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99 problems but champagne ain’t one

Don Letts‘ Biografie ist beeindruckend: Er drehte Videos für The Clash, war Manager von The Slits, Mitglied bei Big Audio Dynamite und als Filmemacher wichtiger Chronist von Punk in Großbritannien und Impulsgeber, dass der sich rasch Elemente aus dem Reggae einverleibte. Mit 66 Jahren gibt er mit “Outta Sync” (Cooking Vinyl, 28.04.) sein Solodebüt. In zwei Songs ist darauf der 2022 verstorbene Specials-Frontmann Terry Hall zu hören, überhaupt lässt sich Letts gesanglich gerne unterstützen, schließlich ist er eher ein Geschichtenerzähler wie Linton Kwesi Johnson. So abwechslungsreich und verweisreich Letts’ Musik ist, die Produktion ist arg poliert. Wer seine rauere Seite hören möchte, greift besser zu seinem Mix für die “Late Night Tales”-Reihe von 2021.

Zehn Jahre jünger als Letts ist Hubert Blanc-Francard, besser bekannt als Boombass und eine Hälfte von Cassius. “WWWipe Out” (Love Supreme, 07.04.) ist sein erstes musikalisches Lebenszeichen seit dem überraschenden Tod von Philippe Zdar, der anderen Hälfte von Cassius, und dementsprechend nostalgisch angelegt. Die neun Tracks, die Boombass mit einem Set-up aufgenommen hat, mit dem er schon Ende der 80er arbeitete, hält ein Vibe zusammen, der einen unmittelbar in die frühen 90er zurückbeamt, als elektronische Musik nach allen Seiten hin offen war und man sich noch nicht mit Narkosemitteln für Tiere vollgepumpt hat, bevor es in den Club ging.

Bleiben wir im französischsprachigen Raum: Echt!, nicht zu verwechseln mit den deutschen Teenie-Poppern, kommen aus Brüssel, und wer ihr Album “Sink-Along” hört, würde kaum vermuten, dass sie ihre Musik auf herkömmlichen Instrumenten spielen. Diesen Ansatz haben die Belgier etwa mit Whomadewho oder Brandt Brauer Frick gemeinsam, ihre teils recht grimmigen Beats sind aber vor allem am HipHop geschult. Deshalb dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis sie – wie Badbadnotgood – MCs zuarbeiten.

Vielleicht wäre die junge Engländerin Enny eine gute Kandidatin für Echt! Ihre EP “We Go Again” zeigt, dass sich hinter Little Simz noch weitere britische MCs daran machen, aus dem Schatten zu treten. Spätestens durch das Feature von Loyle Carner im abschließenden “Take It Slow” wird klar, in welcher Szene sich Enny tummelt. Deshalb haben die “Champagne Problems” aus ihrem gleichnamigen Hit auch nichts mit fehlendem Nachschub zu tun: “Champagne I like/ Conservative far right/ Fuck government I’m tired/ Guy Fawkes with it I’ll”. Ein Manko hat “We Go Again” allerdings: Mit gerade einmal sechs Songs, die jeweils kaum mal länger als drei Minuten sind, ist die Platte viel zu kurz.

Zu kurz geraten ist “So Many Other Realities Exist Simultaneously” von Atmosphere nicht. 20 Songs haben Producer Ant und Rapper Slug geschrieben und betextet. Seit 25 Jahren geht das inzwischen schon so, in jüngerer Zeit überzeugten aber mehr die weiteren Künstler ihres Labels Rhymesayers wie Aesop Rock und Evidence als die Labelväter selbst. “So Many Other Realities Exist Simultaneously” bietet Atmosphere-Trademarks: dicht gewobene Rapps, oft sonnige Beats, aber auch das Gefühl, die ganze Zeit gemaßregelt zu werden, weil man wieder den Müll nicht runtergebracht hat. Natürlich sind Slugs Anliegen weniger weltlich und mehr philosophisch. Aber bei Atmosphere wird man trotzdem nie den Eindruck los, so könnte im besten Fall HipHop klingen, wenn ihn die eigenen Eltern machen würden. Das klingt böser als es gemeint ist, aber Atmosphere ist es einfach so verdammt ernst mit allem, dass der Spaß auf Dauer auf der Strecke bleibt.

Gemeinsamer Neuanfang

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Uniform sind seit langem Fan und Bewunderer von Boris … Am Ende klingt [das Album] wie die kristallisierte Essenz beider Bands auf dem Höhepunkt ihrer kreativen Fähigkeiten. Es ist ein Zeugnis der Freundschaft und der Hoffnung im Angesicht einer brennenden Welt.” Das sagt Uniform-Frontmann Michael Berdan in Bezug auf “Bright New Disease”, das erste gemeinsame Album der japanischen Experimental-Band Boris und der Industrial-Punk-Band-Uniform. Mit der ersten Singleauskopplung “You Are The Beginning” zementieren beide Bands nun den Anfang ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit.


Entstanden ist der Song – dieser war eigentlich als Opener für ein neues Album von Boris angedacht – während er Pandemie: “Damals wussten wir nicht genau, wann wir wieder Konzerte spielen können. Der Wunsch danach ist direkt in den Song mit eingeflossen”, so Boris-Sänger Atsuo. Dabei vereint der Track die Stärken beider Bands und bettet Michael Berdans bis in die Knochen wabernde Stimme zwischen verzerrt-explodierenden Thrash-Gitarrenriffs ein.

