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Auf Arbeitssuche

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Statt ihrem mit Afrobeats gespicktem Sound, setzen Goat in ihrer neuen Single “Unemployment Office” vornehmlich auf schwummerigen Psych-Rock, das Musikvideo bewegt sich dagegen in bereits bekannten Sphären, filtert dabei aber mit Black-Metal-Optik. Das soll sich auf dem Album abzeichnen, das vom schwedischen 70s-Psych, -Prog, und -Folk inspiriert wurde, besonders von Gruppen wie Arbete & Fritid, Charlie & Esdor und Träd Gräs & Stenar. “Medicine” erscheint am 13. Oktober, knapp ein Jahr nach ihrem bislang letzten Album “Oh Death”.

Als Oberthema des Albums nennt das Masken-Kollektiv “die Vergänglichkeit des Lebens auf verschiedene Weise: Krankheit, Beziehungen, Liebe, Tod und die Endlichkeit unserer Zeit”. So soll die titelgebende Medizin neben dem Heilmittel auch auf den Wert von Beziehungen anspielen: “Für unsere Familien, Freunde und die Gesellschaft könnte dies durch die Einnahme von Psychedelika, durch Meditation, durch das Lernen von anderen Menschen, durch Neugierde und das Festhalten an einer ‘festen’ Identität geschehen.”

Das Album kann über die Bandcamp-Seite von Goat in verschiedenen Vinyl-Varianten vorbestellt werden.

Goat – “Medicine”

01. “Impermanence & Death”
02. “Raised By Hills”
03. “I Became The Unemployment Office”
04. “TSOD”
05. “Vakna”
06. “You’ll Be Alright”
07. “Join The Resistance”
08. “Tripping In The Graveyard”

Eine Runde Klassiker

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Bereits im letzten Jahr hatten das Label und die US-Brauerei eine Compilation veröffentlicht, auf der unter anderem Bands und Künstler:innen wie State Champs, Spanish Love Songs oder Red City Radio beteiligt waren. Nick Reely, Marketing-Vizepräsident der Pabst Brewery erläuterte zum Release die Zusammenarbeit: “Wir freuen uns sehr über diese Partnerschaft. Es gibt eine Menge gemeinsamer Werte zwischen Pure Noise und Pabst Blue Ribbon – Unabhängigkeit, Härte, eine Art DIY-Underdog zu sein. […].” Weiter beruhen die Compilations auf dem Konzept, dass Fans so die Möglichkeit gegeben werden soll, neue, gleichgesinnte Bands zu entdecken, so wie es “legendäre Compilations wie Atticus’ ‘Dragging The Lake’, ‘Punk O Rama’ oder die ‘Vans Warped Tour Compilations’ in den 90er und 2000er Jahren taten”.

Für “Volume 2” holten sich Label und Brauerei Bands wie Less Than Jake, Bouncing Souls, Mugshot oder Knuckle Puck ins Boot. Dabei gibt es Cover-Versionen von Songs von den Kinks, Nirvana, Slipknot, Linkin Park oder Elton John.

“Pabst Blue Ribbon hat eine lange Geschichte des Engagements und der Unterstützung von Künstler:innen und Bands, sodass es für uns etwas ganz Besonderes ist, mit Pure Noise zusammenarbeiten zu können”, ergänzt Josh Feingold, “Senior Director of Marketing Partnerships” der Brauerei. “Wir lieben ihr Konzept und zu wissen, dass die beteiligten Künstler:innen Spaß daran hatten, die Songs zusammenzustellen, macht das Ganze so erfolgreich.”

“Dead Formats Volume 2” erscheint am 5. September und kann ab sofort vorbestellt werden. Zudem gibt es eine limitierte Auflage der Merch-Kooperation zwischen Pure Noise und Pabst Blue Ribbon.

