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Hardcore-Fräse

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Gel sind bei uns schon seit 2021 auf dem Harcore-Radar, mittlerweile werden sie von verschiedensten großen US-Magazinen als neue Hardcore-Sensation gefeiert und begleiten aktuell sogar die Genre-Veteranen Gorilla Biscuits auf Tour. Als “stürmisch und mit ausgiebig artikulierter Wut”, beschrieb Kollege Jan Schwarzkamp damals den Sound der Band aus New Jersey – und das trifft auch auf die Songs ihres endlich anstehenden Debüts “Only Constant” zu.

Daraus veröffentlichten Gel bereits drei kompromisslose Singles unter der Zwei-Minuten-Marke – ihre aktuellste Single “Dicey” ist sogar nochmal ein ganzes Stück kürzer. Das erinnert mit der Aggression und Geschwindigkeit an Bands wie G.L.O.S.S. oder zuletzt Sweat und überzeugt wahrscheinlich vor allem live: “Ich mag es einfach, dass wir ein Vehikel sind, in dem sich Chaos und Gemeinschaft entfalten können”, erklärt Sängerin Sami Kaiser. “Ich liebe es, wenn man bei den Shows sieht, wie es bei den Leuten ankommt, und wenn es ein Grund für die Leute ist, sich auf ihre eigene Art und Weise auszudrücken.”

Trotz allem setzen sich Gel vor allem mit sich selbst auseinander. Kaisers Texte sind zutiefst selbstreflexiv und handeln vor allem um mentale Probleme: “Ich habe viel über mich selbst gelernt und wie ich mit negativen Gefühlen umgehe”, sagt sie. “Auf dem Album geht es darum, diese selbstzerstörerischen Tendenzen loszulassen und den Wandel zu begrüßen.”

“Only Constant” erscheint am 31. März via Convulse und kann bei Label vorbestellt werden.

Gel – “Only Constant”

Gel: Only Constant

01. “Honed Blade”
02. “Fortified”
03. “Attainable”
04. “Out of Mind”
05. “Dicey”
06. “Calling Card”
07. “The Way Out”
08. “Worn Down”
09. “Snake Skin”
10. “Composure”

Vormerken!

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Decent Criminal

Decent Criminal (Foto: Bobby Tewksbury)
Decent Criminal (Foto: Bobby Tewksbury)

Heimatstadt: Santa Rosa, California
Genre: Indierock, Pop-Punk
Für Fans von: FidlarWavvesDune Rats

Eine wirklich neue Band sind Decent Criminal nicht. Wir hatten trotzdem noch nie von ihnen gehört und wollten jetzt, wo wir sie kennen, auch nicht länger ein Geheimnis aus ihnen machen. Die Kalifornier veröffentlichen am 19. Mai mit “There’s More To It Than Climbing” ihr viertes Album. Mit ihrem Sound platzieren sie sich – ähnlich wie die oben genannten – zwischen Surf, Garage und Indie Rock und poppigem Punk mit 90s-Alternative-Schlagseite. Erstmals war das auf dem namenlosen 2016er Debüt zu hören. Kürzlich zur Band hinzugestoßen ist Sängerin und Multiinstrumentalistin Paige Beller.

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Superviolet

Superviolet (Foto: Kosoma Jensen)
Superviolet (Foto: Kosoma Jensen)

Heimatstadt: Columbus, Ohio
Genre: Indie, Folk
Für Fans von: The Lemonheads, The Shins, The Sidekicks

Eigentlich ist Steven Ciolek Teil der Indierock-Band The Sidekicks. Doch jetzt hat er sich mit Zac Little von Saintseneca zusammengetan – wo Ciolek ja obendrein mitmischt. Die beiden Songwriter und Multiinstrumentalisten spielen mit Superviolet einen Sound, der dem ihrer eigentlichen Bands ganz ähnlich ist. Das hat einen schönen 90s-Charme, akustische und elektrische Gitarren und noch allerhand Spielereien, die diverse Gäste beisteuern. So entstand in den Sommern der Jahre 2020 und 2021 das Debütalbum “Infinite Spring”, das am 21. April erscheint.

