Es wäre falsch, 100 Kilo Herz als Ska-Band zu bezeichnen. Auf “Zurück nach Hause” spielen die Leipziger nämlich wütenden bis hymnischen Punk mit Bläsern, der es in sich hat und in seinen besten Songs so tagesaktuell wie gesellschaftskritisch ist. Die Platte kann bei Coretex bestellt werden.
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“Meine beiden größten Lieben (und oft auch größten Stressquellen) im Leben werden immer Musik und Fußball sein. Deshalb hat es mir sehr viel Spaß gemacht, sie bei diesem Shooting zu kombinieren”, sagt Frontmann Jack Wilson zur neuen Single “Let’s Get To Work”, in der Kid Kapichi vor allem eine Motivationshymne sehen, sich im Video aber umso mehr ihrem Lieblingsverein, dem unterklassigen Hastings United F.C., widmen.
“Wir lieben den Verein sehr, und er vertritt viele der Werte, die wir im Zusammenhang mit der Gemeinschaft, die wir so sehr schätzen, für wichtig halten. Ich möchte mich bei dem Platzwart entschuldigen, der an diesem Tag das Spielfeld neu eingesät hat”, so Wilson weiter. “Ich bin mir sicher, dass es dir sehr gefallen hat, dass wir deine harte Arbeit ruiniert haben.”
Kid Kapichi haben in diesem Sommer Festivals in ganz Großbritannien und Europa gespielt (u.a. Glastonbury, 2000 Trees, Southside & Hurricane Festival, Download Festival, Rebellion Festival) und werden demnächst mit Nothing But Thieves auf US-Tour gehen. Weitere EU-Daten stehen vorerst nicht an.
Platte der Woche: Empire State Bastard – “Rivers Of Heresy”
Empire State Bastard (Foto: Gavin Smart)
Als Mike Vennart von Oceansize damals mit Biffy Clyro als Live-Gitarrist auf Tour war, schrieben Empire State Bastard ihre Origin-Story, wenn man so will. Bis zur Bandgründung dauerte es dann zwar noch einige Jahre länger, aber nun ist das Debüt da. Von Vennarts und Biffy-Frontmann Simon Neils Vorlieben für Metal, Grindcore und Thrash inspiriert wagte sich die neue Supergroup mit Dummer Dave Lombardo ein experimentelles Album, auf dem sie ihre ganze Wut über den Zustand der Welt entfesseln.
Die Shoegaze-Legenden Slowdive sind mittlerweile länger wiedervereint, als ihre Band beim ursprünglich existiert hatte. Auf ihrer neuen Platte orientieren sie sich an ihrem Ambient-geprägten Werk “Pygmalion”. Delikate Themen wie Verlust oder Trauer behandeln sie dabei so optimistisch, dass Hörer:innen hoffnungsvoll zurückbleiben.
Royal Blood wenden sich vom Disco-Sound des Vorgängers ab, der Sprung zu einer außergewöhnlichen Band gelingt aber wieder nicht. Dennoch sind all ihre Trademarks in Bestform vorhanden: mächtiger Groove, eine lupenreine Produktion und die Spielfreude des Duos. Weil die aber ihre Dramatik zu dick auftragen, verschenken sie wieder ihr Potenzial.
Frankie And The Witch Fingers setzen sich mit einer düsteren Gegenwart und Zukunft auseinander. Ihren SciFi-lastigen Garagerock hüllen sie dabei in ein vielschichtiges, Fuzz-besticktes Gewand. Akzente mit Moog und Saxofon finden ebenso ihren Platz wie Shaker und Mellotron.
Extreme erleben einige häufiger als andere – Jeff Rosenstocks Musik fehlt es gewiss nicht daran. Wie der Titel vermuten lassen könnte, geht es auf “Hellmode” um Reizüberflutungen, die sich sehr emotional auswirken. Im Indie-Punk, mit dem er seine Probleme zu bewältigen versucht, spiegelt sich das unter anderem durch Effekte und viele Tempowechsel wider.
Das dritte Album der Leipziger Punk-Band ist politisch, gefühlvoll und baut auf die beiden vorigen Werke auf. Mit hymnischen Bläsern macht sich die Band stark, für den Kampf gegen Rechts und häusliche Gewalt, fühlt den Trott des herausfordernden Alltags und schafft ein Bewusstsein für den Pflegenotstand.
Auch auf ihrem Comeback-Album verzichten Östro 430 weitestgehend auf Gitarren. Dafür kommen Klavier, Saxofon und Akkordeon zum Einsatz – und natürlich der obligatorische Humor, mit dem sie seit den 80er-Jahren gegen Rollenbilder vorgehen. Eine Band, für die Feminismus nichts mit Privilegien, sondern mit Gleichberechtigung zu tun hat.
“In Blood” ist das poppigste Album, das Hey Colossus in den letzten zwei Jahrzehnten hervorgebracht haben. Auf ihren mystisch-unheilvollen Ton verzichten sie allerdings nicht. Ebenso wenig auf hymnische Refrains und reduzierte Instrumentierung (“Curved In The Air”). Ein Album zwischen Entschleunigung und der Liebe zur Melodie.
Mit zappeligen Indierock-Songs aus der Garage zeigen Leopard, wie sehr sie auf Krawall gebürstet sind. Die Mischung aus Kraftklub, Bilderbuch und The-Kinks-Anspielungen (“Geht es dir noch gut?” macht sich gut, wenn die Berliner ihren Unmut über Fehlstände in der Gesellschaft zwischen Exzess und Resignation kundtun.
