Platte der Woche: The Sleeping Souls – “Just Before The World Starts Burning”
The Sleeping Souls (Foto: Lukas Rauch)
Die Backingband von Frank Turner macht sich selbstständig und holt sich mit Cahir O’Doherty (u.a. New Pagans) ihren eigenen Sänger dazu, mit dem sie 2022 ihr Debütalbum zwischen ihren regulären Tour-Verpflichtungen aufnimmt. Das steht recht überraschend im Zeichen kratzigen Alternative Rocks von etwa den Hot Snakes – allerdings mit Hang zu großen Balladen und reichhaltiger Bandbreite. Einer der unerwartetsten Platten des Jahres.
Nur eineinhalb Jahre nach “Alles war schön und nichts tat weh” wirkt Caspers Nachfolgealbum eher wie ein unverkrampftes Mixtape als wie die Konzept-Monster, die man sonst von ihm kennt. Heißt konkret, dass “Nur Liebe, immer” auch irgendwie das ungeschminkte Rap-Album ist, das einige sich von ihm seit langem wünschen.
Sogar Walter Schreifels von Quicksand spricht in den höchsten Tönen von Zahn, deren Post-Rock auf ihrem zweiten Album “Adria” Urlaub in Italien macht. Die Platte zeichnet sich dabei vor allem durch die Geduld aus, die die Band auf ihre Reise mitbringt sowie die Fähigkeit, große Momente nicht in enervierende Endlosschleifen zu stecken.
Auf seinem dritten Album innerhalb von 18 Monaten taucht Evan Uschenko alias Ghost Woman in den Post-Punk-Keller ab. Der Garage-Fan vergräbt seinen sonnigen Kalifornien-Sound in massig Reverb, fetten Noise-Riffs und ätherischem Nick Cave-Gesang. Wobei der 60s-Appeal erhalten bleibt – wenn auch mit apokalyptischeren Zwischentönen.
Bei Brother Grimm treffen sich Iggy Pop und Nick Cave, um miteinander zu jammen – so klingt es zumindest auf ihrem neuen Album “The End”. Dafür versteht sich Bandchef Dennis Grimm mit seinen neuen Mitgliedern von Coogans Bluff und Kaskadeur bestens als Crooner-Band, die seine sensationelle, bewegende Stimme zwischen Melodien aus den 80ern in Szene setzt.
Vor allem wegen der lebhaften Monologe von Josen Bach kann man das Bandprojekt Die Quittung aus Leipzig liebgewinnen: Bach widmet sich darin den Widersprüchen unserer selbstoptimierten Gesellschaft und den Absurditäten der Gegenwart. Auch musikalisch gibt sich Bach mit Klavier- und Gitarrenmusik mit funky Bass und Flöte verspielt
Kompromisslos und auf die Fresse: so klingt Kora Winters Aggro-Metalcore vornehmlich. Aber hinter dem Anger-Management von Sänger Hakan Halaç verbirgt sich durchaus Tiefgang. Bei den Berlinern geht es um Identitätsfindung als marginalisierte Person, Selbstakzeptanz und dem Streben nach Authentizität. Texte, die – wie die Musik – an der Schmerzgrenze balancieren. Eines der spannendsten deutschsprachigen Metal-Alben der jüngeren Vergangenheit.
Auf dem Eichenring in Scheeßel ist es das ganze Wochenende lang laut. Dafür kommt man schließlich hierhin, zum Hurricane Festival: für Krach und Schmutz und Staub. Leise wird es an diesen Tagen und den dazugehörigen Nächten nie. Ein Festival tötet die Stille, und das muss es auch. Als Benjamin Griffey im Juni 2023 sein Headliner-Konzert in die späte Samstagnacht hineinspielt, wird es jedoch für einen Moment sehr still. Da spielt eine Akustikgitarre ein paar leise Töne. Casper, so Griffeys Künstlername, tritt ans Mikrofon und singt: “Ich kann dich verstehen/ Bist so müde, dass du nicht schläfst/ Bist verloren und ist schon okay/ Emma, Emma.” Während des darauffolgenden Textblocks muss er kurz überrascht und wohl auch erleichtert auflachen, denn die Festivalmenge schwenkt zahllose Handyleuchten und gibt der Live-Premiere von “Emma”, der ersten Single des neuen Casper-Albums “Nur Liebe, immer” das passende Bühnenbild.
