wieder das, was wir am liebsten tun.

Das haltet ihr auf eurem neuen, zweiten Live-Album fest. Dem ersten seit 2007. Was hat so lange gedauert?
Man gewöhnt sich schnell daran, immer live spielen zu können, wir haben es für selbstverständlich gehalten und das dann in der Pandemie schwer bereut. Es ging uns mit der neuen Platte also vor allem darum zu sagen: “Wir sind zurück, Liveshows sind zurück, und wir spielen diese besondere Show in der wunderschönen Festhalle in Frankfurt, mit neuen Songs und den bekannten Klassikern. Das wollen wir festhalten.” Ich wünschte wirklich, wir hätten mit Billy Talent öfter solche Live-Schnappschüsse gemacht. Ich meine: 2007 ist echt schon lang her. Da liegt ein Jahrzehnt dazwischen, die kompletten 2010er Jahre, die wir live überhaupt nicht festgehalten haben.

Fühlen sich Konzerte nach der langen Zwangspause anders an?
Die Energie ist definitiv eine andere. Die Leute leben wieder mehr im Moment und genießen es. Bei jedem einzelnen Festival, das wir im vergangenen Jahr gespielt haben, hatten wir ein euphorisches Publikum, das gesungen und gefeiert hat. Früher hat man manchmal Kämpfe in der Menge beobachtet, solche Szenen sieht man jetzt gar nicht mehr.

Ihr scheint selbst eine richtig gute Zeit gehabt zu haben. Ich erinnere mich, dass es 2022 bei Rock am Ring viel gegenseitige Liebesbekundungen mit den Beatsteaks gab, mit denen ihr euch die Bühne und backstage das ein oder andere Getränk geteilt habt.
(grinst breit) Das stimmt. Und in Berlin bei der letzten Show dieser Tour, bei der wir auch das Frankfurt-Konzert aufgenommen haben, sind Arnim und Bernde mit auf die Bühne gekommen, und wir haben gemeinsam deren Song “Hand In Hand” gespielt, das war ein toller Abschluss. Diese Band bedeutet uns sehr viel. Die Beatsteaks waren in gewisser Weise unser Begrüßungskomitee für die deutsche Punkrock-Szene als wir damals unsere ersten Konzerte in Deutschland gespielt haben. Sie haben uns mit auf Tour genommen, und wir sind Freunde fürs Leben geworden.

Wenn wir über das Konzept Livealbum sprechen, was ist das für dich?
Für mich ist es eine Art Zeitkapsel, all meine Lieblingslivealben wie The Whos “Live At Leeds” und Thin Lizzys “Armed And Dangerous” sind ganz genau das: Zeitkapseln, die diesen einen Moment einfrieren. Das ist es, was wir auch versuchen: Einen Moment für
immer festhalten, den Sound in einem bestimmten Raum, zu einer bestimmten Zeit. Ich glaube, dass wir das auf unserer Platte ganz gut rübergebracht haben.

Mit dem gerade Gesagten im Hinterkopf: Hörst du dir manchmal eure erste Liveplatte an? Und was denkst du, wenn du sie hörst?
Ich denke, dass das damals unser erster Versuch eines Livealbums war und dass das, was wir jetzt gemacht haben, viel besser klingt. Nicht, dass ich damit sagen will, das Livealbum klinge fantastisch, aber wir sind da ganz anders rangegangen und haben sichergestellt, dass diesmal alle Möglichkeiten für einen besseren Sound ausgenutzt sind. In meinen Ohren klingt die Platte im direkten Vergleich um Welten besser.

Ben kündigt es in einer Ansage auch an, dass die Show aufgenommen wird. Ist es nicht ein Risiko, das direkt am Anfang so groß anzusagen, falls doch was schiefgeht?
Ist es. Aber da es im Herbst noch einen begleitenden Konzertfilm geben soll, gab es neben den Mikrofonen auch mehrere Kamerateams, die im Publikum unterwegs waren. Das muss man natürlich kurz erklären, damit sich die Leute nicht wundern.

