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    Tool
    Fear Inoculum

    VÖ: 30.08.2019 | Label: RCA/Sony
    Text:
    Platte des Monats
    Tool - Fear Inoculum

    Kommen wir gleich zum Punkt: Dieses Album ist das Optimum. Als „legendär“ werden vielleicht immer andere ihrer Werke bezeichnet werden, aber „Fear Inoculum“ ist eine perfekte Version einer Tool-Platte – inklusive einer neuen Qualität.

    In ihren wenigen Interviews haben die Tool-Mitglieder zuletzt betont, wie glücklich sie darüber seien, die bestmögliche Platte aufgenommen zu haben. Das klingt wie eine Phrase, aber tatsächlich scheint „Fear Inoculum“ die aktuelle Perfektion dieser Band zu verkörpern. Die unzählbaren Ideen, der Raum, den sie bekommen, die kaum nachvollziehbare Detailarbeit, die Sprengung von Grenzen, die Dramatik und immer greifbare Atmosphäre, der Fluss dieses Werkes und letztlich auch die Zeit, die sich die Band genommen hat, um immer wieder Abstand zu gewinnen und das Gesamtbild im Auge zu behalten.

    Das klingt verkopft. Vor allem nach 13 Jahren. Und ja, sofortige „Hits“ wie „Stinkfist“ oder „Vicarious“ gibt es nicht. Jeder der sechs „richtigen“ Songs dauert über zehn Minuten, beginnt langsam und sphärisch, aber: Das war dieses Mal offenbar der Weg. Der Weg, den diese Ideen verlangten. Nur so konnte es zu den unfassbaren letzten drei Minuten von „Invincible“ kommen. Oder zur fast absurden Vollentgleisung nach etwas mehr als zehn Minuten in „7empest“. Oder zum wundervollen „Culling Voices“, das, laut Adam Jones, aus zwei winzigen, leisen Ideen zu etwas wuchs, das selbst die Band übermannte. An all diese Orte gelangt man nur über lange, neue Wege. Klar, an jeder Ecke wartet bei Tool ein Schatz (und es wird dauern, bis alle entdeckt sind), aber man kann solche Momente einfach nicht erreichen, wenn man sich nur für drei Minuten konzentriert.

    Das wirklich Bewegende an dieser Platte ist jedoch noch etwas anderes: die spürbare Hingabe der Musiker. Immer wieder schaukeln sich die vier hoch in perfekt ausgearbeitete dramatische Höhen, immer wieder drehen sie vorher jeden Stein mindestens einmal um – das können nur sie, dafür werden sie geliebt. Dieses Mal aber lassen sie auch immer wieder los. Sie reißen riesige Flächen, ergeben sich in ausschweifende Eskalationen, die teilweise in blanke Ekstase münden. Diese Platte atmet. Und da dieses komplette Aufgehen in der Kunst nicht ein einziges Mal abrutscht in richtungsloses Gefiedel, sondern immer mit dem Gesamtwerk im Blick und der Bandtypischen, fast unmenschlichen Versiertheit passiert, ist das hier tatsächlich das neue Optimum einer Tool-Platte.

    Man kann fragen, ob nicht ein Song mehr möglich gewesen wäre. Die Gesamtzeit der Interludes (inklusive Schlagzeugsolo!) beträgt rund zwölf Minuten. Aber in der Logik dieses Albums sind selbst die Pausen unabdingbar. Jeder einzelne Song fordert die Hörer, bis Kopf und Herz überlaufen. Der völlig verkrüppelte, dennoch tighte, traurige und dabei auch noch lässige Strophenblues von „Pneuma“ zum Beispiel. Oder „Invincible“, schlicht einer der besten Tool-Tracks ever. Oder der Titelsong, der sich einnistet wie ein Lebend- Impfstoff, dann individuell in jeder/m weiterwächst und so den Weg ebnet für ein fast überirdisches Level der Leidenschaft, des Handwerks und der endlosen Suche – Wahnsinn.

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