Es ist eine kleine, zerbrechliche Ballade; die erste, die Casper komplett singt, die sich dann doch noch steigert und lauter und breiter wird, aber im Herzen doch hauptsächlich von diesen paar Tönen auf der Akustikgitarre getragen wird, während der Rapper sanft von einer Frau erzählt, die sich verliert und nicht weiß, wohin mit sich. Erschienen war der Song erst zwei Tage vor dem Auftritt, mitsingen können ihn bereits viele, und vorn schwenken Fans Plakate mit dem neuen Albumtitel, obwohl sie bislang nur diese erste Single kennen. “Ich war echt nervös”, sagt Griffey im Rückblick. “Ich habe mich gefragt, ob ich eigentlich die Töne treffe, und wie bewege ich mich denn überhaupt, wenn ich nicht so schreiend rappe? Und wenn man ein Album schreibt, denkt man oft: Dieser Song wird live bestimmt gut funktionieren, es wäre klasse, wenn den alle mitsingen. Aber manchmal passiert das einfach nicht. Bei ‘Emma’ wusste ich auf dem Hurricane allerdings direkt: Krass, den Song werde ich noch jahrelang live spielen. Und das Gefühl habe ich selten.” Dass es dazu nun kam, war nicht von langer Hand geplant.
“Ich arbeite immer noch viel davon auf, was um’XOXO’ und ‘Hinterland’ herum passiert ist. Es hat komplett die Dimensionen gesprengt.” Casper
Eigentlich befindet er sich während des Festivals noch inmitten der letzten Konzerte zu seinem Album “Alles war schön und nichts tat weh”, das im Februar 2022 erschienen ist. “In die neue Platte bin ich tatsächlich aus Versehen hineingeschlittert. Nach Alles war schön wollte ich eigentlich erstmal eine Pause machen, wir haben das Album relativ extensiv betourt. Ich wollte Inspiration sammeln und gucken, was so passiert. Ich habe dann angefangen für andere Musiker:innen zu schreiben, also nicht als Ghostwriter, sondern mich in Songwriting-Camps aktiv einzubringen. Mal das Ego ablegen und sich in den Dienst des Songs für andere stellen. Aber dort habe ich Leute kennengelernt, mit denen ich wiederum superschnell meinen Song Sommer geschrieben habe. Dann habe ich gemeinsam mit Flo August ‘Emma’ fertiggestellt, und von Ende Januar bis Mai gab es plötzlich fünf oder sechs Songs, die ich richtig gut fand. Kurz vorm Hurricane Festival habe ich dann gesagt: Warum machen wir nicht einfach ein neues Album?”
Ausatmen und austoben
Ein halbes Jahr lang geht Griffey alle paar Tage ins Studio und schreibt Musik mit wechselnden Produzenten. Um die 30 Stücke seien in der Zeit entstanden, und aus zehn davon ist nun “Nur Liebe, immer” entstanden. “Wir haben gemacht, wie es gekommen ist und Spaß gemacht hat”, sagt er. Das klingt plausibel und eigentlich kaum der Rede wert, aber längst nicht selbstverständlich, wenn man weiß, wie er sonst an seine Alben herangeht. “Normalerweise ist es für mich ein extrem mühsamer Prozess, bis ein Album und auch nur ein Song fertig ist. Ich überlege mir den Sound, das Genre und die Stimmung, bin vom ersten bis zum letzten Schritt dabei, gehe mit Musiker:innen und Produzent:innen ins Studio. Dann nehme ich daraus vielleicht einen kleinen Part und baue mit jemand anderem daraus einen Beat.” Allein das Fertigen der Instrumentals dauere für gewöhnlich Wochen und Monate. “Dann schreibe ich die Texte darauf, arbeite einzelne Zeilen immer wieder um. Bei dieser Platte ist es zwar auch nie die erste Idee geworden, aber auch nie die 257. Version. Die Songs gehen gewissermaßen dahin, wie ich in meiner Jugend Musik mit meinen Freunden gemacht habe”, sagt der 41-Jährige. “Irgendwer baut einen Beat, da rappt man drauf, hört sich das an, schickt es sich hin und her – dahin wollte ich zurück. Und das ist, was diese Platte ist.”
