2019 und 2021 veröffentlichten DZ Deathrays noch ihr zweiteiliges Album“Positive Rising”, das mit teils sechsminütigen Songs zwar üppiger als noch auf “Bloody Lovely” ausfiel, aber nicht weniger die Garagenparty zelebrierte als seine Vorgänger.
Zumindest nach den ersten drei Singles aus dem nun angekündigten Nachfolger “R.I.F.F.” zu urteilen, halten die australischen Dance-Punks die Energie und den Party-Faktor ihrer neuen Platte ähnlich hoch, lehnen sich mit dem vermehrten Einsatz von Synthies und Akustikgitarren aber ungewöhnlich weit aus dem Fenster, was ihre Experimentierfreudigkeit angeht.
So seien “Paranoid” und “King B” hinter dem 90s-Alternative-Flair von einigen Hardrock-Größen der 70er und 80er Jahre inspiriert, die heute erschiene Single “Tuff Luck” erinnert wiederum mit breitwändigen Noise-Gitarren, Breakbeats und Synthie-Einsatz eher an Death From Above 1979.
Was alle neuen Songs – wie gewöhnlich – eint: Ein eingängiges Riffs jagt das nächste bei DZ Deathrays. Daher wohl auch der Name des neuen Albums – “R.I.F.F.” soll laut erstem Bandmerch für “Remember, It’s For Fun” stehen. Wie viel Spaß die in Melbourne, Brisbane und Sydney lebende Band an Riffs hat, erklärte Frontmann Shane Parsons auch zur vorletzten Single: “King B” begann als “ein Riff, das [Co-Gitarrist Lachlan Ewbank] mir schickte”, das dann “manipuliert wurde, um einige Akkorde einzubauen, die ich zusammengestellt habe”. Zusammen mit Schlagzeuger Simon Ridley arbeiteten sie sich durch ganze 17 Versionen des Songs, bevor sie eine Richtung fanden, von der alle begeistert waren.
“Ich wollte einen Partysong”, so Parsons weiter, der aber auch den experimentellen Ansatz seiner Band erklärte: “Es ist eine der größten Veränderungen für DZ, ein Song, der mit großen Synthies und akustischen Gitarren beginnt, dann in eines der größten Riffs übergeht, die wir bisher geschrieben haben, um dann schnell zu mehr schleifenden Synthies überzugehen, dann ein Klavierstück und dann ein Riff zum Schluss. Ein ziemliches Abenteuer.”
Nachdem Live-Gitarrist Ewbank schon für die bislang letzten beiden Alben als festes Mitglied rekrutiert wurde, bestätigte die Band zuletzt auch erstmals einen Bassisten als neues Tour-Mitglied: Luke Henery von Violent Soho. Henerys Hauptband kündigte im Juli 2022 eine Pause auf unbestimmte Zeit an.
Das sechste Studioalbum von DZ Deathrays “R.I.F.F.” erscheint am 2. Juni über das neue bandeigene Label DZ Worldwide, das laut Band gegründet wurde, um “euch die besten Riffs der Branche zu liefern”. In Europa kann man die Platte über Alcopop bestellen.
Therapy? haben mit “Poundland Of Hope And Glory” eine weitere Single aus ihrem kommenden Album “Hard Cold Fire” veröffentlicht. Zuvor war bereits der Song “Joy” erschienen.
Der neue Song klingt gewohnt dynamisch und beschwingt und wird vor allem durch den Gesang von Frontmann Andy Cairns und den stark nach vorne gelehnten Drive getragen. Inhaltlich beschäftigt sich das Trio mit Fake News, Chaos und einer Welt der kolonialen Neuerfindung: “Dieser Track begann als Auseinandersetzung mit der Frage, wie Menschen sich in Erzählungen verlieren, bis zu dem Punkt, an dem der Mythos wichtiger wird als die Tatsache”, erklärt Frontmann Andy Cairns. “Genau wie das alte Sprichwort über den Lügner, der seine Lüge so oft wiederholt, dass er sie schließlich selbst glaubt, ist die Kultur um uns herum voll von Märchen, die wir uns selbst erzählen.”
