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    Rancid
    Tomorrow Never Comes

    VÖ: 02.06.2023 | Label: Epitaph/Hellcat
    Text: Jan Schwarzkamp/Florian Schneider | Erschienen in: VISIONS Nr. 363
    Vier-Ohren-Test
    Rancid - Tomorrow Never Comes

    Sind Rancid nach wie vor die besten Streetpunks oder reihen sie nur noch Remake an Remake? Der Vier-Ohren-Test zu „Tomorrow Never Comes“.

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    Das Händchen für die Hits ist ihnen abhandengekommen. Den besten Streetpunk spielen Rancid trotzdem.

    1994 blühte die Band aus Berkeley mit ihrem Mix aus Oi!, Punk, Hardcore und Ska auf Let’s Go erstmals richtig auf. Das Meisterwerk „…And Out Come The Wolves“ folgte auf dem Fuße, was zum ambitionierten „Life Won’t Wait“ 1998 führte. Danach waren Rancid eigentlich auserzählt.

    Was seitdem passiert, sind fünf ähnliche Prequels, Sequels und Remakes. Alles nicht mehr so originär wie in den 90ern. Den Schuh muss sich auch „Tomorrow Never Comes“ anziehen. Die Songs bleiben kurz, dafür müssen es schon 16 Stück sein. Tim Armstrong klingt immer noch, als hätte er zu viel Fusel gesoffen und im Titelsong muss Bassist Matt Freeman „tomorrow never comes“ windschief grölen.

    Weil es aber Rancid sind, hat all das Charme, ist halsbrecherisch schnell gespielt und klingt, als hätte die Band ihr halbes Leben auf der Straße verbracht. Stiff Little Fingers klingen in „New American“ durch, „Don’t Make Me Do It“ ist Hardcore-Punk unter einer Minute und das abschließende „When The Smoke Clears“ trägt einen melancholischen Kern in sich, der die Platte wunderbar abschließt. Was fehlt, sind die Hits, ein „Radio“ hier, ein „Ruby Soho“ dort. So haftet „Tomorrow Never Comes“ ein gewisses Maß von überhasteter Sollerfüllung pünktlich zur anstehenden Tour an.

    Jan Schwarzkamp

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    Rancid haben das Grundprinzip von Hollywood verinnerlicht: Lieber noch ein Remake machen.

    Bisweilen läuft Punk Gefahr, sich unter Wert zu verkaufen. Man nehme nur mal die Gitarrenmelodie in „New American“. Wenige Töne reichen aus, um Bierzeltatmosphäre zu evozieren, in der man gar nicht merkt, dass man möglicherweise nicht so unangepasst ist, wie man glaubt. Hauptsache das Bier knallt.

    Zu dieser Oktoberfestisierung von Punk passt, dass nicht nur Tim Armstrong so singt, als wäre er beim späten Shane McGowan in die Lehre gegangen. „New American“ ist nicht der einzige Moment auf „Tomorrow Never Comes“, der einen peinlich berührt. Auch das ewige Beschwören einer wie auch immer gearteten irischen Seele, indem zum 1.000 Mal die Melodik des Irish Folk bemüht wird wie in „Devil In Disguise“, sorgt für Unbehagen.

    Punk darf ruhig simpel gestrickt sein, in der Variante, in der ihn Rancid inzwischen spielen, wird er aber zu seiner eigenen Karikatur. „Tomorrow Never Comes“ wirkt – beim Titel angefangen –, als hätten Rancid im Studio eine Checkliste abgearbeitet, statt ein Album zu schreiben. Das Positivste an diesem Malen-nach-Zahlen-Punk ist, dass er im Wortsinne kurzweilig ist. Nach etwas mehr als 30 Minuten ist der Spuk vorbei und man versucht ein paar Brotkrumen zusammenzukratzen, die hängengeblieben sind.

    Florian Schneider

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