Die Freundschaft zwischen den beiden Bands entwickelte sich vor vier Jahren, während einer gemeinsamen US-Tour: “Auf der Tour lernten wir mehr über die Tiefe ihrer Musikalität, die wir als kompatibel mit unserem eigenen Ausdruck empfanden. Sie sind eine Band, die auf viele Arten beschrieben werden kann – Punk, Metal, Industrial – aber sie zeichnen sich wirklich dadurch aus, dass sie sich nicht auf einen Stil festlegen lassen. Sie sind immer am Experimentieren und Innovieren”, so Atsuo. Das neue Album ist nun im Zuge der Sacred Bones Alliance Series entstanden: Diese hat als Ziel, Bands, die beim Label Sacred Bones unter Vertrag stehen, für gemeinsame Projekte zusammenbringen.

Das gemeinsame Album erscheint am 16. Juni via Sacred Bones und kann bereits vorbestellt werden.

Boris & Uniform – “Bright New Disease”

01. “You Are The Beginning”
02. “Weaponized Grief”
03. “No”
04. “The Look Is A Flame”
05. “Angels In The Abyss (Abaddon)”
06. “Narcotic Shadow”
07. “A Man From The Earth”
08. “Endless Death Agony”
09. “Not Surprised”

Aus der Alpenwildnis

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Ende März hat der Sänger der Band in einem NME-Interview beiläufig erwähnt, dass sie wohl eine Überraschung bezüglich des eigenen Line-ups auf der anstehenden Paramore-Tour in Nordamerika hätten. Gestern hat er es auf Instagram dann offiziell gemacht: Nachdem sie Anfang 2018 bekannt gegeben hatten, dass Bassist Walter Gervers die Band verlassen hatte, ist er “nach sechs Jahren in der Alpenwildnis” nun wieder dabei.

 

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Kurz danach teilte die Band über ihren Account ein kurzes Video von einer gemeinsamen Probe mit dem neuen alten Line-up.

 

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Am 22. April haben Foals anlässlich des Record Store Days eine Remix-Version ihres Albums “Life Is Yours” (2022) exklusiv für Plattenläden veröffentlicht: “Life Is Dub”. Entsprechend handelt es sich bei den Songs um an das Dub-Genre adaptierte minimalistische Versionen mit elektronischen Beats und diversen Effekten.

 

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Die beiden Remix-Singles “Life Is Yours” und “2Am” gibt es auch auf Spotify zu hören. Diese beiden sind die Werke von Produzent Dan Carey (u.a. Tame Impala, Franz Ferdinand, Wet Leg, Slowthai, Fontaines D.C.)

Ende 2021 verließ auch Keyboarder Edwin Congreave die Band. Zu ihm hat sich die Band nicht weiter geäußert.

Am letzten August-Wochenende werden Foals bei den Zwillingsfestivals Reading und Leeds neben The Killers, Sam Fender, Lewis Capaldi, Billie Eilish und Imagine Dragons als Headliner spielen. Auch 2016 waren sie bereits einer der Headliner gewesen. Philippakis sagte dem NME dazu: “Wir haben nicht unbedingt damit gerechnet, dass wir es ein zweites Mal machen würden”, so der Sänger. “[…] Es ist definitiv eines der wildesten Festivals, also wird es für uns die perfekte Headline-Show sein. Die Energie wird bis zum Maximum gehen.”

Foals werden als Support auf der kommenden Paramore-Tour in den USA ab Mitte Juli spielen. Weitere Support-Bands sind Bloc Party, The Linda Lindas und Genesis Owusu. Deutsche Konzerte der Indierocker stehen bislang nicht an.

Protomartyr kündigen Tour an

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Überleben in der emotionalen Wüste, die sich Alltag nennt: Auf dem am 2. Juni erscheinenden Album “Formal Growth In The Desert” begibt sich Joe Casey, Sänger der US-Post-Punk-Band Protomartyr – auf eine emotionale Reise, die vom Tod seiner Mutter markiert wurde; eine Platte, die in ihrer Wüstenmetaphorik die Leere beschreibt, die dieser Verlust für den Frontmann bedeutet und den er mit dem sechsten Studioalbum verarbeitet.

Neben dem neuen Album steht dieses Jahr auch eine Tour an: Die vierköpfige Band um Frontmann Joey Casey kommt dafür für vier Termine nach Deutschland Tickets gibt es über die Bandwebsite.

VISIONS empfiehlt: Protomartyr

31.10.2023 Hamburg – Bahnhof Pauli
01.11.2023 Leipzig – UT Connewitz
02.11.2023 Berlin – Hole 44
06.11.2023 München – Strom

Deutschland-Comeback

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Anfang März überraschten John Coffey mit ihrem Comeback nach sieben Jahren Pause. Bisher gab es mit “Steam Waltz”, “Sing And Hope It’s Out Of Tune” und “The Revenue Was Sick!” schon drei neue Songs von einem neuen Album zu hören, dass die Band noch offiziell ankündigen will – und erste Konzerte gab es auch schon. Zwar nur in kleinen Bars in den Niederlanden sowie dem Paaspop, aber die ersten größeren eigenen Shows stehen auch schon an: Am Freitag spielen John Coffey als Teil eines Open-Air-Festivals umsonst in Haarlem, am 20. Mai steht ihre Homecoming-Show in Utrecht an und im Dezember spielen sie das größte John-Coffey-Konzert bislang in Amsterdam. Nun kommen die Post-Hardcore-Lieblinge auch wieder nach Deutschland. Ihre bisher letzte Deutschland-Show spielten die Utrechter 2016 in Leipzig.

 

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Tickets für die drei Shows in Deutschland gibt es an allen bekannten Vorverkaufstellen. Karten für das große Konzert in Amsterdam gibt es noch über Ticketmaster.