V.A. – “Dead Formats Volume 2”

01. Less Than Jake – “Come Dancing” (The Kinks-Cover)
02. Knuckle Puck – “Losing A Whole Year” (Third-Eye-Blind-Cover)
03. Lavalove – “Lithium” (Nirvana-Cover)
04. The Chisel – “Saturday Night’s Alright (For Fighting)” (Elton-John-Cover)
05. Koyo – “Do You Still Hate Me?” (Jawbreaker-Cover)
06. Prince Daddy and the Hyena – “You Get What You Give” (New-Radicals-Cover)
07. The Early November – “Bizarre Love Triangle” (New-Order-Cover)
08. The Seafloor Cinema – “Cute Without the E” (Taking-Back Sunday-Cover)
09. Belmont – “Lying From You” (Linkin-Park-Cover)
10. Mugshot – “Get This” (Slipknot-Cover)
11. Action/Adventure – “Hanging By A Moment” (Lifehouse-Cover)
12. Youth Fountain – “Look What Happened” (Less-Than-Jake-Cover)
13. Mint Green – “Drive” (Incubus-Cover)
14. Sad Park – “Sink To The Bottom” (Fountains-Of-Wayne-Cover)
15. The Bouncing Souls – “In The Dark” (Toots-And-The-Maytals-Cover)

Leidenschaft und Starrköpfigkeit

Ein Text über das 40. Haldern Pop Festival geht nur als Liebeserklärung. Das macht schon die Ankunft klar. “Schön, dass du da bist”, lautet die persönliche Begrüßung – und das von Herzen. Seit einer Woche arbeiten die Überzeugungstäter aus dem gallischen Festivaldorf am Niederrhein bei widrigen Bedingungen, einige Fahrzeuge müssen bereits bei der Anreise von den örtlichen Traktoren gezogen werden, die Wege werden sich innerhalb weniger Stunden in tiefe Schlammgräben verwandeln. Das Wetter mag für einen erheblichen organisatorischen und kommunikativen Mehraufwand sorgen, bleibt aber letztlich doch eine Nebensache. Die Magie dieses Festivals ist wasserfest.

Tom Odell (Foto: Sebastian Madej)
Tom Odell (Foto: Sebastian Madej)

Was hier in 40 Jahren entgegen vermeintlichen Spielregeln und Marktmechanismen aus Leidenschaft, Starrköpfigkeit und beibehaltener Naivität aufgebaut wurde, ist schwer in Worte zu fassen. Viele Künstler:innen versuchen es dennoch und betonen ihre tiefe Verbundenheit und Dankbarkeit. Tom Odell hat schon nach seinem ersten Besuch 2013 gesagt, dass das Haldern Pop das schönste war, was er je erlebt hat. Der Mitschnitt eines betrunkenen Odell-Imitators aus den Mitarbeiter-Reihen gibt den Anstoß, dass er zehn Jahre später sein Versprechen einlöst und noch mal hier spielt. Es ist eine Anekdote von vielen und Odell nur der größte Name in einem Line-up, das ansonsten keine klassischen Headliner aufweist.

Die Nerven beim Haldern Pop Festival (Foto: Sebastian Madej)

Die Nerven hätten das Potenzial, hinterlassen in ihren Ansagen zu später Stunde aber den Eindruck, dass sie sich in dieser Rolle nicht so recht wohlfühlen. Musikalisch lassen sie nichts anbrennen beziehungsweise fackeln sie in der starken Eröffnung aus “Europa” und “Ich sterbe jeden Tag in Deutschland” gleich alles ab. Neben der aktuell wichtigsten deutschen Rockband, einem Popstar und vielen Stammgästen konzentriert sich das Haldern Pop auf sein mutiges Kerngeschäft: Neuentdeckungen atemberaubender Live-Acts (ganz nebenbei mit einem vorbildlich ausgewogenen Geschlechterverhältnis). Oder im Fall der Staples Jr Singers: Wiederentdeckungen. Fast 50 Jahre ist das einzige Album der vier Generationen umspannenden Familie aus Mississippi alt, noch nie waren sie so weit weg von zuhause. Mit ihrem souligen Gospel-Blues entfachen sie in der sonst so andächtigen Kirche eine losgelöste Stimmung, die auch die zuschauenden Adam French und Douglas Dare mitreißt und Band wie Publikum mehrfach Tränen in die Augen treibt.

Staples Jr. Singers (Foto: Janina Tebrügge)
Staples Jr Singers (Foto: Janina Tebrügge)

Auch Divorce können ihr Glück kaum fassen. Fünf Songs haben sie bisher veröffentlicht und noch nie in Deutschland gespielt. Als sie mittags ihren Indie- und Alternative Rock mit spannender Country-Schlagseite in der Popbar auf die Bühne bringen, treffen sie auf riesige Euphorie. Wie zuvor auch die freidrehenden Butch Kassidy und Frankie And The Witch Fingers. Gerade auf den kleinen Bühnen im Dorf und im neu gedachten, offenen Niederrhein-Zelt springt der Funke regelmäßig vor die Bühnen und kommt als Feuer zurück. So wird bei den experimentellen Bristolern Bingo Fury nach ewigen Technikproblemen aus Verzweiflung ein famoses Jazz-Freispiel und eine erste Show auf europäischem Festland, die so schnell keiner vergessen wird. Später sorgen an gleicher Stelle Dylan Cartlidge und Freddy Fischer mit viel Hüftschwung für die Sommerlaune, die das Wetter nicht bieten kann.

