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Mit Pascow bei Black Plastic

Am 17. Januar spielten Pascow im FZW in Dortmund. Zuvor trafen wir Schlagzeuger Ollo und Bassist Flo im Plattenladen Black Plastic zum gemeinsamen Plattenkauf. Es kann nur Sekunden gedauert haben, dann war das Eis gebrochen, und die beiden entpuppten sich als Vinyl-Kenner und -Liebhaber, die von der eigenen Plattenladen-Sozialisation erzählten und mit ihren Funden ein breites Spektrum von Bruce Springsteen bis …But Alive und von den Cardigans bis EA80 abdecken.

Hier könnt ihr euch das Interview ansehen:

Die Schönheit des Konzepts

Nine Inch Nails The Downward Spiral

VÖ: 1994 | Label: Interscope
Nine Inch Nails - The Downward Spiral

Trent Reznor erschafft die düstere Geschichte eines Mannes, der in einer Spirale aus Gewalt, Sex und Transgression immer weiter in Richtung Selbstzerstörung driftet, in einem langwierigen Produktionsprozess. Für das zweite Nine-Inch-Nails-Album baut er sich ein neues Studio, situiert ausgerechnet in dem Haus, in dem Mitglieder der Manson Family 1969 die Schauspielerin Sharon Tate ermordet haben. Ein Jahr länger als geplant feilt Reznor in Klausur an “The Downward Spiral”, macht dabei Klang zum zusätzlichen Instrument. Gewalt im Text übersetzt er mit Verzerrung, desorientierenden Filtern und Schichten aus Störgeräuschen und Samples. Oft wirkt die fragmentarische Musik als Vehikel für die abgründige Soundkulisse, die schließlich im versuchten Suizid des Protagonisten gipfelt – und ihren Schöpfer zum Industrial-Posterboy macht. Heute kommt man zu “The Downward Spiral” wegen “Closer”, “March Of The Pigs” und “Hurt”, bleibt aber immer wieder wegen der kaputten Atmosphäre und der Genre-sprengenden Produktion.
Carsten Sandkämper


Nick Cave And The Bad Seeds Murder Ballads

VÖ: 1996 | Label: Mute
Nick Cave And The Bad Seeds  - Murder Ballads

Ein Zuhälter, der an Heiligabend seinen Liebhaber erschießt. Ein Killer, der findet, dass alle Schönheit sterben muss. Eine 15-Jährige, die aus Langeweile mit dem Töten anfängt. – Das neunte Album von Nick Cave und seinen Bad Seeds kommt einer Mischung aus Thriller und Kurzgeschichtenband gleich. Im Fokus der zehn Balladen steht die Lust an Mord, geschildert aus Täter- und Opfer-Perspektive. Für die Bad Seeds wird das Konzeptalbum das kommerziell erfolgreichste ihrer bisherigen Karriere – und bringt Cave, dem großen Geschichtenerzähler, dem Duettpartner von Kylie Minogue und PJ Harvey, Ende der 90er eine Nominierung bei den MTV Video Music Awards ein. Auf seinen Wunsch hin wird sie allerdings zurückgezogen. “Meine Muse ist kein Pferd, und ich nehme an keinem Rennen teil”, schreibt Cave damals in einem Brief an die Verantwortlichen. Was davon bleibt? Ein kurzes, aber intensives Liebäugeln mit dem Mainstream und das von Bob Dylan entliehene Resümee: “Death ist not the end.”
Lisa Elsen


Refused The Shape Of Punk To Come

VÖ: 1998 | Label: Burning Heart
Refused - The Shape Of Punk To Come

“The Shape Of Punk To Come” hat kein Konzept, es ist ein Manifest. Der Erneuerungswille von Refused durchdringt konzeptuell alle Bereiche des Albums: Das Cover zitiert Rye And The Coalition, der Titel Ornette Coleman, “The Dirty Rhythm” Art Blakey & The Jazz Messengers, “Tannhäuser/Derivé” den Bombast Richard Wagners. Und mit jedem der zwölf Songs füllen Refused ihr Manifest mit Inhalt, am offensichtlichsten in “New Noise”: Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen, sonst werden Hardcore und Punk in den Mühlen des Mainstreams zerrieben. Was soll man sagen: Alles, was Refused 1998 gegen den Strich geht, hat Bestand. Das liegt auch daran, dass nicht nur die Songtexte eine Revolution ausrufen, sondern Refused auch musikalisch Regeln zu Feinstaub zermahlen. Jazz und Techno, um nur zwei Beispiele zu nennen, binden sie nahtlos ein. Das passiert nicht von ungefähr: Beide Genres sind im Kern revolutionär, beide könnten kaum weiter von Punk entfernt sein und der Szenepolizei nicht härter auf die Nerven gehen.
Florian Schneider


The Magnetic Fields 69 Love Songs

VÖ: 1999 | Label: Merge
The Magnetic Fields - 69 Love Songs

Schon die Zahl 69 ist eine explizite Stellungnahme. Und auch sonst geht es auf diesem überlangen Album deutlich zu: Magnetic-Fields-Kopf Stephin Merritt dreht jeden der “69 Love Songs” in eine thematische ungewöhnliche Richtung, sodass es sich hier eben um ein Konzeptalbum über das Liebeslied als meistgenutztes Sujet der Rock- und Popmusik handelt statt um ein Sammelsurium vieler Liebeslieder. Die 69 Stücke schrieb Merritt innerhalb weniger Tage in Acht-Stunden-Schichten als Dauergast in einer New Yorker Bar. Das Mysterium um das Dreifachalbum wird sechs Jahre später zusätzlich befeuert durch das Buch “69 Love Songs, A Field Guide” (aus der “33 1/3”-Reihe), in dem einer der beteiligten Sänger, LD Begthol, nicht nur ein Lexikon der vielen Schweinereien erstellt, sondern ein fiktives Interview mit Merritt publiziert, in dem dieser hauptsächlich über seinen Hund spricht. Zu haben ist “69 Love Songs” physisch entweder als Dreifach-CD oder Sechsfach-10-Inch-Box. Die Dreierreihe ist den Magnetic Fields heilig.
André Boße


Deltron 3030 Deltron 3030

VÖ: 2000 | Label: 75 Ark
Deltron 3030 - Deltron 3030

Knallharter Realismus über Rassismus, die Zustände auf den Straßen aus dem HipHop und Science-Fiction passen auf den ersten Blick kaum zusammen. Als Deltron 3030 schaffen es Weirdo-Rapper Del Tha Funkee Homosapien, Produzent Dan The Automator und Scratch-Gott Kid Koala aber eben genau das in einer einstündigen Rap-Oper zu verschmelzen. Dafür schlüpft Del in die Rolle von Deltron Zero, einem desillusionierten Hacker, der mit dem beatbastelnden Monolithen Automator gegen Unterdrückung von Menschenrechten und Individualismus in der dystopischen Zukunft des Jahres 3030 rebelliert. Zwischen Skits, die dem World-Building dienen, und unter anderem Damon Albarn als erschöpften Bankangestellten die Unternehmensmacht als Bösewicht vorstellen lassen, schlägt Deltron intergalaktische Rap-Battles, die langsam, aber sicher Risse im System erzeugen. Hinter diesem pointierten sozialen Kommentar steckt vor allem die Botschaft, dass das Konzept nicht an 3030 gebunden ist – sondern der Kampf niemals aufhört.
Jonas Silbermann-Schön


