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“Auch wir konnten uns nicht dem Besserwerden verweigern”

So fühlt es sich an, wenn sich Kreise schließen. Das bisher letzte Präsenz-Interview war mit Bela, Farin und Rod anlässlich ihres Album-Comebacks, im Anschluss folgte, was zuvor bereits zur Arbeitsroutine geworden war: Zoom-Interview auf Zoom-Interview. Bis es endlich wieder mal hieß: Ein Gespräch mit Musikern in einem Raum, mit echtem Blickkontakt und Ellbogen-Check steht an. Der Ort: erneut das Gelände der Columbiahalle in Berlin. Die Band: wiederum Die Ärzte. Alles beim Alten also? Nicht ganz. Das Wiedersehen in diesen unverändert wunderlichen Zeiten ist noch ein wenig herzlicher; außerdem scheint auch der Groove innerhalb der Band sich noch einmal zurechtgeruckelt zu haben. War beim Treffen anlässlich von “Hell” ein unterschwelliges Gefühl von Neuland, gleichzeitig eine Art Rückbesinnung zu spüren, mit Blick auf die lange Pause zwischen zwei Platten aber auch eine unterschwellige Aufregung, so wirken die drei ziemlich genau ein Jahr später um einiges selbstverständlicher. Man könnte jetzt das Schlagwort “Routine” einwerfen, aber das trifft es nicht. Die kribbelige Ungewissheit ist einer fast euphorischen Neugier darauf gewichen, was die Welt wohl sagen wird zu “Dunkel”, diesem neuen Album, mit dem kaum jemand gerechnet hatte. Schon gar nicht so schnell.

Dass man so bald schon wieder über einem neuen Album zusammensitzen würde, kommt etwas überraschend.

Bela: Wir hören es heute zum ersten Mal…

Farin: …laut zusammen.

Bela: Klar haben wir es zu Hause auf unseren Stereoanlagen gehört, im Studio beim Mastern, aber jetzt wo alles fertig ist und man auf nichts mehr achten muss, ist es das erste Mal. Einfach mal eine Flasche aufmachen und aufdrehen.

Bevor wir uns “Dunkel” widmen, erst mal ein paar Worte zum Vorgänger “Hell”, das ist ja alles noch einigermaßen frisch. Wenn ihr darauf zurückblickt: Wie hat es sich für euch, nach einer doch ziemlich langen Pause ohne neue Platte, angefühlt, wieder ein Album herauszubringen?

Rod: Ein bisschen komisch, so ohne Tour.

Farin: Ohne Tour war es, als würden wir ins Leere rufen. Wie beim Soundcheck.

Bela: Die Platte kommt raus, geht in die Charts. Das guckt man sich also aus der Entfernung an und fragt sich: Wie kommt es wohl an, gibt es neue Fans, was sagen die alten Fans dazu?

Farin: Das bekommst du halt nur unmittelbar mit, wenn du anschließend live spielst. Natürlich gibt es Einträge im Gästebuch auf der Homepage, aber es fühlt sich anders an. Das hat nichts damit zu tun, wie es sonst läuft. Das ist der unpersönlichste Release, den wir je gemacht haben.

Rod: Absolut. Du hast halt auch gemerkt, dass es viele gar nicht mehr interessiert. Die haben zurzeit andere Probleme, da kümmert sich keiner um die Platte von irgendeiner Band. Schön, ihr habt also ein neues Album, das kaufe ich mir vielleicht nächstes Jahr.

Der Fokus hat sich verschoben, was die Aufmerksamkeit angeht.

Bela: Ich merke das auch. Ich bekomme oft Platten von Freunden zugeschickt, die ein Feedback von mir erwarten. Ich kann dann oft auch nur sagen, dass ich bislang nicht dazu gekommen bin…

Farin: …ich guck mir grad die Inzidenzzahlen an. [lacht]

Rod: Die Corona-Hotline.

DIe Ärzte 2 Jörg Steinmetz
Schon wieder da, ohne wirklich weggewesen zu sein: Die Ärzte (Foto: Jörg Steinmetz)

Lest ihr die Reviews über eure Platte?

Bela: Ja, schon, wir bekommen das irgendwann zusammengestellt.

Farin: Axel [Schulz, Manager] schickt ab und zu mal einen Link. Lest das mal, schreibt er dazu, ist aber nie ein Verriss. Es wird auf jeden Fall immer unwichtiger.

Bela: Ich habe in einem Mailorder-Katalog eine Ankündigung gelesen, da ging es zum Großteil darum, wie wir auf dem Coverfoto aussehen. Schon ganz lustig.

Habt ihr das Gefühl, immer noch als Musiker wahrgenommen zu werden? Geht es immer noch um eure Songs, oder spielt sich vieles womöglich auch in einem Bereich ab, in dem ihr vornehmlich als Phänomen aufgefasst werdet, auf einer Art Metaebene?

Farin: Der “moment of truth” ist ja nicht mehr so sehr die Charts. Es ist nicht mehr so wie früher, um es mal ganz einfach zu sagen. Aber wenn wir mit Tourdaten an die Öffentlichkeit gehen, und ich zwei Stunden später einen Anruf bekomme, dass die schon wieder ausverkauft sind, merkst du halt, dass da immer noch was ist. Ich weiß nur nicht, ob die alle kommen, um “Schrei nach Liebe” oder “Westerland” zu hören. Ich kann nicht sagen, ob wir noch relevant sind nur nostalgisch geschätzt werden. Das weiß ich einfach nicht. Wir waren halt auch noch nicht auf Tour. Die letzten Konzerte, die wir gemacht haben, auf dieser Clubtour vor den Festivals, die haben sich total gut und frisch angefühlt. Da gab es aber auch nur zwei neue Lieder, die haben wir natürlich beide gespielt, weil wir sonst nichts Neues hatten. Jetzt kommen zu diesen zweien noch 37 weitere dazu, mehr noch, wenn wir die B-Seiten mitzählen. Da müssen wir dann mal sehen, was die Leute sagen, so von wegen “Jetzt aber mal wieder ‘Junge’ spielen!”, oder ob die das alles hören wollen.

Statt auf Tour seid ihr mal eben in die “Tagesthemen” gegangen. Ein ziemlicher Coup, wie kam es dazu?

Bela: Einer unserer Mitarbeiter, Chris, der die Online-Sachen macht, hatte die Idee schon ziemlich früh. “Ihr müsst mal in die ‘Tagesthemen’!”, meinte er. Wir sagten nur, dass wir da doch schon gewesen wären. Das kommt ja ab und zu vor, bei irgendwelchen relevanten Bands, dass die in den Nachrichten auftauchen, wenn es um eine Platte oder um eine Tour geht. Müsste man anders machen, war so der Gedanke, aber das geriet erstmal wieder in Vergessenheit. Als wir dann das Video zu ‘True Romance’ gemacht haben, mit den ganzen Bands im Clip, bekamen wir über Porky von Deichkind Kontakt zu Linda Zervakis, die sich als Ärzte-Fan entpuppte und super entspannt war. Sie meinte, das mit dem Singen wäre nicht so gut, also haben wir das mit Siri und ihrem Handy gemacht, das war witzig. Da meinte Chris wiederum: “Nun frag doch mal!” Erst wollten wir nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber sie fand die Idee sofort klasse und rief ihren Redakteur an, der uns wiederum auch wohlgesonnen war, das aber überregional klären musste. Das ging dann okay und plötzlich hieß es: “Ihr könnt die ‘Tagesthemen’-Melodie spielen.”

Farin: Ich dachte bis zu dem Tag, wir gehen ins Studio, spielen – Überraschung! – die Intro-Melodie, und das war es.

Bela: Das dachte ich auch.

Farin: Und jetzt kann ich es ja sagen, weil es lange genug her ist: Am Tag vorher ist meine älteste und beste Freundin gestorben. Ich war also nicht super drauf und habe zwölf Minuten in einem Gespräch gestanden, auf das ich nicht vorbereitet war, und war nicht in der Form meines Lebens. Hinterher war es mir auch unangenehm, denn hätte ich gewusst, dass wir über das Thema reden, also die Veranstaltungsbranche, die Probleme von Bands und Künstlern in Corona-Zeiten, hätte ich mich definitiv darauf vorbereitet. Das war nicht unbedingt eine Sternstunde.

Bela: Aber wir wussten es einfach nicht. Dieser Talk wurde ja aufgezeichnet, und Ingo Zamperoni sagte erst unmittelbar vorher, worum es gehen würde: “Alarmstufe Rot”, die Veranstaltungskrise, und über die Platte könnten wir nicht sprechen. Ach so, na dann. Und schon hieß es: Kamera läuft! Ingo Zamperoni hat schon gut durchs Thema geführt, aber das mussten wir uns alles noch mal vergegenwärtigen.

Rod: Was stand da noch mal auf dem Flugblatt? [alle lachen]

Bela: Wir hatten schon unsere Agenda, aber eben nicht alle Fakten parat.

“Ohne Tour war es, als würden wir ins Leere rufen.”

Farin Urlaub

Ganz ehrlich: Als Zuschauer habe ich das nicht bemerkt. Für mich hatte das Hand und Fuß.

Bela: Das haben danach viele gesagt. Das haute schon hin, aber ich wäre gern besser gebrieft gewesen. Auch vom Sound her war das nicht ganz ohne, wir hatten nur eine Monitorbox, da hat man wenig gehört. Aber am Ende hat ja alles geklappt, das war klasse. Ingo Zamperoni postete es danach in seinen Kanälen und schrieb, er wollte immer schon mal Late Night machen, ihm hätte bislang nur die richtige Band gefehlt.

Wie habt ihr die Reaktionen der Öffentlichkeit erlebt?

Bela: Das hat ziemlich gespalten. Viele haben es einfach beschissen gefunden, dass wir da so in den Medienbetrieb rein sind. Für die Querdenker, Kritiker, für Leute, die wir ablehnen und die uns ablehnen, war das natürlich eine Steilvorlage: “Guck sie dir an, die Medienhuren!” Viele haben uns aber auch abgefeiert für das, was es ist. Die Ärzte haben mal wieder etwas gemacht, was noch niemand vor ihnen gemacht hat.

Farin: In diesem ganzen Gestocher im Nebel haben wir eben auch drei Sätze gesagt, die wirklich gut waren, und da habe ich mich gefreut, dass die Medien genau die drei Sätze genommen und verbreitet haben. In dieser Reduktion war das schon in Ordnung, wie wir das geäußert haben.

Rod: Es ist gut ausgegangen.

Bela: Rod war noch der Eloquenteste von uns dreien.

Rod: Es ist letztlich für beide Seiten gut gelaufen, für eine Sendung wie die “Tagesthemen” war es natürlich auch das totale Risiko. Es ist nicht die Heilige Kuh um 20 Uhr, die Sendung ist ein etwas jüngeres Format, in dem man sich mehr trauen kann, dennoch haben die sich für uns weit aus dem Fenster gelehnt. Das gab viral schon eine Diskussion, Die Ärzte in den “Tagesthemen”, das kam ganz schön ins Rollen. Ich habe eine Woche später auf einer Soli-Veranstaltung für “Alarmstufe Rot” gespielt, da tat mir irgendwann die Schulter weh, soviel wurde mir draufgeklopft. [lacht] Das kam da ganz gut an.

Als wir uns im letzten Jahr vor dem Release von “Hell” getroffen haben, stand da schon fest, dass es “Dunkel” geben würde?

Farin: Wir wussten es bereits. Wir wussten nicht genau, wie es aussehen würde, es sind auch noch mal neue Songs entstanden in der Zwischenzeit, aber es war schon ein Album fertig, das “Dunkel” hieß.

Und ihr habt nichts gesagt.

Farin: Natürlich nicht! [lacht] Eine Ü-Ü-Überraschung ist schön, doch hat man sie dann erst gesehen, ist sie vorbei…

Bela: Wir hatten ein Album mit 18 Songs, das haben wir festgelegt. Dann wollte ich aber unbedingt noch was schreiben, weil ich mit ein paar Sachen nicht zufrieden war, die wir teilweise schon aufgenommen hatten. Hier fehlte mal eine Stelle, da ein Text, woanders wollte ich noch was Neues machen. Da sagte Jan dann: “Ich auch!” Und Rod hat auf den letzten Drücker auch noch mal abgeliefert. Am Ende waren es 14 Lieder, das letzte kam einen Tag, bevor wir ins Studio sind. Für den Titelsong “Dunkel” kam das Riff von Rod per Demo. Ich dachte so: Ja, vielleicht fällt mir ja noch ein Text und eine Gesangsmelodie ein, und dann kam das tatsächlich. Am nächsten Tag habe ich zu Hause eine Strophe und einen Refrain aufgenommen und den Leuten im Studio im vorspielt. Die fanden es geil. Anschließend habe ich es Rod geschickt, der hat weitergemacht. Am Ende haben wir von den alten Songs acht ausgetauscht.

Bela B 2021 Jörg Steinmetz
Bela B 2021 (Foto: Jörg Steinmetz)

Das bedeutet ja…

Bela: Genau, wir haben ziemlich viele B-Seiten übrig. Ich habe für insgesamt 50 Lieder Schlagzeug eingespielt.

Mit Blick auf die unterschiedlichen Klangfarben, die Grundtöne der beiden Alben: War das von Anfang an geplant, war es Teil des Konzepts?

Bela: Nein.

Farin: Nee, das hat sich so ergeben, dass “Dunkel” jetzt musikalisch und auch textlich tatsächlich dunkler ist. Vielleicht haben wir uns auf Hell erst mal austoben müssen. Nach dieser langen Abwesenheit war es mehr so: “Ach, lass uns dies noch probieren! Und lass uns das mal machen!” Danach war das Gefühl eher so: “Jetzt mal mehr auf die Band gehen.” Aber das war von vornherein nicht so geplant. Es passierte organisch.