2016 legten John Coffey eine Bandpause auf unbestimmte Zeit ein. Zuletzt erschien ihr Album “Great News” 2015.

Live: John Coffey

07.12 Hamburg – Hafenklang
08.12 Berlin – Badehaus
09.12 Nürnberg – Club Stereo
16.12. Afas Live – Amsterdam

Eine Minute reicht

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Vor zwei Wochen hatten Rancid ihr erstes Album seit sechs Jahren mit einer klassischen Streetpunk-Hymne angekündigt. Gestern veröffentlichten die Kalifornier die zweite Single “Don’t Make Me Do It”. Darin prügeln sich Tim Armstrong, Lars Frederiksen und Co., ähnlich “Track Fast” auf ihrem noch aktuellen Album “Trouble Maker”, in 58 Sekunden durch dreckigen Punkrock mit reichlich Gangshouts. Der Track hätte vor allem in der Länge auch gut auf das 2000er Album “Rancid” gepasst.

Rancids zehntes Studioalbum “Tomorrow Never Comes” wurde wieder von Bad Religion-Gitarrist und Epitaph-Gründer Brett Gurewitz produziert und erscheint am 2. Juni via Epitaph/Hellcat und ist bereits vorbestellbar. Zuletzt hatte Armstrong zusammen mit Ex-Operation Ivy-Kollege Jesse Michaels, Joey Castillo (Circle JerksTrash TalkThe Bronx) und Spencer Pollard (Trash Talk) noch seine neue Band Bad Optix vorgestellt.

Mit “Tomorrow Never Comes” sind Rancid dann im kommenden Sommer auch für einige Termine in Europa unterwegs. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Live: Rancid

04.06.2023 Linz (AT) – SBÄM Fest
12.06.2023 Berlin – Columbiahalle
13.06.2023 Wiesbaden – Schlachthof
17.06.2023 Dessel (BE) – Graspop Metal Meeting
23.06.2023 Ysselsteyn (NL) – Jera On Air
24.06.2023 Müsnster – Vainstream Rockfest

Im Inneren des Rings

An Sommer ist an diesem 18. April in der Eifel noch nicht zu denken und selbst der Frühling erscheint noch in weiter Ferne. 45 Tage vor dem ersten Festivaltag von Rock am Ring greift man bei Temperaturen im einstelligen Bereich noch zu Winterjacke und Mütze statt Ravioli und Dosenbier, denn auf dem bis zu 620 Meter über Null gelegenen Nürburgring pfeift der Wind aus allen Löchern. Allzu lange möchte man sich draußen nicht aufhalten, und bis auf einige Trainingsfahrten absolvierende Fahrzeuge eines Autoherstellers scheinen alle sich heute am Nürburgring aufhaltenden Menschen darauf zu einigen. Viel los ist ohnehin nicht. Ein paar Menschen stärken sich im oberhalb des Info Centers gelegenen Sandwich-Laden oder flanieren durch den links daneben liegenden Ring Boulevard. Darin befinden sich mehrere kleine Geschäfte bekannter Automarken, bis auf ein paar Wurstbuden und aufgestellte Bierbänke ist die 4.135 Quadratmeter große Halle aber vor allem: leer. Würde man die Zeit sechs Wochen nach vorne drehen, würde man hier auf Dave Grohl, Jack Black und Fat Mike treffen, denn aus der Eventfläche wird während Rock am Ring der weitläufige Backstagebereich.

Gegenüber vom Ring Boulevard befindet sich das Ring Werk, Museum des vor 96 Jahren eröffneten Nürburgrings und der knapp 21 Kilometer langen und umgangssprachlich oft “Der Ring” oder “Die grüne Hölle” genannten Nordschleife. Die Fensterfront wird von Schlagworten wie “Mythos”‚ “1927” und “20.832” geschmückt. Mit einer Streckenlänge von 26 Kilometern ist der Nürburgring nicht nur die längste permanente Rennstrecke der Welt, sondern eine geschichtsträchtige dazu. Während die Formel 1 hier von 1951 bis 1976 – damals noch auf der Nordschleife –, 1984 und 1985 – fortan mit deutlich mehr Runden auf dem kürzeren Grand-Prix-Kurs – sowie von 1995 bis 2013 und pandemiebedingt noch einmal 2020 gastiert, findet seit 1970 das 24-Stunden-Rennen der Gran-Turismo-Klassen am Nürburgring statt. Der Aufwand ist dabei mit dem für Rock am Ring vergleichbar: Während das Rennen selbst von Samstag- bis Sonntagnachmittag stattfindet, öffnen die Campingplätze bereits montags und schließen auch erst eine Woche später.

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Die Start-/Zielgerade des Nürburgrings. Am hinteren Ende, bei der Kurve, wird während Rock am Ring die Mandora Stage stehen. (Foto: Nick Harwart)

Gemeinsam mit Kollegen der Öffentlich-Rechtlichen und unter Reiseleitung von Ann-Kathrin Schürmann, PR und Media Managerin Communications am Nürburgring, bahnen wir uns links neben dem Ring Werk über den Festivalzugang für Presse und VIP den Weg auf das Dach der Boxengasse, das während Rock am Ring als VIP-Tribüne fungiert und von den Festivalbesuchern gerne als “scheiß Tribüne” besungen wird. Die Boxengasse markiert zudem den Eingangsbereich zur “Utopia Stage” getauften Hauptbühne. Während sich von dort zur Linken auf die Start- und Zielgerade blicken lässt, befindet sich auf der Rechten das Grand-Prix-Fahrerlager, an dessen rechtem Ende während des ersten Juni-Wochenendes die Utopia Stage steht, während sich davor zehntausende Menschen tummeln. Heute dreht dort zwischen einigen geparkten Sportwagen und aufgestellten Absperrgittern eine einsame Kehrmaschine ihre Runden.