“Nur Liebe, immer” ist nicht das nächste große konzeptuelle Casper-Album, ist kein “Bombast-Folkpop-Album” wie “Hinterland” und auch kein “Riesen-Industrial-Album” wie “Lang lebe der Tod”, wie Griffey diese Teile seiner Diskographie selbst beschreibt. “Diese Platten waren allesamt krasse Kämpfe mit der Kunst und mit mir selbst.” Sein sechstes Album hingegen hat Mixtape-Charakter. Es gibt den Indiefolk-Song “Emma”, den konkreten Rap mit Battle-Anleihen über das eigene Aufwachsen in “Echt von unten / Zoé Freestyle”, aufgeschichtete Synthesizer-Teppiche in dem nach Tino Hanekamps Roman benannten “Sowas von da (hellwach)” und den melancholischen Sommerpop in “Sommer” gemeinsam mit Cro – und alles dazwischen. Mehr Beats, weniger Band, mehr Rap, aber eben auch Gesang. Gewissermaßen verhält sich Nur Liebe, immer so zu Alles war schön und nichts tat weh wie sich “1982”, das kooperative Album mit Marteria, zu “Lang lebe der Tod” verhalten hat: Es kommt alles etwas lockerer aus der Hüfte, ist das Ausatmen und Austoben nach der schweren großen Platte. Auf Alles war schön und nichts tat weh ging es in den härtesten Momenten um den Hurrikan Katrina, die Leukämie-Erkrankung eines engen Freundes oder den Mord an Griffeys Cousine durch ihren Ehemann, der als Soldat und Kriegsheimkehrer traumatisiert erst seine Familie und dann sich selbst umbringt.
Auf “Nur Liebe, immer” hingegen geht es um Ex-Freundinnen und die erste große Liebe in Bielefeld, Aufs-Maul-kriegen von der Hinterlandjugend, aber auch um Schlaflosigkeit, Sich-verloren-fühlen und das Hadern mit der eigenen Karriere. “Die Songs sind unterschiedlich, haben aber alle die gleiche Wärme und Ehrlichkeit. Es ist die Werkschau dessen, was wir in den letzten sechs Monaten gemacht haben. Als ich mit dem Album fertig war, musste ich auch an ‘1982’ denken”, gibt Griffey zu. “Und ich freue mich, dass inzwischen einfach beides geht: Das große Konzept und auch die leichte Platte. Vielleicht sind das fortan beide Wege für mich, ich merke nämlich jetzt nach diesem Album: Ich habe wieder Bock auf was Kompliziertes.” Und dann muss er über sich selbst lachen.
Plötzlich ging es ganze schnell bei Casper (Foto: Chris Schwarz)
Dass es aber gewissermaßen doch eine Art roten Faden im Kern des Albums gibt, wurde ihm erst klar, als es längst fertig war: Nostalgie. Das Cover ziert ein Kinderfoto von ihm, thematisch dominiert der Blick zurück in “Immer noch nervös”, “Verliebt in der Stadt, die es nicht gibt”, in “Falsche Zeit, falscher Ort”, “Echt von unten” und auch in “Luft holen”, das zwar im Hier und Jetzt spielt, aber beklagt, dass die Leichtigkeit von früher zwischen vollen Terminkalendern und wachsender Verantwortung verloren geht und man die besten Freunde nur noch so selten sieht, weil immer etwas dazwischenkommt.
