Es sind vor allem die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, die Serj Tankian laut eigener Aussage zu dem Statement bewegt haben. Laut einem Post auf seinen sozialen Netzwerken habe er bereits “vor einigen Monaten” einen Brief an das Management der Imagine Dragons geschickt, allerdings nie eine Antwort erhalten. Aus diesem Grund sehe er sich nun gezwungen, seine Nachricht zu veröffentlichen. Zudem fügte er eine Online-Petetion an seine Nachricht an.
In dem Brief bittet der System-Of-A-Down-Frontmann die Band um die Absage eines in Baku geplanten Konzerts. Er macht die Band in dem Zuge darauf aufmerksam, wie “Aserbaidschans petro-oligarchisches diktatorisches Regime 120.000 Menschen in Berg-Karabach verhungern lässt” […], was mittlweile auch vom ehemaligen Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs als “Völkermord” bezeichnet wird. In seinem Text beswchuldigt er die Regierung Aserbaidschans zudem “in Armenien einmarschiert und ungestraft abscheuliche Menschenrechtsverletzungen” begangen zu haben. Tankian hat selbst armenische Wurzeln und bereits 2014 in einem offenen Brief vom Überleben seiner Großeltern bei dem Genozid des Ittihad-Regimes berichtet.
Der Konflikt im Südkaukasus besteht bereits seit 1992. Mit der Unabhängigkeitserklärung Armeniens und Aserbaidschans nach dem Ende der Sowjetunion beanspruchten beide Staaten das etwa 12.000 Quadratkilometer große Gebiet Bergkarabach für sich. Die Mehrheit der heute 150.000 Einwohner Bergkarabachs sind Armenier. Das Auswärtige Amt erkennt die Region nicht als “Republik Bergkarabach” an und bezeichnet sie als “von armenischen Streitkräften besetzte Gebieten der Republik Aserbaidschan”. Im Herbst 2020 führte Aserbaidschan mit Unterstützung der Türkei eine gewaltsame Offensive durch und entschied den Konflikt zugunsten Aserbaidschans. Seit Dezember 2022 blockiert Aserbaidschan den einzigen Zugang zur Region. Die Bevölkerung leidet unter Versorgungsproblemen und fürchtet einen möglichen Genozid.
Tankian setzt sich bereits seit Jahren für gesellschaftliche und humanitäre Themen und Hilfsorganisationen ein. System Of A Down überwanden zumindest zwischenzeitlich ihre Differenzen und veröffentlichten im Jahr 2020 die beiden Charity-Singles “Protect The Land” und “Genocidal Humanoidz” mitsamt Musikvideos als Reaktion auf die Situation vor Ort. Im Mai spielten sie neben Korn, Deftones und Incubus auf dem Sick New World Festival in Las Vegas. Neue Alben haben die Alternative-Metal-Helden seit den 2005er Platten “Mesmerize” und “Hypnotize” nicht mehr veröffentlicht. Schlagzeuger John Dolmayan sprach Anfang des Jahres ebenfalls über den Stand der Band.
Nichtmal zwei Tage nach dem Ende ihrer letzten Show des Jahres 2023, kündigen Architects eine neue Tour an: Ende Januar geht die Metalcore-Band aus Brighton auf Europatour und kommt auch für eine Show nach Deutschland. Mit dabei: Spiritbox und Loathe.
Im Rahmen des Highfield Festival haben Die Ärzte am 19. August ihr vorerst letztes Open Air des Sommers gespielt, nun haben BelaFarinRod ihre “Herbst des Lebens”-Tour angekündigt. Auftakt wird am 29. August in Wien in der Arena sein, daneben stehen für das Trio zwei Shows in der Columbiahalle in Berlin am 13. und am 14. September auf dem Plan. Am 12., 13. und 14. Oktober werden sie dann in der Turbinenhalle in Oberhausen die letzten Shows der Herbst-Tour spielen.
Allerdings rät die Band ihren Fans, die Tickets ausschließlich über bademeister.com zu erwerben: “Bitte kauft eure Karten NICHT auf Plattformen wie Viagogo, Ticketbande, Ticketrocket, eBay, eBay-Kleinanzeigen und Konsorten. Diese Anbieter sind von uns nicht autorisiert und werden von uns nicht mit Karten beliefert. Es kann sich daher nur um Fälschungen oder ungültige Karten handeln, mit denen kein Besuchsrecht zur Veranstaltung erworben wird, man also draußen bleiben muss. Zudem besteht die Gefahr, dass man sein Geld für diese überteuerten Karten dann nicht vom Anbieter/Verkäufer zurückbekommt.”
Der Vorverkauf startet am 21. August um 17 Uhr. Tickets sind ausschließlich über die Bandwebseite erhältlich. Karten für die Shows in Österreich erhält man via oeticket.
Live: Die Ärzte
29.08. Wien – Arena Open Air
30.08. Wien – Arena Open Air
01.09. Offenbach – Stadthalle Offenbach
05.09. Potsdam – Waschhaus Open Air
06.09. Potsdam – Waschhaus Open Air
08.09. Bremen – Pier 2
09.09. Bremen – Pier 2
11.09. Münster – MCC Halle Münsterland
13.09. Berlin – Columbiahalle
14.09. Berlin – Columbiahalle
16.09. Köln – Palladium
17.09. Köln – Palladium
28.09. Zürich – The Hall
29.09. Zürich – The Hall
01.10. Bielefeld – Lokschuppen
02.10. Bielefeld – Lokschuppen
04.10. Hamburg – Edel-Optics-Arena
05.10. Hamburg – Edel-Optics-Arena
07.10. Saarbrücken – Saarlandhalle
09.10. Leipzig – Haus Auensee
10.10. Leipzig – Haus Auensee
12.10. Oberhausen – Turbinenhalle
13.10. Oberhausen – Turbinenhalle
14.10. Oberhausen – Turbinenhalle
Seit in den 60ern das Management von großen Rockbands wie den Beatles oder den Rolling Stones erkannt hat, dass sich mit dem Druck des Bandlogos auf Kleidung und Alltagsgegenstände zusätzliches Einkommen generieren lässt, ist Merchandise innerhalb der Musikindustrie beständig wichtiger geworden. Aus ökonomischer Perspektive spielt eine große Rolle, wie aus Bands “Brands”, also Marken, werden. Kiss waren die erste Band, die ihr eigenes Potenzial als Marke erkannt und vollständig erschlossen hat, seitdem prangen Bandlogos auf einer Vielzahl von Textilien, Tassen, Postern, Actionfiguren und mehr. Von absurden Ideen wie den Kiss-Luftgitarrensaiten ganz zu schweigen. Und längst sind es nicht mehr nur Musikfans und Nerds, die Logos von Metallica, Nirvana, Iron Maiden oder den Ramones in die Welt tragen. Die Ästhetik von Musikmerchandise erreicht immer wieder einen Crossover-Erfolg in Mainstream- und Teenager-Mode.
Das Rückgrat des Merchandise ist dabei über die Jahrzehnte gleichgeblieben: das klassische Bandshirt. In Zeiten, in denen sich der Vertrieb und Konsum von Musik größtenteils digital abspielt, ist das T-Shirt mehr als ein wichtiger Einnahmefaktor: Es ist ein archetypisches Beispiel der Konsumgesellschaft. Denn die Funktion eines Bandshirts geht weit über das Verhüllen des Körpers hinaus. Bandshirts sind wandelndes Marketing, wichtiges Zeichen der Zugehörigkeit zu Szenen, Subkulturen und Fangruppen. Es sind Kleidungsstücke, denen oft eine hohe persönliche Bedeutung beigemessen wird.
Foto: Maren Kuiter
»Die Näherinnen und Näher wissen oft nicht, für wen sie eigentlich arbeiten. Und auf der anderen Seite des Globus wissen die Auftraggeber oft auch nicht, wo und bei wem letztlich genäht wird.«
Sandra Dusch-Silva, Christliche Initiative Romero
Vor allem aber sind Bandshirts für die Bands selbst ein finanzieller Rettungsanker. Insbesondere während der Hochzeit der Covid-Pandemie, als Konzerte nicht stattfinden konnten, war Merchandise eine der wenigen übriggebliebenen Einnahmequellen für viele Bands, doch bereits zuvor war es ein gewaltiger Zweig des Musikgeschäfts, dessen Volumen zwischen 2016 und 2018 von 3 auf 3,5 Milliarden US-Dollar gewachsen ist. Zum Vergleich: 2022, dank des Vinyl-Revivals das umsatzstärkste Jahr seit langem, wurden mit Tonträgern über zwei Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Musiker:innen und Bands sind als Modemarke teils mehr wert als ihre eigentliche Kunst. Die britische Metalcore-Band While She Sleeps machte das vor einigen Jahren mit ihrem Merchandise selbst deutlich. Auf einem ihrer Tourshirts stand: “Ein T-Shirt entspricht 5.000 Streams auf Spotify. 2019 wird 79 Prozent aller Musik weder physisch noch digital gekauft. Band-Merchandise ist der direkteste Weg, Künstler zu unterstützen.”