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Chroma

Chroma (Foto: Bethan Miller)
Chroma (Foto: Bethan Miller)

Heimatstadt: Pontypridd, Wales
Genre: Alternative Rock
Für Fans von: Blood Red ShoesSprintsYeah Yeah Yeahs

Bilingual sind Chroma – denn sie drücken sich auch auf Walisisch aus. Immerhin nicht in ihrem neuen Song “Don’t Mind Me”. Dessen Veröffentlichung war gleichzeitig die Bekanntgabe, dass die Band nun beim britischen Indie-Label Alcopop vor Anker gegangen ist – und das das Debütalbum des Trios später in diesem Jahr veröffentlichen wird. In besagtem Song thematisiert Sängerin Katie Hall ihre Kämpfe, die sie mit ihrer mentalen Gesundheit austrägt.

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Lawn Chair

Lawn Chair (Foto: Frederike Wetzels)
Lawn Chair (Foto: Frederike Wetzels)

Heimatstadt: Köln
Genre: Post-Punk, Indierock
Für Fans von: Sprints, Yeah Yeah Yeahs, Amyl & The Sniffers

Im August 2022 erscheint die namenlose Debüt-EP von Lawn Chair. Schon die klingt ganz schön cool und nicht unbedingt nach einer Band aus Köln, sondern irgendwie nach New York Ende der 70er und dem, was derzeit in England unter Post-Punk verbucht wird. Wobei der Sound von Lawn Chair gar nicht die typische Kühle des Post-Punk transportiert, sondern häufig zwischen Indie- und Garage Rock oszilliert. Im Mittelpunkt steht mit ihrer variablen Stimme dabei immer Claudia Schlutius. Ab dem 28. April gibt es mit der neuen EP “Eat The Beans And Wear The Jeans!” Nachschub. Davon gibt es unten bereits “Sunset Heartbreak” zu hören.

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Piss Kitti

Piss Kitti (Foto: Jim Taylor)
Piss Kitti (Foto: Jim Taylor)

Heimatstadt: Liverpool, UK
Genre: Alternative Rock, Punk
Für Fans von: Amyl And The SniffersLobsterbombWürst Nürse

Auf dem Demo von 2018 ist die Skizze einer pissenden Katzenfrau. Warum auch nicht, passt ja zum lustigen Namen Piss Kitti. Esme Brown und Clara Cicely starten die Band bereits 2017 mit dem Wunsch inklusiv innerhalb der queeren Szene zu agieren. Diverse Singles und eine EP später sind Piss Kitti jetzt auf dem von den Gallows betriebenen Label Venn Records untergekommen, wo am 1. März die Doppel-A-Seiten-Single “Leather Forever”/”I’m Jammed” erschienen ist.

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Dystopischer Anti-Held

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Eine Graphic Novel, die an die Songtexte der Mathcore-Band The Dillinger Escape Plan angelehnt ist? Klingt erstmal nach einem schrägen Plan, entspricht aber genau dem Konzept des US-Comicbuchverlags Sumerian Comics. Dieser hat angekündigt, bis Ende des Jahres die Gaphic Novel “One Of Us Is the Killer” auf den Markt bringen zu wollen – angelehnt an das 2013 erschienene Studioalbum der Mathcore-Band, die sich nach ihrer Tour 2017 aufgelöst und 2016 das letzte Album “Dissociation” veröffentlicht hat.

Dabei herausgekommen ist ein Comic, der die Grenzen zwischen Sci-Fi-Dystopie und Kriminalroman mit nur wenigen Pinselstrichen durchbricht: Eine hoch technologisierte Stadt in Amerika – selbstverständlich auf Arbeit gründend -, in einer nicht allzu fernen Zukunft. Dazwischen: Ein Killer, den alle nur unter dem Pseudonym “The Quill” kennen und der sich im Laufe der Geschichte zum sprichwörtlichen Helden der Arbeiterklasse mausert, wie ihn John Lennon 1970 nicht besser hätte besingen können.