Wie habt ihr überhaupt entschieden, welches Konzert der Tour ihr aufzeichnet?
Wir haben schon ein paar Mal in der Festhalle gespielt und kennen die Klangeigenschaften vor Ort ganz gut. Außerdem hat die Halle diesen speziellen Vibe, sie ist ja ein altes Gebäude und beeindruckend mit ihrer Kuppel und dieser runden und gleichzeitig offenen
Struktur. Wir wollten die Show also unbedingt dort aufnehmen. Hinzu kommt, dass es die größte Show auf der Tour war und Frankfurt aufgrund seiner zentralen Lage Anlaufpunkt für viele Fans aus anderen Teilen des Landes ist.

“»Wir haben aufgehört, Zugaben zu spielen. Wir wollen die Energie, die sich während des Konzerts angestaut hat, nicht mit einer künstlichen Pause vergeuden.”

Ian D’Sa

Du hast “Live At Festhalle Frankfurt” auch produziert. Was versucht man da zuerst einzufangen: einen bestimmten Sound oder doch eher ein bestimmtes Gefühl?
Es ist mehr ein bestimmtes Gefühl, dem man nachjagt, und ich hab wirklich jeden Kniff und Trick angewendet, um diese Live-Magie einzufangen. Zum einen haben wir das direkte Signal der Gitarren-Tonabnehmer aufgenommen und dann im Studio nochmal das Beste aus diesem Sound rausgeholt, aber wir hatten auch richtig viele Mikrofone im Publikum aufgestellt, um das in den Mix mit einfließen zu lassen. Es hat Spaß gemacht, war aber auch eine Herausforderung, die Studioansprüche mit einer Liveplatte zusammenzubringen.

Als das Konzert an diesem 25. November 2022 endete und der letzte Akkord verklungen war, was war das Erste, an das du gedacht hast?
Mein erster Gedanke war auf jeden Fall: “Ich hoffe, ich habe es nicht zu sehr verkackt.” (lacht) Es gab ein grandioses Finale, und dann hat es sich direkt nach dem letzten Song angefühlt wie eine besondere Show. Es hat sich bewährt, dass wir aufgehört haben, Zugaben zu spielen, einfach weil wir die Energie, die sich während des Konzerts angestaut hat, dann nicht mit einer künstlichen Pause vergeuden. Zugaben fühlen sich für uns an wie ein Artefakt aus einer vergangenen Zeit: Du tust so, als wäre es der letzte Song, dann tust du so, als würdest du von der Bühne gehen, und das Publikum tut so, als würden sie nicht eh wissen, dass du nochmal wiederkommst. Das ist Zeitverschwendung. Ich meine, wenn wir “Red Flag” nicht gespielt haben, dann ist doch irgendwas verkehrt, dann weiß jeder, vor allem in Deutschland, dass das Konzert noch nicht zu Ende ist.

Wie schwierig ist es, bei so einem Aufnahmeunterfangen das Publikum zu lesen?
Das Gute ist, dass ich mittlerweile so viele Konzerte gespielt habe, dass ich ein paar Dinge vorhersagen kann, etwa an welchen Stellen das Publikum den Text mitsingt. Das war mir sehr wichtig, dass das alles mit aufgenommen ist. Und wenn du das Material dann hast, musst du es schaffen, beim Mixen diesen Augenblick wiederzubeleben, in dem plötzlich das Publikum für die Band singt und nicht mehr andersrum. Wir haben da sehr sorgfältig drauf geachtet, dass wir das alles auf Band hatten.

Wie sieht es denn bandseitig mit potenziellen Fuck-ups aus, gibt es den ein oder anderen Song, bei dem du dachtest: “Der muss heute auf jeden Fall klappen”?
(lacht laut) Im Grunde jeder einzelne der neuen Songs, einfach weil wir die nicht schon jahrelang live spielen. Sie fühlen sich immer noch sehr frisch an, nach einem Jahr. Vor allem Songs wie “Forgiveness” oder “Hanging Out With All The Wrong People”. Im zweiten Jahr eines Albumzyklus sieht das schon wieder anders aus, da gehen einem die Songs sehr viel sicherer von der Hand. Aber so haben wir extra viel geübt vorher, um sicherzugehen, dass alles sitzt.