Dredg El Cielo

VÖ: 2002 | Label: Interscope
Dredg - El Cielo

“Dieses Album wurde inspiriert von einem Gemälde mit dem Titel ‘Traum, verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Aufwachen’. Es wird empfohlen, dieses Gemälde beim Hören von El Cielo anzuschauen. Es ist, als würde der eine Stimulus die anderen Sinne erwecken. Mit anderen Worten, es geht um das Zeichnen von Musik.” So erklärt es eine Sprecherin am Ende von Dredgs Meisterwerk – auf Japanisch. Genauso wichtig für das Konzept von “El Cielo” ist die dem Gemälde zugrundeliegende Geschichte. Dalí verarbeitet damit die Schlafparalyse seiner Frau, unter der auch Dredg-Frontmann Gavin Hayes zwischenzeitlich leidet. Ach ja, ein Sigur Rós-Konzert auf Ecstasy soll auch inspirierend gewesen sein. Das alles nach einem Debüt, mit dem sich Dredg als Tool-Weiterdenker empfohlen hatten. Größenwahn? Das wird schon, denkt Interscope und lässt die vier Jugendfreunde gewähren. Zumindest in künstlerischer Hinsicht geht die Rechnung auf: Nie klang progressiver Alternative-Rock traumhafter.
Christian Wiensgol


The Mars Volta De-Loused In The Comatorium

VÖ: 2003 | Label: GSL
The Mars Volta - De-Loused In The Comatorium

Prog, Latin, Dub, Post-Hardcore, Jazz: Der herausfordernde Stilmix auf dem Mars-Volta-Debüt lenkt ebenso leicht von der thematischen Schwere des Albums ab wie die kryptischen Songtexte von Cedric Bixler-Zavala. Der durchläuft nach dem Split von At The Drive-In mit seinem Gitarristen Omar Rodríguez-López eine Radikalkur, vollzieht einen Karriere-Reboot: Morbide Momente gab es auch in Bixlers Texten für die Vorgängerband, aber diese Radikalität lässt staunen. Für “De-Loused In The Comatorium” denkt sich Bixler die fiktive Figur Cerpin Taxt aus, um in Wahrheit das tragische Leben und Ableben des befreundeten Künstlers Julio Venegas nachzuerzählen. Es folgt ein fiebertraumartiger Trip zwischen Drogenrausch, Koma und Suizidversuchen. 60 Minuten, in denen nie ganz klar ist, wo die Grenze zwischen Fakten und Fantasterei verläuft. Storm Thorgersons Coverartwork mit dem goldenen, Licht speienden Kopf setzt dem Wahnsinn die Krone auf. Musikalisch, textlich, visuell – an diesem Album kann man nur hängenbleiben.
Dennis Plauk


A Perfect Circle Thirteenth Step

VÖ: 2003 | Label: Virgin
A Perfect Circle - Thirteenth Step

Selbsthilfeorganisationen wie die Anonymen Alkoholiker vermitteln einen Weg aus der Sucht in zwölf Schritten. Maynard James Keenan weiß aus Erfahrungen im eigenen Umfeld, dass darauf noch ein dreizehnter Schritt folgen muss: Die Rückkehr ins sogenannte normale Leben, das es nüchtern zu ertragen gilt. Eben diesen kräftezehrenden Prozess beschreibt “Thirteenth Step” aus der Perspektive von Abhängigen und ihren Angehörigen, in inneren und äußeren Stimmen. Die emotionale Bandbreite reicht dabei von Frust und Wut (“The Package”) über Gefühle von Schwäche und Ohnmacht (“Weak And Powerless”, “Vanishing”) bis zu giftigem Zynismus (“The Outsider”). Innerhalb von Augenblicken kann die Stimmung kippen, eine melancholische Melodie unter aggressiven Riffs begraben werden, ein Satz oder Gedanke Zerstörung anrichten. “Thirteenth Step” ist das erschreckend realistische Abbild einer (Innen-)Welt aus den Fugen, wo zwischen Flüstern und Brüllen, zwischen Hoffnung und Verzweiflung keine Zeit für Entschuldigungen bleibt.
Anke Hügler


Coheed And Cambria In Keeping Secrets Of Silent Earth: 3

VÖ: 2003 | Label: Columbia/Equal Vision
Coheed And Cambria - In Keeping Secrets Of Silent Earth: 3

Coheed And Cambria machen nicht mal eben ein Konzeptalbum, sie sind das Konzept. Ohne das sich mittlerweile über zehn Alben und zwei Jahrzehnte erstreckende SciFi-Epos um Weltallschlachten, Apokalypsen und Auserwählte gäbe es die Band schlicht nicht. “In Keeping Secrets Of Silent Earth: 3” ist deswegen so wichtig, weil die Band hier nach ihrem Debüt den Fokus von der Familiengeschichte des Protagonisten Claudio Kilgannon auf das gesamte Universum von “Heaven’s Fence” verschiebt. Außerdem passt der Sound auch besser zum Konzeptalbum-Vibe. Statt an ambitioniertem Emocore versuchen sich Coheed And Cambria jetzt am Prog ihrer Vorbilder Rush. Das zeigt schon der Titelsong. In dem lässt Sänger und Gitarrist Claudio Sanchez acht Minuten lang zwei Armeen zu epischen Singalongs, proggigen Gitarrenläufen und Emo-Kante gegeneinander antreten. Das ist so nerdig wie mitreißend – und erst das zweite Kapitel einer von einer Person erdachten Geschichte, die große Kreativteams nicht besser hätten schreiben können.
Florian Zandt


The Streets A Grand Don't Come For Free

VÖ: 2004 | Label: 679
The Streets - A Grand Don't Come For Free

Es hätte alles so schön sein können: Mike Skinners Protagonist hat 1.000 Pfund in einem Schuhkarton gespart, doch der ist jetzt futsch! Während er vergeblich versucht, die Kohle mit Sportwetten zurückzubekommen oder seinen Kumpel Scott verdächtigt, ihn abgezockt zu haben, verliebt er sich in Simone. Doch die Beziehung verläuft turbulent und geht mit reichlich Herzschmerz in die Brüche. Da helfen auch der Saufurlaub und die Erkenntnis über die eigenen Verfehlungen nicht, denn der Arbeitskollege Dan hatte die ganze Zeit eine Affäre mit Simone – und das Geld war am Ende nur hinter den kaputten Fernseher gefallen. Im Gegensatz zu anderen Konzeptalben erzählt Skinner in den elf episodenhaften Songs auf “A Grand Don’t Come For Free” eine ziemlich einfache Geschichte, jedoch eine mit scharfem Blick auf Beziehungen im Umfeld von britischer Lad-Kultur und das Leben in der Vorstadt. Weil er das dermaßen überwältigend universell und aufrichtig rüberbringt, kann man sich nicht nur als Brite darin wiederfinden.
Jonas Silbermann-Schön


Say Anything ...Is A Real Boy

VÖ: 2004 | Label: Doghouse
Say Anything - ...Is A Real Boy

“…Is A Real Boy” verhält sich zu einer ernsthaften Rockoper wie “Community” zu einer konventionellen Sitcom: Die Meta-Ebene gehört dazu. Das war nicht immer der Plan von Say-Anything-Chef Max Bemis. Anfangs sieht er einen Rahmen und etliche gesprochene Interludes vor, im Nachgang eines Nervenzusammenbruchs verwirft er die Idee. Geblieben sind die Songs, gnadenlos eingängige Indie-Emo-Kraftpakete, anhand derer man die Handlung um das Ringen des Rocksängers Max mit der Liebe und “denen da oben” in der Musikindustrie zumindest in Teilen nachvollziehen kann. Die distanzierte Betrachtungsweise legt direkt das Intro offen, das aus einer Unterhaltung darüber besteht, ein Intro aufzunehmen. Das Selbstironische wird zum Markenzeichen von Say Anything und nach zwei, drei weiteren Alben schal, auch Hits wie “Belt” und “Alive With The Glory Of Love” gehen der Band schnell aus. Mit “Oliver Appropriate” erhält “…Is A Real Boy” 2019 immerhin eine halbwegs gelungene Fortsetzung. Seine Frische und Energie bleiben aber unerreicht.
Martin Burger