Mehr braucht es nicht, um den Songtexten von The Dillinger Escape Plan Visualität einzuhauchen. Die Illustrationen haben Greg Di Angilla – dieser hat ebenfalls die bei Sumerian Comics erschienene Graphic Novel “Rock & Roll Hell” illustriert – und die Koloristin der Doctor-Who-Comicbuchreihe Warnia Sahadewa beigesteuert, während Ben Roberts und Sam Romesburg sich um die textliche Umsetzung gekümmert haben. Einen ersten Vorgeschmack auf eine in dystopischen Zuständen versinkende Gesellschaft liefert bereits das Cover.

 

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Der Comicbuchverlag, der 2020 von Nathan Yocum and Ryan Swanson unter dem Namen Behemoth gegründet wurde, benannte sich vor einem Jahr – nach der Übernahme von Sumerian Records und Sumerian Films – in Sumerian Comics um. Wann genau die Graphic Novel erscheinen soll, ist bisher noch nicht bekannt.

Trübsal blasen

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Mit einer knackigen Fuzz-Gitarre begrüßt uns Bully in ihrer neuen Single “Days Move Slow”, bevor sie den trüben, eintönigen Alltag besingt, den der Tod ihrer geliebten Hündin Mezzi hinterlassen hat. “Als jemand, der den größten Teil seines Lebens damit verbracht hat, sich auf quälende Weise unverstanden zu fühlen, gibt es kein größeres Geschenk, als wahre bedingungslose Liebe und Akzeptanz zu erfahren”, beschreibt Mastermind Alicia Bognanno die außergewöhnliche Beziehung, die sie zu ihrer Hündin hatte.

“Ich habe mein ganzes Leben lang auf die Bindung und die unersetzliche Kameradschaft gewartet, die ich mit Mezzi hatte. Sie war meine beste Freundin und meine einzige Konstante in einigen der entscheidendsten Momente und Phasen meines Lebens. Das Maß an Liebe, von dem ich jetzt weiß, dass es wegen Mezzi existiert, war mir fremd”, so Bognanno.

Der grungig-angehauchte Power-Pop-Song ist die erste offizielle Single aus dem vierten Album von Bully mit dem Titel “Lucky For You” erscheint am 2. Juni via Sub Pop. Mitte Februar hatte Bognanno bereits “Lose You” in Zusammenarbeit mit Soccer Mommy veröffentlicht, der ebenfalls Teil des Albums sein wird.

Ihr bisher letztes Album hat Bully 2020 mit “Sugaregg” veröffentlicht. “Lucky For You” kann in verschiedenen Varianten vorbestellt werden.

Bully – “Lucky For You”

Bully: Lucky For You

01. “All I Do”
02. “Days Move Slow”
03. “A Wonderful Life”
04. “Hard to Love”
05. “Change Your Mind”
06. “How Will I Know”
07. “A Love Profound”
08. “Lose You” [ft. Soccer Mommy] 09. “Ms. America”
10. “All This Noise”

Abschlussballstimmung

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Nachdem Black Country, New Road vor einem Monat auf Youtube ihren Konzertfilm “Live at Bush Hall” mit ihren Fans geteilt haben, haben die Artrocker ein begleitendes Livealbum zu den drei Konzerten angekündigt. Damit schließt das Album an “Ants From Up There” aus dem letzten Jahr an, dessen Veröffentlichung vom Ausstieg des Frontmanns Isaac Wood – dieser hatte die Band aufgrund seiner mentalen Gesundheit – verlassen, überschattet wurde. In Zuge dessen hatten die Musiker:innen, deren Debütalbum “For The First Time” nur ein Jahr zuvor erschienen war, ebenfalls ihre US- und UK-Tournee Tour abgesagt. Umso erfreulicher erscheint im Mai nun “Live At Bush Hall”: Eine Platte, die in einem Sprung in die 90er ähnelt – Abschlussballstimmung und fliegende Luftballons inklusive – und an einigen Stellen Erinnerungen an Ezra Furmans  “Body Was Made” weckt.

