0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Start Blog Seite 545

Quincy Jones kann mich mal

0

Es könnte das letzte Album von Single Mothers werden – oder auch nicht. Andrew Thomson, Frontmann und einziges festes Mitglied der kanadischen Punkband, ist sich da selbst nicht so ganz sicher. “Einige der besten und schlimmsten Momente meines Lebens sind mit dieser Band verbunden. Ein Teil von mir hat versucht, aufzuhören, aber sie zieht mich immer wieder hinein. Ich habe erkannt, dass ich wahrscheinlich nie ganz davon loskommen werde”, so Thomson. Zumindest wäre er zufrieden, die Band mit dem fünften Studioalbum “Roy” zu beenden. Das erscheint am 28. April über Dine Alone und hat mit “Quincy” seit gestern schon drei Singleauskopplungen.

“Ich schrieb ‘Quincy’, nachdem ich aus einem Traum aufgewacht war, in dem Quincy Jones eine unserer Platten produzierte und uns hasste”, so Thomson zur Single, die erstaunlich funky anmutet. “Der Song handelt vom Ego. Es geht um die Illusion des Egos. Die eingebildete Hierarchie in der Musikindustrie. ‘Little band, it doesn’t matter; we’re trading backstage egos over veggie platters’ ist eine Zeile, die den unausweichlichen Unsinn ausdrücken soll, der mit Erfolg oder Misserfolg in der Kunst einhergeht.”

Auch die beiden vorherigen Singles deuteten es an: Single Mothers sind 2023 weit entfernt vom kantigem Hardcore ihres Debüts oder unterkühltem Post-Punk des Vorgängers “Everything You Need”. Thomson, dessen angepisste Text sich stets als Hauptattraktion aufdrängen, wiegt sich mittlerweile in abgedrehtem Indierock mit kurzen Ausbrüchen in Noise, Hardcore, Heartland Rock, New Wave und was sonst noch alles. Nimmt man mal die Härte weg, erinnert das mit knapp zweiminütigen Songs und einem ähnlich manischen Sänger am ehesten noch an Drug Church.

“Roy” kann noch beim Label vorbestellt werden.

Es liegt etwas in der Luft

0

“Denkt ihr, was ich denke?” steht in grauer Schrift auf weißem Hintergrund in dem neuesten Instagram-Post der Foo Fighters geschrieben. Das Besondere: dem Bild hinterlegt ist ein 13-Sekunden langer Songausschnitt, der scheinbar auf neues Material der Band um Dave Grohl hinweist. Mit dem stark riffbasierten Snippet veröffentlicht die Band erstmalig seit dem Tod ihres Schlagzeugers Taylor Hawkins neue Musik.

Worauf genau der kurze Ausschnitt hinweisen soll, ist bisweilen jedoch nicht bekannt – ein neuer Song ist jedoch naheliegend. Bereits Mitte Februar hatte der britische Radiomoderator Chris Moyles behauptet, dass schon im März ein neues Album der Foo Fighters erscheinen soll, die Behauptung jedoch wenig später wieder entschärft und sich danach bei Grohl entschuldigt. Ihr bislang letztes Album hatte die Band 2021 mit “Medicine At Midnight” veröffentlicht.

Derweilen ist ebenfalls noch nicht geklärt, wer die Foo Fighters in Zukunft am Schlagzeug unterstützen wird und wer das Schlagzeug auf dem neuen Songausschnitt übernommen hat. Nach dem plötzlichen Tod Hawkins im März 2022, hatte die Band zwar bestätigt, dass sie nach seinem Tod weitermachen wollen, bislang sind allerdings nur Gerüchte über den Ersatz erschienen: So hatte etwa die Boulevardzeitung “The Sun” behauptet, dass Matt Cameron und Adam “Atom” Willard gemeinsaem den Platz am Schlagzeug einnehmen sollen, Cameron hatte die Gerüchte jedoch schnell dementiert. Ende Mai spielen die Foo Fighters ihren ersten Festivalauftritt in den USA – spätestens dann dürfte bekannt werden, wer den Platz am Schlagzeug besetzt. Anfang Juni tritt die Band dann auch in Deutschland im Rahmen der Schwesterfestivals Rock am Ring und Rock im Park auf.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Foo Fighters (@foofighters)

