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    Swans
    The Beggar

    VÖ: 23.06.2023 | Label: Mute
    Text: Florian Schneider / Jonas Grabosch | Erschienen in: VISIONS Nr. 364
    Vier-Ohren-Test
    Swans - The Beggar

    Heute im Vier-Ohren-Test: „The Beggar“ von Swans. Ein Album, das einem künstlerischen Happening gleichkommt.

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    Bitte nehmen sie sich heute nichts vor – Swans veröffentlichen mal wieder ein monolithisches Mammutwerk.

    Natürlich, der Kunstanspruch von Michael Gira ist staatstragend. Aber das ist der von Nick Cave auch. Und an den fühlt man sich sofort erinnert, wenn man einen Song wie „Paradise Is Mine“ hört. Der Unterschied ist allerdings, Swans bleiben die Katharsis schuldig, unterdrücken den Ausbruch, nagen einem dafür weiter am Ohr, mit dieser gebieterischen Stimme zwischen Moses und dem Beelzebub. Das Großartige an diesem Album ist aber wieder einmal, wie Swans die Hörgewohnheiten unterlaufen und einfach davon ausgehen, dass man nicht nur die Zeit dafür hat, sich von Michael Giras Todesfantasien einschüchtern zu lassen, sondern sie sich auch nimmt.

    Das ist in der Tat maßlos, aber das ist die Dauerbeschallung auf Social Media auch, der sich etwa eine Janelle Monaé mit ihrem aktuellen Album unterwirft und oft schon nach weniger als zwei Minuten zum nächsten Song übergeht. Swans setzen diesem Trend allein mit „The Beggar Lover (Three)“ ein 43-minütiges Statement entgegen, dass trotzdem keine Sekunde langweilig ist. Dazu haben Gira und seine Mitstreiter ihren apokalyptischen Post-Rock zu sehr perfektioniert. Mit so wenigen Mitteln eine derart dichte Atmosphäre zu schaffen, ist und bleibt große Kunst.

    Florian Schneider

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    Demnächst auf Onlyfans: die abendfüllenden Album-Orgien von Swans. Bitte bloß andächtig zuhören.

    Der beste Song auf dem neuen Swans-Album ist „Michael Is Done“. Erstens, weil er so etwas wie einen Spannungsbogen hat, zweitens, weil er einen gewissen selbstironischen Tonfall aufweist, und drittens, weil er mit sechs Minuten Länge vergleichsweise kurz ist. Das ist bei Swans längst nicht mehr die Regel. Auch The Beggar ist wieder geschlagene zwei Stunden lang und trennt die Laufkundschaft von den Masochisten. Masochisten sind Swans-Fans auch deshalb, weil man mit vorgehaltenem Lyric-Sheet dann doch irgendwann schmunzeln muss über die Weltuntergangs-Wortkaskaden, aus denen Songs wie „Paradise Is Mine“ oder „The Memorious“ bestehen.

    Im Interview sagt Michael Gira, dass er in letzter Zeit gerne mit dem Tod Räuberschach spielt. Wer selbst noch nicht ganz so weit ist, hört auf The Beggar vor allem eine Maßlosigkeit heraus, bei der die Musik irgendwann zur Mutprobe wird. Schmerzensmänner, einsam brütend, vor wolkigem Instrumentalhimmel sind auf Dauer auch nicht tiefgründiger als ein K-Pop-Festival, dafür aber langweilig sakral wie eine Osternachtsmesse. Die eigene Vision ist nicht der einzige Grund, warum es keine Swans-Coverband gibt.

    Jonas Grabosch

    Das steckt drin: Nick Cave & The Bad Seeds, Iggy Pop, Sun Kil Moon

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