Der düstere Charme, der die letzten beiden Platten umgeben hat, hat die mittlerweile sechsköpfige Band hinter sich gelassen – jedoch nicht die Energie und die Großspurigkeit, mit der sich die verbliebenen Mitglieder in das neue Kapitel ihrer Bandgeschichte wie in ein Meer aus Partyluftballons stürzen. Damit begibt sich die Band, deren Name einer Legende nach einem Wikipedia-Zufallsgenerator entsprungen sein soll, auf neue Wege, ohne sich auf diesen zu verlieren.

Das Album, das digital am 24. März und pyhsisch am 26. Mai erscheinen wird, kann bereits vorbestellt werden.

Tracklist: “Live At Bush Hall”

01. “Up Song”
02. “The Boy”
03. “I Won’t Always Love You”
04. “Across the Pond Friend”
05. “Laughing Song”
06. “The Wrong Trousers”
07. “Turbines / Pigs”
08. “Dancers”
09. “Up Song (Reprise)”

Johannes Persson (Cult Of Luna)

01. Botch – “God vs. Science”

Ich habe keine Ahnung, warum oder wie ich “The John Birch Conspiracy Theory” in die Hände bekommen habe, aber es hatte einen großen Einfluss auf mein Verständnis dafür, wie verrückt und experimentell Hardcore-Musik sein kann. Sie haben sogar eine Coverversion von “O Fortuna” gemacht.

02. Unbroken – “D4”

Keine andere Band hat einen größeren Einfluss auf mein Songwriting und mein Leben gehabt als Unbroken. Ich weiß gar nicht, wie ich das in Worte fassen soll. Es ist nicht nur die Musik, die an sich mit ihrem von Metal beeinflussten Hardcore bahnbrechend war – es sind die dunklen, emotionalen Texte und die schlampige, aber ehrliche Art, wie sie aufgenommen wurden. Das bedeutet mir immer noch alles, und deshalb werde ich diesen Sommer um den halben Globus reisen, um sie zu sehen.

03. Joy Division – “She’s Lost Control”

Während meiner Teenagerzeit war die Band, die den größten Einfluss auf mich hatte, definitiv Joy Division. Die “Peel Sessions”-CD (die ich immer noch für ihr bestes Werk halte) lief bei mir im Zimmer auf Dauerrotation. Cult of Luna haben “She’s Lost Control” im ersten Jahr unseres Bestehens sogar gecovert. Später haben wir eine Version von “24 Hours” aufgenommen, die man irgendwo im Internet finden kann.

04. Coalesce – “One On The Ground”

Ich entdeckte Coalesce durch ihre erste Seven-Inch, verliebte mich nach der “002 MCD”, aber das Album “Give Them Rope” machte mich besessen von ihnen. Ich hatte nie etwas für komplizierte Strukturen oder das Math-Rock/Metal/Hardcore-Ding übrig, das Bands wie Botch und Coalesce als Proto-Version davon sehen. Aber es war die Brutalität und die Art und Weise, wie Jes Steineger nur Gitarrengeräusche in seinem Songwriting verwendet, die mich an etwas heranführten, das man auch in unseren frühen Werken hören kann.

05. Queens Of the Stone Age – “Regular John”

Als wir Cult of Luna gründeten, brachten wir alle viele verschiedene Einflüsse mit, die wir im Schmelztiegel unserer Band vermischten, und es kam etwas ganz anderes dabei heraus. Ich wurde durch Claus mit QOTSA bekannt gemacht, und eine Sache, die ich aus diesem Song mitgenommen habe, ist, dass man aus einem einzigen Akkord viel machen kann.

06. Darkthrone – “Transylvanian Hunger”

Eine weitere Band, die uns in den ersten Jahren von Cult of Luna sehr viel bedeutet hat, war Darkthrone. Wir nahmen und klauten aus allen Richtungen, und was wir von ihnen nahmen, waren die dissonanten Melodien und die offenen Akkorde. Etwas, das wir auch heute noch verwenden.