Duett mit Phoebe

0

Dabei ist “Your Mind Is Not Your Friend” nicht die erste Zusammenarbeit von The National und Singer/Songwriterin Phoebe Bridgers. Frontmann Matt Berninger hatte zusammen mit Bridgers bereits den Song “Walking On A String” zum Soundtrack des Films “Between Two Ferns” von Zack Galifianakis (Hangover u.a.) beigetragen.

Die neue Single klingt typisch atmosphärisch, bekommt aber einen zusätzlichen leicht psychedelischen Touch. Die beiden Stimmen von Berninger und Bridgers harmonieren dabei mit dem getragenen Piano und Streichern.

Das dazugehörige Musikvideo zeigt Berninger mit seinem Bruder, dem Regisseur Tom Berninger. Dieser führte auch die Regie zur Band-Dokumenation “Mistaken For Strangers” aus dem Jahr 2014. Verantwortlich für das Video ist hingegen Phoebes Bruder Jackson.

“Your Mind Is Not Your Friend” ist die insgesamte vierte Singleauskopplung aus dem kommenden The-National-Album “First Two Pages Of Frankenstein”, das am 28. April via 4AD erscheint und weiter vorbestellt werden kann. Auf dem Album sind neben Pheobe Bridgers mit Sufjan Stevens oder Taylor Swift weitere prominente Gäste zu finden. Zuvor waren bereits die Songs “Tropic Morning News” , “New Order T-Shirt” und “Eucalyptus” erschienen. Mit dem Album sind The National im Herbst dann auch erneut auf Tour, Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Pheobe Bridgers hatte im März mit ihrer neuen Supergroup Boygenius, bestehend aus ihr, Lucy Dacus und Julien Baker, das Debütalbum “The Record” veröffentlicht. Damit ist die Band im Spätsommer ebenfalls auf Tour, Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Live: The National

29.09. Amsterdam – Ziggo Dome
30.09. Berlin – Max-Schmeling-Halle
01.10. München – Zenith

Live: Boygenius

15.08. Berlin – Verti Music Hall
16.08. Köln – Palladium

Das Ende der Welt

0

Die Post-Punk-Band Public Image Ltd hat für den 11. August ihr elftes Studioalbum “End Of World” angekündigt und dazu die Single “Penge” veröffentlicht. Damit liefern die Briten den zweiten Vorgeschmack auf ihr Ende der Welt innerhalb weniger Wochen: Ende Januar war mit “Hawaii” die erste Singleauskopplung aus dem kommenden Album erschienen.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist “Penge” allerdings keine melancholische Strandfeeling-Ballade, sondern eine Hymne an den gleichnamigen Londoner Stadtteil. Der keltische Wortursprung – Penge bedeutet Waldrand – ist dabei bezeichnend für Sound des Stücks, der deutliche Bezüge zu Celtic-Rock aufweist: Die Folk-Klänge gepaart mit der Sehnsucht und dem Gefühl von Heimat, die mit dem besungenen Ort einhergehen, lassen dabei Vergleiche zum Song “The Irish Rover” von den Pogues zu, wenngleich Lydon den Fokus auf den Stadtteil, statt die inhaltliche Auseinandersetzung mit der irischen Kultur und Identität legt.

Die erste Singleauskopplung hatte Lydon seiner langjährigen Ehepartnerin Nora Forster gewidmet, die an Alzheimer erkrankt war und von dem früheren Sex-Pistols-Frontmann bis zu deren Tod vergangene Woche gepflegt wurde. “Der Song ist jedem gewidmet, der auf der Reise des Lebens mit der Person, die ihm am meisten am Herzen bedeutet, durch schwierige Zeiten geht”, so Lydon. Mit dem Song wollte die Band außerdem für Irland beim Eurovision Song Contest in Liverpool antreten, allerdings schieden die Briten bereits beim Vorentscheid aus.