Weiter erklärt er die zum Teil auch unangenehme Wahrheit des Songs: “Es ist leicht, über Eltern aus der Mittelschicht zu schmunzeln […] und es ist leicht, mit den Augen über Erwachsene zu rollen, die tatsächlich Quidditch spielen […] aber es ist nicht so leicht, die weniger schmackhafte Neuerfindung des Kolonialismus als verlorenes Paradies zu ertragen, in das wir zurückkehren sollten.”
Trotz den schwereren Themen, die das neue Album “Hard Cold Fire” vor allem im Lockdown inspiriert haben, wollte die Band ein Album machen, das “weniger klaustrophobisch” und “mehr kathartisch” ist: “Als wir anfingen, die Songs zu proben, merkten wir, dass sie eine einfühlsame Qualität haben. Wir wollten etwas machen, auf das man sich beziehen kann […] wir wollten etwas machen, das zugänglicher und offener ist.”
“Hard Cold Fire” erscheint am 5. Mai via Marshall Records und kann ab weiterhin vorbestellt werden. Zudem ist die Band im November für einige Konzerte auch in Deutschland unterwegs. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
VISIONS empfiehlt:
Therapy?
09.11. Hamburg – Gruenspan
10.11. Köln – Gebäude 9
11.11. Frankfurt – Das Bett
12.11. München – Backstage
16.11. Berlin – SO36
Dass sich Drain in ihrem musikalischen Werdegang auch immer wieder an den Punk-Veteranen Descendents orientiert haben, ist kaum zu überhören. Jetzt tragen die Texaner ihre Verbundenheit auch offen zur Schau.
Für ihr kommendes Album “Living Proof” haben Drain nun den Descendents-Klassiker “Good Good Things” vom Album “I Don’t Want To Grow Up” aus dem Jahr 1985 gecovert. Dabei orientieren sich Drain ziemlich nah am Original, der Sound ist naturgemäß nur etwas klarer als die Version von vor knapp 40 Jahren. Auch Frontmann Sammy Ciaramitaro zeigt erneut seine stimmliche Bandbreite und bringt seinen melodischen Gesang zur Geltung. Zudem äußert er sich auch zu der Bedeutung der Band für die eigene Entwicklung und musikalsiche Sozialisation: “Die Descendents waren für mich sowohl als Teenager als auch als Erwachsener eine große Band. Ich weiß, dass ich für uns alle sprechen, wenn ich sage, dass es eine Ehre ist, ihnen zu huldigen und ihnen Respekt zu zollen, denn sie waren eine Band, die das Spiel für uns verändert hat. Ich liebe diesen Song einfach […]”
Den Sound des Covers erklärt Ciaramitaro ebenfalls: “Es war auf jeden Fall ein kleiner Schritt außerhalb unseres Weges, mit sauberem Gesang und so weiter, aber wir wollten versuchen, dem Original treu zu bleiben und ihm gleichzeitig ein wenig von unserer Persönlichkeit zu geben […]”
Vor dem Cover hatten Drain bereits die Songs “Evil Finds Light” und “Watch You Burn” und “FTS (KYS)” veröffentlicht. Die Songs sind allesamt Teil des kommenden Albums “Living Proof”, dass am 5.Mai via Epitaph erscheint und weiter vorbestellt werden kann. Mit dem Album ist die Band dann im Sommer neben einigen Festivalauftritten auch für ausgewählte eigene Shows auf Tour. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Das aktuelle Descendents-Album “9th & Walnut” stammt aus dem Juli 2021. Zuletzt hatte Frontmann Milo Aukerman zusammen mit Tony Hawk oder Jim Lindberg (Pennywise) den Nirvana-Song “In Bloom” gecovert.
Live: Drain
05.08. Wacken – Wacken Open Air
11.08. Villmar – Tells Bells Festival
13.08. Bochum – Die Trompete
15.08. Saarbrücken – Garage
Robert, so gut wie nichts ist eingängig auf dem neuen Metallica-Albm “72 Seasons”. Warum gönnt ihr euch in eurem Alter nicht einfach mal wieder ein paar simpel gestrickte Hits?