Wenn du eure beiden Live-Zeitkapseln vergleichst, hast du dann das Gefühl, dass ihr euch verändert habt?
Ja, ich habe vor allem das Gefühl, dass wir heute viel bessere Musiker sind. Wir stehen
als Band enger zusammen und legen insgesamt mehr Selbstbewusstsein beim Spielen an den Tag. Es kommt über die Jahre einfach die Zeit, wo du selbstsicherer wirst, das macht dich automatisch zu einem besseren Musiker, und du bist dir dessen auch viel mehr bewusst, je älter du wirst. Als wir jünger waren, haben wir uns oft auch im Eifer des Gefechts komplett mitreißen lassen, und dann hast du so einen Spaß beim Performen, dass du in dem Moment gar nicht mitbekommst, dass du eigentlich gerade ziemlich beschissen spielst.

Industrial-Hommage

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2015 veröffentlichten die Melvins ihre 7-Inch “A Tribute To Throbbing Gristle”. Nun erscheint mit dem Album “Throbbing Jazz Gristle Funk Hits” eine weitere Hommage an die britischen Industrial-Ikonen Throbbing Gristle. Für ihr Tributealbum hat sich die Sludge-Metal-Band mit Void Manes zusammengetan und bereits den ersten Track “Discipline 23” samt Musikclip veröffentlicht.

Inhaltlich bekräftigt der Song die Frage, wie viel Gehorsam es in Gesellschaft und Kunst braucht. So heißt es unter anderem: “I want some discipline in here/ I want some discipline in here/ Do what I say, do what I say/ I want some discipline”. Eine nicht ganz ernstgemeinte Aufforderung zu mehr Disziplin, die die Melvins und Void Manes mit elektronischen Elementen unterlegen.

Über ihren Instagram-Account teilte die Band mit, dass die LP ebenfalls in einer besonderen Vinyl-Art-Edition und in limitierter Auflage erscheinen wird. Diese wurde von Künstler Thomas Hazelmyer alias Haze XXL gestaltet und enthält neben einer Flexi-Disc mit zwei Bonustracks eine weitere CD. Diese wird ab dem 25. Juni erhältlich sein, allerdings nur über folgenden Shop.

 

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“Discipline 23” geht auf einen der bekanntesten Throbbing-Gristle-Songs zurück. Erstmalig im Berliner SO36 vor Publikum präsentiert, koppelte die Band “Discipline” im Rahmen ihres Livealbums “Mission of Dead Souls” (1981) aus. Im selben Jahr trennte sich die Band um Genesis P-Orridge.

Zeit zum Entspannen

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Das Format ist nicht wirklich neu, bekommt nun aber eine weitere Facette: The Offspring steigen ins Podcast-Geschäft ein. “Time To Relax With The Offspring” leiten Gitarrist Kevin “Noodles” Wasserman und Sänger Bryan “Dexter” Holland zusammen mit ihrem langjährigen Freund Jason “Blackball” McLean. Der Video-Podcast im offenen Format holt verschiedene Freund:innen und Kolleg:innen zur Band ins Studio, um über Musik, Tourneen, das Leben und “alles, was dazwischen liegt”, zu sprechen.

“Ich freue mich darauf, mit Freunden über Musik zu sprechen und unsere Lebenserfahrungen in der Punkrock-Szene zu teilen”, kommentierte Noodles das neue Projekt. “Ich freue mich auch darauf, mein Fachwissen über alles, was ich gerade im Internet gelesen habe, weiterzugeben. Es ist ein Podcast!” Frontmann Holland fügte hinzu: “Wir haben ein paar verrückte Freunde!” Und auch McLean teilt seine Aufregung: “Endlich ein fairer und ausgewogener Podcast, der sich mit den schwierigen Themen ‘Was ist los mit Dexter?’, ‘Kann Noodles den Zauberwürfel besiegen?’ und ‘Was zum Henker ist jetzt schon wieder mit Fletcher los?’ auseinandersetzt.”

In der jetzt veröffentlichten ersten Folge ist Pennywise-Gitarrist Fletcher Dragge zu Gast. Darin geht es um ihre schönsten gemeinsamen Erinnerungen aus den letzten 30 Jahren, um “Punkrock-Hacks” und vieles mehr.

