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    Pascow
    Sieben

    VÖ: 27.01.2023 | Label: Rookie/Kidnap/Indigo
    Text:
    Platte des Monats
    Pascow - Sieben

    Einfach weiter stolpern: Ja, schön hier, aber waren Sie schon mal am Arsch? „An manchen Ort lernt man schnell, Idyllen nicht zu trauen“, singen die Pfälzer auf ihrer siebten Platte. Experimente gibt’s dieses Mal keine. Dafür mehr Punkrock und einen Kopf, der durch die Wand will. Vorher vielleicht noch explodieren.

    Wenn scheiß Zeiten etwas Gutes haben, dann ihre Lieder. Die Feststellung, dass uns gerade alles um die Ohren fliegt – geschenkt. Es klingt zumindest lebensecht, wie sich Pascow auf ihrer siebten Platten stellenweise in Ohnmacht verlieren. Alles scheiße, fast alles Mist. Und während Nazis durch die Straßen laufen und die Mieten steigen, lässt Captain Obvious freundlich grüßen, seilt sich von der Decke ab und bröselt seine Sackhaare aufs nachhaltige Dingsbums aus dem Biomarkt. Was willste machen? Nix außer Wut. Und Trotz. Dass nun ausgerechnet Punkbands Lösungsvorschläge in die sogenannte Debatte einmassieren sollen, ist aber auch albern. Pascow haben die wehmütigen Melodien, sie haben den Bums, die griffigen Zeilen, die trotzige Energie und Punkrock-Hits wie „Himmelhunde“, „Königreiche im Winter“, „Mailand“ oder „Grüß Eve“. Unterstützung reichen Apokalypse Vega von Acht Eimer Hühnerherzen, Nadine Nevermore von NTÄ, Hanna Landwehr und eine transparente Produktion von Kurt Ebelhäuser (Blackmail) und Michel Wern vom Studio45 in Koblenz

    Ihrem einigermaßen schnörkelfreien Punkrock ringen Pascow die schönsten Momente ab, wenn sie Wucht an Herz an Melodien koppeln und sich nicht reinreden lassen. Ob Vans oder Chucks am Fuß, Iro ganz oben, Vollzeitanstellung, Teilzeit, arbeitslos oder Vorstrafen wegen zivilen Ungehorsams – Pascow funktionieren am kleinsten gemeinsamen Nenner: Mittelfinger. Manchmal fast wie so ein Generationenhaus des Punk. Am stets leicht pöbelnden Gesang von Alex Thomé werden sich wahrscheinlich auf ewig die Geister scheiden, wie schön, dass er es einfach durchzieht. „Und ich stolper einfach weiter, soweit die Beine können“, schreit er im turbostaatlichen „Ich bin klar“. Das hier aus „Von unten nichts Neues“ bitte kurz mal sacken lassen: „Und wenn alt werden sich noch lohnt/ Warum muss meine Mutter dann mit 74 Jahren noch ran/ Und jeden scheiß Tag zur Arbeit gehen?/ Wir werden nicht Fame, nicht Held, nicht Star/ Der pinke Porsche wird nie wahr/ Wir kriegen kein Haus am See mit Garten/ Ich werd auf nichts, nur auf dich warten.“ Romantik so hochzuhalten, ist die letzte Faust gegen das Abstumpfen.

    „Wenn die Städte alle gleich sind, dann gehen wir nicht mehr hin“ („Monde“), klingt dagegen wie eine schlüssige Maßnahme, an der Wurzel gepackt. Das tolle „Vierzehn Colakracher“ geht dann an die Grenze: nicht klar, ob das arg schlicht oder ganz schön schlau ist: „Die Elite/ Fickt die Elite“ – klingt erstmal, wie mit dem Arsch aus der Rotzsuppe gefischt, in der sich sogar AfD und Donald Trump im Kampf gegen die Eliten aalen. Drei Augenblicke später ergibt es Sinn: Wer sich heute noch für einen Teil einer Elite hält und die Arschlöcher gewähren lässt, der ist bald selbst eins. Egal wie die Sache ausgeht, Weltuntergang, brennende Banken oder Besinnung vor dem großen Knall – „Sieben“ ist ein treffendes Zeitdokument. „Wir alle wollen heim“, singen Pascow in „Himmelhunde“. Auf geht’s. Wo auch immer das sein mag.

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