Bela: Bei “Hell” hatten wir zum ersten Mal in der Geschichte der Band die Möglichkeit, die perfekte Kopplung zu machen. Perfekt aus unserer Sicht heißt: keine Langeweile aufkommen lassen, große Unterschiede zwischen den Songs herausarbeiten. Da haben wir erst einen richtigen Rocker von einem Lied, danach gibt es für uns drei, vier Möglichkeiten, mit etwas völlig Konträrem anzuknüpfen. Das macht das Ganze zu einem vielschichtigen, abwechslungsreichen Album, das bei jedem Durchlauf noch mal neu entsteht. Die Chance hast du sonst nicht. Du nimmst ja nicht mal eben 40 Songs für ein Album auf, um anschließend die Rosinen zu picken.

Farin: Das ist eigentlich Wahnsinn.

Bela: Dadurch hatten wir quasi ein zweites Album parat. Anti zum Beispiel, der jetzt auf “Dunkel” ist, sollte auf “Hell” landen, aber wir haben ihn ganz am Ende dann doch gegen Plan B ausgetauscht, weil wir das Gefühl hatten, dass es nach acht Jahren Abstinenz der richtige Song ist, um sich bei den Fans zurückzumelden. Wohingegen “Noise” eigentlich die kalkulierteste Single seit Jahrzehnten ist. Das hat so einen typischen Ärzte-Sound.

Farin: Dit sind meine Ärzte.

Bela: Wobei es so eine Zusammenarbeit zwischen Jan und mir, bei der wir 50/50 wirklich alles teilen und auch singen, seit “Schrei nach Liebe” nicht mehr gegeben hat. Das ist schon dermaßen Richtung Erwartungshaltung, aber die Entscheidung ist auch erst vor zwei, drei Wochen gefallen.

“Jede Information, die wir herausgeben, wird total abgefeiert.”

Bela B

Wie habt ihr die Zeit nach der Veröffentlichung verbracht?

Bela: Nach “Hell” haben wir erst mal Pause gemacht, viel telefoniert und überlegt, wie wir weitermachen. Mit unseren Co-Produzenten musste ein Konzept gefunden werden. Wir sind in ein Studio in Brandenburg und haben die Aufnahmen dort fertiggestellt. In der Zeit habe ich da auch vor Ort gewohnt. Zu Hause kann ich zwar Sachen aufnehmen; mit dem guten Mikro, das ich habe, eigentlich auch Gesang. Aber ich finde es im Studio schon besser. Ich brauche…

Farin: …Feedback.

Bela: Genau, ich brauche da direkt eine Reaktion.

Stand der Zeitpunkt der Veröffentlichung fest, die Tatsache, dass es so schnell mit “Dunkel” weitergehen würde?

Farin: Das stand fest, nicht das genaue Datum, aber schon, dass es so schnell gehen würde.

Bela: Es gab zu Anfang sogar mal den Plan, beide Platten gleichzeitig herauszubringen. Schlagzeug und die ersten Basics haben wir ja schon 2019 aufgenommen, dann noch mal einen Break gemacht, weil Rod länger wegfahren wollte.

Farin: Und dann kam Corona.

Bela: Dann kam Corona, und wir haben uns entschlossen, erst einmal ein Album zu machen. Damit konnten die Presswerke und die Druckereien gut dealen. Das zweite dann ein Jahr später, war ja auch schon spektakulär genug. Erst acht Jahre weg, dann zwei Platten Schlag auf Schlag.

Wann ging es das letzte Mal so schnell?

Farin: Bei “Planet Punk” und “Le Frisur”.

Bela: Da lag sogar nur ein halbes Jahr dazwischen. Wir haben noch zwei Singles gemacht, erst sollte es eine EP werden, und dann wurde es doch ein Album.

Farin: Aus Versehen. Plumps.

Gab es von wirtschaftlicher Seite aus jemanden, der Bedenken anmeldete, dass man sich womöglich mehr Zeit lassen sollte?

Bela: Wegen dieser vagen Tour-Situation sagen die Leute, mit denen wir zusammenarbeiten, und auch unsere eigene Plattenfirma natürlich auch: Wenn jetzt die Platte kommt und wir wieder ein halbes Jahr nicht touren können, das ist vielleicht nicht so cool. Alles schwer zu sagen.

Farin: Irgendwann muss man es einfach mal machen.

In diesen Zeiten, da vieles so unwägbar ist, sicher keine schlechte Idee.

Bela: Jede Information, die wir herausgeben, wird total abgefeiert. Das ist natürlich ein Indiz dafür, wie sehr die Leute sich nach guten Nachrichten sehnen.

War darunter auch die Sehnsucht nach “Karnickelfickmusik”? Ich habe offen gestanden bei der Abkürzung im Songtitel, “KFM”, an KenFM gedacht und ein Lied über Verschwörungstheoretiker erwartet.

Farin: Nee nee, auf keinen Fall.

Ist das Wort ein Band-Joke? Ich habe das nie vorher gehört.

Farin: Nein, ich kannte das als feststehenden Begriff für diese schnelle Rumpelmusik, so von wegen: “Ihr immer mit eurer Karnickelfickmusik.” Bela kannte das auch nicht, aber für Rod und mich war das ein ganz normaler Ausdruck.

Rod: Das hat mal eine Freundin zu mir gesagt, als ich diesen melodischen Ami-Hardcore gehört habe. Das kannte ich schon seit den 90ern.

Farin: Ja, ganz genau, das ist ein alter Ausdruck. Bela dachte, ich habe mir das ausgedacht. Wir singen ja auch im ersten Song des Albums traditionell gern mal über uns, als Einleitung. Nicht auf jedem Album, aber das ist auf sehr, sehr vielen Alben der Fall, so auch diesmal. [lacht]

Beim einmaligen Durchhören gerade eben habe ich mir bei den Stücken ganz kurze Notizen gemacht. Da stehen jetzt Begriffe wie brachial, geradeaus, dunkel, “Killers-Beat”. Ein Wort, das mehrfach vorkommt: Brett.

Farin: Das klingt doch sehr gut.

Alle: [grinsen]

Vom Einstieg an dauert es bis zum Song Tristesse, der an siebter oder achter Stelle steht, bis ihr den Druck mal etwas rausnehmt. Habt ihr euch da gegenseitig angefeuert?

Farin: Nee, gar nicht. Das kam tatsächlich einfach so rum und hat mich letztlich selbst überrascht. Ich habe da ja auch Bandbreite angeboten quasi, aber da ham se jesacht, dit und dit und dit. Da dachte ich nur, okay, das sind die fetten Songs. Gerne.

Bela: Bei mir ist es schon ein bisschen länger so, eigentlich seit den 90ern, dass ich Angst habe, dass so eine gewisse Altersbehäbigkeit einsetzt. Wenn man lange zusammenspielt und wenn man besser spielt, passiert es, dass viele anfangen zu grooven und sich darin irgendwie gefallen. Ich habe das erlebt bei den Vibrators zum Beispiel, so Bands, die früher mal geil zickig waren, dann aber irgendwann komische Pubrocker wurden. Bei uns ist es jetzt der Fall, auch ohne irgendwelche Bedenken oder Gedanken an die Fans, ob das schnell genug oder zu schnell ist, dass wir uns viel besser verstehen als früher. Im Studio denkt man zuweilen langsamer, als die Songs womöglich sein sollten, weil man in einem bestimmten Groove ist. Bei “Hell” und “Dunkel” ist es aber einfach sehr gut gelaufen, was das angeht.

Farin Urlaub 2021 Joerg Steinmetz
Farin Urlaub 2021 (Foto: Joerg Steinmetz)

Offen gestanden hatte ich früher das Gefühl, dass Härte bei euch auch immer etwas Selbstreferentielles hatte. Es ging um den Spaß an der eigenen Heaviness. Diesmal kommt es mir natürlicher oder auch musikalischer vor.

Farin: Selbst wir konnten uns nicht dem Besserwerden verweigern.

Alle: [lachen schallend]

Farin: Wir haben es jahrelang versucht, aber irgendwann ging es nicht mehr anders.

Bela: Das ist doch eine prima Überschrift: Auch wir konnten uns nicht dem Besserwerden verweigern.

So sei es.

Rod: Die sympathischen Ärzte aus Berlin.

Bela: Da werden die Ärzte-Feinde aufhorchen. “Ich hab’s immer gewusst!”

Farin: “Ich hasse sie!”

Noch mal zur Länge des Albums – stand die unverrückbar fest?

Bela: Wir können das ja ruhig jetzt so sagen – es gab mal das Gespräch, ob es der Platte nicht guttun würde, wenn zwei Songs weniger drauf wären, von wegen, mit 17 Stücken wäre es eine noch bessere, noch kompaktere Platte. Da waren wir beide [zeigt auf Farin] am Telefon und haben gesagt: Und, nehmen wir was runter?

Farin: Nee.

Bela: Nee, machen wir nicht.

Farin: So weit musste erst mal kommen als Band. [lacht]

Rod: Ich hätte ja gleich ein Zehn-Song-Album vorgeschlagen.

Farin: Da wären wir ja verrückt.

Rod: Nein, danach noch ein drittes rausbringen.

Farin und Bela: Das schaffen wir auch so noch.

“Die Leute haben zurzeit andere Probleme als die Platte von irgendeiner Band.”

Rodrigo González

Habt ihr Favoriten unter diesen vielen Songs?

Farin: Wenn ich jetzt sagen würde, dieses oder jenes ist mein Lieblingslied, wäre ich zu den anderen 18 Stücken ungerecht. Jedes Lied ist immer nur ein Aspekt dieser Platte, da gibt es keinen, der überwiegen soll.

Bela: Die Zusammenarbeit hat auch echt Spaß gemacht, weil jeder mit seinem Instrument den Song noch mal entdeckt hat. Farin hat seine Meinung über Equipment, nachdem er vor vielen Jahren seine Gitarren verkauft hat, völlig geändert und war offen für Sound-Experimente, speziell auch mit alten Gitarren und Verstärkern. Irgendwann sind wir so auf die Crucianelli gekommen, einer Billo-Gitarre aus den 60ern, die einen ganz eigenen Klang hat. Ein wunderschönes Instrument, da haben wir jetzt praktisch einen Fanclub gegründet. Mit der hat er jetzt das meiste eingespielt, was wirklich schwierig ist, weil die so komische Tonabnehmer hat.

Farin: Supermikrofonisch. Wenn du dich unterhältst, dann ist das in der Gitarre drin.

Rod: Sag doch einfach Sperrmüll. [lacht]

Farin: Stimmt, das ist wirklich Sperrmüll. Eine Hertie-Caster, eine gutaussehende Hertie-Caster.

Bela: Oben Kunststoff, unten Holz.

Farin: Pressspan!

Bela: Aber die klang so speziell, dass wir die fast überall eingesetzt haben. Die klang so zwischen Power Pop und Hardcore-Sounds teilweise, was ganz Eigenes.

Farin: Ich habe unterm Strich noch nie so viele verschiedene Gitarren gespielt wie auf diesem Album. Noch nie!

Bela: Wir haben uns ganz viel über Gitarrensounds ausgetauscht, das war schön. Dunkel ist halt auch noch viel mehr eine Gitarrenplatte als “Hell”.

Farin: Yes!

Bela: Bei diesen Twang-Sounds auf Danach kamen wir irgendwann auf diesen Typen, der viel Filmmusik macht, Ry Cooder. Da gibt es eine Stelle, wo er nur einen Ton spielt, in seiner Scheune, mit einem langen Kabel, der Ton kommt erst zehn Sekunden später an, so was spielte Farin auch in der ersten Strophe. Dann machte er Pause, Rod spielte den Bass ein, schnappte sich die Gitarre und spielte in der zweiten Strophe und im zweiten Refrain seine Form vom Bottleneck ein. Das wollten wir erst noch im Booklet vermerken.

Farin: Solo 1 und Solo 2.

Bela: Ja, das haben wir dann vergessen, aber so was liebe ich. Ganz geil. Die Zusammenarbeit, ich werde nicht müde, es zu erwähnen, die war wirklich großartig.

Farin: Da müssen wir an dieser Stelle mal Philipp Hoppe erwähnen, den Philsen. Den haben wir bisher immer verschwiegen. Das ist einer von den beiden, mit denen wir das Album gemacht haben, Oliver Zülch ist der andere. Philip ist ein totaler Gitarrenfan, der hat von sich aus im Studio schon immer um die 15 Gitarren-Amps da stehen und auch seine eigene Gitarrensammlung. Dann haben wir auch noch unseren Kram mitgebracht. Also, wir hatten echt Auswahl.

Bela: Wir haben halt auch eine Sammlung zu Hause.

Farin: Meine entsteht gerade neu. Das ist lustig, ich fang wieder bei null an. Rod kommt vorbei und sagt: “Was, du hast schon wieder eine neue Gitarre?” Ich sag: “Ja, aber die ist total geil”. “Viel zu teuer, du Idiot, die kriegst du doch für 500 Euro.” [lacht]

Bela: Man muss das echt mal sagen, es gab Ärzte-Platten, zum Beispiel “Jazz ist anders”, die hast du mit zwei Gitarren eingespielt. Das waren technisch einwandfreie Geräte, die einen ganz glasklaren Sound geschickt haben, aber aus meiner Sicht nicht so viel Seele hatten. Instrumente, die so kleine Macken haben, sind cooler. Wie Jack White es schon sagte: Auf einer Gitarre, die von sich aus gut klingt, kann ja jeder was. Du musst mit deinem Instrument auch ein bisschen kämpfen. Klar sind das jetzt so nerdige Details, die aber der geneigte Hörer schon entdecken kann.

Farin: Das hat schon echt Spaß gemacht. Horses for courses, immer wieder ein neues Instrument. Da, die! Nein, die hier ist geil! War schön.