Vom Hardcore zum Indierock der frühen 90er heißt es für Taking Meds. Sie sind nicht mehr länger die poppigste Band auf der Hardcore-Show oder aber aggressivste Band auf der Pop-Punk-Show. Auf “Dial M For Meds” legen den Fokus ihrer bitteren Pillen wieder vermehrt auf Melodien.
Pale Blue Eyes beschäftigen sich mit den verschiedenen Ebenen der Trauerbewältigung, ohne die Hoffnung zu verlieren. Synthies und weite Instrumentalflächen sowie mehrdimensionaler Gesang kommen dabei zum Einsatz. Dem Closer werden dann sieben Minuten eingeräumt – genug Zeit, um sich zu entfalten.
“Fatalism” von Polaris wird von einem düsteren Grundtenor bestimmt. Dabei sind die Riffs brutal bis verspielt, der Blick nach innen gerichtet. Überschattet vom Tod ihres Gitarristen, scheint die Platte durch die unmittelbaren Texte und den zeitgenössischen Metalcore-Sound am Ende wie das Vermächtnis von Ryan Siew.
Das Englischste, was Christian Savill jemals passiert ist, spielte sich ab, als er seine Tochter eines Tages von der Schule abholte. Auseinandersetzungen unter Teenagern sind nichts Ungewöhnliches, und normalerweise weiß sich die junge Miss Savill auch zu wehren, wenn sie von einer Mitschülerin angezickt wird, ob vor Zeugen oder nicht. Aber es gibt eben auch echte Atombomben unter den Beleidigungen. Wie zum Beispiel: “Ich habe die Band von deinem Vater gehört – und sie ist scheiße!” Ausgesprochen auf einem Schulhof irgendwo im Süden Englands, und mitgehört von besagtem Vater persönlich, der immerhin seit 1989 Gitarrist der legendären Shoegaze-Band Slowdive ist. “Ich habe mich schon betreten gefühlt, als mein Sohn mich einmal gefragt hat, was ich eigentlich so arbeiten würde”, sagt Christian Savill und muss lachen. “Aber von einer frechen Zwölfjährigen so gedisst zu werden, ist im Zweifel die noch komischere Erfahrung.”
“Bis zu einem gewissen Grad ist Alter ein Bewusstseinszustand.” – Neil Halstead
Komisch sind solche Erfahrungen auch deswegen, weil mindestens drei Mitglieder von Slowdive insgeheim das Gefühl haben, dem Schulhof noch nicht lange entwachsen zu sein. Als die Band 1989 gegründet wurde, waren die Musiker allesamt noch Teenager, wenn auch eher von der scheueren Sorte. “Als wir damals bei Creation unterschrieben haben, waren wir sehr jung und sehr schüchtern”, erzählt Neil Halstead. “Kommunikation war nicht unsere Stärke. Ich weiß noch, wie peinlich es war, als wir zum ersten Mal Bobby Gillespie von Primal Scream getroffen haben. Der Mann war eins unserer absoluten Idole, aber niemand von uns wollte den Mund aufmachen, weil wir nicht uncool rüberkommen wollten.” Schüchtern ist Halstead inzwischen nicht mehr so sehr, dafür kann er kaum glauben, dass er und seine Kollegen inzwischen über 50 sind. Anscheinend liegen solche Rechenfehler in der Familie. “Mein Vater hat früher immer zu mir gesagt, dass er nach wie vor 20 Jahre alt wäre, auch wenn man ihm das von außen nicht mehr unbedingt ansehen würde”, sagt der Sänger. “Ich habe ihn natürlich nicht ganz ernst genommen, aber ich habe schon in etwa verstanden, was er damit gemeint hat. Heute geht es mir genauso. Und bis zu einem gewissen Grad ist Alter ja auch wirklich ein Bewusstseinszustand.”
Foto: Parri Thomas
Tatsächlich spricht einiges für die Theorie, dass der Ruhm einen in genau dem Alter konserviert, in dem er einen erreicht. So gesehen schlägt sich Britney Spears nicht schlecht für eine 14-Jährige, so gesehen haben Slowdive gerade genug vom frühen Fame abbekommen, um zumindest nie einem geregelten Job nachgehen zu müssen. Das sieht auch Rachel Goswell so. “Ich bin 52 Jahre alt”, sagt die Sängerin. “Ich bin Mutter. Aber wenn ich mir andere Menschen in meinem Alter anschaue, merke ich, dass ich eigentlich noch ein Teenager bin.” Dazu gehört nicht nur, dass Goswell einem vorlauten Gör, das öffentlich schlecht über ihre Band spricht, vermutlich ein paar zusätzliche Nasenlöcher spendiert hätte, sondern auch, dass sie trotz Taubheit in einem Ohr immer noch mit einer Leidenschaft bei der Sache ist, die sie manchmal selbst überrascht. Daran sind nicht zuletzt die wiedervereinigten Slowdive schuld. “Wir sind in dieser zweiten Phase schon länger zusammen als ursprünglich in den 90ern”, sagt sie. “Was ja an sich schon an ein kleines Wunder ist.”