“Als wir Luft holen fertiggemacht haben, saß jemand mit im Raum und sagte: ‘Ey, den Song finde ich richtig cool, weil du in deiner Musik sonst immer so viel zurückblickst.'”, so Griffey. “Da habe ich zum ersten Mal darüber nachgedacht, und es stimmt: Viel meiner Musik arbeitet meine eigene Vergangenheit oder die meiner Familie auf. Dabei bin ich selbst überhaupt kein Mensch, der im Gestern festhängt. Ich denke immer viel lieber an morgen, und es ist eigentlich verrückt, dass meine Musik inhaltlich so rückwärtsgewandt ist. Vielleicht findet das Verarbeiten einfach in den Songs statt.” Womöglich sei das also doch das Konzept, obwohl es keines geben sollte: “Noch einmal zurück in die alte Heimat, rappen über die Kindheit, die Jugendliebe, aus der nichts geworden ist, die Schlägereien und das Scheißebauen von früher, nach Bielefeld und dann in die Großstadt ziehen.
Vielleicht ist es doch: ein letztes Mal noch zurückblicken.”
Mauern einreißen
Es ist auch ein Rückblick auf den Erfolg, den Casper seit dem Durchbruch mit dem dritten Album “XOXO” 2011 hat. Damit hadert er in seinen Songs bereits seit dem giftigen fünften Album “Lang lebe der Tod” und tut es jetzt auch in Wimpernschlag, das beschreibt, wie sich die Leute um einen herum im Zuge der Karriere verändern – und man sich selbst. Häufig schreiben Rapper darüber, wie fantastisch ihr Erfolg ist oder fantasieren ihn sich in ihren Songs gar herbei, Griffey jedoch zeigt die Schattenseiten des Durchbruchs auf. “Als ‘XOXO’ rauskam war ich 28. Ich hatte bereits ein Leben davor und das Gefühl, auf die 30 zugehend eine Idee davon zu haben, wer ich bin, wer ich sein kann oder will. Und dann hat man plötzlich Erfolg, der nicht über Nacht kam, bei dem ich viel Glück hatte und zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Dann ist so viel passiert, mein Gesicht ist auf Litfaßsäulen und Plakaten, die Konzerte werden größer, Fans campen vor meiner Wohnung und mein Privatleben wird ganz invasiv behandelt oder als Allgemeingut ausgeschlachtet”, sagt er. “Das verändert dich – ich hatte auch ein paar Jahre, wo ich zu sehr dachte, dass ich der Größte bin – aber es verändert auch die Leute um dich herum. Und ich glaube, dass ich immer noch viel davon aufarbeite, was um ‘XOXO’ und ‘Hinterland’ herum passiert ist. Das war alles, was ich jemals wollte und viel mehr. Es hat komplett die Dimensionen gesprengt.”
Casper macht eine kurze Pause, dann fährt er fort: “Das soll nicht komisch klingen, aber ich habe eine krasse Sehnsucht und bin neidisch auf meine Freunde, die handwerkliche Berufe haben. Ganz blöd gesagt: Du bist von 8 bis 16 Uhr Tischler, dann ziehst du den Blaumann aus, und dann bist du einfach nur du. Ich würde mir das auch manchmal wünschen, wenn ich in eine Bar reinkomme und schon die Blicke der Leute sehe, die mich erkennen. Inzwischen ist das nicht mehr so schlimm für mich, aber mir hat das für sehr lange Zeit sehr viel abverlangt. Ich komme jetzt erst langsam dazu, dass ich die Deckung herunterlasse, weil ich seit ‘XOXO’ damit beschäftigt war, Mauern aufzubauen, dass keiner an mich herankam und ich meinen Kreis klein gehalten habe. Aber jetzt denke ich: Alles halb so wild. It’s fine.”