Begonnen hatten die Arbeiten an dem neuen Album bereits 2018, während der Tour zum vierzigjährigen Bestehen. Allerdings mussten diese aufgrund der bereits erwähnten persönlichen Verpflichtungen von Lydon und der Pandemie immer mal wieder unterbrochen werden.

“End Of World” ist die erste Veröffentlichung von Public Image Ltd seit acht Jahren: 2015 war mit “What The World Needs Now…” das bislang letzte Album erschienen. Die neue Platte kann bereits jetzt vorbestellt werden. Neben dem Albumrelease ist ebenfalls eine Tour angekündigt, in deren Rahmen die Band für vier Konzerte nach Deutschland kommen wird. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Tracklist: “End Of World”

01. “Penge”
02. “End Of The World”
03. “Car Chase”
04. “Being Stupid Again”
05. “Walls”
06. “Pretty Awful”
07. “Strange”
08. “Down On The Clown”
09. Dirty Murky Delight”
10. “The Do That”
11. “L.F.C.F”
12. “North West Passage”
13. “Hawaii”

Live: PiL

02.10.2023 Köln – Die Kantine
06.10.2023 Stuttgart – Im Wizemann
08.10.2023 Hamburg – Gruenspan
15.10.2023 Berlin – Metropol

Neue Folge mit Olaf Schubert

Mitten im Promo-Marathon zu seinem neuen Film “Olaf Jagger” nimmt sich Olaf Schubert die Zeit, mit Jan Schwarzkamp in seine musikalische Vergangenheit abzutauchen und dort verbirgt sich durchaus nicht nur Ulkiges, sondern unter anderem ein unaussprechlicher Racheakt gegen seine Blockflöte.

Schubert kommt Ende 1967 in Plauen in Sachsen zur Welt und lebt mittlerweile in Dresden. Bekannt außerhalb von Sachsen wird er um die Jahrtausendwende durch Auftritte im “Quatsch Comedy Club” und “Night Wash” im WDR. Seit 2009 ist er als Experte für alles Mögliche regelmäßiger Gast in der “ZDF Heute Show”. 2012 moderierte er mit Kollege Oliver Welke den deutschen Fernsehpreis.

In der aktuellen Folge von “Der Soundtrack meines Lebens” erinnert er sich an sein erstes “selbstverschuldetes” Konzert und wie es dazu kam, dass Rammstein mal Vorband eines seiner Bandprojekte waren.

Weshalb er die ersten Jahre nach dem Fall der Mauer als ein “gerüttelt Maß Anarchie, in dem es sich gut leben ließ” empfand und was die Dresdner Musikszene mit dem englischen Hof gemeinsam hat, hört ihr in der aktuellen Folge.

Diese und alle Folgen aus den vergangenen Staffeln gibt es hier zum Nachhören.

Neu eingespielt

0

So schnell sind 40 Jahre (fast) rum! Die Alternative-Metal-Veteranen Melvins werden dieses Jahr ihr Jubiläum feiern und im Zuge dessen ihre erste EP, die auch “Six Songs” genannt wird, unter dem Namen “The Devil You Knew, The Devil You Know” noch einmal veröffentlichen.

In 40 Jahren kann schon viel passieren; Bandmitglieder gehen und kommen neu dazu – vor allem Bassisten. Im Fall von den Melvins führte das dazu, dass die Band sich kurzzeitig dafür sogar umbenannt hatte: in “Melvins Lite” mit Trevor Dunn am Kontrabass und in “Melvins 1983” mit Dale Crover am Bass anstatt Schlagzeug.

“The Devil You Knew, The Devil You Know” enthält nicht nur die Originale von 1986, die zweite Hälfte besteht auch aus Neuaufnahmen der alten Songs, die die Band in diesem Jahr mit dem aktuellen Bassisten Steven McDonald (Ex-Off!, Red Kross) aufgenommen hat. Die erste neue alte Single “Grinding Process” gibt es bereits im Stream zu hören.

