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Erwischt

Ende 2014 etwa muss Phil Rudd sich in seiner Wahlheimat Neuseeland vor Gericht verantworten: Gegen den AC/DC-Schlagzeuger wird wegen einer angeblichen Morddrohung und möglichem Drogenbesitz ermittelt. Im April 2015 bekennt er sich überraschenderweise schuldig und gesteht, einem früheren Geschäftspartner mit dem Tod gedroht zu haben. Anlass des Streits sei eine missglückte Party zur Vorstellung seines Soloalbums “Head Job” im August gewesen. Rudd gab ferner zu, einem weiteren Geschäftspartner unter anderem 200.000 Neuseeländische Dollar – rund 134.000 Euro – angeboten zu haben, um das Opfer zur Strecke zu bringen. Der Schlagzeuger wird zu acht Monaten Hausarrest verurteilt. Im September 2020 stieß er wieder zu AC/DC.

Noch bekannter als der Fall Rudd ist der um Tim Lambesis. Im Mai 2013 wird der Sänger von As I Lay Dying unter dem Verdacht festgenommen, seine Ehefrau Meggan töten lassen zu wollen. Er habe einen vermeintlichen Privatdetektiv mit dem Mord beauftragt. Was Lambesis nicht wusste: Er vertraute sich einem verdeckten Ermittler an. Der Undercover-Polizist Howard Bradley sagte aus, dass Lambesis ihn mit einem Foto seiner Frau und 1.000 US-Dollar Vorschuss ausgestattet habe. Der Sänger soll ihm auch den Türcode für sein Haus und einige Tage genannt haben, an denen er mit seinen Kindern nicht zuhause sein würde. Lambesis gesteht im Februar 2014, im Mai wird er zu sechs Jahren Haft verurteilt. 2016 kommt er wieder frei und As I Lay Dying kehren kontroverserweise in Originalbesetzung zurück.

Kommentar: “As I Lay Dyings Rückkehr im alten Line-up ist eine Schande”

Weniger eiskalt, aber nicht weniger tragisch lesen sich die Fälle von fahrlässigen Tötungen. Ende Januar wird Pete Dohertys Ex-Freundin Robin Whitehead leblos in ihrer Wohnung in Ost-London gefunden. Die Todesursache: eine Überdosis an Heroin, Crack und Valium. Der Libertines-Sänger wird verdächtigt, schuld am Tod der jungen Frau zu sein. Ein Wächter behauptet, er habe Doherty am vorherigen Nachmittag in die Wohnung von Whitehead gehen sehen. Ein Bekannter des Sängers sagt der Zeitung The Sun außerdem, er habe eine große Menge Drogen bei sich gehabt und sie in der Wohnung seiner Ex-Freundin zurückgelassen. Doherty gesteht im Mai 2011. Er wird zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt.

Auch Randy Blythe muss sich im Mai 2012 Handschellen angelegen lassen: Dem Lamb Of God-Sänger wird vorgeworfen, bei einem Konzert seiner Band im Prager Club Abaton 2010 einen Fan mutwillig von der Bühne gestoßen zu haben. Der 19-jährige Daniel Nosek fiel ins Koma und erlag seinen Verletzungen nach zwei Wochen. 2013 wird Blythe vom Stadtgericht in Prag überraschend freigesprochen: Die Richter sahen bei ihm keine Absicht, den Mann zu verletzen. Bei Verurteilung hätte Blythe eine zehnjährige Haftstrafe absitzen müssen. Er verarbeitet seine Zeit im Gefängnis im Buch “Dark Days”.

Mötley Crüe-Sänger Vince Neil hingegen wird 1984 in einen tödlichen Unfall verwickelt. Während einer Party der Band Hanoi Rocks setzt er sich alkoholisiert ans Steuer; auf dem Beifahrersitz fährt Hanoi-Rocks-Drummer Nicholas Dingley mit. Neil verliert die Kontrolle über den Wagen und prallt in ein entgegenkommendes Auto. Die beiden Insassen des anderen Wagens werden schwer verletzt und erleiden Hirnschäden, Dingley kommt ums Leben.

Auch The Whos Schlagzeuger Keith Moon verursacht 1970 einen tragischen Verkehrsunfall: Am Abend des 4. Januar besucht er mit seiner Frau Kim Moon, Chauffeur Neil Boland und zahlreichen Freunden die Eröffnungsfeier des Red Lion Rub in Hatfield. Anwesend sind auch Gäste, die Moon wegen seines Status’ als Rockstar feindlich gegenüberstehen. Angesichts wachsender Spannungen verlässt der Musiker die Party ängstlich. Er steigt auf den Fahrersitz des Wagens, drückt vorschnell aufs Gas und überfährt Boland unabsichtlich. Das tödliche Ereignis wird als tragischer Unfall zu den Akten gelegt.


Dossier: Mord und Totschlag im Rock
Murder Ballads

Inhalt

  1. Dimebag Darrells Ermordung – Der letzte erste Song
  2. Die Black-Metal-Morde – Tod und Teufel
  3. Zusatzindiz 1: Mord als musikalisches Motiv – Killer Songs & Murder Tracks
  4. Sid & Nancy – Bis eine stirbt
  5. Zusatzindiz 2: Auftragsmorde und fahrlässige Tötungen – Erwischt
  6. John Lennons Ermordung – Vom Fan zum Fanatiker
  7. Musik als Sündenbock – Songs don't kill people
  8. Mordgerüchte um Kurt Cobain – All Apologies
  9. Der Wahn des Charles Manson – Apocalypse Now
  10. Zusatzindiz 3: Morde abseits des Rock – Blues-Gangster und Gangsta-Rapper

Vom Fan zum Fanatiker

23. Oktober 1980

Mark David Chapman, 25 Jahre alt, quittiert seinen Job bei einer Sicherheitsfirma auf Hawaii. Beim Rausgehen unterschreibt er das Arbeitsprotokoll mit dem Namen: John Lennon.

27. Oktober

Chapman besorgt sich in einem Waffenladen in Honolulu eine Pistole.

30. Oktober

Mit der Pistole im Koffer, jedoch ohne Munition, sowie mit 5.000 US-Dollar Cash fliegt Chapman nach New York. Das Geld hat er sich von seinem Schwiegervater geliehen. Er hat einen Plan, will vor der Ausführung aber noch ein paar Tage in New York verbringen. Seit einigen Wochen, vielleicht schon Monaten hat er die Wahnvorstellung, er müsse John Lennon töten. Chapman ist Beatles-Fanatiker und christlicher Fundamentalist. Lennons Aussage, die Beatles seien populärer als Jesus, hat sein wirres Weltbild erschüttert. Hinzu kommt der psychotische Wahn, eins mit der fiktiven Figur Holden Caulfield aus dem Roman “Der Fänger im Roggen” zu sein. Dieser ist im Buch 16, Chapman ist 25 Jahre alt. Ob Lennon überhaupt in der Stadt ist, weiß er nicht. Er schläft im Waldorf, streunt um das Dakota Building, in dem Yoko Ono und John Lennon wohnen. Chapman versucht, sich Pistolenkugeln zu besorgen, doch das geht in New York nicht. Er verbringt Stunden vor dem Dakota Building, macht sich mit dem Portier bekannt.

7. November

Chapman fliegt nach Atlanta, trifft dort eine Bekannte, die im Sheriff-Department arbeitet, und fragt nach Munition für die Pistole, die er sich für seine Selbstverteidigung gekauft habe. Er erhält die Patronen und fliegt zurück nach New York.

10. November

Chapman geht ins Kino, sieht Robert Redfords “Eine ganz normale Familie”, einen Film über ein zerbrochenes Familienidyll. Im Zentrum steht die Figur des Sohnes Conrad Jarrett, der nach dem Tod seines älteren Bruders bei einem Segeltörn mit immensen Schuldgefühlen leben muss. Nach Ende des Films ruft er zu Hause bei seiner Frau an. Er sagt: “Ich komme nach Hause. Es ist ein großer Sieg. Deine Liebe hat mich gerettet.” Seine Frau heißt Gloria Hiroko Chapman, sie hat japanische Wurzeln, ihr Mann verliebte sich in sie, weil sie Yoko Ono ähnelt.

28. November

Chapman sagt Gloria, er müsse erneut nach New York fliegen. Sie ist beunruhigt, er sagt ihr, es sei nur für ein paar Tage, er suche in der großen Stadt nach einer neuen Möglichkeit, Karriere zu machen.

5. Dezember

John Lennon gibt dem Rolling Stone ein Interview. Er sagt: “‘Give Peace A Chance’. Lass uns für den Frieden keine Menschen erschießen. ‘All You Need Is Love’. Ich glaube daran.”

6. Dezember

Chapman landet erneut in New York. Ein Rückflugticket hat er nicht. Er checkt morgens im West Side YMCA ein, die Nacht kostet 16,50 Dollar. Das Hostel ist zehn Gehminuten vom Dakota Building entfernt. Chapman bezieht das Zimmer, kaum größer als eine Nasszelle. Das Haus ist voll, Chapman ist deprimiert, geht nach draußen. Er erreicht das Dakota Building, setzt sich auf eine Bank, schaut auf den exklusiven Apartmentkomplex. Er weiß, wie die Suite aussieht, in der Yoko Ono und John Lennon wohnen. Er hat Bilder studiert, Fotos haben sich in sein Gehirn eingebrannt, vor allem aus dem Buch “John Lennon: One Day At A Time”, das Lennon zur berühmtesten Künstlerpersönlichkeit der Erde erhebt – aber auch zum Stilisten, der seinen Reichtum auslebt. Das passt Chapman nicht. Er findet, ein Mann, der sagt, er sei größer als Jesus, dürfe nicht im Reichtum leben. Chapman verweilt vor dem Dakota, er kommt mit zwei Frauen ins Gespräch, auch sie große Beatles-Fans, und erzählt davon, John Lennon begegnen zu wollen, was für ihn, einem Touristen aus Hawaii, eine besondere Ehre wäre. Von den beiden Frauen erfährt er, dass Lennon tatsächlich in der Stadt sei, sie hätten ihn und Yoko Ono gesehen. Chapman geht in einem Plattenladen an der Columbus Avenue und kauft sich “Double Fantasy”, das neue Album von John Lennon und Yoko Ono.