Robert Trujillo: [lacht] Ich weiß, was du meinst. Metallica-Songs sind immer ein Abenteuer. Das gilt nicht nur für das Hören, sondern auch für das Schreiben. Man braucht Geduld und Konzentration, um durch einen typischen Metallica-Song durchzusteigen. Es wird unerwartete Wendungen geben, Abwechslung in der Dynamik und im Tempo. Unsere Songs verfügen über eine Gangschaltung wie ein Auto. Gleichzeitig finde ich sie sehr visuell. Zumindest in dem Moment, wo man die Augen schließt und nicht mehr tausend anderen Sinneseindrücken ausgesetzt ist.
Wo hörst du selbst mit der Muße Musik, die man für “72 Seasons” braucht?
Im Auto. Wenn ich zur Arbeit nach San Francisco hochfahre, habe ich mindestens sechs Stunden lang mehr Ruhe als an jedem anderen Ort der Welt. Das ist echte Quality Time für mich. Egal ob ich mir 35 Jahre alte Suicidal-Tendencies-Tapes von irgendwelchen Proben anhöre oder Metallica-Songs, die gerade in Arbeit sind. Wir verlernen alle das Zuhören ein bisschen – ich auch. Aber die langen Autofahrten holen es wieder raus.
Was hörst du außer den naheliegenden Sachen?
Tool. Man braucht wirklich Zeit, um in diese Musik einzutauchen. Das ist Teil des Traums, den Bands wie Tool – und im Idealfall auch wir – im Kopf erzeugen wollen.
Wie sieht der Weg hin zu solchen Songgebilden bei Metallica aus?
Extrem unterschiedlich. Ein Song wie “Hardwired” dauerte weniger als einen Tag zu schreiben. Ein kleines Wunder für uns. Metallica sind eine Band, die in der Regel viel Hirnschmalz ins Songwriting steckt. Wir checken beim Jammen alle möglichen Optionen aus und Lars [Ulrich] hat ein faszinierendes Langzeitgedächtnis, mit dem er plötzlich irgendein fünf Jahre altes Riff hervorkramen kann. Die Aufnahmen aus unserem Tuning-Room sind ein reicher Fundus, in dem es eher zu viele als zu wenige Ideen gibt. “Riff Mining” nennen wir das. All das Zeug verarbeitet Lars ständig in seinem Kopf, um es im richtigen Augenblick abzurufen.
War das für dich anfangs gewöhnungsbedürftig – Rocksongs anzugehen wie einen Hausbau?
Ja, sehr. Mit Infectious Grooves sind wir etwa ganz anders an ein Album herangegangen: Eine Woche proben, drei neue Songs an einem Tag, und in der nächsten Woche ging es ins Studio. Ich kenne beide Extreme, und das ist auch gut so. Es macht mich flexibel.
Unsere Art zusammenzuarbeiten hat sich in der Pandemie teils radikal verändert. Wie hat es sich auf eure Zusammenarbeit ausgewirkt?
Die Entscheidung, ein neues Album anzugehen, ist via Zoom gefallen. Da hast du es schon! [lacht] Das Ausgangsmaterial stammt aber zu ganz großen Teilen aus den Mitschnitten, die wir in unserem Safe Space machen, in den Stunden vor den Shows. Wie viele andere haben wir uns im Lockdown kleine Heimstudios aufgebaut. Und darin saßen wir dann mit relativ viel Zeit. Ich konnte mich tiefer in die Songideen hineingraben als sonst. Vielleicht wirken manche der neuen Songs deshalb so dicht und intensiv. Andererseits ist Zeit nur so lange dein Freund, bis sie wieder knapp wird.
Wie war es, nach dieser Zeit wieder zusammen in einem Raum zu stehen?
Es war sensationell. Man geht mit viel mehr Wertschätzung für echte Gemeinsamkeit aus so einer Krise. Zusammen proben und Songs schreiben, das hätte vor 2020 ja niemand je in Frage gestellt. Plötzlich ist es etwas ganz Besonderes, das auch den Songs gutgetan hat. Diese gewisse emotionale Extradosis hört man “72 Seasons” auch an, finde ich.
Seit 2003 bei Metallica: Robert Trujillo (Foto: Tim Saccenti)
Was war deine erste Assoziation, als James das Konzept von den ersten 18 Lebensjahren vorgestellt hat – 72 Jahreszeiten?