Faktor Fünfhundert
Wie ein Wunder fühlt sich auch das neue Album der Briten an. Für die Fans kommt es wie aus heiterem Himmel, für die Band war es eine schwere Geburt. Obwohl Slowdive schon in den Interviews zu ihrem nach der Band benannten Reunion-Album von 2017 ankündigten, mit neuer Musik nicht allzu lange warten zu wollen. Die Älteren werden sich erinnern: Zwischen 1990 und 1995 veröffentlichte die Band drei Alben und fünf qualitativ gleichwertige EPs; ein Tempo, das nicht zuletzt auch der ehrgeizigen Philosophie von Creation-Impresario Alan McGee zu verdanken war. Mittlerweile kann Halstead von so einem Takt nur träumen. “Ich weiß”, sagt er und seufzt. Erst vor kurzem hat ihm jemand erzählt, dass Country-Veteran Willie Nelson gerade sein 151. Album herausgebracht hat. Ein für passionierte Kiffer eher untypischer Arbeitsnachweis, der eines echten Outlaws wahrlich würdig ist. “So würde ich auch gerne Musik machen. Aber Slowdive haben wohl einfach nicht diese Art von Talent. Das ist wohl der größte Unterschied zwischen uns und Willie Nelson.” Mit Country, Folk und Americana habe Halstead immer viel anfangen können, sagt er, was sich teilweise auch auf seinen Solo-LPs niederschlagen würde, aber die würden im Gegensatz zur Slowdive-Musik von heute auch innerhalb von zwei Tagen eingespielt werden. Für “Everything Is Alive”, das neuen Album des Quintetts, wurde dagegen 500-mal so viel Zeit gebraucht, wenn auch aus den unterschiedlichsten Gründen.
“Ich weiß, dass ich damals angekündigt hatte, gleich mit dem nächsten Album weitermachen zu wollen, aber so richtig ernsthaft angegangen sind wir das erst im Corona-Lockdown”, sagt Halstead. “Ich hatte vorher zwar schon eine Menge Musik geschrieben, aber das war alles eher elektronisches Zeug, das sich nicht unbedingt für Slowdive eignete. Ich hatte ehrlich gesagt auch keine Lust, mich während des Lockdowns mit einer Gitarre hinzusetzen und Slowdive-Songs zu schreiben.” Als seine Bandkollegen dann irgendwann ungeduldig wurden und wissen wollten, wie es denn jetzt mittelfristig weiterginge mit ihrer Musikerkarriere und dem Broterwerb, musste der Bandleader trotzdem tätig werden. “Also habe ich sozusagen in die Schublade gegriffen und Musik umfunktioniert, die ich schon hatte. Einfach, um einen anderen Ansatz zu haben. Herausgekommen ist ein Haufen Instrumentals, an denen ich erst einmal allein gearbeitet habe, bevor der Rest der Band ins Spiel kam.” Mehr oder weniger vielversprechendes Rohmaterial war zu diesem Zeitpunkt genug da, sagt er. “Am Ende müssen es wohl um die 40 Stücke gewesen sein, die ich den anderen vorgespielt habe. Und wenn ich Stücke sage, meine ich damit eher Ideen. Manche ganz kurz, andere ausformulierter und einige sogar fast fertig.” Sobald seine Kollegen gesehen hätten, womit sie zu arbeiten hatten, sei der Slowdive-Motor angesprungen, ein wunderliches Maschinchen, das lose Melodien in festere Formen webt, nur um sie dann wieder ordentlich zu zerfasern, bis eher eine Stimmung als ein Song übrigbleibt. Slowdive-Musik, sagt Halstead, wird nicht wirklich komponiert, sondern eher assoziiert, wie eine Familie von Spinnen, die ihr Netz im Freestyle-Modus spinnt. “Diese Methode bringt gewisse Kollateralschäden mit sich”, sagt der Sänger. “Wenn ich an die Musik denke, die wir veröffentlichen, und die, die quasi der Schere zum Opfer fällt, ergibt sich eine geradezu lächerliche Quote. Aber das ist augenscheinlich die einzige Art, wie wir zusammenarbeiten können. Irgendwann landen wir bei 40 Minuten Musik, bei der wir uns dann alle einig sind, dass das unsere neue Platte sein soll. Die Emotionen in den Songs liegen dabei im Großen und Ganzen außerhalb unserer Kontrolle. Es kommt immer der Punkt, an dem ein Slowdive-Album seine eigene Identität annimmt.”
Wenn er die Emotionen auf “Everything Is Alive” beschreiben soll, kommt Halstead ins Überlegen. “Es fällt mir immer schwer, die Songs inhaltlich auseinanderzunehmen”, meint er. “Slowdive stehen zu einem großen Teil für instinktive Musik. Wir planen nicht sehr weit im Voraus, und selbst wenn, führt das nicht weit.” Tatsache sei aber auch, dass sich während der Aufnahmen zwei Todesfälle ereignet hätten, die – instinktiv oder nicht – Eingang in die Musik gefunden hätten. “Rachel hat während der Pandemie ihre Mutter verloren und Simon seinen Vater”, sagt der Sänger. “Auch das macht sich sicher irgendwo auf dem Album bemerkbar. “Everything Is Alive” sollte aber trotzdem eine hoffnungsvolle und optimistische Platte werden, die am Ende einer dunklen Periode steht. Es gibt sicher dunkle Ecken darauf, aber auch eine Menge Licht. Und der Plattentitel sollte auf diese Vielfalt hindeuten.”