Willie J Healey (Foto: Sebastian Madej)
Willie J Healey (Foto: Stefan Daub)

Tristan Brusch liegt nichts ferner. Ihm gehe es aktuell so gut, sagt er verschmitzt grinsend, dass er problemlos sein Set aus deprimierenden Songs aufführen könne. Die fantastischen bis verstörenden Texte sorgen im hohen Kirchengewölbe für einen beißenden Widerhall, in dem Brusch nebenbei ein schon bald erscheinendes Album mit Theatermusik ankündigt. Ein wahrer Schauspieler und angehender Everybody’s Darling ist Willie J Healey. Der empfiehlt sich im Spiegelzelt mit schlitzäugiger Coolness als Erbe von Moneybrother. Während des Hits “Thank You” verschwindet er für Umarmungen, Tänzchen und warme Worte minutenlang im Publikum. Auch bei den angepissten Post-Punks Gurriers aus Irland wartet man auf diesen Move. Es hätte Frontmann Dan Hoff aber viel Ellbogeneinsatz gekostet, weshalb er dem ausrastenden Spiegelzelt lieber von der Bühnenabsperrung aus einheizt.

Divorce (Foto: Sebastian Madej)
Divorce (Foto: Sebastian Madej)

So könnte es weitergehen mit Beschreibungen besonderer Momente zwischen K-Pop und Artpop, zwischen Singer/Songwriter und Noise. Ob bei James Bach vor 13, um ihre triefenden Gummistiefel befreiten Menschen im Tonstudio, oder Tausenden vor der Hauptbühne bei Glen Hansard, der nicht nur seine stimmgewaltige Kollegin Grainne Hunt auf die Bühne holt, sondern spontan auch einen Flügelhorn-spielenden Festivalmitarbeiter und einen weiblichen Fan. Die verbindende Kraft dieses Festivals und der Musik im Allgemeinen bringt er damit am letzten Abend feierlich auf den Punkt. Liebes Haldern Pop, schön, dass du da bist.

Glen Hansard (Foto: Sebastian Madej)
Glen Hansard (Foto: Sebastian Madej)

Von oben auf den Kopf hauen

Sicherheitshinweis: Manchmal ist man so wütend, dass man lieber keine Hundewelpen auf dem Schoß sitzen lassen sollte – nicht, dass man die im Eifer der Wallungen versehentlich würgt. Das wäre nicht gut. Besser: Death Metal würgen, so wie Outer Heaven das auf ihrer zweiten Platte “Infinite Psychic Depths” (Relapse, 21.07.) machen. Binnen zweier Lieder und allerhöchstens sechs Minuten macht das Quintett ein Fass auf, in das Morbid Angel, Cannibal Corpse, Carcass und sogar Atheist passen. Diese hoffnungsvoll romantische Geschichte ersäuft sich gottlob nicht ausschließlich in 90er-Nostalgie, sondern rollt, überrascht und beschichtet die Tradition mit neuer Hässlichkeit. Klar, das Gebelle von Austin Haines – wir erinnern uns an den Hund von Loriot – ist ziemlich drüber, aber das ist dieses vitale Geballer auch.

Weil wir Schöngeister hier die Kunst lieben, sagen wir nicht “einsammeln”, sondern “kuratieren”. Das nämlich machen Phantom Corporation aus Bremen und dem Ruhrgebiet auf ihrem Debüt “Fallout” mit sich selbst. Das Quintett setzt exakt da an, wo es nach allerlei Kleintonträgern aufgehört hatte: crustiger Death- und Thrash-Metal mit gelegentlichen Querverweisen zu Sepultura, Kreator und Innenstadt entglasen. Nur kompakter als bislang. Kratzen, wo’s juckt, und wie Bud Spencer damals, immer von oben auf den Kopf hauen. Wahnsinnig erfrischend ist das. Schadet nicht in hitzigen Zeiten. “Spiritual Arsonists” erinnert in seinem aufbrausenden Charme sogar an Tragedy.