Bildlich vorstellen muss man sich zudem, dass am Ende der Start-/Zielgeraden, direkt vor der ersten Rechtskurve, während des Festivalwochenendes die “Mandora Stage” benannte zweite Bühne und rechts dahinter das mittlerweile obligatorische Riesenrad sowie die seitlich zu den anderen Bühnen ausgerichtete Orbit Stage aufgebaut sind. Ebenso wie die Fressmeile, die am hinteren, von Reifenspuren gekennzeichneten Ende des Fahrerlagers entsteht, während neben der am Ende der Start-/Zielgeraden thronenden Mercedes-Tribüne die Pforten zum Festivalgelände errichtet werden.

Unsere Tour führt uns anschließend durch das Media Center, das Platz für bis zu 450 Pressevertreter*innen bietet, auf den heiligen Boden des Fahrerlagers – und damit dorthin, wo in anderthalb Monaten die Foo Fighters zum Abschluss des ersten Festivaltags auftreten werden. Von dort kann man – links neben der zumindest theoretisch aufgebauten Utopia Stage – die Nürburg erblicken, während ein paar hundert Meter weit weg ein Reifenstapel den Beginn der verschlossenen Nordschleife markiert. Umgeben ist das Infield von jeder Menge Wald, der sich für Rock am Ring in zahlreiche Campingplätze verwandelt. Bis in 45 Tagen zum ersten Mal bis zu 90.000 Festivalbesucher*innen auf das Gelände strömen, ist also noch einiges zu tun.

Herausforderung Nürburgring

Bis auf dem Infield mit dem Aufbau begonnen werden kann, vergehen jedoch noch 40 weitere Tage. Mitte Mai findet auf dem Nürburgring nicht nur das 24-Stunden-Rennen statt, am letzten Mai-Wochenende wird dort zudem das historische Motorsport-Event Nürburgring Classic ausgetragen. Während ab dem 22. Mai im Außenbereich erste infrastrukturelle Arbeiten beginnen und auch der Aufbau des festivaleigenen Supermarkts bereits mehrere Wochen vor dem Festival startet, erfolgt die Geländeübernahme für das Infield erst sonntags vor dem Festival um 18 Uhr, sodass für dessen Konstruktion gerade einmal vier Tage und fünf Nächte bleiben. Noch schneller ist nur der Abbau, denn bereits am Mittwochabend nach dem Festival erfolgt die Geländerückgabe, da der Nürburgring auch das anschließende Wochenende für Rennen genutzt wird. “Wir vergessen manchmal selbst, dass das hier in erster Linie immer noch eine Rennstrecke ist”, sagt Cathi Krämer, Head Of Festival Experience. “Wenn wir hier mal eine Begehung machen wollen, um uns Sachen anzugucken, stellen wir immer wieder fest, dass wir nur einen 45-minütigen Slot in der Mittagspause haben, weil sonst Rennbetrieb stattfindet.”

Mit Krämer und Basti Walz, dem Head Of Production, sind wir im Anschluss an unsere anderthalbstündige Geländebegehung zum Interview verabredet. Während Krämer bereits mit 16, vor über 20 Jahren also, begonnen hat, Konzerte zu veranstalten und seit 15 Jahren professionell in der Branche tätig ist, hat Walz vor rund 40 Jahren als Stagehand in den Industriezweig Livemusik hereingeschnuppert und ist seit 31 Jahren professionell und für Rock am Ring und Rock im Park seit 28 Jahren am Ball. Beim Rock-am-Ring-Veranstalter Dreamhaus ist er seit März 2021 als Head Of Production tätig und somit auch für das Festival zuständig, während Krämer seit Oktober 2021 bei der Berliner Konzertagentur arbeitet und Rock am Ring als Head Of Festival Experience betreut.

“Cathi ist für alles von der Bühnenvorderkante nach vorne und was das Publikum betrifft, verantwortlich, während ich zuständig bin für den Bereich von der Bühnenvorderkante nach hinten sowie alles an Infrastruktur und was hinter den Kulissen geschieht”, erklärt Walz. Heute am Nürburgring eingefunden haben sich die beiden für ein Produktionsmeeting mit knapp 80 Personen aus unterschiedlichsten Gewerken wie Bühnenproduktion, Sanitärbereich, Gastronomie, Feuerwehr oder Ordnungsdienst. “Dieses Meeting dient dazu, dass wir sechs Wochen vor der Veranstaltung alle Akteure zusammenführen, die an den signifikanten Stellen sehr wichtige partnerschaftliche Dienste leisten”, sagt Krämer. “Wir informieren sie über den letzten Planungsstand, sodass wir mit Sicherheit in die nächsten Planungsschritte gehen können und dann, wenn wir uns in sechs Wochen zum Aufbau hier treffen, hoffentlich keine Fehlerquellen auftauchen und wir keine Lücken haben, über die noch nicht gesprochen wurde.”