Chapman hofft, die beiden Frauen am Nachmittag noch einmal wiederzutreffen. Eine lose Verabredung platzt, er macht sich zurück auf den Weg in sein Hostel. Der Gedanke an das lebendige Treiben im YMCA-Haus und sein winziges Zimmer deprimieren ihn erneut. Der Fernseher funktioniert nicht richtig. Chapman ist geschwächt, weil er lange nichts gegessen hat. Nur nicht krank werden! Er erwacht aus seinem leichten Schlaf, weil im Zimmer gegenüber eine Party steigt. Der Mann wird wütend, nimmt sich seine Pistole und geht in das Zimmer. Dort trifft er eine Gruppe junger Männer an, die eine Orgie feiern. Er bedroht sie, lässt dann ab und sagt: “Das ist es nicht wert.”

7. Dezember

Am nächsten Morgen verlässt Chapman das Gästehaus und lässt sich zum Sheraton Hotel fahren, wo er ein teures Zimmer bezieht. Es ist Pearl Habor Day, Chapman erwischt sich dabei, wie er nostalgisch und emotional wird, an seinen grausamen Vater denkt. Um halb zehn lässt er sich mit dem Taxi zum Dakota Buiding fahren. Der Portier erkennt ihn als den leidenschaftlichen Beatles-Fan aus Hawaii wieder, der schon vor ein paar Wochen hier war und regelmäßig gefragt habe: “Ist John Lennon in der Stadt?” Der Portier sieht, dass Chapman sich auf dem Bürgersteig vor dem Eingang positioniert. Die eine Hand in der Manteltasche. In der anderen die Kopie von “Double Fantasy”, noch eingeschweißt.

Chapman bleibt an dieser Stelle, bis der Hunger kommt. Er spaziert durch die Gegend, schaut in die belebten Restaurants, sieht die gut situierten Paare, die an den kleinen Tischen sitzen, reden, essen, trinken. Er denkt bei sich, diese Leute wirken alle wie Schauspieler in einem Film von Woody Allen. Er dagegen ist nicht Teil dieser Gesellschaft. Er fühlt sich wie ein einsamer Außenseiter, wie Holden Caulfield aus dem Roman “Der Fänger im Roggen” von J.D. Salinger. Längst ist diese literarische Figur zu einem schrägen Alter Ego von Mark Chapman geworden. An einem Zeitungsstand sieht Chapman ein Bild von John Lennon auf dem Cover des Playboys. Er kauft das Magazin und liest es beim Abendessen.

Playboy: John, du bist 1975 von der öffentlichen Bildfläche verschwunden. Was hast du getan?
John Lennon: Ich habe Brot gebacken und auf das Baby aufgepasst.
Wie kam es dazu, dass du Hausmann geworden bist?
Dafür gibt es viele Gründe. Ich musste Plattenverträge erfüllen, seitdem ich 22 Jahre alt war. In allen diesen Jahren war ich niemals wirklich frei. Ich fühlte mich eingepackt. Die Verträge waren das Symbol dafür, dass ich in einer Art Gefängnis war. Für mich war es wichtiger, mich selbst zu betrachten, als weiterhin ein Leben als Rockmusiker zu führen. Rockmusik war für mich kein Spaß mehr. Ich entschied mich dafür, nicht die Dinge zu tun, die man in diesem Geschäft tun solle. Nicht nach Las Vegas zu gehen. Nicht meine großen Hits zu singen. Nicht in der Gefahr zu sein, in die Hölle zu gehen – wie Elvis es getan hat.

Mark Chapman, der große Beatles-Fan, versteht einige Dinge an diesen Aussagen nicht. Er versteht nicht, warum sich John Lennon von seiner Zeit bei den Beatles distanziert. Warum er von diesen Jahren in der besten Band aller Zeiten als einer Gefängniserfahrung spricht. Warum er sich über Elvis erhöht. Vor allem aber versteht er nicht, wieso sich Lennon als freier und gewöhnlicher Mann inszeniert – aber weiter in diesem luxuriösen Apartmentkomplex wohnt. Das, denkt Chapman, ist “phony” und “corny”. Am Abend macht Chapman eine unsinnige Unternehmung, die er von Holden Caulfield kopiert: Er lässt sich ein Escort-Mädchen auf sein Zimmer im Sheraton kommen, jedoch nur um zu reden. “Ich bin sauber, kein Perverser, nicht verrückt”, sagt er dem Mädchen, das sich unwohl fühlt. “Ich bin nicht einmal an Sex interessiert. Ich möchte diesen Abend in der Gesellschaft einer Frau verbringen, denn auf mich wartet morgen ein schwerer Tag.” Als das Mädchen nach mehreren Stunden geht, ruft Chapman seine Frau auf Hawaii an, dort ist es erst zehn Uhr am Abend. Er macht Small Talk, sagt Liebeschwüre, legt auf. Danach holt er seine Bibel aus dem Koffer, schlägt das Johannesevangelium auf, “The Gospel According To John”. Hinter “John” schreibt er “Lennon”. Chapman löscht das Licht und schläft ein.

8. Dezember

Um 11 Uhr am Vormittag hat die Fotografin Annie Leibovitz einen Termin mit John Lennon im Dakota Building. Er kommt gerade erst von einem Friseurbesuch nach Hause, der neue Stil: 50s-Teddy-Boy. Es kommt zu einem Konflikt. Leibovitz ist eher an Lennon als an Ono interessiert. Wenn beide, dann möchte sie das Paar nackt fotografieren. Yoko Ono insistiert, also macht sie ein Bild des nackten John, der seine bekleidete Frau in der Position eines Fötus umarmt. Leibovitz sagt später, Lennon habe ihr gesagt: “Mit diesem Bild hast du den Charakter unserer Beziehung genau getroffen.” Ein Jahr später wird das Foto zum Cover des Rolling Stone. Heute gilt es als eines der besten Coverbilder überhaupt.

Draußen vor dem Dakota Building hat sich Mark Chapman positioniert. Mit dabei hat er die Pistole, das noch immer eingeschweißte Album “Double Fantasy” sowie ein Exemplar von “Der Fänger im Roggen”, das er zuvor gekauft hat. Innen schreibt er hinein: “Dies ist mein Statement.” Dann die Unterschrift: “Holden Caulfield”. Er wartet, redet mit dem Portier, liest im Roman. Dass Lennon vom Friseur zurückkommt, verpasst er. Chapman trifft Paul Goresh, einen Bekannten der Lennons. Er spricht kurz mit ihm, sagt, er sei aus Hawaii gekommen und hoffe auf ein Autogramm.

Gegen Mittag erhält Lennon weiteren Promo-Besuch. Ein Radioteam aus San Francisco macht ein Interview, Lennon schimpft über die Hippie-Attitüde der 60er, sagt über seine Arbeit: “Ich denke, dass mein Werk erst dann abgeschlossen sein wird, wenn ich tot bin und beerdigt wurde. Ich hoffe mal, bis dahin vergeht noch eine Menge Zeit.”

Mark Chapman trifft draußen eine der beiden Frauen wieder, der er schon vor zwei Tagen begegnet war. Zusammen mit seinem Kindermädchen kommt Sean Lennon Heim, Yokos und Johns fünf Jahre alter Sohn, der den Tag auf Long Island verbracht hat. Mark Chapman sieht den Jungen, schüttelt ihm die Hand. Später sagt er aus, er habe das Kind so unschuldig gefunden und keinerlei Regung gespürt, diesem Jungen seinen Vater zu entreißen.

Am späten Nachmittag brechen Yoko und John auf, um in ein Plattenstudio zu fahren und die Arbeit an der Single “Walking On Thin Ice” weiterzuführen. Die beiden verlassen das Dakota Building.

Mark Chapman hört zwei bekannte Stimmen aus dem Inneren des Apartmentkomplexes. Yoko Ono und John Lennon verlassen das Gebäude.

John Lennon geht in Richtung eines unbekannten Mannes Mitte 20. Er trägt eine Kopie von “Double Fantasy” in der Hand. Lennon fragt ihn: “Soll ich die signieren?” Der Mann nickt. Lennon fragt: “War das alles, kann ich sonst noch was für dich tun?”

Chapman bedankt sich. Sagt: “Nein, das war alles.” Yoko Ono ist schon im Auto, nun steigt auch Lennon ein, die beiden fahren zum Studio. Chapman hält die LP fest, fühlt die Pistole in seiner Tasche. Zum Lennon-Bekannten sagt er: “Das wird mir auf Hawaii keiner glauben.” In diesen Sekunden ist Mark Chapman einfach nur: Fan von John Lennon, Fan der Beatles. Etwas in ihm drängt ihn, nun fortzugehen, zurück ins Hotel, zurück nach Honolulu, zu seiner Frau. Eine andere Stimme will jedoch, dass er da bleibt, seinen Plan verwirklicht. Die Stimmen wüten in seinem Kopf. Später berichten Psychiater von einer Art Kampf Gut gegen Böse, Gott gegen Teufel, Kindestrotz gegen Erwachsenenvernunft. Am Ende bleibt er an Ort und Stelle. Weil in seinem Kopf die Stimmen gewinnen, die eine Verschwörung wittern und ihm sagen: “Das war nicht der wahre John Lennon. Dieser John ist nicht echt.”