Apropos Kunst: Portlands Feuilleton-Liebling Ian Neighbors alias Mizmor gibt sich auf seiner vierten Platte “Prosaic” überraschend irdisch: weniger Konzept, mehr Menschlichkeit und Selbstaufgabe. Zwischen kratzigem Doom-Death, Sludge und grobkörnigem Black Metal baut der Mann einen Irrgarten aus allerlei Kanten und rostigem Scheiß auf, perfekt für Blessuren und bisweilen große Momente. Einfach mal von “No Place To Arrive” oder “Acceptance” wegtragen lassen und 23 Minuten später in der Notaufnahme dann die Schrammen zählen. Die Nachtschwester so: “Jessas!”. Mizmor: “Wir wollen jetzt aber nicht über Gott reden, oder?”.

Nee, reden wir lieber über die brasilianischen Death-Metal-Damen von Crypta, denn die perfektionieren ihre Politik der kleinen Nadelstiche. Fies, unnachgiebig – irgendwie wie Finger in die Nähmaschine bekommen. Wenn’s grober wird: Nagelpistole aus dem Baumarkt. Auf ihrer zweiten Platte “Shades Of Sorrow” stehen keine nennenswerten Updates an, sie legen eher nochmal eine Schippe drauf, auf den Furor und die Finesse. Das fantastische “Stronghold” alleine sollte ausreichen, auf Festivitäten wie Wacken den Acker umzupflügen. Ach so, wer gucken will, wie man Black Metal, Death Metal, Musikerzeug und Backpfeifen ohne Kaspereien in Einklang bringt: bitte hier entlang.

Oder halt zu: The Sun’s Journey Through The Night. Die fügen der ollen Black-Black-Metal-Geschichte zumindest etwas Kunst, Psychose und zwei, drei Überraschungen hinzu. Auf ihrer zweiten Platte “Worldless” lassen die Briten zwar kein Klischee aus, ziehen das aber eiskalt und sauber ausproduziert durch – bisweilen sogar fast dynamisch. Jetzt muss ihnen nur noch jemand stecken, dass “Flood Of Flames”, “Orion” und “Abolishing Consciousness” wunderbare Brecher sind, gerade weil sie die uninspirierten Blastbeats mal beiseitelassen und sich der Apokalypse mit Hüfte und Wahn nähern. Hihi, Apocalypso. Nee, so albern sind sie nicht. Aber mal unter uns: Die Intros, Interludes und der Quatsch – das ist Zeitspiel. Im Fußball gibt’s dafür gelb oder was auf die Socken.

Wahnsinn und Wertschätzung

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Kaum ein Land hat den Lockdown in der Pandemie so hart durchgezogen wie Australien. In Victoria, dem Heimatstaat von Clowns, endete er erst nach 262 Tagen – er gilt als der bisher längste Lockdown der Welt.

Mit ihrer neuen Single vom kommenden Album “Endless” spielen sich die Hardcore-Punks nun frei: “‘Thanks 4 Nothing’ ist ein Liebeslied an die Musikszene und unsere Familie”, sagt Bassistin Hanny J, die bei dem Track ausnahmsweise den Hauptgesang übernimmt. “[Der Song] fasst zusammen, wie der Covid-Lockdown eine verrückte Gegenüberstellung von staatlich verordnetem, isolationsbedingtem Wahnsinn mit neuer kollektiver Energie, neuen Ideen und einer neuen Wertschätzung für das, was wir haben und was wir tun werden, zu sein schien.”

Im Video zum melodischen Track, dem Sänger Stevie Williams im Gegensatz zu “Formaldehyde” und “Bisexual Awakening” nur einige Shouts und Harmonien beisteuert, setzten Clowns demnach auf das, was in den letzten zwei Jahren zwangsläufig zu kurz kam: Konzerte, Moshpits, Reisen und Spaß. Teile des Videos stammen von ihrer kürzlich beendeten EU-Tour – unter anderem aus Köln – und den großen Open-Air-Auftritten als Support von Feine Sahne Fischfilet.

“Endless” erscheint am 20. Oktober über das bandeigene Label Damaged. In Europa ist die Platte wie schon der Vorgänger über Fat Wreck erhältlich. Sie kann noch vorbestellt werden.

