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Anti-Flag haben sich aufgelöst, Vergewaltigungsvorwurf gegen Justin Sane möglicher Grund

Vorwürfe der Vergewaltigung

Anti-Flag aufgelöst
Anti-Flag haben ohne Angabe von Gründen ihre Auflösung bekannt gegeben. Sämtliche Social-Media-Kanäle der Bandmitglieder wurden deaktiviert. Ein Podcast weist auf einen schwerwiegenden Grund für das Ende der Band hin.
Anti-Flag (Foto: Josh Massie)
Anti-Flag (Foto: Josh Massie)

Anti-Flag haben sich aufgelöst.“ Mehr Hintergründe zum plötzlichen Ende der Band gaben die Polit-Punks ihren Fans nicht. Derweil wurde die Webseite und die Social-Media-Kanäle der Band sowie die persönlichen Profile sämtlicher Mitglieder deaktiviert. Lediglich die Patreon-Seite von Anti-Flag ist noch aktiv, dort ist die Verkündung der Auflösung noch zu lesen. In den kommenden Wochen sollen Rückerstattungen an Patreon-Abonnent:innen beginnen.

Auf Reddit spekulierten Fans und Interessierte zunächst über einen Hack. Erst vor wenigen Stunden gab Bandfotograf und Crewmitglied Josh Massie per Instagram-Story Aufschluss: „[Ich kann] bestätigen, dass es sich nicht um einen Hack handelt und dass dies der Stand der Dinge ist.“ Allerdings wissen er und die Crew nur „genauso viel wie ihr“. Die vier Bandmitglieder – Justin Sane, Chris Head, Chris No. 2 und Pat Thetic – seien laut Massie „bei guter Gesundheit“, doch „was auch immer im Moment passiert“, sei eine Sache innerhalb der Band.

Es ist jedoch davon auszugehen, dass ein Podcast-Interview Grund für die Auflösung von Anti-Flag ist. In der gestern veröffentlichten Episode des „enough.podcast“ bezichtigte eine Frau ein nicht namentlich genanntes Mitglied einer Punk-Band, die für ihre Haltung und Protestsongs bekannt ist, der Vergewaltigung. Das mutmaßliche Opfer ist die in New York lebende Therapeutin Kristina Sarhadi.

In dem einstündigen Podcast erzählt Sarhadi, wie die Punkszene zu einem sicheren Hafen für sie wurde, während sie unter einem schwierigen Privatleben litt. Sie erklärte, dass die besagte Band zu ihren Lieblingsbands gehörte, seit sie 9 oder 10 Jahre alt war. Während eines Konzertes in Brooklyn hätten die damals 22-Jährige und der Leadsänger einen Moment gehabt, „in dem wir uns in die Augen sahen und dann einfach zueinander sangen.“ Im direkten Anschluss habe sie den Sänger getroffen und mit ihm Telefonnummern ausgetauscht, um sich bei einem Filmfestival in der Nähe ihres Wohnortes zu treffen.

Nach ihrer gemeinsamen Zeit auf dem Filmfestival fragte der zu dem Zeitpunkt um die 40 Jahre alte Sänger Sarhadi, ob sie ihn zu einer Party in den Wäldern fahren könne. Auf dem Weg dahin habe er sie aufgefordert, auf einen Parkplatz zu fahren und sich mit eindeutigen Absichten auf den Rücksitz zu begeben. Sie lehnte das Angebot jedoch ab, redete sich mit dem „Einsetzen ihrer Periode“ raus.

Nach der Party fuhren die beiden noch eine weitere junge Frau, die ebenfalls wegen des Sängers da war, nach Hause. Noch vor dem Haus küsste er plötzlich Sarhadi, die sich „sofort wie der schlechteste Mensch der Welt“ fühlte, da sie sich in einer langjährigen Beziehung befand und von vorneherein keine Absichten hatte, ihren Freund zu betrügen oder mit dem Sänger intim zu werden. Sie sei lediglich froh gewesen, mit ihrem „Idol“ auf das Filmfestival zu gehen.