Ein T-Shirt kostet in der Herstellung ähnlich viel, egal ob es eine kleine Punk-Band für 15 Euro verkauft oder eine Arena-Band für 40 Euro aufwärts. Auch wenn bei Arena-Bands trotz höherer Personal- und Transportkosten Gewinnmargen erreicht werden, von denen viele andere Branchen nur träumen können. Teilt man diese Gewinne allerdings nach Abzug aller Kosten und der inzwischen teils absurd hohen Umsatzbeteiligungen vieler Venues auf, bleibt nicht mehr viel übrig. Erst kürzlich enthüllte der Tourmanager, Roadie und Youtuber Ian “Tank” Roberts die Abrechnung einer Arena-Band, die bei einem Konzert in Schweden Merchandise im Wert von 126.000 Euro verkauft hat. Nach Abzug von Steuern, Konzessionen an die Arena, Herstellung, Versicherung und weiteren Kosten blieben für die Band nach eigenen Angaben etwas mehr als 11.500 Euro. Bei einer fünfköpfigen Band, die mit dem Gewinn keine anderen Ausgaben querfinanziert, entspricht das 2.500 Euro pro Kopf und Nacht – je nach Einkommensteuersatz bleiben zwischen 1.300 und 1.900 Euro übrig. Das ist nicht schlecht, lohnt aber erst bei einer langen Tour mit hohen Verkäufen.
Arbeitsstation in einer Maquila in Honduras. Die meisten Arbeiterinnen in Maquilas sind jung und Gewalt von älteren männlichen Vorgesetzten ausgesetzt. (Foto: Julio Etchart/Ullstein Bild via Getty Images)
Anders gedacht müsste eine fünfköpfige Band, deren Mitglieder – an sich schon utopisch –jeweils fünf Euro pro verkauftem Shirt erhalten, in einem Jahr über 4.000 Shirts verkaufen, um die Einnahmen eines Vollzeit-Mindestlohn-Jobs zu erreichen. Das ist für die meisten kleineren Bands eine unmöglich zu erreichende Anzahl Shirts. Und selbst dieses bescheidene Einkommen ist nur möglich, wenn die Shirts in Herstellung und Druck nur wenige Euro kosten. Selbst wenn sich Fans von alternativer Musik gerne von der Mainstreamkultur und großen Billigkleidungsketten wie H&M, C&A, Primark oder Bershka abgrenzen: Vergleicht man die Umstände, unter denen die Shirts auf der anderen Seite der Erde überhaupt erst ihre Form bekommen, tun sich viele Gemeinsamkeiten zwischen Fast Fashion und Musik-Merchandise auf.
Die Firmen im Hintergrund
Ein Blick in den eigenen Kleiderschrank offenbart recht eindeutig die großen Firmen, auf deren Produkten das Merchandise-Geschäft fußt. Der kanadische Hersteller Gildan Activewear Inc. führt mittlerweile das Feld an, hat nach und nach den US-Platzhirsch Fruit Of The Loom Inc. verdrängt. Gildan produziert unter anderem in Mexiko, Honduras, Nicaragua, Haiti und der Dominikanischen Republik, Fruit Of The Loom unter anderem in Honduras, El Salvador und Marokko. Andere große Firmen sind Anvil, eine Tochtergesellschaft von Gildan mit Produktion in Nicaragua, und Hanesbrands, die unter anderem in Haiti, Honduras und Bangladesch aktiv sind. Hanesbrands geriet 2011 in die Schlagzeilen, als Wikileaks enthüllte, dass die Firma ihren Einfluss innerhalb der US-Regierung nutzte, um die Haitianische Regierung von ihrem Plan abzubringen, den Mindestlohn von 31 auf 61 US-Cent pro Stunde zu heben. Noch heute beträgt der Mindestlohn in Haiti lediglich 41 US-Cent. Neben den extrem niedrigen Lohnkosten sind auch Freihandelsabkommen wie das North American Free Trade Agreement (NAFTA), die einen steuerfreien Import und Export ermöglichen, Anreize für das Outsourcing der Firmen in der Region.
Bagger beseitigen Schutt des Rana-Plaza-Gebäudes, in dessen acht Stockwerken vorwiegend Textilfabriken ihren Sitz hatten. Beim Einsturz im April 2013 starben 1.135 Menschen und über 2.400 wurden verletzt. (Foto: Munir Uz Zaman/AFP via Getty Images)
In Mexiko und Zentralamerika werden die hauptsächlich für den Export produzierenden Fabriken Maquilas oder Maquiladoras genannt. Der Großteil von ihnen produziert Kleidung. Maquilas gehören in der Regel nicht den Firmen, für die sie produzieren, sondern sind Subunternehmen von im Ausland ansässigen Textilfirmen, die vermittlerisch tätig sind. Üblicherweise findet dort nur die finale Zusammensetzung der oftmals in Indien, China und Südostasien produzierten und vorgeschnittenen Stoffe statt. Zum Zeitpunkt des Nähens haben die Textilien den halben Erdball umrundet, für Druck und Verkauf tun sie es erneut. Maquilas sind grundsätzlich nichts Schlechtes, denn sie tragen ihren Teil zum steigenden Bruttoinlandsprodukt der Länder dieser Region bei und beschäftigen ein Viertel der arbeitenden Bevölkerung – allerdings zu einem hohen Preis. Zwar bieten Maquilas Arbeit für die oftmals verarmte, indigene Landbevölkerung, sind aber geprägt von Sicherheitsmängeln, Gefahren für die Gesundheit, Kinderarbeit und der generellen Behandlung der meist sehr jungen und oftmals weiblichen Arbeitskräfte.
“In Honduras, Nicaragua oder El Salvador sind die gezahlten Mindestlöhne ein großes Problem, denn sie reichen oft nicht aus, um die Grundbedürfnisse der Arbeiterinnen und Arbeiter zu befriedigen”, sagt Sandra Dusch-Silva, Referentin für nachhaltige Lieferketten und Kleidung bei der Christlichen Initiative Romero (CIR). “In El Salvador wurde mir von Frauen erzählt, dass sie nach der Schicht in der Nähfabrik noch auf den Strich gehen, um überhaupt genug Nahrungsmittel für ihre Kinder oder Familienangehörigen beschaffen zu können.” Maquilas zahlen also legale Löhne, aber der Mindestlohn an sich reicht in Zentralamerika schlicht noch weniger aus als hierzulande. Auch bei Maquilas hat die Pandemie Spuren hinterlassen. Aufgrund sinkender Nachfrage und Lieferkettenprobleme schlossen viele Fabriken, wodurch sich die ohnehin prekäre Lage verschlimmerte.
Demonstration vorm Obersten Gericht in Dhaka zum zehnten Jahrestag des Einsturzes. Viele Tode sind noch nicht hinreichend aufgeklärt. Der Stundenlohn in Bangladesch beträgt derzeit nur 35 US-Cent pro Stunde. (Foto: Mamunur Rashid/NurPhoto via Getty Images)
Zudem sehen sich die vielen Arbeiterinnen in Maquilas oft sexualisierter Gewalt ausgesetzt. “In den Fabriken selbst gibt es viele Übergriffe, die häufig nicht geahndet werden”, sagt Dusch-Silva. “Das ist auch strukturell bedingt, denn die Vorarbeiter sind in der Regel Männer. Vor allem ist aber der Weg durch die abgelegenen Industriegebiete gefährlich. Die Arbeiterinnen sind häufig früh morgens und nachts unterwegs, und wenn man sich kein Busticket leisten kann, kann es zu Übergriffen bis hin zum Mord kommen.” Insbesondere in Mexiko in der Industriestadt Ciudad Juárez an der Grenze zu den USA werden dramatisch viele Morde an Frauen begangen. Sehr viele der Opfer sind Maquila-Arbeiterinnen auf dem Weg zur und von der Arbeit.
Ein weiteres Problem ist der vorherrschende hohe Arbeitsdruck. “Die Arbeiterinnen werden häufig gedrängt, keine Pausen zu machen, um das Arbeitsziel zu erreichen”, sagt Dusch-Silva. “Sie trinken deshalb relativ wenig. Das hat bei der brütenden Hitze gesundheitliche Folgen.” Auch sonst sind die Maquilas nicht im Interesse von Sicherheit und Gesundheit ausgestattet. Die Arbeitskräfte sitzen acht und mehr Stunden täglich auf simplen Stühlen, die dafür nicht ausgelegt sind. Die teils frisch hergestellten Stoffe sind außerdem noch längst nicht so sauber, wie es das finale Produkt ist. “Giftige Dämpfe sind ein großes Gesundheitsrisiko”, so Dusch-Silva. “Doch es mangelt an Ventilation und auch an freien Fluchtwegen, denn alles steht mit Stoffballen voll.” Die Bedingungen sind ähnlich zu denen in den berüchtigten asiatischen “Sweatshops”, wenngleich Katastrophen wie der Einsturz des achtstöckigen, mehrere Textilfabriken enthaltenden Rana-Plaza-Gebäudes in Sabhar, Bangladesch vor zehn Jahren bisher ausgeblieben sind. Was aber auch daran liegt, dass Maquilas in der Regel wenig mehr sind als einstöckige Hallen mit Wellblechdach.
Richtige Veränderungen gestalten sich nicht nur wegen Korruption und politischer Instabilität – momentan vor allem in Nicaragua – als schwierig. Maquilas befinden sich in einem hochgradig undurchsichtigen Netz aus ausländischen Firmen und Investoren und lokalen Subunternehmen. “Die Näherinnen und Näher wissen oft nicht, für wen sie eigentlich arbeiten”, sagt Dusch-Silva. “Und auf der anderen Seite des Globus wissen die Auftraggeber oft auch nicht, wo und bei wem letztlich genäht wird.”
