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    Body Count
    Carnivore

    VÖ: 06.03.2020 | Label: Century Media/Sony
    Text:
    Body Count - Carnivore

    Nicht nur optisch ist „Carnivore“ der zweieiige Zwilling zum Vorgänger „Bloodlust“. Man kann das für Malen nach Zahlen halten oder sich einfach von der Sozialkritik der Altmänner-Rasselbande mitreißen lassen.

    Materialismus ist im HipHop nichts was man ablehnen müsste. Im Gegenteil, er ist erstrebenswert. Hat man eine Formel gefunden, mit der sich Geld verdienen lässt, dann behält man sie bei. Nach einer fast 40-jährigen Karriere als Rapper und knapp 30 Jahren als Frontmann von Body Count weiß das kaum jemand besser als Ice-T. Was auf dem Vorgänger das Slayer-Medley „Raining Blood/Postmortem“ war, ist auf „Carnivore“ Motörheads „Ace Of Spades“, was auf dem Vorgänger „No Lives Matter“ war, ist hier „Point The Finger“, was dort „This Is Why We Ride“ war, ist hier „Bum-Rush“. Hießen auf dem Vorgänger die Gäste noch Max Cavalera, Dave Mustaine und Randy Blythe, sind es auf „Carnivore“ nun Riley Gale von Power Trip, Jamey Jasta von Hatebreed und Amy Lee von Evanesence. Was auf „Bloodlust“ „Here I Go Again“ war, die Neuaufnahme eines bekannten Ice-T-Solosongs also, ist hier „Colors“, sein Titelsong zu Dennis Hoppers gleichnamigem Gang-Film von 1988. Und was soll man sagen: Ice-Ts Kalkül geht voll auf, weil Body Count wie auf dem Vorgänger endlich einen Sound und eine Produktion gefunden haben, die sie nicht mehr wie eine Funk-Band klingen lässt, die jetzt Metal spielen soll – was ohne Frage einen Großteil des Charms ihres Debüts ausmacht –, sondern wie eine echte Metal-Band. Und weil Ice-T nach wie vor einer der besten und grimmigsten Geschichtenerzähler ist, der über eine Autorität und Authentizität verfügt, für die zig Hardcore-Bands freiwillig lange Hosen anziehen würden. Nicht zuletzt ist es seine Fähigkeit, zwischen den Anfängen von Body Count und der Jetztzeit Querverbindungen zu ziehen. Die Gang-Kriege, unter denen Los Angeles in den 80ern litt, sind nach wie vor nicht Geschichte. Polizeiwillkür, die Body Count schon 1992 thematisierten, ist für Afroamerikaner weiterhin Alltag. Vom Rassismus ganz zu schweigen, dessen neuste Ausprägung im Amerika des Donald Trump Body Count mit „The Hate Is Real“ ins Visier nehmen – und fürs Intro dazu Jello Biafra verpflichten. Auf dieser Folie betrachtet, ist Body Counts störrische Weigerung, musikalisch irgendetwas zu verändern, vielleicht das Konsequenteste was sie tun können und weniger materialistisch als zu vermuten: Gesellschaftlichem Stillstand begegnet die Band so lange damit, ihr erstes Album wieder und wieder aufzunehmen, bis sich endlich etwas ändert. Deshalb ist „Carnivore“ 2020 so wichtig wie es 2017 „Bloodlust“ war.

    weitere Platten

    Merciless

    VÖ: 01.01.1970

    Bloodlust

    VÖ: 31.03.2017

    Manslaughter

    VÖ: 20.06.2014

    Murder 4 Hire

    VÖ: 28.07.2006

    Born Dead

    VÖ: 10.09.1994

    Body Count

    VÖ: 27.03.1992