Die Nacht endete angeblich damit, dass der Sänger sie zum Hören eines Songs mit Billy Bragg in sein Hotelzimmer einlud. Vorher seien die beiden aber noch zur Hotelbar gegangen, obwohl sie eigentlich Straight Edge seien. Seine Verlobte soll ihn aber betrogen haben und nach England gezogen sein. Daher beschlossen beide, gemeinsam zu trinken. Er schien zudem überraschend gut im Umgang mit Alkohol zu sein. Im betrunkenen Zustand ging es zum Hotelzimmer, um besagten Song zu hören. Sarhadi wiederholte dabei, dass sie ihre Periode habe, um ihm zu signalisieren, dass sie nicht an Sex mit ihm interessiert sei. Der Sänger schloss die Tür ab, schrie „football tackle“ und warf sie aufs Bett.

Den folgenden Übergriff beschrieb Sarhadi so: „Sobald ich auf dem Bett lag, legte er seine Hand um meinen Hals und verwandelte sich im Grunde in ein Monster. Ich erinnere mich immer noch an sein Gesicht über mir. Er konnte meinen Körper mit einer Hand unten halten, da er sie an meinen Hals hatte. Er ist keine große Person, aber definitiv stärker und größer als ich war. […] Es gab mehrere Momente, in denen ich dachte, ich würde sterben. Ich bin definitiv ohnmächtig geworden oder dachte, ich würde ohnmächtig werden.“

Sie erzählte, dass sie „weinte, schrie“ und ihn anflehte, aufzuhören, doch der „gewalttätige Angriff“ dauerte noch eine „gefühlte Ewigkeit“ an, sodass sie glaubte, sie würde am Ende der Nacht tot sein. Sie beschrieb den Übergriff als den „furchteinflößendste Moment ihres Lebens“. Dabei soll er kein Kondom benutzt haben, obwohl er während der Vergewaltigung andeutete, eines benutzen zu wollen. Sie habe das Hotelzimmer verlassen können, nachdem der Sänger eingeschlafen sei.

Sarhadi nannte zwar nicht direkt den Namen der Band oder des Täters, doch deutet vieles darauf hin, dass es sich dabei um Justin Sane handelt. Unabhängig davon, dass es sich bei dem mutmaßlichen Vergewaltiger um den Sänger einer aktiven politischen Punkband gehandelt haben soll und Anti-Flag kurz nach Veröffentlichung des Podcasts ihre Kanäle löschten, untermauern weitere Indizien Sarhadis Geschichte.

2010 spielten Anti-Flag eine Show im The Bell House Brooklyn. Im selben Jahr wurde ein Dokumentarfilm mit dem Titel „Sounds Like A Revolution“ veröffentlicht, in dem Sane auftritt. Auf der Website dieses Dokumentarfilms ist zu lesen, dass er auf dem Woodstock Film Festival gezeigt wurde. Woodstock liegt im direkten Umfeld von Sarhadis Wohnort Kingston, New York. In einem älteren Interview sprach Justin Sane darüber, sich zwar nicht als Straight Edge zu identifizieren, aber keinen Alkohol zu trinken oder Drogen zu nehmen. In anderen einer Story von Public Pressure sagt Sane, er trinke Alkohol zumindest in moderaten Mengen. Auch auf einem Tumblr-Blog namens „The Industry Ain’t Safe“, auf dem Frauen in der Musikindustrie ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung schildern können, wurde im März 2022 ein mutmaßlicher Übergriff von Sane genannt.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels haben Anti-Flag noch nicht auf die Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe reagiert. VISIONS hat eine Anfrage mit Bitte auf Stellungnahme zu den Gründen der Auflösung und den Vorwürfen ans Management geschickt. Eine Antwort steht noch aus.

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