“Time To Relax With The Offspring” wird auf dem YouTube-Kanal der Band zu sehen sein. Außerdem soll es den Podcast auch auf allen gängigen Streaming-Plattformen und Download-Portalen geben. Neue Folgen sollen in regelmäßigen Abständen folgen.

The Offspring hatten zuletzt eine fast vollständig ausverkaufte Tour anlässlich ihres aktuellen Studioalbums “Let The Bad Times Roll” gespielt. Zudem hatte Frontmann Holland bereits im Oktober 2022 bestätigt, bereits an einem neuen Album zu arbeiten. Nähere Informationen dazu gibt es bislang allerdings nicht.

Blick in die Vergangenheit

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Justin Vernon alias Bon Iver hat mit seinen aktuellen Songveröffentlichungen einen Sprung in die Vergangenheit gewagt und präsentiert mit “Hazelton” eine frühe Version seines Songs “Holocene”. Dieser war 2011 im Zuge der Veröffentlichung seines zweiten Studioalbums “Bon Iver” erschienen, “Hazelton” nahm der Indie-Musiker allerdings schon zwischen 2005 und 2006 auf.

Begleitet wird die Veröffentlichung von einem weiteren Song, den Vernon ebenfalls bereits vor einigen Jahren herausgebracht hat: “Liner”. Dieser war – ebenso wie “Hazelton” – 2006 auf Vernons drittem Soloalbum “Hazeltons” erschienen. Mit dem erneuten Release der beiden Tracks gibt dieser nun einen Ausblick auf ein neues Boxset, entstanden in Zusammenarbeit mit seinen früheren Bandkollegen von DeYarmond Edison. Das Boxset soll noch diesen Sommer veröffentlicht werden und wird auch die beiden Songs enthalten.

Damit wird auch die LP “Hazeltons” Teil des DeYarmond-Edison-Boxsets “Epoch” sein. Diese soll 4 CDs und 5 LPs mit rund 83 Tracks umfassen, darunter mehrere bisher unveröffentlichte Aufnahmen, sowie ein Buch zur Geschichte von DeYarmond Edison, der Vorläuferband von Bon Iver und Megafaun.

DeYarmond Edison war eine 2001 gegründete Band, bestehend aus den ehemaligen Schulfreunden Phil Cook, Brad Cook, Joe Westerlund, Christopher Porterfield und Sänger Justin Vernon. Die Trennung folgte bereits fünf Jahre später.

Erscheinen soll das Boxset am 18. August via Jagjaguwar und kann bereits vorbestellt werden. Die gesamte Tracklist ist ebenfalls über den Store einsehbar.

Die Alben der Woche

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Platte der Woche: Militarie Gun – “Life Under The Gun”

Militarie Gun (Foto: Noah Kentis)
Militarie Gun (Foto: Noah Kentis)

Auf ihrem Debüt denken Militarie Gun ihren melodischen Hardcore immer weiter: Sie sparen weder an Härte noch machen sie es sich zum Ziel, ihre Musik trotz reichlich Indie-Einflüssen und Melodik unnötig massentauglich zu machen. Das Ergebnis ist ein kompromissloses “Life Under The Gun”, das Fans von Turnstile und sogar Blur bedient.

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Portugal. The Man – “Chris Black Changed My Life”

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Portugal. The Man ehren ihr verstorbenes Ehrenmitglied Chris Black. Funky und groovy und pendelt die Band und ihre Gäste zwischen Indie-Rock, Pop und HipHop. Von Selbstreferenzen und politischen Botschaften über Migrationspolitik bis hin zu elektronischen Spielereien demonstrieren Portugal. The Man ihre Superkräfte.

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Swans – “The Beggar”

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Swans demonstrieren, wie man Hörgewohnheiten konsequent unterläuft und mit 43-minütigen Tracks ein Statement in epischer Länge setzt. Zwischen Weltuntergangsszenarien und Todesfantasien trägt die Band ihren Hang zu apokalyptischen Post-Rock-Landschaften ebenso vor sich her, wie ihren künstlerischen Anspruch.

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Geese – “3D Country”

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Geese beweisen, dass der Begriff “Stagnation” nicht in ihrem Wortschatz vorkommt. Zwischen Wutausbrüchen, Gospelchören und einem Streifzug durch die Musikgeschichte – dieser reicht von den Strokes bis zu Blue Öyster Cult – schöpfen die New Yorker aus dem Vollen. Und zwar mit ordentlich Zynismus.