Anfang der Achterbahn
In der Tat strahlt der Plattentitel wie ein Prisma, wenn es darum geht, verschiedene Deutungen an ihm auszuprobieren. Er beschreibt das Lebensgefühl von 52-jährigen Teenagern, die nach und nach ihre Eltern verlieren und anhand ihrer eigenen Teenager-Kinder erkennen, dass dieses eine Leben vielleicht nicht perfekt ist, aber immerhin genau das Gegenteil vom Tod. Er beschreibt die Verwunderung darüber, dass man nicht allein ist auf der Welt, dass man zumindest an der Spitze der Nahrungskette einen eher wohlwollenden Blick auf die Schöpfung werfen kann. Und er beschreibt nicht zuletzt eine Musik, die nicht etwa raubtierhaft und aggressiv wirkt, sondern eher wie ein großer atmender Organismus, der irgendwo durch einen warmen Ozean wabert und sich selbst in immer wieder neuen Formen organisiert. Für viele Fans, die die Platte bereits ganz oder auch nur in Auszügen hören konnten, beschreibt “Everything Is Alive” außerdem einen Optimismus, wie man ihn dieser Tage nicht oft geboten bekommt. Das fängt schon beim Opener an. “Shanty” ist nicht nur das Lieblingslied von Sängerin Rachel Goswell, sondern auch das Stück, dem man seine Genese als Slowdive-Song 2023 am besten anhören kann. Es beginnt mit einem elektronischen Pulsieren, unter das sich rasch ein Keyboard-Teppich legt, gefolgt von einem mittelalterlich anmutenden Spinett-Sound. Nach 50 Sekunden kracht Neil Halsteads E-Gitarre in das Klangbild, bevor man es mit Simon Scotts hypnotischen Drums zu tun bekommt. Wer sich in den Weltraum schießen lassen möchte und Kopfhörer dabeihat, ist spätestens beim Einsetzen von Goswells astraler Stimme bereit für den Besuch neuer Galaxien. Shanty ist der quintessenzielle klassische Slowdive-Song und gleichzeitig seine Verlängerung in jene Zukunft, in der immer neue Musik entsteht. Es ist auch der Song, den Halstead und seine Kollegen gerne noch etwas proben möchten, bevor sie im Herbst auf Deutschlandtournee kommen.
Gerade einmal zwei Shows haben Slowdive zum Zeitpunkt des Interviews hinter sich gebracht: einen intimen Warm-up-Gig in Exeter und ein wesentlich weniger intimes Konzert auf dem Glastonbury Festival. “Da sind wir doch sehr ins kalte Wasser geworfen worden”, gibt Halstead zu. “Das Konzert war okay, wobei ich im Nachhinein denke, dass uns ein paar mehr Auftritte im Vorfeld gutgetan hätten.” Von den neuen Songs war lediglich die unverschämt poppige Single “Kisses” mit im Programm, die restlichen Songs müsse seine Band tatsächlich erst noch live spielen lernen. Trotzdem waren die beiden Auftritte wie zwei Paar Hausschuhe, die zwar ganz verschieden aussehen, aber gleichermaßen bequem sind. Goswell, die seit Jahren in der reizvollen Universitätsstadt lebt, erinnert sich an eine After-Show-Begegnung, die ihr typisch für die Essenz ihrer Band vorkommt. Die Sängerin, die ihre bodenständige Nahbarkeit gerne mit einem etwas derberen Humor verbindet, plauderte nach dem Konzert mit einer jungen Frau, die selbst in einer Newcomer-Band spielt. Die macht zwar Punkrock im Stil der Riot Grrrls, orientiert sich ansonsten aber am Indie-Spirit von Slowdive – und an Goswell als sichtbare und erfahrene Frau auf der Bühne. “Etwas an dieser Unterhaltung hat mir sehr gut gefallen”, sagt die Sängerin. “Diese ganze Begeisterung und dieses rauschhafte Gefühl, gerade erst anzufangen, mit seiner Band etwas auf die Beine zu stellen. Sie hat mich da sehr an mich selbst in dem Alter erinnert.” Oder auch an sich selbst in ihrem jetzigen Alter. Als ausgemacht war, dass Slowdive eine neue Platte produzieren, eine neue Tournee planen und einen großen Auftritt auf dem Glastonbury Festival absolvieren würden, bekam es Goswell wider Erwarten mit nervöser Vorfreude zu tun. Mitverantwortlich dafür ist sicher auch die Tatsache, dass die Band erst jetzt die Früchte erntet, die sie mit ihren Shoegaze-Klassikern aus den 90ern selbst angepflanzt hat. “Slowdive ist heute ein wesentlich größerer Apparat als jemals zuvor”, sagt die Sängerin und meint damit sowohl die Konzerte als auch die Plattenverkäufe. “Ich habe das Gefühl, für uns geht die Achterbahnfahrt erst jetzt so richtig los, und ich habe keine Ahnung, wie sie enden soll.”
