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Jesus zur Hilfe

Als Spiritualized 2018 dem Synästhesie Festival in der Kulturbrauerei die Ehre erweisen, ist es ihr erstes Berlin-Konzert seit über 20 Jahren. Ein Happening, das in Edwin Hawkins’ Gospel-Megahit “Oh Happy Day” gipfelt. Den Kern des Sets machen neun Songs von “And Nothing Hurt” aus, das achte Spiritualized-Album, das kurz zuvor erschienen ist. Fünf Jahre sind seitdem vergangen – und mit “Everything Was Beautiful” hat Jason Pierce alias J. Spaceman 2022 ein weiteres Album vorgelegt. Ein gutes Album, wie Spiritualized-Alben eben immer gut sind. Aber an die Großtaten zwischen 1995 und 2001 reicht er damit nicht mehr heran. Er variiert nur das Rezept.

Spiritualized, Berlin Heimathafen (Foto: Adina Scharfenberg)
Jason “J. Spaceman” Pierce mit silberfarbenen Sneakers im Heimathafen (Foto: Adina Scharfenberg)

2023 steht “And Nothing Hurt” mit sechs Songs immer noch im Mittelpunkt – gefolgt von fünf Stücken von “Everything Was Beautiful”. Das Alter der meisten Anwesenden verrät, dass sie Spiritualized nicht erst in den vergangenen zehn Jahren für sich entdeckt haben. Die generelle Kritik beläuft sich also größtenteils auf die zu “moderne” Setlist. Aber die beschäftigt immerhin gute zwei Stunden. Da braucht es keinerlei Support. Das Ambiente des Heimathafen Neukölln rundet die wunderbare Musik wunderbar ab. Es ist alles schön, und Jason Pierce steht eh über den Dingen, oder vielmehr: Er sitzt. Auf einer Art Bürostuhl hinter dem Mikro, einer enormen Leiste von Effekten und einem Notenständer, auf dem sein Textheft liegt.

Spiritualized, Berlin Heimathafen (Foto: Adina Scharfenberg)
Im Zweifel noch mal schnell nachlesen: das Textheft von J. Spaceman (Foto: Adina Scharfenberg)

Pierce ist jetzt 57, sehr schlank, im Kontrast zu seinen acht Mitmusiker:innen weiß gekleidet, mit silbernen Sneakers und Sonnenbrille. Er sitzt am rechten Bühnenrand seitlich zum Publikum, sein Mikrofon ist gen Bühnenmitte gerichtet. Augenkontakt kann er so vermeiden, Ansagen macht er eine: ein “Thank you” ganz am Ende. Er trinkt keinen Schluck, obwohl sein wuschiges Haar immer verschwitzter wird. Pierce – lange und viele Drogen konsumierend – verkörpert puren Rock’n’Roll und zeitlose Coolness, seit er mit Ex-Kollege Pete Kember 1982 die Spacemen 3 gegründet hat. Da ändert auch sein sehnsüchtiger Sound aus Gospel, Soul, Southern Rock und jazzigen Kakofonien nichts dran.

Spiritualized, Berlin Heimathafen (Foto: Adina Scharfenberg)
Sorgen für das besondere Etwas: die Background-Sängerinnen von Spiritualized (Foto: Adina Scharfenberg)

Mit dem neunminütigen “Hey Jane”, einem seiner besten Songs der vergangenen Jahre, nimmt der Trip Fahrt auf. Der Song eint alles, was man sich von Spiritualized wünschen kann: treibende Monotonie, Velvet Underground-igen Rock und satten Gospel-Appeal, für den drei Background-Sängerinnen verantwortlich sind, die Menschen, die zu weit rechts stehen, gar nicht sehen können. Schon “Hey Jane” franst mittig in einer Kakofonie aus – und beim folgenden “She Kissed Me (It Felt Like A Hit)” ist das nicht anders. Pierce liebt es, die Schönheit seiner Songs mit lärmigem Getöse zu sabotieren. Am heftigsten ist das bei “The A Song (Laid In Your Arms)” vom aktuellen Album. Das Stück setzt mit einem schweren Groove ein, die Bläser fehlen – aber der Lärm funktioniert auch ohne sie, dafür mit kräftiger, unangenehmer Strobo-Unterstützung.

Spiritualized, Berlin Heimathafen (Foto: Adina Scharfenberg)
Spiritualized sind nicht nur J. Spaceman, sondern insgesamt neun Menschen auf der Bühne (Foto: Adina Scharfenberg)

Ein Highlight vom aktuellen Album ist das zart beginnende Liebeslied “Always Together With You”, bei dem es heute einen klickenden 4/4-Synthie-Beat gibt, bis sich später Doo-Wop-Momente Bahn brechen. Im Publikum regen sich Gefühle. “Danke!” wird laut zu Anfang von “A Perfect Miracle” gerufen, ein “Jawoll!” bei “Damaged”. Für den Stooges-mäßigen Rocker “Come Together” wird sich mit irrem Applaus und Johlen bedankt. Mehr davon wäre nicht schlecht, etwa “Electricity” oder “Cheapster”. Aber Pierce ist der Boss – und der schwelgt heute lieber als zu rocken. Mit “So Long You Pretty Thing” hat er den passenden Rausschmeißer zur Hand. In dem wird Jesus zur Hilfe gerufen, während die Background-Ladies ihre sahnigen Stimmen an Pierces schmiegen und noch einmal verdeutlichen, warum diese Band Spiritualized heißt.

Dem Ende entgegen

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Jeff Rosenstock wird auf seiner neuen Single “Doubt” ernster und philosophischer als sonst. Auch gibt er bekannt, dass sein kommendes Album den Titel “Hellmode” tragen wird und nennt das Veröffentlichungsdatum.

In “Doubt” singt der Punk-Multi-Instrumentalist davon, dass man nur gegen die eigenen Zweifel ankämpfen könne, wenn man miteinander spreche: “Speak/ Even if it feels weird/ Even if it feels weird to be yourself”, heißt es da direkt zum melodischen, ruhigen Beginn des Songs. In der zweiten Strophe verleiht Rosenstock seinem Gesang mehr Druck und seine Stimme klingt kratziger.

Im Vergleich zu seinem sehr klaren Gesang auf seiner bislang letzten Single klingt er hier wieder verdächtig nach Ex-Real Friends-Sänger Dan Lambton. Im Finale des Songs finden sich dann sogar einzelne Noise-Elemente, teils unharmonische Riffs und überraschende Taktwechsel. Wenn die Supernova im Video in einem actionreichen Spektakel auf die von Zweifeln erfüllte Hauptfigur zufliegt, erweist sich das auch als sehr passend.

“Hellmode” erscheint am 1. September und kann in diversen Online-Shops bereits vorbestellt werden. Jeff Rosenstocks bislang letztes Album “Ska Dream” war 2021 erschienen.

Deutsche Konzerttermine sind nach wie vor nicht bekannt. Rosenstock wird von Anfang September bis Mitte Dezember erst einmal in den USA Shows spielen.

Jeff Rosenstock – “Hellmode”

jeff Rosenstock - hellmode

01. “Will U Still U”
02. “Head”
03. “Liked U Better”
04. “Doubt”
05. “Future Is Dumb”
06. “Soft Living”
07. “Healmode”
08. “Life Admin”
09. “I Wanna Be Wrong”
10. “Graveyard Song”
11. “3 Summers”

Kosmische Fügungen

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Nach der letzten Song-Veröffentlichung “No Reason” präsentieren die Chemical Brothers nun einen weiteren Track – und einen Vorboten auf das kommende Album: “Live Again” heißt die neueste Single, für die sich das Electro-Duo mit der französischen Multiinstrumentalistin und Singer/Songwriterin Halo Maud zusammengetan hat.

Daneben haben die Chemical Brothers mit “Paused In Cosmic Reflection” ein neues Buch angekündigt. Die Biografie wirft anhand von Interviews und Archiv-Material einen Blick auf die 30-jährige Geschichte des Duos, bestehend aus Tom Rowlands und Ed Simons. Das Buch ist in Zusammenarbeit mit Autor Robin Turner entstanden. Turner gilt seit 1994 als fester Bestandteil des Zirkels um die Chemical Brothers. Die Idee ein Buch zu veröffentlichen, entstand laut der Band bereits vor einigen Jahren: “Als er vor ein paar Jahren mit der Idee eines Buches mit einem großartigen Titel zu uns kam, dass die Punkte zwischen uns und vielen der unglaublichen musikalischen und visuellen Partner:innen, mit denen wir im Laufe der Jahre zusammengearbeitet haben, verbinden sollte, war das absolut sinnvoll.”

Ein wesentlicher Fokus von Turner: Der Einfluss der Umgebung auf den Sound. “Er wollte die Geschichten der Clubs erzählen, in denen wir angefangen haben, wie sich die Songs von einem Keim von Ideen zu Musik entwickelt haben, die auf der ganzen Welt gehört wird, von den Gigs, die Jahr für Jahr größer geworden sind, von unseren Lieblingsvideos und all den Live-Visuals, auf die wir so unglaublich stolz sind”, so das Duo.

Daneben haben Noel Gallagher, Beck, Aurora, Beth Orton, Michel Gondry, Wayne Coyne von den Flaming Lips und Adam Smith an “Paused In Cosmic Reflection” mitgewirkt. Erscheinen soll die Biografie am 26. Oktober via White Rabbit.

 

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Das neue Album soll noch in diesem Jahr erscheinen. Ein Veröffentlichungstermin wurde bisher noch nicht bekannt gegeben.

Alles super

Cream Disraeli Gears

VÖ: 1967 | Label: Atlantic
Cream - Disraeli Gears

Cream sind nicht nur eine der ersten Supergroups überhaupt, Ginger Baker, Jack Bruce und Eric Clapton geben sich als Trio auch einen entsprechenden Namen: Sie sind das Beste vom Besten. Ihre musikalischen Fähigkeiten stehen außer Frage, jeder ist auf seinem Gebiet ein Könner, Bruce zudem ein exzellenter Sänger. Für dessen Verpflichtung setzt sich Clapton nachhaltig ein, obwohl Baker und Bruce bei der Graham Bond Organisation einige Kämpfe miteinander ausgefochten haben. Aber für den gemeinsamen Erfolg wollen sich die beiden Streithähne zusammenreißen. Die Geschichte lehrt: Der Burgfrieden währt nicht lange. Lange genug aber, um einige fantastische Platten einzuspielen, die am Übergang vom Blues- zum Hardrock stehen, indem sie in Songs wie “SWLABR” Psychedelic mit in den Mix bringen. Auf “Disraeli Gears” kommt all das am besten zusammen, da Cream noch auf lange Improvisationen verzichten, und die elf Songs kompakt und pointiert geschrieben sind – allen voran das von Bruce unnachahmlich gesungene “Sunshine Of Your Love”. Aber auch Clapton bekommt Zeit, sich als Sänger zu etablieren, etwa in seiner Interpretation des “Outside Woman Blues”, während Baker sich in “Blue Condition” eingestehen muss, dass sein Gesang nicht mit seinem Schlagzeugspiel mithalten kann. Sein Glanzstück “Toad”, eines der ersten Schlagzeugsolos der Rockgeschichte auf Platte, findet sich zwar erst auf dem Nachfolger “Wheels Of Fire”, sein stark vom Jazz inspiriertes, dennoch zupackendes Drumming ist aber bereits auf “Disraeli Gears” die Herzkammer von Cream. Am Psychedelischsten wird das Album in “Tales Of Brave Ulysses”, das Clapton mit Martin Sharp schreibt, dem Designer des ikonischen Artworks der Platte. Das Maß an Einfühlungsvermögen, mit dem die drei Instrumentalisten in dem Song aufeinander eingehen, wird in der Folge von kaum einer anderen Supergroup erreicht. Reibung ist für Kreativität eben oft ein guter Ratgeber, auch wenn sie dafür sorgt, dass die Zeit von Cream zwar kurz bleibt, ihr Einfluss jedoch ungebrochen.
Forian Schneider