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Albert Hammond Jr.- “Melodies on Hiatus”

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Der Strokes-Gitarrist veröffentlicht den zweiten Teil von “Melodies On Hiatus” und macht aus einem Halben ein Ganzes – in gewisser Weise. Glatt, poppig und gesund ist die neue Platte, aber bleibt sie auch auf Dauer gedanklich hängen? Im Vier-Ohren-Test hat sich unsere Redaktion das neue Album vorgenommen.

zum Vier-Ohren-Test


Cable Ties – “All Her Plans”

cable ties All Her Plans cover

Cable Ties unterlegen ihre Wut mit selbstermächtigenden Hymnen und kühlem Post-Punk. Inhaltlich bleibt das Album dabei von der Kritik am Patriarchat und den Missständen im Gesundheitswesen angetrieben. Tritt der Opener mit seinen Riot Grrrl-Einflüssen Türen ein, folgt mit “Mum’s Caravan” die Hinwendung zum Folk-Rock.

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Kapa Tult- “Es schmeckt nicht”

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Kapa Tult legen nach “Meinten Sie Katapult?” (2022) nach: Auf “Es schmeckt nicht” beweisen sie einmal mehr, dass sie die Kunst gesungener Wortspiele und doppelbödiger Texte aus dem Effeff beherrschen. Eine Band, die sich geschmeidig zwischen Progrock, LoFi-Folk und Indiepop und Punk bewegt.

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Trophy Eyes – “Suicide And Sunshine”

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Dass Trophy Eyes ein Händchen für eingängige und zugleich emotional sehr ergreifende Songs haben, unterstreichen sie mit ihrer neuen Platte. Melancholische und nahbare Texte verpacken die Australier in dynamischen Instrumentalen und schaffen Songs zum Mitweinen und Fäuste in die Luft werfen.

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Cory Hanson – “Western Cum”

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Aufbauend auf “Pale Horse Rider” veröffentlicht Cory Hanson eine Fortsetzung, die sich im Bereich von Indie, Folk, Psychedelic und Country austobt. Südstaaten-Romantik mit Akustikgitarren in bis zu proggiger Ausführung klingen definieren einen eigenen Sound von “traditionell”.

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Sicherer Hafen

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Dass sich Feine Sahne Fischfilet nicht vor politischen Äußerungen und Positionierungen scheuen, ist schon länger bekannt. Und auch ihr Engagement für die Seenotrettung Geflüchteter ist nichts Neues: Bereits 2019 gab es auf ihrer Tour Vorträge zu dem Thema, immer wieder sammelte die Band Spenden für die Besatzung, ihr Equipment und für Anwalts- und Gerichtskosten.

In ihrem neuen Video zum Song “Wenn wir uns sehen” wird ihre Verbindung zu dem brisanten und emotionalen Thema noch deutlicher. Der Clip beginnt mit Aufnahmen des vermeintlich ruhigen Mittelmeers, dazu hört man diverse gesprochene Nachrichtenmeldungen aus dem Off. Im Video selbst wird vor allem Dariush Beigui begleitet. Beigui, den die Band als “Freund” bezeichnet, ist Binnenschiffer aus Hamburg und Kapitän der Iuventa. Seit 2016 engagiert er sich in der Seenotrettung. Ihn und seinen Crewmitgliedern wird deshalb in Italien jetzt der Prozess gemacht.

Durch die Bilder von Beigui wirken auch die Lyrics nochmal eindrucksvoller und unterstreicht, dass die Band den Song für ihn geschrieben hat: “Ich hab’ Angst, dass du das nicht mehr aushältst/ Nicht mehr ankommst, es niemand von uns es aufhält” oder “Geht es um zehn, zwanzig oder dreißig Jahre Knast/ Dich quält nur, wie viele du nicht gerettet hast”.