Foto: Ingrid Pop
Der Quatsch von damals
Eine gewisse Ahnung könnte schon der erwähnte Glastonbury-Auftritt vermittelt haben. Vor 25 Jahren, damals mit seiner folkorientierten Nachfolgeband Mojave 3, war Halstead das letzte Mal auf dem Riesenfestival, das in England einen nahezu mythologischen Ruf genießt. Je länger man seinem Bericht zuhört, desto mehr wird aus dem “okayen” Auftritt ein ziemlich perfekter. “Für mich war es eine ganz andere Erfahrung als 1998”, sagt der Sänger. “Nicht nur, weil es damals schlammig und dieses Mal sonnig war, sondern auch weil mir das Publikum jetzt durchschnittlich wesentlich älter und irgendwie entspannter vorkam.” Slowdive haben den gemütlichen Spätnachmittags-Slot vor den Editors, Caroline Polachek und Phoenix und treffen mit ihrem schillernden Indierock-Sound einen Ton, der gar nicht mal so sehr zum Auf-die-Schuhe-Starren einlädt. Bei seinem Blick in die Menge erkennt Halstead nicht nur das erhöhte Durchschnittsalter der Festivalbesucher, sondern auch ein breites Wohlwollen, das Slowdive in ihrer ersten Inkarnation als eher nischige Kultband nicht in dieser Form entgegengebracht wurde. “Wer auf Festivals spielt, muss damit rechnen, nicht in erster Linie für die eigenen Fans zu spielen”, erläutert der Sänger. “Das gefällt mir aber, denn das setzt eine andere Art von Energie frei. Auf einem Festival gut angenommen zu werden, gibt einem das Gefühl, härter dafür gearbeitet zu haben.”
So richtig erklären kann sich der Sänger die gesteigerte Popularität seiner Band deswegen nicht. Halstead, selbst ein passionierter Surfer, der sogar in den Wintermonaten Englands Küsten im Neoprenanzug unsicher macht, vergleicht das Phänomen mit Wellen und Gezeiten, die sich der menschlichen Kontrolle entziehen. Auch das Wort Shoegaze, als Genrebezeichnung früher gerne genervt zurückgewiesen, hat sich für ihn in seiner Sinnfarbe gründlich geändert, ist zu einem Etikett von robuster Zeitlosigkeit und gutem Geschmack geworden. “Weil wir keine Produzenten verwenden, kann man unsere Musik zeitlich nicht so gut verorten”, vermutet der Sänger. “Es ist meistens die Handschrift eines Produzenten, die eine Platte in eine bestimmte Zeit einordnet. Denn was heute die angesagteste Produktionstechnik sein mag, klingt später einfach nur ‘typisch für die Zeit’, so wie der dünne Drum-Sound in den 80ern. Die Ära überschattet dann den Song, so zumindest meine Theorie.” Shoegaze sei vor diesem Hintergrund der große Gleichmacher, so Halstead, eine Musik, in der es nicht um Hooks, Tricks und den Zuckerkick eines unausweichlichen Hits ginge, sondern um eine inwendige Stimmung, die sich eher über Atmosphäre vermittle. “Ich schätze, wir haben in dieser Beziehung auch langfristig Glück gehabt”, so der Sänger. “Dazu kommt, dass beim Shoegaze die Texte weniger wichtig zu sein scheinen, was ein weiterer Grund sein dürfte, weshalb wir uns zu diesem Genre hingezogen fühlen.”
Zumindest theoretisch. Halstead sagt, dass er ein großer Fan von Will Oldham alias Bonnie “Prince” Billy sei und dass ihn speziell dessen Texte regelmäßig in die Knie sinken ließen. Fürs eigene Selbstbewusstsein als Texter sei das allerdings weniger hilfreich. “Viel von dem, was ich höre, hat starke Texte, und ich wünschte, ich hätte in dieser Beziehung mehr zu bieten. Mir wäre es lieber, wenn die Texte zuerst da wären und die Musik um sie herum entstehen würde”, sagt der Sänger. “Slowdive ist eine Band, bei der eine falsche Songzeile die Atmosphäre ruinieren kann. Wörter können manchmal der Atmosphäre in die Quere kommen, und diese Band funktioniert nun mal am besten als reine Atmosphäre.” Davon kann man sich auch auf “Everything Is Alive” ein Bild machen. Auf “Shanty” folgt das instrumentale “Prayer Remembered”, kurz darauf dann das von Halstead gesungene und überraschend geradlinige “Andalucia Plays”. Der Song war ursprünglich für ein Soloalbum vorgesehen und entstand ganz klassisch an der Gitarre. Es ist das untypischste Stück auf der Platte, dasjenige, dem man am ehesten anhört, dass es quasi erst nach seiner Geburt von der Band adoptiert wurde.
“So lange man Leidenschaft spürt, ist immer etwas zu tun.” – Rachel Goswell
Die Einigkeit, mit der sich die fünf Musiker auf das gleichermaßen liebliche und sentimentale Stück einigen konnten, steht für Halstead auch für eine Kompromissbereitschaft, die ihm neuartig vorkommt. Früher, sagt er, hätten er und seine Kollegen sich noch spielerisch bekriegt, wenn es darum ging, den eigenen möglichst exaltierten Musikgeschmack unters Volk und auf die Slowdive-Platten zu bringen. “Als wir anfingen, mochten wir alle The Cure, Joy Division, The Jesus & Mary Chain, Pixies, Sonic Youth und die Cocteau Twins“, erinnert er sich. “Darüber hinaus hatte jeder von uns sein kleines Spezialgebiet. Bei mir waren es die Beatles, die Byrds und generell Musik aus den 60ern, Nick dagegen weigerte sich, sich irgendetwas anzuhören, was vor den 80ern entstanden war. Simon hatte ein Faible für Ambient und Found Sounds – und Slowdive bildeten quasi die Schnittmenge von dem, worauf wir uns alle einigen konnten. Weil sich unser musikalischer Horizont seit damals eher erweitert hat, fällt es jetzt teilweise schwerer, diesen gemeinsamen Nenner zu finden.” Glücklicherweise sei die Bandchemie intakt, denn: “Ob wir gerade miteinander auskommen oder auch nicht – wir tun es auf exakt dieselbe Art und Weise wie früher. Wir reden immer noch über denselben Quatsch wie damals.”