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Foto: Nick Harwart

»Die Verantwortung, die wir gegenüber Zehntausenden von Besuchern*innen und Tausenden von Mitarbeiter*innen haben, ist viel zu groß, um mit der Einstellung heranzugehen, dass das schon alles klappen wird.«
Basti Walz, Head Of Production

Erhöhten Planungsaufwand erfordert zudem die Lage des Nürburgrings. “Die Anbindung über öffentliche Verkehrsmittel existiert hier faktisch nicht”, erläutert Krämer. “Der nächste Bahnhof ist weit entfernt, und Busverkehr gibt es auch nicht. Durch den Einsatz von Busshuttlelinien nach Köln, Koblenz und Bonn versuchen wir, den Besucher*innen die Möglichkeit zu geben, nicht mit dem Individualverkehr anreisen zu müssen.” Eine Herausforderung stellt zudem das weitläufige Festivalgelände dar, das mehr Sicherheitskräfte und Ordnungsdienstmitarbeiter*innen erfordert als ein kompakteres Gelände mit ähnlichen Besucherzahlen. “Wir haben nicht einen oder zwei, sondern zehn verschiedene Campingplätze, die über mehrere Kilometer verteilt sind”, führt Krämer aus. “Unser Herzstück ist natürlich das Infield, aber den Weg dorthin muss man auch erstmal finden.”

Nicht nur für die zahlreichen Festivalbesucher*innen, sondern auch für den Großteil der dort auftretenden Bands sind Rock am Ring und Rock im Park der Start in den Festivalsommer. “Die Infos, was die Künstler*innen alles brauchen, bekommen wir deswegen oft auf den letzten Drücker”, sagt Walz. “Wenn wir am Ende des Sommers wären, wäre es deutlich entspannter, weil dann schon mehrfach erprobt worden wäre, was an Strom benötigt wird, was die Bands an Gewichten ins Dach einbringen wollen und welche Pyroeffekte sie gerne hätten. Ein Drittel bis die Hälfte aller Bands senden ihre Anforderungen in den letzten zehn Tagen vor dem Festival – dann müssen wir noch mal ganz vieles neu organisieren. Gestern habe ich zum Beispiel die Mail bekommen, dass einem unserer Co-Headliner das Bühnendesign noch nicht gefällt, wir die nötigen Angaben aber erst in zwei bis drei Wochen bekommen. Dann ist es schon Mitte Mai.”

Alles neu?

Verantwortlich für die Durchführung von Rock am Ring ist Dreamhaus unter der Leitung des Geschäftsführers Matt Schwarz in diesem Jahr erst zum zweiten Mal. Gegründet wurde die Konzertagentur 2020, zusammengesetzt hat sie sich aus Personal, das zuvor bei Live Nation und der Marek Lieberberg Konzertagentur tätig war. 2021 hat Eventim Mehrheitsanteile von Dreamhaus übernommen. Eine klassische Übergabe gab es Basti Walz zufolge nicht, da weiterhin Leute für Rock am Ring verantwortlich sind, die bereits zuvor in anderen Funktionen für das Festival tätig waren. Cathi Krämer sieht darin zugleich eine Chance: “Wir haben in Gesprächen immer wieder gehört, dass gewisse Dinge früher immer so und so gemacht wurden. Als teils neues Team wissen wir häufig nicht, was das bedeutet, weswegen wir die Möglichkeit haben, es so zu machen, wie wir es uns konzeptuell ausgedacht haben. Das sehe ich eher positiv.”

Gleichzeitig lasse es sich mit der Sicherheit, die Eventim der Agentur gebe, sehr gut arbeiten. “Eventim ist ein großer Konzern mit mehreren verschiedenen Firmen, die alle im Event- oder Veranstaltungsbereich tätig sind und über große Kenntnisse verfügen”, sagt Walz. “Dadurch lassen sich konzernintern auf kurzem Dienstweg wichtige Infos abrufen.” Bislang ist Dreamhaus als Festivalveranstalter ausschließlich für Rock am Ring verantwortlich, in Zukunft sollen jedoch weitere Festivals folgen. “Wir wollen erst mal das erste und zweite Jahr erfolgreich umsetzen und dann mit der aktuellen personellen Aufstellung Freiräume schaffen und uns neuen Projekten widmen”, so Krämer.

Nachdem der neue Betreiber des Nürburgrings 2014 den Vertrag gekündigt hatte, um gemeinsam mit der Deag ein neues Festival unter dem Namen Grüne Hölle am Nürburgring auszurichten, zog Rock am Ring 2015 und 2016 an den ehemaligen Militärflugplatz in der ebenfalls in der Eifel liegenden Kleinstadt Mendig. Nach heftigen Gewittern und dem vorzeitigen Abbruch des Festivals 2016 folgte 2017 die Rückkehr zum Nürburgring. Als neuer Veranstalter möchte Dreamhaus nun offen und transparent mit den Behörden und der Politik vor Ort kommunizieren und das Festival langfristig am Nürburgring weiterführen.

“Rock am Ring ist Rock am Ring wegen des Nürburgrings”, sagt Walz. “Wenn man in dieser Größenordnung bleiben möchte, findet man nicht so einfach andere Gelände, wo man mit 70.000 bis 90.000 Besuchern ohne Weiteres hinziehen kann. Wenn wir zum ersten Mal hierherkommen würden und das nicht über Jahrzehnte gewachsen wäre, wäre es nicht so einfach zu sagen, dass wir das hier machen. Ich erinnere mich auch noch an Mendig, da ging es mit Umweltämtern und dem Tierschutz darum, irgendwelche Vögel umzusiedeln, die dort speziell gebrütet haben, weil es nur dort eine spezielle Art Würmer gab. Das ist nicht wie bei einer Sporthalle in Köln, zu der man geht, wenn man nicht in Düsseldorf spielen kann.” Laut Krämer arbeite man mit den Betreiber*innen der Rennstrecke in einem partnerschaftlichen bis freundschaftlichen Verhältnis. “Wir merken immer wieder, was für ein Highlight Rock am Ring für die Mitarbeitenden ist. Die freuen sich alle total auf Rock am Ring, und die gesamte Region profitiert davon. Das ist den Betreibern*innen natürlich bewusst.”