Schattentanz

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Nachdem Maggot Heart sich auf “Looking Back At You” dem Thema Selbstermächtigung und dem Spiel mit Beobachtung und Macht gewidmet haben, legt die Berliner Post-Punk-Band nun nach. “This Shadow” ist bereits die zweite Auskopplung aus ihrem am 29. September via Rapid Eye/Svart erscheinenden Album “Hunger”, das bereits vorbestellt werden kann.

Als Inspiration für ihren neuesten Song diente eine Alternative-Rock-Ikone, wie Sängerin und Gitarristin Linnéa Olsson erzählt: “Ich hatte eigentlich Courtney Love im Kopf, denn ich wollte einen Refrain schreiben, auf den sie stolz wäre! Vielleicht kann ihn ihr jemand vorspielen und uns Bescheid geben? Wie auch immer, ich denke, es ist ein unbestreitbarer Song, oberflächlich betrachtet sehr einfach, aber darunter ziemlich komplex.”

Im dazugehörigen Video beschallt die dreiköpfige Band in reduziertem Setting eine Höhle, die zwischen lodernden Flammen auch als die Ausformulierung der Hölle gelesen werden könnte. Getragen wird der von Gitarrenverzerrung angetriebene Song von Olssons Gesang. “Here it comes again/ Uncontrollable wave/ A crushing tide/ On a shore you wanted dry/ You are a tumbling die/ In the hands that give and take”, singt sie etwa. Dabei nicht weniger wütend als “Looking Back At You”, schwankt “This Shadow” zwischen euphorischen und melancholischen Momenten. Zwei Seiten einer Medaille, zwei Gefühlszustände, denen das Trio mit seinem schroffen Post-Punk-Sound Ausdruck verleiht.

Für das Video hat die Band mit der Künstlerin Tekla Vali zusammengearbeitet, entstanden ist der Clip in Helsinki. Über die Zusammenarbeit mit Vali sagen Maggot Heart: “Tekla versteht es wirklich, eine einzigartige Welt zu schaffen, in der ihre visuelle Sprache zum Tragen kommt. Und sie hat uns auch ziemlich cool aussehen lassen.”

Im Zuge ihrer Tour kommen Maggot Heart im Oktober außerdem für drei Konzerte nach Deutschland.

Live: Maggot Heart

05.10.2023 Hamburg – Hafenklang
06.10.2023 Bochum – Die Trompete
07.10.2023 Berlin – Urban Spree

Ein Abschied?

“Näher waren wir nie an so etwas wie einer Hitsingle”, sagt Steven Wilson als er mit “Trains” den letzten Song des Abends ankündigt. Die von ihm gegründeten Porcupine Tree haben mit Hitsingles eigentlich so viel gemein, wie angemessen Gastro-Preise und Großveranstaltungen. Und doch geben ihm allein bei Spotify über 30 Millionen Plays recht. Sie sind ein schönes Indiz für die Tragweite des Songs samt dem zugehörigen Album “In Absentia”, das neben der aktuellen Platte im Zentrum der knapp zweistündigen Show steht. Zum Auftakt offenbart bereits “Blackest Eyes” einen Gesamtsound, der sich für ein Open-Air von der ersten Sekunde an so herrlich transparent und aufgeräumt ausnimmt, dass er fast zur Sterilität neigt.

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Mal wieder ohne Bassist: Porcupine Tree in Schwetzingen (Foto: Daniel Thomas)

Man könnte es auf den fehlenden Bassisten schieben, wenn dieses Phänomen nicht schon immer zum guten Ton der Briten zählen würde. Das Instrument kommt heute vom Band, weil der dafür vorgesehen Nate Navarro die Tour aus familiären Gründen vorzeitig abbrechen musste. “Welcome our invisble bassplayer”, scherzt Wilson zum Auftakt von “Harridan” an zweiter Stelle. Überhaupt zeigt sich der Sänger und Gitarrist für seine Verhältnisse überraschend redselig und gut gelaunt.

In Redelaune: Steven Wilson (Foto: Daniel Thomas)

Der notorische Barfüßler redet mehrfach von einem ersten Porcupine-Tree-Konzert in einem Keller in München vor 30 Leuten. “Die sind wahrscheinlich inzwischen alle tot.” Er spielt außerdem auf die Historie an Bandshirts im Publikum an, die gemessen an ihrem guten Zustand offensichtlich selten getragen wurden. Lächelnd preist er daraufhin “Sound Of Muzak” als Mitmachsong an: “Bringt mich nicht in Verlegenheit, indem ihr nicht mitsingt.”