“The Devil You Knew, The Devil You Know” kann man schon jetzt als CD über den Bandshop für fünf Dollar bestellen. Weitere Projekte zur Feier des 40-jährigen Bestehens befinden sich laut Band bereits in der Pipeline.

Auf ihrer Jubiläumstour kommen die Melvins im Juni für zwei Konzerte und ein Festival nach Deutschland.

Melvins – “The Devil You Knew, The Devil You Know” (EP)

Melvins - The Devil You Knew, The Devil You Know (EP)

01. “Easy As It Was”
02. “Now A Limo”
03. “Grinding Process”
04. “At A Crawl”
05. “Disinvite”
06. “Snake Appeal”

07. “Easy As It Was” (2023)
08. “Now A Limo” (2023)
09. “Grinding Process” (2023)
10. “At A Crawl” (2023)
11. “Disinvite” (2023)
12. “Snake Appeal” (2023)

Live: Melvins

09.06.2023 Netphen-Deuz – Freak Valley Festival
10.06.2023 Hamburg – Knust
11.06.2023 Berlin – Hole

Endlich normale Leute

Er heißt Wolfgang, ist ein ziemlich netter Typ und sitzt an der Bar ganz rechts. Unter einem weißen Schopf und über einem lockeren Schnäuzer mustern seine Augen verschmitzt die Umgebung. Dem Ersteindruck nach gehört er zum Inventar hier im Sumpf, der Musikkneipe im Darmstädter Johannesviertel. Er mache selbst Musik, “ein bisschen was Bluesiges, kann ich dir auf Youtube zeigen.” Neben Wolfgang befindet sich der einzige freie Sitzplatz, bevor Kaskadeur anfangen, da ist es ein paar Minuten nach 21 Uhr. “Ganz schön voll für die Uhrzeit”, wundert sich einer, der kurz darauf eintritt. Ganz schön voll, das heißt im Sumpf rund 40 Leute – ein Erfolg also. Sicher, irgendwann würde man Kaskadeur gern ein, zwei Hausnummern größer erleben, in der Centralstation etwa, wo man nicht noch nebenher Darts oder “Mensch ärgere Dich nicht” spielen kann. Doch jetzt, in diesem Moment, fügt sich die freigeistige Alt-Prog-Kraut-Band (wie auch der Support Future Prawn) nahtlos ein in den linksalternativen Anstrich des Venues mit den Plakaten und Instrumenten an den Wänden und dem Vinyl, das an Querbalken haftet oder von der Decke baumelt.

kakadeur_darmstadt_02
Wenig Platz, macht nix: Kaskadeur-Bassist Michael Paukner (Foto: Martin Burger)

Über die Anlage läuft King Gizzard & The Lizard Wizard. “Fishing For Fishies”, geschmackvolle Auswahl der Barkeeperin, muss jetzt aber unterbrochen werden. Kaskadeur finden an der hinteren Wand des Sumpf zusammen. Bühne kann man das nicht nennen, worauf Schlagzeuger Ole Fischer und Keyboarder Johannes Walenta agieren, ist aber wurst. Bassist Michael Paukner und Frontmann Enrico Semler stehen direkt vor und auf gleichem Niveau mit dem Publikum. Das bildet eine Schnittmenge aus “New Kids Turbo”, “SLC Punk!” und dem Schlusskonzert in “High Fidelity”, Studis also und Szenegänger, wenige graue Haare, einige breite Scheitel – und Wolfgang, das Faktotum, das nun fragt: “Wie heißen die?” Kaskadeur heißen die, machen interessante Musik, hör’ mal. “Und woher kommen die?” Aus Potsdam. Weiter vorne wollen sie anfangen, Semler grinst: “Schön, dass ihr alle aufgetaucht seid.” Hinter ihm steht ein winziger Merchtisch, es gibt zwei Bandshirts, das mit dem typischen Kebab-Papier-Design weckt spontanes Besitzverlangen.