Mark David Chapman Mug Shot
Foto: Bureau of Prisons/Archive Photos/Getty Images

»Sorry, dass ich Ihnen so viel Ärger gemacht habe.«
Mark Chapman zur Polizei

Bis halb elf nehmen Ono und Lennon auf, dann fahren sie mit der Limousine zurück in Richtung Dakota Building. Eigentlich wollen sie in einem Restaurant essen, ändern aber ihre Pläne. Lennon steigt aus und sieht sofort, dass der junge Kerl Mitte 20 noch immer vor dem Gebäude steht, noch immer die LP in der Hand. Lennon will ins Haus gehen, er hört den Mann rufen: “Mr. Lennon!” Er dreht sich zu ihm um, Yoko Ono ist ein paar Schritte hinter ihm.

Mark Chapman zieht die Waffe und schießt. Fünf Schüsse. Vier treffen. John Lennon geht weiter in Richtung Eingang, stolpert noch einige Stufen hoch. Dann sagt er: “I’m shot.” Yoko Ono holt ihn ein.

Chapman flieht nicht. Er legt die Jacke und die Waffe ab, nimmt sich das Buch, liest im Fänger im Roggen. Die Polizei kommt, Chapman sagt, er sei alleine und unbewaffnet. Ohne jeden Widerstand lässt er sich festnehmen. Hinten im Auto entschuldigt er sich bei den Polizisten: “Sorry, dass ich ihnen so viel Ärger gemacht habe.”

John Lennon wird ins Roosevelt Hospital gebracht, die Ärzte versuchen, sein Leben zu retten, sie haben aber keine Chance. Als Yoko Ono die Nachricht hört, reagiert sie zunächst hysterisch: “Ich glaube euch nicht, das stimmt nicht!” Sie beruhigt sich und bittet dann darum, die Nachricht noch so lange zurückzuhalten. Sie möchte ihrem fünf Jahre alten Sohn Sean selbst erzählen, dass sein Vater erschossen worden ist.


Dossier: Mord und Totschlag im Rock
Murder Ballads

Inhalt

  1. Dimebag Darrells Ermordung – Der letzte erste Song
  2. Die Black-Metal-Morde – Tod und Teufel
  3. Zusatzindiz 1: Mord als musikalisches Motiv – Killer Songs & Murder Tracks
  4. Sid & Nancy – Bis eine stirbt
  5. Zusatzindiz 2: Auftragsmorde und fahrlässige Tötungen – Erwischt
  6. John Lennons Ermordung – Vom Fan zum Fanatiker
  7. Musik als Sündenbock – Songs don't kill people
  8. Mordgerüchte um Kurt Cobain – All Apologies
  9. Der Wahn des Charles Manson – Apocalypse Now
  10. Zusatzindiz 3: Morde abseits des Rock – Blues-Gangster und Gangsta-Rapper

Songs don’t kill people

Marilyn Manson ist sich sicher: “Columbine hat dafür gesorgt, dass meine Karriere gestoppt wurde. Selbst Casinos haben sich danach geweigert, mich für eine Show zu buchen.” Nach dem Massaker zweier Amokläufer an der Columbine High School in Colorado am 20. April 1999 sind sich Politiker und religiöse Eiferer schnell einig, wo der Verantwortliche für die schreckliche Tat der beiden Schüler Eric Harris und Dylan Klebold zu finden ist. Zeugenaussagen, wonach die beiden Täter Songs von Manson gehört hätten, reichen aus, den Musiker an den Pranger zu stellen. Seine “degenerierte” Musik, so die Meinung, sei schuld daran, dass Harris und Klebold binnen einer Stunde mehr als zehn Menschen erschießen. Bei näherer Untersuchung stellt sich heraus, dass Manson überhaupt nicht zu den favorisierten Musikern der Amokläufer gehört – doch das interessiert die Öffentlichkeit allenfalls am Rande.

Manson ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass ein Musiker für Taten haftbar gemacht werden soll, zu denen seine Musik angeblich angestachelt hätte. Aber sein Fall ist sicher das perfideste Exempel für die verkürzte und vereinfachende Annahme, Medienkonsum schlage sich unmittelbar in den Handlungen der Konsumenten nieder. Sprich: Wer Songs über Mord und Totschlag hört, der begeht auch selbst einen Mord. Solche Schlüsse zu ziehen, ist eben sehr viel einfacher und bequemer, als sich wirklich mit der Realität von Tätern und den Umständen zu beschäftigen, die zu ihren Verbrechen führen.

Der Fall von Judas Priest, der 1990 in Reno, Nevada verhandelt wird, bringt die ganze Gemengelage aus Kaffeesatzleserei, Küchenpsychologie und verkürzten Annahmen auf den Punkt. Nach einer Nacht voller Alkohol, Drogen und Musik, darunter auch Songs von Judas Priest, versuchen James Vance und Raymond Belknap, sich mit einer Schrottflinte das Leben zu nehmen. Während Belknap sofort tot ist, stirbt Vance drei Jahre später an den Folgen seiner schweren Gesichts- und Schädelverletzungen. Die Eltern der beiden klagen auf Schmerzensgeld – 6,2 Millionen stehen im Raum. Es kommt zum Prozess. Der kommt nur deshalb zustande, weil das Gericht davon ausgeht, dass im Song “Better By You, Better Than Me” versteckte Botschaften transportiert werden, die Vance und Belknap den Suizid befohlen hätten. Und versteckte Botschaften, so die Argumentation der Anklage, sind nicht durch die gesetzlich verankerte Redefreiheit abgedeckt. Bill Curbishley, der damalige Manager von Judas Priest, erinnert sich: “Ich weiß nicht, was ‘versteckte Botschaften’ sein sollen, aber ich weiß, dass es davon keine in der Musik von Judas Priest gibt. Würde ich so etwas in ihre Musik einbauen, wäre die Botschaft: ‘Kauft euch sieben Exemplare.'” “Heroes End” ist ein weiterer Song auf dem Album “Stained Class”, das im Fokus der Anklage steht, mit dem sich das Gericht beschäftigt – und dabei zunächst einen falschen Text zurate zieht. Die Band muss den richtigen erst beibringen.

Mehr als einen Monat lang dauert der Prozess. “Im Gerichtssaal zu sitzen, kam mir vor wie ein Besuch in Disney World”, sagt Judas-Priest-Sänger Rob Halford. “Wir hatten überhaupt keine Ahnung, was ‘versteckte Botschaften’ sein sollten – es war einfach eine Mischung aus einem seltsamen Gitarrensound und der Art, wie ich zwischen den Zeilen ausgeatmet habe. Ich musste “Better By You, Better Than Me” sogar A cappella im Gerichtsaal singen. An dem Punkt des Prozesses muss dem Richter gedämmert sein, worauf er sich da eingelassen hat.” Am Ende der Verhandlungen wird die Anklage zwar fallengelassen, versteckt platzierte Botschaften in der Musik will das Gericht in seiner Begründung trotzdem nicht kategorisch ausschließen.

Judas Priests Fall ist besonders, weil es wirklich zu einem Prozess kommt, in dem die Wirkung von Musik zur Verhandlung steht. In anderen Fällen, etwa bei Ozzy Osbourne, der 1985 für den Selbstmord eines Teenagers verantwortlich gemacht wird, weil der unmittelbar vor seinem Freitod den Song “Suicide Solution” gehört hat, kommt es zu keiner Verhandlung. Das gilt für die meisten Fälle, in denen Bands mit diffusen öffentlichen Beschuldigungen konfrontiert werden, Verantwortung für eine schreckliche Tat zu tragen, beispielsweise Slipknot 2008. In diesem Jahr tötet ein Schüler in Südafrika einen Mitschüler mit einem Schwert und verletzt drei weitere Personen. Laut Zeugen soll der Täter während der Tat eine Maske getragen haben – eine Maske, wie sie der damalige Slipknot-Schlagzeuger Joey Jordison auf der Bühne trägt. Für Pierre Eksteen, Vertreter einer südafrikanischen Studenten- und Schülorganisation, ist die Sache klar: “Wir wissen, dass die falsche Art von Musik und Drogen hässliche Nebeneffekte hat. Jugendliche müssen besser darüber aufgeklärt werden, welchen Einfluss satanische Musik auf sie haben kann.”

Aufgeklärter sieht den Fall dagegen der Chef der in dem Fall ermittelnden Polizeibehörde, Gerard Labuschagne: “Immer wenn es einen Mord gibt, stürzen sich die Leute auf einfache Lösungen und behaupten, Gott oder Satan hätten den Mörder zu seinen Taten inspiriert. Diese Behauptungen kann man nicht ernst nehmen, weil es einfacher ist: Jemand entschließt sich aus freiem Willen dazu, jemand anderen zu töten.” Beispiele, in denen verschiedene Interessengruppen der Argumentation von Eksteen folgen, gibt es viele – und vornehmlich sind es Heavy-Metal-Bands, die damit konfrontiert werden. So sollen Slayer mit ihren Songs “Postmortem” und “Dead Skin Mask” 1996 die Anleitung für die Vergewaltigung und Ermordung einer 15-Jährigen geliefert haben. Songtexte von Slipknot werden 2003 ins Feld geführt, um die Tat zweier Teenager zu erklären, die mehr als 20 Mal auf einen Dritten eingestochen haben. Sogar Charles Manson behauptet Ende der 60er, versteckte Botschaften in Songs der Beatles hätten ihn zu seinen Taten animiert. Eines der jüngsten Beispiele ist der Fall von Drowning Pool. Deren Song “Bodies” soll 2011 einen Amokläufer angestiftet haben, sechs Menschen zu töten. Zynischerweise kommt der Song im Militärgefängnis in Guantanamo Bay bei der Folter von Gefangenen zum Einsatz – aber das ist eine andere Geschichte.