Leute machen Kleider
Ähnlich wie im Livesektor (siehe Jahresrückblick 2022 in VISIONS 358) funktionieren auch beim Merchandise jahrzehntelange Geschäftspraktiken nicht mehr richtig. “Die Textilpreise sind in den vergangenen zwei Jahren um 30 bis 50 Prozent gestiegen”, sagt Bertrand Castagnet, der mit Lo-Fi Merchandise das Tourmerchandise für Bands wie Gogol Bordello, Monster Magnet oder Corrosion Of Conformity entwirft und produziert sowie in Köln einen Merchandise-Laden betreibt. Unter welchen Umständen die zugrunde liegenden Textilien produziert wurden, ist auch für Castagnet nicht immer ersichtlich. “Die Vertreter der Marken sind vorsichtig und sprechen nicht offen über alles”, sagt er. “In Europa wird irrelevant wenig produziert, das macht Kontrollen schwierig. Wir können uns oft nur auf das Wort der Vertreter verlassen. Es gibt natürlich vertrauenswürdige Marken, aber letztlich bewegen sich alle in Grauzonen.”
Der eigenen Kundschaft, also den Bands, zu garantieren, dass die Ware “organic” ist und nicht ausbeuterisch produziert wurde, ist schwierig. Denn wie bereits erwähnt setzen viele Marken auf Subunternehmen und Agenten. “So ziehen sich die Firmen aus der Verantwortung”, sagt Castagnet. “Wenn sie wirklich vor Ort die Produktion kontrollieren, macht sie das glaubwürdiger. Aber sämtliche Garantien, die uns in der Hinsicht gemacht werden, sind erstmal nur Worte auf dem Papier der Lieferanten.”
Foto: Ibrahim Gonzalo
»Wenn eine Shirt-Option viel besser für die Umwelt ist, ist es unsere Verantwortung, unsere Kunden dazu zu bringen, einen kleinen Aufpreis zu bezahlen.«
Bertrand Castagnet, Lo-Fi Merchandise
Bei globalen Lieferketten und Outsourcing ist Kontrolle eine große Herausforderung. Zertifikate wie Global Organic Textile Standard (GOTS) können hier teilweise Abhilfe schaffen. Dieser Standard definiert die Anforderungen, die gewährleistet sein müssen, um nachhaltige Textilien zu erschaffen. Dazu gehört die Nutzung von kontrolliert biologisch erzeugten Naturfasern und die Erfüllung der von den Vereinten Nationen aufgestellten sozialen Mindestkriterien. “GOTS ist für ökologische Standards sehr gut”, sagt Dusch-Silva. “Aber auch dann gibt es noch Probleme, etwa wenn es um Löhne und Arbeitsschutz geht.”
Wie das Geschäft mit dem Merchandise – zumindest in kleinerem Rahmen – ablaufen kann, zeigt die Siebdruckwerkstatt Fairtrademerch aus Bielefeld. Das Unternehmen druckt derzeit unter anderem Tourshirts für die schweizerische Indie-Folk-Band Black Sea Dahu und den schwedischen Singer/Songwriter Kristian Matsson alias The Tallest Man On Earth und bezieht einen Großteil seiner Shirt-Rohlinge von der belgischen Firma Stanley/Stella, sowie von der dänischen Firma Neutral und Continental Clothing aus Großbritannien. Vor allem Stanley/Stella hat ein rasantes Wachstum hinter sich und produziert seine Textilien größtenteils in mehreren Fabriken in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka mit Fair-Trade-Biobaumwolle aus dem benachbarten Indien. Die Firma betreibt Büros vor Ort, um die Übersicht in den Fabriken zu behalten und täglich die Bedingungen der Arbeitskräfte zu prüfen, von den Toiletten bis zu den Arbeitszeiten – ähnlich wie bei den großen Herstellern gehören die nämlich nicht Stanley/Stella selbst, sondern sind Vertragspartner. Ob Fair Trade oder nicht, im Gegensatz zu den Maquilas von Zentralamerika entstehen in Bangladesch die Textilien in direkter Nähe zum Ursprung der Baumwolle. So wird zumindest eine Frachtroute um den halben Globus eingespart.
Wie seine Lieferanten ist Fairtrademerch GOTS-zertifiziert. “Die Lizenz muss jährlich erneuert werden und wird auch nicht verlängert, wenn man das Audit nicht besteht”, sagt David Finke, der die Firma mit seiner Frau Sabrina Laustroer-Finke führt. “Das trifft auf die gesamte Kette zu: Zulieferer, Fabrik, Textillieferant und Druckereien wie uns. Dabei lässt sich über Transaktionszertifikate jeder Schritt nachverfolgen.” Diese Zertifikate werden von GOTS-Kontrollstellen und nicht den beteiligten Firmen ausgestellt. Dazu gibt es Non-Profit-Organisationen wie die Fair Wear Foundation, deren Zweck es ist, die Produktion offenzulegen und Nachforschungen anzustellen – auch bei Stanley/Stella.
2019 berichtete der britische Guardian, dass Arbeitskräfte in Fabriken der Interstoff Apparels Ltd., einem der größten Stanley/Stella-Zulieferer, und Dird Composite Textiles Ltd. erzwungenen Überstunden, Beschimpfungen und in einem Fall sogar physischer Gewalt ausgesetzt waren – bei einem Stundenlohn von 35 US-Cent, dem Mindestlohn in Bangladesch. Produziert wurde zu dem Zeitpunkt ausgerechnet Spice-Girls-Merchandise, bei dem mehr als die Hälfte des Erlöses in einen Fonds für die Bekämpfung von geschlechtsbezogener und häuslicher Gewalt floss. Im Fall von Dird führten die folgenden Untersuchungen seitens Stanley/Stella und der Fair Wear Foundation zu Entschädigungszahlungen und der Entlassung des verantwortlichen Personalmanagers.
Obgleich die Fair-Trade-Welt nicht immun gegen Gewalt und unlautere Geschäftspraktiken ist, zeigt dieses Beispiel, dass wenigstens die Kontrollmechanismen der beteiligten Firmen und Non-Profit-Organisationen greifen. Die Fair Wear Foundation, mit der auch Fairtrademerch zusammenarbeitet, wird von der CIR als “Best Practice” eingestuft, da die hier beteiligten Unternehmen ihre eigenen Zulieferungsketten kontrollieren und gezielt Aufträge an Fabriken vergeben, die faire Löhne zahlen.
Preise, Pflanzen, PVC
Eine umfänglich fair gestaltete Produktionskette beginnt nicht erst bei den Näher:innen, die das Shirt zusammensetzen, sondern bereits bei den landwirtschaftlichen Betrieben, die die dafür nötige Baumwolle anpflanzen. Der mit Abstand größte Baumwollproduzent der Welt ist China, der größte Exporteur Indien. Im indischen Bundesstaat Punjab wird zwei Prozent aller Baumwolle weltweit angebaut. Punjab ist auch bekannt für seinen “Suicide Belt”, eine Region, in der sich mit erschreckender Regelmäßigkeit Bäuerinnen und Bauern das Leben nehmen. Das hat zwar eine Vielzahl ökonomischer und ökologischer Gründe, steht aber auch im Zusammenhang mit teuren genmodifizierten Baumwollpflanzen, deren Saat doppelt so teuer ist wie die herkömmlicher Baumwolle. Dadurch geraten die Farmen in eine Schuldenspirale ohne Ausweg. Hier stößt man schließlich auf Monsanto und dessen Mutterunternehmen Bayer. In den verzweigten Lieferketten einer globalisierten Welt findet sich der weltgrößte Chemiekonzern an mehr als einer Stelle wieder. “Die Baumwollproduktion ist eigentlich eine Katastrophe für die Umwelt”, sagt Castagnet. Auch hier kann und soll die Branche über alternative Naturfasern nachdenken.
Doch selbst wenn der Stoff “bio” ist, müssen es die Druckfarben längst nicht sein. Noch heute werden häufig Farben aus Plastisol verwendet. Dabei handelt es sich in der Regel um Polyvinylchlorid (PVC), also chemisch hergestellten Kunststoff. Firmen wie Fairtrademerch und Lo-Fi Merchandise drucken hingegen mit Farben auf Wasserbasis. Die werden langsam, aber sicher zum Standard, sind allerdings teurer als herkömmliche PVC-Farben.
Foto: Ibrahim Gonzalo
Das Totschlagargument, “Organic Fair Trade” sei für Bands und Fans zu teuer, zieht inzwischen nur noch bedingt. Sowohl Castagnet als auch Sabrina Laustroer-Finke bestätigen zwar, dass der Einkaufspreis solcher Ware deutlich über dem von Standards wie Gildan liegt. Für Bands bedeutet das bei der Merchandiseherstellung eine zusätzliche Investition von tausenden, gar zehntausenden Euro. Dieser Fair-Trade-Aufpreis würde – an die Fans weitergegeben – allerdings nur wenige Euro pro Shirt betragen. Bei Preisen von 30 bis 40 Euro für ein Shirt fällt er hierzulande also nicht mehr ins Gewicht.
Auf der anderen Seite der Welt macht dieser Aufpreis gewaltige Unterschiede. Auch angesichts dessen sind die Trends innerhalb des Shirt-Marktes gerade positiv. “Es ist wie mit dem Bio-Boom im Supermarkt”, sagt Castagnet. “Wenn mehr Wert auf Bio-Baumwolle und Fair Trade gelegt wird, reagieren die Marken. Dadurch entstehen günstigere, an den generellen Marktpreis angepasste Preise.” Natürlich relativ zu den prinzipiell gestiegenen Preisen. Die fairen Produktions- und Lieferketten sind allerdings – wenn auch nicht ideal – vorhanden und vor allem auch bereit für Großbestellungen. Wer jetzt von etablierten Firmen mit herkömmlicher Herstellung ordert und auf PVC-Basis druckt, tut dies nicht, weil Bio- und Fair-Trade-Anbieter der großen Nachfrage nicht hinterherkämen, sondern aus rein finanziellen Gründen. “Wenn die Nachfrage da ist, stellen sich auch die Anbieter und Druckereien darauf ein”, sagt David Finke.