07. Radiohead – “I Might Be Wrong”

Wenn Unbroken die Band ist, die mir am meisten bedeutet hat, dann ist Radiohead musikalisch betrachtet meine absolute Lieblingsband. Keine andere Band hat es geschafft, eine Platte nach der anderen mit einer so gleichbleibenden hohen Qualität zu veröffentlichen, ohne sich zu wiederholen. Die Melodie auf den tiefen Tönen zu spielen und gleichzeitig mit offenen Saiten zu antworten, die dem Song ein countryeskes Gefühl verleihen, ist etwas, das wir übernommen haben und in zahlreichen Songs verwenden.

08. Acme – “Blind”

Was soll ich sagen … Diese Band und die Gewalt in musikalischer Form waren eine große Inspiration, als ich meine Flügel als Songschreiber ausgebreitet habe. Diese Seven-Inch kam 1994 heraus und ich habe bis heute nichts gehört, was brutaler ist.

09. Tom Waits – “What’s He Building?”

Mitte 2000 gab es ein paar Jahre, in denen alles sehr dunkel war und ich Trost bei den alten Männern in der Musik fand. Die Platten von Tom Waits hielten mich über Wasser, und ich weiß nicht, wie oft ich nachts aufgeblieben bin und mir dieses Gedicht immer wieder angehört habe. Ich sollte immer noch in der Lage sein, das ganze Ding zu rezitieren.

10. 16 Horsepower – “Cinder Alley”

Eine weitere Band, die mich Mitte der 2000er Jahre stark beeinflusst hat, ist 16 Horsepower. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie einen großen Einfluss auf das Schreiben von “Somewhere Along The Highway” hatten.

VISIONS empfiehlt:
Cult Of Luna

23.03. Stuttgart – Im Wizemann
24.03. Lausanne – Les Docks
27.03. Wien – Arena
28.03. München – Muffathalle

Supersize Me

Kurz vorweg: Deluxe-Boxen lasse ich hier heute aus. Hab es ein paar Mal probiert sie einzubinden, aber das sprengt einfach meinen Rahmen hier.

Denn heute soll es hier nur um das einstige Großprojekt ambitionierter oder größenwahnsinniger Künstler:innen gehen: das Doppelalbum. Zwei Schallplatten, am besten im Klappcover. Gedacht, um dem zeitlichen Gefängnis einer einfachen Schallplatte mit schnöden 40 Minuten zu entfliehen und die ganze momentane Kreativität in die Welt mit zwei wunderschön gestalteten Flügeln zu entlassen. “Flatter, Flatter, Flatter” sozusagen.

Das Doppelalbum an sich ist älter als die Mondlandung und somit alles andere als neu. Und von fünf Doppelalben waren bestimmt auch damals schon mindestens drei mehr “Filler” als “Killer”, also warum ist das in meinen Augen erst heutzutage ein Problem? Nun, was damals eben eine Ausnahme war, etwas Besonderes, ist heute so ziemlich das Standardformat in Pop, HipHop, immer öfter sogar Punk und vor allem Metal. “Aber das ist doch toll, dass alle so kreativ sind und das mit uns teilen!”, höre ich irgendwo jemanden denken. Jein, antworte ich jetzt mal.

Das Problem, das ich sehe, ist, dass zwar alle gerne Vinyl herausbringen wollen, aber immer weniger davon in Vinyl denken – vor allem die physische Limitation dieses Formates mitdenken. Es passt eben nur eine bestimmte Menge an Musik auf eine Platte. Und damalige Bands waren auf diese Begrenzung getrimmt. Wenn dir nur 40 Minuten zur Verfügung stehen, die du veröffentlichen kannst, dann wirst du alles dran setzten, dass es die besten 40 Minuten sind, zu denen du in der Lage bist. Da wurde verworfen, gestrichen und umgeschrieben, bis man in dieses Korsett passte und auf dem Ball der Veröffentlichung die beste Figur darbot.