Blind Faith Blind Faith

VÖ: 1969 | Label: Polydor
Blind Faith - Blind Faith

Einen Gefallen haben sie sich nicht damit getan, ein elfjähriges Mädchen oben ohne auf das Cover zu packen. Das denken sich auch die weltweiten Label-Dependancen, weshalb Blind Faith immer wieder mit einem Foto der Band auf dem Cover erscheint. Die Initialzündung für die 42 Minuten Musik liefern Steve Winwood und Eric Clapton, die sich nach dem Ende ihrer Bands zum Jammen in Claptons Keller in Surrey verabreden. Winwood erlebt zuvor seinen Durchbruch als Organist und Sänger der Spencer Davis Group, um sich ab 1967 mit der eklektischen Band Traffic auszuleben, die sich 1969 kurzzeitig auflöst. Auch Claptons Power-Trio Cream verabschiedet sich im Februar 1969 mit dem vierten Album “Goodbye”. Die beiden haben also Zeit, Schlagzeuger Ginger Baker ebenso. Bassist Ric Grech, eigentlich in Diensten von Traffic, schließt sich an. Sechs Songs nehmen Blind Faith für ihr Album auf. Das eröffnende “Had To Cry Today” schreibt Winwood. Es ist ein fast neunminütiger, progressiver Blues-Song, typisch für die späten 60er. Das Highlight folgt auf dem Fuße und ist ironischerweise das sehnsüchtige, vornehmlich akustische Winwood-Stück “Can’t Find My Way Home”. Dazwischen schummelt sich das Buddy-Holly-Cover “Well All Right”, das die Band zum Southern-Rock-Song umbaut. Dass Baker am Ende 15 Minuten für seinen Jam “Do What You Like bekommt, könnte wie ein Zugeständnis wirken, wenn der Jam nicht so toll wäre. Den Sommer 1969 touren Blind Faith, nach dem Auftritt am 24. August auf Hawaii lösen sie sich auf.
Jan Schwarzkamp


Crosby, Stills, Nash & Young Déjà Vu

VÖ: 1970 | Label: Atlantic
Crosby, Stills, Nash & Young - Déjà Vu

Keine zwei Monate nach der Veröffentlichung von “Déjà Vu” erschießt die US-Nationalgarde vier Studenten bei einem Protest gegen den Vietnamkrieg an der Kent State University in Ohio. Crosby, Stills, Nash & Young verarbeiten das Massaker im vielleicht besten Song ihrer Karriere und reichen “Ohio” spontan als Single nach. Dass selbst deren B-Seite, Stephen Stills’ “Find The Cost Of Freedom”, zu einem weiteren Protestsongklassiker wird, unterstreicht, zu welchen kreativen Höhenflügen David Crosby, Stills, Graham Nash und ab “Déjà Vu” Neil Young im Kollektiv imstande sind. Anfang der 70er trifft die Mischung der früheren Byrds-, Hollies- und Buffalo-Springfield-Mitglieder aus mehrstimmigem Gesang, dicht arrangiertem Folkrock und politischem Sendungsbewusstsein den Nerv einer turbulenten Zeit. Auf “Déjà Vu” vollenden sie ihr Zusammenspiel früh – und lassen bei der Gelegenheit Schlagzeuger Dallas Taylor und Bassist Greg Reeves zu verdienten Ehren kommen: Das rustikal anmutende Cover des Albums führt die zwei mit auf, wenn auch in kleineren Lettern als die vier Protagonisten. Deren Egos stehen ihnen in der Folge immer häufiger im Weg. Als vorübergehend wohl beste Zweckgemeinschaft der Welt haben Crosby, Stills, Nash & Young keine große Zukunft und driften nach “Déjà Vu” auseinander. Künftig verfolgen sie vor allem Soloprojekte und ringen sich nur sporadisch zu Wiedervereinigungen in unterschiedlichen Konstellationen durch. Crosbys Tod im Januar dieses Jahres besiegelt das endgültige Ende.
Dennis Plauk


Faces A Nod Is As Good As A Wink… To A Blind Horse

VÖ: 1971 | Label: Warner
Faces - A Nod Is As Good As A Wink… To A Blind Horse

Beim Neujahrskonzert verlässt Steve Marriott Ende 1968 die Small Faces. “I quit” ruft er genervt, weil das Publikum die Band als Pop-Act versteht. Marriott schließt sich Peter Frampton an und gründet 1969 Humble Pie. Die restlichen Small Faces – Keyboarder Ian McLagan, Bassist Ronnie Lane und Schlagzeuger Kenney Jones – finden Verstärkung in Gitarrist Ronnie Wood und Sänger Rod Stewart, die beide zuvor in der Jeff Beck Group gespielt haben. Sie streichen das “Small” und sind fortan die Faces, die einen besonderen Vertrag mit ihrem Label Warner aushandeln: Stewart darf Soloalben veröffentlichen, wie auch Alben mit den Faces. Die debütieren 1970 mit “First Steps”, nachdem Stewart 1969 seinen Soloeinstand hat. Auf seinem zweiten Solo “Gasoline Alley” (1970) sind die Faces als Backing-Band mit an Bord. Das eingespielte Team explodiert 1971 kreativ. Im Februar veröffentlichen sie “Long Player”, im Mai legen sie mit Stewarts drittem Solo “Every Picture Tells A Story” nach, was ein riesiger Erfolg wird. Schon im November sind die Faces zurück mit “A Nod Is As Good As A Wink… To A Blind Horse”, ihrem stärksten Album. Der Southern-Boogie des eröffnenden “Miss Judy’s Farm” stammt aus der Feder von Stewart und Wood, die meist im Tandem schreiben. Sie schenken der Platte auch ihren Hit “Stay With Me” und das abschließende “That’s All You Need” mit einem exzellenten Slide-Gitarrensolo von Wood, bis am Ende die Party mit Steeldrums ausklingt. Seit dem 23. April 1976 ist Wood Teil der Rolling Stones.
Jan Schwarzkamp


Emerson, Lake & Palmer Brain Salad Surgery

VÖ: 1973 | Label: Manticore
Emerson, Lake & Palmer - Brain Salad Surgery

An dieser dreiköpfigen Hydra sollte das Prog-Wesen genesen: Schon als Keyboarder Keith Emerson Ende der 60er mit The Nice im Vorprogramm von King Crimson tourt, gibt es mit deren Bassisten Greg Lake erste Gespräche über eine Zusammenarbeit. Später holen sie schließlich Supertalent Carl Palmer fürs Schlagzeug ins Boot. In einer pophistorischen Volte kursiert eine Zeitlang das Gerücht, Jimi Hendrix würde noch dazustoßen, doch statt HELP, wie die britische Pop-Presse mutmaßt, bleibt es bei ELP. Drei Alben haben Emerson, Lake & Palmer in der Tasche, als “Brain Salad Surgery” erscheint, sowohl inhaltlich und optisch, zudem vom Timing, das wohl bedeutendste Album der Band. Das Publikum für Progressive Rock ist 1973 auf Betriebstemperatur, lechzt nach vertrackten Epen in Überlänge, bedeutungsschweren Texten und aufwändiger Optik – und ELP liefern. “Karn Evil 9: 1st Impression – Part 2” muss wegen seiner Länge von mehr als 25 Minuten auf zwei LP- Seiten verteilt werden, Emerson benutzt für das Stück einen Keyboardprototypen, der später als Poly-Moog auf den Markt kommt. “Toccata” glänzt als Klassik-Adaption nach Motiven von Alberto Ginastera, Palmer unterfüttert es mit einem damals brandneuen Drum-Synthesizer. Auch was das Coverartwork angeht, gelten Super(group)lativen: Der Schweizer Maler HR Giger fertigt nach dem Besuch eines ELP-Konzerts das Gemälde “Work 216: Landschaft XIX” mit dem Röntgenblick auf den Totenschädel. Das künftige Bandlogo entsteht ebenfalls während der Zusammenarbeit.
Ingo Scheel


Bad Company Bad Company

VÖ: 1974 | Label: Island
Bad Company - Bad Company

Nach sechs Alben lösen sich Free 1973 auf. Sänger Paul Rodgers, eine der größten Stimmen des Classic Rock und damals gerade mal 24 Jahre alt, gründet noch im gleichen Jahr Bad Company. Mit dabei ist auch Free-Schlagzeuger Simon Kirke, außerdem Bassist Boz Burrell, zuvor zwei Jahre lang Sänger von King Crimson, und Gitarrist Mick Ralphs, Ende der 60er Mitbegründer von Mott The Hoople. Led Zeppelins Megamanager Peter Grant nimmt sich Bad Company an. Und nicht nur das: Das Debütalbum ist die erste Platte, die über Led Zeppelins Label Swan Song erscheint, zumindest in den USA. Aufgenommen hat die Band die Platte im Landsitz Headley Grange, wo ihre Labelchefs ab “Led Zeppelin III” ohnehin Stammgäste sind. Nach einer britischen Landpartie klingt Bad Company jedoch nicht. Es ist breitbeiniger, bluesiger Rock, wie gemacht für US-Arenen. Gleich der Opener “Can’t Get Enough” ist längst ein Classic-Rock-Standard. “Don’t Let Me Down” wird zur großen Soul-Rock-Hymne – auch dank der singenden Schwestern Sue und Sunny Wheatman im Background. Der Titeltrack ist ein stimmungsvoller Midtempo-Song mit unterschwelligem Piano – und ebenfalls ein Megahit. Die Platte macht bald den eigenen Chefs Konkurrenz, belegt Platz eins der Billboard Charts in den USA und in Großbritannien immerhin Platz 3. “Bad Company” wird zu einem der am häufigsten verkauften Alben der 70er. So hell brennt die Band danach nie wieder, auch wenn sich das ein Jahr später veröffentlichte Album “Straight Shooter” ähnlich gut schlägt.
Jan Schwarzkamp


Harmonia Musik von Harmonia

VÖ: 1974 | Label: Brain
Harmonia - Musik von Harmonia

Für ein Vinyl-Original des Harmonia-Debüts muss man heute viele hundert Euro einplanen – kaum auszumalen, wie viele Exemplare in den Privatarchiven britischer, amerikanischer oder japanischer Krautrocksammler verschwunden sind. Denn bevor man sich in Deutschland an den Gipfel der eigenen Rock-Historie erinnerte, hatte sich die Einzigartigkeit dieser Musik in anderen Teilen der Welt längst herumgesprochen. Dafür sorgten auch prominente Fans wie Brian Eno, der Musik von Harmonia das Werk der “wichtigsten Rockband der Welt” nannte. Michael Rother hätte da wohl am liebsten widersprochen. Schließlich ist alles am Projekt Harmonia zunächst auf Beiläufigkeit angelegt: 1973 trifft sich der Neu!-Gitarrist mit Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius von Cluster im niedersächsischen Niemandsland um Forst zu einem Jam in deren Studio. Rothers Plan: die zwei als Begleitmusiker für eine Tour mit Neu! zu gewinnen. Das Ergebnis: “musikalische Liebe auf den ersten Blick”, wie er es später nennt. “Musik von Harmonia” wird zu einem prototypischen Album der Krautrock-Ära, zum Paradebeispiel für diesen zwangslosen und zugleich unglaublich präzisen Stil zwischen Motorik-Beats, sphärischen Synthesizern und ambienten Gitarren. Noch Jahrzehnte später – Harmonia sind Geschichte, die Musiker teilweise nicht mehr unter uns – wirkt diese Mischung nach. So zum Beispiel bei den US-Indierockern The War On Drugs, die sich am Forster Soundideal orientieren: im Song “Harmonia’s Dream” auf ihrem aktuellen Album.
Dennis Plauk


Lords Of The New Church The Lords Of The New Church

VÖ: 1982 | Label: Illegal/IRS
Lords Of The New Church - The Lords Of The New Church