Kaskadeur klingen famos, selbst im kleinen Sumpf. Vieles vom neuen Album “Phantom Vibrations” natürlich, vom Debüt “Uncanny Valley” auch. Nach drei Songs sagt Wolfgang: “Der Keyboarder hat ‘ne klassische Ausbildung. Was der macht, macht man nicht einfach so.” Abgesehen vom Spiel verdient Walentas Sound ohnehin ein Fleißsternchen. Er und Paukner wissen, dass Basslinien auf einem Orgelteppich im Rock der halbe Erfolg sind. Semler wechselt zwischen einer semi-akustischen Gitarre und einer Gibson Flying V, manchmal muss er aufpassen, mit den Köpfen seiner Gitarren nicht aus Versehen jemandem über die Brust zu fahren, so nahe stehen die Leute mittlerweile. Ein paarmal sagen Walenta und Semler etwas zwischen den Songs, das geht aber halb unter. Auch egal.

kaskadeur_darmstadt_03
Heiße Riffs vorm Dönershirt: Enrico Semler (Foto: Martin Burger)

“Bubble Burst”, der “Phantom Vibrations”-Opener ist an der Reihe, das Ende der Show naht. Viel zu kurz, jeder könnte noch eine Weile. In der Menschentraube vor der Band wiegt sich Naaman Wakim, einer dieser Szenegänger, fast schon ein Lokalprominenter. Zentrumsnahe führt er den Kenner-Laden Comic Cosmos, mittags hat er auf Facebook zu Kaskadeur im Sumpf geschrieben: “Aus der beliebten Reihe: Warum ich so gerne in Darmstadt lebe”, im Vorbeigehen hört man ihn gegenüber Bekannten sagen “Ich kenn’ die gar nicht so, ich seh’ die zum ersten Mal”, dann Lob. Ein neuer Fan, gut für die Band, die jetzt eigentlich fertig ist und ein bisschen verwirrt guckt, weil man im Sumpf nicht so sehr applaudiert, sondern auch “Dankeschööön!” ruft – wie es Bands zwischen Songs oft machen, wenn ihr Deutsch nicht so ausgeprägt ist.

Das langt für eine Zugabe. Paukner und Semler schnallen sich noch mal Gitarre und Bass um, Walenta und Fischer positionieren sich wieder. Das folgende Stück klingt in seiner Jam-Ästhetik nach Stonehenge, der ersten Inkarnation von Kaskadeur – ein entspannter Abschluss. Hinterher führt das Publikum die Stimmung fort, lächelt und plaudert. Die Band freut sich, lächelt, plaudert und baut ab. Wolfgang hat’s gefallen. King Gizzard dürfen weitermachen, “Cyboogie”. Dartpfeile fliegen auf die Scheibe. Endlich normale Leute.

kaskadeur_darmstadt_09
“Dankeschööön!” (Foto: Martin Burger)

 

Im Rausch

“Clouds Hill zu betreten, das fühlt sich an, als würde man nach Hause kommen”, so sagte es Omar Rodríguez-López am Anfang der Zusammenarbeit zwischen The Mars Volta und dem Team am Billwerder Neuer Deich vor gut zwei Jahren. Nicht der einzige große Name im Umfeld von Clouds Hill. In Hamburg-Rothenburgsort haben schon so unterschiedliche Künstler wie Peter Doherty, The Killers, Die Ärzte oder Sportfreunde Stiller an Songs gearbeitet. Ursprünglich war ein Besuch vor Ort geplant, ein Gespräch inmitten der Aufnahmen von Musa Dagh, zusammen mit Produzent Moses Schneider. Corona machte dem Ganzen jedoch einen Strich durch die Rechnung, und so trifft man sich via Zoom, als alles bereits im Kasten ist. Eigentlich sind Aren Emirze und Aydo Abay als Interviewpartner angekündigt. Als das erste Fenster sich öffnet, grüßt allerdings Sascha Madsen freundlich. Madsen und Musa Dagh – ein Personalwechsel? Das ist mal ein überraschender Gesprächseinstieg. “Du wusstest das noch gar nicht?”, lacht der Madsen-Schlagzeuger. “Ich liebe dieses Projekt, genau wegen solcher Sachen!” Kurz darauf ist die Runde komplett, Emirze meldet sich, Abay kommt dazu, die Stimmung ist locker. Umkreist diese Formation mit Blick auf das namhafte Personal womöglich der Ruf eines Projekts, dann verwischt dieser Eindruck schnell, und das schon im virtuellen Beisammensein.

