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    Björk
    Medùlla

    VÖ: 30.08.2004 | Label: Polydor/Universal
    Text: Jochen Schliemann / Armin Linder
    Björk - Medùlla

    Vier-Ohren-Test

    Limitierung ist die Herausforderung. Spätestens mit „Medùlla“ wird es deutlich: Björk richtet den Blick nach innen. Nach dem Laptop und knisternder Nähe bleibt ein fast primitiver Sound und der eigene Körper. Mike Patton, Roots-Mitglied Rahzel und der indische Rachensänger Tanya Tagaq strickten mit an „Medùlla“, das keine Gratwanderung mehr ist, kein exotischer Pop. Es gibt fast keine Instrumente auf dem Album – Björk 2004 ist mehr Einstürzende Neubauten denn Tricky, mehr Kunst als Musik, auch wenn sie es hassen würde, das zu hören. Die Musiksender und Radiostationen dürften endgültig passé sein: Zu sperrig, schwierig, fast störend sind die Songs, teilweise regelrecht bedrohlich. „Where Is The Line“ oder „Desired Constallation“ verströmen unterschwellig Bösartigkeit mit ihren Soundflickenteppichen aus nicht ortbaren Stimmfetzen. Für gute Ohren versprühen „The Pleasure Is All Mine“, „Oceania“ und „Who Is It?“ Ansätze von Konventionellem, Eingängigkeit, Tanzbarkeit. Und „Vökuó“ ist ein schwermütiger, isländischer Choral, der an Kirchenkonzerte erinnert. Erneut hat sie den Erwartungen ein Schnippchen geschlagen: Ein Album wie „Medùlla“ gab es noch nicht. Aus der Programmierer-Sackgasse, in der sie manche nach „Vespertine“ sahen, ist sie jetzt raus. Gleichzeitig aber auch aus jedem Rahmen. Und praktisch völlig unberechenbar.
    10/12 Jochen Schliemann

    Was für eine Künstlerin! Und was für ein Schwachsinn! Es tut weh, derart über Björk urteilen zu müssen. Sonderlich war sie schon immer, aber auch besonders. So sehr, dass man ihr bislang alle Flausen verzeihen konnte. Und jedes Mal voller Besorgnis die Luftrettung alarmieren wollte, wenn sie mal wieder den Boden unter den Füßen verloren hatte. Jetzt das. Vokalartistik und Verweigerung. Könnte was werden, dachten alle im Vorfeld, schließlich ist so manches Meisterwerk erst durch Loslösung von jeglichen Konventionen entstanden. Und doch entpuppt sich Björks Experiment als beinahe schmerzhafte Erfahrung. Natürlich ist da ihre Stimme, ihr Charisma. Und doch glaubt man hier eher an einen Mitschnitt vom Wurzelbehandlungs-Weltrekordversuch der isländischen Zahnarztvereinigung. Manchmal immerhin wähnt man nur den richtigen Björk-Song im falschen Film. Leider sind selbst diese glückseligen Ausreißer selten, denn sie hat das ganze Album ihrem Konzept untergeordnet – keine echten Songs geschrieben, sondern oft nur notdürftig Stille mit allerlei Stimmbandgeräuschen zusammen geflickt. Avantgarde bedeutet ja nichts anderes, als der Gegenwart voraus zu sein. Aber ob die Zeit von „Medùlla“ je kommen wird? In 20 Jahren vielleicht? Für heute jedenfalls gilt: „Medùlla“ ist konsequent. Und praktisch völlig unanhörbar.
    4/12 Armin Linder

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