An jenem verregneten Londoner April-Morgen ist die Fußballwelt von Liam Gallagher noch in Ordnung. Gut einen Monat später wird Real Madrid seiner Lieblingsmannschaft binnen weniger Minuten den Garaus machen und ins Finale der Champions League einziehen. Nach dem 1:0-Sieg im Viertelfinal-Hinspiel gegen Villareal, am Vorabend des Gesprächs, ist Man City jedoch noch hoffnungsvoll im Rennen. Eine gewisse Mannschaft aus der Bundesliga ebenfalls. “Bayern München als Gegner wäre natürlich super”, ist Gallagher sofort am Ball. “Auf keinen Fall gegen ein englisches Team. Nicht weil wir Schiss hätten, aber man kennt das einfach alles. Von daher wären die Bayern fantastisch. Wobei Manchester dann konzentrierter sein müsste, am Anfang haben sie echt beschissen gespielt. Aber ich will mich nicht beschweren. Wenn ich heute an die Zeit denke, als Man City in der dritten Liga war, das war nicht schön, kann ich dir sagen. Wir standen angefressen auf den Rängen und haben gesungen: We’re not really here!”
Manchester City und die Gallaghers, anno 2022 wohl eines der letzten Themen, bei dem unter den zerstrittenen Brüdern Einigkeit herrscht, auch wenn darüber, ebenso wie über alles andere, nicht mehr miteinander gesprochen wird. Liam schmückt heute bei Konzerten einen der Gitarren-Amps mit einer Vereinsflagge oder einem Wimpel. Noel fährt das etwas größere Besteck auf und flaggt traditionell mehrere Quadratmeter Hellblau-Weiß im Backstage-Bereich der jeweiligen Venue. Dass man dieser Leidenschaft gemeinsam frönte, ist mittlerweile unglaubliche 13 Jahre her. Am 28. August 2009 gehen die beiden sich vor einem Auftritt beim Rock-en-Seine-Festival in Paris dermaßen an die Gurgel, dass nichts mehr ging, Noel die Band schließlich verlässt, der fast überfällige Schlusspunkt einer langen Kette von Zwistigkeiten unter den Brüdern. Ein gutes halbes Jahr später hebt Liam bereits Beady Eye, seine neue Band, aus der Taufe, aus heutiger Sicht ein fast vergessenes Zwischenspiel.
“Als Band haben wir nicht die Credits bekommen, die wir verdient hätten. Vielleicht war das alles noch zu früh. Oasis waren gerade auseinander, im Prinzip waren Beady Eye ja nichts anderes als Oasis ohne Noel, das passte vielen nicht. Aber was blieb uns anderes übrig? Man klopft sich den Staub von der Jacke und macht weiter”, erzählt Gallagher und klingt dabei alles andere als verzagt. “Wir hatten das Glück, weiter durchziehen zu können. Wenn ich darauf zurückblicke, denke ich, dass da echt ein paar gute Songs dabei waren.” Und was war das eigentlich für ein Bandname, etwaige Ähnlichkeiten mit dem eines bekanntermaßen einflussreichen Ensemble waren wohl kein Zufall, oder? Liam muss lachen. “Natürlich nicht, den Namen haben wir ausgesucht, damit wir im Plattenladen in einem Fach mit den Beatles stehen. Mit den Beatles und den Bee Gees!”