Die Sache mit den Preisen

2022 ist nicht nur die erste Ausgabe von Rock am Ring mit Dreamhaus als neuem Veranstalter, der muss auch gleich den Neustart nach der Pandemie bewerkstelligen. Die hat zu Personalwechseln an Kernpositionen und der Einstellung von Gewerkschaften geführt, einige Mitarbeiter*innen haben die Livemusikbranche sogar ganz verlassen. Die Folge ist ein großer Personalwechsel von 2019 auf 2022. “Das war wirklich heftig”, erinnert sich Basti Walz. “Gleichzeitig hat sich die Branche erstaunlich schnell erholt. Im zweiten Jahr sieht man wieder viele ähnliche Gesichter wie im vergangenen Jahr.”

Im Juli 2021 kommt es zudem zur Hochwasserkatastrophe, die insbesondere im Landkreis Ahrweiler starke Zerstörungen hinterlässt. Während auf dem Nürburgring die Fahrerlager, das Event-Center sowie die umliegenden Parkflächen als Bereitstellungsraum und Logistik- und Verpflegungszentrum für die Hochwasserhilfe genutzt werden, bleiben manche Wasserzufuhren, die sonst für Rock am Ring genutzt werden, nachhaltig beschädigt. Damit die gesamte Region nicht ohne Wasser dasteht und um das Trinkwassernetz für den jeweils nächsten Tag zu schonen, entscheidet man sich, die Duschen bei der Ausgabe im vergangenen Jahr nachts für ein paar Stunden herunterzufahren.

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Foto: Nick Harwart

»Wenn wir die größten internationalen Acts auf die Bühne stellen wollen, haben wir keine andere Möglichkeit, als die Preissteigerung nicht auch auf die Tickets umzulegen.«
Cathi Krämer, Head Of Festival Experience

Kritik gibt es im Anschluss an das Festival zudem am bereitgestellten Sanitärangebot. “Wenn so viele Menschen zusammenkommen, sehen die Toiletten irgendwann nicht mehr hübsch aus”, so Walz. “Wir versuchen, sie so gut wie möglich instand zu halten, zu reinigen, aufzufrischen und aufzuhübschen.” Gleichzeitig habe man das Toilettenangebot sogar aufgestockt. “Wir haben nicht mehr nur Vakuumtoiletten, sondern auch mehr Mobiltoiletten an Positionen gestellt, die etwas weiter weg von den Sanitärcamps sind”, sagt Cathi Krämer. “Man muss aber auch an die Besucher*innen appellieren, die Toiletten so zu verlassen, wie sie sie vorfinden möchten. Wenn sich jeder daran halten würde, könnten wir das Erlebnis auch für viele Besucher*innen verbessern.”

Nachdem Rock am Ring 2020 und 2021 der Pandemie zum Opfer gefallen war und für 2022 der Großteil der Besucher*innen seine ursprünglich für 2020 geltenden Tickets hat überschreiben lassen, mussten für 2023 alle nun wieder eine neue Eintrittskarte erwerben. Die kostet dieses Mal 229 Euro, zuzüglich 69 Euro fürs Camping – macht knapp 300€. “Durch die Inflation haben wir Preissteigerungen an verschiedenen Punkten”, erklärt Krämer den deutlich gestiegenen Preis im Vergleich zu vorpandemischen Zeiten. “Das geht über Infrastruktur-, Dienstleister-, Material-, Transport- und Personalkosten bis zu den Künstlergagen. Wenn wir die größten internationalen Acts auf die Bühne stellen wollen, haben wir keine andere Möglichkeit, als die Preissteigerung nicht auch auf die Tickets umzulegen. Wenn wir das Konzept komplett umwerfen und nur deutsche Künstler*innen buchen würden, die sonst in 5.000er-Hallen spielen, dann könnten wir das Ticket für wesentlich weniger Geld anbieten. Dadurch, dass wir uns hier im internationalen Gagen-Gefüge befinden, müssen wir uns mit anderen Preisen auseinandersetzen als es andere vergleichbare deutsche Festivals tun müssen, die einen stärkeren nationalen Fokus haben.”

Nachhaltig in die Zukunft

Als neuer Veranstalter möchte Dreamhaus den Fokus zudem verstärkt auf Nachhaltigkeit legen. So bezieht der Nürburgring an Feststrom ausschließlich Ökostrom, sodass der Bedarf auf dem Rock-am-Ring-Infield von grünem Strom gedeckt werden kann. Durch konzeptuelle Umstellungen konnte seit der Übernahme von Dreamhaus der Bedarf an Aggregaten auf dem Infield deutlich gesenkt werden. Verbessert werden soll außerdem das Mobilitätsangebot, um den Emissionsabdruck bei der Anreise der Festivalbesucher*innen weiter zu senken. Außerdem hat Dreamhaus nahezu die komplette Produktion des Merchandise umgestellt. “Da sind ein bis zwei Stücke dabei, die wir nicht nachhaltig beziehen können, aber die restlichen 95 Prozent werden ausschließlich mit nachhaltig zertifizierten Materialien hergestellt”, so Krämer. Walz ergänzt: “Wir versuchen, auch hinter den Kulissen regionaler zu sein, indem wir vor allem die von amerikanischen Künstlern*innen angeforderten Produkte durch Lokales ersetzen. Anstelle von ‘Fiji’-Wasser gibt es Gerolsteiner.”