In anderen Fällen sind es wiederum die Täter selbst, die einen Zusammenhang zwischen ihren Taten und Musik herstellen und sich so von ihrer Schuld freisprechen wollen. Der Serienmörder Richard Paul White behauptet 2005 in einem Interview etwa: “Bevor ich jemanden umgebracht habe, habe ich mir Linkin Park angehört, teilweise habe ich ihre Songs auch gehört, während ich jemanden umgebracht habe. Musik war überhaupt ein großer Einfluss in meinem Leben. Metallica hatten vermutlich den größten Einfluss auf mich.”

In allen Fällen liegt den Zusammenhängen eine einfache Ursache/Wirkung-Kausalität zugrunde, die an die Ursprünge der umstrittenen Medienwirkungsforschung erinnert. Die versucht den Einfluss von Medien auf unser Verhalten nachzuweisen. Vermutlich wäre es in allen Fällen aber hilfreicher gewesen, hätte man das getan, was Marilyn Manson in Michael Moores Film “Bowling For Columbine” vorschlägt. Als Moore ihm die Frage stellt, was er den beiden Colum­bine-Tätern unmittelbar vor ihrer Tat gesagt hätte, antwortet Manson: “Ich hätte nichts gesagt. Ich hätte ihnen einfach nur zugehört… aber das hat niemand getan.”

Hinweis: Der Artikel erschien 2017 in VISIONS 287.


Dossier: Mord und Totschlag im Rock
Murder Ballads

Inhalt

  1. Dimebag Darrells Ermordung – Der letzte erste Song
  2. Die Black-Metal-Morde – Tod und Teufel
  3. Zusatzindiz 1: Mord als musikalisches Motiv – Killer Songs & Murder Tracks
  4. Sid & Nancy – Bis eine stirbt
  5. Zusatzindiz 2: Auftragsmorde und fahrlässige Tötungen – Erwischt
  6. John Lennons Ermordung – Vom Fan zum Fanatiker
  7. Musik als Sündenbock – Songs don't kill people
  8. Mordgerüchte um Kurt Cobain – All Apologies
  9. Der Wahn des Charles Manson – Apocalypse Now
  10. Zusatzindiz 3: Morde abseits des Rock – Blues-Gangster und Gangsta-Rapper

All Apologies

Die Nachricht von Kurt Cobains Tod kommt in Europa an einem Freitagabend an, als sich Jugendliche über­all ausgehfertig fürs Wochenende machen. MTV unterbricht sein Programm aus gegebenem Anlass, die meisten der “normalen” Fernsehkanäle nehmen die Neuigkeit erst am nächsten Tag auf. Unter Nirvana-Fans hat der Schock eine eigenartige, stumpfe Qualität. Die Worte “Selbstmord” und “Schrotflinte” scheinen irgendwie aus demselben Fundus zu stammen wie Cobains gesamtes Image – vom Freddy-Krüger-Pulli im “Smells Like Teen Spirit”-Video bis zum jenseitigen Gelände im “Heart-Shaped Box”-Clip. In der Kölner Innenstadt hängen noch die Konzertplakate, auf denen das ursprüngliche Datum, 14. März, mit einem Nachholtermin für den 2. Mai überklebt ist. Weil das Internet zu dieser Zeit noch kein Datenhighway ist, sondern in erster Linie ein Tummelplatz für Geeks, die sich online die Cheat-Codes für “Commander Keen 6” zuraunen, bleibt die Trauer über Cobains Tod analog, privat, intim und gleichzeitig merkwürdig stammesspezifisch. Und er bleibt als Selbstmord zunächst unangefochten. Die Generation X fühlt sich, als hätte man ihr den Stecker gezogen, dabei hat ihr angebliches Sprachrohr sie recht gründlich auf diesen Moment vorbereitet. Kein einziger Nirvana-Song endet mit einem Fade-out, heißt es.

“Hier ist eine großartige Story: Kurt hatte nie richtige Freunde”, sagt Courtney Love. Die Hole-Sängerin und Cobain-Witwe gibt dem amerikanischen Rolling Stone ein halbes Jahr nach dem Tod ihres Mannes ein vielbeachtetes Interview, das den Beginn des ganzen Dramas für Anfang März in Rom ansetzt. Hier hatte sich Kurt Cobain in medizinische Behandlung begeben, nachdem ihn eine Kehlkopfentzündung zur Absage der restlichen Nirvana-Konzerte in Europa gezwungen hatte. Love, die zu der Zeit zur Promotion des in Bälde erscheinenden Hole-Albums “Live Through This” in London war, flog nach Italien und sah, dass ihr Mann bereits entlassen worden und zur Selbstmedikation übergegangen war.

“Kurt hatte sich alle Mühe gemacht für mich, als ich in Rom ankam”, berichtet sie. “Er hatte mir Rosen gekauft und ein Stück vom Kolosseum, weil er wusste, wie sehr ich mich für römische Geschichte interessiere. Wir hatten etwas Champagner, nahmen ein paar Valium, fummelten etwas rum und dann bin ich eingeschlafen. Kurt muss sich ziemlich abgelehnt gefühlt haben – schließlich waren solche Liebesbezeugungen für ihn ungewöhnlich intensiv. Als ich um drei oder vier Uhr morgens aufwachte, saß er am Fußende des Bettes, mit Tausend Dollar in der Tasche und einem Zettel, auf dem stand: ‘Du liebst mich nicht mehr. Lieber sterbe ich als mich von dir scheiden zu lassen.’ Das war alles in seinem Kopf. Im Verlauf unserer Beziehung waren wir höchstens 60 Tage voneinander getrennt. Wenn überhaupt.”

Kurt Cobain Courtney Love Frances Bean Cobain
Eine Familie verliert ihren Vater: Kurt Cobain und Courtney Love mit Tochter Frances Bean (Photo by Vinnie Zuffante/Archive Photos/Getty Images)

Kurz darauf verlor Cobain das Bewusstsein, und seine Frau alarmierte den Rettungsdienst. “Ich kann mir vorstellen, was passiert ist”, sagt Love. “Er hat 50 Pillen genommen, wahrscheinlich vergessen, wie viele. Aber es gab einen suizidalen Trieb in ihm, der ihn dazu brachte, einfach alles herunterzuschlingen.” An weitere Konzerte war nicht mehr zu denken. Nirvana sagten alle Termine ab und die Cobains flogen zurück nach Seattle, ohne dass sich die Situation wirklich besserte. Love, die Cobain zuliebe wieder mit dem Drogennehmen angefangen hatte, konnte mit seinem Konsum nicht mithalten und rief am 18. März die Polizei. Der Nirvana-Sänger hatte sich bei sich zuhause verbarrikadiert und drohte mit Mord und Totschlag. “Ich habe es nicht mehr ertragen können”, sagt Courtney Love. “Er war high, seit er aus Rom zurückkam, sechs Tage lang, und da bin ich ausgeflippt. Wenn ich eine Sache in meinem Leben rückgängig machen könnte, dann die. Ich wünschte, ich wäre tolerant gewesen, so wie üblich. Immer wenn ich sauer auf ihn war, hat er sich so wertlos gefühlt.”

Die Polizei beschlagnahmte vier Feuerwaffen in Cobains Haus – nicht das erste Mal, dass dem Sänger die Knarrenkollektion weggenommen wurde – und Love entschied sich zu einer so genannten Intervention. Zusammen mit Krist Novoselic, Pat Smear, verschiedenen Freunden und Plattenfirmenmitarbeitern konfrontierte sie Kurt am 25. März mit der Wahl, entweder sofort einen Entzug zu machen oder zukünftig auf seine Familie und seine Band zu verzichten. Fünf Tage später gab Kurt nach und willigte ein, eine Entziehungskur in einer Klinik in L.A. zu machen. Bevor er zum Flughafen fuhr, kaufte er über einen Freund noch eine Schrotflinte.

Angst vor der Scheidung?

Cobains letzte Tage sind schnell erzählt. Der Musiker hielt es nur 24 Stunden in der Klinik aus. Er spielte ein letztes Mal mit seiner Tochter, bevor er nachts über die Mauer des Geländes kletterte und nach Seattle zurückkehrte. Als seine Frau davon erfuhr, ließ sie seine Kreditkarten sperren und engagierte einen Privatdetektiv, um seinen Aufenthaltsort herauszufinden. Am 7. April sagten Nirvana ihren Headline-Slot beim Lollapalooza ab, und am Tag danach fand ein Elektriker Cobains Leiche in einem Zimmer über seiner Garage. Der Sänger war seit mindestens zwei Tagen tot, offensichtlich infolge eines Gewehrschusses in den Kopf. In seinem Kreislauf befanden sich zu diesem Zeitpunkt enorme Mengen von Heroin, genug, um ein Pferd zu töten, wie man so sagt.

Eigentlich endet hier die offizielle Geschichte von Kurt Cobains Tod. Am 10. April wurde noch eine Trauerfeier vor 7.000 Fans veranstaltet, bei der Courtney Love den am Tatort gefundenen Abschiedsbrief verlas – versehen mit eigenen Kommentaren und der Aufforderung an die Menge, dem verstorbenen Idol ein herzliches “Fuck you!” hinterherzurufen. Cobain hatte in dem Schreiben verhältnismäßig viel von künstlerischer Integrität und verhältnismäßig wenig von seiner Frau und seinem Kind erzählt. Kurt Cobains Manager Danny Goldberg legte sich damals fest: “Ich glaube, er hätte die Welt schon vor Jahren verlassen, wenn er Courtney nicht getroffen hätte.”