Als Brian James und Stiv Bators sich zusammentun, haben sie via The Damned und Dead Boys ihren Eintrag in den Geschichtsbüchern bereits sicher. Umso erstaunlicher, wie fulminant hier zu Werke gegangen wird. Ergänzt um Dave Treganna (Sham 69) und Nicky Turner (The Barracudas) ist das erste von drei Alben der Lords Of The New Church ein Gothic-Meilenstein, dem so gar nichts von wiederaufgekochten Punk-Zutaten anhaftet, im Gegenteil. In den ersten 60 Sekunden des Openers “New Church” klingen James und seine Band dermaßen gotischopulent wie es seine Ex-Kumpels The Damned mit “Phantasmagoria” erst drei Jahre später hinbekommen. Zudem bietet der Stilmix des Quartetts einiges an Schauwerten, von sleazigem Blues (“Livin’ On Livin'”) über retrofuturistische Iggy Pop-Anklänge (“Open Your Eyes”) bis zum Clubhit “Holy War”, der klingt, als würde Billy Idol lieber mit den Sisters Of Mercy statt mit sich selbst tanzen. Vom Outlaw-Look samt Stirnband und Tattoos über den freien Umgang mit diversen Tasten bis zu den Chorarrangements ist das Debüt der Lords Of The New Church ein Gothic-Bernsteinzimmer. Hier trifft ein Vorgeschmack auf Guns N’ Roses auf Siouxsie-Somnambules und Garagerock auf Biker-Attitüde – ein Amalgam aus The Alarm, Christian Death und New Model Army, dessen Visionärstum womöglich erst heute, mit Blick auf nachfolgende Strömungen, so richtig wertzuschätzen ist. Mit Todd Rundgrens “Live For Today” und dem Original “Dance With Me” verbucht die Band später zwei Fast-Hits. Bators stirbt 1990 in Folge eines Verkehrsunfalls.
Ingo Scheel


Temple Of The Dog Temple Of The Dog

VÖ: 1991 | Label: A&M
Temple Of The Dog - Temple Of The Dog

Heroin hat so viel Unheil angerichtet, es scheint pervers, dieser Droge Anteile als eine Art kulturstiftende dämonische Macht zuzuweisen. Denn ob die Seattle-Szene und der Grunge ohne Opioide in der Form denkbar gewesen wären, bleibt spekulativ. Die Verheerungen, die schon unter ganz jungen Musikern der punkig vitalen und dabei vergrübelten Bands, wie sie für die Metropole im pazifischen Nordwesten der USA so prägnant waren, angerichtet wurden, sind hingegen trauriger Fakt. Und mitunter sinnprägender Moment, wie der frühe Tod von Mother Love Bone-Sänger Andrew Wood im Alter von nur 24 Jahren. Dessen Bandkollegen, Gitarrist Stone Gossard und Bassist Jeff Ament, finden sich mit Soundgarden-Sänger Chris Cornell und Soundgarden-Schlagzeuger Matt Cameron, sowie Gitarrist Mike McCready zusammen, um ihrem verstorbenen Freund ein musikalisches Denkmal zu setzen. Dabei sind es lediglich “Reach Down” und “Say Hello 2 Heaven”, die sie als direkte Reaktion auf Woods Tod schreiben, während der Großteil aus älteren Kompositionen von Cornell und überarbeiteten Ideen von Gossard und Ament besteht. Alles fließt träge auf diesem Album, alles atmet Trauer und spricht doch auch von Liebe und Hoffnung. So ist es dann auch der schwerblütige Schlüsselsong “Hunger Strike”, die zur Hymne einer Generation geratende Zusammenarbeit mit dem damals noch unbekannten Sänger Eddie Vedder, der nicht nur bündelt, worum es dieser Band geht, sondern auch vorwegnimmt, wohin der Weg Gossard, Ament, McCready, Vedder und schließlich auch Cameron führt. Nämlich direkt zu Pearl Jam. Was dieses Album aber eben auch darstellt, ist eine Lehrstunde in Sachen Bassgitarre. Denn sowohl Temple Of The Dog als auch Pearl Jam wären ohne den lyrischen und singenden Bass Aments um einige Magie ärmer. Und so passt es eigentlich wieder perfekt zu dieser gequälten und doch so wilden Szene Anfang der 90er, die allen Verdruss mittels Gitarren kanalisiert, dass einer ihrer prägendsten Musiker ausgerechnet ein Bassist ist.
Ulf Imwiehe


Hater Hater

VÖ: 1993 | Label: A&M
Hater - Hater

Nach Hiro Yamamotos Ausstieg und Jason Evermans Rausschmiss darf Ben Shepherd endlich den Bass bei Soundgarden übernehmen. Für die Band ein Gewinn. Man hört ihn erstmals 1991 auf “Badmotorfinger”, auf dem er deutliche Spuren hinterlässt. Eigentlich ist Sheperd Gitarrist – und als solcher führt er Hater an, eine weitere Supergroup, die sich aus Leuten der Seattler Szene zusammensetzt. Soundgarden-Schlagzeuger Matt Cameron macht mit, dazu Gitarrist John McBain (Ex-Monster-Magnet), Bassist John Waterman und Sänger Brian Wood (beide später bei Devilhead, letzterer ist der Bruder des verstorbenen Mother Love Bone-Sängers Andrew Wood). Glenn Slater von den Walkabouts steuert etwas Mellotron bei. Was in Form der zehn Songs von Hater am 23. September 1993 das Licht der Welt erblickt, ist unprätentiös und ziemlich LoFi im legendären Avast Studio entstanden. Ausgerechnet ein Cat-Stevens-Cover eröffnet die Platte – aber zum Glück vom schrägen “Mona Bone Jakon”, der bei Hater von abgehangen zu manisch mutiert. Das halbakustische “Who Do I Kill?” klingt fast wie die Violent Femmes. “Roadside” ist eine Blaupause für Soundgardens “Down On The Upside”. “Lion And Lamb” ein akustisches Psych-Stück und “Circle”s eine Art Cowpunk-Song. Mit “Blistered” gibt es tatsächlich noch richtigen Country, geschrieben von Billy Edd Wheeler. Erst 2005 folgt mit “The 2nd” eine Fortsetzung – wobei erwähnt werden muss, dass mit der Arbeit an “Hater” auch der Grundstein für eine ähnlich besetzte Supergroup gelegt wird: The Wellwater Conspiracy.
Jan Schwarzkamp


Dossier: Supergroups
Große Namen, große Erwartungen

Inhalt

  1. Supergroups: Die 50 besten Alben – Alles super
  2. Supergroups: Superduos – Ein Fall für zwei
  3. Supergroups: Blinddate – »Ist bestimmt gute Musik, falls ich mal wieder mit dem Kiffen anfange«
  4. Supergroups: Die Chronik – Alphatiere machen Männchen

Ein Fall für zwei

Nailbomb Point Blank

VÖ: 1994 | Label: Roadrunner
Nailbomb - Point Blank

Die musikalische Partnerschaft zwischen Max Cavalera und Fudge Tunnel-Kopf Alex Newport beginnt 1993 unter der Ägide von Produzent Andy Wallace, während der Arbeiten am Sepultura-Klassiker “Chaos A.D.”, dessen Gitarrensound Newport maßgeblich prägt. Mit dem einzigen Nailbomb-Album “Point Blank” (zu Deutsch etwa: Schuss aus nächster Nähe) machen Cavalera und Newport genau dort weiter, wo Sepultura im Vorjahr aufgehört haben. Mit seiner rohen Wucht und Einflüssen aus Industrial Metal wird “Point Blank” in der Tat seinem Titel gerecht: “Vai Toma No Cú” (Leck mich am Arsch) und “24 Hour Bullshit” mit Fear Factory-Gitarrist Dino Cazares zeigen über Stampf-Beats, simple, aber massiv in Szene gesetzte Gitarren und 90er-Proll-Attitüde, dass das Duo einmal mehr den Zeitgeist nicht nur trifft, sondern maßgeblich formt. Gleichzeitig überraschen Nailbomb mit Songs wie dem Doom-Cover “Exploitation”, dem zwölfminütigen Closer “Sick Life” oder “Sum Of Your Achievements”, das sich mit seiner Melvins-Seltsamkeit weit aus dem Groove-Metal-Fenster lehnt. Nach nur zwei Shows im niederländischen Eindhoven, einer davon beim Dynamo-Festival 1995, sind Cavalera und Newport stolz, kommerziellen Suizid zu begehen und verabschieden sich mit einem entsprechend betitelten Livealbum. Zehn Jahre später verwertet Roadrunner den Dynamo-Auftritt nochmals als DVD, aber das war es dann auch. Newport produziert inzwischen bevorzugt Indierock von Bloc Party bis City And Colour. Cavalera hingegen hat sein Supergroup-Potenzial längst nicht ausgeschöpft.
Stephan Kreher


The Postal Service Give Up

VÖ: 2003 | Label: Sub Pop
The Postal Service - Give Up

Wenn man es genau nimmt, sind The Postal Service ein Superduo, das erst im Nachhinein als solches verstanden wird. Als das Debüt “Give Up” im März 2003 erscheint, entpuppt es sich unmittelbar als bahnbrechendes Großwerk, das die damalige Vita seiner Schöpfer weit überragt und selbst auf lange Sicht wie die Kirsche auf den Karrieren von Ben Gibbard und Jimmy Tamborello wirkt. Gibbards anschmiegsame Hauptband Death Cab For Cutie veröffentlicht schließlich erst ein halbes Jahr später mit “Transatlaticism” ihren eigenen Klassiker, und auch Tamborellos Soloprojekt Dntl hebt sich erst im Nachgang aus der Nische für Besserinformierte heraus. Beide brauchen allerdings ihren musikalischen Vorlauf – Gibbard den Indierock und Taborello die elektronische Spielwiese – um gemeinsam einen kombinatorischen Sound zu destillieren, der als solcher nagelneu und doch auf Anhieb vertraut wirkt, sodass er The Postal Service wie Allwissende aussehen lässt. Oder, wie Gibbard singt: “There was never any mystery of who shot John F. Kennedy.” Ein Indietronica-Meilenstein ist geboren, wenig im Subgenre altert anschließend so gut wie die Singles “Such Great Heights” (später gecovert von Iron And Wine bis Ben Folds), “The District Sleeps Alone Tonight” und “We Will Become Silhouettes”, oder das balladeske “This Place Is A Prison”. Dass “Give Up” das einzige Postal-Service-Album bleibt, verleiht der Verehrung in subversiven Kreisen über die Distanz nur noch mehr Gewicht: Nur Nirvanas “Bleach” findet bei Sub Pop öfter Absatz.
Daniel Thomas


One Day As A Lion One Day As A Lion (EP)

VÖ: 2008 | Label: Anti
One Day As A Lion - One Day As A Lion (EP)

Treffender als mit dem Sprichwort “Es ist besser, einen Tag als Löwe zu leben, denn hundert Jahre als Schaf” ist die kurze Laufbahn des Superduos aus Rage Against The Machine-Frontmann Zack de la Rocha und dem vielbeschäftigten Schlagzeuger Jon Theodore (unter anderem bei Queens Of The Stone Age) nicht zu beschreiben. Und das, obwohl das Zitat oft dem italienischen Faschisten Benito Mussolini zugeschrieben wird. Wie aus dem Nichts veröffentlichen One Day As A Lion ihre EP, touren ein paar Monate um die Welt und verschwinden nach getaner Arbeit ohne Erklärung wieder von der Bildfläche. Zu der Zeit ist alles, was annähernd nach Nu Metal und Crossover klingt, pures Kassengift. Die ehemals Großen des Genres existieren nicht mehr oder haben sich musikalisch neu ausgerichtet. Und doch treffen One Day As A Lion mit ihrer Mischung aus Rap und Rock, aber ohne richtige E-Gitarre, einen Nerv. Auch aufgrund der Finanzkrise, die im Sommer 2008 ihren Höhepunkt erreicht. Beflügelt durch die immens erfolgreiche Reunion-Tour seiner Hauptband spuckt de la Rocha seine Kritik am US-Imperialismus, Kapitalismus und christlichem Fundamentalismus in gewohnter Manier seinem Gegenüber ins Gesicht. Die Single “Wild International” entpuppt sich als kleiner Hit, dem von verzerrten Synthesizern dominierte Songs wie “Ocean View” und “If You Fear Dying” mit starkem HipHop-Vibe in nichts nachstehen. One Day As A Lion verschwinden zwar so schnell wie sie kamen, aber 20 Minuten Musik mit immenser Schlagkraft bleiben.
Stephan Kreher