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Menschenmengen-Vergleich: Mitte April sind beim Fahrerlager nur VISIONS-Autor Jonathan Schütz und Nürburgring-Mitarbeiterin Ann-Kathrin Schürmann unterwegs… (Foto: Nick Harwart)

Nachholbedarf für die zweite von Dreamhaus veranstaltete Ausgabe von Rock am Ring sehen Krämer und Walz – neben dem verbesserten sanitären Angebot – in der internen Kommunikation, im Briefing der Mitarbeiter*innen sowie bei der Wegeführung. “Die Wegeführung ist auf diesem Gelände aufgrund der Weitläufigkeit eine unserer Hauptaugenmerke”, sagt Krämer. “Auf diesen weiten Flächen immer alles im Auge zu behalten und zu verfolgen, was gerade auf dem zehn Kilometer entfernten Zeltplatz passiert, während man gleichzeitig die Einlasssituation auf dem Infield beobachten muss, bedarf sehr viel Organisation.” Walz ergänzt: “Unsere Mitarbeiter*innen müssen für das Publikum ansprechbar und erkennbar sein und einfach wissen, wo sich die nächste Toilette befindet oder wo sie zum Ausgang kommen. Sichere Auskunft gibt den Besucher*innen Sicherheit.”

Damit ein Großevent wie Rock am Ring reibungslos und vor allem sicher über die Bühne gehen kann, bedarf es viel Kommunikation. “Das beginnt bei der Ansprache der Besucher*innen”, sagt Walz. “Dinge wie die Zuwege zum Gelände, das Parken, die Campingbereiche, wo man sich anstellen muss oder die Bändchenausgabe müssen richtig geplant sein, sodass man über sie richtig informieren und sie richtig kommunizieren kann. Die Informationsweitergabe muss einfach funktionieren. Anders geht es auch gar nicht, weil die Verantwortung, die wir gegenüber Zehntausenden von Besucher*innen und Tausenden von Mitarbeiter*innen haben, viel zu groß ist, um mit der Einstellung heranzugehen, dass das schon alles klappen wird.”

Lange Tage

Anfang April erscheint auf dem Youtube-Kanal von Rock am Ring die “Call It A Comeback” betitelte Dokumentation über die Rückkehr der Zwillingsfestivals nach der zweijährigen Zwangspause im vergangenen Jahr. Darin kommen die Donots und Beatsteaks-Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß zu Wort, aber auch Festivalbesucher*innen und Mitarbeiter*innen. Die Kommentarspalte wird mit Nachrichten geflutet: über steigende Vorfreude auf 2023, als besonders empfundene Momente im Jahr 2022 und Tränen angesichts der Erinnerungen an die lange herbeigesehnte Rückkehr von Rock am Ring und Rock im Park. Was zur Frage führt, wie für die Verantwortlichen hinter den Kulissen so ein Festivalwochenende aussieht.

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…während es Anfang Juni ungefähr so aussehen wird. (Foto: Demian Pleuler)

Kommt man überhaupt dazu, etwas von der Festivalatmosphäre aufzusaugen? Während der Großteil des Rock-am-Ring-Teams in einem Schichtsystem arbeitet, sind Cathi Krämer und Basti Walz als Veranstaltungsleitung an jedem der drei Festivaltage vom Beginn des Aufbaus bis zum Ende des Abbaus anwesend. “In der Regel stehe ich um 7 Uhr auf”, sagt Walz, “und wenn ich um 7:30 Uhr im Hotel zum Frühstück gehe, erhalte ich schon von allen Seiten Nachrichten. Zwischen 2:30 und 4 Uhr morgens ist erst Feierabend, je nachdem, wie die Wettersituation ist, ob Künstler*in X alles so vorfindet, wie er oder sie es sich vorgestellt hat oder ob bei Rock im Park ein Problem aufgetreten ist, das wir hier lösen müssen. Dann gibt es ein schnelles Bier, dass ich schlafen kann, drei Stunden Schlaf – und dann geht es wieder von vorn los.”

Allerdings könne man trotz der langjährigen Erfahrung immer noch die Atmosphäre auf dem gefüllten Festivalgelände aufsaugen, so das Duo. “Wenn die Bands auf der Bühne stehen, die Sonne untergeht, man über die Menschenmenge schaut und allein vor der Hauptbühne über 50.000 Menschen stehen, ist das schon magisch”, sagt Cathi Krämer. “Mein persönliches Highlight ist, wenn man sich noch allein auf dem Gelände befindet, die ersten Töne aus den Lautsprechern kommen und man weiß, dass alles angerichtet ist”, sagt Basti Walz. “Die Doku habe ich mir an einem Abend angeschaut, an dem ich die Schnauze voll hatte und mich über meinen Job aufgeregt habe. Sie hat mich sehr berührt und ich war wieder versöhnt mit der Welt und habe wieder den Sinn in meiner Tätigkeit gesehen. Ich bin schon mit viel Stress und teilweise unverhältnismäßigen Arbeitszeiten konfrontiert. Da braucht es viel Liebe, dass man das Jahr für Jahr über sich ergehen lässt.”

(Fast) Fertig

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Travis Barker hat Einzelheiten zum Aufnahmeprozess des neuen Blink-182-Albums verraten. Auf Twitter teilte der Schlagzeuger mit, dass die Band mit den Aufnahmen fertig sein will, bis die anstehende Tour beginnt. Damit knüpft er an Aussagen von Tom DeLonge zu Beginn des Jahres an. Darin hatte der Gitarrist die noch unbetitelte Platte als “das beste Album ist, das wir je gemacht haben” bezeichnet: “Ich bin persönlich total aus dem Häuschen und so stolz auf das, was wir zusammen geschaffen haben. Als ein Team mit viel Spaß und vor allem als enge Freunde”, fuhr er fort. Die US-Tour des Pop-Punk-Trios startet am 4. Mai in St. Paul, Minnesota.