Nun erscheint “Nur Liebe, immer” – und nachdem Casper gerade erst die Tourneen zur Vorgängerplatte abgeschlossen hat, wird es in nächster Zeit auch keine zum neuen Album geben. Stattdessen ein Release-Konzert in Berlin und im Sommer 2024 ein großer Haken für die Bucket-List: Vor 28.000 Zuschauer:innen wird der Arminia Bielefeld-Fan in der Schüco Arena in seiner Heimatstadt spielen. “Ich habe damit ganz ehrlich nicht gerechnet, aber es war innerhalb von Stunden ausverkauft, und ich hatte Tränen in den Augen”, sagt er. “Als ich als Jugendlicher Fußball gespielt habe, war es mein größter Traum, dort zu spielen. Dann habe ich festgestellt, dass da auch Konzerte stattfinden, weil ich Herbert Grönemeyer dort von meinem WG-Zimmer aus hören konnte – und jetzt passiert es, und ich bin super aufgeregt!” Dass es nur das eine Konzert 2024 geben wird, ist für den Rapper auch ein Statement: “In einer Zeit, in der wir in einer ständigen Verfügbarkeit leben und jeden Song und jeden Film streamen können, finde ich diese ultimative Verknappung jetzt irgendwie gut. Das ist diese eine Show. Wer die sehen will, muss herkommen. Außerdem freue ich mich auch, das in Bielefeld zu machen und diesen alten ‘Bielefeld-gibt’s-doch-gar-nicht’-Gag aufzuheben, denn: Dann waren die Leute ja da.” Passend dazu: Das Open Air wird “Verliebt in die Stadt, die es nicht gibt” heißen, in Anlehnung an den neuen Song “Verliebt in der Stadt, die es nicht gibt”, und der kommt da gerade richtig. “Der Song ist mein Versuch, mein eigenes Bochum zu machen.”
(Foto: Björn Hoffmann)
Doch wie das so ist, wenn große Träume in Erfüllung gehen, ist Griffey gerade noch ratlos, was die Zeit danach für ihn bereithält. “Ist es: Ich habe den Endboss besiegt, davon will ich mehr? Oder ist es: Ich habe den Endboss besiegt – was jetzt? Es gibt gar keine Pläne. Vielleicht spielen wir 2024 doch noch mehr Shows, vielleicht erst 2025. Vielleicht packt mich die Muse und es geht schnell, vielleicht reise ich auch erst mal herum und lasse mir etwas Luft, wenn ich ein oder zwei Jahre keinen Bock auf neue Musik habe. Viele Leute mutmaßen gerade, Nur Liebe, immer wäre meine letzte Platte – ich glaube, ich habe noch viele Alben in mir. Ich muss dafür aber erst einmal andere Musik hören, neue Leute kennenlernen und ihre Geschichte hören. Dinge erleben. Dafür ist jetzt die Zeit.”
Bereits seit 2020 veröffentlicht Dylan Baldi über Bandcamp hin und wieder kleinere Demosammlungen, Singles und EPs, die neben seiner Hauptarbeit mit den Cloud Nothings entstehen. Gestern ist nun eine weitere solche mit dem Titel “On The Way To Vesuvius” erschienen. Baldi beschreibt das Projekt als eine Sammlung von Material, die im Herbst dieses Jahres als Nebenprodukt anderer Arbeiten entstanden. Zu hören sind darauf sieben teils ambiente und experimentell-noisige Instrumentalstücke zwischen zwei und vier Minuten.
“On The Way To Vesuvius” ist auf Bandcamp für einen beliebigen Spendenbetrag verfügbar, kann aber auch kostenlos heruntergeladen werden. Alle Einnahmen durch bezahlte Downloads des Projekts sollen aber an den Palestine Children’s Relief Fund gespendet werden. Die Initiative aus den USA unterstützt die medizinische Versorgung von Kindern im Nahen Osten mit besonderem Fokus auf die Behandlung von Krebs. In der aktuellen Krise im Gazastreifen setzen sie sich insbesondere in der Lebensmittel- und Gesundheitsinfrastruktur ein.
Schon seit einigen Jahren veröffentlicht Baldi mit den Cloud Nothings regelmäßig EPs, die exklusiv für Bandcamp-Abonnent:innen der Band zur Verfügung stehen. Teil dieser Serie sind für gewöhnlich auch Projekte vom Schlag der neuen Platte, diese erscheint nun aber als Solo-Release. Dies ergibt auch insofern Sinn, als alle eingespielten Spuren von Baldi selbst stammen. Neuigkeiten von den Cloud Nothings gab es zuletzt Anfang des Monats, als die Band ihren Labelwechsel zu Pure Noise bekannt gab und eine neue Single veröffentlichte.