The Gutter Twins Saturnalia

VÖ: 2008 | Label: Sub Pop
The Gutter Twins - Saturnalia

Eine Paarung, geformt im Hades. Oder auch: in der Gosse. Mit dem sinistren Dandy Greg Dulli (The Afghan Whigs, The Twilight Singers) und dem 2022 verstorbenen Mark Lanegan (Screaming Trees, Queens Of The Stone Age) finden sich zwei Charismatiker, die für ihre Songs bevorzugt in den finstersten Ecken ihrer Seele wühlen: zwischen Depressionen, Tod, Drogen und Sex der weniger politisch korrekten Sorte. Passend dazu der Name, The Gutter Twins, eine durch Blut, Schweiß und andere Körperflüssigkeiten geschleifte Version des Jagger/Richards-Pseudonyms The Glimmer Twins. “There’s nothing I can do/ But be the devil’s plaything, baby”, raunt Lanegan im hart rockenden “Idle Hands” über eine sirenenhafte Streicher-Schleife. Im getragenen “Front Street” verkünden er und Dulli zu Mellotron und Rhodes-Piano: “We’re gonna have some fun, son” und lächeln dabei vermutlich teuflisch. Aber der Wunsch nach Erlösung ist nie weit. “Heaven is quite a climb”, beklagt Lanegan in “Seven Stories Underground”. Schon zuvor haben die beiden Freunde beim jeweils anderen gastiert. Hier sind ihre Stimmen oft schwer zu differenzieren – Zwillinge eben, hin- und hergerissen zwischen Himmel und Hölle, Lust und Schmerz. Dabei durchbrechen erhebende Melodien wie Lichtstrahlen die Dunkelheit aus psychedelisch brodelndem Gothic-Grunge, schwermütig pulsierendem Folk und unheilschwangerer Bluestronica. “Saturnalia” bleibt neben der EP “Adorata” die einzige Veröffentlichung der Gutter Twins. Umso kraftvoller strahlt dieses Album.
Nina Töllner


The Last Shadow Puppets The Age Of The Understatement

VÖ: 2008 | Label: Domino
The Last Shadow Puppets - The Age Of The Understatement

Würde man die Arctic Monkeys und ihre 2007er Vorband, die Young Rascals, zusammenlegen, man wäre wohl kaum darauf gekommen, zu welch Großtaten ganz anderer Couleur ihre beiden Frontmänner Alex Turner und Miles Kane im Tandem fähig sind. Umso umwerfender, was aus ersten Backstage-Sessions schließlich wird: Orchestral unterfüttert von Owen Pallett (Arcade Fire, Final Fantasy), der dem London Metropolitan Orchestra samtene Streicherpartituren aufs Notenblatt tupft, tritt das Duo als The Last Shadow Puppets auf seinem Debütalbum eine Zeitreise ins dunkle Herz der 60er an, schlüpft in den Rollkragen-Pulli von Scott Walker, grüßt Serge Gainsbourg und Nico im Vorbeiflanieren und buchstabiert das Wort Grandezza mal eben neu. Während das Titelstück und “Standing Next To Me” galoppieren, werden Turner und Kane an anderer Stelle auf diffuse Art intim. Wie reduziert, dabei hochintensiv, Turner allein den Auftakt von “My Mistakes Were Made For You” – dieser Songtitel! – anstimmt, ist von so retrosatter Eleganz, man möchte sich die Brillengläser lila tönen, vergoldete Zigarettenspitzen kaufen und Gill, der von Sam Haskins fotografierten Kunststudentin auf dem Cover, nachträglich einen Heiratsantrag machen. “The Age Of The Understatement” ist ein knisterndes Versprechen, in dem Vergangenheit und Zukunft sich beieinander unterhaken und an der Bar Cocktails mit französischen Namen bestellen. Sollten Tuner und Kane im Veröffentlichungsrhythmus bleiben, das zweite Album “Everything You’ve Come To Expect” erscheint 2016, ist es nächstes Jahr wieder soweit.
Ingo Scheel


OSI Blood

VÖ: 2009 | Label: Inside Out
OSI - Blood

Wonach OSI aussehen, wissen sie anfangs wohl selbst nicht. Nichts schreit mehr nach Projektcharakter wie ein Zusammenschluss dreier Prog-Metal-Protagonisten, die sich nach einer Propagandaeinrichtung der US-Regierung benannt haben. Als ihr Debüt “Office Of Strategic Influence” 2003 erscheint, klingt das Material, das Jim Matheos (Fates Warning), Kevin Moore (Dream Theater, Chroma Key) und Mike Portnoy (Dream Theater) erarbeitet haben, aber angenehm individuell. Straightes Riffing, sinnvolle Electronica, keine offensichtliche Technikschau – und Moores Gesang, der nicht von dieser Welt stammt. Hier distanziert, dort warm, dieser Kontrast kommt gut an. Es treten aber auch Gastsänger auf, das verwässert das Album stellenweise. Nach dem zweiten, noch nachvollziehbarer geschriebenen Album “Free” (2006) steigt Portnoy aus, Matheos und Moore sehen darin jedoch keinen Auflösungsgrund: Nur sie bilden den Kreativmotor von OSI. “Blood” wird ihr Meisterstück, ein geschlossenes Werk, wo vorher einzelne Songs wichtiger waren. Da können “Terminal”, “Radiologue”, “Be The Hero” oder das Titelstück noch so gut sein, erst gemeinsam bilden sie einen Klangkomplex aus Industriepark bei Nacht und “Metroid”-Soundtrack. Selbst der Gastsänger Mikael Åkerfeldt (Opeth) fügt sich nahtlos ein, selbst die Bonustracks wirken nicht wie Ausschuss, dazu engagiert das Superduo mit Schlagzeuger Gavin Harrison (Porcupine Tree, King Crimson, The Pineapple Thief) einen wahren Profi. Seit 2013 liegen OSI auf Eis. Hoffentlich nicht auf ewig.
Martin Burger


Broken Bells Broken Bells

VÖ: 2010 | Label: Sony
Broken Bells - Broken Bells

James Mercer, Kopf der 2000er-Indie-Darlings The Shins, und Brian Burton alias Danger Mouse, Groove-betonter Produzent und Hälfte des Neo-Soul-Duos Gnarls Barkley, sind keine offensichtliche Paarung. Doch beide teilen ein Faible für die Musik der 60er. Und dass Mercer elektronischen Texturen nicht abgeneigt ist, bezeugt das Shins-Album “Wincing The Night Away” (2007). Trotzdem ist beim Broken-Bells-Debüt offensichtlich, wer hier was mitbringt: Mercer die Melancholie, die sehnsuchtsvollen Melodien und die düsteren Texte; Burton die Disco, die Psychedelik und die Soundtrackmomente. Und das alles harmoniert äußerst gut – selbst wenn im wunderbaren “Vaporize” die Akustikgitarre unsanft von einer Hammond-Orgel und einer energischen Bassline beiseite geschoben wird. Und während sich Burton auf “Broken Bells” als Instrumentalist beweist, legt Mercer im Gorillaz-artigen Stampfer “The Ghost Inside” ein souveränes Falsett hin. Weiterhin wildert das Superduo mit “Your Head Is On Fire” und “Sailing To Nowhere” in verspielt-verstrahlten Brian Wilson/Syd Barrett-Gefilden und packt in “The Mall & Misery” erst wehmütiges Country-Feeling, dann zackige Post-Punk-Gitarren. Nur das Italo-Western-Zwischenstück im New-Wave-Song “Mongrel Heart” wirkt etwas forciert. Dennoch bleibt “Broken Bells”, das mit “The High Road” sogar einen Top-10-Hit abwirft, ein betörendes Konglomerat aus Schwermut und Funkyness. Die Nachfolger “After The Disco” (2014) und “Into The Blue” (2022) fallen homogener aus – die besseren Songs gibt’s hier.
Nina Töllner


Storm Corrosion Storm Corrosion

VÖ: 2012 | Label: Roadrunner
Storm Corrosion  - Storm Corrosion

2001 beginnt die bis heute andauernde Freundschaft zwischen Steven Wilson (Porcupine Tree) und Mikael Åkerfeldt (Opeth) damit, dass Wilson das Opeth-Album “Blackwater Park” produziert und der Prog-Metal-Band aus Schweden damit zum endgültigen Durchbruch verhilft. Auch in den folgenden Jahren arbeiten die beiden immer wieder zusammen. Wilson produziert weitere Opeth-Alben; Åkerfeldt steuert Backgroundgesang und ein Gitarrensolo für das Porcupine-Tree-Album “Deadwing” bei. Als das Duo Anfang der 2010er schließlich ein gemeinsames Album in Aussicht stellt, machen sich schnell Gerüchte über eine Prog-Metal-Supergroup breit. Doch das Debüt von Storm Corrosion könnte kaum weiter vom erwarteten Sound entfernt sein: Statt Riffgewittern, Verzerrung und Blastbeats sind auf dem Album vorwiegend akustische Gitarren, Klavier und Mellotron zu hören. Als Referenz nennen die leidenschaftlichen Musik-Nerds Wilson und Åkerfeldt das zeit- und kompromisslose Spätwerk von Talk Talk. Auch Scott Walker, Comus oder Popol Vuh sind wichtige Einflüsse für die sechs entrückten, atmenden und ungemein atmosphärischen Stücke. “Ljudet Innan”, das in seinem Mittelteil die Filmmusik zu Werner Herzogs “Aguirre” zitiert, nennt Wilson später eines der besten Stücke, an denen er jemals beteiligt war. Es bildet den majestätischen Abschluss eines Albums, das gänzlich anders klingt als alles, was Wilson und Åkerfeldt zuvor und danach geschaffen haben und allein schon deshalb eine Sonderstellung im umfangreichen Werk der beiden Freunde hat.
Florian Höhr


Life Coach Alphawaves

VÖ: 2013 | Label: Thrill Jockey
Life Coach  - Alphawaves

Etwa zwei Wochen bevor “Alphawaves” erscheint, plaudert Life-Coach-Kopf Phil Manley im Interview mit VISIONS ein damals pikantes, noch nicht veröffentlichtes Detail aus: Sein neu hinzugewonnener Schlagzeuger, Jon Theodore, werde für eine Life-Coach-Tour vorerst keine Zeit haben, weil er bei Queens Of The Stone Age einsteige. Theodore spielt zuvor bei The Mars Volta, Manley und er kennen sich aber von Golden. Manley selbst fabriziert seit Mitte der 90er vor allem mit Trans Am elektronischen Kraut-Post-Rock. 2011 veröffentlicht er mit “Life Coach” sein erstes und bis heute einziges Soloalbum, weil er dessen Titel in der Folge eben lieber als Namen für sein Superduo verwendet. Mit Theodore hat er den perfekten Schlagzeuger, um seine Bassläufe, die endlosen Gitarrenlinien, die wabernden Synthesizer und kosmischen Klänge mit motorischen Beats untermalen zu lassen, wie sie nur wenige spielen können. 80 Prozent der Songs soll Theodore in seiner Garage in Malibu als first takes eingespielt haben, und genauso lässig und zugleich zupackend klingt der groovende Krautrock-Beat im überragenden Titeltrack auch, der auf das mäandernde Intro “Sunrise” folgt. Bei seinen elektronischen, teils psychedelischen Basteleien orientiert sich das Duo an Krautrock-Bands wie Harmonia oder La Düsseldorf, mit “Fireball”, einem von zwei Stücken, in denen Manley auch singt, kommt eine Portion Desert Rock hinzu. Theodore ist bis heute bei Queens Of The Stone Age, auf ein weiteres Life-Coach-Album sollte man besser nicht warten.
Matthias Möde