Kurt Cobain Garage
Die Polizei bei der Spurensicherung in Cobains Haus am Lake Washington in Seattle (Foto: Therese Frare/AFP/Getty Images)

Exakt diese Behauptung ist seitdem mehrfach in Zweifel gezogen worden, und zwar von den unterschiedlichsten Akteuren. Teilweise beruhen diese Zweifel auf einem diffusen Gefühl der Frustration, teilweise jedoch auch auf der Art von Recherche, die manchmal in Anführungszeichen steht. Zwei eng benachbarte Denkschulen bestimmen seitdem die Debatte beziehungsweise die Verschwörungstheorien; nach der einen wurde Kurt Cobain von einem Unbekannten ermordet, nach der anderen steckt Courtney Love persönlich dahinter. Die Argumentation läuft im Wesentlichen folgendermaßen: Kurt Cobain fürchtete nicht etwa die Scheidung von Love, wie sie behauptet hatte, sondern wollte sie selber so schnell wie möglich einreichen. Mit Nirvana hatte er angeblich auch schon abgeschlossen und stattdessen ein neues Projekt mit Michael Stipe von R.E.M. ins Auge gefasst. Weil sie befürchten musste, im Falle einer Scheidung mit einem vergleichsweise geringen Geldbetrag abgespeist zu werden (die Cobains hatten einen Ehevertrag aufgesetzt), musste ihr Mann sterben, damit Courtney Love sein ganzes Vermögen erben konnte. Und dafür musste sein Tod aussehen wie ein Unfall beziehungsweise wie ein Suizid. Also fütterte sie ihn mit Drogen, erzählte überall von seinen Selbstmordtendenzen und heuerte sicherheitshalber auch noch einen Schergen mit einem Gewehr an.

Der hartnäckigste Vertreter dieser Theorie ist Tom Grant, der Privatdetektiv aus L.A., den Love selbst mit der Suche nach ihrem Gatten betraut hatte. Grant ist ein Ex-Polizist, der es im entscheidenden Moment an Sorgfalt vermissen ließ, denn er durchsuchte bereits kurze Zeit nach Cobains Tod dessen Haus, ohne das Zimmer über der Garage und die Leiche darin zu finden. Seitdem befindet er sich auf einer Mission, den Fall neu aufrollen zu lassen, doch die Chancen dafür stehen schlecht. Zwar gibt die Polizei von Seattle an, derartige Aufforderungen auch heute noch mindestens einmal pro Woche zu erhalten, doch die Beweislage ist dünn und wird wohl auch nicht mehr dicker: Cobains Leiche wurde eingeäschert, die Tatwaffe wurde eingeschmolzen, bevor Fingerabdrücke genommen werden konnten, und der Schuppen über der Garage ist inzwischen abgerissen. Grant zufolge waren seine uniformierten Kollegen auch sonst ziemlich schlampig und übersahen gleich eine ganze Reihe von Auffälligkeiten. Die drei wichtigsten davon: eine Heroinkonzentration im Blut des Nirvana-Sängers, die angeblich hoch genug war, um daran zu sterben, ohne vorher Zeit genug zu haben, ein Gewehr zu bedienen. Eine in unmöglichem Winkel ausgeworfene Patronenhülse, die auf einen anderen Schützen verweisen soll. Und ein Abschiedsbrief, der angeblich zwei verschiedene Handschriften trägt.

“Just because you’re paranoid, don’t mean they’re not after you”, singt Kurt Cobain in seinem Song “Territorial Pissings”. Eine Zeile, die einerseits seinen stark abgedunkelten Humor belegt, andererseits auch all jenen als Stichwort dient, die sich in ihrer Freizeit ansonsten über Echsenmenschen, Chemtrails und Orgonprodukte unterhalten. Aber Mitte der 90er musste man in Ermangelung der Internet-Wunderwelten für solche Stunts noch obskure Mailorder anschreiben – oder einen eigenen Film drehen. Die “Dokumentation” “Kurt & Courtney” des Engländers Nick Broomfield ist in dieser Hinsicht mittlerweile ein kleiner Genre-Klassiker.

Darin verfolgt der selbsternannte Journalist – ein unausstehlicher Typ, dessen jede zweite Frage “Really?” lautet – verschiedene heiße Spuren, um die Wahrheit im Mordfall Cobain ans Licht zu bringen. Weil sich kein seriöser Gesprächspartner zur Verfügung stellen will, muss sich Broomfield mit verschiedenen Gestalten begnügen, die man nicht als Leumundszeuge haben möchte. Darunter Courtney Loves derangierten Vater Hank Harrison, ein schrilles White-Trash-Unikum namens El Duce, das behauptet, 50.000 Dollar für den Auftragsmord ausgeschlagen zu haben, und natürlich Tom Grant himself, der sein investigatives Steckenpferd inzwischen zu einer Karriere ausgebaut hat, die offenbar lebensfüllend ist, ohne lukrativ zu sein.

Grant und Broomfield, die Courtney Loves Anwälte nun schon seit knapp 20 Jahren auf Trab halten, sind aber nur die Spitze des medialen Eisbergs. Mit entsprechender Verzögerung hat sich ein ganzes Verfolgerfeld etabliert, dessen Filialen sich über verschiedene Länder, Sprachen und Youtube-Kanäle erstrecken. Ian Halperin und Max Wallace gelten mit ihren Schriften “Who Killed Kurt Cobain” und “The Murder Of Kurt Cobain” inzwischen beinahe als graue Eminenzen, ebenso wie Hank Harrison, dessen clever betiteltes “Love Kills – The Assassination Of Kurt Cobain” in verschiedenen Variationen durch diverse Mini-Verlage tingelt. Mit selbstverfassten Stegreifbeiträgen im Spielfilmformat (“The Cobain Case”, “The Last Days Of Kurt Cobain” etc.) kann man sich online ganze Nächte um die Ohren schlagen, und auch die darin enthaltenen “Theorien” schrecken inzwischen vor gar nichts mehr zurück. Die Hole-Bassistin Kristen Pfaff, die nur zwei Monate nach Cobain an einer Überdosis Heroin starb? Aus dem Weg geräumt, weil sie eine Affäre mit dem Nirvana-Sänger hatte. Die 68 Nachahmer, die sich im Gefolge zu Cobains Tod auch umgebracht haben? Von Courtney angestiftet, damit der Selbstmord plausibler wirkt. Und wo war eigentlich Billy Corgan zur Tatzeit?

Kurt lebt!

Der neueste vermeintlich erhellende Beitrag auf dem Weg zur Wahrheitsfindung nennt sich “Kurt Cobain – Tod einer Ikone” (“Originaltitel: Soaked In Bleach”) und ist ein besonders lachhaftes Stück Schmierentheater mit all den Merkmalen eines unterbudgetierten TV-Dokudramas. Es gibt jede Menge blaustichige Bilder zu ominöser Musik, langsame Auf- und Abblenden und “Akte X”-mäßige Textbänder à la “Seattle. 2 Tage vorher”. Der Vorspann erklärt großzügig: “Aus Respekt vor der Tatsache, dass es sich um den Tod ihres Ehemanns handelt, wurde Mrs. Loves Sichtweise des Geschehens der des Polizeidepartments von Seattle angeglichen”; dann heißt es: “Sie entscheiden.” Wir begegnen einmal mehr Tom Grant in vollem Bogart-Modus, der einen Anruf von einer entschieden neuzeitlichen Femme Fatale bekommt. Courtney Love instruiert unseren Mann höchstpersönlich, und zwar ganz stilecht, während sie Kette raucht, ein durchsichtiges Negligé ohne Unterwäsche darunter trägt und mit ihrer Drogendealerin rumschmust. Jeder Job hat halt seine Risiken.

Aber “Sie entscheiden”? Nein, nicht wirklich. Auch nach zehn Stunden filmischer Mordhypothesen fühlt man sich nicht überzeugt, sondern unangenehm angefasst. Praktisch alle “Ermittler” lassen es auf schockierende Weise an Pietät vermissen und stümpern sich durch ein Gruselkabinett von angeblichen “Zeugen” und “Freunden”, denen man nicht im Dunkeln begegnen möchte. Am Ende dieser Vorgänge ist bloße Spekulation zu einer Meinung geworden, die dann solche Blüten treibt: Im September vergangenen Jahres meldete die immer zuverlässige Daily Mail, dass Kurt Cobain unter dem Namen Ramiro Saavedra in Peru lebt und wieder mit seinen Songs auftritt. Dass es sich dabei um einen bekannten Coverinterpreten handelte, konnte man dann in der nächsten Ausgabe lesen, doch die Story hatte da schon genügend Wirbel gemacht, um die restlichen Nirvana-Mitglieder zu einer sarkastischen Klarstellung zu bewegen: “Es stimmt, Kurt lebt”, ließen sie via Facebook verlauten. “Er brauchte bloß etwas Zeit, um mit der rechten Hand spielen zu lernen. Linkshändergitarren sind schwer zu finden. Wir sind so glücklich, ihn wiederzuhaben, dass wir ihm für all den Kummer verzeihen, der so tief in unseren Herzen war.”

