Es war laut Sänger Stevie Williams nur eine Frage der Zeit, bis NOFX-Frontmann Fat Mike Clowns auf sein Label holt. Entscheidend war der Moment, als Mike nach einem gemeinsamen Konzert 2016 die Dusche der Clowns benutzte, nackt durch deren Garderobe marschierte und so versehentlich der versammelten Band (mehr oder weniger) exklusive Aussicht auf sein bestes Stück bot. “In dem Moment wusste ich, irgendwann unterschreiben wir bei seinem Label – und es ist passiert”, schwärmt Williams. Damit fahren sie Frenzal Rhomb in Sachen Alleinstellungsmerkmal ordentlich in die Parade und unterschreiben als zweite australische Band bei Fat Wreck. Auch sonst zeigt die Kurve der Clowns mit dem vierten Album “Nature / Nurture” steil nach oben.
Clowns haben sich auf dem Weg dorthin vor allem auf den ersten beiden Alben und im Laufe zahlreicher Live-Shows einen Ruf als erfrischend räudige DIY-Hardcore-Punk-Band hart erarbeitet. Auf “Nature / Nurture” besteht der Clou nun darin, die musikalischen Highlights aus dieser dick mit Dreck panierten Haltung zu filtern und mit den detaillierten Songtüfteleien und der breitbeinig entspannten Hardrock-Attitüde zusammenzubringen, die das dritte Album “Lucid Again” hervorbachte.
Das gelingt von Beginn an, vielleicht auch, weil erstmals alle fünf Bandmitglieder in den Schreibprozess involviert sind. Songs wie der (halbe) Titeltrack “Nature” spielen gekonnt mit der Dynamik, die entsteht, wenn Williams sich dem Gesang von Bassistin Hanny J unterordnet. “I Shaved My Legs For You” lehnt sich mit unheilvoll zitternder Leadgitarre und schwelendem Schlagzeugfeuer weit Richtung frühe Gallows, nur um sich nach einem markigen Schrei und während des Gitarrensolos plötzlich kurz und bündig bei Hardrock zu bedienen. Das hyperaktive “1_19” und das folgende “Prick” treiben dieses Spiel genüsslich auf die Spitze, wobei sich letzteres jenen Lieblingsbands widmet, die sich beim persönlichen Kennenlernen enttäuschenderweise als absolute Vollidioten entpuppen. Die schon bekannten The Bronx-Anleihen werden dabei noch gezielter eingesetzt, auf den drei Vorgängeralben hatte man ja bereits ausgiebig damit experimentiert. “May I Be Exhumed” widmet sich hochkonzentriert der instrumentalen Eskalation und mündet schließlich in das von Sitar ummantelte Jazzschlagzeug des abschließenden “Nurture”, das kräftig auf die Bremse tritt, um jede seiner exotischen Noten vor dem Hörer auszubreiten. Wer hungrig auf mehr ist, kann sich übrigens die Deluxe-Edition der Platte mit beiliegender, eigens kreierter scharfer Barbecue-Sauce namens “May I Be Extinguished” besorgen. Die gegensätzlichen Aromen von Habanero und Limette sollen geschmacklich nachzeichnen, was “Nature / Nurture” in elf Songs zelebriert: eine scharfe musikalische Mischung aus nur scheinbar gegensätzlichen Zutaten.
weitere Platten
Endless
VÖ: 20.10.2023
Lucid Again
VÖ: 14.04.2017
Bad Blood
VÖ: 08.04.2016
I'm Not Right
VÖ: 10.10.2013