Musa Dagh (Foto: Christoph Eisenmenger)
Musa Dagh (Foto: Christoph Eisenmenger)

Unter den drei Musikern herrscht offenkundig ein vertrauter Groove. Was den heimeligen Zuhause-Faktor angeht, war die Gefühlslage insbesondere bei Sänger Abay klar ausformuliert. “Ich geh’ nicht noch mal in so einen scheiß Keller, habe ich direkt gesagt.” Das schallende Gelächter deutet an, dass Abay es wohl nicht ganz so drastisch meint. “Nichts gegen Thomas’ Proberaum, der ist echt schön und war für die erste Platte genau richtig. Aber jetzt, bei der zweiten wollte ich ein bisschen mehr Studio-Feeling, und Clouds Hill bedient für mich alles, was gut ist am Musikmachen.” Von Madsen kam die Idee, aber wieso ist der Mann überhaupt dabei, oder anders gefragt: Wo ist Thomas Götz geblieben? “Also, erstmal ist Thomas mit Nina Marie aktiv, dann hat er mit den Beatsteaks einen unglaublichen Konzertsommer hingelegt”, sagt Madsen, während Abay ergänzt. “Es ist ihm einfach zu viel geworden. Die Erwartungen von Chef Aren werden ja nicht weniger. Hier heißt das Druck, Druck, Druck.” Erneut Gelächter.

Tatsächlich absolviert Götz die Songwriting-Sessions noch mit, sein Geist steckt also im neuen Material – ein homogener Anschluss ans Debüt, dessen Schlagkraft die Beteiligten selbst überraschte. “Eigentlich hatten wir die Platte ja nur für uns gemacht. Dann sind wir mit “Halo”, der ersten Single, rausgegangen und es knallte von Null auf Hundert, die Resonanz war riesig”, erinnert sich Emirze mit Blick auf die Zeit rund um den Release von “Musa Dagh”. “Da war so eine Dankbarkeit, dass es plötzlich wieder eine Band gab mit gewissen Zügen, die in der deutschen Noiserock-Szene zuletzt etwas verloren gingen. Die Symbiose aus Thomas’ Schlagzeug, der Art, wie Aydo singt und meinem Gitarrenstil ist gut angekommen.” Auch Madsen wird in Echtzeit zum Fan, nicht ahnend, dass er binnen Jahresfrist Teil von Musa Dagh sein würde. “Ich habe es sofort gehört. Ich war schon immer ein riesiger Blackmail-Fan, Harmful kannte ich natürlich auch und mochte ich sehr. Thomas’ Schlagzeugspiel dazu, das ist ebenfalls immer interessant. Ich habe es von der ersten Sekunde an abgefeiert. Genau der Sound hat gefehlt, das traf dermaßen einen Nerv.”