Natürlich musste ich an meine eigene Kindheit denken, wer ich war und wie es mir damals ging. Ich hatte wunderbare Eltern, ich kann nichts Schlechtes über sie sagen. Aber ich habe sehr darunter gelitten, als sie sich getrennt haben. Da war ich fünf. Beide waren weiter für mich da, aber es lag immer diese unsichtbare Spannung in der Luft. Dazu kam dann noch die eigene Anspannung, wenn man heranwächst. Eine Zeit lang bin ich ziemlich feindselig und auch eifersüchtig meinem Umfeld gegenüber gewesen.
James Hetfield hat das Bild von Tapes benutzt, die beim Aufwachsen beschrieben werden. Was sind die Tapes deines Lebens?
Meine Gefühlslage war schwierig als Teenager. Aber das hat mich auch wie ein Katapult in die Welt der Musik geschossen. Besonders als ich anfing, selbst Musik zu machen und die Gefühle herauszulassen. Wenn James sagt, die Musik habe ihm sein Leben gerettet, gilt das auch für mich. Wenn auch nicht so drastisch.
Kann man “72 Seasons” als ein Konzeptalbum verstehen?
Ich denke nicht. James hat uns erst auf eine ganz unschuldige Art von seiner Idee erzählt. Er war sich selbst nicht sicher, wieviel Gewicht das Thema für das Album haben soll. James ist ein recht schüchterner Mensch, selbst wenn man ihn seit Jahrzehnten kennt. Wieviel Kraft die Auseinandersetzung mit den eigenen Traumata bei den Leuten da draußen entfalten wird, kann niemand absehen. Neulich bat man mich in einem Interview, James’ Texte aus meiner persönlichen Sicht zu interpretieren. Ich habe da mein Bestes gegeben und wollte hinterher natürlich von James wissen, ob ich mit meinen Deutungen richtig lag. Er hat nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, dass es eine konkrete Bedeutung gar nicht gibt, weil jeder sie selbst konstruiert.
Du bist nach 20 Jahren der dienstälteste Bassist bei Metallica. Wann hattest du zum ersten Mal das Gefühl, wirklich in der Band angekommen zu sein?
Das ist eine gute Frage, die ich gar nicht mit einem bestimmten Ereignis oder einem Zeitpunkt verbinden kann. Bei Metallica zu spielen, ist wie eine Achterbahnfahrt. Es geht bergauf und bergab. Und dann wieder bergauf. Es gibt immer einen Geist der Zusammenarbeit, der uns vier verbindet. Der ist aber nicht immer gleich intensiv. Auf diesem Album fühle ich mich intensiv beteiligt, und auf “Death Magnetic” – meinem ersten Studioalbum mit Metallica – war das auch so. “Hardwired… To Self-Destruct” war sowohl für mich als auch für Kirk eine andere Erfahrung. Wir haben da die Dinge nicht annährend so stark gelenkt wie James und Lars. Das ist aber vollkommen okay, es mindert nicht den Wert unserer Beiträge. Maßgeblich ist immer, was gut für die Band ist. Ich kann Songwriter sein, ich kann Bassist sein, und ich kann auch ein Freund sein, der einfach zuhört und nach bestem Wissen einen Ratschlag gibt.
Was ist verantwortlich dafür, dass sich Fans und Öffentlichkeit immer so auf die steuernde Achse Hetfield/Ulrich stürzen, während man überall sonst akzeptiert, dass es Führungskräfte gibt?
Es gibt immer noch verbreitete Vorurteile darüber, wie eine Band funktioniert – häufig von Leuten, die diese Erfahrung selbst nie gemacht haben. Eine Band ist viel mehr, als zusammen auf der Bühne die Sau rauszulassen und damit erfolgreich zu sein. Eine Band bedeutet persönliches und musikalisches Wachstum auf zahllosen Ebenen. Es geht in Teams darum, Verantwortung zu übernehmen, seine Talente einzusetzen und sich trotzdem nicht allzu viel darauf einzubilden. In einer Band zu spielen, geht unendlich tiefer, als ein guter Musiker zu sein.
“Ich kann besser schlafen, wenn ich genügend Vorlauf für meine Vorbereitungen habe.”