The Claypool Lennon Delirium South Of Reality

VÖ: 2019 | Label: ATO
The Claypool Lennon Delirium -  South Of Reality

Früher oder später stellt sich die Frage ja doch: Würde man “South Of Reality” anders hören, wenn man nicht wüsste, dass dahinter ein Sohn von John Lennon und der Durchgeknallte von Primus stecken? Würde diese Achterbahnfahrt von Album zwischen Prog-Rock, Psych-Pop und mittelschwerer Avantgarde auf eine andere Fährte locken, wenn man nicht permanent von Sean Lennon an die Stimme seines Vaters erinnert werden würde, während Les Claypool die nächste Kapriole am Bass schlägt? Es ist natürlich kein Zufall, dass die zwei mit dem Japaner Hisaki Yasuda einen Grafiker mit dem Cover ihres zweiten Albums beauftragt haben, der dem Stil des legendären Prog-Illustrators Roger Dean ungeniert nacheifert. Auf diese Weise wird man auch optisch direkt hineingeworfen in die Zeit der späten 60er und frühen 70er, als sich die Rockmusik endgültig von jeder verbindlichen Form befreite. “South Of Reality” ist keine Platte ohne Struktur, genau genommen unterscheidet sie sich von ihrem Vorgänger “Monolith Of Phobos” von 2015 sogar durch ihre wiederkehrenden Anflüge von Pop-Appeal. Dennoch lassen Lennon und Claypool ihre Songs immer wieder Haken schlagen, kontern pfeilschnelle Gitarrensolos mit mehrstimmigen Chören, kreuzen Slap-Bass mit orientalischer Percussion, jonglieren mit Sound- und Produktionstricks wie aus der Hochphase der Beatles. Nur eben mit einem entscheidenden Unterschied: Die beiden wissen, was der Pop nach deren Ende noch so zu bieten hatte – und spielen diesen Vorteil gnadenlos gut aus.
Dennis Plauk


Dossier: Supergroups
Große Namen, große Erwartungen

Inhalt

  1. Supergroups: Die 50 besten Alben – Alles super
  2. Supergroups: Superduos – Ein Fall für zwei
  3. Supergroups: Blinddate – »Ist bestimmt gute Musik, falls ich mal wieder mit dem Kiffen anfange«
  4. Supergroups: Die Chronik – Alphatiere machen Männchen

»Ist bestimmt gute Musik, falls ich mal wieder mit dem Kiffen anfange«

1

I Feel Free
Cream

Vom Album “Fresh Cream” (1966)

Sascha Madsen: (sofort) Cream, “I Feel Free”. Ist das eine Supergroup?
Klar, die erste.
Aydo Abay: Ginger Baker.
Aren Emirze: Eric Clapton.
Madsen: Jack Bruce.
Emirze: Jack Bruce hat auch eine geile Soloplatte mit Bill Ward von Black Sabbath gemacht.
Madsen: Und ich kann jedem die Doku über Ginger Baker, “Beware Of Mr. Baker”, nahelegen. Eine der besten Musikdokus. Jack Bruce und Ginger Baker waren zuvor bei Alexis Corner und der Graham Bond Organisation, Eric Clapton bei den The Yardbirds.
Madsen: Ich weiß eher, was die so nach Cream gemacht haben.


2

That's All You Need
Faces

Vom Album “A Nod Is As Good As A Wink… To A Blind Horse” (1971)

Wer singt da?
Abay: Rod Stewart. Das sind die Small Faces.
Fast. Nur die Faces.
Abay: Habe ich noch nie gehört. Aber ich bin beeindruckt. Ich wusste nur, dass Rod Stewart so eine Band hatte.
Stewart und Ron Wood waren zuvor in der Jeff Beck Group, die anderen sind drei Viertel der Small Faces.
Abay: Jeff Beck war doch der Freund von Johnny Depp.
Madsen: Es gibt da demnächst so ein Jeff-Beck-Tribute-Konzert. Da spielt auch Schlagzeugerin Anika Nilles mit. Die war auch schon in meinem Schlagzeug-Podcast. Die war Teil von Jeff Becks Liveband.
Abay: Das hat mich übrigens an die Black Crowes erinnert – deshalb kam ich auf die Faces.


3

Knife Edge
Emerson, Lake & Palmer

Vom Album “Emerson, Lake & Palmer” (1970)

Diese Supergroup ist so super, dass sie die drei Nachnamen der Mitglieder herausstellt.
Emirze: Anderson, Lake & Palmer! Progressive Rock, oder?
Madsen: Die hatten doch auch so einen Megahit, oder?
Abay: “Pictures At An Exhibition”? Das war das Album, oder?
Vielleicht “Lucky Man”?
Abay: Ja, den mag ich sehr gerne.
Das sind Bassist und Gitarrist Greg Lake von King Crimson, Organist Keith Emerson von The Nice und Schlagzeuger Carl Palmer von Atomic Rooster.
Abay: Das ist Wissen, das ich nicht habe. Aber ist bestimmt gute Musik, falls ich mal wieder mit dem Kiffen anfange.
Madsen: Ich habe überlegt, ob ich anfange zu kiffen.
Abay: Ja mach mal, steht deinem Gesicht bestimmt ganz gut.
Madsen: Ich muss dann aber vapen, ich kann ja nicht rauchen.


4

Dino
Harmonia

Vom Album “Musik von Harmonia” (1974)

Abay: Das sind Neu!… oder Harmonia. Alles, was aus der Ecke kommt, ist Wahnsinn.
Wer steckt denn hinter Harmonia?
Abay: Namen sind schwierig. Michael Rother, ist der dabei? Aber dann ist Klaus Dinger nicht dabei.
Madsen: Ich bin ein bisschen beeindruckt.
Abay: Das höre ich wirklich sehr oft. Schon seit Jahren.
Also: Rother hat sich mit Moebius und Roedelius von Cluster zusammengetan. Bist du ein Kraut-Fan, Aydo?
Abay: Ich habe schon all die Platten und höre sie auch sehr gerne. Das ist perfekte Musik, um Dinge zu erledigen. Also wenn man sich konzentrieren muss, aber trotzdem nicht in der Stille verweilen will.
Emirze: Weil du das hier Krautrock genannt hast: Wo steckt dann Can?
Can ist auch Krautrock. Aber der Haken am Begriff Krautrock ist, dass wahnsinnig viele unterschiedliche Bands unter dieser Zuschreibung firmierten, die dieser Musik ja auch die Briten aufgezwungen haben. Die brauchten einen Begriff dafür, was sich diese komischen Freaks aus Deutschland abseits der Blues-Schemata da zusammengesponnen haben – von Freak Folk bis Jazz Rock.


5

Heat Of The Moment
Asia

Vom Album “Asia” (1982)

Abay: Ist das Asia mit “Heat Of The Moment?”
Emirze: Das ist gar nicht mein Ding. Genauso wie Yes.
Es haben sich halt Anfang der 80er viele 70er-Rock-Dinosaurier in dieser Band zusammengefunden. Da ist wieder Carl Palmer dabei, Geoff Downes von Trapeze, John Wetton von Family, King Crimson und Uriah Heep und Gitarrist Steve Howe.
Abay: Ich hatte so einen Gitarren-Sampler, der hieß Night Of The Guitars. Da war all das Zeug drauf.
Madsen: Ist das nicht so Rausschmeißermusik, dieser Song?
Abay: Diese Art von Song gibt es auch in gut. Haben wir auf der Fahrt hierhin gehört, nämlich von Boston und von Journey. Das hier ist eher so ein Haudrauf-Song, und der Refrain kommt nie richtig zum Ende. Deshalb mag ich den Song nicht.


6

Hunger Strike
Temple Of The Dog

Vom Album “Temple Of The Dog” (1991)

Emirze: (sofort) Temple Of The Dog. Schönes Video, wo die Band im Feld steht. Lief auf Tele 5 rauf und runter.
Abay: Davon hat Kurt (Ebelhäuser, Ex-Blackmail-Kollege) auch immer erzählt, dass da so ominöse Videos liefen.
Emirze: “Head Like A Hole” von Nine Inch Nails lief da auch. Kann aber auch sein, dass das Super Channel war.
Abay: Ich habe den Song ja gehasst. Der fängt super an, aber dann beginnen die, so Stimm-Duelle zu machen, Eddie Vedder und Chris Cornell. Vedder knödelt sich unten einen ab, und Cornell zeigt, wie viele Eier er gegessen hat. Ich finde das unerträglich irgendwann.
Das Besonderes ist ja, dass Eddie Vedder hier zum ersten Mal knödelt.
Emirze: Da kannte noch keiner Pearl Jam.
Da gab es noch gar nicht Pearl Jam – die sind ja aus diesem Projekt heraus entstanden. Zuvor waren Jeff Ament und Stone Gossard bei Mother Love Bone – und das hier ist ja auch ein Tribut an den verstorbenen Mother-Love-Bone-Sänger Andrew Wood.
Abay: Die Platte hat jeder geliebt, aber ich bin da nicht reingekommen.
Emirze: Das ist eine super Platte. Ich habe die sehr oft gehört. Die ist auch gut gealtert.


7

Lifer
Down

Vom Album “NOLA” (1995)

Emrize: Down. Mit dem Gitarristen von Crowbar – auch eine geile Band! – und Phil Anselmo. Und von Corrosion Of Conformity
…Pepper Keenan.
Emirze: Geile Band. Live besonders. Die Platte fand ich nicht so gut, außer der Ballade…
…”Stone The Crow”.
Emirze: Genau. Ich habe die als Vorgruppe gesehen. Die sind viel als Vorgruppe getourt. Aber ich weiß nicht mehr, mit wem, weil ich so viele Konzerte gesehen habe. Pantera hatten sich ja zerstritten, und Anselmo suchte sein Glück in diesem Soloding.
Abay: Der – um es mal gesagt zu haben – ja schon ein Idiot ist.
Ja, leider.
Madsen: Wirklich leider.
Wir können uns wohl alle auf Pantera als hervorragende Metalband einigen. Du hast sie sogar gecovert mit Ken, Aydo.
Abay: “Far Beyond Driven” ist eine super Platte, wenn sie auch etwa dosig klingt.
Madsen: Aber die muss doch so klingen.
Emirze: Ich finde die “Vulgar Display Of Power” auch geil.
Abay: Fantastisches Cover.


8

Judith
A Perfect Circle

Vom Album “Mer De Noms” (2000)

Madsen: (sofort) A Perfect Circle. Josh Freese! Dann noch Maynard James Keenan
Abay: Diese tolle Bassistin, die jetzt bei den Pixies ist. Mit der habe ich mal ein sehr nettes Gespräch gehabt.
Madsen: Macht da nicht auch der Smashing Pumpkins-Gitarrist mit?
James Iha ist auf dem zweiten Album dabei, hier ist es noch Troy Van Leeuwen von Failure und später Queens Of The Stone Age.
Madsen: Ich finde die zweite auch ein bisschen besser.
Emirze: Da macht doch auch dieser Glatzkopf mit… Billy Howerdel.
Emirze: Ja, der war doch der Roadie von Tool. Und das ist ja seine Band.
Madsen: Ich habe die mal live in der Columbiahalle in Berlin zusammen mit den Deftones gesehen.
Abay: Habe ich auch gesehen, aber in Düsseldorf.
Aydo, wann hast du dich eigentlich mit Paz Lenchantin unterhalten?
Abay: Da waren wir mit Blackmail Support bei Zwan in Dresden. Da hat sie ja auch mitgespielt. In sie verliebt man sich ja sofort. Wir sind aber direkt nach diesem Konzert von der Tour geflogen. Billy Corgan hat uns rausgeschmissen. Wir waren ihm zu laut oder zu dumm.


9

Cochise
Audioslave

Vom Album “Audioslave” (2002)

Madsen: (sofort) Audioslave. Habe ich unglaublich viel gehört diese Platte. Da war ich 18. Da hat mir das aus der Seele gesprochen.
Ist die Band mehr als die Summe der Einzelteile?
Madsen: Ich finde schon. Für mich war das die erste richtig erlebte Supergroup. Weil ich beide Bands vorher kannte und auch richtig gut fand und ich dann erfahren habe – ich glaube durch VISIONS –, dass diese Band jetzt kommt. Ich habe das verfolgt, der Platte entgegengefiebert und wurde nicht enttäuscht.
Emirze: Ich fand immer, dass das nach einer Notlösung klang. Die Band Rage Against The Machine hatte die Songs fertig, aber sie hatten sich mit dem Sänger überworfen. Das ging Chris Cornell ähnlich mit Soundgarden – und dann haben sie halt diese Platte gemacht. Wenn ich jetzt so die Hits höre, finde ich das gut. Aber damals fand ich es langweilig. Besonders, nachdem Chris Cornell gestorben ist, habe ich das noch mal neu zu schätzen gelernt.
Madsen: Ich wusste es halt schon früher.
Abay: Ich wusste es halt schon früher, dass es richtig kacke ist. Ich mag Chris Cornell nur solo und auf diesen drei Soundgarden-Platten. Ansonsten ist der zu viel. Ich hoffe, ich bin nicht auch so.