Osamu Kitjima ist Multiinstrumentalist und hat einen Katalog, der ziemlich viele beeindruckende Tracks enthält. Bei einem Großteil seiner Musik verwendet er einen geschliffenen Studiosound, der aber meiner Meinung nach manchmal zu glatt ist. “Masterless Samurai” hingegen hat einen etwas raueren Sound und die gesamte Komposition und das Arrangement sind einfach atemberaubend gut. Japanischer Spannungsaufbau und Storytelling at it’s best.
02. Koto Ensemble of the Ikuta School, Japan – “Otone no Nagare Ni Sote (Sakamoto)”
25-minütige Handwerkskunst! Auf der Suche nach aufregender und traditioneller Koto-Musik sind wir auf diese umwerfende Aufnahme gestoßen, die sofort die Umgebung und die Sinne verändert. “5 Koto’s”, “Hoteki”, “Shamisen”, “Shackuhachi”. Melancholie in Perfektion!
03. The Zenmenn – “The Magic Eye”
Drei süße, supertalentierte Berliner, die ein wunderschönes Album gemacht haben. Bunt und voller Freude. Wir lieben es! Sie bilden auch die Backbone-Band für Eddie Chacon!
Erik Bandt:
04. Takeshi Terauchi & The Blue Jeans – “Rashoumon”
Als wir gerade anfingen, für “Mount Matsu” zu schreiben, entdeckte unser Manager dieses Album und schickte es uns. Das Stück ist der Opener der “Eleki Bushi”-Compilation, die dieses Jahr herausgekommen ist, und als ich es zum ersten Mal auflegte, war ich sofort beeindruckt. Das feurige Arrangement und die Klänge waren eine große Inspiration für mich. Einer der ersten wahren japanischen Gitarrengötter!
05. El Michels Affair – “Fazed Out”
Ich habe El Michels Affair vor etwa einem Jahr entdeckt, als wir auf Tournee in Frankreich waren und einer seiner Songs in einer Hotellobby gespielt wurde. Wir haben ihn alle sofort gemocht. Die Art und Weise, wie er die Tracks arrangiert und produziert, ist für mich wirklich inspirierend. Seine Platten klingen so, als hätte man ein verstecktes Juwel aus den 60er Jahren gefunden, aber richtig fett!
06. W. Michael Lewis -“Assassin with Son” – (“Shogun Assassin” Soundtrack)
Während der Aufnahmen für das Album habe ich meistens bei Kees übernachtet, weil ich ziemlich weit weg von unserem Studio wohne. Nach einem Arbeitstag haben wir zusammen abgehangen und uns Filme angesehen. Eines Abends sahen wir “Shogun Assassin”. Uns beiden gefiel der Film-Soundtrack, der dem Samurai-Setting mit seinen sanften Synthies und dem Drumcomputer einen 80er-Jahre-Vibe verlieh. Großartiger Soundtrack und Film!
07. Edition Speciale – “Monsieur Business”
Einfach ein großartiger französischer 70er-Fusion/Disco-Knaller! Unsere neapolitanischen Freunde von Nu Genea haben auch ein tolles Cover davon auf dem “Nuova Napoli Album”.
08. Ryuichi Sakamoto – “Tibetan Dance”
Nach dem Tod dieser japanischen Legende haben wir alle damit angefangen, uns seinen umfangreichen Katalog anzuhören. Wenn wir zu Konzerten fahren, läuft dieser Song regelmäßig in unserem Tourbus. Die Hook des Songs ist einfach so eingängig. Hat man sie einmal gehört, kriegt man sie den Rest des Tages nicht mehr aus dem Kopf.
09. Mike and The Censations – “There’s Nothing I Can Do About It”
In diesem Jahr habe ich angefangen, mich stärker für Oldschool-Soul zu interessieren. Als wir letztes Jahr von unserer ersten UK-Tour nach Hause fuhren, hatten wir eine super lange Fahrt von Glasgow in die Niederlande. Als wir gegen 20 Uhr endlich am Eurotunnel ankamen, um den Zug zu nehmen, stellten wir fest, dass der Zug drei Stunden Verspätung hatte … Während der Wartezeit auf dem Parkplatz spielte Kees dieses Lied im Bus und es hat mich sofort angesprochen. Ein wunderschönes, herzergreifendes Lied!