Robert Trujillo
Welchen anderen Vorurteilen über Metallica begegnest du?
Das ist jetzt etwas abseitig, aber als ich den Film übers Leben von Jaco Pastorius gemacht habe, bin ich schlimmen Vorurteilen begegnet. Die älteren Jazzmusiker waren alle super. Sie haben genug erlebt, um zu verstehen, wie Bandgefüge funktionieren. Aber die jüngeren, aufstrebenden gaben sich manchmal arg herablassend, weil sie abseits von irgendwelchen Magazincovern keine Vorstellung von Metallica oder der Rockwelt hatten. Das wollten sie gar nicht – für sie war ich nur irgendein Heavy-Metal-Bassist innerhalb eines stumpfsinnigen Musikgenres. Das haben sie mich und mein Filmteam auch spüren lassen. Damals habe ich mich echt gefragt, warum ich mit Suicidal Tendencies und Infectious Grooves mal dafür gekämpft habe, Zäune im Kopf einzureißen.
Macht ihr euch zu irgendeinem Zeitpunkt des Songwriting Gedanken darüber, ob und wie das Material live funktioniert?
Meistens gehen diese Assoziationen los, wenn man die Songs zum ersten Mal in Ruhe hört. Natürlich fallen uns dann Bilder ein, wie das Publikum auf bestimmte Grooves oder Melodien reagieren wird. Aber beim Songwriting müssen vor allem wir selbst abgehen. Das ist das Wichtigste.
Eure ersten Live-Termine stehen unmittelbar bevor und unter dem Motto “No Repeat” wird es jeweils zwei Shows pro Spielort mit komplett unterschiedlichen Setlisten geben. Macht dir der Gedanke auch Angst, weil du mehr Songs lernen musst als sonst?
Um ehrlich zu sein machen mir die neuen Songs mehr Angst. Wir spielen sie zum ersten Mal live und sind natürlich neugierig, wie sie angenommen werden. Was die alten Sachen angeht: Im vergangenen Jahr haben wir live schon ein paar Deep Cuts von Metallica ausgepackt. Da mache ich mir kaum Sorgen. Trotzdem habe ich Lars just heute gebeten, früh mit seinen Setlists herauszurücken. Ich kann besser schlafen, wenn ich genügend Vorlauf für meine Vorbereitungen habe.
Bald wieder auf Tour: Robert, Lars, James und Kirk. (Foto: Tim Saccenti)
Wer ein Metallica-Ticket kauft, weiß, was man musikalisch dafür bekommt. Was habt ihr in Sachen Bühnenproduktion auf der “M72 World Tour” zu bieten?
Ich kann noch nicht offiziell darüber sprechen, aber wie immer bei uns wird es bombastisch sein – und aufregend. Aufregend auch für uns, denn wir werden selbst erst im April zum ersten Mal auf diesem Biest von Bühne stehen. Es braucht immer etwas Zeit, bis wir den Bereich einer neuen Bühnenproduktion verstanden haben und uns sicher darauf bewegen können.
Viele Fans reisen euch bei den selten gewordenen Showterminen hinterher – auch aus Angst, Metallica nicht mehr allzu oft live sehen zu können. Wie sieht eure Tour-Agenda für die nächsten Jahre aus?
Es stimmt, wir spielen weniger und versuchen, die Termine so vielseitig und durchdacht wie möglich zu gestalten. Wenn man als Band älter wird, muss man sich irgendwann fragen, ob die Quantität oder die Qualität im Vordergrund steht. Für James ist es richtig harte Arbeit, zwei Stunden da oben Vollgas zu geben. Eine Metallica-Show ist physisch anspruchsvoll, wir stehen ja nicht einfach nur auf der Bühne herum. Das hätte nicht mehr viel mit Metallica zu tun. In dem Bewusstsein, dass wir das Risiko von Verletzungen und anderen Gefahren vermeiden wollen, ist das momentan der richtige Weg.
Wie bereitest du dich persönlich darauf vor?
Ich muss regelmäßig trainieren, bevor es auf Tour geht – gleich nach diesem Interview werde ich mich umziehen und mich weiter vorbereiten.