“Major-Bands haben meist nichts mit ihrem Merchandise zu tun”, benennt Castagnet ein weiteres im Zusammenhang stehendes Problem. “Bei denen stehen große Firmen dahinter, die natürlich nur auf den Profit achten. Die geben sich keine Mühe, andere Ware zu beziehen, wenn sich die Bands das nicht ausdrücklich wünschen.” Dass man sich als Band nicht unbedingt mit dem eigenen Merchandise auseinandersetzen will, ist verständlich. Führt man sich aber erneut die finanzielle Bedeutung des Merchandise-Geschäfts für Bands vor Augen, sollten sie nicht komplett ignorieren, mit welcher Ware sie ihr Geld verdienen. Dabei können Anbieter wie Fairtrademerch und Lo-Fi Merchandise einen positiven Einfluss haben. “Wir haben es zum Beispiel bei Rival Sons geschafft, ihr ganzes Merchandise auf Bio-Baumwolle umzustellen”, sagt Castagnet. “Wir haben die Band überzeugen können, weil die Preisdifferenz zwischen ‘organic’ und ‘non-organic’ schrumpft. Wenn eine Shirt-Option viel besser für die Umwelt ist, ist es unsere Verantwortung, unsere Kunden dazu zu bringen, einen kleinen Aufpreis zu bezahlen. Dann fühlen sie sich auch besser.”
Dennoch sind nicht alle potenziellen Abnehmer in dem Fall auch gewillt, die zunächst höheren Preise zu bezahlen. “Wir bekommen immer noch mehr Anfragen als wir letztlich drucken”, sagt Sabrina Laustroer-Finke. “Manchen ist es dann doch zu teuer.” Letztlich bedienen Firmen wie Fairtrademerch momentan hauptsächlich die Kundschaft, der Bio und Fair Trade wichtig sind und die bereit ist, dafür im Einkauf mehr zu zahlen. “Das Merch unterscheidet sich dann natürlich qualitativ”, sagt Finke. “Im Gegensatz zu einem Fair-Trade- und Bio-Shirt mit einem schönen Wasserfarbdruck ist ein Heavy-Cotton-Shirt eines großen konventionellen Herstellers mit Plastisol-Farbdruck ein Massenprodukt.”
Image und Verantwortung
Vor allem im Punk-Bereich haben Bands in der Vergangenheit oft mit günstigem Merchandise gepunktet. “Wir haben schon öfters von Punk-Bands gehört, dass sie ihre Shirts für 12 Euro pro Stück am Merchtisch verkaufen wollen”, sagt Sabrina Laustroer-Finke. Die Zeiten, als selbst arrivierte Bands wie Napalm Death ihre Shirts für unter 15 Euro verkauft haben, sind allerdings endgültig vorbei. “Mit einem billigen weißen Shirt und einfarbigem Druck kann man mit Shirts für 15 Euro vielleicht noch Gewinn machen”, so Castagnet. “Bei beidseitigem Druck mit mehreren Farben ist das ein Minusgeschäft.” Und das obwohl Shirts “im Großhandel schon für weit unter zwei Euro gekauft werden können”, wie David Finke hinzufügt – was erneut zeigt, wie wenig Anteil an den Kosten und dem Wert des Merchandise auf die Textilien und die für ihre Herstellung notwendige Arbeit entfallen.
Rund um Fair-Trade-Merchandise gibt es Unterschiede bei den Genres. “Im Heavy-Metal-Bereich sind die Bands im Schnitt weniger an Bio-Shirts interessiert”, sagt Castagnet. “Das Paradoxe ist, dass sie sich keine Gedanken um ihr Image und damit auch über ihr Merch machen müssen, weil sie selbst das Image sind. Oftmals sind sie etwas älter und haben ein konservatives Management. Junge Bands achten in dieser Hinsicht viel mehr auf ihr Image. Die wollen vorn dabei sein, was die Zukunft angeht.” Hier zeigt sich das zunehmende soziale und ökologische Bewusstsein der Generation Z ebenso wie ihre Einstellung, dass ihre Idole in jeder Hinsicht moralisch möglichst unfehlbar sein müssen, auch beim Merchandise.
Foto: Jan Düfelsiek
»Bands, die ihre Shirts zu je 50 Euro verkaufen, können auch im Einkauf zwei bis drei Euro mehr pro Shirt bezahlen.«
Sabrina Laustroer-Finke, Fairtrademerch
Dem gegenüber steht die Art Laufkundschaft, der die Ethik der jeweiligen Band völlig egal ist, weil ihnen die Band im Grunde egal ist. “In meinem Laden habe ich sehr viele junge Leute, die sich zum Beispiel The Cure-Shirts kaufen, obwohl sie die Band teilweise gar nicht kennen”, sagt Castagnet. Nur weil Teenager sich Shirts von Bands kaufen, die sie nicht hören, bedeutet das zwar nicht, dass ihnen Fair Trade nichts bedeutet. Dennoch: Merchandise und Fast Fashion sind sich nicht nur ähnlich, sie sind teils identisch. In den vergangenen zwei Jahren verkauften große Ketten wie H&M, C&A, Bershka oder Primark verstärkt Shirts von Bands wie Iron Maiden, Metallica, Nirvana, Motörhead, AC/DC, Sublime, Wu-Tang Clan oder den Rolling Stones. Als Lizenzgeber und teilweise Produzenten fungieren dabei Firmen wie Bravado oder Global Merchandise Service Ltd., die sich ihrerseits Lizenzen der Bands gesichert haben. Darüber, was und wie im Anschluss mit diesen Lizenzen produziert wird, haben die Bands in der Regel keinen Einfluss. Diese Entwicklung ist natürlich bequem, weil man so Shirts großer Bands mal eben beim Einkauf in der Innenstadt mitnehmen kann. Andererseits sind die Geschäftspraktiken, insbesondere von Primark, die in Rana Plaza produzierten, teils noch katastrophaler als im “klassischen” Bandshirt-Geschäft.
Fairer Wandel
Die größte Kraft bei dem für diese Branche nötigen sozialen und ökologischen Wandel sind nach wie vor die Fans. Nur: Kein Merchandise zu kaufen, falls eine faire Produktion nicht gewährleistet ist, ist oft keine Option. Mit der Lieblingsband durch dick und dünn zu gehen und sie konstant zu unterstützen, ist ein wichtiger Aspekt von Fan-Identität und Gemeinschaft. Aufgrund der immensen wirtschaftlichen Wichtigkeit von Merchandise ist ein Kaufverzicht, um ökologisch und sozial unfaires Merchandise vom Markt zu drängen, unmöglich – es wäre ein Todesurteil für viele Bands. Schließlich folgt das Geschäft mit dem Merchandise nicht unbedingt den Grundregeln der Wirtschaft. Zumindest nicht in Bezug auf das Verhältnis zwischen Handel und Kundschaft. Verkauft die eigene Lieblingsband qualitativ minderwertige Textilien aus dubioser Quelle, kauft man nicht einfach das Merch anderer Bands. Hier ist die Loyalität zur Band deutlich größer als zur “Brand”.
Professionelles Siebdruck-Karussell bei Fairtrademerch. Zur Verwendung kommen ausschließlich umweltfreundliche Farben auf Wasserbasis. (Foto: Jan Düfelsiek)
Zwar bevorzugen Fans Merchandise, das gut aussieht und auch eine Weile hält, die Qualität der Textilien und des Drucks ist allerdings oft kein Grund, auf den Kauf zu verzichten. Die Situation ist vertraut: Nach einem schönen Konzert schaut man euphorisiert beim Merchstand vorbei und stellt fest, dass die Qualität nicht überzeugt und Fair Trade nicht gewährleistet ist. Auf das Andenken verzichten möchte man trotzdem nicht. Wirtschaftlich ausgedrückt halten Bands das Monopol über ihre Marke und ihre Produkte. Ein Kaufverzicht funktioniert aber nur gemeinsam mit der Androhung, bei der Konkurrenz zu kaufen. Insbesondere große Bands haben die aber schlicht nicht. Denn sie verkaufen primär ihren Namen, nicht das Kleidungsstück. Dessen Qualität bleibt demnach sekundär, denn niemand wählt die eigene Lieblingsband aufgrund ihres Merchandise. Es ließe sich allerdings argumentieren, dass für echten Wandel Druck oder gar Protest seitens der Fans notwendig wäre. Denn ein Kaufverzicht ohne Alternative würde lediglich allen beteiligten Akteuren von den Bands bis zu den Maquilas erlauben, in einem Zustand ohne echte Veränderung oder Verantwortung zu verharren.
Das ist deshalb besonders schade, weil der Fair-Trade-Aufpreis für die wenigsten Fans eine tatsächliche Abschreckung wäre. “Ich denke schon, dass man den Fans Preise von 20 oder 30 Euro für faire Ware zumuten kann”, sagt Sabrina Laustroer-Finke. “Sie würden die Shirts ja so oder so kaufen.” – “Vielleicht sogar lieber”, ergänzt David Finke. “Denn Fair Trade ist inzwischen nicht nur bei den Bands, sondern auch bei den Fans in der Diskussion angekommen.” Die können aber nach wie vor nur auf das Angebot zurückgreifen, das ihnen die Bands sowie deren Management und Geschäftspartner bereitstellen. Hier ist auch wichtig, dass Künstler:innen strikt auf ihrer Linie bleiben, so wie der australische Singer/Songwriter Xavier Rudd. “Wenn ich ihm sage, dass wir gerade kein Organic-Shirt auftreiben können und frage, ob auch Standard-Shirts gehen, wird er verzichten”, sagt Castagnet, der Rudd in Merch-Fragen betreut.