Rod 2021 Jörg Steinmetz
Rod 2021 (Foto: Jörg Steinmetz)

Von der schönen Studioarbeit zum momentan eher schwierigen Geschäft. “Verschoben auf 20222 liest sich so lapidar. Wie aufwändig und schwierig ist der Prozess dahinter?

Farin: Frag am besten mal Kiki [Ressler, Booker]. Im Ernst. Was wir dir jetzt erzählen, ist total aus dritter Hand. Wir wissen nur, dass das unfassbar viel Arbeit ist.

Bela: Ein paar Sachen können wir schon sagen. Also die Tour musste verschoben werden, wobei wir da noch gelacht haben am Anfang und dachten, wir sind ja erst im Herbst dran. Antilopengang haben ihre Tour sogar zweimal verschoben, ZSK auch, Bands also, mit denen wir wegen “True Romance” in Kontakt waren.

Farin: Wir dachten ziemlich lange, wir wären safe.

Bela: Irgendwann war es bei uns dann auch so. Erst wurde es aufs nächste Jahr verschoben, dann dehnte sich das immer weiter. Wir starten jetzt zwei Wochen früher, aber nicht, weil es mehr Shows sind, sondern weil du keine Venues mehr bekommst.

Farin: Nächstes Jahr ist alles dicht. Deutschland ist dicht, du kriegst keinen Club, keine Halle, kein Zelt.

Bela: Das ist brutal schwer.

Farin: Kiki hatte einen riesigen Aufwand.

Bela: Man spricht mit Versicherungen, die dich sonst wegen Krankheiten versichern. Die sagen dann: “Pandemie? Ist doch keine Krankheit!”

Farin: Das ist sehr unschön gerade.

Rod: Vor allem für die örtlichen Veranstalter ist es scheiße. Da kann man nur hoffen, dass die das nächste Jahr noch im Business sind.

Farin: Nicht nur die, auch die ganzen Crews. Ein Jahr lang kellnern? Ach nee, geht ja auch nicht.

Bela: Wir konnten unserer Crew für die ausgefallene Wintertour ihre halbe Gage zahlen. Ihre Hilfsanträge haben die infolgedessen zurückgezogen, weil sich das nach Steuer sonst nicht gelohnt hätte. Das heißt, die haben halb so viel bekommen, als sie verdient hätten, haben aber dieselben Unkosten. Konnten aber gleichzeitig die staatliche Hilfe nicht in Anspruch nehmen, sonst hätten sie Geld verloren. Das war nicht so cool.

Farin: An allen Ecken und Enden war es scheiße. Wie gesagt, womit wir wieder am Anfang wären: Ein Album zu veröffentlichen, ohne Feedback, ohne Fan-Chöre, das ist schon seltsam.

Bela: “Hell” ist immer noch in den Charts, steigt jetzt gerade wieder.

Farin: 20 Alben mehr verkauft, zehn Plätze hoch. Yeah!

Rod: Ein Erdbeben in den Charts.

Die Berlin-Tour durch kleinere Clubs ist dagegen wieder eine klassische Ärzte-Idee. Nach dem Motto: Irgendwann sollten wir das einfach mal machen.

Farin. Genau so war es.

Bela: Es gab vor Ewigkeiten die Idee, eine Berlin-Tour zu machen, und zwar als Support. Bei zehn verschiedenen Acts spielen wir jeweils unangekündigt das Vorprogramm. Zehnmal unterschiedliches Publikum, das hat uns daran gereizt. Aber wir haben keine Bands gefunden.

Farin: Die natürlich so: “Hey klar, wir lassen Die Ärzte vor uns spielen. Aber sicher!”

Bela: Dann gab es eine Band, da hieß es, wir sollten dafür bezahlen, aber so weit wollten wir auch nicht gehen. Am Ende waren es zwei Bands, eine englische und eine deutsche, Human League und Bonaparte. Die spielten aber ausgerechnet am selben Tag, sodass wir uns entscheiden mussten, mit wem wir es machen. Wir haben abgestimmt, mit 2:1 für Bonaparte, haben auch gespielt, und das war total geil.

Wie reagierte das Publikum?

Bela: Die sind durchgedreht. Viele waren noch draußen, als die ersten Töne kamen, und die konnten es echt nicht glauben.

Farin: Wir haben in glückliche Gesichter geguckt.

Rod: Das war so geil. Die Fans wussten, Die Ärzte spielen irgendwo. Die Beatsteaks spielten am selben Tag, das war die eine Vermutung.

Bela: Es gab so ein Fantreffen in Berlin, da gab es den Tipp, die Leute sollten über Nacht bleiben. Die Ärzte spielen irgendwo. Viele haben sich Tickets für die Beatsteaks geholt, aber wir spielten eben bei Bonaparte.

Farin: Manchmal scheitern schöne Ideen ja an der Realität, aber die Berlin-Tour wollten wir unbedingt machen.

Bela: Es gab noch Diskussionen, welche Clubs wir nehmen.

Das stelle ich mir gut vor, wenn im Booking-Büro eines kleinen Ladens das Telefon klingelt: “Hallo, hier sind Die Ärzte. Wir würden gerne bei euch spielen.”

Bela: Am meisten freue ich mich auf den Schokoladen. Das ist kaum vorstellbar, wie das gehen soll. Die Backline passt da gar nicht rein.

Farin: Entweder die Backline oder die Band, ihr müsst euch entscheiden.

Bela: Ich war da ein paar Mal zum Biertrinken, Rod hat dort schon gespielt. Man kann es sich nicht vorstellen, dass da 200 Leute reinpassen. Da bin ich sehr, sehr gespannt drauf.

Stichwort Support: Wie sieht euer Vorprogramm aus?

Farin: Die Clubshows machen wir allein, bei den Open Airs hätten wir gerne Gäste.

Bela: Das müssen wir dann klären. Wenn wir dieses Jahr spielen, ist das die erste Tour nach neun Jahren. Da wollen wir auch allein auftreten. Wir wollen die Freiheit haben, auch mal länger zu spielen und das kurzfristig zu entscheiden.

Die Fans wird das sehr freuen. Ich danke euch für das Gespräch. Wenn es so weitergeht, dann…

Rod: …sehen wir uns in einem Jahr wieder.

Farin: Oder in einem halben Jahr. Das neue Ärzte-Album, jetzt noch schneller.

 

Dave Grohl und Greg Kurstin veröffentlichen erstes Video ihrer Hanukkah Sessions 2022

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Anlässlich des jüdischen Lichterfestes, das heute beginnt, covern Dave Grohl und Greg Kurstin mittlerweile zum dritten Mal acht Songs von jüdischen Künstler:innen an acht Tagen – also für jeden Abend des Festes einen Song. Die Songs für dieses Jahr wurden bereits anfang des Monats während einer geheimen Show in Los Angeles aufgenommen, bei der Grohl und Kurstin sogar neun Songs vor einem Live-Publikum aufführten. Die Show wurde von Komiker und Regisseur Judd Apatow (“Jungfrau (40), männlich, sucht…”, “The King Of Staten Island”) moderiert, der den beiden auch am Mikrofon für ihre Coverserie zur Seite stand.

Apatow ist auch im ersten Video der Reihe zur Coverversion von “Spinning Wheel” von der Jazzrock-Band Blood, Sweat & Tears mit einer gewollt holprigen Gesangsperformance zu sehen. Zu den kommenden Gästen der Reihe gehören Beck, Tenacious D, Yeah Yeah Yeahs-Frontfrau Karen O, Pink, Singer/Songwriterin Inara George und Grohls Tochter Violet.

Grohl und Kurstin präsentieren ihre Hanukkah Sessions erstmals 2020 in Kurstins Heimstudio mit Songs von den Beastie Boys, Drake, Peaches, Mountain, Bob Dylan, Elastica, The Knack und The Velvet Underground. 2021 kehrte die Serie mit Coverversionen von Lisa Loeb, Billy Joel, Van Halen, Barry Manilow, Ramones, Amy Winehouse, The Clash und Kiss zurück.

Video: The Hanukkah Sessions 2022: Night One

Newsflash (Donots, Jane’s Addiction, Children Of Bodom u.a.)

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+++ Die Donots haben ihre neue Single “Auf sie mit Gebrüll” mit Video veröffentlicht. Das wurde während ihrer beiden “Grand Münster Slam”-Konzerte vor knapp drei Wochen gedreht und unterlegt den krachigen Punk-Song mit dynamischen Live-Bildern. “Auf sie mit Gebrüll” ist auch der Opener des neuen Donots-Albuns “Heute ist ein guter Tag”, das am 3. Februar erscheint. Vorab waren bereits die Songs “Augen sehen” und “Hey Ralph” als Doppelsingle erschienen. Außerdem gehen die Ibbenbürener im Frühjahr auf Tour, als Support haben sie Akne Kid Joe und Montreal dabei. Das Album und Tickets für die Tour können im Bandshop bestellt werden.

Video: Donots – “Auf sie mit Gebrüll”

VISIONS empfiehlt:
Donots

20.04. Karlsruhe – Substage
21.04. München – Backstage
22.04. Wiesbaden – Schlachthof (mittags)
22.04. Wiesbaden – Schlachthof (abends)
27.04. Köln – E-Werk
28.04. Hamburg – Edel-optics.de Arena
29.04. Berlin – Columbiahalle
01.11. Prag – Rock Café
02.11. Wien – Arena
04.11. Zürich – Dynamo
29.11. Leipzig – Werk 2

+++ Jane’s Addiction waren gemeinsam im Studio. Während der Sessions haben sie laut einem Bericht von The PRP auch schon drei neue Songs aufgenommen – bisher allerdings ohne Gitarrenspur, da Gitarrist Dave Navarro weiterhin mit seiner Long-Covid-Erkrankung zu kämpfen hat. Diese sorgte zuletzt dafür, dass er an der Nordamerika-Tour gemeinsam mit den Smashing Pumpkins nicht teilnehmen konnte. Als Vertretung agierten auf der Tour unter anderem Queens Of The Stone Age-Gitarrist Troy Van Leeuwen und der ehemalige Red Hot Chili Peppers-Gitarrist Josh Klinghoffer. Unklar ist auch, ob Navarro dazu in der Lage sein wird die neuen Songs im Studio einzuspielen, oder ob eine seiner Live-Vertretungen ihn vorerst ersetzen muss. Frontmann Perry Farrell äußerte sich diesbezüglich bereits in einem Interview mit Altpress: “Ich weiß nicht, wer am Ende die Gitarrenspuren aufnehmen wird, aber ich würde gerne sehen, dass Dave, Troy, Josh und Daniel mitmachen – all die Jungs, die auf der Tour wirklich durchgehalten haben.” Erneut wieder mit dabei im Studio war allerdings Bassist Eric Avery, der seit August wieder als Teil der Band tätig ist. Das letzte Studioalbum von Jane’s Addiction, “The Great Escape Artist”, erschien 2011.

+++ Children Of Bodom haben ein Live-Album ihres letzten Konzerts angekündigt. Am 15. Dezember 2019 spielten die finnische Melodic-Death-Metal-Band ihre letzte Show in Helsinki, knapp ein Jahr später verstarb Gitarrist Alex Laiho. Die verbliebenen Bandmitglieder kündigten nun eine Veröffentlichung des letzten Konzerts für 2023 an und baten die Fans um Mithilfe: sie sollen ihre liebsten bandbezogenen Erinnerungen teilen und haben damit die Chance ein Teil der Veröffentlichung zu werden. Weitere Informationen zum Album sollen noch folgen.

Facebook-Post: Children Of Bodom kündigen Livealbum an

+++ Metallica haben einen Rechtsstreit gegen die Versicherung Lloyd’s Of London verloren. Im Juni 2021 reichte die Gruppe eine Klage gegen die Versicherungsgruppe ein, weil diese sich weigerte, für die Verluste aufzukommen, die die Band durch die coronabedingt Absage ihrer Südamerika-Tour erlitten hatte. Die Band behauptete, eine Versicherung für den Fall einer Tour-Absage zu besitzen. Lloyd’s Of London beriefen sich aber darauf, dass Metallica keinerlei Versicherungen gegenüber übertragbaren Krankheiten abgeschlossen hätten. Eine kalifornische Richterin entschied nun für die Versicherungsgruppe. Sie stimmte der Versicherungsgesellschaft zu, dass “die Reisebeschränkungen, die zur Absage der Konzerte führten, eine direkte Reaktion auf die aufkeimende COVID-19-Pandemie war”. Metallica kündigten erst vor kurzem ihr neues Album”72 Seasons” an.

+++ Empire State Bastard haben ihr erstes Konzert angekündigt. Das neue Nebenprojekt von Biffy Clyro-Sänger Simon Neil und Live-Gitarrist Mike Vennart wird demnach sein Live-Debüt beim Hellfest 2023 in Frankreich geben. Neil sprach bereits mit dem NME über das neue Projekt. “Ehrlich gesagt ist das das Einzige, was mir hilft, wenn ich nicht auf Tournee bin – einfach zu wissen, dass ich das Jahr damit verbringen kann, neue Musik zu machen”, so Neil zum Grindcore-Extrem-Metal-Projekt. Obwohl er die Aussicht auf ein selbstbetiteltes Album gab, bestätigte kein Releasedatum von Empire State Bastard. Empire State Bastard werden am letzten Abend des Festivals spielen. Darüber hinaus bestätigte das Festival schon Metal-Größen wie Kiss, Slipknot und Mötley Crüe. Das Festival ist allerdings schon ausverkauft.

Tweet: Empire State Bastard bestätigen Debüt-Konzert auf dem Hellfest

+++ Erik Cohen hat den neuen Song “Gelsenkirchener Barock” veröffentlicht. Der Song ist nach “Reeperbahn” bereits die zweite Vorabsingle zum neuen Album “True Blue”, das am 31.März erscheint. Das Album kann in verschiedenen Varianten vorbestellt werden. Der Kieler geht im nächsten Jahr außerdem auf Tour, Tickets gibt es unter anderem bei Eventim.