“Wenn wir uns sehen” ist ein eher ruhiger Song für die Punkrocker. Trotzdem finden sich auch hier die typischen Feine-Sahne-Fischfilet-Trompeten, wenn auch in einer deutlich reduzierten Form. Im begleitenden Text zum Video erklärt Frontsänger Monchi die Entstehungsgeschichte des Songs: “2018 war ich zusammen mit Dariush auf Lesbos. An Land standen wir vor dem Lager Moria. Mir gehen diese Bilder bis heute nicht aus dem Kopf. Wie krass muss es für die Menschen sein, die in solcher Hölle zusammengepfercht werden? Wie krass muss es für Menschen wie Dari sein, die dort immer und immer wieder hinfahren und versuchen zu helfen? […]”

Parallel zur Veröffentlichung des Videos findet auf Trapani in Sizilien eine Vorverhandlung zu dem anstehenden Prozess gegen insgesamt 21 Seenotretter:innen, zu denen auch Dariush gehört, statt. Detaillierte Informationen dazu gibt es auf Webseite von Borderline Europe.

Da die kalkulierten Kosten nun schon auf über 1 Million Euro zugehen, rufen auch Feine Sahne Fischfilet zur Unterstützung der Angeklagten in dem Prozess zu Spenden auf. Alle Informationen zum Spendenkonto hat die Band auf ihren sozialen Netzwerken und in der Videobeschreibung veröffentlicht.

Der Song ist Teil des aktuellen Feine-Sahne-Fischfilet-Albums “Alles Glänzt” aus dem Mai 2023. Mit dem Album geht die Band im Sommer auch auf ihre erste eigene große Open-Air-Tour. Tickets gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.

VISIONS empfiehlt:
Feine Sahne Fischfilet

30.06. Karlsruhe – Kulturbühne
14.07. Dortmund – Westfalenpark
15.07. Dresden – Filmnächte am Elbufer
22.07. Wiesbaden – Kulturpark Schlachthof
29.07. Berlin – Wuhlheide
18.08. Hamburg – Open Air am Großmarkt
26.08. Losheim am See – Strandbad

Zweites Album nach über 20 Jahren

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Abgesehen von einer Mini-EP 2020 war es lange still um die Melodic-Hardcore-Veteranen As Friends Rust. Nun kündigt die Band mit der ersten Single ihr neues Album “Any Joy” an, ihr zweites nach Debüt “Won” vor 22 Jahren.

Der neue Song “Positive Mental Platitude” kommt mit einem Musikvideo voller Ameisen daher, die sich über Emojis hermachen. Melodischer Post-Hardcore lässt derweil Emo-Herzen höherschlagen. Im Vergleich zu den alten Werken klingt ihr neuer Output gerade in der Produktion geschliffener. Auch Frontmann Damien Moyals Gesang klingt erwachsener und rauchiger.

Auch Parallelen zu den Post-Hardcore-Kollegen Thrice sind an dieser Stelle nicht von der Hand zu weisen. Der Song ist linear strukturiert, hat keinen emo-typischen Titel wie “More Than Just Music, It’s A Hairstyle” (von etwa “A Young Trophy Band In The Parlance Of Our Time”, 2002), den deprimierenden (Emo)ji-Zeitgeist der alten Schule trifft er dennoch – nicht zuletzt das Gitarrensolo in der Bridge liefert den dafür nötigen Feinschliff.

Moyal erklärt zum neuen Song: “‘Positive Mental Platitude’ behandelt das Thema der ‘performativen Fürsorge’, indem man das ‘Care Reaction’-Emoji auf Facebook verwendet, um die ziemlich leeren Gesten zu symbolisieren, mit denen wir Solidarität oder Sympathie zeigen, ohne uns zu nahe zu kommen”, so der Sänger. “Mit einem einzigen Emoji – betende Hände, ein Herz, ein muskulöser Arm, der sich beugt – können wir unseren Teil des Gesellschaftsvertrags erfüllen, ganz einfach und bequem. Reflexartig. Das hat durchaus seine Vorzüge”, gibt er zu. “Ich tue es. Aber es ist auch nicht besonders sinnvoll. Süß, aber ohne Durchhaltevermögen.”

Die Bandmitglieder stammen ursprünglich aus Gainesville, Florida, wohnen aber mittlerweile über die USA verteilt. Größtenteils haben sie “Any Joy” von zu Hause aus geschrieben, aufgenommen und produziert. Da die Band aktuell keinen festen Bassisten hat, half Andrew Seward (Against Me!) größtenteils aus.