Zeremonienmeister Steven Wilson (Foto: Daniel Thomas)

Davon abgesehen übernimmt in der Regel Gitarrist Randy McStine das Mitsingen und oktaviert treffsicher die Hauptstimme. Neben den drei Individual-Perfektionisten Wilson, Gavin Harrison und Richard Barbieri mutiert er zum heimlichen Star des Abends. An Wilsons Seite machen beide den Eindruck, als wären sie entweder die Macher des nächsten großen Dings im Silikon Valley oder eben der größten lebenden Progrock-Band.

Richard Barbieri, Steven Wilson und Gavin Harrison (Foto: Daniel Thomas)

Wo beiden grundsätzlich kein einziger der anspruchsvollen Gitarrenparts zu viel abverlangt, setzt McStines mit dem phänomenalen Bottleneck-Gitarrensolo von “I Drive The Hearse” noch eine Spitze. Es ist ein Stück, das nach 20-minütiger Pause im zweiten Set lediglich im Schatten der überlangen “Fear Of Blank Planet”-Nummer “Anesthetize” steht. “Danach werdet ihr um einiges nasser sein als jetzt”, spottet Wilson über den einsetzenden Starkregen und die Dauer des Songs. An dieser Stelle kann auch Harrison sein volles Potenzial als einer der besten Schlagzeuger der Welt zeigen. Gemessen an seinen Shows mit King Crimson wirkt heute Abend bei ihm dennoch vieles wie eine Fingerübung, auch dann, wenn manch einer der im Publikum anwesenden Hobby-Schlagzeuger noch die Taktart zu entschlüsseln versucht.

War es tatsächlich die letzte Show von Porcupine Tree? (Foto: Daniel Thomas)

Keyboarder Barbieri, der dritte Verbliebene im offiziellen Bandgefüge, hat wiederum die volle Aufmerksamkeit, als er für “Collapse The Light Into Earth” die Bühne nur noch mit Wilson teilen muss. Beide an ihren Keyboards sorgen für den Coldplay-Moment des Abends, im Smartphone-Lichtermeer des Schwetzinger Schlossgartens, das schließlich vom balladesken “Trains” abgelöst wird. Der Song hat etwas Wehmütiges, denn es handelt sich hier um das letzte Konzert der aktuellen Tour zu “Closure/Continuation”. Da die Band ihre Zukunft mit der neuen Platte offenließ, ist nicht ausgeschlossen, dass es grundsätzlich das letzte Konzert gewesen sein könnte. Es wäre für die Prog-Welt ein herber Verlust.

Dystopische Landschaften

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Mit “The Looming” haben Empire State Bastard bereits düstere Töne angeschlagen, nun liefern sie mit dem nun dazugehörigen Video die dystopische Entsprechung zu ihrer dritten Singleauskopplung. Gedreht wurde das fast siebenminütige Video, das an Denis Villeneuves Science-Fiction-Film “Dune” erinnert, von Mike Bourne. Dieser hatte bereits mit Jaaw für deren Video zu “Total Protonic Reversal” zusammengearbeitet.

Während Empire State Bastard bei der musikalischen Umsetzung des Songs auf schwere Gitarren und treibenden Stoner-Sound gesetzt hat, um die drohende Apokalypse heraufzubeschwören, wird das Video aus Sicht eines umherziehenden Ritters erzählt. Dieser findet sich zwischen psychedelischen Sandlandschaften, versteinerten Menschen und einer Videospiel-Optik wieder. Eine Reise, an deren Ende der Eintritt ins Licht steht – und in eine ungewisse Zukunft.

Bereits davor gab die Supergroup um Simon Neil und Mike Vennart mit “Shutter” und “Harvest” einen doppelten Ausblick auf ihr kommendes Debüt. Erscheinen wird “Rivers Of Heresy” am 1. September via Roadrunner. Das Album kann bereits vorbestellt werden. Mit Biffy Clyro hatte Neil zuletzt das Album “The Myth Of The Happily Ever After” (2021) veröffentlicht.

Daneben hat die Band ihr erste US-Headliner-Show angekündigt. Diese wird das Duo am 23. September in der Saint Vitus Bar in Brooklyn, New York spielen.