Stream: Erik Cohen – “Gelsenkirchener Barock”

Cover & Tracklist: Erik Cohen – “True Blue”

01. “Gelsenkirchener Barock”
02. “Club Pinasse”
03. “Reeperbahn”
04. “Diamant”
05. “Trucker”
06. “Malaria”
07. “Niemals Allein”
08. “Orion”
09. “Blinder Passagier”
10. “True Blue”

Live: Erik Cohen – True Blue Tour 2023

28.04. Kiel – Die Pumpe
07.09. Frankfurt – Nachtleben
08.09. München – Backstage Halle
09.09. Leipzig – Naumanns (Felsenkeller)
29.09. Hannover – Béi Chéz Heinz
30.09. Berlin – Cassiopeia
27.10. Münster – Sputnik Café
28.10. Köln – Gebäude 9
09.12. Hamburg – Logo

+++ The Baboon Show haben eine neue Single geteilt. “God Bless You All” ist Teil des gleichnamigen Albums der schwedischen Punks, das 13. Januar via Kidnap erscheint. Zuvor hatten sie bereits den Song “Made Up My Mind” veröffentlicht. Die Band geht im nächsten Jahr außerdem auf Tour, Tickets und das Album können im Bandshop vorbestellt werden.

Video: The Baboon Show – “God Bless You All”

VISIONS empfiehlt:
The Baboon Show

29.03. Zürich – Dynamo
30.03. Wien – Arena
18.04. Hamburg – Markthalle
19.04. Berlin – Astra Kulturhaus
20.04. Köln – Live Music Hall
21.04. Wiesbaden – Schlachthof
22.04. Leipzig – Felsenkeller

+++ Billy Zach haben ein Lyric-Video zur neuen Single “Don’t Belong” veröffentlicht. Der Song besticht mit 90’s-Rock-Attitüde und ist die zweite Vorabsingle aus dem neuen Album des Hamburger Post-Punk-Quartetts. “A Momentary Bliss erscheint am 27. Januar über La Pochette Surprise, zuvor hatten Billy Zach bereits die Single “No Progression” veröffentlicht. Das Album kann im Labelshop vorbestellt werden.

Video: Billy Zach – “Don’t Belong”

+++ Auch Bikini Beach haben eine neue Single veröffentlicht. “King Ueli” ist nach “Traffic Lights” der zweite Vorgeschmack auf das kommende Album der Garagepunks “Appetizer”, das am 10. Februar über La Pochette Surprise erscheint. Das Album kann vorbestellt werden.

Video: Bikini Beach – “King Ueli”

Draußen! Die Alben der Woche

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Platte der Woche: Circa Survive – “Two Dreams”

shitneybeers

Das Comeback-Album von Circa Survive wird zum Schwanengesang. Umso tragischer, dass sie sich ausgerechnet hier so abwechslungsreich wie nie zuvor präsentieren. Während Anthony Green seinen Kampf gegen Heroin und psychische Probleme besingt, setzt die Post-Hardcore-Band auf hämmernde Synthesizer und flächige Gitarren, drehen dabei ihren Output um ein paar Grad zurück. Ein gelungener – hoffentlich nur vorläufiger – Abschied.

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Album-Stream: Circa Survive – “Two Dreams”


INVSN – “How Far Have We Fallen” (EP)

Die schwedischen Post-Punks legen kurz nach ihrem Album noch eine EP nach. Mit “How Far Have We Fallen” hat die Band um Dennis Lyxzén bewusste keine Studioschnipsel zusammengetragen, sondern präsentiert fünf melancholisch, ruhige Songs die den rebellischen Geist und die soziale Gerechtigkeit der Band besingen.


Mos Generator – “Time // Wounds”

Das Stoner-Trio scheint nach über zwei Jahrzehnten und zehn Alben eine gewisse Milde für sich entdeckt zu haben. Ihre Energie haben sie dabei aber nicht verloren: Mos Generator flirten mal mit dem Progressive Rock, mal mit psychedelischen Momenten und mal mit dem Classic-Rock. Der Funke springt dabei aber nicht über.

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Our Loss is Total – “I”

Was passiert wenn sich Teile von Heaven Shall Burn und Neaera zusammentun, um ein Black-Metal-Epos in vier Akten aufzunehmen? Die Antwort liefern Our Loss Is Total auf ihrem Debütalbum. Textlich geht es der Menschheit an den Kragen, während die Songs musikalisch wie ein Sturm über das Land fegen und Verwüstung hinterlassen.

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The Sound Of Animals Fighting – “Apeshit” (EP)

Auch mit nur vier Songs haben The Sound Of Animal Fighting dennoch ihren Genre-Mix spezialisiert. Nach 14 Jahren Pause kehrt das maskierte Kollektiv um Circa Survive-Sänger Anthony Green mit großen Schritten wieder in den musikalischen Vordergrund. Ob Prog-Hymne oder Electro-Beats, alles ist ein wenig vertreten.

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Bloodclot – “Souls” (EP)

Trotz endlosen Rechtsstreits mit seiner Ex-Band Cro-Mags, hat John Joseph immer noch Bock auf metallischen Hardcore. “Souls” ist die erste Veröffentlichung von seinem ehemaligen Seitenprojekt Bloodclot seit fünf Jahren, auf der er sich der 60-Jährige wie immer kampflustig gibt.


Spotify-Playlist: Draußen! Die Alben der Woche


Newsflash (Deftones, Amenra, Highfield Festival u.a.)

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+++ Die Deftones arbeiten an neuer Musik. Das bestätigte Frontmann Chino Moreno in einem Interview mit Noise11.com. Weit fortgeschritten scheinen die Arbeiten jedoch noch nicht zu sein: “Wir arbeiten gerade an neuer Musik – die Jungs zumindest im Moment. Wir haben ein paar sporadische Shows in den nächsten paar Jahren, oder im nächsten Jahr oder so, was auch immer. Aber im Großen und Ganzen schalten wir einfach ab und nehmen uns eine Auszeit.” Benannte Auszeit nutzt die Band aktiv: Moreno veröffentlichte erste vergangenen Freitag ein neues Album mit Crosses (†††). Hinweise auf die Arbeit an neuem Material gibt die Band momentan wieder häufiger, zuletzt im August Gitarrist Stephen Carpenter in einem Interview. Ihr aktuelles Album “Ohms” erschien 2020. Anfang des Jahres gaben die Deftones bekannt, dass sie sich von ihrem langjährigen Bassisten Sergio Vega getrennt haben. Vega wurde durch Fred Sablan ersetzt.

+++ Amenra haben ein neues Video zu einem ihrer Townes-Van-Zandt-Cover veröffentlicht. Die ruhige Interpretation von “Black Crow Blues” singt Frontmann Colin H. Van Eeckhout in einer Lagerhalle, begleitet durch die Akustikgitarre von Lennart Bossu. Die belgischen Post-Metaller spielten schon in einer ähnlich bedächtigen Version ein ganzes Set mit Townes-Van-Zandt-Cover-Songs in einer Kirche. “‘Black Crow Blues’ war einer der ersten TVZ-Songs, die wir je hörten, und er weckte in uns den Wunsch, seine Arbeit weiter zu erforschen”, sagte Bossu. Van Eeckhout fügt noch hinzu: “Als ich den Song zum ersten Mal hörte, wusste ich, dass er bei meiner Beerdigung gespielt werden muss. Manche Songs treffen einfach ins Schwarze.” Zusammen mit Marissa Nadler und Cave In entstand ein komplettes Cover-Album, wobei jede Künstler:in drei Songs coverte. Das Album ist im April phyisch erschienen und kann im Labelshop in unterschiedlichen Ausführungen bestellt werden.

Video: Amenra covern Townes Van Zandts “Black Crow Blues”

Cover & Tracklist: Amenra, Cave In & Marissa Nadler – “Songs Of Townes Van Zandt Vol III”

Songs of Townes van Zandt Vol III

01. “Quicksilver Daydreams Of Maria” – Marissa Nadler
02. “Black Crow Blues” – Amenra
03. “Nothin'” – Cave In
04. “Kathleen” – Amenra
05. “The Hole” – Cave In
06. “Flyin’ Shoes” – Amenra
07. “Sad Cinderella” – Marissa Nadler
08. “At My Window” – Cave In
09. “None But The Rain” – Marissa Nadler

+++ Das Highfield Festival hat eine zweite Bandwelle angekündigt. Neu im Line-up mit sind unter anderem K.I.Z., Von Wegen Lisbeth und Giant Rooks. Auch Enter Shikari und Nothing But Thieves treten im nächsten Jahr am Störmthaler See in der Nähe von Leipzig auf. Nach dem erfolgreichen Neustart des Festivals in diesem Jahr findet das Highfield vom 18. bis 20. August 2023 statt, Tickets gibt es online.

Instagram-Beitrag: Highfield Festival kündigt die zweite Bandwelle an

+++ Fleet Foxes haben eine Welt-Tournee angekündigt. Die Tour führt ab dem 27. Juni durch Nordamerika, Großbritannien und Europa. Eine Show wird auch in Berlin stattfinden, wo die Amerikaner ihr aktuelles Studioalbum “Shore” präsentieren. Der Vorverkauf der Tickes startet am kommenden Freitag. Dazu veröffentlichte die Band einen zweistündigen Live-Mitschnitt von einem ihrer Konzerte aus Boston.

Video: Fleet Foxes – “Live on Boston Harbor”

Live: Fleet Foxes

09.09. Amsterdam – Paradiso
11.09. Berlin – Columbiahalle

+++ The Exploited-Frontmann Wattie Buchan ist während eines Auftritts zusammengebrochen. Buchan wurde mit Verdacht auf einen Herzinfarkt in ein Krankenhaus eingeliefert, nachdem er gegen Ende des Sets seiner Punkband in Kolumbien auf der Bühne zusammenbrach. Kurz nach dem Auftritt konnte die Band allerdings schon Entwarnung geben und beteuerte, dass es Buchan den Umständen entsprechend gut ginge. Auf Anraten eines Doktors sagten The Exploited dennoch die restlichen Termine ihrer Tour ab. Bereits 2014 erlitt Buchan einen Herzinfarkt auf der Bühne.

Video: The Exploited Sänger bricht auf der Bühne zusammen

+++ Narrow Head haben ein Video zur Single “Gearhead” veröffentlicht. Frontmann Jacob Duarte beschreibt den Song als den optimalen Narrow-Head-Song: “Das ist genau die Art Song, die ich immer schreiben wollte. Ein Hardcore-Song mit einer eingängigen Hook. Wenn du jemals jemandem den Sound unserer Band beschreiben solltest, starte mit diesem Song.” Die texanische Shoegaze-Grunge-Band veröffentlicht am 10. Februar ihr neues Album “Moments Of Clarity” via Run For Cover, die gleichnamige Single erschien bereits Anfang November. Das Album kann im Labelshop vorbestellt werden.

Video: Narrow Head – “Gearhead”

+++ Venomous Concept haben die neue Single “Timeline” ausgekoppelt. Von dem kommenden Album “The Good Ship Lollipop” präsentierte die Band schon den Song “Voices”. Die Band um den ehemaligen Brutal Truth-Sänger Kevin Sharp, Ex-Cancer-Schlagzeuger Carl Stokes, Shane Embury und John Cooke von Napalm Death veröffentlicht das Album am 24. Februar bei Decibel. Für den US-Markt werden mehrere unterschiedliche Vinylpressungen zur Verfügung gestellt, der europäische Markt muss sich mit klassisch-schwarzem Vinyl zufrieden geben.

Video: Venomous Concept – “Timeline”

+++ LCD Soundsystem haben eine Hommage an den verstorbenen Komponisten Angelo Badalamenti gespielt. Badalamenti verstarb vergangene Woche im Alter von 85 Jahren und komponierte zu seiner Lebenszeit zahlreiche Film- und Seriensoundtracks, unter anderem den der Fernsehserie “Twin Peaks”. LCD Soundsystem bauten während ihrer Show in New York am Dienstagabend einen Teil des Songs “Falling” in ihren eigenen Song “New York, I Love You But You’re Bringing Me Down” ein. Im September veröffentlichten die Dance-Punks zuletzt die Single “New Body Rhumba”, die Teil des Soundtracks zum Netflix-Film “White Noise” ist.

LCD Soundsystem spielen eine Hommage in Gedenken an Angelo Badalamenti

+++ Hundred Reasons haben die Single “The Old School Way” geteilt. Thematisch handelt der Song davon Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen: “Ich kenne jemanden, der nie die Verantwortung für seine Fehler übernimmt, und es ist immer die Schuld von jemand anderem und nicht von ihm selbst”, so Frontmann Colin Doran. “Diese Leute weichen dann dem Thema oder der Person, der Unrecht getan wurde, aus, um zu vermeiden, dass sie tatsächlich zur Rede gestellt werden, während sie vielleicht bestimmte Wege nicht einschlagen würden, wenn sie einfach zugeben würden, dass sie von vornherein schrecklich gehandelt haben.” Der Song ist bereits der dritte Vorgeschmack auf das neue Album der Briten, “Glorious Sunset”, das am 24. Februar erscheint und das erste Album der Band seit 15 Jahren ist. Vorab erschienen bisher die Singles “Glorious Sunset” und erst letzte Woche “New Glasses”. Das Album kann vorbestellt werden.