Glücksküsse mit Verspätung
Wenn er an damals denke, spüre er sie dann doch ein bisschen, seine 52 Jahre, meint Halstead. Nicht als Gebrechen oder als Nostalgie-Trigger, sondern als Spiegel einer Zeit, die nun einmal vorbei und Bands von heute vielleicht gar nicht mehr zu vermitteln sei. “Mir hat es immer Spaß gemacht, junge Bands zu treffen”, sagt der Sänger. “Einfach, um herauszufinden, woher sie so kommen und was sie umtreibt. Dabei fällt mir auf, dass sie im Gegensatz zu uns damals einen wesentlich breiter gefassten Musikgeschmack haben, was wahrscheinlich auch an dem riesigen Angebot im Internet liegt. Wir mussten uns damals mühevoll in Musikzeitschriften anlesen, was Pale Saints oder Dinosaur Jr. so im Angebot hatten, um uns anschließend die entsprechenden Platten zu ordern.” Inklusive der entsprechenden Trefferquote. Halstead muss lachen, wenn er daran zurückdenkt, wie er mal eine Dinosaur-Jr.-Besprechung gelesen hatte, in der erwähnt wurde, wie sehr J Mascis von Neil Young beeinflusst worden sei. “Das hat mich neugierig gemacht, also habe ich mir eine Neil-Young-LP namens ‘Comes A Time’ bestellt. Als ich die aufgelegt habe, war ich ziemlich sauer, denn dieser Scheiß klang überhaupt nicht nach Dinosaur Jr. Den entsprechenden Bezug habe ich erst kapiert, als ich Neil Young ein paar Jahre später noch mal eine Chance gegeben habe und glücklicherweise bei ‘Cinnamon Girl’ gelandet bin.”
Überhaupt ist Glück ein Begriff, mit dem Slowdive heute mehr anfangen können als einer von ihnen gedacht hätte, als “Catch The Breeze” vor 32 Jahren das erste Mal im Radio erklang. Das gilt nicht nur für das neue Album, sondern auch für die Gedanken, die Halstead in den Sinn kamen, als er seinen Blick über das Glastonbury-Publikum schweifen ließ. “Rückblickend hatten wir immer Glück”, sagt er. “Selbst damals, als wir alle arbeitslos waren und von der Grundsicherung gelebt haben. Das war gerade genug, um nicht zu verhungern und den ganzen Tag Musik machen zu können. Ich weiß nicht, ob das heute noch so funktionieren würde.” Und dann fallen ihm die Worte seines alten Label-Chefs ein. “Alan McGee hat mal gesagt, dass erst dieses Arbeitslosengeld dafür gesorgt hätte, dass es damals so viele gute Bands gab. Für uns und viele andere war das ein richtiger Lebensstil. Es war ja nicht so, dass die Plattenfirma einen bezahlt hätte.”
Mit dem Teenager, der damals einen nicht gerade üppigen Vorschuss in Studioequipment anlegte, um sich in seiner kleinen Wohnung in Londons Portobello Road ein behelfsmäßiges Heimstudio einzurichten, möchte der Sänger heute nicht mehr tauschen. Die Energie von damals ist in dieser Form nicht mehr vorhanden, dafür hat er das Gefühl, dass die Slowdive-Saat aus den 90ern jetzt aufgegangen ist – mit ein bisschen Verspätung und nach einer etwas umfangreicheren Pause. Die aktuelle zweite Runde in der Bandkarriere sei das Beste, was einer Band wie seiner je passieren konnte, meint Halstead. Auf die Erfolgsmöglichkeiten, die sich Musikern in den 90ern geboten hätten, hätte er mit seinen introspektiven und atmosphärischen Songs nie eingehen können und wollen. Besser zu warten, auf Mundpropaganda zu setzen und den Berg quasi zum Propheten kommen lassen. Auf die Schuhe starren, bis das Publikum seinerseits anfängt, auf die Bühne zu starren. Fast fühlt es sich an wie eine poetische Schicksalsfügung, wenn heute mehr Menschen als je zuvor zu schätzen wissen, was fünf scheue Engländer damals in die Welt gesetzt haben und nach wie vor in die Welt setzen. “Everything Is Alive” ist deshalb nicht nur eine lebensbejahende neue Platte geworden, sondern auch ein Akt der Selbstvergewisserung. “Nach dem vorläufigen Ende von Slowdive habe ich mich kurz gefragt, ob ich der Musik nicht den Rücken kehren sollte, zumindest beruflich”, sagt Halstead. “Aber dann habe ich gemerkt, dass mich eigentlich nichts anderes begeistert.” Goswell kann ihm da nur beipflichten. “So lange man Leidenschaft spürt, ist immer etwas zu tun”, findet sie. Und auch Christian Savill, dessen Kinder erst dank TikTok eine gewisse Vorstellung davon bekommen haben, was ihr Vater beruflich so macht, ist stolz auf sein bisheriges Lebenswerk. Da können freche Zwölfjährige auf englischen Schulhöfen sagen, was sie wollen.