Die Fab Four, das andere große Konsensding, auf das wir später noch einmal zurückkommen. Das Thema der Stunde ist natürlich, mal abgesehen von Manchester City, die bevorstehende Veröffentlichung von “C’mon You Know”, Liams neuem Soloalbum. Nach “As You Were” (2017) und “Why Me? Why Not”. (2019) bereits das dritte innerhalb von fünf Jahren, ein mehr als solider Rhythmus, frei von jedwedem Ballast rund um das sagenumwobene dritte Werk ist Gallagher ohnehin, macht jedoch Einschränkungen, was die Verantwortung angeht. “Wenn ich das allein mache, würde ich mich gar nicht mehr aus dem Haus trauen, aber ich arbeite ja mit Andrew und Simon zusammen, der Druck ist also nicht auf mehrere Leute verteilt. Ich empfinde das auch nicht als Belastung. Wenn du 20 bist, ist das vielleicht etwas anderes, gerade wenn es darum geht, ein erstes Zeichen zu setzen. Aber von meiner Warte aus: Hey, wenn die Leute es nicht gut finden, mache ich eben das nächste Album, vielleicht gefällt ihnen das besser. Noch mal probieren, so einfach ist das, weißt du, was ich meine?” Also keine Nervosität spürbar? “Nein, echt nicht. Ich meine, hey, es ist nur Musik. Die Leute sollen es hören und dann entscheiden, ob sie mit an Bord sind, aber nervös macht mich das garantiert nicht. Wenn sie es mögen, ist das toll. Und wenn es nicht ihre Tasse Tee ist, dann ist das auch völlig ok, weißt du, was ich meine? Hier geht es nicht um Leben und Tod, wir machen halt das, was wir so machen – wir bringen eine weitere Platte raus, das ist es. Nobody got killed. Wir haben ein paar Sachen ausprobiert, die geklappt haben. Wenn das nicht funktioniert hätte, dann wären wir wieder zu dem zurückgekehrt, was wir immer gemacht haben. Aber es ging auf, von daher: Fockin’ great, man.”
Ein entspannter Typ
Gallagher 2022, das ist so ein bisschen das Beste aus allen Gallagher-Welten. Natürlich ist es zum einen, so muss man es wohl nennen, “Liam being Liam”, der Mann kann und will nicht aus seiner Haut. Warum auch? Das Tempo seiner Antworten variiert, mal lässt er es ein wenig langsam angehen, sinniert etwas, um dann doch einen rauszuhauen. Ein anderes Mal kommen seine Reaktionen spontan, rausgeratterte Telegramme aus dem Innern, kompakt und explizit. Die F-Wort-Quote ungebrochen hoch, sein “fucking” im Mancunian-Stil eher mit o als mit u geschrieben, häufiger ist da nur noch die unvermeidliche “Do you know what I mean”-Floskel, gefühlt am Ende jedes dritten Satzes. Neun von zehn Malen ist sie rhetorisch gemeint, aber das eine Mal braucht Liam dann doch die Zustimmung seines Gegenübers, dass man auch ja weiß, was er hier genau meint. “I was angry for too long”, singt Gallagher in einem Song, tatsächlich ein Indiz für eine gewisse Altersmilde?

Liam holt tief Luft und weit aus. “Das kann durchaus sein, wobei die Leute immer ein bestimmtes Bild von mir haben. Natürlich habe ich in der Vergangenheit ein paar unschöne Sachen angestellt, irgendwelche Auseinandersetzungen und Kämpfe, aber das ist nur ein kleiner Teil von mir. Wenn man mich angeht, dann platzt mir schon mal der Kragen. Im Großen und Ganzen bin ich aber ein entspannter Typ, das klingt vielleicht komisch aus meinem Munde, aber es ist die Wahrheit. Ein Aspekt ist natürlich, dass ich nicht mehr so oft um die Häuser ziehe. Früher war ich andauernd in irgendwelchen Bars und Pubs, die voll von irgendwelchen Schwachköpfen waren. Da ergibt ein Wort schnell das andere. Heute denke ich, leck mich am Arsch, ich bleib zu Hause. Ich bin mir meines Umfeldes eher bewusst als früher. Wir entwickeln und verändern uns ständig, das ist ein langer Prozess. Wenn ich auf mich als 20-Jährigen zurückschaue, ist mein erster Gedanke, wie sehr ich mich verändert habe. Einen Moment später sage ich mir: Ich höre immer noch die gleiche Musik, ich rauche die gleichen Zigaretten und trinke das gleiche Bier, also kann ich eigentlich nicht so völlig anders sein. Aber es sind dennoch viele kleine Sachen, die heute anders laufen.”
“Hier geht es nicht um Leben und Tod … wir machen halt das, was wir so machen.”