Naturgewalten

Alarmstimmung in Hamburg: Expert:innen prognostizieren für den Montagabend eine Sturmflut in St. Pauli, ein ungewöhnliches Naturereignis für Anfang August. Während der Fischmarkt knapp 30 Zentimeter unter Wasser steht, gibt es ein paar Kilometer weiter nördlich ein ähnlich eindrucksvolles Event, wenn auch mit Sound- statt Wasserwellen.

Hochkonzentriert: Russian-Circles-Drummer Dave Turncrantz (Foto: Sebastian Madej)

Die kommen heute besonders druckvoll und basslastig aus den Boxen, und das schon bei Crouch. Das Trio, das zu zwei Dritteln aus Mitgliedern der Black-Metal-Institution Wiegedood besteht, schiebt seinen sumpfigen Sludge ohne große Ansagen in die schon fast komplett gefüllten vorderen Reihen, die zu Beginn nur mäßiges Interesse an den Belgiern zeigen. Trotzdem performt sich die Band auf engstem Raum immer mehr in einen Rausch. Jasper Hollevoet zuckt und biegt sich um seinen Bass, Sänger Levy Seynaeve legt kehliges Growling und heisere Shouts über seine düsteren Gitarrenspuren, und Schlagzeugmaschine Wim Coppers spielt gewohnt präzise und dynamisch. Im Laufe des knapp 40-minütigen Sets wird das Eis nicht nur wegen der durch die Bank starken Performance sowohl auf als auch vor der Bühne Brocken für Brocken gebrochen. Es schleicht sich sogar ein Witz über ein angebliches “Wonderwall”-Cover in die ansonsten recht standardmäßigen Dankesreden an Publikum und Hauptband und die obligatorischen Merch-Anpreisungen.

In Trance: Russian-Circles-Gitarrist Mike Sullivan (Foto: Sebastian Madej)

Wer auf ähnliche Interaktionen durch Russian Circles gehofft hat, wird enttäuscht. Wie immer steht auf der Bühne kein einziges Gesangsmikrofon, der instrumentale Post-Metal der Band spricht für sich. Während bei anderen Bands die Distanz zwischen den einzelnen Mitgliedern, die sich zwischen meterbreiten Effektboards verschanzen, als Vakuum wahrgenommen werden könnte, füllt die Band den Leerstand mit enorm dichten und ehrlich gesagt auch fast schon zu lauten Soundwänden.

Licht und Sound im Einklang im Hamburger Knust (Foto: Sebastian Madej)

Wie viel Wert die Musiker auf das Wesentliche legen, zeigt sich auch daran, dass sie sich selbst kaum zeigen. Die exzellente Lichtshow steht ganz im Dienst der Musik und ist größtenteils auf zwei bis drei Strahler beschränkt, die den Dauernebel auf der Bühne durchstoßen und die drei Musiker eher als Silhouetten erstrahlen lassen. Das Ergebnis: ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk, in dem nahezu jedes Album mit einem Song vertreten ist.

Unbeeindruckt: Russian-Circles-Bassist Brian Cook (Foto: Sebastian Madej)

Wer die hypnotische Sogwirkung dieses Konstrukts wirklich verstehen will, kommt um den Besuch einer Show nicht herum. Die Köpfe des Genre-gemäß, meist komplett in schwarz gekleideten Publikums nicken unisono zu den von geloopten Gitarren und schweren Riffs getragenen Songs, in die sich vor allem Bassist Brian Cook mehr und mehr fallen lässt, je weiter das Set voranschreitet. Zudem scheint mit jedem weiteren Song ein weiterer Knopf an seinem Hemd aufzugehen, was ziemlich unangenehme “Ausziehen”-Rufe aus dem Publikum zur Folge hat.

Bei einem anderthalb stündigen Set heißt es schonmal “Beißen!” (Foto: Sebastian Madej)

Cook lässt sich dadurch allerdings in seiner Trance nicht stören, während Gitarrist Mike Sullivan mit gefletschten Zähnen und immer wieder geschlossenen Augen durch Klassiker wie “Harper Lewis” und “Mlàdek” oder neuere Songs wie “Conduit” schwebt. Nach knapp eineinhalb Stunden kollektivem Mitwippens verlässt die Band die Bühne genauso, wie sie sie betreten hat: wortlos, so, als wäre nichts gewesen. Im Vergleich zu echten Naturereignissen hinterlassen Russian Circles ihre Spuren eben nur im Kopf – und im Gehörgang.

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