Zwar gibt es inzwischen auch unter Tageslichtlern Menschen, die an Kurt Cobains Selbstmord zweifeln – Sonic Youths Kim Gordon dürfte die prominenteste Stimme sein –, doch in der Regel fällt auf, dass alle zu Wort kommenden Köpfe aus der zweiten bis dritten Reihe oder sogar von den ganz billigen Plätzen kommen. “Kurt war der erste Rockmusiker seines Formats, der sich selbst das Leben nahm, anstatt es bei einem dummen Unfall zu verlieren”, schreibt dagegen der Nirvana-Biograf und Cobain-Vertraute Michael Azzerad. “Sein Suizid war eine persönliche Entscheidung und wäre womöglich sowieso geschehen – Ruhm, Reichtum und Talent hin oder her. Über seine Gründe zu spekulieren, ist ein sinnloses Unterfangen. Obwohl Kurt klinisch depressiv war und es Fälle von dokumentiertem Selbstmord in seiner Familie gab, wird nie jemand den wahren Grund kennen.”

Genau wie auch Cobains von der Selbstmordversion überzeugter Bandkollege Krist Novoselic ist Azzerads Bild auf eine wohltuende Art von Menschenkenntnis und Mitgefühl geprägt. Und nicht zuletzt von der Art Humor, die den Nirvana-Sänger auszeichnete. “Kurt war hypersensibel, was sein Bild in den Medien anging”, berichtet der Autor. “Um ihn in die Panik zu treiben, genügten Nuancen. Einmal rief er mich mitten in der Nacht an und bekniete mich, einen Absatz aus meinem Buch zu entfernen. ‘Wenn du das drin lässt, kann ich mir auch gleich die Birne wegpusten’, sagte er. Es ging um eine Liste mit seinen 50 Lieblingsplatten.”


Dossier: Mord und Totschlag im Rock
Murder Ballads

Inhalt

  1. Dimebag Darrells Ermordung – Der letzte erste Song
  2. Die Black-Metal-Morde – Tod und Teufel
  3. Zusatzindiz 1: Mord als musikalisches Motiv – Killer Songs & Murder Tracks
  4. Sid & Nancy – Bis eine stirbt
  5. Zusatzindiz 2: Auftragsmorde und fahrlässige Tötungen – Erwischt
  6. John Lennons Ermordung – Vom Fan zum Fanatiker
  7. Musik als Sündenbock – Songs don't kill people
  8. Mordgerüchte um Kurt Cobain – All Apologies
  9. Der Wahn des Charles Manson – Apocalypse Now
  10. Zusatzindiz 3: Morde abseits des Rock – Blues-Gangster und Gangsta-Rapper

Apocalypse Now

Malibu, 1968. Die zwei Mädchen wirken nicht wie künftige Massenmörderinnen. Sie stehen lächelnd am Straßenrand, winken den Wagen heran und bitten um eine Mitfahrgelegenheit. Warum nicht, denkt der Fahrer, und lässt sie einsteigen. “Hi, ich bin Patricia”, sagt die eine, “aber alle nennen mich Katie. Das hier ist meine Freundin Ella. Nett, dich kennenzulernen.” – “Ganz meinerseits”, sagt der Fahrer, “ich bin Dennis.” Schwer zu sagen, ob sie ihn da schon erkennen – als Schlagzeuger der größten Band Amerikas: Dennis Wilson von den Beach Boys. Sie führen noch ein paar Minuten Smalltalk, dann setzt er die Mädchen ab und fährt weiter. “Ob ich sie noch mal wiedersehen werde?”, mag sich Wilson in diesem Augenblick fragen. Er wird.

Wenige Wochen später wiederholt sich die Situation. Wieder sind Ella Jo Bailey und Patricia “Katie” Krenwinkel als Anhalterinnen in Malibu unterwegs. Wieder gabelt Dennis Wilson sie auf. Diesmal aber mit anderem Ziel: 14400 Sunset Boulevard – er nimmt sie mit zu sich nach Hause. Wilson und sein Produzent Terry Melcher haben sich dort zu Aufnahmen verabredet, und die Mädchen sind neugierig. Also schauen sie dem Drummer mit den Solo-Ambitionen für ein paar Stunden über die Schulter und lassen sich am Abend von einem Freund abholen. Der wartet schon vor dem Haus, umringt von einem Dutzend hübscher junger Frauen. Wilson hält sie für Hippie-Girls, so wie Katie und Ella. Er streckt dem Fremden die Hand entgegen. “Hi, ich bin Dennis.” Der Mann mit den langen schwarzen Haaren und dem dichten Vollbart lächelt. “Ich bin Charles”, sagt er, “Charles Manson.” – “Freut mich”, sagt Wilson, “komm doch noch ein bisschen mit rein.” So holt er sich den Horror ins Haus.

Dennis Wilson
Im Visier der Sekte: Dennis Wilson tauchte aus Angst vor Manson gerade noch rechtzeitig ab (Foto: Michael Putland/Hulton Archive/Getty Images)

Ehe sich Wilson versieht, sind Manson und sein junges, vorwiegend weibliches Gefolge bei ihm eingezogen. Anfangs gefällt ihm die Gesellschaft: Gruppensex, Drogen, intellektuelle Gespräche – die Manson Family gleicht auf den ersten Blick einer typischen Flower-Power-Kommune, wie es sie im Kalifornien der späten 60er an jeder Ecke gibt. Doch hinter der arglosen Fassade arbeitet ein wahnsinniges Genie an nicht weniger als der Weltherrschaft: Mit Mitte 30 ist Mansons Vorstrafenregister länger als seine Hippie-Mähne. Raub, Zuhälterei, Kreditkartenbetrug – der uneheliche Sohn einer ebenfalls ständig straffälligen Single-Mom beherrscht die Klaviatur der Kleinkriminalität schon als Teenager. Bald fühlt sich Manson im Jugendgefängnis zwangläufig heimisch, und den Missbrauch, den er dort nicht zuletzt wegen seiner geringen Größe erfährt, gibt er an andere Mithäftlinge weiter. Manson wird entlassen, Manson wird verhaftet – die ganzen 50er und weite Teile der 60er geht das so.

Die Anti-Hippies

Von den vielen Bekanntschaften, die er im Knast macht, ist ausgerechnet die unschuldigste seine fatale: Als die Beatlemania 1964 die USA erfasst, verfällt Manson in seiner Zelle den Songs der jungen Briten und setzt sich in den Kopf, Profimusiker zu werden. Sein Faible für die Beatles wird so zum Auslöser für die nichtigen Folkstücke, die er Jahre später schreiben und – mit der Hilfe von Dennis Wilson und Terry Melcher – aufnehmen wird. Vor allem aber entwickelt er auf Basis des völlig missverstandenen Textes zum Beatles-Song “Helter Skelter” eine so hanebüchene wie folgenschwere Theorie, mit der er zum Sektenführer der Manson Family wird: In seinen Augen stehe den USA ein blutiger Rassenkonflikt zwischen Weißen und Afroamerikanern bevor. Mit Letzteren als designierten Gewinnern – und der Manson-Sekte als lachendem Dritten: Ihr Oberhaupt selbst werde nach dem apokalyptischen “Helter Skelter”-Krieg über die siegreichen Schwarzen herrschen, deren “sklavische Natur” keine Führungsrolle vorsehe. Auch wenn es aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar erscheint: Die krude Endzeitvision findet als radikaler Gegenentwurf zum Heile-Welt-Gedanken der Hippie-Bewegung seine Anhänger. Den Rest erledigt Mansons unbestreitbares Charisma, das sich vor allem in seiner Selbstinszenierung als Wiedergeburt des legendären Obersatanisten Aleister Crowley Bahn bricht.

Manson wird dennoch lange damit gewartet haben, sich gegenüber seinem Gastgeber Dennis Wilson als Gott und Teufel in Personalunion zu outen. Mansons diabolische Weltsicht hätte sich wohl kaum vertragen mit dem sonnigen Wesen des einzigen echten Surfers in den Reihen der Beach Boys, die sich Ende der 60er erst allmählich vom Fun-under-the-sun-Image lösen. So treiben die beiden zunächst vornehmlich künstlerische Motive an: Wilson ist von Mansons Talent überzeugt und will ihm helfen, im Musikgeschäft Fuß zu fassen. Seine Brüder Brian und Carl setzt er als Produzenten auf das Demotape seines Untermieters an, und Mansons Song “Cease To Exist” landet als Remake unter dem Titel “Never Learn Not To Love” auf der B-Seite der Beach-Boys-Single “Bluebirds Over The Mountain”. Den Leadgesang übernimmt Dennis Wilson. Dessen vor allem textliche Änderungen stoßen Manson allerdings übel auf; darüber hinaus sind ihm die Songwriting-Credits verwehrt worden. Es kommt zum Streit zwischen Wilson und Manson, zum ersten und nicht letzten Mal.

Trotzdem ist der Umgang des Rockstars mit dem Sektenchef nach wie vor von einer gewissen Naivität geprägt: Wilson lässt ihn weiterhin bei sich wohnen und scheint nicht wahrhaben zu wollen, dass er sein Haus mit einem kriminellen und gewaltbereiten Psychopathen teilt, der für seine Pläne bald über Leichen gehen wird. Auf Befehl von oben bedient und berauscht sich die Manson Family am Wohlstand von Wilson. Die Anti-Hippies stehlen seine Kleidung und Kreditkarten; in einem Fall versetzen sie zehn Goldene Schallplatten auf einmal, um den Erlös in Drogen zu stecken. Die Einsicht kommt spät: Im Frühjahr 1969, nach fast einem Jahr Anarchie, schleichender Enteignung und einer verhinderten Messer-Attacke durch Manson, zieht Wilson Konsequenzen – und aus seiner eigenen Villa aus, um sie vorerst dem Mob zu überlassen. Die Dinge sind außer Kontrolle geraten, Wilson bricht den Kontakt ab. Ein paar Monate später meldet sich Manson bei ihm und fordert Geld, andernfalls werde er Wilsons Adoptivsohn entführen. Wilson zieht die Reißleine: Mit seiner Familie und Produzent Terry Melcher, den Manson gleichermaßen für seine gescheiterte Musikerkarriere verantwortlich macht, taucht er für einige Zeit unter.