Mastodon Leviathan

VÖ: 2004 | Label: Relapse
Mastodon - Leviathan

Was am Gitarristen und Sänger Brent Hinds auffällt, ist sein Tattoo, das sich von der Stirn bis auf den Hals zieht. Es sind Widerhaken, wie sie Walfischer an ihren Lanzen verwendet haben, und es ist gleichzeitig eine Verbeugung vor Queequeg, dem Māori mit den traditionellen Tattoos an Bord des Walfangschiffes Pequod aus “Moby-Dick”. Zeichner Paul A. Romano hat das Schiff und den legendären weißen Pottwal auf dem Cover von “Leviathan” verbildlicht. Der Albumtitel geht zurück ins Hebräische und bezeichnet ein Seeungeheuer aus der jüdischen Mythologie. Damit ist der Ton gesetzt für Mastodons zweites Album. Mag das vom Sound her auch schwächeln: Das Songmaterial ist erstklassig. Es repräsentiert in der Diskografie der Band das Element Wasser. “I Am Ahab” spielt selbstverständlich auf den besessenen Kapitän aus Herman Melvilles Klassiker an, ebenso “Blood And Thunder”. Von dort spannt die Geschichte den Bogen über den Ur-Hai “Megalodon” bis zum “Elefantenmenschen” Joseph Merrick im abschließenden Instrumental.
Jan Schwarzkamp


Green Day American Idiot

VÖ: 2004 | Label: Warner
Green Day - American Idiot

Green Day erfinden sich nach dem kommerziell enttäuschenden “Warning” (2000) neu und erschaffen mit “American Idiot” eines der größten Punk-Konzeptalben aller Zeiten. Darauf sondieren sie die politische Lage der USA und sezieren den Amerikanischen Traum, nachdem das Land von den Terroranschlägen des Elften September erschüttert wurde und in den Irak-Krieg gezogen ist. Dafür strickt das Trio eine Geschichte um drei Charaktere: Jesus Of Suburbia, dessen Alter Ego St. Jimmy und Jesus’ zeitweise Freundin Whatsername. Die gleichnamigen Songs beschreiben innere Konflikte zwischen Liebe, Wut, Hoffnung und Verzweiflung – große Punk-Hymnen, die an den richtigen Stellen kratzen und beißen. Damit ermutigen Green Day dazu, den eigenen Weg zu finden, statt der vorherrschenden Gesinnung nachzujagen, durch Fleiß und harte Arbeit finanziell und gesellschaftlich aufzusteigen. Daneben könnte man Songs wie “Holiday” auf jeden unfähigen US-Präsidenten münzen. Damals auf Bush jr., heute auf den orangen Megalomanen.
Vivien Stellmach


The Mountain Goats The Sunset Tree

VÖ: 2005 | Label: 4AD
The Mountain Goats - The Sunset Tree

“Ihr werdet da rauskommen. Ihr werdet leben, um eure Geschichte zu erzählen. Verliert nicht die Hoffnung.” Diese Nachricht an all jene, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, schreibt The-Mountain-Goats-Kopf John Darnielle ins Booklet dieses Albums, das sich um seine Kindheit und den Missbrauch durch seinen Stiefvater dreht – und dem er es widmet. Den Titel entlehnt er einer Szene aus Samuel Butlers Roman “Der Weg allen Fleisches”, in dem der Vater seinen Sohn wegen eines Aussprachefehlers beim Singen der Hymnenzeile “Come, come, come/ Come to the sunset tree” verprügelt. Was sich in der Beschreibung schwer aushaltbar liest, manifestiert sich in Folksongs wie “This Year”, in denen Darnielle den Durchhalteaspekt in den Fokus rückt und mit Humor unterstreicht, um die beklemmenden Momente auszugleichen: “I am gonna make it through this year/ If it kills me”. Vollends zum Meilenstein wird “The Sunset Tree” durch sein versöhnliches Ende “Pale Green Things”: eine tatsächlich glückliche Erinnerung an den Stiefvater.
Juliane Kehr


Sufjan Stevens Illinois

VÖ: 2005 | Label: Asthmatic Kitty
Sufjan Stevens - Illinois

Genau genommen ist “Illinois” ein Dokument des Scheiterns. Als es 2005 erscheint, hat man noch Sufjan Stevens’ Ankündigung im Ohr, jedem Bundesstaat der USA eine eigene Platte zu widmen. 20 Jahre später sind es noch immer nicht mehr als zwei geworden – von möglichen 50. “Michigan” bildet 2003 den Auftakt, “Illinois” beendet aus heutiger Sicht das Staatenprojekt, bevor es richtig angefangen hat. Wie ernst es Stevens mit dem übergeschnappten Plan damals wirklich ist, sei dahingestellt. Fest steht: Beide Alben sind auf ihre Weise brillant und konzeptuell ähnlich. Zwischen “Michigan” und “Illinois” verschiebt sich zwar Stevens’ Faible für orchestralen Pomp von Holz- zu Blechinstrumenten. Aber hier wie da tritt er als begnadeter Geschichtenerzähler auf, der in seinen Songs lokale Geschichten, Legenden und Mythen besingt, mal distanziert, mal mit Bezug zur eigenen Biografie. Ufos und Massenmörder, Superman und Abenteuer im Ferienlager – breiter hätte der Singer/Songwriter die Themen kaum auffächern können.
Dennis Plauk


My Chemical Romance The Black Parade

VÖ: 2006 | Label: Reprise
My Chemical Romance - The Black Parade

Beim Siebenmeilenstiefel-Tempo, in dem My Chemical Romance ihren Karrierepfad betreten haben, verwundert es nicht, dass das erst dritte Album zur vollumfänglichen Rockoper wird. Schon der Vorgänger “Three Cheers For Sweet Revenge” ist wie aus einem Guss, mitreißend und originell. Mit Gerard Way profitiert die Band von einem Frontmann und Texter mit Vision. Way erzählt große Geschichten, während seine Band sich halsbrecherisch via Punk, Metal und Stadionhymnen durch die Rockgeschichte manövriert. Im Mittelpunkt von “The Black Parade” steht ein Patient, der dem Tode nah ist und deshalb sein Leben Revue passieren lässt. Als er stirbt, holt ihn der Tod in Form einer schwarz gekleideten Marsch­kapelle ab – eine Version der schönsten Kindheitserinnerung des Patienten. Die Band setzt all das nicht nur im Comic-Artwork um, sondern tritt im Video und live auch in entsprechenden Uniformen auf. Um die Rockoper zu komplettieren, braucht es außerdem eine Diva. Die gibt es in “Mama” mit Liza Minnelli.
Jan Schwarzkamp