Kurz nach der Veröffentlichung von “Won” im Jahr 2001 stieg Moyal bei As Friends Rust aus; EP “A Young Trophy Band In The Parlance Of Our Time” veröffentlichten sie ein Jahr später mit bereits fertigen Gesangsaufnahmen von ihm. Danach pausierte die Band. 2008 schlossen sich die Mitglieder wieder zusammen.

“Any Joy” veröffentlichen As Friends Rust am 18. August über End Hits.

As Friends Rust – “Any Joy”

As Friends Rust - Any Joy

 

01. “Final Form”
02. “Positive Mental Platitude”
03. “See Us Now”
04. “Great Filter”
05. “The Walking Debt”
06. “Origin Stories”
07. “No Gods, Some Masters”

Vormerken!

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Finte

Finte (Foto: Judith Caspers)
Finte (Foto: Judith Caspers)

Heimatstadt: Hannover
Genre: Post-Hardcore, Prog, Mathrock
Für Fans von: The Hirsch Effekt, Fjørt, Between The Buried And Me

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The Pleasure Dome

The Pleasure Dome (Foto: Josh Wood)
The Pleasure Dome (Foto: Josh Wood)

Heimatstadt: Bristol, UK
Genre: Noiserock, (Post-)Punk
Für Fans von: Idles, Metz, Ditz

Der Trend, dass Bands aus dem Vereinigten Königreich Noiserock und (Post-)Punk mixen, nimmt kein Ende. Es ist jedoch auch kein Umstand, der betrüben sollte, denn er spült uns immerzu neue, frische Bands in die Timelines unserer Social-Media-Kanäle, um deren Kenntnis wir nicht böse sind. So auch: The Pleasure Dome. Dem Trio aus Bristol darf man jedoch zugutehalten, dass sie auch schon seit 2019 dabei sind. Seitdem veröffentlichen sie Stand-Alone-Singles und kleinere EPs. Nun haben sie ganz frisch beim Label Hound Gawd! unterschrieben, das später in diesem Jahr das Debütalbum der Band veröffentlichen will.

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The Side Eyes

The Side Eyes (Foto: Daniel Vargas)
The Side Eyes (Foto: Daniel Vargas)

Heimatstadt: Los Angeles, Kalifornien
Genre: Hardcore/Punk
Für Fans von: Circle Jerks, OFF!, Ceremony

The Side Eyes werden angeführt von Astrid McDonald, der Tochter von Go-Go’s-Gitarristin/Songwriterin Charlotte Caffey und Redd Kross-Sänger und -Gitarrist Jeff McDonald. Sie stammt aus Los Angeles, während die Brüder Kevin (Gitarre) und Chris Devine (Bass) aus New Jersey kommen und Schlagzeuger Nick Arnold in San Diego zur Welt gekommen ist. Gemeinsam spielen sie einen feurig-wilden Oldschool-Hardcore/Punk, der den klassischen Westküsten-Bands der 80er in nichts nachsteht. 2017 entsteht so ein erstes, namenloses Debütalbum, das mit “What’s Your Problem?” (via In The Red) am 23. Juni seine Fortsetzung erlebt – jetzt übrigens mit dem neuen Schlagzeuger Sam Mankinen. Produziert hat die nicht mal 20-minütige Platte Astrids Onkel Steve McDonald (Redd Kross, The Melvins).

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Laughter

Laughter (Foto: Dominic Bowman)
Laughter (Foto: Dominic Bowman)

Heimatstadt: London, UK
Genre: Shoegaze, Garage Rock
Für Fans von: Swedish Death Candy, Kamggarn, Flyying Colours

Es ist leider zuletzt etwas ruhig geworden, um die Londoner Psych/Garage-Rocker Swedish Death Candy. Sänger/Gitarrist/Songwriter Lou Perry hatte zwischenzeitlich bei den ähnlich gelagerten Kamggarn angeheuert. Deren Bassist Mark Ardisson wiederum bändelte umgekehrt mit Swedish Death Candy an. Nun haben die beiden sich mit Sängerin Mai Anderson zusammengetan, haben noch SDC-Gitarrist Francesco Codado und Schlagzeuger Roddy Bailey dazugeholt und die Band Laughter gegründet. Die nehmen den Psych/Garage-Schwung der Parallel-Bands mit und addieren noch eine gewisse Nuance Shoegaze und Dreampop, wofür vornehmlich Andersons Stimme verantwortlich ist. Mit “Nothing” gibt es bisher nur einen Song – am 8. August soll mit “Cloud” der nächste folgen.