10

Honestly
Zwan

Vom Album “Mary Star Of The Sea” (2003)

Abay: Von dem Song hatte ich eine Maxi-CD. Die fand ich viel besser als das Album. Darauf covern sie “The Number Of The Beast” von Iron Maiden. Das ist eine der besten Coverversionen, die es gibt. Die singt aber auch nicht Billy Corgan. Aber ich bin ja Fan von ihm. Die “Mellon Collie”
Madsen: …ist Wahnsinn. Aber mit Zwan konnte ich nie was anfangen.
Abay: Ich ja nach dem Auftritt auch nicht mehr. (lacht)


11

Treat Me Like Your Mother
The Dead Weather

Vom Album “Horehound” (2009)

Ich gebe euch einen Tipp: Der Typ, der da Schlagzeug spielt, spielt sonst Gitarre – Jack White.
Emirze: The Raconteurs?
Madsen: Nein!
Abay: The Weather Report?
The Dead Weather.
Abay: Mit der Sängerin von The Kills.
Madsen: Das hat mir sehr gut gefallen.
Abay: Ziemlich gute Platte. Es gab ja auch nur eine, oder?
Es gibt drei.
Madsen: Der White ist ja auch ein tierisch guter Schlagzeuger.
Abay: Wer waren denn noch mal die anderen zwei in der Band?
Dean Fertita von Queens Of The Stone Age und Jack Lawrence, unter anderem von The Greenhornes und den Raconteurs.
Madsen: Ich habe Jack White noch nie live gesehen. Aber ich liebe den Raconteurs-Auftritt beim Montreux Jazz Festival. Den habe ich schon zigmal angeguckt.


12

Scumbag Blues
Them Crooked Vultures

Vom Album “Them Crooked Vultures” (2009)

Madsen: (sofort) Them Crooked Vultures. Da wussten wir schon vorher, dass das kommt.
Wer steckt dahinter?
Abay: Alain Johannes.
Stimmt, den dürfen wir nicht vergessen.
Abay: An dem Tag, als sie in Köln gespielt haben, war ich mit dem Crêpes essen bei Bertrand. Bertrand ist der Chef von Lo-Fi-Merchandise und Alain ein guter Freund von ihm. In der Konstellation habe ich Alain kennengelernt. Tragische Geschichte, ganz toller Mensch. Und wichtig für diese Band und für alle anderen Bands, weil der so ein Zusammenhalter ist. Ich fand die Platte aber nicht geil.
Madsen: Nee, ich auch nicht. Aber live schon. Ich habe die auf der Tour in Wien gesehen. Das war killermäßig. Und nachdem ich die live gesehen habe, habe ich die Platte etwas besser verstanden, da ist das leichter runtergegangen. Und ohne die Platte wäre das geile Kaffee-Video mit Dave Grohl nicht entstanden: “Fresh pots!”
Emirze: An mir ist die Platte irgendwie vorbeigegangen. Ich habe die zwei Mal gehört. Da ist nichts hängengeblieben.


13

Stone Letter
Tomahawk

Vom Album “Oddfellows” (2013)

Madsen: Mike Patton. Fantômas?
Emirze: Tomahawk!
Abay: Das gefällt mir überhaupt nicht, muss ich sagen. Am Anfang habe ich kurz gedacht, dass das der Heini von Crazy Town ist. Es tut mir sehr leid, ich bin großer Mike-Patton-Fan.
Die Leute, die neben Patton hinter Tomahawk stecken, müsstest du doch alle kennen, Aren.
Emirze: Das sind so Noise-Kapellen, oder? Am Schlagzeug John Stanier von Helmet, aber wer sind die Gitarristen?
Trevor Dunn von Mr. Bungle am Bass und Duane Denison von The Jesus Lizard an der Gitarre.
Emirze: Mike Patton habe ich immer sehr geschätzt, weil er so eine unglaubliche Stimmbreite hat. Er kann auch italienische Chansons singen, ohne dass ich denke: Was macht der Typ da?
Aydo, was sagst du als Sänger dazu?
Abay: Ich schätze die anderen Sachen: Mr. Bungle, Faith No More, Fantômas – das war die mit Dave Lombardo, oder? Die finde ich wahnsinnig. Seine Technik ist sehr interessant, aber als Melodiengeber halte ich ihn für nicht so stark.
Madsen: Auf dieser Vocal-Platte von Björk hat er viel gemacht. Das ist krasses Zeug.
Emirze: Er hat schon auch krasse Hymnen geschrieben.


14

Whole Lotta Love (Led Zeppelin)
Hollywood Vampires

Vom Album “Hollywood Vampires” (2015)

Emirze: Vampire’s Weekend!
Das erste Wort ist schon mal richtig.
Abay: Das ist diese Alice Cooper-Band, oder?
Madsen: Hollywood Vampires.
Woher wisst ihr alle, dass die das sind?
Madsen: Weil diese Zusammenstellung schon faszinierend ist. Alice Cooper, Johnny Depp und…
Emirze: …Joe Perry von Aerosmith. Madsen: Ich hatte sofort Aerosmith-Feelings, als es losging.
Emirze: Das ist doch ein Led Zeppelin-Cover – die spielen nur Coverversionen, oder? Zumindest auf dem ersten Album.
Madsen: Eine Freundin von mir hat die live gesehen und meinte, dass das unfassbar schlecht war.


15

Drugs On The Bus
Crystal Fairy

Vom Album “Crystal Fairy” (2017)

Madsen: Woher kenne ich das Lied? Das ist voll gut.
Emirze: Wir brauchen Tipps.
Das sind Teri Gender Bender, ihr Partner Omar Rodríguez-López und die Melvins King Buzzo und Dale Crover.
Abay: Die Melvins hätten wir eigentlich raushören müssen.
Madsen: Wie heißt die Band?
Crystal Fairy.
Madsen: Das muss ich mir mal aufschreiben.
Abay: Ich fand die Melodieführung hier gerade wahnsinnig gut. Ich habe letztens die Melvins-Platten noch mal angehört. Die “Stag” und die “Stoner Witch”. Die sind leider nicht so gut gealtert. Oder ich war nicht in der Stimmung, diese Platten zu hören. Du warst ja mit denen auf Tour, Aren, ich habe die noch nie live gesehen.
Emirze: Wir haben mit Rinderwahnsinn den Support bei zwei Konzerten übernommen. Große und einflussreiche Band. Und immer noch irgendwie relevant. Was Omar angeht: Ich fand At The Drive-In geil, aber The Mars Volta etwas überbewertet.
Madsen: Wir haben gerade noch einen Plattenaustausch zu The Mars Volta gemacht. Die ersten Platten fand ich damals schon richtig gut.
Abay: Ich will die immer anstrengend finden – sind sie auch. Ist aber auch irgendwie immer gut.


16

Melt You Mind
Mutoid Man

Vom Album “War Moans” (2017)

Das sind Stephen Brodsky, also der Sänger und Gitarrist von Cave In, dazu Schlagzeuger Ben Koller von Converge und mittlerweile Jeff Matz, der Bassist von High On Fire.
Abay: Haben die alle mal versucht, eine Hit-Platte zu machen? Also wenn man die Bandnamen hört, dann ist das hier ja was ganz anderes.
Emirze: Die haben einen Vorschuss von der Plattenfirma bekommen: “Hier, macht mal.”
Die wollten mal ihre Leidenschaft für Metal ausleben – mit einer Menge Spaß dabei.
Madsen: Nach Spaß klingt es auch. Ich war überrascht, wie Brodsky da singt. Das ist ja fernab von dem üblichen Metal-Gedrücke.
Emirze: Mich hat es etwas an Ghost erinnert. Also nicht Metal-mäßig, sondern eher weich. Abay: Das ist nicht meine Welt.


17

Hit The Breaks
Plosivs

Vom Album “Plosivs” (2022)

Abay: Das klingt ein wenig wie eine Girl-Band aus den frühen 80ern. So was wie die Go-Go’s.
Da singt allerdings Rob Crow, von Pinback und Goblin Cock unter anderem. Das sind Plosivs. Da macht noch John Reis von den Hot Snakes und Rocket From The Crypt mit sowie Schlagzeuger Atom Willard, der unter anderem auch bei Social Distortion, Angels & Airwaves, Danko Jones und Against Me! war. Plosivs haben im vergangenen Jahr ihr tolles Debütalbum veröffentlicht.
Abay: Ach, davon habe ich gelesen – ich hatte ja im vergangenen Jahr noch ein VISIONS-Abo. Von all den genannten gerade mag ich aber nur die Hot Snakes. Da habe ich mal in die letzte Platte “Jericho Sirens” reingehört.
Emirze: Ach, ist das Hot Snakes?
Madsen: Du hast jetzt aber auch die letzten zwei Minuten geschlafen, oder?


18

Not Strong Enough
Boygenius

Vom Album “The Record” (2023)

Emirze: Boygenius natürlich.
Madsen: Natürlich! Boygenius! Die meistgehörte Platte in diesem Jahr bei mir. Die liebe ich richtig doll. Ich kenne keine Musik von Phoebe Bridgers. Ich weiß, dass ich die theoretisch gut finde, aber diese Platte hier hat mich umgehauen.
Emirze: Ganz ehrlich: Ich habe das geraten. Die sind im Soundcheck ja einen Platz unter uns gelandet. Da habe ich die mir angehört – und jetzt gerade wiedererkannt.
Abay: Ich bin kein Phoebe-Bridgers-Fan, aber das ist ein anderes Thema. Lucy Dacus habe ich im vergangenen Jahr gesehen. Das war ein fantastisches Konzert. Und wer war die dritte noch mal?
Julien Baker.
Abay: Julien Baker habe ich zu ihrer ersten Platte gesehen. Das war toll. Diese drei Frauen machen alles richtig. Allein dieses Foto, wo sie in den Anzügen Nirvana nachgestellt haben.



Dossier: Supergroups
Große Namen, große Erwartungen

Inhalt

  1. Supergroups: Die 50 besten Alben – Alles super
  2. Supergroups: Superduos – Ein Fall für zwei
  3. Supergroups: Blinddate – »Ist bestimmt gute Musik, falls ich mal wieder mit dem Kiffen anfange«
  4. Supergroups: Die Chronik – Alphatiere machen Männchen

Alphatiere machen Männchen

Schauen wir zu Beginn einmal ins Tierreich. Die Supergroup als solche in der Zoologie? Eine Gruppe von Alphatieren wäre womöglich die animalische Entsprechung, aber gibt es so etwas überhaupt? Die Recherche erweist sich als zäh, selbst das gängige Narrativ vom sagenumwobenen Alphawolf, der das Rudel beherrscht, ist mittlerweile als Mythos enttarnt. Tiergruppen mit mehreren Alphamännchen existieren jedoch, etwa bei Schimpansen und Bonobos, auch bei bestimmten Arten von Fasanen und Auerhühnern, und zwar immer dann, wenn das dominante Männchen nicht alle Weibchen oder Ressourcen in der Gruppe monopolisieren kann. Ob Keith Emerson auf Tour in den 60ern in Brehms Tierleben schmökert, ist nicht überliefert. Fest steht jedoch, dass der Keyboarder sich mit Carl Palmer und Greg Lake kaum auf einen Bandnamen einigen kann, Vorschläge wie Seahorse werden wieder verworfen. Am Ende schauen sie Richtung Crosby, Stills, Nash & Young, bestehend aus Ex-Mitgliedern der Hollies, Byrds und Buffalo Springfield, und entscheiden sich schlicht für Emerson, Lake & Palmer. Wenn schon Alphatier-Trio, dann bitteschön, dreimal auf die Brust getrommelt, mit den Nachnamen in großgedruckten Buchstaben. Er, er und er. Zusammen die Größten. Der Kreativprozess erweist sich als noch zäher. Einerseits gibt es in puncto Ressourcen kein Monopol, um mal bei den Bonobos zu bleiben. Im Teamwork miteinander sind Emerson, Lake und Palmer wenig erprobt. Das Songwriting sei wie Zähneziehen gewesen, so Keith Emerson im Rückblick, schmerzhaft und langwierig. Von außen betrachtet mag man dem Trio den Supergroup-Stempel aufdrücken, intern jedoch knirscht es unter den Beteiligten, ist längt nicht alles super. Ein kleines rockhistorisches Wunder, dass das ELP-Debütalbum, erschienen im November 1970, am Ende zum Prog-Meilenstein gerät mit seinen ambitioniert-prätentiösen Klassik-Adaptionen und dem Single-Evergreen “Lucky Man”. Zudem ist es Vorbote kommender Werke wie “Brain Salad Surgery”. Das Ganze ist in diesem Fall noch um einiges größer als die Summe seiner zunächst nicht ganz zusammenpassenden Teile – womit man fast wieder bei Aristoteles wäre.