Bloc Party A Weekend In The City

VÖ: 2007 | Label: V2
Bloc Party - A Weekend In The City

Kele Okereke ist angepisst. Vom Hedonismus in East London, von der Oberflächlichkeit der Jugend, von den Vorurteilen, die ihm als schwulem Mann und Kind nigerianischer Immigranten täglich begegnen. “In every headline we are reminded that this is not home for us”, textet er. Der Song dazu, “Where Is Home?”, steht zentral auf dem zweiten Bloc-Party-Album. Dessen formellen Rahmen bildet ein Wochenende, an dem Okereke Beobachtungen anstellt über selbstbezogene Discogänger, paranoide rechte Dumpfbacken und andere schummrige Ecken der Stadt. Empathie sieht er nur in Rückblenden oder am “Sunday”, nach der Party: “I love you in the morning/ When you’re still hungover”. Mittendrin treiben Matt Tongs Uhrwerk-Drumming, unheilvolle Synthie-Chöre und messerscharfe Gitarrenriffs. Denn der thematische Überbau, die Vielschichtigkeit wären wertlos ohne stimmige, mitreißende Songs. Die hat “A Weekend In The City” – was nicht heißt, dass es gut ausgeht. Zartbesaitete skippen besser den letzten Song “SRXT”.
Martin Burger


Thrice The Alchemy Index

VÖ: 2007/2008 | Label: Vagrant
Thrice - The Alchemy Index

Es hätte richtig in die Hose gehen können: Thrice, die 2003 mit “The Artist In The Ambulance” Emo- und Post-Hardcore-Geschichte geschrieben haben, kündigen vier Jahre später ein Album aus vier EPs an, jede davon einem der klassischen Elemente gewidmet. Die Ästhetik der Musik sei an das jeweilige Element angepasst, brodelnd auf “Fire”, fließend auf “Water”, höhenlastig auf “Air”, rootsig und akustisch auf “Earth”. Das liest man damals mit mehr Sorge als Vorfreude, denn die Idee weckt Assoziationen mit käsigem Progrock der 70er, jedenfalls nicht mit Thrice, bei denen man schon die kleinen Experimente auf “Vheissu” (2005) kritisch beäugt hat. Doch der in zwei Doppel-EP-Schüben veröffentlichte “Alchemy Index” gerät zum Triumph des Songwritings, Sounddesigns und Artworkings. Weil Thrice es bei aller Ambition nicht zu weit treiben, statt eines Epos einzelne Kurzgeschichten und Parabeln erzählen, auch wortlose wie das grandiose “Night Diving”. Danach haben sie den stilis­tischen Freischwimmer – und nutzen ihn bis heute.
Martin Burger


The Antlers Hospice

VÖ: 2009 | Label: Frenchkiss
The Antlers - Hospice

Eine Hand, an deren Gelenk ein Bändchen mit Patientendaten baumelt, greift nach einer anderen. Jedoch wirken die Hände, als würden sie sich gegenseitig abstoßen wie zwei gleichpolige Magnete – das Cover von “Hospice” ist eine Metapher für das, was man im Verlauf der zwölf Songs erlebt. Die erzählen von Sylvia, die an Knochenkrebs leidet und in einem Hospiz ihrem Lebensende entgegendämmert. Der Song “Kettering” verrät sogar, wo sie untergebracht ist: Im Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York lernt Sylvia einen Pfleger kennen und lieben. Allerdings ist die Beziehung der beiden missbräuchlich. Sylvia, selbst Opfer von Missbrauch in ihrer Jugend, agiert hochgradig manipulativ. “Hospice” handelt also von Tod und Liebe, Verlust und Trauer. Themen, die The Antlers in atmosphärisch dichten, oft lichten Indiefolk kleiden, über dem Peter Silbermans Falsett schwebt. Ihm ist anzumerken, wie ihn die Geschichte bewegt, auch wenn sie nicht rein auto­biografisch sein soll, wie er in mehreren Interviews betont.
Florian Schneider


Gallows Grey Britain

VÖ: 2009 | Label: Reprise
Gallows - Grey Britain

Ominöse Streicher, ein Plätschern, das aus der Themse ans Land schwappt, kreischende Krähen und schwer stampfende Black Sabbath-Gitarren: So einen Einstieg in das zweite Album der UK-Hardcore-Durchstarter Gallows hätte 2009 wohl niemand erwartet. Dass die Band sich nicht direkt in den Pit stürzt, liegt am dazu­gehörigen Konzept. “Grey Britain” ist ein Blick in die Zukunft eines Großbritanniens, das nach der Finanzkrise von 2008 vor die Hunde geht und von Gewalt, Korruption und Nationalismus zerfressen wird. Jede Hoffnung auf ein glückliches Ende wird Song für Song weiter zunichte gemacht. Im Opener heißt es “Great Britain is burning down”, was suggeriert, das noch etwas zu retten wäre. Der letzte Song “Crucifucks” schließt mit “Great Britain is fucking dead/ So cut our throats, end our lives/ Let’s fucking start again”. Die melancholischen, aber melodischen Streicher vom Anfang tauchen wieder auf, enden diesmal aber in leiser Dissonanz. Ein düsteres Album für düstere Zeiten, das auch heute noch Gewicht hat.
Florian Zandt


Linkin Park A Thousand Suns

VÖ: 2010 | Label: Warner
Linkin Park - A Thousand Suns

Mit den Worten “God save us, everyone/ Will we burn inside the fires of a thousand suns?” fällt das vierte Linkin-Park-Album direkt mit der Tür ins Haus: Es geht es um die Entwicklung der Atombombe und die daraus folgenden Ängste. Ursprünglich als Soundtrack zu einem Videospiel gedacht, ist die thematische Klammer von vornherein Teil der Platte. Musikalisch bleibt die Band be­weglich, lässt etwa auf Pop-Momente Public Enemy-Referenzen folgen (“Wretches And Kings”), übt sich im Gruppengesang (“Iridescent”) oder ist klassisch wütend auf die Welt (“Blackout”). Daneben binden Linkin Park in die 14 Songs und Interludes Ausschnitte von Reden ein. Der “Vater der Atombombe” Robert Oppenheimer und die Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. und Mario Savio warnen die Menschheit vor der drohenden Selbstzerstörung. Doch Einzel­betrachtungen sind hier nicht angebracht: “A Thousand Suns” besticht als Ganzes mit einem konstant schaurigen Unterton und mit wiederkehrenden Zeilen wie den eingangs zitierten.
Nicola Drilling


...Trail Of Dead Tao Of The Dead

VÖ: 2011 | Label: Superball
...Trail Of Dead - Tao Of The Dead

“Erst wenn mein erstes Buch erschienen ist, wird auch die Musik auf ‘Tao Of The Dead’ bis ins letzte Detail Sinn ergeben”, sagt Conrad Keely im VISIONS-Interview zum siebten Trail-Of-Dead-Album. Seit Ewigkeiten arbeitet er an der Graphic Novel, erschienen ist sie immer noch nicht. Dennoch erzählt “Tao Of The Dead” bisher am stringentesten von den etwa zehn Charakteren, die in einer Steampunk-Welt auf dem fliegenden Schiff Festival Thyme reisen. Das liegt an den fließenden Übergängen zwischen den Songs und Miniaturen, die zusammen zwei Longtracks ergeben. Denn zuerst steht bei Trail Of Dead die Tonspur, eine gewaltige Mischung aus Alternative Rock, Prog und Krautrock – dann passe man Inhalte daran an, so Keely. Das funktioniert. Wie eng “Tao Of The Dead” mit seiner Graphic Novel verbunden ist, zeigt das Booklet mit den ersten zwölf Seiten daraus, wo sich bei vorherigen und späteren Platten nur einzelne Artworks, Textauszüge und Songs darauf beziehen. Ausnahme: die EP-Fortsetzung “Tao Of The Dead, Part III” von 2013.
Martin Burger