Bedruckte Shirts. Die Rohlinge stammen von der belgischen Firma Stanley/Stella, die mit Fair-Trade-Biobaumwolle arbeitet. (Foto: Jan Düfelsiek)
Es mag ungerecht erscheinen, die Verantwortung für echten Wandel ausgerechnet den Bands zuzuschieben, also den Akteuren der Musikindustrie, die von Digitalisierung, Pandemie und Kostenexplosion am stärksten gebeutelt sind. Ist es auch. Letzten Endes werden deren Fans aber kaufen, was angeboten wird, denn der ideelle Wert der Bands als Marke übersteigt in der mentalen Buchführung die fünf Euro Aufpreis pro Shirt. Überhaupt wird das Konzept der billigen Textilien zu Ramschpreisen nur so lange anhalten wie es die Bands mittragen. Alternative Hersteller mit fair produzierten Textilien sind mehr als bereit für Großaufträge, wie sowohl Castagnet als auch Laustroer-Finke bestätigen.
Bis dahin müssen sich Bands und deren Fans stets ins Gedächtnis rufen, dass die ohnehin oft geringen Merch-Einnahmen ebenso oft auf den Rücken ausgebeuteter Farmen und Näher:innen verdient werden. Insbesondere Stadion- und Arenabands gehören stärker in die Pflicht genommen. “Bands, die ihre Shirts zu je 50 Euro verkaufen, können auch im Einkauf zwei bis drei Euro mehr pro Shirt bezahlen”, sagt Sabrina Laustroer-Finke. Ebenjene Bands sind es, die mit Merchandise hohe Gewinne einfahren können. Und es sind auch ebenjene Bands, die per Kaufverzicht Druck auf produzierende Firmen ausüben können, wenn die weder Bio noch Fair Trade liefern.
Der Stein kommt ins Rollen
“Wir sind vielleicht ein kleines Sandkorn am Strand, aber vielleicht kann dieses Sandkorn zum Stein werden”, beschreibt Castagnet die Rolle von Merch-Herstellern für den Wandel der Branche. “Alle wissen, dass die Zeit drängt und dass Veränderung kommt, ökologisch und sozial.” Idealerweise liefern die Merch-Hersteller in Zusammenarbeit mit Fair-Trade-Produzenten den Anstoß, den die Bands und ihre jeweiligen Managements zum Umdenken brauchen. Hierfür wären hingegen weniger große Konzessionen an die Venues hilfreich, da diese den Bands massiv die Merch-Einnahmen abgraben.
Gänzlich machtlos und untätig ist auch die Politik in Deutschland nicht. 2021 verabschiedete der Bundestag das in bestem Beamtendeutsch betitelte Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Dadurch müssen Unternehmen in Deutschland nachweisen, dass sie ihrer Sorgfaltspflicht gerecht werden und wissen, von wo ihre Textilien geliefert werden, um Arbeitsrechtsverletzungen auszuschließen. “Aber trotz dieser erhöhten Transparenz bleibt undurchsichtig, wo und von wem für wen gefertigt wird”, sagt Sandra Dusch-Silva.
So bleibt von politischer und gesellschaftlicher Seite einiges nachzuholen. “Nach Rana Plaza wurde darüber gesprochen, Menschenrechte mit einzubeziehen, wenn es um importierte Ware geht”, sagt David Finke. “Aber anscheinend schafft Deutschland es nicht, menschenrechtskonform zu importieren. Wenn Fairtrademerch hin- und wieder eine Ausschreibung bekommt, dass Kleidung gesucht wird, ist Nachhaltigkeit angeblich wichtig, aber der Preis wichtiger.” – “Es wird zwar angefragt, aber letztlich meist das günstigste Angebot gewählt”, fügt Laustroer-Finke hinzu. Dass sich die Gesellschaft inzwischen an günstige Textilien gewöhnt hat, hemmt das Wachstum von nachhaltiger Kleidung. Dabei ist es absurd, dass Bandshirts eben oft vieles sind, aber nicht gerade günstig.
In Zentralamerika schließen sich inzwischen immer mehr Arbeiter:innen in Kooperativen und Gewerkschaften zusammen. Beides wird je nach Land aber bereits durch die Gesetzgebung erschwert. In solchen Fällen schließen Maquilas häufig, nur um an selber Stelle unter neuem Namen mit neuer Belegschaft wieder zu öffnen. Einmal gewerkschaftlich organisierte Arbeiter*innen werden häufig nicht mehr eingestellt. 2018 trat der Gewerkschaftsführer der “Star-Maquila” in Honduras nach Morddrohungen zurück. Der Besitzer der Fabrik war damals Gildan Activewear. In den schlimmsten Fällen führt der auf Gewerkschafter:innen aufgebaute Druck sogar zur Flucht, vor allem in besonders gefährlichen Ländern wie El Salvador oder Nicaragua.
Foto: Jan Düfelsiek
»Im Gegensatz zu einem Fair-Trade- und Bio-Shirt mit einem schönen Wasserfarbdruck ist ein Heavy-Cotton-Shirt eines großen konventionellen Herstellers mit Plastisol-Farbdruck ein Massenprodukt.«
David Finke, Fairtrademerch
Dennoch: “In Zentralamerika durfte ich viele tolle Frauen kennenlernen, die sich, statt sich durch den Arbeitskampf entmutigen zu lassen, zusammenschließen, um neue Wege zu finden”, sagt Dusch-Silva. “Das sind neben den Zertifizierungssystemen kleine, aber weitere Schritte.” Dass auch öffentlicher Druck durchaus funktionieren kann, zeigt ein Beispiel aus 2009. Damals schloss Fruit Of The Loom nach unrechtmäßigen Entlassungen seine einzige gewerkschaftlich organisierte Fabrik in Honduras. Die dort produzierte Kleidung ging hauptsächlich an Universitäten in den USA, die darauf ihre Logos druckten – auch eine Form von Merchandise. Die Gewerkschaft wandte sich an die Universitäten, die wiederum ihre Verträge mit Fruit Of The Loom nutzen konnten, um eine Wiedereröffnung und Neuanstellung der entlassenen Arbeiter:innen zu erzwingen.
Trotz der deprimierenden Zustände: Zwischen Gewerkschaftsbildung, ersten Gesetzen, Firmen mit ökologischer und sozialer Verantwortung, Nichtregierungsorganisationen, Zertifikaten und mehr öffentlichem Bewusstsein ist zumindest die Entwicklung im Moment positiv. Auch was die Nachfrage nach Bio- und Fair-Trade-Merchandise angeht. “Wir sind eigentlich immer gewachsen”, schließen die Finkes. “Und das Thema scheint auch mehr und mehr Bands wichtig zu werden – und sei es nur für Teile ihres Sortiments.” Das wäre zu wünschen, denn zwischen den Beatles, Led Zeppelin und Pink Floyd wird deutlich, dass Merchandise ein Thema der Zukunft bleibt. Sind Bands erst zu “Brands” geworden, werden auch dann noch unzählige Shirts verkauft, wenn diese Bands schon längst nicht mehr existieren. Merchandise hat die Musikwelt massiv geprägt, missen wollen es die wenigsten. Wenn Bands und Firmen jetzt handeln, können sie das Geschäft mit dem Stoff in eine sozial und ökologisch gerechte Zukunft führen.
Was eigentlich nicht viel mehr ist als eine leicht patzige Bühnenansage, führt am Ende zu einem Shitstorm im Wasserglas. Als Royal Blood Ende Mai im Rahmen des Big Weekend Festivals im schottischen Dundee auftreten, haben sie offenbar mit mehr Enthusiasmus gerechnet. “Ich schätze, ich sollte uns mal vorstellen, da offensichtlich niemand weiß, wer wir sind”, sagt Frontmann Mike Kerr zu den Festivalbesuchern, die sich am Nachmittag vor der Hauptbühne eingefunden haben. “Wir sind Royal Blood und das hier nennt man Rockmusik.” Bevor er zur entsprechenden Demonstration übergeht, stichelt der Sänger noch ein wenig. “Wer hier mag Rockmusik?” Vereinzeltes Quietschen. “Neun Leute. Wundervoll.” Im Laufe des kurzen Sets wird Kerr immer ungnädiger anlässlich der verhaltenen Publikumsreaktion und des mäßigen Applauses. “Offenbar müssen wir für uns selbst klatschen, denn das war echt traurig gerade”, ätzt der Sänger, der noch etwas herumstänkert, bevor er die Bühne mit erhobenen Mittelfingern verlässt. Ironischerweise ist der Band erst jetzt die Aufmerksamkeit gewiss.
Zumindest im Internet, wo so ein frevelhaftes Fehlverhalten natürlich kollektiv abgestraft werden muss. “Niemand ist besser als sein Publikum”, weissagt ein User, während ein anderer hilfreich darauf hinweist, dass bei einem Line-up aus Lewis Capaldi, Niall Horan und Anne-Marie niemand vor der Bühne unbedingt auf “Rockmusik” gewartet hätte. Erschwerend kommt hinzu, dass Royal Blood tatsächlich erst auf dem Billing erschienen sind, als bereits alle Tickets verkauft waren. Doch es sammeln sich auch andere Stimmen. Royal Blood machten eben Musik für Menschen und nicht für Handyhalter, findet ein Fan, der bei der Gelegenheit eine Passivität und Erwartungshaltung seitens des Publikums kritisiert, die aus Bühnenkünstlern artige Bedienstete macht, die man im Zweifel auch noch online herumschubsen kann. Die Internet-Energie, die seitdem in die Aufarbeitung des vermeintlichen Arroganzanfalls geflossen ist, steht jedenfalls in keinem Verhältnis zu den sieben kurzen Songs, die Royal Blood an diesem Tag aufgeführt hatten.