10. Charif Megarbane – “Tayyara Warak”
Eine der vielen Schönheiten des Labels Habibi Funk. Die Melodie und die Akkorde haben für mich etwas sehr Bewegendes und Emotionales. Es ist interessant, wie man so ein Gefühl, für das es keine Worte gibt, einfangen kann. Etwas, das wir auch auf mit unserem neuen Album erreichen wollten.
In dem von Vater Scott auf Instagram geteilten Clip ist zu sehen, wie Revel die Gitarre von Pat Smear an der Seite von Dave Grohl spielt. Scott Ian schrieb dazu: “Rev hat Pat den Tag freigegeben. Er hat es verdient. Er ist der netteste Kerl überhaupt. Das sind all diese Kerle. Ich liebe euch, Foos. Da – ich hab’s gesagt.”
Bereits im Juli wurde im Parlament von Uruguay der sogenannte “Rendición de Cuentas”-Gesetzesentwurf eingebracht, der eine gerechte Entlohnung für Künstler:innen verankern soll. Eingebracht wurde er von der uruguayischen Gesellschaft der darstellenden Künstler:innen (SUDEI) und forderte, zwei Artikel des dortigen Urheberrechtsgesetzes so zu erweitern, dass eine “angemessene Vergütung” für Tonaufnahmen gewährleistet werden könne. Letzten Monat wurde das Gesetz im Parlament verabschiedet.
Schon in Reaktion auf die Einreichung des Gesetzesvorschlags hatte Spotify mit der Drohung reagiert, seine Aktivitäten in Uruguay zu beenden und nannte die juristische Unklarheit sowie größere Pflichtabgaben als Grund dafür. Diese Ankündigung hat das Unternehmen nun wahr werden lassen und kündigte am Montag an, mit Anfang des neuen Jahres das Angebot von Spotify stückweise herunterzufahren. Geplant ist eine Abwicklung ab 1. Januar 2024, die bis Februar vollzogen sein soll.
Spotify kommentierte den Abzug in Reaktion auf das Gesetz in einem Statement wie folgt: “Änderungen, die Spotify zwingen könnten, doppelt für dieselbe Musik zu zahlen, würden unser Geschäftsmodell, Künstler:innen und Fans zusammenzubringen, unhaltbar machen und lassen uns leider keine andere Wahl, als in Uruguay nicht mehr verfügbar zu sein.” Das Unternehmen argumentierte außerdem, dass bereits 70 Prozent ihrer Einnahmen an Labels und Vertriebe gingen, die Künstler:innen repräsentieren und allein aufgrund von Streaming die Musikindustrie in Uruguay ein Wachstum von 20 Prozent im letzten Jahr verzeichnen konnte.
Bereits vor wenigen Wochen hatte Spotify mit der Entscheidung für Kontroversen gesorgt, Inhalte mit weniger als 1000 Streams pro Jahr zu demonetarisieren. Auch waren gegen “betrügerische Inhalte” sowie Mindestspielzeiten für funktionale Tracks eingeführt worden.
“The Defiant One” wurde laut Frontmann Mikael Stanne (zusätzlich Dark Tranquillity, Grand Cadaver, Ex-Hammerfall) während der Sessions rund um das Debüt “Days Of The Lost” aufgenommen. Bereits im letzten Jahr hat die Band den Song immer wieder live gespielt. Auf dem kommenden Album wird der Track aber wohl keinen Platz finden. Stanne erklärte nämlich: “Um euch also ein wenig bei Laune zu halten, bevor wir euch präsentieren, was wir für das nächste Album geschrieben und aufgenommen haben, ist hier ‘The Defiant One’. Das Video wurde in Pustervik, Göteborg, während unserer ausverkauften Tour durch Schweden gedreht und zeigt uns in unserer Heimatstadt im Kreise unserer engsten Freunde. Enjoy!”
Neben einigen Festival-Auftritten, darunter auf dem Full Force Festival im Juni, spielte die schwedische Band schon als Support für Amon Amarth und Machine Head. Im Frühjahr 2024 werden The Halo Effect nun als Support für Meshuggah nach Deutschland kommen.