Fucked Up David Comes To Life

VÖ: 2011 | Label: Matador
Fucked Up - David Comes To Life

Eigentlich sind die Punks Ende der 70er unter anderem angetreten, um Schluss zu machen mit dem überkandidelten, überambitionierten Konzeptalben-Wahnsinn der (Prog-)Rock-Dinosaurier. Nur: Der Punkrock hat längst auch Konzeptalben abgeworfen. Eines davon ist “David Comes To Life” des kanadischen Kollektivs Fucked Up. Zwischen rockigem Hardcore und Indie-Melodien ist – mal wieder – Platz für Gäste. Die verkörpern bestimmte Charaktere im Universum des David Eliade, einem Mitarbeiter in einer Glüh­birnenfabrik im England der später 70er und frühen 80er. Er verliebt sich in die Aktivistin Veronica Boisson Gemeinsam bauen sie eine Bombe, um besagte Fabrik in die Luft zu sprengen – doch das misslingt und Veronica kommt ums Leben. Irgendwann bemerkt David, dass seine Geschichte – Achtung, Metaebenen-Twist – der Macht des Erzählers Octavio St. Laurent unterliegt. “David Comes To Life” ist aufgeteilt in satte 18 Songs in vier Kapiteln und fast 78 Minuten Spielzeit. Darf Punk das? Klar, Punk darf alles.
Jan Schwarzkamp


Kendrick Lamar Good Kid, M.A.A.D City

VÖ: 2012 | Label: Interscope
Kendrick Lamar - Good Kid, M.A.A.D City

Dass Rap-Songs von Drogen und Gangstertum handeln, ist seit Ende der 80er nicht außergewöhnlich, insbesondere an der US-Westküste, wo Kendrick Lamar 1987 geboren wird. In Compton, dem Vorort von Los Angeles, den N.W.A. 1988 mit “Straight Outta Compton” auf die Rap-Landkarte bringen. Lamar erzählt auf seinem zweiten Album auch von Drogen und Kriminalität, in “Good Kid, M.A.A.D City” schlagen aber zwei Herzen. “Everybody gon’ respect the shooter/ But the one in front of the gun lives forever”, nimmt “Money Trees” auch die Perspektive des Opfers ein, was für Gangsta-Rap bis heute ungewöhnlich ist, wobei er sich auch auf Eastcoast-Rapper Nas bezieht, der 1994 im “Illmatic”-Song “One Love” getextet hat: “Cause when the pistol blows/ The one that’s murdered be the cool one”. “Good Kid, M.A.A.D City” ist intensiver, weil es mit persönlichen Bezügen zu geisterhaften Beats mitten im Geschehen zwischen Selbstzerstörung und Schießereien steht, aber auch die Vogelperspektive einnimmt, von Gruppenzwang und einem Ausweg (über Musik) berichtet.
Matthias Möde


The Ocean Pelagial

VÖ: 2013 | Label: Metal Blade
The Ocean - Pelagial

Mit seiner schier unendlichen Weite und lichtlosen Tiefe ist das Meer seit jeher zugleich Sehnsuchtsort und Verkörperung archaischer Ängste. Faszination und Schrecken der See haben 2002 bereits Isis zu ihrem wegweisenden Album “Oceanic” inspiriert. Statt der Form des maritimen Mythos wählen The Ocean ein so einfaches wie effektives Konzept für ihr viertes Album: eine Reise auf den Meeresgrund. Die elf Stücke repräsentieren Tiefenzonen und gehen ähnlich wie diese nahtlos ineinander über. Mit schwindendem Licht und steigendem Wasserdruck wird auch die Musik zunehmend düster, bis Klavier und Streicher gänzlich Doom- und Sludge-Riffs weichen. “Pelagial” ist nicht das erste Konzeptalbum des Kollektivs und bekanntlich auch nicht das letzte, dennoch hebt es sich ab: als ein perfekt inszenierter und intuitiv zugänglicher Tauchgang, eine Vermessung des Unterbewusstseins – in zwei Versionen. Die instrumentale steht für sich, die mit Gesang arbeitet zusätzlich mit Motiven aus dem Tarkovski-Film “Stalker”.
Anke Hügler


Steven Wilson Hand. Cannot. Erase

VÖ: 2015 | Label: Kscope
Steven Wilson - Hand. Cannot. Erase

Das vierte Soloalbum von Steven Wilson findet seine Inspiration in der wahren Geschichte von Joyce Carrol Vincent (erzählt in der 2011 erschienenen Dokumentation “Dreams Of A Life”), die 2003 in ihrer Londoner Wohnung verstorben, aber erst zwei Jahre später aufgefunden worden ist. Die Tatsache, dass die junge Frau nicht dem Klischee einer zurückgezogen lebenden Eigenbrötlerin entsprach, dass sie im Gegenteil Freunde und Familie hatte, dient Wilson als Ausgangspunkt einer Reise in soziale Isolation, Erinnerungsschmerz, nostalgische Introspektion und letztendlich Vereinsamung. Musikalisch setzt Wilson wie auf dem Vorgängeralbum “The Raven That Refused To Sing” auf komplexen Progrock, jedoch moderner gedacht: stark durchwirkt von Elektronik (“Perfect Life”) und finsteren Atmosphären (“Ancestral”), um die zunehmende Abkapselung der Protagonistin zu betonen. “Hand. Cannot. Erase” schwankt zwischen Nostalgie und urbaner Kühle, um das Individuum sozu­sagen in der anonymen Großstadt verschwinden zu lassen.
Carsten Sandkämper


Titus Andronicus The Most Lamentable Tragedy

VÖ: 2015 | Label: Merge
Titus Andronicus - The Most Lamentable Tragedy

Eine Geschichte über einen depressiven Antihelden, der auf seinen manischen Doppelgänger trifft: Das vierte Titus-Andronicus-Album verhandelt mit dieser und weiteren Metaphern die Bipolarität von Frontmann Patrick Stickles. Harter Stoff, schonungslos, ausgebreitet auf fünf Akte in über 90 Minuten Spielzeit, und zumindest dem Namen nach eine Weiterführung des vollständigen Titels der blutigen Shakespeare-Tragödie, nach der sich die Band benannt hat. Die 29 Songs zwischen Punk-, Pub- und Heartland-Rock sind auf ihre Weise ein extremes Gemetzel für “our hero”, den Titus Andronicus auf einen (Drogen-)Trip von höchsten Höhen in tiefste Abgründe und zurück schicken. Das erscheint in seiner schieren Masse und der unangenehmen Thematik zunächst abschreckend, doch steckt man erstmal drin, erkennt man sie, die Volten und das Herz – und in Songs wie “No Future Part IV: No Future Triumphant” und “Mr. E. Mann” Bezüge auf frühere Titus-Andronicus-Alben. Es ist alles eins, und du bist dein Doppelgänger.
Lisa Elsen


Wiegedood De Dooden Hebben Het Goed III

VÖ: 2018 | Label: Century Media
Wiegedood - De Dooden Hebben Het Goed III

Wiegedood sind als Konzeptband aus einem Verlust entstanden, also fokussieren sie sich auf den ganz realen Schmerz dieser Erfahrung: keine Black-Metal-Mätzchen mit Teufel, Göttern und Fabelwesen, und auch nur ganz wenig Sensenmann. Den Tod ihres Kollegen Florent Pevée verarbeitet die belgische Band in einer Albentrilogie, deren Titel aus dem Flämischen übersetzt “Die Toten haben es gut” bedeutet. Bittere Ironie, denn so, wie ihre lyrischen Figuren sterben, gen Himmel fahren und langsam verschwinden, so klingen auch die Musiker, ganz besonders Frontmann Levy Seynaeve, als würden sie sich am liebsten auflösen wollen. Meisterhaft verbinden Wiegedood vor allem auf dem dritten und finalen Teil konzeptionelle Strenge mit archetypischem, finsterem Klang. Nach drei Jahren ist der epochale Trauerbewältigungsakt abgeschlossen. Kommende Konzeptalben des Genres werden sich daran messen lassen müssen. Übertreffen kann sich die Band selbst nicht mehr; schön also zu wissen, dass sie es erst gar nicht versucht.
Julius von Glinski