Royal Blood making their feelings known about the crowd at BBC Radio 1’s Big Weekend yesterday 😂
— The Rock Revival (@TheRockRevival_) May 29, 2023
Darüber muss auch Kerr staunen. “Ich bin ehrlich gesagt erstaunt, dass das alles dermaßen eskaliert ist”, sagt er später der BBC. “Als ich die Bühne verlassen habe, dachte ich noch, ich wäre unterhaltsam gewesen und hätte der ganzen Situation ein bisschen den Ernst genommen. Ich habe mich halt etwas fehl am Platze gefühlt und eine kleine Performance hingelegt.” Dann versichert der Sänger, dass er den Auftritt selbst eigentlich genossen habe. “Am Ende kam ich mir wie ein Profi-Wrestler vor oder wie so eine Art Pantomimen-Schurke. Ich hatte nicht den Eindruck, mich irgendwie moralisch falsch verhalten zu haben. Ich habe die Leute nur ein bisschen aufgezogen.” Und dann, mit Blick auf die verschiedenen Memes, die zu diesem Thema innerhalb kürzester Zeit entstanden sind: “Meine Botschaft ist: Nichts für ungut. Wir freuen uns aufs nächste Mal. Applaus ist fakultativ.”
Retter des Rock
Zwei Monate später sitzen Kerr und Ben Thatcher im Tourbus und werden durch Europa chauffiert. Eigentlich würden sie sich gerne die Spiele der Frauenfußball-WM im Fernsehen angucken, doch die ozeanischen Anstoßzeiten machen ihnen dabei einen Strich durch die Rechnung. Obwohl das neue Album noch nicht erschienen ist, sind Royal Blood bereits mitten im Live-Zyklus angekommen. Parallel zu diversen Festivalauftritten und einer mehrteiligen Headliner-Tour treten sie auch im Vorprogramm von Muse auf, die ihnen bei dieser Gelegenheit schon mal einen Vorgeschmack auf das geben, was noch alles kommen kann, wenn man seine Karten richtig spielt. Als Kerr und Thatcher noch zur Schule gingen und Muse noch nicht so tief in den Spaceage-Konzeptalben-Tunnel geguckt hatten, gehörte die Band um Matt Bellamy zu ihren absoluten Vorbildern. Jetzt, wo man sich auch privat kennengelernt hat, geizen Royal Blood nicht mit Komplimenten. “Es ist immer schön, sich mit seinen Kollegen zu unterhalten, vor allem wenn sie nett sind”, sagt Thatcher. “In solchen Momenten wird ein Matt Bellamy plötzlich einfach zu Matt, und man spürt eine persönliche Verbindung, ohne sich dabei wie ein Fanboy vorzukommen. Letztlich sind Muse auch nur ganz normale Typen, genau wie wir. Was andere Bands hoffentlich auch merken, wenn sie uns hinter der Bühne über den Weg laufen.”
“Für mich gibt es keinen größeren Slot als direkt nach den Foo Fighters. Wenn du live bestehen kannst, nachdem du Dave Grohl gesehen hast, weißt du, dass du gut bist.” – Ben Thatcher
“Riesigen Spaß” hätten er und sein Bandkollege in den ersten Sommermonaten gehabt, und das schließt sowohl den Auftritt beim Glastonbury Festival als auch den beim Big Weekend mit ein. Für Thatcher ist ein Auftritt vor einer unüberschaubaren Menschenmenge im Zweifel mit weniger Lampenfieber verbunden als einer in einer Kaschemme, wo man das mit der echten Rockmusik möglicherweise noch ernster nimmt, als Royal Blood selbst es tun. “Vor kleinen Clubshows werde ich nervöser als vor solchen Festivalauftritten”, sagt er. “Man kann das Weiße in den Augen der Leute sehen. Die Herausforderung, eine Verbindung zu jemandem aufzubauen, der direkt neben dir steht, ist größer als bei Stadionkonzerten. Dort kommen einem die Leute wegen der großen Entfernung fast wie Pappkameraden vor, und alles, was man hat, ist die eigene Performance.”
Royal Blood (Foto: Tom Beard)
Die kann es durchaus in sich haben. Den jüngsten Auftritt beim Glastonbury beschreibt Thatcher als ein bisheriges Highlight seiner Karriere, auch weil ihm dadurch noch einmal das eigene Standing vor Augen geführt wurde. Und der Weg, den Kerr und er in den vergangenen zehn Jahren zurückgelegt hat, von grünschnäbeligen Rock’n’Roll-Lehrlingen hin zum Power-Duo, das mit den ganz Großen mithalten kann. “Glastonbury ist für uns jedes Mal der Wahnsinn”, sagt der Schlagzeuger. “Bei unserem ersten Mal sind wir im John-Peel-Zelt aufgetreten, vor dem größten Publikum, das wir bis dahin je hatten. Beim zweiten Mal standen wir auf der Pyramid Stage, angeblich die größte Bühne der Welt. Es war ein Freitag, und wir hatten gerade ein Album auf der Nummer Eins. Das war wahrscheinlich einer der besten Tage meines Lebens. Diesmal sind wir zwischen den Foo Fighters und den Arctic Monkeys aufgetreten, quasi als Frikadelle in einem sehr interessanten Sandwich. Ein Privileg, das im besten Fall für magische Momente sorgt, denn für mich gibt es keinen größeren Slot als direkt nach den Foo Fighters. Wenn du live bestehen kannst, nachdem du Dave Grohl gesehen hast, weißt du, dass du gut bist.”
Vermutlich ist es genau diese Einstellung, die Royal Blood die Fans eingetragen hat, die in der Band vor allem Hüter traditioneller Werte sieht. Werte, bei denen aus Musik ehrliches Handwerk wird, ein athletischer Arbeitsnachweis, der sich in Schweiß und Lautstärke messen lässt. Für Thatcher ist das nicht unproblematisch, denn er weiß, dass die bloße Huldigung der reinen Lehre, aus der etwa die Ramones und Motörhead eine ganze Karriere gemacht haben, im Zweifel zu wenig ist für die abenteuerlustigen Geschmäcker moderner Musikhörer:innen. Dass die Flagge der Rockmusik eigentlich nur dann richtig flattert, wenn sich ab und zu der Wind dreht und neue Einflüsse mit sich trägt.
Da klingt der Wer-hier-mag-Rockmusik?-Kommentar seines Frontmanns schnell piefig und rückwärtsgewandt. Vor diesem Hintergrund hört sich Thatcher fast ein wenig trotzig an, wenn er darauf hinweist, dass “Rockmusik für alle da” sei – mit seiner Band als provisorischen Gralshütern. “Rockmusik wird immer da sein, und die Menschen werden sie immer gut finden. Mir gefällt, dass es gerade wieder vermehrt neue Bands gibt, die mit echten Instrumenten unterwegs sind. Als wir anfingen, war Rockmusik so ein bisschen eingeschlafen. Bis zu einem Grad, dass wir durchaus einen gewissen Druck verspürt haben, als angebliche ‘Retter des Rock’. Wir waren natürlich nie die Retter des Rock, aber ich glaube schon, dass wir ein paar Leute dazu motiviert haben, wieder mehr Bands zu gründen.”
Schmutzige Pfützen
“Back To The Water Below”, die neue und vierte Platte von Royal Blood, soll diese Leute nun dazu motivieren, in den gegründeten Bands auch zu bleiben. Im Vorfeld der Veröffentlichung hatte Kerr “das erste Album, bei dem man wirklich mit uns auf eine Reise geht” angekündigt, eine Platte, an der sich sowohl musikalisch als auch inhaltlich ein Reifeprozess ablesen ließe. “Diese Entwicklung reflektiert meiner Meinung nach auch unsere persönliche Entwicklung als Menschen”, meint Thatcher. “Es ist einfach, sich hinter seinen Riffs zu verstecken. Wir beide, nur zu zweit, dazu die Lautstärke – da öffnen sich natürlich Schubladen. Aus denen wollen wir mit auf diesem Album heraus. Wir sind nämlich nicht bloß eine Riffrock-Band, sondern haben auch noch andere Elemente zu bieten.” Einen Vorgeschmack darauf gab es bereits auf der vorherigen LP “Typhoons”, die maßgeblich von Kerrs persönlichen Dämonen handelte. Der Sänger hatte im Zuge einer gewissen Überaffinität für Alkoholkonsum in eine Ecke gemalt, in der sich der ganze Ruhm plötzlich spiegelte wie in einer schmutzigen Pfütze. Und wo “Typhoons” die Rosskur war, soll “Back To The Water Below” nun den Weg zurück zur seelischen Stabilität beschreiben.