Anders laufen die Dinge auch für Gallagher im Frühjahr 2020. In Sachen Konzerte haben er und seine Band noch Glück im Unglück, sie befinden sich auf dem letzten Stück der Tour zum “Why Me? Why Not.”-Album, lediglich eine Handvoll Shows muss abgesagt werden. Dann heißt es Stubenarrest in Highgate, Liam (fast) allein zuhause. Gallaghers Bewegungsradius ist dabei noch ein wenig mehr eingeschränkt als zuletzt. Seine Gelenke zeigen immense Verschleißerscheinungen, Arthritis hat sich seines Knochenbaus bemächtigt. Sogar von einer künstlichen Hüfte war bereits die Rede, die sonst traditionellen Jogging-Runden sind zumindest vorerst Geschichte. Das Anwesen im Norden Londons jedenfalls bietet einiges an lauschigen Plätzchen zum Erholen, Gallagher nutzt sie zu Zeiten des Lockdowns ausgiebig.
“Ich habe mich morgens auf der Terrasse in den Schaukelstuhl gesetzt oder in den Sitzsack geworfen und das Gezwitscher der Vögel genossen. Das war alles doppelt so laut wie sonst, weil die Flugzeuge nicht flogen. Eine fucking Sinfonie, großartig. Natürlich war und ist die Pandemie eine Riesentragödie, so unfassbare viele Menschen sind an Corona gestorben. Gleichzeitig hat so ein Phänomen aber auch eine derartige Kraft. Wenn man sich überlegt, dass sich der ganze Planet in dieser Zeit um eine Sache drehte. Vielleicht brauchte die Erde so etwas wie eine Atempause. Die ganze Nummer mit dem Versuchslabor, das kann mir keiner erzählen. Guck’ dir an, wie wir die Natur zurichten, der Klimawandel und das alles. Vielleicht war das ihre Art, darauf zu reagieren. Für mich ist das okay. Das ist so wie mit dem Glastonbury-Festival. Alle paar Jahre muss der Acker sich erholen, nachdem die ganzen Horden ihn so übel zugerichtet haben. Aber hey, das ist am Ende auch nur meine kleine Vorstellung von allem, wenn ich so abends im Dunkeln sitze und stoned bin.”
Die Sache mit den Beatles
Im Dunkeln sitzen und einen durchziehen – im Prinzip der perfekte Moment, sich mal wieder der ewigen Lieblingsband zuzuwenden, den Beatles, und damit “Get Back” zum Beispiel, jener hochgelobten Studio-Dokumentation von Peter Jackson, die jüngst in aller Munde war. Aber Liam Gallagher fährt auch da seinen eigenen Kurs, wie er äußerst bildhaft anschaulich macht. Geguckt hat er sie nämlich noch nicht, und dafür gibt es ganz konkrete Gründe. “Alle sagen, Alter, das musst du sehen. Ich sage dann: Fuck off, ich gucke es mir an, wann ich will, auf meine Art. Macht ihr doch, was wollt. Ich habe ein bisschen Angst davor. Ich habe es hier liegen, aber ich zögere noch. Warum? Weil ich weiß, dass es fuckin’ amazing ist, nach allem, was ich darüber gehört habe. Als würde man mit ihnen zusammen in einem Raum sein, irre. Genau deswegen habe ich ja so einen Schiss. Das ist ein bisschen so wie früher, als du noch ein Kind warst. Du hast von deinem Naschkram nur noch einen Teil übrig. Wenn du das auch noch isst, dann ist alles vorbei. So ähnlich geht es mir mit ‘Get Back’. Wenn ich damit erst mal anfange, dann kann ich nicht aufhören, und dann ist es fast schon wieder vorbei.”