Architects Holy Hell

VÖ: 2018 | Label: Epitaph
Architects - Holy Hell

2016 stirbt Architects-Gründungsmitglied Tom Searle mit nur 28 Jahren an Krebs. Auf dem Vorgänger “All Our Gods Have Aban­doned Us” hat er noch von seinem Kampf mit der Krankheit berichtet, auf “Holy Hell” liegt es an seinen Bandkollegen, ihrer Trauer Raum zu geben und Searles Vermächtnis weiterzuführen. In elf Songs verarbeitet die Band also ihre Gedanken zu Tod und Vergänglichkeit: “Hereafter” etwa behandelt die Akzeptanzphase, “Mortal After All” die eigene Sterblichkeit, “A Wasted Hymn” versucht zum Abschluss noch ein Stück Positivität in der Misere zu finden. Musikalisch verbinden die Briten ihren Metalcore mit orchestralen Elementen, die den Songs einen epischen Grundton verpassen. Den emotionalsten Moment bildet “Doomsday”. Bis kurz vor seinem Tod hat Searle an dem Song gearbeitet, sein Zwillingsbruder Dan, der Schlagzeuger von Architects, schließt ihn ab und macht ihn auf diese Weite zur persönlichen Verarbeitung des Verlusts: “Cause when you fade away/ It’s like a brand new doomsday.”
Nicola Drilling


Opeth The Last Will And Testament

VÖ: 2024 | Label: Reigning Phoenix
Opeth - The Last Will And Testament

Nach dem Tod eines Patriarchen finden sich die Nachkommen zur Lesung seines Testaments zusammen, in dem der Verstorbene zahlreiche Familiengeheimnisse offenbart. “The Last Will And Testament” liegt ein einfaches Konzept zugrunde, das in der Umsetzung voll aufgeht. Bis auf eine Ausnahme ist jeder Track einem Paragraphen des Testaments gewidmet. Dessen Inhalt und die Reaktionen der Angehörigen geben die Songtexte wieder, kongenial unterstützt durch Spoken-Word-Passagen von Ian Anderson (Jethro Tull). Erstmals seit “Watershed” (2008) setzt Mikael Åkerfeldt wieder gutturalen Gesang ein und unterstreicht damit die verbitterten Worte des Patriarchen perfekt – ebenso wie der beinahe rastlose und teils brachiale Prog-Metal, der auf dem Album überwiegt. Erst mit der abschließenden Ballade “A Story Never Told” kommt das Album zur Ruhe. Die bildet nicht nur einen musikalischen Gegenpol zu den sieben Paragraphen, sondern dient auch als Epilog, der die Handlung mit einem finalen Twist versieht.
Florian Höhr


Albenlisten
Listen to your heart

Inhalt

  1. Von Flop bis Top – Alle Alben der Donots im Ranking
  2. Von Flop bis Top – Alle Alben von The Smiths im Ranking
  3. Von Flop bis Top – Alle Alben von Soundgarden im Ranking
  4. Von Flop bis Top – Alle Alben von Jack White im Ranking
  5. Von Flop bis Top – Alle Alben von Joy Division und New Order im Ranking
  6. Von Flop bis Top – Alle Alben von Placebo im Ranking
  7. Die 30 wichtigsten Konzeptalben – Die Schönheit des Konzepts
  8. Von Flop bis Top – Alle Alben von Tocotronic im Ranking
  9. Metalcore: die Album-Highlights – Der harte Kern
  10. Die 50 Alben des Jahres 2024 – Harte Musik für harte Zeiten
  11. Von Flop bis Top – Alle Alben von Linkin Park im Ranking
  12. Die besten Soloalben: 2012-2024 – Für sich (auf)genommen
  13. Die besten Soloalben 1994-2011 – Einzig und allein
  14. Von Flop bis Top – Alle Alben von Primal Scream im Ranking
  15. Von Flop bis Top – Alle Alben von The Cure im Ranking
  16. Von Flop bis Top – Alle Alben von Blur im Ranking
  17. Die 50 wichtigsten Noiserock-Platten – Mutwillig am Hit vorbei
  18. Von Flop bis Top – Alle Alben von Oasis im Ranking
  19. Von Flop bis Top – Alle Alben von Nick Cave & The Bad Seeds im Ranking
  20. Von Flop bis Top – Alle Alben von Weezer im Ranking
  21. Die 50 wichtigsten Soundtracks – Bilder hören
  22. Zwölf umweltbewusste Alben – Sendungsbewusstsein
  23. Von Flop bis Top – Alle Alben der Beatsteaks im Ranking
  24. Von Flop bis Top – Alle Alben von Frank Turner im Ranking
  25. Von Flop bis Top – Alle Alben der Foo Fighters im Ranking
  26. Global Beat - Die wichtigsten Platten – Der Beat geht weiter
  27. Jahresrückblick 2023: Die 50 Alben des Jahres – Es müsste immer Musik da sein
  28. 1993 in 50 Platten – Re(ar)viewmirror
  29. Die 25 besten Heartland-Rock-Platten – Bewusstsein schaffen
  30. Shoegaze: Die 40 besten Platten – Dream On
  31. Tribute-Alben: 25 Meilensteine – Wem Ehre gebührt
  32. Supergroups: Die 50 besten Alben – Alles super
  33. Supergroups: Superduos – Ein Fall für zwei
  34. Die 33 wichtigsten Koop-Alben – Kommt zusammen
  35. Sludge Metal: Die besten Platten – Schlammschlacht
  36. Die 2010er: Die Plattenliste – Die 100 besten Alben der 2010er
  37. Okkult-Rock - Die Plattenliste – Diabolus in Musica
  38. Proto-Punk: Die wichtigsten Platten – Paten des Punk
  39. Jahresrückblick 2022: Die 50 Alben des Jahres – Kommentare zur Zeit
  40. Britpop - Die Plattenliste – Cool Britannia
  41. Post-Punk: Die besten Alben der ersten Welle – Pinke Flagge, schwarzes Gewand
  42. Post-Punk: Die besten Alben des Revivals – Widerhall in der Fabrikhalle
  43. Von Grunge bis Drum'n'Bass – Die 100 wichtigsten Platten der 90er

Erstmals zusammen auf der Bühne

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Es sei das erste Mal, dass sich die Alternative-Ikonen und Namensvetterinnen Kim Gordon und Kim Deal die Bühne teilten, so Talk-Show-Host John Mulaney. Gordon und Deal waren Gäste bei seiner Show “Everybody’s Live”, in der sie sowohl Songs aus ihren jeweiligen Solo-Karrieren, als auch “Little Trouble Girl” performten – den Sonic Youth-Song vom 1995er Album “Washing Machine”, bei dem damals Deal schon als Gast mitwirkte.

Gordon startete das Set mit “Bye Bye”, der ersten Single ihres AlbumsThe Collective”, Deal performte “Nobody Loves You More”, den Titeltrack ihres neuen Solo-Albumsdas erste ihrer Karriere.