Das Massaker

Als Wilson sich wieder hinaustraut, sitzt Manson bereits in Untersuchungshaft und gilt als berühmtester Massenmörder der Welt, ohne selbst zur Waffe gegriffen zu haben: Auf seinen Befehl hin haben Mitglieder der Manson Family über Monate hinweg gemordet, vermutlich um das von ihrem Anführer prophezeite “Helter Skelter”-Chaos zu entfesseln und die Taten Afroamerikanern anzukreiden. Ein regelrechtes Massaker richten die Manson-Jünger in der Nacht vom 8. auf den 9. August 1969 im Haus von Regisseur Roman Polanski an. Polanski ist zu diesem Zeitpunkt unterwegs, doch seine hochschwangere Frau, die Schauspielerin Sharon Tate, und vier weitere Menschen werden auf brutale Weise erstochen und erschossen. Patricia Krenwinkel, die sich anderthalb Jahre zuvor als Anhalterin Katie Dennis Wilson vorgestellt hatte, gehört zu den Tätern. Als die Mörder das Anwesen verlassen, steht das Wort “Pig” in Großbuchstaben an der Haustür, geschrieben mit dem Blut von Sharon Tate.

Es gibt mehrere Theorien, warum es die junge Aktrice traf. War es Zufall, Willkür oder doch ein Racheakt an Roman Polanski, der sich ein Jahr vor den Morden mit dem Film “Rosemaries Baby” aufs Terrain des Satanismus vorgewagt hatte und in den Augen Mansons womöglich zuviel Insiderwissen über den Teufelskult ausgebreitet hatte? Es ist aber auch denkbar, dass es sich bei den Tate-Morden um eine Verwechslung handelte. Denn der von Manson verhasste Produzent Terry Melcher hatte den Tatort, ein Miethaus in Beverly Hills, noch einige Monate vor den Morden bewohnt, bevor Polanski mit seiner Frau einzog. Einiges spricht allerdings dafür, dass Manson sehr wohl von Melchers Auszug wusste und es ohnehin als zweitrangig empfand, wen er dort abschlachten ließ. Wichtiger scheint ihm gewesen zu sein, ein Haus in abgeschiedener Lage und prominente Opfer gefunden zu haben, deren Tod für die Manson Family unbezahlbare Publicity bedeutete.

Sharon Tate
Für sie kam jede Hilfe zu spät: Sharon Tate (Foto: Keystone/Hulton Archive/Getty Images)

Einige Monate kann die Sekte noch jede Verbindung zur Tat von sich weisen. Erst Ende 1969 werden Manson und seine Family durch Zeugenaussagen überführt. Der Prozess gegen den Sektenführer als Anstifter und die Mörder um Patricia Krenwinkel als Ausführer beginnt im Juli 1970. Das bisher längste Strafverfahren der US-Geschichte beschäftigt die Geschworenen 225 Tage lang. Die Loyalität der Family hält auch vor Gericht stand: Immer wieder beteuern Mansons Jünger dessen Unschuld. Als er sich im Laufe des Verfahrens ein X auf die Stirn brennt, tun es ihm die übrigen Beschuldigten gleich – mit der Erweiterung des Buchstabens zum Hakenkreuz bleibt Manson allerdings allein. Am 29. März werden alle vier Angeklagten zum Tode verurteilt. Doch während Manson in einer Todeszelle des Hochsicherheitsknasts San Quentin auf seine Hinrichtung wartet, schafft Kalifornien die Todesstrafe ab. Mansons Urteil wird in lebenslange Haft umgewandelt. Heute, fast ein halbes Jahrhundert später, liegen zwölf gescheiterte Bewährungsgesuche und mehrere Anschläge durch Mithäftlinge hinter ihm. Zuletzt soll sich der Gesundheitszustand des 82-Jährigen verschlechtert haben. Auch seine Handlangerin Patricia Krenwinkel verbüßt weiterhin ihre Strafe und ist mit 69 Jahren inzwischen Rekordhalterin: als die am längsten inhaftierte Frau in Kalifornien.

Während sich Dennis Wilson von der gemeinsamen Geschichte mit Manson bis zu seinem frühen Tod 1983 distanziert, erfasst die Popkultur bereits Anfang der 70er eine sonderbare Faszination für den Sektenchef und Verschwörungstheoretiker. Das Anti-Establishment-Magazin Tuesday’s Child kürt ihn zum “Mann des Jahres”, der Rolling Stone titelt: “Charles Manson – Die unglaubliche Geschichte des gefährlichsten Menschen der Welt.” Mitte der 90er ist in der Biografie “Helter Skelter” von einem neu entfachten Manson-Kult die Rede, und als wollte er diese These unterstreichen, vereint der junge Musiker Brian Warner in seinem paradoxen Künstlernamen Marilyn Manson das hässliche Wesen des Kriminellen mit der Schönheit der Hollywood-Ikone. Guns N’ Roses bringen auf ihrem Coveralbum “The Spaghetti Incident?” Charles Mansons “Look At Your Game Girl” als Hidden Track unter, und auch die britischen Indierocker Kasabian spielen mit ihrem Namen indirekt auf den Helter-Skelter-Propheten an: Linda Kasabian war Mitglied der Manson Family. In einem Interview schiebt die Band die Namenwahl ihrem Gitarristen Chris Karloff in die Schuhe, der sich ausgiebig mit Mansons Leben beschäftigt habe: “Er fand das Wort Kasabian einfach cool”, und keiner habe widersprochen. Für Rück­fragen steht Karloff allerdings nicht zur Verfügung – er ist zum Zeitpunkt des Gesprächs bereits aus der Band geworfen worden.


Dossier: Mord und Totschlag im Rock
Murder Ballads

Inhalt

  1. Dimebag Darrells Ermordung – Der letzte erste Song
  2. Die Black-Metal-Morde – Tod und Teufel
  3. Zusatzindiz 1: Mord als musikalisches Motiv – Killer Songs & Murder Tracks
  4. Sid & Nancy – Bis eine stirbt
  5. Zusatzindiz 2: Auftragsmorde und fahrlässige Tötungen – Erwischt
  6. John Lennons Ermordung – Vom Fan zum Fanatiker
  7. Musik als Sündenbock – Songs don't kill people
  8. Mordgerüchte um Kurt Cobain – All Apologies
  9. Der Wahn des Charles Manson – Apocalypse Now
  10. Zusatzindiz 3: Morde abseits des Rock – Blues-Gangster und Gangsta-Rapper

Blues-Gangster und Gangsta-Rapper

Der Pianist Clarence “Pinetop” Smith (1904-1929) galt mit seinem 125-Mann-Jazzorchester als einer der bedeutendsten Musiker seiner Zeit. Gerade als sein Hit “Pinetop’s Boogie Woogie” auf Platz 20 der Charts kletterte, wurde er bei einer Schießerei in einer Tanzhalle ermordet. Ähnlich ungeklärt verlief der Mord am Blueser Scrapper Blackwell (1903-1962), der sich neben der Musik als Alkoholschmuggler während der Prohibition verdingte. Es wird angenommen, dass sein Tod die Folge seines Zweitberufs war. Deutlich banaler und umso tragischer verlief der Mord am Saxofonisten King Curtis (1934-1971), einem Sessionmusiker, der auf über 220 Jazz-, R’n’B- und Rock’n’Roll-Alben der 50er und 60er zu hören ist: Curtis wurde von einem Drogenabhängigen vor seiner New Yorker Wohnung erstochen; es ging dem Mörder nur um seine Geldbörse.

Wir bleiben beim Jazz. Unter den getöteten Musikern jenseits des Rock finden sich wenige Weiße – was sicher viel mit der Herkunft und den sozialen Umständen zu tun hat. Der kanadische Gitarrist Lenny Breau (1941-1984) galt als Lichtgestalt des Modern Jazz. Man fand ihn tot in seinem Pool, es wird von Mord ausgegangen, wobei Breaus Drogenkonsum auch andere Schlüsse zulässt. Auch der Tod des Fretless-Bass-Pioneers Jaco Pastorius (1951-1987) geht auf Suchtprobleme zurück. Nach seiner Zeit bei den Fusion-Ikonen Weather Report hing er lange an der Nadel, war zeitweise obdachlos und starb infolge einer Schlägerei mit einem Türsteher, der ihm den Zutritt zu einem Club verweigerte.

Die zwei musikhistorisch vielleicht tragischsten Morde stammen allerdings aus dem Soul: Einer der Genre-Väter, Sam Cooke (1931-1964), wurde als werdender Superstar von einer Motel-Managerin in L.A. erschossen. Sie behauptete, Cooke wäre in ihr Büro eingedrungen und hätte sie angegriffen; der Vorwurf eines rassistischen Motivs konnte weder bestätigt noch ausgeräumt werden. Motown-Legende Marvin Gaye (1939-1984) wiederum zog sich, von Drogensucht und Depression geplagt, Anfang der 80er ins Haus seiner Eltern zurück, um eine Therapie anzugehen. Regelmäßig stritt er sich dabei mit seinem Vater, bis der ihn einen Tag vor seinem 45. Geburtstag erschoss – mit einer Waffe, die Marvin Gaye ihm drei Monate zuvor zu Weihnachten geschenkt hatte.