Es gab Ende 2020 den gut funktionierenden Livestream-Event “Helping Hands” von euch, der vom Tech-Unternehmen Salesforce durchgeführt wurde. In Echtzeit mit Fans in aller Welt sprechen und das Konzept eines Konzerts von aufwendigen Weltreisen lösen – ist das ein mögliches Szenario für Metallica-Shows im Jahr 2033?
Ich fand das Ganze ziemlich futuristisch. Wie einen Blick in die Kristallkugel. Ja, vielleicht sind das Konzertszenarien der Zukunft. Wir waren ja nicht die Ersten, die so was ausprobiert haben. Aber wir haben die Grenzen der Technologie bei diesem Event ausgetestet, und sie hat wunderbar funktioniert. Wie ich Metallica kenne, werden wir immer alles ausprobieren, was möglich ist.
Dein Sohn Tye ist jetzt 18 Jahre alt und spielt ebenfalls Bass. Auch die Kinder von James und Lars sind in Bands aktiv. In welchen Momenten erinnern die Kinder euch an eure ersten Bands?
Social Media hin und Selbstinszenierung her: Es gibt ein paar Sachen, die laufen bei Punk- und Hardcore-Shows noch genauso ab wie vor 30 oder 40 Jahren. Die positive Aggression im Moshpit, der brachiale Sound, die Stagediver, blutende Nasen und andere kleine Blessuren – das wird es immer geben. Ich kann in diesen Situationen immer schnell vergessen, dass ich mit Abstand der Älteste im Club bin. Der Geist in der Musik wird niemals alt.
Erst vergangene Woche hat Dallas Green alias City And Colour sein neues Album “The Love Still Held Me Near” veröffentlicht. Schon im Sommer wird der Gitarrist und Co-Sänger der Post-Hardcore-Lieblinge Alexisonfire unter anderem auf Festivals in Belgien, Frankreich und Spanien spielen. Im Rahmen seines Europa-Aufenthalts hat er nun fünf Headline-Shows in Deutschland angekündigt. Eine davon spielt er am 29. Juni in Frankfurt am Main.
Im Gegensatz zu seinen Anfangszeiten mit etwa “Sometimes” kommen in Greens Solomusik als City And Colour mittlerweile vermehrt Synthesizer, begleitende Gitarren und Schlagzeug zum Einsatz – wenn auch nur in dezenter Form. Bei den bislang letzten Konzerten in Australien und Kanada ist er daher auch immer mit Band-Unterstützung aufgetreten. Gut möglich, dass er also auch bei den Shows in Italien und im Frankfurter Batschkapp seine Backing-Band dabei haben wird.
Der Eventim Pre-Sale startet diesen Mittwoch um 11 Uhr, der allgemeine Vorverkaufstart am Donnerstag um 11 Uhr.
Erst im vergangenen Jahr ist Green noch mit Alexisonfire auf der Tour zum Comeback-Album “Otherness” in Deutschland unterwegs gewesen. Das hatten die Kanadier im Juni nach 13-jähriger Albumpause mit zwischenzeitiger Auflösung veröffentlicht.
Für Maja (Marina Foïs) steht ihr schlimmster Albtraum bevor. Sie soll frühzeitig in Rente, obwohl sie ihren Job als engagierte Ordnungshüterin bei der Küstenwache über alles liebt. Ihr Mann Thierry (Kad Merad) hat bereits den Entspannungsurlaub auf dem Campingplatz mit Mobile Home geplant und freut sich auf ihre entspannte gemeinsame Zukunft. Doch als ein Hai in der Bucht die Urlauber und die komplette Küste in Alarmbereitschaft versetzt, wittert Maja ihre Chance. Kurzerhand verschiebt sie ihren Ruhestand und begibt sich mit ihren jungen Kolleg:innen Eugénie und Blaise auf eine neue Mission.
“Year Of The Shark” erscheint am 7. April digital, am 20. April auf DVD und Blu-ray. Wir verlosen drei Blu-rays. Viel Glück!
Oops! Wir konnten dein Formular nicht lokalisieren.