Das Phänomen Supergroup hat da bereits einige Jahre auf der Uhr, gemeinhin werden die 1966 gegründeten Cream und die daraus hervorgegangenen Blind Faith als Beginn der Geschichte eingeordnet. Gleich zwei Musiker sind an beiden Formationen beteiligt, quasi die Superspreader dieser Band-Unterkategorie. Zum einen Eric Clapton, der von den Yardbirds kommt, zum anderen Ginger Baker, ebenso wie der Dritte im Bunde bei Cream, Jack Bruce, ein Ex-Mitglied der Graham Bond Organisation. Im Anschluss an die Trennung von Cream nach nur zwei Jahren ziehen Clapton und Baker weiter, gründen Anfang 1969 mit Steve Winwood, Ex-Mitglied von Traffic und der Spencer Davis Group, und Ric Grech, zuvor bei The Family, mit Blind Faith das nächste namensträchtige Ensemble, das aber mit nur einem veröffentlichten Album noch kurzlebiger gerät als zuvor Cream. Für den Begriff “Supergroup”, den metaphysischen Überbau, sorgt Jann Wenner, Gründer und Chefredakteur des amerikanischen Rolling Stone, der das Schlagwort 1969 in einem Artikel über Cream zum ersten Mal verwendet. Ganz aus dem Nichts kommt das wohl nicht, denn kurz zuvor hatten die Berühmtheiten Al Kooper, Mike Bloomfield und Stephen Stills gemeinsam ein erstes Album eingespielt. Titel der Platte: “Super Session”.

90 Prozent Hype, 10 Prozent Bullshit

Was sich aus heutiger Sicht womöglich als fröhlicher Konvent der Großkopferten liest, ein unablässig Funken sprühendes Treffen der großen Namen und VIPs, wird tatsächlich bereits in seiner gerade mal ersten Hochphase kritisch betrachtet. Greil Marcus macht seinem Ärger über den Hype auf besonders einfallsreiche Weise Luft. Unter dem Pseudonym T.M. Christian veröffentlicht der Musikkritiker und Autor im Oktober 1969 eine Rezension im Rolling Stone. Gegenstand des Textes ist das Doppelalbum einer Band namens The Masked Marauders, Marcus/Christian zufolge bestehend aus Bob Dylan, Mick Jagger, George Harrison, John Lennon und Paul McCartney. Dass deren Namen gar nicht auf dem Cover auftauchen, erklärt er mit vertraglichen Verpflichtungen, die das unmöglich machten. Die Songs tragen Titel wie “Cow Pie” und “I Can’t Get No Nookie”, es gibt ein zehnminütiges Cover von Donovans “Season Of The Witch”, all das produziert von Al Kooper und unter höchster Geheimhaltungsstufe eingespielt in einem kleinen Ort nahe der Hudson Bay im Nordosten Kanadas.

Vielerorts liest man die Rezension mit großem Interesse. Plattenläden klingeln in der Redaktion an, fragen nach der Vertriebsadresse. Selbst Allen Klein, Manager sowohl der Beatles als auch der Rolling Stones, und Dylan-Manager Albert Grossman melden sich beim Rolling Stone, wollen wissen, was da los ist. Die Auflösung: alles Quatsch. Die Band, das Album und die Songtitel hat sich Greil Marcus mit seinem Kollegen Bruce Miroff ausgedacht. Ein Guerilla-Gag, wie ihn heute Jan Böhmermann bringen würde, wenn man so will, und Marcus lässt ihn gleich noch ein paar Stufen weiter eskalieren und die Songs von einer unbekannten Band aus Berkeley namens Cleanliness And Godliness Skiffle Band einspielen. Der Gesang stammt von Imitatoren von Dylan oder Jagger. Mit Warner findet sich schon nach erstem Radio-Airplay nicht nur ein großes Plat- tenlabel, das Album erreicht bei seiner Veröffentlichung – es wird die einzige auf dem eigens gegründeten Sublabel Deity bleiben – im November 1969 Platz 114 der US-Billboard-Charts und verkauft sich um die 100.000 Mal. Dass den Gag am Ende immer noch nicht alle verstanden haben, erscheint schier unglaublich. Allein die Liner Notes auf dem Cover sagen es ziemlich deutlich: “Führende Experten schätzen, dass das Musikgeschäft derzeit zu 90 Prozent aus Hype und zu 10 Prozent aus Bullshit besteht. Die Masked Marauders […] sind weit darüber hinausgegangen.”

»Führende Experten schätzen, dass das Musikgeschäft derzeit zu 90 Prozent aus Hype und zu 10 Prozent aus Bullshit besteht. Die Masked Marauders […] sind weit darüber hinausgegangen.«
Greil Marcus über seine Fake-Supergroup Masked Marauders

Hype hin, Bullshit her: Es ist der Vorabend der 70er. Und die Geschichte der Supergroups hat gerade erst ihren Anfang genommen. Wobei an dieser Stelle ein kurzer Blick noch weiter zurück lohnt, denn auch wenn Jann Wenner und Cream ihre Schlüsselstellung in den Supergroup-Annalen innehaben, der King of Rock’n’Roll ist bereits Ende 1956 auf ähnlichen Pfaden unterwegs. Mit Carl Perkins, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash kommt es zu einer ausgedehnten Session in den Sun Studios. Erst 1981 werden Teile der Aufnahmen unter dem Titel “The Million Dollar Quartet” veröffentlicht, nach weiteren Reissues erscheint 2006 zum 50-jährigen Jubiläum die umfangreichste Version.

Und gleich noch ein Seitenblick, bevor es weitergeht, Stichwort Definition: Als “eine Musikgruppe, die sich aus Künstlern zusammensetzt, die auf ihrem Gebiet bereits bekannt oder respektiert sind”, umschreibt Wikipedia das Wesen der Supergroup, oder auch “eine Musikgruppe, deren Mitglieder als Solokünstler oder als Mitglieder anderer erfolgreicher Gruppen erfolgreich sind.” Klingt erst mal einleuchtend, gleichzeitig bietet es einigen Deutungsspielraum. Sind die Musiker:innen einer Supergroup zum Zeitpunkt ihrer Gründung wirklich schon so super – oder gilt das womöglich erst im Nachgang, also aus der Perspektive späterer Jahre? Anders gesagt: Dass Ginger Baker und Jack Bruce vor Cream bei Graham Bond spielten, mag in Großbritannien Gewicht haben, ist jedoch kein Vergleich mit dem Schritt Bakers von Cream wiederum zu Blind Faith, der nach Creams Erfolgen nominell ungleich wirkmächtiger ist. Was ist eigentlich die Steigerung von “super”?

Auch die Abwägung von Termini ist feinster Stoff für kontroversen Musiktalk. Was unterscheidet die Supergroup von der Allstar-Band? Wann ist es womöglich nur ein Projekt, was hat es mit einem Musikkollektiv auf sich, was ist mit Kooperationen oder Bandnamen mit dem Zusatz “featuring”? Alles nicht so einfach, womöglich nicht mal von essenzieller Bedeutung, dennoch muss hier zumindest der Versuch einer Einordnung samt entscheidender Protagonisten erfolgen. Im Anschluss an diesen Text etwa widmen wir uns neben den besten Platten von Supergroups auch denen von Superduos, also Zweierteams, als Solisten oder Bandmitglieder zuvor oder gleichzeitig erfolgreich, im Zusammenschluss zu neuen Ufern aufbrechend. Eine Arbeitsweise wiederum, die bereits in den 50ern ihren Ursprung hat. Doch auch hier gibt es natürlich Abgrenzungen.

Der Kategorie Kooperationen widmete sich VISIONS in Ausgabe 345, ein Exkurs zu Allstar-Bands und Kollektiven findet sich hier gesondert herausgestellt. Bleiben die Supergroups, und die nehmen den Schwung in die 70er voll mit. Gerade in Großbritannien stecken Musikprominente beim Pint im Pub oder beim Schampus auf dem Landsitz die Köpfe zusammen. Ron Wood und Rod Stewart, dazu Ronnie Lane, Ian McLagan und Kenney Jones von den Small Faces firmieren zu den Faces; aus Mitgliedern von Free, Mott The Hoople und King Crimson entsteht Bad Company. Deren Sänger Paul Rodgers schreibt in den 2000er Jahren als Sänger von Queen ein weiteres, Supergroup ähnliches Kapitel. Auch der sogenannte Krautrock verzeichnet ähnliche Ausschläge auf der nach oben offenen Supergroup- Skala. So finden sich 1973 Michael Rother (Neu!), Moebius und Roedelius (Cluster) zu Harmonia zusammen.

Die Karriere nach der Karriere

Natürlich überschattet jene Dinorock-Übersättigung, die wenige Jahre später in Punk und New Wave als Gegenreaktion kulminieren soll, zuweilen auch die Supergroups jener Zeit. Das Time Magazine widmet sich am 5. August 1974 in einem längeren Artikel dem Status quo der Blockbuster-Ensembles als solche, nennt dabei eine wesentliche ihrer Charaktereigenschaften: die oftmals geringe Lebensspanne. Verwunderlich ist das nicht, hier kommen keine aufstrebenden Jungspunde zusammen, Schulfreunde womöglich, die von derselben Nulllinie ins Abenteuer aufbrechen. Es sind Verdiente, die sich ihren “Super”-Orden längst erspielt haben und entsprechende Egos mit sich herumtragen. Eine Ausgangssituation, die immer noch für große Kunst sorgen kann, doch für Jahrzehnte währende Bandgeschichten? Eher nicht.

Dass es geht, zeigen Crosby, Stills, Nash & Young, die sich vier Jahre nach ihrer kurzlebigen Phase als Band wieder zusammentun und eine überaus einträgliche Stadiontour spielen. Mitreißendere, frischere Klänge hört man wenig später im Londoner 100 Club und im CBGBs in New York, für die Supergroups brechen die Graubrot-Jahre an. Das ist auch eine Altersfrage, denn standen die Formationen der ersten Welle noch relativ frisch im Saft, sind potenzielle Kandidaten nun vorerst einsortiert, weiter unten in die Schublade, dorthin also, wo Keith Emerson stundenlang seine Keyboards beackert, Rick Wakeman seinen Umhang schwingt und Pink Floyd die psychedelischen Dias in den Projektor stecken.

Der Sound der Supergroups der 80er mag aus heutiger Sicht käsig und überholt erscheinen, ihr Publikum erreichen sie aber.