Gibt es denn irgendeinen Plan, ein Timing? Das Teil muss doch irgendwann geguckt werden, daran führt kein Weg vorbei. “Wenn ich mir das vorknöpfe, muss ich absolut fokussiert sein. Im Moment ist zu viel los mit dem neuen Album und den Interviews und dem ganzen Kram. Wenn ich wieder mehr Zeit für mich habe, vielleicht auch erst, wenn die Tour vorbei ist, werde ich mich hinsetzen und es ganz in Ruhe anschauen. Ich muss da voll konzentriert sein.” Hat sich seine Haltung gegenüber den Fab Four eigentlich jemals geändert, gab es Phasen, in denen sie möglicherweise weniger hoch in seiner Gunst standen? Gallagher reagiert auf diesen Gedankengang, als würde man in Zungen reden. “Absolut nicht. Niemals. Ich habe sie immer geliebt, daran hat sich nie etwas geändert. Ich höre sie vielleicht nicht mehr ganz so oft wie zu jener Zeit, als ich sie entdeckte. Das war, als würde ich eine ganz neue Welt entdecken, eine ganz neue Dimension. Da konnte alles andere sich einfach verziehen, weißt du? Die ganze Armada der Legenden, Beatles, Hendrix, Stones, The Who, die Small Faces, Pink Floyd, der Wahnsinn. Die Beatles sind Teil meiner DNA. Und die Sex Pistols nicht zu vergessen, ich liebe sie. Keiner kommt an sie ran. Steve Jones ist eine Legende, ein Tier. Die Beatles und die Sex Pistols, besser geht es nicht, diese Power. Ohne sie wäre alles anders gelaufen.”
Irgendwann jedoch ist auch der Schaukelstuhl fast durchgesessen, der Sitzsack platt, der Kreativprozess, der Beginn dessen, was jetzt mit “C’mon You Know” auf Albumlänge vorliegt, geschieht fast von allein. Andrew Wyatt, mit dem Gallagher schon auf den ersten beiden Soloalben zusammengearbeitet hat, mailt ein paar Songs durch, “Oh Sweet Children” macht den Anfang. Gallagher fügt in seinem Heimstudio den Gesang hinzu, schickt den Track zurück, so geht es einige Mal hin und her, und schon sind sechs Stücke zusammengekommen. Oscar-Preisträger Wyatt, der in der Vergangenheit neben Gallagher mit so unterschiedlichen Größen wie Lady Gaga, Bruno Mars und Mark Ronson zusammengearbeitet hat, fliegt schließlich aus den USA nach London, vor Ort schrauben sie weiter am neuen Material. Gallagher beschreibt diesen Prozess als “ganz easy”. “Everything’s Electric”, der erste Vorbote der neuen Platte, entstand in Zusammenarbeit mit Dave Grohl, Produzent Greg Kurstin ist dabei nicht einmal das entscheidende Verbindungsstück. Die Foo Fighters und Oasis einst, Liam solo heute, da ist eine Menge gegenseitige Bewunderung im Spiel. “Ich liebe die Foo Fighters, sie haben fantastische Songs. Was ich an ihnen immer respektiert habe, ist ihre ganze Haltung zum Touren. Wenn Bands so riesig werden, sind sie manchmal nur noch alle paar Jahre unterwegs. Die Foo Fighters touren ständig, sie hängen sich dermaßen rein, da gab es nie ein Nachlassen. Davor habe ich echte Hochachtung. Filme, Serien, Alben produzieren, das musst du alles erstmal bringen, und dann noch so fantastisches Zeug. Massiver Respekt von meiner Seite.”
Der Song selbst wird zwischen zwei Pints auf den Weg gebracht, und das ist nicht mal metaphorisch gemeint. “Ich war abends im Pub, da rief Dave mich an und meinte, Liam, Greg und ich sind gerade im Studio und haben einen Song, der könnte was für dich sein. Purer Rock’n’Roll, das gefiel mir, also sagte ich: ‘Fuck it, ich sing das Ding und wir packen ihn mit auf die Platte.'” Natürlich kommt das Gespräch auch auf Taylor Hawkins, zu dem Gallagher regelmäßigen Kontakt pflegte. “Eine riesige Tragödie. Wir waren jetzt nicht die engsten Freunde, aber haben schon ziemlich oft telefoniert. Eine Woche vor seinem Tod waren wir noch zusammen auf Facetime, es ging um gemeinsame Gigs, da gab es ein paar Ideen. Seine Familie und seine Freunde, sein direktes Umfeld, muss am Boden zerstört sein. God bless his soul.”