Ladies First. Wobei die Frage nach dem Geschlecht bei Karin Dreijers genderfluidem Projekt Fever Ray nicht leicht zu beantworten ist. Auf “Radical Romantics” (Rabid, 24.03.) ist jedenfalls die erste gemeinsam mit ihrem Bruder Olof entstandene Musik seit acht Jahren zu hören, was Fans von The Knife, der ehemaligen gemeinsamen Band der Geschwister, besonders neugierig machen wird. Zudem wird Dreijers Stimme mit jedem Jahr, das vorübergeht, gebieterischer, verschwörerischer und einzigartiger. Zu rumpelnden und oft rudimentären Beats, die diesmal auch von Trent Reznor und Atticus Ross kommen, spannt Dreijer den eigentümlichen Kosmos von Fever Ray auf, in dem die Schwedin zugleich angsteinflößend, selbstbewusst und völlig grenzenlos von der Liebe singt – radikal romantisch eben.
Ähnlich radikal ist diesen Monat nur das gemeinsame Album von Jpegmafia und Danny Brown (Foto). Was die beiden allein im Opener “Lean Beef Patty” in weniger als zwei Minuten aufführen, grenzt an Reizüberflutung. So geht es in den 13 anderen Tracks weiter: Beats klingen, als hätte man ihre Bestandteile mit dem Betonmischer zusammengestellt. Es flirren die Keyboards, eiern die Breakbeats, schießen die Störgeräusche quer. Mögen die Flows der beiden auch unterschiedlich sein, sie vereint, dass sie die Sprache ebenso radikal (ver)formen wie die Beats auf “Scaring The Hoes” (Peggy, 24.03.).
Abenteuerlicher als bei diesen beiden und Fever Ray wird es diesen Monat nicht mehr, aber manchmal ist ja auch das genaue Gegenteil das richtige – solange es hervorragend gemacht ist. Das gilt für die Zusammenarbeit von El Michels Affair und Black Thought. Der MC von The Roots ist derzeit das aktivste Mitglied der Crew aus Philadelphia, “Glorious Game” (Big Crown, 14.04.) ist seit 2020 bereits sein drittes Album und feiert die Einfachheit von HipHop: Gib mir einen guten Beat und ich mache Gold daraus. Dafür braucht Black Thought keine Features und keine hypermodernen Beats, ihm reicht der analoge und zugleich einzigartige Sound von El Michels Affair. Wer “Cheat Codes” mit Danger Mouse feiert, der kommt an Glorious Game auch nicht vorbei.
Einfach hält es Kid Koala auf seinem Doppelalbum “Creatures Of The Late Afternoon” (Envision, 14.04.) nicht. Das Konzeptalbum ist der Soundtrack zu einem Brettspiel, das Teil der Vinylversion der Platte ist. Sämtliche Instrumente hat Kid Koala selbst eingespielt, nur um die Schnipsel und Spuren dann auf Vinyl zu schneiden und mit ihrer Hilfe und zwei Plattenspielern die Beats des Albums zusammenzukratzen. Wer der Meinung ist, Turntablism sei eigentlich auserzählt, sollte sich von Kid Koala eines Besseren belehren lassen. Anzumerken ist aber, dass einige der Interludes den Fluss des Albums eher hemmen oder gar unterbrechen, als ihm eine weitere Ebenen hinzuzufügen. Einzelne Tracks herauszuheben, dürfte erst möglich sein, wenn man die erste Schlacht auf dem Spielebrett geschlagen hat.
Ebenfalls eher ein Mann im Hintergrund ist Torky Tork. In den vergangenen Jahren hat er sich zu einem der Top-Produzenten in Deutschland entwickelt. Der größte Coup auf seinem Album “Der Coach II” (Torky Tork, 10.03.) ist die Koop zwischen Dendemann und Audio88 auf Drogen. Natürlich ist auch Torky Torks T9-Kollege Doz9 mit von der Partie, er trifft in “Tunnel” auf Döll. Und das Duo Fatoni und Dexter bezieht in “23’Till” deutlich Stellung gegen braune Umtriebe und bleibt trotzdem locker. Prägendes Stilmittel der Tracks ist die vernebelte Stimmung, die sowohl Torky Tork mit seinen Beats hervorruft als auch die vielen MCs dankbar aufnehmen. Ach, wären Producer-Alben doch nur öfter musikalisch so stringent.