Mit der Einführung der CD wurde dieses Limit auf über eine Stunde gestreckt. “Hurra mehr Platz für Musik”, riefen die einen, “Oha weniger Qualitätsfilter”, bemerkten die anderen. Jetzt gab es schon 20 Minuten mehr, um das Ergebnis zu verwässern. Und gerne wurden die zusätzlichen Minuten dann zunächst auch mit Bonusmaterial gefüllt, welche dann auf der Vinyl-Version des Albums einfach nicht auftauchten. Natürlich ärgerte man sich damals darüber, dass einem etwas entgeht, aber genau genommen war es ja nur Ausschussware und wurde diese tatsächlich als gut genug empfunden, so fanden die Lieder letztendlich auch einen Weg in Vinyl geritzt zu werden.

Mit dem Streaming wurden jetzt aber einfach alle Filter-Dämme dieser Welt eingerissen und wir schwimmen – ja vielleicht sogar ertrinken wir – einfach nur noch in einer einzigen digitalen Flut an Musik. Keine Zurückhaltung, keine Filter, irgendwer wird es schon irgendwo irgendwie gut finden. Also raus in die Welt damit. Klingt befreiend und ist es ja auch irgendwie. Für Künstler:innen und für Fans. Ich picke mir halt die drei Lieder von Album X, die ich gut finde und schiebe sie in meine Playlist. Trivial, digital, scheißegal.

Problematisch wird es aber jetzt, wenn diese Masse an virtueller Freiheit auch in echtes Plastik gepresst werden soll. Sich wieder in dieses verkrustete Korsett reinzwängen? Auf keinen Fall. Da werden jetzt ebenso viele von den Dingern zusammengenäht bis wir einen Ballon haben, in den die ganze Luft reinpasst, die produziert wurde. Das Doppelalbum ist nun nicht mehr das ambitionierte Projekt, welches man bewusst mit Leben füllen will, sondern plötzlich die Notwendigkeit, weil die Hose einfach nicht mehr passt.

Und so füllen sich unsere Regale im Laden und eure daheim exponentiell bis es irgendwann einfach nicht mehr geht und nichts mehr reinpasst, denn nicht jeder Mensch und Laden ist in der Lage anzubauen nur um seine oder ihre Musik unterzubringen. Es gibt großartige Doppelalben, von denen ich keine Minute missen möchte und nicht wenige davon sind aus den letzten zehn Jahren und trotzdem wünsche ich mir von jeder Platte einer Band immer am liebsten nur 30 bis 40 Minuten pure Qualität, die ich sofort wieder hören will. Also liebe Bands: Think vinyl before you do vinyl!

 

Apokalypse mit Shrimps

“Als wir unser schnelles, affenartiges Denken verloren, wurden wir auch egoistisch und erlangten die Fähigkeit, Völkermorde, Kriege und all diesen Scheiß zu planen. Das ist der Punkt, an dem wir Menschen wurden – und unser Untergang geschah”, resümiert Viagra Boys-Frontmann Sebastian Murphy. Konkret meint er damit die im Song “Cognitive Trade-Off Hypothesis” besungene Theorie, die besagt, dass wir uns als Menschen von den Affen abspalteten, indem wir unser Kurzzeitgedächtnis gegen komplexe Sprachfähigkeiten eintauschten. Wie der Untergang der Menschheit ablief, schaut sich Murphy in “2001: Odyssee im Weltraum” von 1968 zweimal im Jahr an, um ganz sicherzugehen. “Wenn der Monolith auftaucht, fangen die Affen an, Waffen zu bauen und sich gegenseitig umzubringen”, sagt er und ordnet das Erscheinen des Monolithen metaphorisch genau an die Stelle der Evolutionsskala ein, als die Menschen diesen kognitiven Kompromiss durchliefen.