Doch auch wenn das Jahrzehnt der Schulterpolster und hochtoupierten Frisuren sich nicht eben als Nährboden für die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Altvorderen erweisen sollte: Es gibt sie, die Erfolgsgeschichten. Der Sound der Supergroups der 80er mag aus heutiger Sicht käsig und überholt erscheinen, ihr Publikum erreichen sie aber, und nicht zu knapp. Asia etwa, die sich aus Leuten von Yes, King Crimson und ELP zusammensetzen, tauchen 1982 bis zu den Schultern in den Mainstream ein, ihr Hit “Heat Of The Moment” schaufelt dem “adultoriented Rock”, kurz AOR, kommender Jahre den Weg frei. Bei The Firm stecken unter anderem Jimmy Page und mal wieder Paul Rodgers die Köpfe zusammen, The Power Station vermählt Duran Duran und Robert Palmer mit Tony Thompson (unter anderem Chic), sogar Punkrock taugt nun für den zweiten Karriereweg, die Lords Of The New Church um Stiv Bators und Brian James sind das beste Beispiel. Ende der 80er schließlich tritt eine Supergroup ans Tageslicht, die sogar die Masked Marauders von einst in den Schatten stellt. Sie nennen sich Traveling Wilburys, mit Vornamen Nelson, Otis, Lucky, Charlie T., jr. und Lefty, tatsächlich sind es einige der Größten aus dem American Songbook: George Harrison, Jeff Lynne, Bob Dylan, Tom Petty und Roy Orbison. Lynne hat Harrison beim gemeinsamen Dinner gefragt, wen er gern in einer Band hätte, der Rest ist Geschichte. So vergleichsweise unglamourös können Supergroups entstehen.

Im Dutzend

Im Wirbel der Alternative-Rock-Revolution, anders noch als zu Zeiten des Punk, als Codes und Claims das Musikmachen bestimmt und Supergroups als Indiz für angejahrte Rockismen gestanden haben, wird Teamwork zunehmend groß geschrieben. Mit dem Aufbrechen tradierter Bandmechanismen, dem Forscherdrang in Sachen Sounds und einem neugefundenen Gemeinschaftsbewusstsein beginnt im Zuge der 90er ein neuer Supergroup-Boom. Eine der ganz großen Formationen findet sich aus traurigem Anlass zusammen: Temple Of The Dog um Mitglieder von Soundgarden und der baldigen Pearl Jam sind der Tribut an den verstorbenen Mother Love Bone-Sänger Andrew Wood.

Anderswo sind die Anlässe für neuerliche Supergruppierungen erfreulicherer Natur, etwa beim Fat-Wreck-Konglomerat Me First And The Gimme Gimmes. Der große Unterschied der trinkfesten Coversong-Künstler zu anderen Supergroups: die Beständigkeit und der kontinuierliche Output an Alben, elf sind es mittlerweile. Apropos Chris Shiflett. Im Grunde müsste man auch die Foo Fighters hier einordnen. Klar, gestartet von Dave Grohl als Ein-Mann-Band, später jedoch besetzt mit Personal aus den Reihen von Scream, Germs, Alanis Morissettes Band, Sunny Day Real Estate und No Use For A Name letztlich nichts weniger als eine ganz eigene Supergroup. Und von King Crimsons einziger Beständigkeit, dem Wandel, anzufangen und alle aktuellen und ehemaligen Supermusiker der Prog-Urväter aufzuzählen, sehen wir an dieser Stelle besser ab.

Im Laufe der Jahre entstehen Supergroups, die in ihrem Mix aus Ambitionen, konzeptioneller Überhöhung, dem Einsatz ausgefuchster Technik, dem Kombinieren von Stilen, oder sollte man der Einfachheit halber sagen, zuweilen prätentiösem Gestus fast schon wieder an ELP erinnern. Das Divenhafte und Erratische von A Perfect Circle um Maynard James Keenan, der vertracktüberreizte Art Metal von Fantômas oder Tomahawk, das generationsübergreifende Powertrio Oysterhead mit Leuten von Phish, The Police und Primus – allesamt Ambitions- vehikel alter Schule. Auffällig ist auch, dass einige Vertreter aus dem Alpha-Segment gleich mehrfach nach neuen Formationen streben. Sei es Jack White mit den Raconteurs und The Dead Weather oder Dave Grohl mit Them Crooked Vultures, einem weiteren Verbindungsstück zwischen dem Einst und Jetzt.

Überhaupt ist die Dichte an namhaft zusammengesetzten Bands diesseits der Jahrtausendgrenze so hoch, dass der Terminus Supergroup fast obsolet scheint. Von der Konnotation her sind Bands ja nicht allein Supergroups aufgrund der namhaften Besetzung, sondern auch des Umstands des Nichtalltäglichen wegen. Anders gesagt: Wenn ohnehin alle in Supergroups sind, was ist dann überhaupt noch dezidiert, nun ja, super? Wild Flag, Atoms For Peace und The Julie Ruin, Off! und Vanishing Life, Mutoid Man und Bloodbath, wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Aber womöglich ist das einfach ein Zeichen der Zeit. Wohin blickt man beim Gedanken an eine neue Band, wenn man selbst bereits einige Meriten vorzuweisen hat? Klar, Richtung eigene Vergangenheit, alte Weggefährten, ehemalige Mitstreiter, der eine Bassist oder die andere Gitarristin, mit der man immer schon mal zusammenarbeiten wollte. Das mag das Besondere, das Überhöhungsmoment der Supergroup relativieren, gleichzeitig unterstreicht es einen ganz simplen Aspekt an der ganzen Sache: Super auf dem Papier, das allein reicht nicht mehr, die Konkurrenz ist groß. Eine Single, dazu ein durchwachsenes Album? Die Nächsten bitte. Wer erinnert sich noch an einen Songtitel von 3rd Secret oder Giraffe Tongue Orchestra? Bei richtigen Antworten winkt eine Promo-CD von Superheavy, ein Methods Of Mayhem-Button oder ein Six-By-Six-Shirt.

Es gibt sie natürlich immer noch und immer wieder, die Ausreißer nach oben, die Bands, wo nicht einfach nur “super” draufsteht, sondern auch “super” drin ist. Allein die vergangenen Monate haben fulminante Musik im Supergroup-Segment gebracht. Man denke an die umwerfenden Debütalben von Plosivs und Boygenius. Und nicht zuletzt an Musa Dagh, bei denen es Mastermind Aren Emirze geschafft hat, Experimentierfreude, Besetzungswechsel und Neuanfang binnen kürzester Zeit in gleich zwei fantastische Alben zu gießen, eine umjubelte Tour inklusive.

No Future? Wohl kaum. Eye Am (Type O Negative, Crowbar) und Empire State Bastard (Biffy Clyro, Oceansize, Slayer) scharren schon mit den Hufen. Zudem bündeln selbst alte Punk-Helden noch einmal die Kräfte. Paul Cook und Steve Jones von den Sex Pistols, Gen Xs Tony James und Billy Idol sind als Quartett unterwegs, die Namenskombi werbekompatibel: Generation Sex. Und just in dem Moment, da dieser Text entsteht, macht die Meldung einer weiteren Supergroup die Runde. Sie nennen sich Mantra Of The Cosmos, ein wuchtiger Bandname für eine ebenso wuchtige Besetzung, mit Shaun Ryder und Bez von den Happy Mondays, Andy Bell (Ride, Oasis) und Zak Starkey (The Who, Oasis, Johnny Marr). Dass der erste veröffentlichte Song nicht ganz so super klingt: egal. Dafür schließt sich mit dem Titel der Kreis zum tierischen Anfang dieser Story: “Gorilla Guerilla”. Die Alphatiere machen wieder Männchen.


Dossier: Supergroups
Große Namen, große Erwartungen

Inhalt

  1. Supergroups: Die 50 besten Alben – Alles super
  2. Supergroups: Superduos – Ein Fall für zwei
  3. Supergroups: Blinddate – »Ist bestimmt gute Musik, falls ich mal wieder mit dem Kiffen anfange«
  4. Supergroups: Die Chronik – Alphatiere machen Männchen

Drum-Off

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Sowohl Idles als auch LCD Soundsystem sind aktuell Teil der US-Konzertreihe Re:SET. Bei der Show am Sonntag in Chicago gesellten sich einige Mitglieder von LCD Soundsystem, darunter auch Bandchef James Murphy, zu den Post-Punks, um sie beim Closer “Rottweiler” zu unterstützen.

“OK, ich möchte das ganz klarstellen. Wir fühlen uns geehrt und sind sehr dankbar, dass wir die Bühne mit LCD Soundsystem teilen dürfen”, sagte Idles-Frontmann Joe Talbot, zur Einleitung des Songs und zeigte sich demütig, “einen antifaschistischen Song für Menschen mit offenem Geist und Herzen” singen zu dürfen. “Auf Wiedersehen!”

Bei der gut siebenminütigen Version des letzten Songs des Durchbruchalbums “Joy As An Act Of Resistance” (2018) liefert sich Idles-Schlagzeuger Jon Beavis mit LCD-Soundsystem-Keyboarderin Nancy Whang, Murphy und Talbot ein heftiges Drum-Off – natürlich alle auf demselben Drumkit.

Idles spielen schon morgen zusammen mit Jamie T in London das größte Konzert in Jamie Ts Karriere. Bei LCD Soundsystem stehen erstmal keine Konzerte an. Ihre letzten Shows in Deutschland liegen bereits fünf Jahre zurück. Zuletzt veröffentlichten sie ihren neuen Song “New Body Rhumba” für einen Netflix-Film.

Alex Lahey

01. Sheryl Crow – “All I Wanna Do”

Sheryl Crow ist für mich in den letzten fünf Jahren ein wichtiger Angelpunkt gewesen. Ich liebe die Essenz dieses Songs – die super spezifischen Strophen, gefolgt von einer wirklich einfachen Kernbotschaft im Refrain. Sheryl ist eine Heldin.

02. Oso Oso – “One Sick Plan”

Ich liebe, liebe, liebe dieses Album. Es kam heraus, als wir auf Tour zu meinem letztes Album waren, und ich komme immer wieder darauf zurück. Gerade dieser Song ist so kreativ aufgenommen und hat etwas Magisches an sich.

03. Haim – “I’ve Been Down

Eines der besten dritten Alben, die je gemacht wurden. Haim waren eine enorme Inspiration für mich, als ich “The Answer Is Always Yes” machte. Voller Risiken, großartigem Songwriting und kreativen Aufnahmen. Jeder Song auf “Women In Music Pt.III” ist grandios, aber “I’ve Been Down” ist einer meiner Favoriten.

04. Now, Now – “SGL”

Ich liebe es, wie sich dieser Song in den Strophen so eingeengt anfühlt und sich dann im Refrain völlig öffnet. Das hat etwas so kathartisches an sich. Ich hatte das Glück, den Song “Congratulations” mit Brad von Now, Now zu schreiben.

05. Tame Impala – “Endors Toi”

Ich liebe es, wie bombastisch und breit diese frühe Tame Impala-Aufnahme ist. Ich habe versucht, einige dieser Momente in “The Answer Is Always Yes” einzufangen, aber niemand macht es besser als Kevin.

06. Rilo Kiley – “The Good That Won’t Come Out

Ich habe Rilo Kiley erst vor ein paar Jahren für mich entdeckt. Es ist so aufregend, ein Band kennenzulernen, die bereits einen so großen Katalog hat. Rilo Kiley liefen in Dauerschleife, als ich das Album geschrieben habe, und untermalten diese Zeit in meinem Leben.

07. Bonnie Raitt – “Not The Only One”

Bonnie ist eine der Besten. Ich war vor ein paar Jahren so besessen von Bonnies Musik und bewundere ihre Karriere sehr. Ich hatte das Glück, sie dieses Jahr in Melbourne zu sehen, und sie FETZT. Ich möchte so sein wie Bonnie, wenn ich groß bin.

08. Fidlar – “Thought. Mouth.”

Bei Fidlar dreht sich alles um große Energie und gute Songs. Ich liebe dieses Lied und wie ausgelassen es ist, mit einer wirklich klaren Botschaft.

09. Mac DeMarco – “Nobody”

Ich halte Mac für einen der besten Künstler unserer Zeit. Ich verbinde ihn immer mit dem Wort “entwaffnend”. Ich habe versucht, einige dieser entwaffnenden Momente auf “The Answer Is Always Yes” einzufangen und habe mich von Mac inspirieren lassen.

10. Yeah Yeah Yeahs – “Hysteric”

Ein weiteres der besten dritten Alben aller Zeiten. Ich kehre regelmäßig zu dieser Platte zurück und finde immer wieder einen neuen Lieblingssong daraus. Heute ist es “Hysteric”.

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