Der Plattentitel stammt aus einer Zeile von “Pull Me Through”, einem Song, auf den Royal Blood besonders stolz sind. “In dem Lied geht es darum, nach Hilfe zu fragen, wenn man nicht weiterweiß”, sagt Thatcher. “Es geht darum, die Stärke darin zu finden, sich in solchen Situationen jemandem anzuvertrauen. Wir hatten das Gefühl, dass der Plattentitel viel von dem zusammenfasst, was auf dem Album zur Sprache kommt. Die Rückkehr zu sich selbst, zu seinen Wurzeln.” Akustisch schlägt die Platte dabei zwei Wege gleichzeitig ein. Auf der einen Seite stehen Songs wie “Tell Me When It’s Too Late” oder “Mountains Of Midnight”, klassische Brecher, die binnen drei Minuten vermitteln, zu welcher brachialen Intensität die Band nach wie vor fähig ist. Auf der anderen Seite stehen Stücke wie “The Firing Line” oder das abschließende “Waves”, in denen Royal Blood melodische Muskeln spielen lassen, die sich Kerr und Thatcher bisher selbst nicht zugetraut hatten. “Diese Platte schlägt ein paar Haken”, sagt Thatcher. “Es gibt da ein paar Songs, die man erst einmal nicht mit unserem typischen Sound in Verbindung bringen würde. Songs, die wir so noch nicht versucht hatten und die so auch noch nie jemand gehört hat.”
Tatsächlich sind es die beschaulicheren Stücke auf “Back To The Water Below”, die den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen und in eine Zukunft weisen, in der die vermeintlichen Retter des Rock selbst ein bisschen Hilfe annehmen. Diese Entwicklung kommt zur rechten Zeit, denn, wie Thatcher es ausdrückt: “Wir sind reifer geworden auf diesem Album, nicht nur im Songwriting und in den Texten, sondern auch im Leben.” Dass die beiden dabei nach wie vor hauptsächlich auf sich selbst angewiesen sind, sei dabei kein Problem, sondern eher eine beruhigende Konstante. Die intakte Bandchemie in der zehnjährigen Quasi-Ehe kann sich der Schlagzeuger selbst nicht richtig erklären, doch für deren Qualität möchte er sich nach wie vor verbürgen. “Normalerweise würde man wahnsinnig werden, wenn man so viel mit einer anderen Person zu tun hat wie Mike und ich”, sagt er. “Aber ich schätze, wir kennen uns einfach zu gut. Jeder von uns weiß, wann der andere gerade Zeit für sich braucht; wann er Aufmunterung braucht, wie man diese Aufmerksamkeit spendet.” Von brüderlicher Liebe ist da die Rede, von einer Nähe, zwischen die kein Blatt Papier passt. “Wir hatten noch nie Streit miteinander, weil wir wissen, dass wir ohne den anderen nicht auskommen würden. Wir diskutieren höchstens mal über die passende Geschwindigkeit für einen bestimmten Song, und das ist ja ganz offensichtlich total vernachlässigenswert.”
Kurz bevor “Back To The Water Below” Anfang September dann endlich erscheint, steht für Royal Blood noch eine besondere Show an: ein Konzert in ihrer Heimatstadt Brighton, in der niemand gefragt werden muss, wie er oder sie das mit der Rockmusik sieht. Eine Art Homecoming soll es werden, die Art von Rückkehr, die Thatcher auch in der neuen Platte ausmacht. Sein Selbstbewusstsein könnte dieser Tage kaum größer sein. “Ich glaube, sowohl unsere Präsenz als auch unsere Persönlichkeiten sind groß genug, um jede Bühne zu bespielen”, sagt er. Und so soll es weitergehen. “Ich kann kaum glauben, dass wir schon zehn Jahre in dieser Band sind. Auch weil das Gefühl für mich immer noch so frisch und aufregend ist.”
Den neuen Song “Das Trauma, Die Trauer” von Kora Winter gabs gestern schon in der Sendung “Stahlwerk” auf Radio Fritz, moderiert von VISIONS-Redakteur Jan Schwarzkamp und VISIONS-Autor Toby Schaper, zu hören.
Darin lassen die Berliner nach einem Mini-Synthesizer-Intro einen nur kurz durchatmen, ehe knallharte Drums und Metalcore-Riffs über einen hereinbrechen. Sänger Hakan Halaç keift dazu laustark: “Wer hat gesagt, jedes Ende ist ein Anfang?/ Wer hat gesagt, jede Krise eine Chance?” Dabei geht es ihm vor allem um soziale Belange wie Identitätsfindung, Klassengesellschaft als migrantisierte und marginalisierte Person und – wie der Titel vermuten lässt – die negativen Folgen, die für ihn daraus resultieren. Der Groove der zweiten Strophe verleitet Halaç dazu, diese Ungerechtigkeiten schon eher zu rappen. Damit ist er solo als Rapper Haxan bereits bestens vertraut.
Zuletzt stand auch ein anderes Mitglied im Fokus: Gitarrist Ferhan Sayili wurde vor wenigen Wochen aufgrund eines Pabst-Bandshirts mit dem Aufdruck “Punch A Nazi” aus dem Heide Park geworfen. Angeblich, weil sich ein Mitarbeiter und Gäste angegriffen gefühlt haben sollen. Ein weiterer Bericht deckte währenddessen die rechten Gesinnungen der handelnden Mitarbeiter auf.
Ab Oktober geht es für Kora Winter dann auf Tour. Tickets gibt es auf der Bandseite.
Jörg, wie hast du von der Berlin-Tour der Ärzte erfahren – und wann bist du zum Projekt gekommen?
Jörg Steinmetz: Ich habe erst mit der offiziellen Ankündigung davon erfahren, war also nicht schon im Vorfeld informiert. Mein Gedanke damals war, wie so oft: “Das machen nur die Ärzte.” Angerufen wurde ich dann vom Ärzte-Büro, im Januar 2022. Wir hatten in den zwei Jahren zuvor mit den Artworks und Pressebildern zu “Hell” und Dunkel schon viel miteinander zu tun, sodass sie wieder auf mich zugekommen sind.
Wie unterscheidet sich deine Arbeit bei einem solchen längerfristigen Projekt gegenüber der bei einem klassischen Tagesjob?
Diese Art der Arbeit ist mehr oder weniger Reportagenfotografie. Also nicht vorhersehbar. Wir waren ja immer noch in der abklingenden Pandemie und wussten im Grunde vier Wochen vor dem geplanten Start noch nicht, ob das Projekt durchführbar ist. Die Band hatte lange Pause – so wie ihre Crew – und auch ewig nicht mehr in so kleinen Clubs gespielt. Als Fotograf steht man dann meistens vor dem Problem, dass die Fotos gut
sind, wenn man nah dran ist, aber man die Porträtierten auch stört. Man muss also einen Mittelweg finden.
Ein einmaliges Experiment: Die “Berlin-Tour” der Ärzte – Fotograf Jörg Steinmetz hat sie festgehalten.
Mit welchem Konzept hast du die Tour begleitet und festgehalten?
Wir hatten zwei stationäre Kameras, die aus festen Positionen fotografiert haben. Das hat uns vor allem in den kleinen Locations geholfen, weil dort die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt war. Immer wenn ich auf meiner mobilen Kamera ausgelöst habe, wurden die beiden Stationären ebenfalls ausgelöst. So erhielt ich viel Bildmaterial.
Wie hat sich die Dynamik und die Atmosphäre deiner Bilder im Laufe der Tour verändert?
Es hat sich nicht zwingend wegen der Dauer der Tour etwas verändert, eher wegen der wechselnden Locations. Man bekommt die verschiedenen Charakteristika der Clubs auf den Fotos gut mit, den unterschiedlichen Vibe. Und natürlich ist auch das Publikum in anderer Stimmung, auch wenn es natürlich einige Hardcore-Fans gibt, die fast bei jedem Konzert in der ersten Reihe standen.
Die Ärzte auf “Berlin-Tour” im Lido (Foto: Jörg Steinmetz)
Wie war dein Verhältnis zur Band während der Tour?
Mit der Band hatte ich eigentlich wenig zu tun, die lasse ich in solchen Situationen sich lieber in Ruhe um ihre Sachen kümmern. Mit dem Büro gab es im Vorfeld Überlegungen, was wichtig ist, um diese besondere Tour auch für die, die nicht dabei waren, möglichst erlebbar zu machen. Und nach drei Konzerten haben wir geguckt, ob die Richtung stimmt. Mit der Band gab es dahingehend aber keinen Austausch.
Habt ihr dann auch gemeinsam die endgültige Auswahl getroffen?
Ich hatte am Ende etwa 45.000 Fotos und habe natürlich sehr stark aussortiert. Ich habe eine erste Auswahl getroffen, die dann das Büro wiederum verkleinert hat, sodass wir dann pro Konzert 80 bis 150 Bilder hatten. Dann war die Band dran und hat ihre Favoriten markiert. Ich habe auch die Gestaltung übernommen und die Dramaturgie der Fotostrecke quasi wie eine Setlist aufgebaut, das war mir sehr wichtig. Ich habe mich immer um eine Location nach der anderen gekümmert, die ich nach und nach präsentiert und mit kleinen Korrekturen und Anmerkungen so fertiggestellt habe. Mein Anspruch ist, dass beim Umblättern nicht klar ist, was auf der nächsten Seite kommt, und man so den Spannungsbogen hält. Wie bei einem Ärzte-Konzert.
Die Ärzte auf “Berlin-Tour” auf dem Tempelhofer Feld (Foto: Jörg Steinmetz)
Hast du ein persönliches Highlight?
Was ich nach der längeren Zusammenarbeit generell sehr schätze, ist die Freiheit im Kopf, die die Band und das Team drum rum verinnerlicht haben. So gab es etwa beim zweiten Konzert in Tempelhof den Moment, wo man festgestellt hat, dass die Vorbands etwas kürzer gespielt haben und auch der Umbau schneller ging als gedacht, sodass die Band plötzlich eine halbe Stunde mehr Spielzeit hatte – und sie dann aus Spaß an der Sache auch ausgenutzt hat. Diese Spontaneität der Ärzte ist und bleibt beeindruckend.
Ist dir im Moment des Auslösens bewusst, ob du ein gutes Foto geschossen hast?
