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    Manic Street Preachers
    Everything Must Go

    VÖ: 20.05.1996 | Label: Epic/Sony
    Text: Claudia Nitsche
    Manic Street Preachers - Everything Must Go

    Vier-Ohren-Test

    Eigentlich hatte ich vor, in dieser Rubrik die etwas übertriebenen Höchstwertungen für die Boxhamsters, Ice-T oder den guten, alten Clinton zu relativieren. Zumindest in den letzten beiden Fällen liegen ausgesprochen gute Alben vor, die wahren Klassiker haben der Mothershipper und der Motherfucker allerdings schon vor Jahren geschrieben. Liegt wohl am Sommer, daß die Begeisterung so grenzenlos ist, da hat eine Platte für verregnete Herbstnachmittage natürlich kaum eine Chance. Dabei sind die Manic Street Preachers sich selbst genauso treu geblieben wie George und Ice. Eine Spur zu bombastisch und hausfrauentauglich waren sie schließlich schon immer, aber solange sie noch Songs schreiben wie „No Surface, No Feeling“, das leicht clashige „Interiors“ oder die Single „A Design For Life“, solange wir noch keinen besseren Freddie-Mercury-Ersatz haben als James Bradfield und solange es jeden zweiten Tag regnet, brauchen wir diese vielgehaßte Band. Zumal „Everything Must Go“ keineswegs schlecht ist, sondern lediglich reine Geschmackssache.
    8/12

    „Everything Must Go“ – wer wünscht sich das nicht? Vor allem, wenn der Gitarrist und Texter weg ist. Natürlich will ich mich über Tragisches nicht lustig machen, aber der Albumtitel steht so bescheuert symbolisch rum, daß jeder seinen Senf dazugeben wird. Sie wollten doch keine Musik mehr machen, oder? Aber wer braucht Ricky James? Nicky Wire jedenfalls nicht, der hat sich hingesetzt und dem Trio künstliches Leben eingehaucht. Emotionen konnte er dabei nicht wecken. Lustloses, schwammiges Gedöns. Deutschrock in englisch. Und dann noch dieser verpfuschte Cure-Klau bei „Australia“. Alle Stücke schmerzgetränkt. Drei Songs stammen noch von Mr. James, sowas soll ja verkaufsfördernd wirken. Die geschrumpfte Kapelle betet Litaneien, hat den Kaugummi-Sound für sich erfunden und hört sich in ihrer emotionalen Hochphase an wie ein Duett von Rolf Zuckowski und Tracy Chapman. Eindringlich und unvergeßlich. Sollte das Ding erfolgreich werden, wird derzeit wirklich alles gekauft, was aus England kommt. Dann können die Preachers ihre nächste Platte getrost „Everything Goes“ nennen.
    3/12 Claudia Nitsche

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