Eine Art Schock-Zustand
So fulminant und doch unverkennbar Gallagher-artig “Everything’s Electric” daherkommt, so divers ist eine Vielzahl der Stücke auf dem neuen Album geraten. Die bereits angesprochene Beatles-DNA wird wohl immer ein Teil des Materials beider Gallaghers sein. Wo Noel sich zuletzt jedoch in trippigen Soundscapes verstieg, hat sein jüngerer Bruder jetzt, so scheint es, seine Mitte gefunden. Da gibt es Gospel-Chöre im Stile der Rolling Stones, Club-Beats und Electro-Versatz, einiges an ungewöhnlichen Nebenschauplätzen, ohne jedoch vom Weg abzukommen. “Nicht die superexperimentelle Platte”, so Gallagher über diese Momentaufnahme seiner Evolution. “Aber da sind schon ein paar ungewöhnliche Sachen drauf, die ich normalerweise nicht machen würde.” Spricht es und schränkt es sogleich ein wenig ein, inklusive kleiner Spitze Richtung Bruderherz. “Ich bin jetzt echt nicht der Typ, der da in die Details geht und sich über alle möglichen Produktionseinzelheiten auslässt. Das war ja das Schöne daran, in einer Band zu sein. Früher hat Noel diesen ganzen Kram übernommen.”
Überhaupt Noel – der dürfte sich in diesen Tagen mit Blick auf das ganz große Ding des Sommers wohl so seine Gedanken machen. Über ein Vierteljahrhundert nach den legendären Oasis-Konzerten vor mehr als einer Viertelmillion Fans kehrt Liam Gallagher Anfang Juni an die Stätte des größten Triumphs zurück: nach Knebworth. So ganz begriffen hat er es selbst noch nicht, einiges vorgenommen hat er sich dennoch bereits, auch im Rückblick auf so manchen Fehler von damals. “Dieses Mal werde ich besser vorbereitet sein. Wir waren auf Tour, es wurde viel gesoffen. Ich hatte den Tag zuvor getrunken, ich habe auf der Bühne getrunken. Wenn ich mir das heute anschaue, denke ich, dass wir spielerisch nicht so optimal draufwaren, vieles ist ein bisschen neben der Spur. Heute bin ich reifer, das wird mega.”
Dass Gallagher hier so ein wenig nach dem Pfeifen im Walde klingt, kommt nicht von ungefähr. Probleme damit, dies einzugestehen, hat er kaum. “Ehrlich gesagt bin ich immer noch in einer Art Schock-Zustand. Dass die Leute da solchen Bock drauf haben, hatte ich nicht so krass erwartet. Dann ging der Vorverkauf los und ich dachte: Boah, was ist hier los? Für den Moment habe ich das gedanklich erstmal nach hinten gepackt. Wenn wir mit den Proben beginnen, wird sich das nochmal anders für mich gestalten, das kann ich dir sagen. Ich kann es kaum erwarten. Done it before, do it again. Die Leute verlangen danach, das wird fantastisch, do you know what I mean?” In der Tat wissen wir wohl, was Liam meint. Und Noel, was mag in ihm vorgehen? “Ich denke, ihn dürfte das nerven, dass ich das durchziehe, aber das würde er nie zugeben. Er fährt heute ja eh die Schiene, dass er keine großen Gigs mehr spielen will. Wie sein Kumpel Paul Weller, da wird dann in der Guildhall gespielt und das abgefeiert. Hey, wir sind hart arbeitende Musiker. Fuck off, mate, am Arsch. Viel Spaß mit deiner Show vor 300 Leuten. Ich spiele lieber in Knebworth.”
“Ich höre immer noch die gleiche Musik, ich rauche die gleichen Zigaretten und trinke das gleiche Bier.”
Im Anschluss auch wieder in Deutschland, woran ihm dem Vernehmen nach besonders gelegen ist. “Ich weiß, da gab es mal den einen oder anderen Zwischenfall, München damals war sicherlich eine unschöne Sache, aber wenn man voll ist, kommt man mal aus der Spur. Das liegt lange zurück, belassen wir es dabei. Ich bin sehr gern bei euch, das ist alles immer sehr entspannt.” Spricht’s und klingt fast so, als könnte er stehenden Fußes aufbrechen. Tatsächlich macht sich langsam Ungeduld breit, seit November vergangenen Jahres ist die Platte fertig. Es muss jetzt losgehen. Es kribbelt bei Gallagher. Sein Abschied am Ende des Gesprächs, mal wieder, Liam, wie er leibt und lebt, man weiß ja, was gemeint ist:”Peace and love and all that shit. I’ll see you down the road.”