Für insgesamt fünf Termine werden Spanish Love Songs im Februar nächsten Jahres nach Deutschland kommen und ihr aktuelles Album “No Joy” präsentieren – den Nachfolger von “Brave Faces Everyone” (2020). In Deutschland wird die Emo-Band ihre erste Headliner-Show am 31. Januar in Köln im Gebäude 9 spielen, daneben stehen Termine in Hamburg und Berlin an.
“Wir sind begeistert, dass wir die Chance haben, so schnell wieder zurückzukommen und einige unserer Lieblingsorte auf der Erde zu besuchen”, so Frontmann Dylan Slocum über die anstehende Tour. Weiter führt er aus. “Wir sind bereit, die verlorene Zeit wieder aufzuholen und ‘No Joy’ zum ersten Mal richtig auf der Bühne zum Leben zu erwecken.”
Am 25. August war ihr aktuelles Album “No Joy” via Pure Noise erschienen. Slocum hatte die Platte, aus dem die US-Band mit “Haunted” und “Clean-Up Crew” bereits einen doppelten Ausblick gegeben hatte, wie folgt kommentiert: “Es ist ein Album über die Herausforderung, das Glück in dem zu finden, was man hat. Vielleicht ist es dein bester Moment, vielleicht auch nicht, aber du musst versuchen Freude daran finden.”
Bevor die “No Joy”-Tour im nächsten Jahr startet, werden Spanish Love Songs bereits nächsten Monat für mehrere Termine mit Hot Mulligan nach Deutschland kommen. Auftakt ist am 11. September in Köln im Club Volta.
Tickets für die kommende Tour werden demnächst über die Bandwebsite erhältlich sein.
Live: Spanish Love Songs
11.09.2023 Köln – Club Volta
12.09.2023 Hamburg – Logo
13.09.2023 Berlin – So36
15.09.2023 Münster – Skaters Palace
16.09.2023 München – Strom
17.09.2023 Wiesbaden – Schlachthof
31.01.2024 Köln – Gebäude 9
02.02.2024 Hamburg – Bahnhof St. Pauli
03.02.2024 Berlin – Badehaus
04.02.2024 München – Backstage Club
09.02.2024 Darmstadt – Oetinger Villa
Maynard James Keenan (Tool, A Perfect Circle, Puscifer) hat sich mit Metal- und Rock-Musik einen Namen gemacht – in einem großen Komplex in Cottonwood, Arizona baut er aber auch verschiedene Wein-Rebsorten an.
Dieser Komplex, bestehend aus den Caduceus Cellars und Merkin Vineyards, bietet einen 270-Grad-Blick auf das Anbaugebiet im Verde Valley. Es werden Führungen für Interessierte und private Verköstigungen angeboten, es gibt ein Restaurant, einen Wein-Shop und eine Eisdiele. Die Gesamtgröße der Anbaugebiete im Verde Valley und dem benachbarten Willcox beträgt rund 45 Hektar.
Keenan, der Caduceus Cellars bereits 2004 gründete, um Wein zu verkaufen, hatte einen guten Grund für diese Aufmachung der Anlage. Er habe gemerkt, dass die Menschen für Wein aus Arizona ihre Vorurteile mit Hintergrundwissen abbauen müssten: “Wenn man also einen Ort wie diesen mitten in Cottonwood mit zwei Hektar Reben, einer Kellerei mit einem kompletten Gewächshaus und einer voll ausgestatteten Küche einrichtet, wird der ganze Kontext sichtbar und man bricht sozusagen die Barrieren der Vorurteile ab, die man gegenüber dem Wein aus Arizona hat”, so Keenan.
Seine Leidenschaft für Wein entwickelte Keenan Mitte der 90er, als er während einer Tool-Tour den Wein probierte, den sein Management und seine Promoter:innen tranken. Seine Popularität als Musiker ist ihm von Anfang an sehr zugutegekommen. Bereits zu Beginn seiner Winzer-Tätigkeit konnte er seine Weine im Wert von 100 Dollar pro Flasche bei hoher Nachfrage verkaufen.
Keenan und sein Team eröffnen den Komplex am 6. Oktober. Wer das Weingut in Arizona besuchen möchte, findet weitere Infos bei Caduceus Cellars und Merkin Vineyards.
Tool veröffentlichten ihr bislang letztes Album “Fear Inoculum” 2019. VISIONS-Autor Jochen Schliemann sprach damals im Interview mit Gitarrist Adam Jones und Bassist Justin Chancellor, warum die Band dafür 13 Jahre brauchte.
A Perfect Circle veröffentlichten ihr bislang letztes Album “Eat The Elephant” 2018.
Bereits am 27. Oktober wird mit “152” die neue Platte von Taking Back Sunday über ihr neues Label Fantasy erscheinen. Damit ist es für die US-Emo-Band das erste Album seit dem 2016 veröffentlichten “Tidal Wave”. Mit Blick auf das achte Studioalbum der Band erklärt Leadsänger Adam Lazzara: “Man sollte meinen, dass wir nach 20 Jahren wissen, was der jeweils andere tun wird.” Er führt weiter aus: “Aber bei dieser Platte gab es so viele Momente, in denen ich die anfängliche Idee hörte und dachte, ich wüsste, wo es hingehen würde, aber dann war ich super überrascht.”