Ich habe oft ein Gefühl für eventuelle spannende und interessante Momente, aber ich weiß natürlich nicht, ob das Foto so wird, wie ich es mir vorstelle. Hinterher genieße ich es eher, die Leute dabei zu beobachten, wie sie durch mein Buch blättern. Da erkenne ich dann die unverstellte Reaktion und sehe im besten Fall, dass es wie erhofft wirkt. Das ist ein echtes Glücksgefühl. Deswegen beneide ich Musiker:innen auch ein bisschen. Die bekommen – zumindest bei Konzerten – ein direktes und unmittelbares Feedback zu ihrer Arbeit.
Inwiefern hat sich die Konzert- und Musikfotografie in den vergangenen 20 Jahren verändert?
Da jetzt jeder mit seinem Smartphone Fotos machen kann, ist die Präsenz ungleich höher, auch durch die sozialen Medien: Teilweise sind Fotos schon während des Konzertes online. Deshalb sind die Anforderungen an ein Bild, das in einem Buch wie diesem erscheinen soll, wesentlich höher. Ich habe als Tourfotograf den Vorteil, dass ich Perspektiven habe, die das reguläre Konzertpublikum natürlich nicht hat und dadurch bessere Chancen, besondere Momente einfangen, die manchmal nur wenige Sekunden dauern können.
Wer mit der U-Bahn nicht bis zur Zitadelle fährt, nimmt den Zug bis zum Bahnhof Spandau und läuft die 800 Meter durch die Altstadt zur fast 500 Jahre alten Wasserfestung. Jedes Jahr im Sommer findet im Innenhof des massiven, musealen Gemäuers das Citadel Festival statt. Patti Smith war schon hier und Rage Against The Machine, die Queens Of The Stone Age und The Stooges. Viele Legenden also, und heute kommt eine weitere hinzu: Devo.
Sorgen für trockene Köpfe: Devos “Energy Dome”-Hüte (Foto: Maren Michaelis)
Es ist das vierte Berlin-Konzert der Art-Punks aus der Autoreifenmetropole Akron, Ohio. Das vierte in den 50 Jahren ihres Bestehens. Die Band schaut noch einmal vorbei auf ihrer Abschiedstour. Vor 33 Jahren waren sie zuletzt in der Stadt, damals – wie auch 1980 – im Metropol. Heute jedoch unter freiem Himmel und vor bescheidenen 2.500 Besucher:innen. Die sind dafür hingebungsvoll, viele tragen Devo-Shirts und Devo-Helme, den “Energy Dome”. Wer keinen hat, kann das populäre Stück Plastik für 35 Euro am Merch erstehen. Ein Trio trägt passend dazu sogar weiße Overalls mit Devo-Stencil. Auch ein paar blaue Kopfbedeckungen stehen dazwischen, sie stammen aus der Ära des aktuellen Albums “Something For Everybody”. Das ist jetzt 13 Jahre alt und wird mit “Don’t Shoot (I’m A Man)” das Set so gegenwärtig wie möglich eröffnen.
Auf ebenjenem Album ist erstmals auch Josh Freese zu hören, der seit 1996 Devos Schlagzeuger ist. Heute ist er leider abkömmlich, denn er steht jetzt in den Diensten der Foo Fighters. Alte Schlagzeugfelle gibt es – signiert – trotzdem am Merch zu kaufen. Sie sind allerdings unhandlich, außerdem besteht die Gefahr, dass das aufziehende Gewitter und der drohende Regen die kostbaren Autogramme verwischen. Immerhin sorgen die grauen Wolken dafür, dass es gegen 20:15 Uhr bereits dunkler als gewöhnlich ist. Das einsetzende Wetterleuchten spendet zusätzliche Lichteffekte.
Q: Are We Not Men? A: We Are Devo! (Foto: Maren Michaelis)
Bevor es aber so weit ist – und es dann doch nur harmlos schauert – gibt es ein Intro-Video. Rod Rooter – gespielt von Michael W. Schwartz – ist darin als Big Media CEO zu sehen, wie er Devo Ende der 70er seinen Business-Plan für die Welteroberung angedeihen lässt. Cut. Rooter sitzt 40 Jahre später auf einem Fitness-Rad mit riesigem TV-Monitor und schwadroniert darüber, dass die Band besser seine Ideen hätte zulassen sollen, dann hätte es mit der großen Karriere wohl funktioniert. So sehr das alles Satire ist: Ein wenig Wahrheit schwingt darin mit. Devo waren immer eher ein Kult-Act, gecovert von Kennern wie Nirvana und Soundgarden, Fu Manchu und Dozer, Superchunk und Snapcase. Ihr Auftreten ist zu Hochzeiten einfach zu exzentrisch und arty – quasi Kraftwerk in der Klapsmühle. Und – so ehrlich muss man sein – war musikalisch spätestens nach dem fünften Album “Oh No! It’s Devo” (1982) alles gesagt, vielleicht sogar schon nach “Freedom Of Choice” zwei Jahre zuvor.
Art-Punk-Power-Versammlung: Devo in ihren klassischen gelben Overalls (Foto: Maren Michaelis)
Da verwundert es nicht, dass heute 15 der insgesamt 17 Songs aus den ersten fünf Alben stammen. Niemand dürfte hier etwas anderes wollen. Es gilt, eine würdige Verabschiedung hinzubekommen. Dienst am Fan. Nach vier Songs sind die Gründer Mark und Bob Mothersbaugh sowie Gerald Casale und ihre drei Mitmusiker warmgelaufen. Ihre langweiligen schwarzen Anzüge haben sie gegen Devo-Shirts und die besagten roten Kappen eingetauscht. Von denen fliegen nach “Girl U Want” einige ins Publikum. Von jetzt an wird es immer besser, während die drei über 70-Jährigen fit über die Bühne fegen, sich mal am rechten Bühnenrand in der Synthesizer-Bastion verschanzen oder mit drei Gitarren so frisch und punkig klingen, wie in ihren Anfangstagen.
Der Band-Älteste: Keyboarder und Bassist Gerald V. Casale (Foto: Maren Michaelis)
Ein Video mit Content von Astrophysiker Carl Sagan wird für einen Kostümwechsel genutzt. Schließlich müssen auch die gelben Overalls zum Einsatz kommen, später die kurzen Hosen und dazu die ulkigen D-E-V-O-Brustpanzer. Das eckige Stones-Cover von “(I Can’t Get No) Satisfaction” wird gefolgt von P.F. Sloans “Secret Agent Man” – und ab jetzt jagt ein beliebter Klassiker den nächsten, bis der hymnische Power-Pop von “Gates Of Steel” das Konzert beendet und sich Mark Mothersbaugh mit laaaaaangem “Thank you!” von der Bühne verabschiedet.
Boogie Boy schaut am Ende vorbei und hat Geschenke mitgebracht (Foto: Maren Michaelis)
Den letzten Akt leitet die “Devo Corporate Anthem” ein, während die Band mit massiven Sonnenbrillen in einem alten Video auf der Leinwand im Hintergrund salutiert. Das Stück ist quasi die Blaupause für das, was man gegenwärtig Dungeon-Synth nennt. Dort hinein mischt sich schon bald das markante Drum-Intro von “Freedom Of Choice”, den Hit, den Devo uns noch schulden. Das immer schneller und chaotischer werdende “Gut Feeling (Slap Your Mammy)” zeigt Devo noch mal von ihrer wildesten Seite, bis das versöhnliche, 42 Jahre alte “Beautiful World” einen perfekten Abschluss bildet. Dafür wird mit dem Boogie Boy (Mark Mothersbaugh unter einer degenerierten Gummi-Maske) noch ein alter Bekannter aus dem Devo-Kosmos heraufbeschworen, der mit schräger Kopfstimme den Song singt. Und Boogie Boy hat sogar Geschenke mitgebracht: eine Hip-Bag randvoll mit bunten Smiley-Flummis, die ihren Weg ins Publikum finden. Danke, Boogie Boy – und danke Devo. So sieht eine würdige Verabschiedung einer – nun ja – Kultband aus.
In Potsdam findet vom 1. bis 2. September wieder das Le Désordre, C’est Moi im Kulturzentrum Freiland statt, das erneut zahlreiche Hardcore-, Screamo- und Punk-Fans nach Brandenburg lockt. Nachdem es 2020 einen ersten Probelauf gab – aufgrund der Pandemie musste dieser digital stattfinden – ging das Le Désordre, C’est Moi 2021 erstmalig als Open Air an den Start. Dabei versteht sich das Festival explizit als politisch, ist zudem selbstorganisiert und unkommerziell.
Das Line-up überzeugt auch in diesem Jahr wieder durch ausgewählte Bands wie Soastasphrenas, Swoon, Valley Of The Sluts, Shimmer, Mir, Dregs, Flirt, Losing, Nerf und Tremøre zusammen. Dabei bietet das Festival neben dem musikalischen Rahmenprogramm auch einige Workshops. So gab es bereits im vergangenen Jahr einen Screaming-Workshop sowie eine Lesung und eine Buchpräsentation zu “Punk as F*ck – Die Szene aus FLINTA-Perspektive”. Auch in diesem Jahr wird es wieder einen Screaming- und einen Bandworkshop sowie einen historischen Rundgang über das freiLand-Gelände geben. Daneben bieten die Veranstalter:innen erstmalig einen Recherche-Workshop zum Thema “Familiengeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus erforschen” und einen Songwriting-Workshop an.
VISIONS verlost 2×2 Tickets für das Festival. Wir wünschen allen Teilnehmenden viel Glück!
Oops! Wir konnten dein Formular nicht lokalisieren.