Die Studiowahl geht fast von selbst vonstatten. Madsen hatte dort bereits aufgenommen, Moses Schneider an selber Stelle mit Turbostaat gearbeitet, Studiochef Johann Scheerer zudem von neuen Aufnahmeräumen berichtet. Am Ende erhält Clouds Hill den Zuschlag. Emirze braucht einen Tag, um sich einzugewöhnen, dann kommt die Maschine ins Laufen. “Diese großen Räume, das ist schon etwas Besonderes”, sagt Abay. “Das versprüht einen gewissen Charme. Man spürt, dass man dort ist, wo Sinnlichkeit entsteht.” Eine Umschreibung, die angesichts des neuen Materials – vier roh abgemischte Songs bekommt VISIONS exklusiv zu hören – überaus treffend klingt. Die Vorarbeit ist so kurz wie intensiv, zwischen Abay, Emirze und Madsen klickt es sofort, zwei gemeinsame Proben, dann ging es ins Studio. Das neue Material haben Musa Dagh live eingespielt und im Anschluss fast nichts geändert. Die Texte sind zu diesem Zeitpunkt noch eher rudimentär, für den Gesang, so Emirze, sollte diesmal mehr Platz sein. Abay relativiert etwas: “Ich habe das Gefühl, das Ganze ist ein einziger Rausch. Alles komprimiert, immer schneller. Da muss mehr rein. Eine krasse Ansage von Aren, die ich aber sehr gut finde.” Zwölf Songs sind eingespielt, als nächstes stehen noch der Gesang und natürlich der finale Mix auf dem Zettel. Gibt es schon ein geplantes Erscheinungsdatum? Emirze grinst: “So schnell wie möglich!”

Anschwitzen

0

Es ist ein beliebtes Mittel vieler Bands und Künstler:innen bei der Vorbereitung auf eine größere Tour: Warm-up-Konzerte. Hier kann mit Abläufen, Setlisten und Instrumentierungen unter Wettkampfbedingungen geprobt und experimentiert werden. Meistens fällt die Wahl für solche Konzerte dann kurzfristig auch gerne mal auf eher kleinere Locations.

Für diese Strategie entschieden sich nun auch Feine Sahne Fischfilet. Kurz vor dem Start ihrer ersten eigenen großen “Komm mit aufs Boot”-Open-Air-Tour spielen die Polit-Punks zwei Konzerte in Cottbus und Bischofswerda. Die Städte dürften dabei ebenfalls nicht zufällig ausgewählt worden sein – Feine Sahne Fischfilet kommen aus Mecklenburg-Vorpommern und haben aus ihrer Heimat in den sogenannten “neuen” Bundesländern noch nie ein Geheimnis gemacht, im Gegenteil: Die Band geht seit Jahren offen mit den gesellschaftlichen und politischen Problemen der Region um und identifiziert sich mit ihr. 2016 startete die Band etwa die Kampagne “Noch nicht komplett im Arsch”, mit der sie durch verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen “den Zusammenhalt der Menschen stärken” wollen, der “rechten Bewegung in dem Bundesland” entgegentreten.

In einem Post auf ihren Social-Media-Kanälen unterstreicht die Band ihre Vorfreude auf die Shows: “[…] Kleine Läden – dahin wo nicht alles glänzt, wo sonst nicht so viel geht. Raus aus’m Proberaum, rein in die stickigen Läden. Unser neues Album zocken. Geil! […]”. Der Vorverkauf für die Warm-up-Shows startet am 13. April um 10 Uhr exklusiv über TixForGigs.

Das neue Album “Alles Glänzt” erscheint am 12. Mai über Plattenweg/Warner und kann weiter vorbestellt werden. Daraus sind bereits die beiden Singles “Kiddies im Block” und “Diese eine Liebe” erschienen. Die “Komm mit aufs Boot”-Open-Air-Tour startet am 19. Mai in Wien. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Feine Sahne Fischfilet (@feinesahnefischfilet)

Live: Feine Sahne Fischfilet

17.05. Cottbus – Gladhouse
18.05. Bischofswerda – Eastclub

VISIONS empfiehlt:
Feine Sahne Fischfilet

19.05. Wien – Arena Open Air
30.06. Karlsruhe – Kulturbühne
14.07. Dortmund – Westfalenpark
15.07. Dresden – Filmnächte am Elbufer
22.07. Wiesbaden – Kulturpark Schlachthof
29.07. Berlin – Wuhlheide
18.08. Hamburg – Open Air am Großmarkt
25.08. Kaltenberg – Schloss Kaltenberg
26.08. Losheim am See – Strandbad

VISIONS ON INSTAGRAM

ABONNIERE UNSEREN NEWSLETTER

[newsletter2go form_type=subscribe]