Stream: Hundred Reasons – “The Old School Way”

+++ Chubby And The Gang haben einen weiteren Song ihrer Weihnachts-EP “Chubby And The Gang Presents: A Christmas Extravaganza” veröffentlicht. Bereits Anfang Dezember hatte die Londoner Punk-Band “Violent Night (A Christmas Tale)” geteilt, die B-Seite der EP, “Red Rag To A Bull”, folgte nun. Die EP kann als Flexidisc im Bandshop bestellt werden. Anfang des Jahres veröffentlichten Chubby And The Gang zuletzt die EP “Labour Of Love”

Video: Chubby And The Gang – “Red Rag To A Bull”

+++ Das Lalbel Punk Rock Vinyl hat das Compilation-Album “Punk Rock Vinyl Vol.1” angekündigt. Insgesamt 18 teils unveröffentlichte Songs von unter anderem NOFX, DFL, Lightyear, Beach Rats und Codefendants sind auf der Platte zu finden. Die Compilation erscheint im März ist online als limitierte Vinyl oder Kassette bestellbar.

Instagram-Beitrag: Punk Rock Vinyl Vol.1

Mit George Pettit von Alexisonfire

Wo und wann hast du es gekauft?

Es war ein schönes Geschenk von meinem Bandkollegen, Tätowierer und Freund, Franz Stefanek.

Was bedeutet die Band auf dem Shirt für dich?

Spacemen 3 ist für mich eine nahezu perfekte Band. Sie knirschen auf die bestmögliche Art und Weise. Manchmal wunderschön, manchmal erdrückend. Sie haben einen Hauch von Gefahr und Rücksichtslosigkeit, wie es vielen modernen Bands fehlt.

Gibt es eine persönliche Geschichte zu diesem Shirt/Band?

Franz ist der Typ, der dich in einem Restaurant sieht und dein ganzes Essen kauft, ohne es dir zu sagen. Einmal, zu seinem Geburtstag, habe ich ihm einen Ghillie-Anzug geschenkt. Zu meinem Geburtstag in diesem Jahr schenkte er mir ein selbstgemachtes Spanish-Fizz-Cocktail-Set. Ich will damit nur sagen, dass Franz einer dieser tollen Freunde ist, mit denen man gerne Geschenke austauscht. Wenn du mit einem deutschen Tätowierer befreundet bist, schenkt er dir wahrscheinlich ein Spacemen-3-T-Shirt.

Welche Bedeutung haben Bandshirts für dich generell?

Bandshirts sind eine persönliche Vorliebe. Wenn du deinen Musikgeschmack kundtun willst, ist das dein gutes Recht. Ich denke, es macht irgendwie Spaß, die Flagge einer obskuren Band zu zeigen und zu sehen, welcher Spinner auf dich zukommt und sagt: “Hey, nettes Shirt.”

 

Mission Ready Festival kündigt weitere Headliner für 2023 an

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Anfang November konnte das Mission Ready Festival mit der ersten Bandwelle bereits Vorfreude auf 2023 verbreiten: Mit unter anderem den Ska-Punks Sondaschule, Dog Eat Dog und The Flatliners verspricht das Festival Anfang Juli verschiedenste Acts aus Punk-, Hardcore- und Ska-Szene auf den Flugplatz Würzburg-Giebelstadt zu bringen.

Mit den neuesten Ankündigungen setzt das Festival nun noch einige Fan-Lieblinge obendrauf: Hatebreed und The Interrupters beehren das Mission Ready im nächsten Jahr. Letztere veröffentlichten im August ihr neuestes Album “In The Wild”, in dem Frontfrau Aimee Allen verschiedene Traumata ihrer Vergangenheit verarbeitet. Außerdem neu im Line-up dabei sind die Schweinfurter Scallwags als Lokalmatadore. Der finale Headliner soll laut den Veranstalter:innen am 1. Februar folgen.

2020 und 2021 musste das Mission Ready coronabedingt ausfallen, in diesem Jahr folgte dann die Absage durch enorm gestiegene Produktionskosten und Personalmangel. Im nächsten Jahr soll es aber wieder weitergehen und das an gleich zwei Tagen: Am 30. Juli startet das Festival bereits mit einer Pre-Party auf dem ehemaligen Kasernengelände. Gekaufte Tickets aus den Vorjahren bleiben weiterhin gültig. Festival- und Campingtickets gibt es in der aktuellen Preisstufe ab 70€ auf der Festivalwebseite.

Instagram-Beitrag: Mission Ready Festival kündigt The Interrupters an

VISIONS empfiehlt:
Mission Ready Festival

01.07. Flugplatz Würzburg-Giebelstadt

Newsflash (Porcupine Tree, Quicksand, The Smile u.a.)

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+++ Porcupine Tree haben eine Reissue von ihrem Album “Deadwing” (2005) angekündigt. Das Bundle erscheint als gebundene Buchausgabe und umfasst drei CDs sowie eine Blu-Ray mit Musik- und Konzertaufnahmen der Band. Darin enthalten sind auch Aufnahmen aus einem Konzert im Rockpalast, eine “Deadwing”-Making-of-Dokumentation sowie eine remasterte Version des Albums von Frontmann Steven Wilson selbst. Es kann beim Indie-Label Burning Shed vorbestellt werden und erscheint am 3. März. Die Briten veröffentlichten dieses Jahr ihr neuestes Album “Closure/Continuation”, zwölf Jahre nach “The Incident”.

Trailer: Porcupine Tree – “Deadwing” (Deluxe Edition)

+++ Quicksand haben eine Song von Dub-Legende Lee “Scratch” Perry geremixt. Dieser ist Teil des Remix-Albums “Remix The Universe”, auf dem überarbeitete Songs des letzten Albums von Perry enthalten sind. “Lee “Scratch” Perry’s Guide To The Universe” (2021) entstand in Zusammenarbeit mit der kanadischen Drone-Metal-Band New Age Doom. Der jamaikanische Musikproduzent Perry gilt als Pionier der Dub-Musik und verstarb letztes Jahr im Alter von 85 Jahren. Das kommende Remixalbum kann vorbestellt werden und enthalt neben Remixen von Quicksand auch Beiträge von Mitgliedern von Glassjaw und Team Sleep.

Video: New Age Doom & Lee “Scratch” Perry – “Holy Dub (Hallowed Be Thy Name)” – Quicksand Remix

Cover & Tracklist: New Age Doom – “Remix The Universe”

Remix The Universe

01. “Conquer the Sin (Raising of Lazarus Edit)” – Daryl Palumbo
02. “Life is an Experiment (Kismet and Karma Version)” – Child Of
03. “Holy Wings (Righteous Love Mix)” – Cola Wars
04. “Step in Space (A Big Step for Bass)” – Benedicte Pierleoni
05. “Step in Space (The Space Version)” – Tuvaband
06. “Fly in the World (Dub Love Version)” – Kevvy
07. “Holy Dub (12 Bit Armageddon)” – CrookOne
08. “Holy Dub (Hallowed Be Thy Name)” – Quicksand
09. “Holy Dub (Hallowed Be Thy Name Single Version)” – Quicksand
10. “Holy Wings (Nico Y Lrel’s 3 a.m. in Sabaneta Mix)” – Nick Hook
11. “Step in Space (BLKJKSSNDSYSTM)” – BLK JKS
12. “Conquer the Sin (Hard Repent)” – Nick Reinhart
13. “Life is an Experiment (Cloud Climber Version)” – Andy Morin
14. “Life is an Experiment (Cloud Climber Single Version)” – Andy Morin

+++ The Smile haben die Live-EP “Live At Montreux Jazz Festival” veröffentlicht. Ihr Auftritt wurde digital auf Streamingplattformen veröffentlicht und zeigt die Performance der Band beim diesjährigen Montreux Jazz Festival. Für 48 Stunden ist der Auftritt momentan außerdem auf Youtube verfügbar. Dort gibt es unter anderem auch den neuen Song “Bending Hectic” zu hören, der nicht als Teil der Audio-Veröffentlichungen releast wurde. Die Artrock-Band um die Radiohead-Mitglieder Thom Yorke und Jonny Greenwood hatte im Mai ihr Debütalbum “A Light For Attracting Attention” veröffentlicht.

Video: The Smile – Live At Montreux Jazz Festival

+++ Bad Brains wurden mit einem Wandgemälde in New York City geehrt. In Downtown Manhattan verewigten Künstler:innen des Lisa Projects die legendäre Hardcore-Band mit nachgemalten Fotocollagen an einer Backsteinwand. Die ursprünglichen Fotos stammen von Glen E. Friedman. Bad Brains legten erst vor kurzem ihre gesamte Diskografie neu auf.

Instagram-Post: Die Bad Brains werden in den Straßen New Yorks verewigt

+++ Greg Puciato hat ein Livealbum angekündigt. “11/11/22” erscheint am 20. Dezember via Federal Prisoner und beinhaltet Aufnahmen der ersten Live-Solo-Performance des ehemaligen The Dillinger Escape Plan-Frontmanns. Besagte Show spielte er am 11. November in Los Angeles. “Man hat nicht viele erste Shows. Und die Möglichkeit zu haben diese richtig zu dokumentieren und hochwertige Audio- und Videoaufnahmen zu bekommen”, so Puciato zum Release. “Ich wollte es nicht bereuen das nicht getan zu haben. Es wird toll sein in 100 oder auch nur fünf Shows darauf zurückzuschauen und zu schauen, wie sich die Live-Versionen dieser Songs weiterentwickelt haben.” Das Album wird digital und physisch vorerst exklusiv über Bandcamp verfügbar sein, einen ersten Vorgeschmack in Form von “Deep Set” gibt es bereits auf Youtube. Sein neuestes Album “Mirrorcell” veröffentlichte Puciato im Juli.

Video: Greg Puciato – “Deep Set” – Live

Cover & Tracklist: Greg Puciato – “11/11/22”

01. “No More Lives To Go”
02. “Deep Set”
03. “Lowered”
04. “Do You Need Me To Remind You?”
05. “Absence As A Presence”
06. “Never Wanted That”
07. “Down When I’m Not”
08. “All Waves To Nothing”
09. “A Pair Of Questions”
10. “Evacuation”
11. “September City”

+++ Psychonaut haben ein Video zum Song “Hope” veröffentlicht. Der Song ist Teil des neuesten Albums der Melodic-Post-Metal-Band, “Violate Consensus Reality”, das am 28. Oktober via Pelagic erschienen ist. Im Video zu der Post-Metal-Ballade präsentiert die französische Tänzerin Alice Small eine Tanzchoreographie. Das neue Album der Belgier kann noch bei Bandcamp bestellt werden.

Video: Psychonaut – “Hope”

+++ Herb Deutsch ist gestorben. Deutsch war bekannt als Miterfinder des Moog-Synthesizers, den er gemeinsam mit Bob Moog in den 1960ern auf den Markt brachte. Am 9. Dezember verstarb Deutsch nun im Alter von 90 Jahren. In einem Statement der Bob Moog Foundation, betonte die Vereinigung noch einmal die Bedeutsamkeit von Deutschers Arbeit an dem Synthesizer: “Es gibt niemanden, der für das Erbe von Moog wichtiger ist als Herb. Seine tiefe Kreativität, Neugier, Intelligenz und sein Streben nach musikalischen Grenzen veranlassten Bob Moog, den ersten Moog-Synthesizer unter Herbs unschätzbarer Anleitung und Mitarbeit zu entwickeln”. Der Moog-Synthesizer galt als der erste kommerzielle Synthesizer seiner Art, der mit seiner geringen Größe und dem günstigen Preis für damalige Verhältnisse überzeugte.

+++ Mike Patton hat sich am vergangenen Wochenende mit einer Drohne angelegt. Auf dem Knotfest in Chile spielte er mit Mr. Bungle. Dabei näherte sich der Bühne eine Video-Drohne des Festivals. Patton bemerkt sie und zeigt ihr zunächst den Mittelfinger, bevor er einen “besseren” Plan austüftelte. Mit Handzeichen lotste er sie näher bevor er mit seinem Mikrofon versuchte sie auszuschalten. Nicht nur aus der Sicht der Drohne ist das Material äußert komisch, ein Fan filmte auch aus der Menge die Situation. Die gute Nachricht: Patton spielt nach langer Bühnenabstinenz aufgrund mentaler Probleme wieder Shows!

Video: Mike Patton VS. Drohne

Video: Mike Pattons Auseinandersetzung mit Technik

Vorschau: 66 Alben, auf die wir uns 2023 freuen

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SICHERE SACHEN

01. Guided By Voices – “La La Land” (VÖ: 20.01.): Seit ihrer zweiten Reunion im Jahr 2016 sind Guided By Voices außerordentlich produktiv: Satte 15 Alben haben die Indierocker aus Dayton, Ohio seitdem veröffentlicht, 2020 erschienen drei Stück, 2021 zwei, 2022 wieder drei – und 2023 beginnt direkt mit einer weiteren neuen Platte von Mastermind Robert Pollard und Co.

02. We Are Scientists – “Lobes” (VÖ: 20.01.): Die in Berkeley, Kalifornien gegründeten und mittlerweile in New York beheimateten We Are Scientists sind offenbar relativ unbeschadet durch die Pandemie gekommen – zumindest legte das im Oktober 2021 der beschwingte und tanzbare Indierock ihres neuen Albums “Huffy” nahe. Und auch die Singles “Operator Error” und “Less From You” als Vorboten auf die nächste Platte zeigen sich lebensfroh und energiegeladen.

03. Fucked Up – “One Day” (VÖ: 27.01.): Schade, dass mit Ben Cook einer der drei talentierten Fucked Up-Gitarristen 2021 die Band verlassen hat. Geschadet hat es den Kanadier:innen offenbar glücklicherweise nicht sehr: Die ersten neuen Songs “One Day” und “Found” knüpfen gleichermaßen an die furiose Energie des Band-Klassikers “David Comes To Life” (2011) und das jüngste, stilistisch breit aufgestellte “Dose Your Dreams” (2018) an. Erstmals seit über zehn Jahren hat auch Sänger Damian Abraham wieder Songtexte beigesteuert, zudem hat sich die Band mit einem “alles in 24 Stunden einspielen”-Konzept selbst erfolgreich herausgefordert.


