Gerald, das Wortspiel im Namen deiner Headbangschule wirft vor allem eine Frage auf: Warst du in einem früheren Leben Frisör?
Gerald Wolf: (lacht) Nein. Den Namen Hair Force One habe ich auch nicht selber erfunden; es gibt wohl schon ein Restaurant und einen Friseursalon in den Niederlanden, die so heißen. Aber wenn ich Headbanger School davor schreibe, gibt es da keine Probleme.
Wie kommt man denn bitte auf die Idee, einen Kurs im Headbangen anzubieten?
Ich höre seit Ende der 80er Heavy Metal, war fast 20 Jahre lang Schlagzeuger in verschiedenen Bands und ich war auf Festivals und bei verschiedenen Konzerten unterwegs. Ich war Tontechniker, aber nicht als Teil der Crew auf der Bühne, sondern am Mischpult. So konnte ich das ganze Headbanging aus verschiedenen Perspektiven betrachten: als Musiker, als Tontechniker, und natürlich auch als Fan. Dabei ist mir aufgefallen, dass die meisten das schon ganz okay machen, schließlich geht es ja in erster Linie ums Ausrasten und Spaß haben. Aber richtig geil ist es erst, wenn die Musiker mit den Typen, die in den ersten Reihen stehen, irgendeine nonverbale Kommunikation, zum Beispiel über das Headbanging, aufnehmen. Aber das ist seltener geworden und dauert auch nicht mehr so lange. Früher war das Headbangen viel heftiger und hat mir besser gefallen. Heute schüttelt man oft nur zu zwei Takten den Kopf und hält anschließend sein Handy hoch. Das ist natürlich nix.
Wie kann deine Headbanger School da helfen?
Zunächst einmal: Zu uns kann jeder kommen. Anfänger und Leute, die das nur aus Quatsch machen, aber auch Fortgeschrittene. Fortgeschrittene sind meistens Musiker, die auf der Bühne stehen, und denen die Band-Kollegen dann irgendwann sagen: “Du agierst komisch!” Dann geben wir ihnen die Möglichkeit, sowohl das Headbanging als auch das gesamte Auftreten auf der Bühne zu verbessern. Das geht dann von Theorieunterricht über Rhythmusunterricht über Trainingsgeräte bis zur endgültigen Ausführung. Die besteht daraus, dass man es dem Lehrer erst einmal nachmacht und am Schluss dann mit einer echten Heavy-Metal-Band auf der Bühne agieren kann.
Kennt man die Band?
Ja, das ist eine Aschaffenburger Metal-Band, Cervet. Die klingen so ähnlich wie Sodom, sind Freunde von mir und quasi die offizielle Headbanger-School-Band. Sie sind nicht immer da, aber bei größeren Veranstaltungen gebucht. Und dann müssen sie leider auch mal ihren Song stoppen, wenn ich das sage. Aber da sind sie entspannt.
Muss man Headbangen auch unter gesundheitlichen Aspekten trainieren?
Auf jeden Fall. Das ist auch ein großer Teil in meinem Unterricht. Letzten Endes sind die Muskeln im Nackenbereich auch nur Muskeln, die trainiert werden müssen. Und wenn sie falsch behandelt oder überstrapaziert werden, gibt es natürlich Probleme. Deswegen haben wir bei jeder Stunde einen Physiotherapeuten dabei, der auch sehr darauf eingeht, welche Fehler man machen kann und wie man sie vermeidet. Da gibt es viele Techniken, angefangen damit, wie man sich richtig hinstellt, um nicht die ganze Kraft aus dem Nacken kommen zu lassen. Wenn man den ganzen Oberkörper einsetzt, hält man das auch länger durch. Wie bei jeder Sport- oder auch Tanzart muss man das durch Übung aufbauen, damit man auch keinen Muskelkater bekommt. Es geht aber nicht darum, dass ich jetzt irgendjemandem einen Stempel aufdrücken möchte, wie er oder sie headbangt. Es geht darum, dass es einfach ein bisschen besser aussieht, dass es mehr Spaß macht, und dass man durchhalten kann.
Dein Kurs dauert lediglich zweimal zwei Schulstunden. Und danach ist man dann zugelassener Headbanger und bekommt eine kleine Urkunde?
Genau so ist es, und das ist nämlich das Allergeilste: Bei einem Tanzkurs muss man Monate investieren und am Ende noch die Kür hinlegen – bei uns kriegt man ein paar Sachen gesagt, was gut ist und was schlecht. Das kann man dann in der vierten Stunde live mit der Band ausprobieren und ist eigentlich auch schon fertig. Natürlich muss man zu Hause noch üben, man braucht aber keinen weiteren Kurs mehr.
Woher hast du eigentlich deine Qualifikation?
Es gibt keine Qualifikation. Es gibt auch keine Bücher und kein Lehrmaterial, sondern einfach nur die Erfahrung. Und es gibt eben gewisse Glanzlichter, die das damals wie heute in Perfektion ausüben. Wenn man sich im Nu-Metal-Bereich zum Beispiel Slipknot anguckt, ist das natürlich einstudiert, sieht aber super aus. Auch an Slayer kann man sich halten; die haben sich damals schon etwas ausgedacht, das sie auf der Bühne noch spektakulärer rüberkommen lässt.
Was ist für dich das Schwierigste am Headbangen?
Eine Herausforderung daran ist sicherlich, lange durchzuhalten. Ich persönlich kann das – ohne angeben zu wollen – stundenlang. Was auch gar kein Problem ist, wenn man erst mal weiß, was man tut. Vielleicht kann man das ein bisschen mit dem Mount Everest vergleichen. Da ist für mich erst einmal auch unvorstellbar, wie man den besteigen kann. Aber mit der entsprechenden Übung gelingt es.