Die beiden sind inzwischen neben ihren Ausnahmekarrieren bei Sonic Youth (Gordon), The Breeders und den Pixies (Deal) auch für ihre Solo-Werke bekannt. Gordon hat letztes Jahr mit Ingo Scheel über “The Collective” und Techniken des Songschreibens gesprochen. Deal gab Markus Hockenbrink ein Interview über ihr Debüt – sie kommt im Juni diesen Jahres für eine Show nach Berlin.

Die ganze Episode der Show kann auf Netflix gestreamt werden.

Ein Denkmal errichten

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Kae Tempest hat mit „Statue In The Square“ einen neuen Track veröffentlicht, der klanglich vermehrt auf die Wurzeln der britischen Künstler:in als Open-Mic-MC zurückblickt. Produziert wurde der Song von Fraser T Smith, der unter anderem auch mit den UK-Größen Stormzy, Adele und Dave zusammenarbeitet. Der Text ist direkt, gesellschaftskritisch und zelebriert das Anderssein. Mit Zeilen wie  „Entweder bin ich schön anzusehen, oder die Person, die vorbeigeht, hat noch nie jemanden wie mich gesehen“, hält Tempest der Gesellschaft den Spiegel vor. „Sie wollen so jemanden wie mich hier nicht, aber wenn ich tot bin, errichten sie mir eine Statue auf dem Platz“, heißt es in der Hook. „Du bist nicht die Summe der Dinge, die du in den Augen einer Person falsch machst, die dich nicht versteht“, ist eine der starken Messages im Song.

„Es liegt Macht darin, für sich selbst und für seine Mitmenschen einzutreten. Ich hoffe, dieser Song gibt euch Kraft. Ich hoffe, er bewegt euch. Habt Mut, meine Freunde, wir schaffen das“, sagt Tempest zum Song. Das Video dazu zeigt Tempest neben einigen Persönlichkeiten der Londoner LQBTQ+-Szene.

 

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Tempest identifizierte sich 2019 als queer und kurz darauf als non-binär. Als Künstler:in ist Tempest nicht nur musikalisch, sondern auch als Autor:in und Schauspieler:in aktiv. Das zuletzt veröffentlichte Album „The Line Is A Curve“, welches auch ein Feature mit Fontaines D.C.s Grian Chatten beinhaltet, liegt nun bereits drei Jahre zurück.

Neues Material nicht ausgeschlossen

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Queen-Gitarrist Brian May hat in einem neuen Interview mit dem britischen Magazin Mojo über mögliche neue Musik gesprochen. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, einen neuen Queen-Song zu schreiben, antwortete der 77-Jährige: „Ich glaube, dass das passieren könnte. [Drummer] Roger [Taylor] und ich schreiben andauernd, haben eine Menge neuer Ideen und probieren Dinge in unseren Studios aus.“ Weitergehend erklärt er, dass er einen neuen Queen-Song direkt vor sich haben könnte. „Es kommt nur darauf an, ob diese Idee reif ist oder nicht“, so May.

Letztes Jahr hatte sich Taylor ähnlich zu solchen Plänen geäußert. In einem Interview hieß es auf eine Nachfrage, ob es neues Queen-Material geben könnte „Ich denke, wir werden das machen“ und „Brian und ich haben letztens telefoniert und waren uns einig, dass wir, wenn wir ein gutes Gefühl mit neuem Material haben, es auch veröffentlichen. Warum auch nicht? Wir können noch spielen. Wir können noch singen. Ich sehe keinen Grund, warum wir das nicht tun sollten.“

Seit 2011 haben Queen in Adam Lambert einen neuen Sänger gefunden, mit dem sie live unter anderem auf „Rhapsody Tour“ gingen. Die Welttournee, die 2019 begann, umfasste 68 Konzerte. Nach dem Tod von Freddie Mercury 1991 veröffentlichte die Band posthum das Album „Made In Heaven“ (1995) sowie den Song „Face It Alone“ im Oktober 2022, der eine Wiederentdeckung mit Mercurys Gesang war.

Isaac Carpenter steigt bei Guns N’ Roses ein

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Nachdem erst gestern das Ausscheiden von Langzeit-Bandmitglied Frank Ferrer bekannt gegeben wurde, ist bereits heute für Ersatz gesorgt: Isaac Carpenter von Awolnation wird Guns N’ Roses zukünftig als Drummer unterstützen. Eine Begründung für Ferrers Ausstieg gibt es nach wie vor nicht.

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Große Fußstapfen

Fans reagieren unter dem Instagram-Post der Hardrock-Legenden mit gemischten Gefühlen: “Wer?!” kommentiert eine Person, “Wir wollten Matt Sorum oder Steven Adler!!”, “Sehr gute Wahl, er ist ein großartiger Schlagzeuger” eine andere. Wobei Carpenter neben seinen Tätigkeiten bei Awolnation, Gosling, The Exies, Seaspin und Black Lab kein gänzlicher Unbekannter im Bandkosmos ist. Vom 2009 bis 2011 spielte er mit Guns-N’-Roses-Bassist Duff McKagan in dessen Band Loaded.

Ferrer war bereits der sechste Drummer in der langjährigen Bandgeschichte: Gründungsmitglied Rob Gardner verweilte nur wenige Monate in der Bandkonstellation, auf ihn folgte Steven Adler. Nach seinem drogenbedingten Ausstieg in den 90ern, übernahm Matt Sorum den Posten, bevor auch Josh Freese und Bryan Martia für einige Jahre am Schlagzeug saßen. Es scheint, als müsse sich Carpenter erst behaupten und den Fans zeigen, dass er mit seinen Vorgängern mithalten kann. Dazu wird er bald Gelegenheit haben: Der Drummer-Wechsel geschieht nur wenige Wochen vor dem Start der nächsten Tour.

Wer sich von der neuen Bandkonstellation überzeugen will, hat auch hierzulande die Gelegenheit: In Deutschland spielen sie zwei Arena-Shows in München und Düsseldorf, sowie einen exklusiven Headline-Auftritt beim Wacken Open Air am 31. Juli. Tickets für die Konzerte gibt es noch an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Live: Guns N’ Roses

18.06.2025 Düsseldorf – Merkur Spiel-Arena
20.06.2025 München – Allianz Arena
24.07.2025 Wien – Ernst Happel Stadion
28.07.2025 Luxemburg – Luxembourg Open Air
31.07.2025 Wacken Open Air

Die Alben der Woche

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Album der Woche: My Morning Jacket – “Is”

My Morning Jacket (Foto: Silvia Grav)
My Morning Jacket (Foto: Silvia Grav)

“Is” ist eine Feel-Good-Platte, die dazu einlädt, dem Alltag zu entfliehen: My Morning Jacket-Sänger und -Gitarrist Jim James hat das Produktions-Zepter an Brendan O’Brien übergeben, der sonst mit Bruce Springsteen und Pearl Jam zusammenarbeitet. Das Ergebnis ist ein poliertes Alternative-Rock-Album, das vom Weichspül-Waschgang bis zu kernigen Psych-Rock alles parat hat.

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The Horrors – “Night Life”

The Horrors Night Life Cover

The Horrors lassen auf ihrem sechsten Album Gothic Rock hinter sich und veröffentlichen einen düsteren Industrial-Brocken. Musikalische Referenzen von Marilyn Manson über The Cure bis hin zu Nine Inch Nails lassen die Briten nach Ausstieg von Keyboarder Tom Furse und Schlagzeuger Joe Spurgeon wie neugeboren klingen.

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Acht Eimer Hühnerherzen – “Lieder”

acht eimer huehnerherzen lieder cover

Acht Eimer Hühnerherzen haben sich mit ihrem vierten Album “Lieder” von Wir sind Helden als Referenz verabschiedet und sind mit ihrem selbst bezeichneten, hibbelig und schrullig-treibenden “Nylonsaitenpunk“ musikalisch und textlich bei Bands wie Love A angelangt.