Überraschend haben Metallica ein neues Album angekündigt. (Foto: Tim Saccenti)

04. Pascow – “Sieben” (VÖ: 27.01.): Nach ihrem Killer-Album “Diene der Party” (2014) hatten sich die rheinland-pfälzischen Punks Pascow mit dem Nachfolger “Jade” (2019) musikalisch stellenweise auch über ihr Genre hinausgewagt. Erfolgreiche Weiterentwicklung steht offenbar auch mit “Sieben” wieder ins Haus – die Leadsingle “Himmelhunde” versucht sich kurz gelungen am Metal, “Königreiche im Winter” serviert souveränen Coming-of-Age-Storytelling-Punkrock mit weiblichem Gastgesang.

05. DeWolff – “Love, Death & In Between” (VÖ: 03.02.): Dass die niederländischen Psych-Bluesrocker Vintage-Freaks sind, ist nicht neu. Für ihr neues Album aber haben DeWolff noch einen draufgelegt: Sämtliche Arbeiten an der Platte fanden analog statt, die Songs wurden zudem am Stück ohne Overdubs direkt aufs Band eingespielt. Das ansprechende Ergebnis kann man sich unter anderem in Form der souligen Vorabsingle “Heart Stopping Kind Of Show” bereits anhören.

06. Donots – “Heut ist ein guter Tag” (VÖ: 03.02.): Den Opener-Slot auf der Hauptbühne bei Rock am Ring 2022 nutzten die Donots Anfang Juni auch, um ihr neues Album und die zugehörige Tour anzukündigen. Spätestens seit der Doppelsingle “Augen sehen” und “Hey Ralph” besteht kein Zweifel: Die Band will den Albumtitel mit groß gedachtem, lebensbejahendem Festival-Punkrock wahr machen.

07. In Flames – “Foregone” (VÖ: 10.02.): Die schwedischen Melodic-Death-Metal-Granden hatten schon im März in den sozialen Medien wissen lassen, dass die Aufnahmen zu ihrem 14. Album sich dem Ende zuneigen würden. Und nach der ersten Single “State Of Slow Decay” und den folgenden Stücken “The Great Deceiver” sowie “Foregone Pt. 1” und “Foregone Pt. 2” ist mittlerweile auch klar, dass In Flames sich mit dem neuen Album wieder einen Tick auf ihre Melodic-Death-Wurzeln besinnen, ohne die poppigen Akzente jüngerer Jahre zu vernachlässigen.


Eine “sehr sichere Sache” wird das mit neuer Musik von Baroness. (Foto: Pam Strohm)

08. Schrottgrenze – “Das Universum ist nicht binär” (VÖ: 10.02.): Schon auf den vorherigen Platten “Glitzer auf Beton” (2017) und “Alles zerpflücken” (2019) hatten sich Schrottgrenze und vor allem Frontfrau Saskia Lavaux intensiv mit Geschlechtsidentitäten, deren Wahrnehmung und dem Umgang der Gesellschaft mit diesen befasst. “Das Universum ist nicht binär” knüpft daran explizit an, die erste Single “Dysphorie” – vermutlich auch ein kleiner Verweis auf den “Transgender Dyphoria Blues” von Against Me! – macht sich stark für die freie Entfaltung von Personen, die trans* oder nicht-binär sind.

09. ZSK – “Hassliebe” (VÖ: 10.02.): Andere Bands lassen ihre Fans auch mal zappeln, aber das ist eben nicht das Ding von ZSK: Seit Juni haben die volksnahen Berliner Skatepunks die vier Vorabsingles “Himmel”, “Hassliebe”, “Scheißtyp” und “Neuanfang” veröffentlicht, um Bock auf ihre neue Platte zu schüren. Das dürfte gelungen sein.

10. Yo La Tengo – “This Stupid World” (VÖ: 10.02.): Fast vier Jahrzehnte sind die Indierock-Veteranen Yo La Tengo schon dabei. Müdigkeit kann man nicht ausmachen: Für 2023 ist der Kalender schon wieder voll mit Terminen in den USA und Europa, der Titel des 17. Studioalbums “This Stupid World” bringt einen angenehm jugendlichen Unterton mit, und auch die erste Single “Fallout” vermählt Indie-Melancholie mit Shoegaze-Noise.


Ein Triple-Album hat Smashing-Pumpkins-Mastermind Billy Corgan ersonnen. (Foto: Paul Elledge)

11. Deichkind – “Neues vom Dauerzustand” (VÖ: 17.02.): Mitte August, also quasi noch gerade eben so im Sommerloch, haben Deichkind ihre neue Platte angekündigt und seitdem ziemlich die Füße stillgehalten – fast schon Low-Key für die Performance-intensive Truppe. Vielleicht sollte die erste Single “In der Natur” erstmal für sich allein ihre volle Wirkung entwickeln: Auf bayerisches Gejodel folgt ein Text über verhipsterte Stadtbevölkerung, die keine Chance gegen die Kraft der Natur hat. Das Video unterstreicht die klimabewusste Sozialkritik mit Robohund, Wildkamera-Auge und einem irren “Planet der Affen”-Zitat. Das folgende “Geradeaus” klang dann schon wieder etwas urbaner.

12. Deus – “How To Replace It” (VÖ: 17.02.): Live konnte man die belgischen Alternative/Indie-Lieblinge in den vergangenen Jahren schon wieder sehen. Dass Deus zehn Jahre nach “Following Sea” aber auch nochmal ein Album veröffentlichen würden, war nicht unbedingt abzusehen. Umso schöner, wie einen die erste Single “Must Have Been New” gleich wieder reinzieht.

13. Algiers – “Shook” (VÖ: 24.02.): Mit “There Is No Year” waren Algiers kurz vor der Pandemie noch mit einer Platte herausgekommen, die sie dann nicht angemessen live präsentieren konnten. Zur Tour im Frühjahr steht mit “Shook” nun schon wieder die nächste Platte an, die Vorabsingles “Bite Back” und “Irreversible Damage” (mit Zack de la Rocha) zeigen die Soul-Post-Punks zornig und politisch wie eh und je, dabei düster und elektronisch angehaucht.

14. Gorillaz – “Cracker Island” (VÖ: 24.02.): Was geht 2022 noch bei Damon Albarns Comic-Band-Projekt? Die ersten Singles der neuen Gorillaz-Platte geben da schon eine recht klare Antwort: Der Album-Titeltrack liefert elektronischen Dance-Rock für die Tanzfläche, “New Gold” hat dann schon rübergemacht in beatlastigen Pop, und “Baby Queen” ist dann ein fast schon balladesker, verträumter Synthie-Wachtraum, der vage an Tame Impala erinnert – die zwar nicht an diesem Song, dafür aber an “New Gold” beteiligt waren.


Nach längerer Pause ist PJ Harvey mit einer neuen Platte zurück. (Foto: Universal Music)

15. Hundred Reasons – “Glorious Sunset” (VÖ: 24.02.): Schöne Sache, so ein Comeback: 15 Jahre nach “Quick The Word, Sharp The Action” wird die Emo-Alternative-Band aus England nochmal mit einer Platte zurückkehren. Was “Glorious Sunset” kann, ist bislang nur anhand des Titeltracks zu beurteilen: Knackiger Alternative-Rock, der auch moderne Sounds nicht scheut, erweckt den Songtitel zum Leben.

16. Shame – “Food For Worms” (VÖ: 24.02.): “Gerade mit Album 3 fertig geworden, und ihr so?”, schnodderten die britischen Post-Punks im Juli 2022 in die Welt. Die seit “Drunk Tank Pink” (2021) erschienenen Singles “This Side Of The Sun” und “Baldur’s Gate” werden darauf nicht enthalten sein, dafür unter anderem der neue Song “Food For Worms”, der Pianomelodien, heiseren Chorgesang und die introspektiven Texte von Shame-Sänger Charlie Steen stärker in den Vordergrund rückt.

17. Jen Cloher – “I Am The River, The River Is Me” (VÖ: 03.03.): Wer Courtney Barnett schätzt, wird an ihrer Ex-Partnerin Jen Cloher kaum vorbeigehen. Auch Cloher beherrscht die Kunst beiläufiger Intimität, ihr drittes Album beweist das mit der Vorabsingle “Mana Takat?pui”, kann aber auch wie in der politischen Nummer “Being Human” solide rocken.


Deichkind machen mit dem neuen Album indirekt auch die Klimakrise zum Thema. (Foto: Benjakon)

18. Fake Names – “Expendables” (VÖ: 03.03.): Brian Baker (Bad Religion, Minor Threat) und Dennis Lyxzén (Refused, INVSN) und weitere bekannte Namen der Punk-/Hardcore-Szene? Was 2020 zum Debütalbum neugierig gemacht hat, ist 2022 beim Nachfolger nicht weniger interessant. Nun ist auch Brendan Canty (Fugazi) als Schlagzeuger dabei, die Leadsingle “Delete Myself” ist ein knackig-krachiger Garage-Punk-Smasher, in dem zuvorderst Lyxzéns unverkennbarer Gesang, aber auch sein Engagement bei INVSN als auch etwas Pop-Sensibilität ihre Spuren hinterlassen haben.

19. Havemeyer – “Slacker” (VÖ: 03.03.): “Kevin Kuhn hat viel zu tun” wissen Kenner längst – bei seiner bekanntesten Band Die Nerven, wo er Schlagzeug spielt. Aber eben auch noch bei Bands wie Wolf Mountains, Karies, Scharping und diversen weiteren Projekten, in denen der Multiinstrumentalist andere musikalische Facetten ausleben kann. Der nächste Eintrag in seiner Diskografie: Havemeyer, eine Indieband mit weich fließendem, durch die Retrobrille betrachtetem, aber trotzdem energetischem Sound. Das zumindest legt die erste Single “Moonlight” nahe, das folgende “Headlines” klingt dann sogar noch etwas feingezeichneter und zärtlicher.

20. Rival Sons – “Darkfighter” (10.03.): Inmitten von Streaming-Events und kurzen Zeitfenstern für echte Konzerte haben die Blues-Hardrocker um Jay Buchanan auch Zeit gefunden, um einen Nachfolger zu “Feral Roots” (2019) aufzunehmen. Schon im November 2021 “fast im Kasten”, kann man das “fast” jetzt streichen: Der Termin steht, die Single “Nobody Wants To Die” macht schon Bock.

21. August Burns Red – “Death Below” (VÖ: 24.03.): August Burns Red und ihre Fans dürfen jetzt auch mal wieder Glück haben: Ihre Europatour musste die US-Metalcore-Band im Mai 2022 wegen explodierter Logistikkosten absagen. Aber vielleicht klappt es 2023 dann ja mit neuem Album, die Single “Ancestry” (mit Jesse Leach von Killswitch Engage) demonstriert ungebrochenen Willen und Power.


Die Australier Clowns könnten im nächsten Jahr endlich ihre neue Platte fertig haben.

22. Liturgy – “93696” (VÖ: 24.03.): Wer beim experimentellen Black-Metal-Gesamtkunstwerk von Liturgy im Zuge der jüngeren Alben ausgestiegen ist, weil Trans-Frontfrau Ravenna Hunt-Hendrix das Genre längst in so verschiedene Richtungen wie HipHop, Electronica, Orchester- und Mittelalter-Musik und Klassik aufgebrochen hat, wird wohl auch mit “93696” nicht zurückfinden: Der 15 Minuten lange Titeltrack türmt sich zwischen Metal-Wucht, Glitch-Beats und Orchester-Pomp mächtig auf. Wer die Genialität nicht sieht, kann es noch mit der bereits erschienenen “As The Blood Of God Bursts The Veins Of Time”-EP versuchen, die die neue Single etwas puristischer und Metal-lastiger interpretiert, aber sich nicht von Liturgys Kunstanspruch abwendet.

23. DMA’s – “How Many Dreams?” (VÖ: 31.03.): Australiens beste Britpop-Band legt nach: Das vierte Studioalbum “How Many Dreams?” wird pünktlich zum Frühling 2023 zu hören sein. Und offenbar haben DMA’s auch keine Berührungsängste mit der “Pop”-Silbe ihres Genrebegriffs: Die Vorabsingle “Everybody’s Saying Thursday’s The Weekend” klingt fluffig, tanzbar und leicht entrückt, ohne sich ganz dem Zucker hinzuschenken.

24. Metallica – “72 Seasons” (VÖ: 14.04.): Metallica-Alben waren zuletzt langwierige, um Welttouren herumgebaute Prozesse, die jahrelang andauern konnten – die mehr als sechs Jahre seit “Hardwired… To Self-Destruct” lassen grüßen. Insofern kommt die diese neue Platte ein bisschen überraschend. Die vergangenen eineinhalb Jahre habe die Band die Pandemie-Pause effektiv genutzt, so Schlagzeuger Lars Ulrich und zeigte sich selbst überrascht, dass es Metallica gelungen sei, Informationen über die Arbeiten unter Verschluss zu halten. Die erste Single “Lux Æterna” ist knackig kurz und oldschoolig ausgefallen, der Rest der 12 Songs in 77 Minuten Spielzeit wird schon rein rechnerisch eher länger ausfallen. Der Titel bezieht sich auf die prägenden Lebensjahre bis zur Volljährigkeit.


Den Abschied von NOFX will Fat Mike gleich mit mehreren Platten versüßen. (Foto: Susan Moss)

25. Smashing Pumpkins – “Atum: A Rock Opera In Three Acts” (VÖ: 21.04.): Noch bevor das aktuelle, synthiepoppige Smashing Pumpkins-Album “Cyr” Ende 2020 erschienen war, hatte Band-Mastermind Billy Corgan von einer 33 Songs starken Rockoper gesprochen, die wie schon “Mellon Collie…” (1995) und “Machina” (2000) einem Konzept folgend einen Charakter in den Mittelpunkt stellen solle. Das Ganze erscheint nun als Triple-Album, dessen drei Akte bis April 2023 einzeln im Stream zu hören sein sollen, bevor ein Box-Set folgt. Der bereits erschienene erste Akt wirkt zwischen Rock, Pop, Elektro und Pianonummern jedoch etwas unausgegoren, der Casio-Technopop von “Hooray!” ist eine regelrechte Beleidigung.

