Dass die Nostalgie bei einem Death Cab For Cutie Konzert Dauergast ist, überrascht in Anbetracht ihres melancholischen Indie-Rocks und der langjährigen Karriere nicht: “Köln ist für uns ein besonderer Ort, weil wir in dieser Stadt unser allerersten Deutschlandkonzert gespielt haben. Das war so vor 20 Jahren, und der Club war unfassbar verdreckt, aber natürlich war es total geil”, sagt Ben Gibbard, bevor er mit “Rand McNally” eine Hymne auf die guten, alten Zeiten anstimmt.

Ob Death Cab For Cutie nach so vielen Jahren immer noch Lampenfieber haben? Zumindest würde das die leichten Wackler in der Kopfstimme beim Opener “I Don’t Know How I Survive” erklären. Von den anfänglichen Verkrampfungen, als die man auch die publikumsanimierenden, synchronen Mitklatscher im Boyband-Format verbuchen darf, ist zum Glück am restlichen Abend nichts mehr zu spüren. Die lauten Zuschauergesänge und die vielen Hände, die sich in die Höhe recken, um punktgenau auf das virtuelle Schlagzeug zu trommeln, sind der Beweis dafür, dass das Eis spätestens zu “The New Year” endgültig gebrochen ist.

Bei den alten Hits, mit denen Death Cab For Cutie ihre Setlist zur Genüge gespickt haben und so auch bei langjährigen Fans kaum Wünsche offenlassen, ist das Publikum in Sachen Textsicherheit nicht zu übertreffen. Trotzdem ist es keinesfalls so, dass die neuen Songs nur höflich abgenickt werden. Das liegt daran, dass den Indie-Rockern mit “Asphalt Meadows” ein grandioses Album gelungen ist, das es vergangenes Jahr in überraschend viele Bestenlisten geschafft hat. Vor allem “Here To Forever” etabliert sich als zukünftiger Klassiker, der bereits an diesem Abend auf große Resonanz trifft, was die Bandmitglieder sichtlich freut.

Als Gibbard “I Will Follow You Into The Dark” einige Songs später mitten im Set mit der Akustikgitarre allein auf der Bühne spielt und jedes einzelne Wort leise brummend vom Publikum mitrezitiert wird, dürfte aus Fansicht bereits klar sein, wie der heutige Abend enden muss: Selbstverständlich mit Gibbard am Klavier, der im Spotlight mit glasklarer Stimme “Transatlanticism” anstimmt. Man könnte währenddessen eine Stecknadel fallen hören, bevor Death Cab For Cutie zum großen Finale nochmal ganz laut aufdrehen und eindrucksvoll beweisen, wie man Steigerungen perfektioniert. Und auch, wenn das Publikum die hypnotischen Zeilen “I need you so much closer” bis zur letzten Sekunde mitsingt, dürfte das Bedürfnis nach Verbundenheit für den heutigen Abend gestillt sein.