Die Konsequenzen daraus werden immer deutlicher: Waffengewalt, tyrannische Anführer, rechtsradikale Idioten, Verschwörungsgläubige und die Folgen der globalen Erwärmung. Auf “Cave World” benennt Murphy all diese Probleme, doch wie kann man überleben in so einer Welt? “Ich fühle mich noch nicht klug genug, um das zu sagen. Vielleicht habe ich auf dem nächsten Album die Lösung.” Einen Vorschlag liefert er dann doch: “Vielleicht werden so viele Menschen bei Naturkatastrophen ausgelöscht, dass sie endlich eine Einheit bilden müssen.” Alles überraschend politisch vom schwedisch-amerikanischen Sänger und Tätowierer, der sonst über Hunde-Agenten oder Shrimps sinniert. “Wir mussten was anderes machen, um neue Welten zu schaffen. Viele unserer Fans bleiben an bestimmten Themen hängen”, so Murphy. Nur die Shrimps wird er wohl nicht mehr los: “Ich habe versucht, sie zu töten, aber die Fans wollen sie nicht gehen lassen. Sie sind Sklaven der Shrimps!”

Auch der Blick nach außen ist nach zwei Alben mit semi-autobiographischen Underdog-Texten ungewohnt. Darin wurden gerne mal seine Drogen-Eskapaden feierlich zur eigenen Sportart erhoben. “Ich bin meiner selbst überdrüssig”, gesteht Murphy. Es hat sich immerhin auch einiges geändert im Leben des Feierbiests. “Ich versuche jetzt, es ein bisschen langsamer angehen zu lassen – damit geht es mir definitiv besser.” Zuletzt machte er seiner Partnerin auf der Bühne sogar einen Antrag und rückt damit etwas näher an das bürgerliche Leben mit “couple chickens, couple dogs, couple kids”, von dem er auf “Welfare Jazz” fantasierte. “Vielleicht erstmal nur mit Hunden und Hühnern, aber hoffentlich ziehen wir in ein paar Jahren aufs Land. Dort kann ich dann einen Atombunker bauen.”

“Cave World” ist am 8. Juli 2022 via YEAR0001 erschienen. Am 13. Januar erschien noch eine Deluxe-Version mit vier Bonustracks.

Harte Schale

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“Will ich die Mörder verstehen/ Muss ich ein Mörder werden”, beginnen Turbostaat ihre neue Single “Der weiche Kern” und lasse damit ihre krankheitsbedingte Zwangspause auch musikalisch hinter sich. Dabei schlagen die Husumer Post-Punks eine unerwartet melancholische Seite an, die natürlich nicht von ungefähr kommt: “Der weiche Kern” ist eine Coverversion des Gravenhurst-Songs “The Velvet Cell”. Der düstere Folk-Rock-Song wurde ursprünglich 2005 auf dem Album “Fires In Distant Buildings” veröffentlicht, Turbostaat präsentieren ihn nun mit eingedeutschtem Text und mit Punk-Anstrich. Dabei behalten sie seine bedrohliche Atmosphäre bei, einzig der Gesang von Jan Windmeier lässt den Song etwas schroffer klingen.

Laut Statement finden sie schon länger Inspiration in Gravenhursts Folk-Hymnen: “Warum wir den jetzt genau gecovert haben, darauf können wir den Finger nicht genau legen. Wir waren schon immer ganz begeistert von Gravenhurst. Die Stimmung und die Harmonien, die Traurigkeit, dieses Unmackerige, aber zielstrebige. Das fühlte sich einem zugehörig an”, so die Band.

Mit Singlerelease kündigen Turbostaat außerdem eine kleinere Deutschlandtour an. Damit treibt es Turbostaat erstmalig seit dem Herzinfarkt eines Bandmitglieds mit anschließender Notoperation im letzten Juli wieder auf die Bühnen. Tickets für die Konzerte gibt es im Bundle mit einem Button, einer Stofftasche und einer Vinylsingle, die auch das im April veröffentlichte “Otto muss fallen” beinhaltet. Tickets gibt es ab sofort im Turbostaat-Ticketshop.

 

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Live: Turbostaat

01.06. Hamburg – Grünspan
02.06. Dresden – Tante Ju
03.06. Berlin – SO36
06.06. Düsseldorf – Zakk

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