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    Viagra Boys
    Cave World

    VÖ: 08.07.2022 | Label: Year0001/Bertus
    Text:
    Platte des Monats
    Viagra Boys - Cave World

    Wer ist hier der Affe? Richtete sich der Fokus bei den Viagra Boys bislang meist auf Sebastian Murphys Leben am Rande der Gesellschaft, nehmen die Schweden diesmal die Gesellschaft als Ganzes aufs Korn. Ihr Urteil fällt experimenteller, absurder und existenzialistischer aus, als das Post-Punk-Universum eh schon ist.

    Dass sich neben Cowboystiefeln, Elektroschrott und Shrimps auf dem Cover von “Cave World” auch der Monolith aus “2001: Odyssee im Weltraum” von Stanley Kubrick findet, ist kein Zufall. Im Filmklassiker symbolisiert dieser die Entwicklung von affenartigen Wesen zu zivilisierten Menschen. Auf “Cave World” gehen Viagra Boys den umgekehrten Weg zurück in die Höhle, aus der die Menschen einst gekrochen sind. Gründe dafür gibt es für Sänger Sebastian Murphy genug: Die Menschheit strebt nach Fortschritt, bringt sich aber immer noch gegenseitig in Kriegen um, glaubt an immer bizarrere Verschwörungsideologien und brettert mit dem E-Scooter zum Job. So viel zum Thema Fortschritt. “Sind sie die eigentlichen Affen oder wir?”, fragt Murphy und meint uns genau so wie unsere Vorfahren.

    So spricht er etwa im krautig-pumpenden “Troglodyte” zu klirrenden Devo-Synthies und etlichen Soundeffekten amoklaufenden Bürohengsten und Fake-News-Propagandisten den äffischen Status gänzlich ab und setzt sie wild hechelnd mit Höhlenmenschen gleich – “You ain’t no ape/ You’re a troglodyte.” In “Creepy Crawlers” schlüpft er selbst in die Rolle eines modernen Neandertalers und fürchtet sich vor Echsenmenschen, Mikrochips in Impfstoffen und davor, dass Kinder für Adrenochrom angezapft werden. Aber die Viagra Boys können auch einfach nur tanzbar sein wie im explosiven Dancefloor-Hit “Ain’t No Thief” oder in “Punk Rock Loser”, einem ihrer breitbeinigsten Songs bislang, in dem es wieder um das (un)glamouröse Underdog-Dasein geht. Dabei donnert der Bass durch einen Dschungel aus peitschenden Wipers-Gitarren und Western-Twang wie der fetteste Silberrücken höchstpersönlich. Mit diesem unbändigen Groove und Drive kann schon längst keiner mehr mithalten, doch viel bemerkenswerter ist ihre Unberechenbarkeit, weshalb “The Cognitive Trade-Off Hypothesis” auch mal so verschroben schrill wie die frühen Gorillaz klingt. Im ravigen “Big Boy” spuckt dann noch Jason Williamson von den Sleaford Mods ein paar Sätze und macht damit die Dreifaltigkeit der sympathischen Front-Assis perfekt: Auch er liebt es wie Featuregast Amy Taylor vom Vorgänger “Welfare Jazz” mit Texten anzuecken.

    Aber bei den Viagra Boys ist es nicht nur der schräge Sänger, den die Band nach einem Karaoke-Abend rekrutierte, sondern auch die einzigartige Besetzung aus Jazzmusikern und schwedischen Hardcore-Veteranen, die diesen Grenzgänger-Sound immer spannend hält und den Ist-Zustand der Welt so unterhaltsam und wunderbar kaputt darstellt. Das demonstriert der monumentale Closer “Return To Monke”. Dieser beginnt direkt mit Urschreien und schwillt unter “Leave society/ Be monkey”-Stammesgesang zu einem Garage-Massaker heran, während Murphy auf die post-humane Welt vorbereitet und dazu aufruft, einfach mal den Frosch untenrum zu tragen, statt seine Miete zu bezahlen. Dazu dröhnen in der Ferne Trommeln, die wieder nach “2001: Odyssee im Weltraum” klingen. “Everyone’s killing each other with sticks and bones!” Damit sollte klar sein, wer hier der Affe ist.

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    Shirmp Sessions 2 (Live)

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