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Schnuppe – “Drin was draufsteht”

Schnuppe Drin was draufsteht Cover

Das Debüt der Kölner Newcomerinnen ist – entgegen ihres Bandnamens – inhaltlich alles andere als Schnuppe: Sie verhandeln Themen wie komplexe Lebensumstände, übergriffige Verhaltensweisen im Arbeitsumfeld oder Prokrastination. Highlight: Die Coverversion von “Rock’n Roll Freitag” mit Hans-A-Plast-Sängerin Annette Benjamin.

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Noisepicker – “The Earth Will Swallow The Sun”

Noisepicker the earth will swallow the sun cover

Das Cover des zweiten Albums der Noisepunk-Band Noisepicker sieht nicht zu Unrecht aus wie eine Mischung aus Supernova und zerfetztem Kreissägeblatt. Die Briten scheuen nicht davor zurück, verschiedenste Stile durch den „Klangschredder“ zu jagen. Das muss nicht immer laut, sondern kann auch mal eine Noir-Ballade sein.

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Stormo – “Tagli / Talee”

Stormo Tagli Talee Cover

Stormo haben sich mit dem Nachfolger von „Endocannibalismo“ auf eine weitere Rage-Ebene gespielt. Die Sprachbarriere steht dabei kaum der Dringlichkeit im Wege, die die Band zu vermitteln weiß. Luca Rocco schreit sich zwischen Post-Hardcore, Grind- und Post-Black-Metal die Seele aus dem Leib, um diese woanders zu erreichen.

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Greer – “Big Smile”

Greer Big Smile Cover

Greer haben für ihr Debütalbum eine Weile gebraucht. Nach „Lullaby For You“ musste die Band erst wieder herausfinden, was ihnen ihre Freundschaft bedeutet. Herausgekommen ist eine experimentelle Platte, die Indierock in allen Facetten abdeckt. Zwischen SciFi-Vibe, Noise und Grunge fühlen sich Greer sichtlich wohl.

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Imperial Triumphant – “Goldstar”

Imperial Triumphant Goldstar Cover

Imperial Triumphant vertiefen ihren originellen dystopischen Sound, geprägt von einer 20er-Jahre Ästhetik. Ihr Black Metal könnte sich aus den Untiefen einer futuristischen Megacity erheben und scheint ein sozialkritisches Statement zu beinhalten, welches sich auf die Umsetzung vergangener Schreckensvorstellungen bezieht.

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Mia Morgan – “Silber”

Mia Morgan Silber Cover

Stilistisch hat Mia Morgan mit ihrem zweiten Album einen Turn in Richtung 2000er-Emo-Ära hingelegt. Während die Texte wie gewohnt einschneidend und direkt zu Themen wie der Akzeptanz als Frau im Musikbusiness, oder zum Umgang mit Social-Media formuliert sind, lehnt sich der Sound vermehrt an Anime-Intros oder Tokio Hotel an.

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Texte von Fee Briesemeister und Nele Marggraf

Live-Album von Köln-Show angekündigt

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Während Alex Henry Foster die vergangenen vier Monate in Marokko an einem neuen Studioalbum schraubte, hat er in er Zwischenzeit auch die Mitschnitte seines “epischen” Gratiskonzerts in Köln vergangenen Sommer auf einem Album versammelt.

Darauf enthalten sind zwar nur vier Songs, insgesamt hat “A Nightfall Ritual” allerdings eine Spielzeit von rund 48 Minuten. Foster und seine Band The Long Shadows leben schließlich für ausufernde Longtracks zwischen sämtlichen Genre-Stühlen. Zwei davon feierten in Köln ihre Premiere. So auch die erste intensive Auskopplung “I’m Afraid”, die unser Autor André Bosse bei der Show als symbolisch für das beschrieb, was Foster mit seiner Musik vermitteln will: “Im ersten Teil formuliert er die unzähligen Ängste, der Song drängt nervös nach vorne, bis er seine große Auflösung im Gedanken daran findet, dass jede Angst besiegt werden kann, wenn man voneinander weiß, wenn man zusammenhält.”

Bereits vergangenes Jahr hatte Foster mit der EP „A Whispering Moment“ seine Performance beim Brückenfestival in Nürnberg festgehalten. 2024 markierte generell ein wichtiges Jahr für Foster. Er brachte im Rahmen der Projektreihe „Voyage À La Mer“ gleich zwei Alben heraus. Zu „Kimiyo“ wurde er während der Genesung von seiner Herz-OP durch eine vergangene Japanreise inspiriert und mit „A Measure Of Shape And Sound“ tauchte er tief in Ambient-Sounds ein. Sein nächstes Album soll dann im Herbst anstehen.

“A Nightfall Ritual” erscheint am 16. Mai via Hopeful Tragedy und kann vorbestellt werden.

Alex Henry Foster – “A Nightfall Ritual”

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01. “Up Til Dawn”
02. “I’m Afraid”
03. “The Son of Hannah”
04. “The Pain That Bonds”

Der Kitt, der die Welt zusammenhält

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Mit “Manchmal finde ich dich scheisse” widmen sich Feine Sahne Fischfilet gemeinsam mit Rapper Finch den Freund:innen, mit denen man immer wieder aneinandergerät, aber dennoch die Freundschaft nicht aus den Augen verliert: “Es geht nicht darum, alles hinzunehmen, sondern darum, sich ehrlich die Meinung sagen zu können – gerade unter Leuten, die im Kern ein gutes Herz haben, aber auch mal Mist bauen”, so die Polit-Punks in der Videobeschreibung des Musikvideos. Weiter führen sie aus: “Vor ein paar Jahren hätten wir diesen Song so sicher nicht gemacht, aber genau dieses Klarkommen trotz aller Unterschiede ist der Kitt, der die Welt zusammenhält. Und wir sind froh, dass wir schon seit Längerem nicht mehr auf so einem Schwarz-Weiß-Film hängen geblieben sind.”

Über Meinungsunterschiede hinwegsehen geht für die Mecklenburger natürlich auch nur bis zu einem gewissen Punkt, wie sie auf Instagram festhalten: “Bei Faschos bleiben wir uns treu und halten es immer noch mit: ‘Wenn wir sehen, dass ihr kotzt, geht es uns gut.'”

 

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Bereits Mitte März war eine Zusammenarbeit von Finch und Feine Sahne Fischfilet bekannt geworden, als Rapper Finch die Tantiemen für einen seiner Songs an die Band spendete. Dies geschah, nachdem rechte Rapper seinen Anti-AfD-Song “Wenn du dumm bist” für Parodien zweckentfremdeten – aufgrund der GEMA-Richtlinien verdiente Finch aber auch an diesen Parodien mit.

“Manchmal finde ich dich scheisse” ist eine weitere Auskopplung aus dem kommenden Album der Band, “Wir kommen in Frieden” erscheint am 30. Mai via Plattenweg/ Warner und kann weiterhin vorbestellt werden. Im Sommer spielen Feine Sahne Fischfilet einige Shows, neben Festivalauftritten steht auch ihre bislang größte Headline-Show in Berlin am 19. Juli an.

VISIONS empfiehlt: Feine Sahne Fischfilet

04.06.2025 AT-Wien – Arena Open Air
19.07.2025 Berlin – Parkbühne Wuhlheide

Festivals:

06.06.2025 Rock am Ring
08.06.2025 Rock im Park
28.06.2025 Vainstream
14. – 17.08.2025 Open Air Gampel (CH)

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