Der ehemalige Sänger von Anti-Flag, Justin Sane (bürgerlich Justin Geever), sowie seine Ex-Bandkollegen werden von Kristina Sarhadi verklagt. Die Polit-Punk-Band trennte sich im vergangenen Juli überraschend, nachdem der ehemalige Fan Sarhadi in einem Podcast anonyme Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe geäußert hatte. Obwohl Sane oder Anti-Flag nicht namentlich erwähnt wurden, wiesen zahlreiche Indizien darauf hin, dass der Sänger in dem Podcast gemeint war. Anti-Flag und Sane gaben später Statements ab, die bestätigten, dass Sarhadis Aussagen im Podcast der Grund der Auflösung wenige Stunden nach Ausstrahlung waren. Im September folgten ähnliche Vorwürfe zwölf weiterer, teils minderjähriger Frauen, derentwegen sich die Band im Anschluss nochmal explizit von ihrem Frontmann distanzierte. Sane wies die Anschuldigungen als “kategorisch falsch” von sich.
Gestern berichtete der Rolling Stone, dass Sarhadi nun vor einem New Yorker Gericht Klage eingereicht hat. Sane wird als Beklagter genannt, ebenso wie die Vertriebsfirma der Band, Hardwork Distribution, bei der die Bandmitglieder Patrick Bollinger (Pat Thetic), Chris Head und Chris Barker (Chris No. 2) als Mitglieder registriert sind. Sarhadi begründete die Klage gegen die Band mit ihrer versäumten Pflicht, “Richtlinien und Verfahren zum Schutz der Fans einzuführen”. Sie fordert von beiden Parteien Schadenersatz in einer nicht näher genannten Höhe.
In ihrem Statement zur Klage nannte Sarhadi die Nachrichten aus aller Welt von “mindestens 60 Frauen – die meisten von ihnen waren den Angaben zufolge Kinder und Teenagerinnen als sie Geever begegneten”, die sie dazu bewegten, Klage einzureichen. “Justin Geever nutzte seine Plattform als gefeierter, selbsternannter ‘Punkrock-Star’, um verletzliche Mädchen zu ködern, damit sie sich in seiner Gegenwart sicher fühlen”, so Sarhadi weiter. “Während er davon sang, Frauen zu schützen und Missbrauchstätern die Stirn zu bieten, verbarg er offenbar seine Sucht nach Macht und Kontrolle und schadete damit unzähligen Frauen, die bisher nicht in der Lage waren, ihre Meinung zu sagen. Heute hoffe ich, seine Überlebenden und die Überlebenden anderer Raubtiere in der Musikindustrie zu ermutigen, wieder Hoffnung zu schöpfen.”
Die Klage wurde unter dem New Yorker Adult Survivors Act eingereicht, der Opfern von mutmaßlichem sexuellem Fehlverhalten und Missbrauch ein vorübergehendes Zeitfenster von einem Jahr einräumt, um auf die Verjährung von Zivilklagen gegen ihre mutmaßlichen Missbraucher zu verzichten.
Justin Sane und Anti-Flag äußerten sich bisher nicht zu der eingereichten Klage.
Frontfrau Augusta Koch zeigt sich auf Instagram dankbar für die Möglichkeiten, die ihr im vergangenen Jahr, seit der Veröffentlichung des Albums, eröffnet wurden: “Die Möglichkeit, mit deinen Bandkollegen und Freunden zu schreiben, zu spielen und zu touren, ist ein riesiges Geschenk, das ich nie missen möchte.” Den Wunsch nach einer eigenen Akustik-EP verfolgt sie demnach bereits länger: “Als ich jünger war, habe ich solche Sachen immer gerne gehört. Es ist schön, die Songs so zu erleben, wie sie ursprünglich geschrieben wurde.”
Im Fokus steht auf “You Don’t Know What You’re In Until You’re Out” unter anderem Kochs Alkoholabhängigkeit, die sie mittlerweile überwunden hat. Vier dieser Songs wurden nun für die “Purple Year”-EP neu interpretiert. Die EP wird ausschließlich digital veröffentlicht.