26. Codefendants (VÖ: Anfang 2023): Während Fat Mike gerade dabei ist, seine Calipunk-Veteranen-Bandinstitution NOFX inklusive weiterer Albumveröffentlichungen abzuwickeln, ist er auch schon anderweitig aktiv: Beim Projekt Codefendants mit Punk-Sänger Sam King (Get Dead), HipHopper Julio Francisco “Ceschi” Ramos und weiteren Mitgliedern ist er vor allem als Produzent und Songschreiber im Hintergrund aktiv. Die ersten Songs spannen sich zwischen Punkrock, New Wave, Rap und Akustikgitarren auf. Weitere Pläne gibt es auch schon: Noch vor Veröffentlichung ihres ersten Albums schreibt die Band aktuell am zweiten.

27. Depeche Mode – “Memento Mori” (VÖ: Frühjahr): Der Tod ihres Keyboarders und Mitgründers Andrew Fletcher im Mai 2022 hatte die beiden übrigen Mitglieder von Depeche Mode verständlicherweise getroffen. Aus der Bahn geworfen hat er sie nicht: Im August fanden sich Martin Gore und Dave Gahan wieder im Studio ein. Offenbar mit nachhaltigem Erfolg: Ihre große Welttour im kommenden Jahr wird die Band mit einem neuen Album bestreiten, das sie schon während der Pandemie begonnen hatte und das sich seinem Titel gemäß mit Vergänglichkeit und verwandten Themen beschäftigt.

28. Noel Gallagher (VÖ: Mai): Während Bruder Liam sowohl per Album als auch mit Konzerten vorgelegt hat, ist Noel noch mit der Arbeit an seiner neuen Platte beschäftigt. Was man bisher wusste: Anfang 2022 hatte er das nächste Album der von ihm angeführten Band fertig geschrieben und ein Demo mit dem Titel “Trying To Find A World That’s Been And Gone: Part 1” veröffentlicht. Ende Oktober kam mit “Pretty Boy” noch ein neuer Song zwischen Alternative und Psychedelic, kurz darauf plauderte der Musiker offenbar aus, dass die neue Platte im Mai erscheinen wird.


Stimmen die Gerüchte und die Queens Of The Stone Age haben bereits eine komplette Platte fertig? (Foto: Andreas Neumann)

29. PJ Harvey (VÖ: Sommer): Nachdem sich PJ Harvey zuletzt neben anderen Projekten mit einer Buchveröffentlichung und einer ausführlichen Vinyl-Reissue-Serie ihres bisherigen Werks beschäftigt hatte, ist nun der Weg frei für den Release eines neuen Albums. Was genau Fans sechs Jahre nach “The Hope Six Demolition Project” erwartet, ist noch offen. Harvey teilte lediglich bereits im Sommer 2022 mit, es habe lange gedauert, die Platte zu schreiben, nun sei sie aber sehr zufrieden.

30. Baroness: Nach dem Ende ihrer Farbcode-Alben-Ära mit “Gold & Grey” im Sommer 2019 hatten Baroness sich seit dem Frühjahr 2020 in Zoom-Konferenzen über neue musikalische Ideen ausgetauscht und auf diesem Wege schnell 30 Songs zusammenbekommen. Ende gleichen Jahres waren die Sludge-Metaller auch im Studio gewesen. Anfang 2022 ließ John Baizley noch verlauten, es sei sogar “Material für drei Alben” zur Hand, im Oktober 2022 bezeichnete er die Aussicht auf neue Musik im kommenden Jahr als “sehr sichere Sache”, das Ziel sei die erste Jahreshälfte. Amen.

31. Blink-182: Im Januar 2021 enthüllte Schlagzeuger Travis Barker, dass noch im gleichen Jahr ein neues Album der Pop-Punks erscheinen solle. Einen Monat später präzisierte er: Die Platte sei zu 60 Prozent fertig, unter anderem existiere ein Song mit der Sängerin Grimes und einer mit den HipHop-Künstlern Pharrell Williams und Lil Uzi Vert. Nach Mark Hoppus’ überstandener Krebserkrankung ließ die Band im Oktober die Bombe platzen: Es kommt zur Reunion mit Gitarrist Tom DeLonge, 2023 auch zu einer Welttour – und parallel auch zu einem neuen Album. Die Single “Edging” klingt schon mal typisch nach der Pop-Punk-Band.


Gut gelaunt und energetisch ins neue Jahr: Donots. (Foto: Danny Kötter)

32. Darkest Hour: Wenn es gut werden soll, macht man es besser selbst: Darkest Hour gratulierten sich Ende September 2022 vorsorglich direkt selbst zu 27 Jahren Bandkarriere seit ihrer ersten Show – und teilten gleich noch mit, dass 2023 der Nachfolger zu “Godless Prophets & The Migrant Flora” (2017) erscheinen wird. Viel mehr verriet die US-Metalcore/Melodic-Death-Band vorerst nicht.

33. NOFX – “Everybody Else Is Insane”: Die kalifornischen Punkrock-Ketzer und Spaßbomben um Sänger und Bassist Fat Mike werden sich nach zwei Jahren Abschiedstour rund um die Welt in den Jahren 2023 und 2024 bekanntlich auflösen. Vorher aber gibt es trotz des gerade erst erschienenen “Double Album”, dem Nachfolger zum “Single Album” von 2021, gleich noch eine Handvoll weitere Platten zu hören: Wie Fat Mike im Interview in VISIONS 357 sagt, soll etwa noch eine Streicher-Platte mit alten und neuen Songs kommen, ein das Alphabet ausreizendes Werk namens “NOFX A-Z” – aber zuerst eine Platte namens “Everybody Else Is Insane”, mit der Mike mit der Idee aufräumen will, er sei seltsam und der Rest der Welt normal statt umgekehrt.

34. The Ocean: Mit “Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic” hatten The Ocean 2020 ein weiteres, mehrteiliges Konzeptwerk abgeschlossen, das sie anschließend im Rahmen mehrere Livestream-Events auf der Bühne weiter erforschten und die Performance unter dem Titel “Phanerozoic Live” später veröffentlichten. Parallel bastelte das Post-Metal-Kollektiv aber schon an Neuem: Material für gleich zwei neue Alben soll die Pandemie-Ödnis abgeworfen haben, im Herbst 2021 waren schon Bass und Schlagzeug für eines davon eingespielt. Nach der Europa-Tour im Januar mit Karnivool hat die Band dann “ein neues Album in der Pipeline”.

35. Samiam: Schon Ende 2019 hatten Samiam verkündet, dass sie endlich nochmal ein neues Album machen würden. Lange blieben die Emopunks Ergebnisse schuldig, nun gibt es welche: einen Vertrag mit Pure Noise Records, und die neue Single “Lights Out Little Hustler”, für die sich die Band aus Berkeley, Kalifornien Unterstützung von ihrem Hot Water Music-Kumpel Chris Wollard holte. Fehlen nur noch Details zur neuen Platte.


Nach dem Tod von Andrew Fletcher gehen Depeche Mode nun zu zweit auf Welttour. (Foto: Anton Corbijn)

36. Steven Wilson – “The Harmony Codex”: Die Porcupine TreeReunion inklusive des neuen Albums “Closure/Continuation” hat sich gerade erst gesetzt, da deutet sich vom Solokünstler Steven Wilson bereits neue Musik an: Schon in der Promophase für Porcupine Tree im Oktober hatte er festgehalten, dass er sein neues Soloalbum bereits fertig geschrieben habe. Schon deutlich früher sprach er von einem Konzeptwerk auf Grundlage einer Kurzgeschichte seines autobiografischen Buches “Limited Edition Of One”. Auch der Titel ist klar, die israelische Sängerin Ninet Tayeb wieder vertreten und ein Release Mitte 2023 angepeilt.

HOFFNUNGSTRÄGER

37. Body Count – “Merciless”: Den klassischen Tourzyklus zu “Carnivore” (2020) konnten Body Count wegen der pünktlich zum Release eskalierten Coronavirus-Pandemie nicht spielen. Die Band um Rapper und Anführer Ice-T hat sich jedoch entschlossen, ungerührt einfach weiterzumachen: Im Juni 2021 kündigte sie an, eine neue Platte namens “Merciless” sei in Arbeit. Die Band hatte im Februar 2022 offenbar auch schon etwas vom Album aufgenommen, Ende Juni war sie weiterhin bei der Arbeit. Und im Oktober äußerte Ice-T die Hoffnung, vor Jahresende mit den Aufnahmen komplett durch zu sein und die Platte dann zügig 2023 zu veröffentlichen, um sie im Sommer auf Tour im Gepäck zu haben.

38. Clowns: Ihr viertes Album “Nature/Nurture” hatten die australischen Punks 2019 veröffentlicht. Trotz Pandemie waren sie seitdem nicht untätig gewesen: 2021 sah es im Mai und Juli dank der Songs “Does It Matter?” und “Sarah” kurz so aus, als stünde eine neue Platte unmittelbar in den Startlöchern. Tatsächlich handelte es sich wohl eher im Einzelsongs (oder langfristig vorgezogene Albumvorboten), im September schreiben die Musiker:innen, sie hätten gerade die Termine für die Aufnahmen ihres nächsten Albums gemacht. Das will die Band nach den letzten Shows im Dezember dann vollenden.


Wieder in der klassischen Besetzung und mit neuer Platte unterwegs: Blink-182. (Foto: Jack Bridgland)

39. Crosses (†††): Nach einem Umzug war Chino Moreno 2020 nach eigenen Angaben auf Material von Crosses (†††) gestoßen und hatte begonnen, wieder daran zu arbeiten. Nach den enttäuschten Hoffnungen von 2018 wird die Rückkehr nun endlich gelingen: Zum Jahreswechsel unterschrieb das Bandprojekt einen Vertrag bei Warner, flankiert von einer Studioversion eines Q-Lazzarus-Covers. Im März erschienen dann die beiden neuen Songs “Initiation” und “Protection”. Im Oktober und November folgten dann “Vivien” und “Sensation”, die beide Teil der bereits erschienenen EP “Permanent.Radiant” sind. War’s das mit neuer Musik? Vermutlich nicht: Moreno sprach zwischendurch schon davon, dass “mehr als ein neues Album” fertig sei.

40. The Cure – “Songs Of A Lost World”: Eine neue Platte der Goth-Legenden soll schon im März 2019 fertig gewesen sein, ganze drei Platten insgesamt in Arbeit. Seitdem ist die dann auch mal für 2019 angedachte Veröffentlichung eine Neverending-Story. Die aber nun langsam mal konkret wird: 67 Minuten lang, “Songs Of A Lost World” betitelt, zwar nicht wie zuletzt angedeutet im September erschienen, aber auf der noch bis Dezember laufenden Tour mit allerhand neuen Songs live auch angedeutet – da kommt was von The Cure. Nächstes Jahr.

41. The Distillers: Die Pandemie hat das DistillersComeback ziemlich verzögert: Nach der 2019 erschienenen neuen Single “Man vs. Magnet” waren für den Sommer 2020 auch Europa-Shows angesetzt, Frontfrau Brody Dalle prognostizierte den Album-Release parallel zu den Shows. Seitdem heißt es warten und hoffen, das zwischengeschobene “Live In Lockdown”-Album hören – und hoffen, dass die auch 2022 wieder abgesagte Europa-Tour dann im Mai und Juni 2023 zusammen mit der Platte nachgeholt werden kann.

42. Dredg: 2018 waren Dredg nach längerer Auszeit plötzlich wieder aktiv, von einem neuen Album war die Rede, irgendwann sogar von einem Release 2019. Im Mai 2021 gab die Band wieder ein Lebenszeichen von sich und bestätigte in einem Podcast Hoffnungen der Fans: Das Projekt ist nach wie vor aktuell, ein Release für Anfang 2022 angedacht, und die neuen Songs sollen wieder aggressiver klingen als auf dem bislang letzten Album “Chuckles And Mr. Squeezy”. Im Sommer 2022 gab es endlich mal ein paar konkretere Ansagen: Eine Tour 2023 hat die Band verschoben, damit sie dem Album nicht in die Quere kommt. Das soll bis Ende 2022 fertiggeschrieben sein und Anfang 2023 aufgenommen werden.


Hat Rivers Cuomo schon wieder ein neues Weezer-Album in Planung? (Foto: WMG)

43. Feine Sahne Fischfilet: Als Feine Sahne Fischfilet im November für 2023 große Open-Air-Konzerte ankündigten, war aufmerksamen Fans schon klar, dass das vermutlich mit einem neuen Album passieren wird. Nicht nur machten die Ost-Punks damals entsprechende Andeutungen. Schon Anfang September, als sie von ihren Support-Shows für Die Toten Hosen zurückkamen, sprachen sie davon neue Musik zu schreiben. Und bei besagten Konzerten kam mit “Komm mit aufs Boot” ja auch schon ein neuer Titel live auf die Bühne.

44. The Gaslight Anthem: Seit 2015 waren The Gaslight Anthem größtenteils in einer Bandpause, Frontmann Brian Fallon veröffentlichte in dieser Zeit vier Soloalben und eine EP. Nun greifen die Heartland-Punks wieder gemeinsam an: Seit März ist die Band wieder offiziell aktiv, es gibt Konzerttermine und das Versprechen, gemeinsam schon wieder an neuen Songs für ein sechstes Album zu schreiben. Wie weit die Platte seitdem gekommen ist? Bestimmt ausreichend weit.