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Trauma Glow

Trauma Glow (Foto: Fernanda Nigro)
Trauma Glow (Foto: Fernanda Nigro)

Heimatstadt: Wien
Genre: Shoegaze, Grunge, Indierock
Für Fans von: Title Fight, Citizen, Turnover

In den vergangenen Jahren hat sich beim österreichischen Nachbarn und insbesondere in Wien viel getan zwischen Indierock und Austropop. Eine Band, die jedoch viel internationaler klingt als ihre Kolleg:innen, sind Trauma Glow. Das liegt unter anderem daran, dass sie auf Englisch singen – vor allem aber auch, dass sie sich vom Sound her vornehmlich an US-Vorbildern orientieren. Ihr Debüt-Song “30” ist verrauschter, bittersüßer Krach zwischen Indierock, Grunge und Shoegaze und hat ein bis zwei Zehen im postmodernen Hardcore-Geschehen, in dem sich Bands wie Title Fight oder Citizen stark vom Sound der 90er beeinflussen lassen. Sänger, Gitarrist und Texter Arthur Gutmann kommentiert den Song wie folgt: “’30’ ist der Versuch, die Vergangenheit aus persönlichen Erinnerungen und dem täglichen Leben zu tilgen. Letztendlich folgt jedoch die Einsicht, dass manche Bilder auf ewig mit einem verknüpft bleiben.”

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Späte Zustellung

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The Postal Service, das Indie-Projekt um Frontmann Ben Gibbard (Deathcab For Cutie), Produzent Jimmy Tamborello (Dntel, James Figurine) und Jenny Lewis (u.a. Ex-Rilo Kiley), veröffentlicht das Livealbum “Everything Will Change” zum ersten Mal auf Vinyl und CD.

Die Konzertaufnahmen stammen aus dem Greek Theatre in Berkeley, Kalifornien, aus dem Jahr 2013. Im Jahr 2014 veröffentlichten The Postal Service “Everything Will Change” außerdem als Dokumentar-Konzertfilm in Spielfilmlänge auf DVD und Blu-ray. Dieser zeigt zusätzlich Interviews und Backstage-Aufnahmen der Band. Seit 2020 ist dieser auch digital zu sehen. Die Veröffentlichung des Albums auf den digitalen Plattformen im Jahr 2020 wurde um “There’s Never Enough Time” ergänzt.

Nach wie vor ist “Give Up” (2003) das einzige Studioalbum von The Postal Service. Nachdem sie sich 2005 aufgelöst hatten, begannen sie Arbeiten an einem zweiten Album, das sie nie veröffentlichten. Gibbard räumte ein, dass ein zweites Album niemals eine Priorität für die Band gewesen sei.

2013 kamen sie wieder zusammen, brachten eine erweiterte Deluxe-Edition des Albums heraus und gingen auf Welt-Tournee. Am Ende dieser Tour ließ Gibbard das erneute Ende der Band verlauten. Nach 10 Jahren Pause gehen The Postal Service im Herbst wieder zusammen auf ausdehnte Tour in den USA. Termine in Europa stehen erstmal nicht an.

“Everything Will Change” wird ab dem 8. September erstmals als Vinyl und CD über Sub Pop erhältlich sein.

The Postal Service – “Everything Will Change”

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01. “The District Sleeps Alone Tonight”
02. “We Will Become Silhouettes”
03. “Sleeping In”
04. “Turn Around”
05. “Nothing Better”
06. “Recycled Air”
07. “Be Still My Heart”
08. “Clark Gable”
09. “Our Secret (Beat Happening cover)”
10. “This Place Is a Prison”
11. “There’s Never Enough Time”
12. “A Tattered Line of String”
13. “Such Great Heights”
14. “Natural Anthem”
15. “(This Is) The Dream of Evan and Chan (Dntel)”
16. “Brand New Colony”

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