Mit der neuesten Single “S’old” geben sie die Richtung nun klarer vor. Mit ihrer weit ausufernden Rock-Hymne, die von Lazzaras kratziger Stimme getragen wird, setzen sich Taking Back Sunday gleichermaßen mit Thema Ausverkauf und dem eigenen Älterwerden im Musikzirkus auseinander. Immerhin besteht die Band seit über 20 Jahren, ohne dabei einen Funken ihrer Energie eingebüßt zu haben. Im dazugehörigen Video bespielen sie den heimischen Garten und lassen – vor einer nicht allzu kleinen Menge – trotz melancholischen Zwischentönen Partystimmung aufkommen.
Mit “The One” hatten Taking Back Sunday im Juni eine erste Vorabsingle aus ihrer kommenden Platte präsentiert. Ihr erster neuer Song seit gut vier Jahren. 2019 war mit “Twenty” eine Best-of-Compilation zum 20-jährigen Bandjubiläum erschienen. Produziert wurde das neue Album von Tushar Apte ( u.a. Demi Lovato, Nicki Minaj) und Neal Avron ( u.a. Twenty One Pilots, Bleachers).
Das im Herbst erscheinende “152” kann bereits jetzt über das Label vorbestellt werden.
Taking Back Sunday – “152”
01. “Amphetamine Smiles”
02. “S’old”
03. “The One”
04. “Keep Going”
05. “I Am the Only One Who Knows You”
06. “Quit Trying”
07. “Lightbringer”
08. “New Music Friday”
09. “Juice 2 Me”
10. “The Stranger”
Beleuchteten The Kills auf der zuletzt veröffentlichten Single “La Hex” das Leben in der Metropole Los Angeles aus der Perspektive verschiedener Protagonist:innen, widmet sich das Garage-Rock-Duo auf seiner neuesten Veröffentlichung “103” der Schattenseite der Stadt: ihrer voranschreitenden Unbewohnbarkeit durch den Klimawandel.
Dieses Szenario beschreibt Sängerin Alison Mosshart mit den Zeilen “Stick with me under the last palm tree/ And sip a little water from the dirty fountain meant to be/ The sum of it all”. Der Dringlichkeit dieses Themas verleiht sie durch die Intensität ihrer Stimme Ausdruck, unterstützt von Jamie Hinces typisch-schrammeligem Garage-Gitarrensound.
Dabei haben Mosshart und Hince – im Unterschied zu früheren Veröffentlichungen – auf dem gerade erst angekündigten “God Games” auf Bläsertexturen und erstmalig Klavierkompositionen gesetzt, unterstützt von minimalistischen Electro-Beats. Einen ersten Ausblick gaben sie Ende Juli mit der Seven-Inch “New York / LA Hex”.
Während das dazugehörige Video in einem eigens dafür eingerichteten 3D-Filmstudio des Rock- und Modefotografen Steven Sebring gedreht wurde und die Band in eine postapokalyptische Welt befördert, haben sie sich für die Arbeit an ihrem Album in eine Kirche zurückgezogen. Die Aufnahmen mit Produzent Paul Epworth (u.a. Adele, Paul McCartney) begannen bereits vor vier Jahren.
Ihr bisher letztes Studioalbum “Ash & Ice” hat das Duo 2016 veröffentlicht, einige Singles sowie die Demo/Raritätensammlung“Litte Bastards” folgten. Daneben brachte Sängerin Alison Mosshart 2020 ihr erstes Solo-Spoken-Word-Album “Sound Wheel” heraus. “God Games” erscheint am 27. Oktober via Domino und kann bereits vorbestellt werden.
Fokus des etwa halbstündigen Live-Films “You’ll Never Guess What Happened Next” ist die Mini-Tour, die Archy Marshall alias King Krule zusammen mit seinen Bandkollegen Ignacio Salvadores (Saxofon) und Drummer George Bass Anfang des Jahres im Rahmen weniger intimer Konzerte in Europa (u.a. auch Berlin) und den USA gespielt hatte.
Zwischen den düsteren Live-Mitschnitten sieht man, ähnlich des Videos zur Single “Seaforth”, Marshall mit seinen Kollegen am Strand – oder irgendwo in New York – rumhängen. Die Setlist umfasst sieben Songs. “Tortoise Of Independency”, “Seaforth”, “Pink Shell” und “If Only It Was Warmth” stammen vom neuen Album “Space Heavy”, “(Don’t Let The Dragon) Draag On” und “Perfecto Miserable” vom Vorgänger “Man Alive!” (2020).
Der Song “Whaleshark” wurde bisher nicht veröffentlicht, wurde aber bereits bei den Konzerten neben den weiteren unveröffentlichten Songs “It’s All Soup Now”, “Achtung”, “Whaleshark” und “Time For Slurp” als Flexi-Disc verkauft. Alle Live-Versionen haben durch das reduzierte Line-up auf der Bühne – Marshall tritt als King Krule sonst zu sechst auf – einen stärkeren Jazz-Charakter, als King Krules misanthropischer Indie-Post-Punk eh schon innehat.
“You’ll Never Guess What Happened Next” wurde von Filmemacherin Anna Pollack gedreht. Einen ähnlichen Film veröffentlichte King Krule bereits 2021 zusammen mit dem begleitenden Live-Album “You Heat Me Up, You Cool Me Down”.
Im Oktober ist King Krule mit seinem neuen Album “Space Heavy” auch wieder in größerem Rahmen auf Tour. Tickets gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen.
Live: King Krule
21.10.2023 Köln – Carlswerk Victoria
26.10.2023 Berlin – Columbiahalle
28.10.2023 Wien – Simm City