The Drums veröffentlichen die erste neue Musik seit der Single “Ambulance” von 2020. “I Want It All” hat erneut den typischen The-Drums-Indie-Sound mit treibendem Beat, ordentlich Hall und mehreren Gitarren, über die sich Jonathan Pierce’ prägnante Stimme legt – und den Songtitel vor allem im Refrain immer wieder wiederholt.
Mit der Veröffentlichung des sehr persönlichen Songs spricht The-Drums-Chef Pierce auch über seine Vergangenheit und Kindheit, die alles andere als angenehm war: “Erst in den letzten Jahren habe ich wirklich angefangen zu verstehen, was mir als Junge widerfahren ist, was mir geholfen hat, meine eigene Brücke zur wahren Liebe zu bauen.” Er erklärte außerdem den Song, als Ansporn zu nutzen, um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen, die er als Kind erfahren hat: “Der Song ist eine Erklärung – dass ich mir nehmen werde, was mir nie gegeben wurde. Ich will die volle Erfahrung des Menschseins, die Liebe und Verbundenheit einschließt. Ich will das alles”, so Pierce.
Bereits 2017 hatte sich Pierce zu seiner Vergangenheit geäußert und erklärt, wie schwierig es war, als Homosexueller in einer amerikanischen Kleinstadt aufzuwachsen, während er von streng christlichen Eltern großgezogen wurde: “Ich hatte kein glückliches Zuhause als Kind. Es ist lustig, man denkt, dass man da rauswächst und weitermacht, aber man wäre überrascht, wie viel davon an einem hängen bleibt, bis ins Erwachsenenalter.”
Details zum neuen Album von The Drums, von dem auch “I Want It All” Tiel sein wird, oder ein Veröffentlichungsdatum gibt es bisher nicht. Im Sommer geht die Band auf ausgedehnte Tour durch die USA, Termine in Europa sind bislang nicht bekannt. Seit dem Ausstieg von Gründungsmitglied Jacob Graham 2018, ist Jonathan Pierce das einzig verbliebene offizielle Mitglied der Band. Das aktuelle The-Drums-Album “Brutalism” war im April 2019 erschienen.
Drei Jahre nach dem ersten Reader erscheint im Mai der zweite, und diesmal kann sich die Liste der Beteiligten noch mehr sehen lassen. Neben Werken von Eisold und seiner Ehefrau und Cold-Cave-Bandkollegin Amy Lee (nicht die Evanescence-Sängerin) versammelt der “Heartworm Reader, Issue No. 2” Gedichte von unter anderem Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten), Randy Blythe (Lamb Of God), Kristin Hersh (Throwing Muses), Thurston Moore (Ex-Sonic Youth), Geoff Rickly (Thursday, No Devotion), Emma Ruth Rundle, Colin Van Eeckhout (Amenra) und Steve Von Till (Neurosis). Einige der Gedichte sind bisher unveröffentlicht, insgesamt umfassen die 280 Seiten des Buches 100 Texte von 25 Autor:innen.
Besonderes Augenmerk hat Eisold auf die Beiträge von Mark Lanegan und Jeffrey Lee Pierce gelegt. Bis zu Pierce’ frühem Tod 1996 war Lanegan ein enger Freund des The Gun Club-Frontmanns und ein Bewunderer seiner Songtexte. Als Sänger der Screaming Trees, bei Queens Of The Stone Age, Mad Season, in zahlreichen Kooperationen und mit seinen Soloalben machte sich Lanegan selbst einen Namen als Texter. Seine eigenen Gedichtbände erschienen bei Heartworm Press, drei davon in Co-Autorenschaft mit Eisold, zuletzt 2021 “Ghost Radio”. Lanegan starb am 22. Februar 2022, vermutlich an den Folgen einer Covid-Erkrankung.
Der zweite “Heartworm Reader” erscheint in zweifacher Ausführung, einmal mit Lanegan auf dem Cover, einmal mit Pierce. Der Inhalt der beiden Versionen ist identisch. Vorbestellen kann man den Band im Shop von Heartworm Press.
Eine weitere bevorstehende Heartworm-Veröffentlichung mit Eisold-Beteiligung ist die American-Nightmare-EP “Dedicated To The Next World”, die am 2. Juni erscheint.