Im April spielten Blink-182 auf den Coachella Festivals in Kalifornien die ersten gemeinsamen Konzerte mit Tom DeLonge seit acht Jahren. DeLonge war im Oktober 2022 offiziell zur Band zurückgekehrt. Das Gründungsmitglied war 2015 zwischenzeitlich ausgestiegen und wurde durch Matt Skiba (Alkaline Trio) ersetzt. Ursprünglich waren die ersten gemeinsamen Konzerte bei den südamerikanischen Lollapalooza-Festivals geplant, mussten aufgrund mehrerer Verletzungen von Travis Barker an der Hand allerdings verschoben werden. Barker hatte zuletzt mit der Veröffentlichung einer “limitierten Einlaufpumpe” auch abseits der Musik für Schlagzeilen gesorgt.

Für 2023 ist auch die Veröffentlichung eines neuen Studioalbums geplant, das auch weiter vorbestellt werden kann. Allerdings gibt es weiterhin keinen Albumtitel oder ein Releasedatum. Aus dem Album gibt es mit “Edging” bisher auch nur eine Single zu hören.

Im Herbst sind Blink-182 dann auf ausgedehnter Tour in Europa unterwegs, die Konzerte im deutschsprachigen Raum sind allerdings bis auf einige wenige Rest- und teure Platin-Tickets bereits ausverkauft.

Live: Blink-182

09.09. Köln – Lanxess Arena
16.09. Berlin – Mercedes-Benz Arena
17.09. Hamburg – Barclays Arena
20.09. Wien – Stadthalle

Peter Pan des Rock’n’Roll

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Elf Jahre musste man jetzt schon auf ein neues Album von The Hives warten. Und das ist viel zu lange! Zuletzt protestierte die Band sogar selbst für ein neues Album. Doch nun ist es soweit: Das sechste Album der schwedischen Garage-Rock-Institution wird “The Death Of Randy Fitzsimmons” heißen und erscheint am 11. August über Disques Hives/FUGA.

Die Ankündigung geht mit der Veröffentlichung des breitbeinigen Albumopeners “Bogus Operandi” einher, auf dem die Schweden ihre Liebe für aufgedrehte Fuzz-Regler und tiefgestimmte Gitarren entdecken.

Zum neuen Album erklärt Frontmann Howlin’ Pelle Almqvist: “Es gibt keine Reife oder so einen Scheiß, denn wer zum Teufel will schon reifen Rock’n’Roll? Das ist immer der Punkt, an dem die Leute etwas falsch machen, finde ich. Es ist wie Rock’n’Roll, nur erwachsener, niemand will das! Das nimmt buchstäblich das Gute aus der Sache heraus. Rock’n’Roll kann nicht erwachsen werden, er ist ein ewiger Teenager und dieses Album fühlt sich genau so an, was an unserer Begeisterung liegt – und die kann man nicht vortäuschen.”

Dass sie keinen Deut reifer geworden sind, deuten die Schweden auch mit ihrer Geschichte zum Album und dem bandeigenen Mythos um Randy Fitzsimmons an. Der öffentlichkeitsscheue Fitzsimmons sei der Gründer, Mentor, Promoter, Geldgeber und Songwriter von The Hives. Ihn habe die Band seit der Veröffentlichung von “Lex Hives” (2012) weder gesehen noch gesprochen. Die Entdeckung eines versteckten Nachrufs und eines kryptischen Gedichts in der Lokalzeitung ihrer Heimatstadt Fagersta führte die Bandmitglieder dann angeblich zu Fitzsimmons’ Grabstein. Als die Band die frische Erde aufwühlte, fand sie keine Leiche, sondern mehrere Tonbänder, Anzüge und ein Stück Papier mit dem Titel “The Death Of Randy Fitzsimmons”. Die entdeckten Tapes enthielten die Demos, die dann zu den zwölf neuen Songs des Albums wurden. So viel dazu.

Außerdem: Für “The Death Of Randy Fitzsimmons” schloss sich Bassist The Johan And Only The Hives als Vollmitglied an, nachdem Dr. Matt Destruction die Band 2013 verlassen hatte. Besonders interessant: Für ihr neues Album rekrutierten The Hives ähnlich “The Black And White Album” (2007) mit Patrik Berger wieder einen Produzenten mit einschlägigen Pop-Referenzen. Berger arbeitete unter anderem bereits mit Lana Del Rey, Robyn und Charli XCX zusammen, remixte aber auch schon einen Track der Viagra Boys für die Deluxe Version ihres zweiten Albums “Welfare Jazz” (2021).

“The Death Of Randy Fitzsimmons” kann man auf CD, Vinyl und in einer limitierten Auflage als “Glow in the Dark”-Vinyl mit Poster über den bandeigenen Webstore vorbestellen.

The Hives – “The Death Of Randy Fitzsimmons”

01. “Bogus Operandi”
02. “Trapdoor Solution”
03. “Countdown To Shutdown”
04. “Rigor Mortis Radio”
05. “Stick Up”
06. “Smoke & Mirrors”
07. “Crash Into The Weekend”
08. “Two Kinds Of Trouble”
09. “The Way The Story Goes”
10. “The Bomb”
11. “What Did I Ever Do To You?”
12. “Step Out Of The Way”

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