45. The Intersphere: Über vier Jahre ist “The Grand Delusion” bald alt, so langsam darf man sich also mit dem Gedanken an eine neue Platte von The Intersphere beschäftigen. Die Band war gerade zwar auf das Jubiläum ihres Albums “Hold On, Liberty!” inklusive Streaming-Konzert fokussiert, hatte im Juli aber auch schon im Studio Songs aufgenommen. Wie weit die Platte seitdem gediehen ist, ist unbekannt.


Body Count arbeiten schon eine Weile an “Merciless” und wollen bald fertig sein. (Foto: Dirk Behlau)

46. Kvelertak: Ok, seien wir ehrlich: Es gibt keine richtig starken Indizien, dass eine neue Kvelertak-Platte unmittelbar bevorsteht. Aber immerhin ist “Splid”, das Debüt der Norweger mit ihrem damals neuen Sänger Ivar Nikolaisen (The Good The Bad And The Zugly), schon fast drei Jahre her – ein ziemlich typischer Release-Abstand für eine etablierte, aber regelmäßig aktive Band. Und: Schon im Dezember 2020 hatten Kvelertak selbst gepostet, dass sie schon am nächsten Album arbeiten würden. Damals konnten sie als Band ja auch wenig anderes tun.

47. Queens Of The Stone Age: Mehr als fünf Jahre alt ist “Villains” schon – Fans der Queens Of The Stone Age würden sich sicher freuen, wenn Kreativkopf Josh Homme sich nicht kürzlich als Produzent von Singer/Songwriterin Nikki Lane und beim Erstellen der Vinylreissues seiner Band schon komplett verausgabt hat und mal wieder neue Musik in der Mache ist. Vielleicht ist die sogar schon fertig. Das zumindest plauderte Eagles Of Death Metal-Kopf Jesse Hughes aus: Die Queens hätten gerade eine Platte gemacht, nun mache auch seine Band eine.

48. Sigur Rós: Schon Anfang 2022 hatten Sigur Rós im Zuge einer Tourankündigung öffentlich gemacht, dass sie an einem neuen Album arbeiten, dem ersten seit “Kveikur” von 2013. Die isländische Band versprach auch, bei den Terminen neues Material live zu spielen. Wann das auch die Öffentlichkeit ohne Tourticket zu hören bekommt, ist derzeit noch nicht bekannt, aber es sollte wohl nicht mehr allzu lange dauern.

49. Thrice: Dass Thrice auf ihr aktuelles Album “Horizons/East” einen Widerpart namens “Horizons/West” folgen lassen wollen, ist schon länger bekannt. Einige Songs dafür sollen schon in den Sessions von “Horizons/East” aufgenommen worden, der Rest bereits geschrieben sein. Und es hieß mal, das Partner-Album solle weniger als ein Jahr nach dem aktuellen, im September 2021 veröffentlichten Werk folgen. Zunächst gab es jedoch nur den Song “Dead Wake” zu hören, der aber mutmaßlich eher als B-Seite zu verstehen gewesen war. Dann folgte Ende September 2022 “Open Your Eyes And Dream”, der ebenfalls keine Klarheit hinsichtlich Albumplänen gemacht.


Geht da schon was bei Pearl Jam in Sachen neue Musik? (Foto: Danny Clinch)

WACKELKANDIDATEN

50. Bad Religion: “Ich habe gerade neulich mit Brett [Gurewitz] gesprochen und er beginnt gerade damit, seine Schreibstiefel abzustauben”: Mitte November 2022 machte Bad Religion-Gitarrist Brian Baker deutlich, dass sich seine Band am Anfang der Entstehung eines neuen Albums befinde. Zunächst müssten jedoch die beiden Songwriter Gurewitz und Greg Graffin genug Songs beisammen und ausgetauscht haben. Aber: “Wir hoffen, dass nächstes Jahr was passiert.” Mit Resultaten vor Jahresende?

51. Nick Cave & The Bad Seeds: Im Zuge einer Fragerunde zu seinem neuen Buch “Faith, Hope And Carnage” bestätigte Nick Cave im Herbst auch, dass er Ende 2022 mit dem Schreiben eines neuen Albums für die Bad Seeds beginnen wolle. Vorbereitet sei jedoch nichts, er gehe immer völlig frei und leer an die Arbeit: “Ich sammle keine Ideen, ich schreibe nichts auf oder halte einen coolen Titel fest oder so. Sowas mache ich nicht.” So schnell wie Cave zuletzt etwa sein Album “Carnage” (2021) mit Kollege Warren Ellis produziert hatte, könnte das neue Werk dennoch schon 2023 erscheinen.

52. Code Orange: Die Hardcore-Punks aus Pittsburgh, Pennsylvania hatten ihr aktuelles Album “Underneath” genau in die erste Corona-Welle hinein veröffentlicht. Seitdem waren sie jedoch trotz Kontaktbeschränkungen aktiv gewesen: Im Sommer 2021 teilten Code Orange mit, sie seien mit Smashing Pumpkins-Mastermind Billy Corgan im Studio. Mitte November kam dabei schon die Single “Out For Blood” rum, im Januar 2022 sprach Sänger Jami Morgan davon, dass “großartige Dinge” in der Mache seien. Unter anderem vermutlich eine noch unveröffentlichte Single namens “Shatter”, die die Band auf Instagram per Lyric-Sheet andeutete.


Run The Jewels probieren schon neue Musik, Albumstatus: unklar. (Foto: Tim Saccenti)

53. Eagles Of Death Metal: Siehe Infos zu den Queens Of The Stone Age: Eagles Of Death Metal-Frontmann Jesse Hughes weiß angeblich von deren fertiger Platte, während die seiner Band erst entsteht. Sonst gibt es nur ein Studiofoto von ihm und QOTSA-Chef und Freund Josh Homme aus dem April 2022. Was da für wen aufgenommen wurde und was aktuell vielleicht passiert (ist)? Wir wissen es nicht.

54. Judas Priest: Judas Priest sind da ehrlich: “Wir haben ein Album in der Pipeline, und es ist nicht weit weg von fertig”, verriet Bassist Ian Hill im Oktober 2022. “Ob es nächstes oder übernächstes Jahr rauskommt, wissen wir noch nicht. 2023 werden wir wahrscheinlich noch ein bisschen weiter touren, und wenn sich dann der Staub gelegt hat, lassen wir erstmal alle zu Atem kommen. Und dann gehen wir wohl 2024 wir [an das Album]. Vielleicht auch früher, aber wir werden sehen, was passiert.”

55. The Libertines: Das mit dem neuen The Libertines-Album ist auch schon wieder so eine langwierige, unklare Geschichte: Schon im Sommer 2019 äußerte Co-Leader Carl Barât, seine Band habe sich zu Schreibsessions getroffen, dann hieß es irgendwann, sie habe mit Liam Howlett von The Prodigy an neuen Songs gearbeitet, im Februar 2020 wollte die Band in ihrem Hotel/Bar/Studio-Komplex The Albion Rooms eine Platte machen. Im Sommer 2022 hieß es nun, Jamaika wäre doch ein guter Aufnahmeort, und plötzlich meinte Pete Doherty, die Demos würden bestimmt schon im Sommer fertig und die ganze Platte vielleicht gar vor Ende des Jahres. War nicht so, klingt aber schon greifbarer als vorher.

56. Ebbot Lundberg – “Beyond The Kybalion”: 2016 veröffentlichte der ehemalige The Soundtrack Of Our Lives-Sänger hierzulande sein Solodebüt “For The Ages To Come”, für das er sich die Unterstützung der blutjungen Backing-Band The Indigo Children gesichert hatte, um seine Psychrock-Fantasien ins rechte Licht zu rücken. Der Nachfolger war mal kurz sehr eindeutig für den 22. Februar 2022 angekündigt, dann relativierte die Webseite des Künstlers das wieder: “zwischen dem 22.02.2022 und dem 24.04.2024” werde das Werk erscheinen.


Bad Religion wollen so langsam neue Musik schreiben. (Foto: Alice Baxley)

57. Mclusky: Neues von Mclusky, das wäre schön. Die walisischen Noiserock-Helden galten jahrelang als vorbei, 2019 gab es nochmal ein paar überaus erfolgreiche Shows. Mit “Stop Feeding The Houseplants” hatte das Trio im November 2020 dann die Demo-Fassung eines neuen Songs rausgehauen. Und nicht nur das, auch ein neues Album sollte entstehen. Zuletzt musste die Band im November 2022 Teile ihrer US-Tour absagen, weil Sänger Andrew “Falco” Falkous erkrankt war, zum Album dagegen gab es keinerlei neue Infos.

58. My Bloody Valentine: Die unendliche Geschichte: Ursprünglich war bei den Shoegaze-Veteranen mal von einem Album die Rede gewesen, dann hieß es, My Bloody Valentine wollten die 40 Minuten Musik auf zwei EPs aufteilen. Aus dem geplanten Releasetermin für die erste davon im Sommer 2018 wurde aber nichts, und auch das Konzept stand bald wieder in Frage: Weil so viel Material zusammenkam, sollten 2019 gleich zwei neue Platten erscheinen. Im Mai 2021 gab Mastermind Kevin Shields dann an, erste Songs im Laufe des Jahres und 2022 dann zwei Alben veröffentlichen zu wollen. Tja.

59. Nine Inch Nails: Trent Reznor hatte für sich und seine Nine Inch Nails schon 2020 Touren und Albumarbeiten gleichermaßen vorgesehen. Nach den geplatzten Tourplänen Ende 2020 war dann vermutlich umso mehr Zeit. Im Frühjahr 2021 meldete sich Reznor nochmal: Nach mehreren Soundtrack-Arbeiten sei nun neue Musik seiner Band dran. Details zum Nachfolger von “Hesitation Marks” (2013) beziehungsweise der nachträglich zum Album erklärten EP-Trilogie “Not The Actual Events” (2016), “Add Violence” (2017) und “Bad Witch” (2018) stehen aus.


Schon eine Weile deutet sich die nächste The-Cure-Platte an. Hoffentlich bald mehr als das.

60. The Offspring: Nachdem sie für ihre jüngste Platte “Let The Bad Times Roll” ganze zehn Jahre gebraucht haben, sind The Offspring vielleicht keine idealen Kandidaten für Vorhersagen in dieser Rubrik. Aber im September 2022 ließ Sänger und Gitarrist Dexter Holland durchblicken, dass seine Band sich gerade so gut in Schwung fühle, dass sie “die Dinge am Laufen halten” wolle – und deshalb im neuen Jahr die nächste Single vom aktuellen Album, aber vielleicht auch von einer nächsten Platte stammen könnte.

61. Pearl Jam: Schon vor längerer Zeit hieß es, Pearl Jam wollten so langsam einen Nachfolger zu “Gigaton” schreiben. Erste Erfolge vermeldete Gitarrist Stone Gossard im Frühjahr 2022: “Wir haben einige Songs aufgenommen. Wir sind auf dem Weg. Wir machen Musik.” Ansonsten ist bislang eigentlich nur bekannt, dass Produzent Andrew Watt die Arbeiten begleitet, der auch schon “Earthling”, das im Februar 2022 erschienene Soloalbum von Sänger Eddie Vedder, produziert hatte. Und die offene Herangehensweise der Band an die Sessions soll zusätzlich bereits einige interessante B-Seiten abgeworfen haben.

62. The Prodigy: Weniger als ein halbes Jahr nach dem frühen Tod ihres Shouters Keith Flint hatten The Prodigy im August 2019 ein Foto aus dem Studio veröffentlicht. “Brandneue Prodigy-Tracks sind auf dem Weg”, schrieb die Band dazu. Im September 2020 hatten die Rave-Rocker wieder “Studio-Bizniz” zu erledigen, dann folgte im Mai 2021 ein erster Song-Teaser auf Twitter. Dann kündigte die Band Konzerte für den Sommer 2022 an und versprach dafür neben altbekannten Songs “vielleicht auch ein paar, die ihr noch nie gehört habt”. Wann es die anderweitig zu hören geben soll, bleibt offen.

63. Run The Jewels: “Wir haben möglicherweise ein bisschen herumgespielt und ‘Run The Jewels 5’ angefangen”, sagte Rapper Killer Mike im Frühjahr 2022 in einem Interview. “Wir schauen jetzt mal, was passiert.” Bisher zumindest nichts, was die Öffentlichkeit nachvollziehen könnte, abgesehen vom “RTJ4”-Remixalbum namens “RTJ CU4TRO”, das im November erschien.


Thrice planen ein Gegenstück zu ihrem aktuellen Album. (Foto: Matty Vogel)

64. Slowdive: Schon Anfang Herbst 2020 posteten die britischen Showgazer Bilder aus dem Studio, die suggerierten, die fünfte Slowdive-Platte sei auf einem guten Weg. Im Februar 2022 herrschten jedoch immer noch “Studio-Vibes” bei Rachel Goswell und Co. Der Rest bleibt erstmal ihr Geheimnis.

65. Tame Impala: Kleine Bemerkung mit großer Wirkung: Im Februar 2022 ließ Tame Impala-Mastermind Kevin Parker fallen, dass er derzeit viel Zeit im Studio verbringe, ihn ein Album seiner Band beschäftige – und dieses “früher als üblich” fertig werden könnte. Das reißt einen angesichts der fünfjährigen Produktionszeit des aktuellen Albums “The Slow Rush” (2020) zwar nicht komplett aus den Sitzen, lässt aber Raum für Hoffnung auf einen Release 2023.

66. Weezer: Macht Rivers Cuomo Spaß oder Ernst? In einem Instagram-Post präsentierte der Weezer-Frontmann ein Artwork-“Konzept” für ein sogenanntes “The Kawaii Album” seiner Band. Das sah recht trashig aus, andererseits ist Cuomo bekennender Fan der zugrundeliegenden japanischen Ästhetik. Und Vielveröffentlicher und Themenalben-Macher ist er ja sowieso.

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