Auch der Reggae verzeichnet einige Morde. Etwa den des Bob-Marley-Drummers Carlton Barrett (1950-1987), der vor seinem Haus in Kingston von einem unbekannten Schützen erschossen wurde. Oder der des Produzenten Winston Riley (1943-2012), der Opfer eines Raubüberfalls auf sein Haus wurde und nach zwei Monaten im Koma seinen Verletzungen erlag. Das prominenteste Mordopfer des Reggae ist Peter Tosh (1944-1987), Kopf der Rastafari-Bewegung, dem die Nächstenliebe zum Verhängnis wurde: Er kümmerte sich um ehemalige Strafgefangene, um deren Lebensbedingungen nach der Haftentlassung zu verbessern. Einer dieser Ex-Knackis besuchte Tosh in Begleitung zweier Schläger in seiner Villa in Kingston, wo der Musiker eine Party gab. Sie verlangten von ihm Geld und Wertgegenstände. Als Tosh sich weigerte, schossen sie ihm in den Kopf.

Bleibt der Blick auf den HipHop, beson­ders den Gangsta-Rap, der seinem Namen alle Ehre macht. Neben Protagonisten aus der zweiten Reihe, die alle auf offener Straße erschossenen wurden – etwa Big Hawk (1969-2006), sein Bruder Fat Pat (1970-1998), Freaky Tah (1971-1999) von den Lost Boyz, Camoflauge (1981-2003) oder Peanut Butter Wolfs Rap-Partner Charizma (1973-1993) –, steht an erster Stelle der große Gangsta-Rap-Battle zwischen Tupac Shakur (1971-1996) und The Notorious B.I.G. (1972-1997) als tragischer Höhepunkt des Eastcoast-vs.-Westcoast-Konflikts. Die Mordumstände sind bis heute ungeklärt und inspirieren immer wieder Verschwörungstheoretiker. Bleibt noch die Erinnerung an einen der großen Rap-Pioniere, Run-D.M.C.s DJ Jam Master Jay (1965-2002), der in seinem Studio in Queens erschossen wurde. Auch hier liegen die Hintergründe bis heute im Nebel. Die Aussage eines überführten Drogenhändlers lässt jedoch vermuten, dass es bei dem Mord um Drogen und Verbind­ungen zur Mafia ging.


Dossier: Mord und Totschlag im Rock
Murder Ballads

Inhalt

  1. Dimebag Darrells Ermordung – Der letzte erste Song
  2. Die Black-Metal-Morde – Tod und Teufel
  3. Zusatzindiz 1: Mord als musikalisches Motiv – Killer Songs & Murder Tracks
  4. Sid & Nancy – Bis eine stirbt
  5. Zusatzindiz 2: Auftragsmorde und fahrlässige Tötungen – Erwischt
  6. John Lennons Ermordung – Vom Fan zum Fanatiker
  7. Musik als Sündenbock – Songs don't kill people
  8. Mordgerüchte um Kurt Cobain – All Apologies
  9. Der Wahn des Charles Manson – Apocalypse Now
  10. Zusatzindiz 3: Morde abseits des Rock – Blues-Gangster und Gangsta-Rapper

Zweite Bandwelle und neuer Headliner angekündigt

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Insgesamt fünf neue Acts bestätigt das Green Juice Festival heute und erweitert das bisherige Line-up damit nochmal entscheidend. Mit dabei ist nach der Ankündigung von Provinz vor zwei Wochen auch ein neuer Headliner für den zweiten Tag: die vier Österreicher von Bilderbuch. 2022 hatten die ihr letztes Album “Gelb ist das Feld” veröffentlicht, diesen Sommer erschien mit “Softpower” eine EP und erst vor wenigen Wochen mit “Bluezone” eine neue Single.

Zu den weiterhin bestätigten Bands und Künstler:innen der neuen Welle gehören auch Kaffkiez aus Rosenheim, deren neues Album “Ekstase” im Januar erscheint. Das Green Juice ist dabei auch eine weitere Möglichkeit, die Band live zu erleben, da die meisten Shows ihrer Tour im Frühjahr bereits ausverkauft sind. Weitere bestätigte Acts sind die Pop-Songwriterin Alli Neumann, Majer & The Mudkids und die Indie-Künstlerin Brockhoff.

Bereits zuvor als Teil des Line-ups bestätigt waren neben Provinz die Chemnitzer Indie-Band Blond, die Punkband Itchy sowie Blumengarten, Paula Carolina, Kasi, Futurebae und The Moobies. Stattfinden wird das Green Juice Festival am 2. und 3. August im Park Neu-Vilich in Bonn. Tickets für das Festival gibt es im offiziellen Shop.

Spieltrieb

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Ihrem rumpeligen und mitunter schwer zu fassenden Sound bleibt die norwegische Heavy-Noiserock-Band Barren Womb auch mit “Bachelor Of Puppets” treu, indem sie sich innerhalb von nur drei Minuten den Frust von der Seele schreit und schrammelt, als gebe es in ihrer nordischen Heimat keinen Morgen. Auf melancholische und ausufernde Gesangsparts, wie man sie von früheren Songs (“Mystery Meat”) kennt, verzichtet das Duo zugunsten scheppernder Powerchords, die einem samt Schlagzeug mit brachialer Härte um die Ohren gedonnert werden und mit denen Barren Womb ihre Stärke als Wandler zwischen den Genres ausspielen.

“‘Bachelor of Puppets’ entstand in einem ziemlich schnellen Schreibprozess, bei dem wir hauptsächlich um diesen kruden Beat mit heiseren Tendenzen herumjammten”, erklärt Sänger und Drummer Timo Silvola mit Blick auf den Entstehungsprozess. “Der Titel entstand vor den Texten, die ebenfalls während eines Jams geschrieben wurden: spätabends mit Bier und einer Demoversion, die laut durch unsere PA-Anlage schallte, verglichen wir Notizen und lasen die Texte für “Master of Puppets” durch.”

Weiter führt der Sänger aus: “Das Ergebnis ist eine üble Geschichte über einen chemisches Bärtierchen, ein halb fiktive drogensüchtiges, das versucht, aus den Fängen der Bourgeoisie zu entkommen. Da wir beide große Fans von ‘The Mandalorian’ sind, ergab der Refrain ‘This is the way’ eine perfekte trashige Pointe im Stil der ‘Trailer Park Boys’.”

“Bachelor Of Puppets” ist die zweite Auskopplung des kommenden Albums “Chemical Tardigrade”, das am 16. Februar via Fucking North Pole/Blues For The Red Sun in die Läden kommt. Mit “Squat Walker” war im November bereits ein erster Vorgeschmack auf die fünfte Platte der Heavy-Noise-Rocker erschienen, die digital und in einer limitierten Vinyl-Edition erhältlich sein wird.

Barren Womb: “Chemical Tardigrade”

01. “McLembas”
02. “Bug Out Bag”
03. “Campfire Chemist”
04. “Bachelor of Puppets”
05. “Keep it R’lyeh
06. “D-Beatles
07. “Illiterati
08. “Blackout Yoga
09. “Squat Walker
10. “High Fructose Napalm Syrup
11. “Dung Lung”

Neue Folge mit Kim Frank

Kim Frank kommt 1982 in Flensburg zur Welt und wächst in einer Sozialbausiedlung mit seiner alleinerziehenden Mutter und seinem Bruder auf. Die erste musikalische Sozialisation erfährt er durchs Radio und kurz darauf durch das Musikfernsehen.

Als Sänger der Band Echt steht Frank dann ab 1998 für fünf Jahre selbst im Rampenlicht. Die fünf jungen Musiker eifern dem britischen Gitarrensound von Bands wie Oasis oder Travis nach. 2002 lösen sich Echt auf.

Im Gespräch erinnert sich Frank zurück, wie er von Bands wie Selig und Singer/Songwritern wie Nils Frevert und Rio Reiser beeinflusst wird. So singt er Reisers Stücke, schon lange bevor Echt den Song “Junimond” covern, in der Badewanne mit und verinnerlicht die Texte, noch bevor er sich mit Reisers Werk und Bands auseinandersetzt.

Auf dem Weg zur Schule hingegen hört Frank vor allem Selig und kommt regelmäßig zu spät, um den letzten Song “Bruderlos” des zweiten Albums “Hier” noch zu Ende zu hören. Zumindest eine seiner Lehrerinnen akzeptiert diesen Verspätungsgrund sogar als Entschuldigung, erklärt er in der Podcastfolge weiter.

Nach dem Ende von Echt nimmt Franks Karriere in verschiedenen, neuen Bereichen Fahrt auf:  2005 spielt er unter der Regie von Leander Haußmann seine erste Hauptrolle im Film “NVA”. 2007 nimmt er das Soloalbum “Hellblau” auf. 2011 erscheint sein Debütroman “27” und seit 2008 arbeitet er als Regisseur, Kameramann, Cutter und Produzent von Musikvideos. Er dreht Kurzfilme, schreibt Drehbücher und Filmkonzepte für Spielfilme.

Mit “Wach” präsentiert Frank 2018 sein Langfilmdebüt, das für den Grimme-Preis nominiert wird. Seit Ende November läuft in der ARD-Mediathek Kim Franks Band-Doku “Echt – Unsere Jugend”.

Wie das Eintauchen in die umfangreichen Videodokumente dieser Zeit die Freunde und ehemaligen Bandmitglieder zwanzig Jahre später wieder näherbringt und wie es dazu kommt, dass die sizilianische Jazz- und Pop-Sängerin Etta Scollo seine Gesangslehrerin wird, hört ihr in der aktuellen Folge.

Diese und alle Folgen aus den vergangenen Staffeln gibt es hier zum Nachhören.

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