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Royal Blood: Mittelfinger fürs Publikum

Royal Blood: Eingeschnappt

»Das ist Rockmusik«
Royal Blood haben sich keine Freunde gemacht auf einem schottischen Festival, das vergangenes Wochenende vom Pop-Sender BBC Radio 1 ausgerichtet wurde.
2023-Royal BloodbyTom Beard
Mike Kerr (l.) und Ben Thatcher sind Royal Blood (Foto: Tom Beard)

Zuvor, zur Verteidigung des Schlagzeugers Ben Thatcher und des singenden Bassisten Mike Kerr: Die Entscheidung, das Duo (live mit einem Keyboarder) beim Festival Big Weekend von BBC Radio 1 neben Popsänger wie den Boyband-Alumnus Niall Horan und den Romantiker Lewis Capaldi zu platzieren, war nicht gerade eine glückliche. Beziehungsweise eine, die dafür sprach, dass die Programmchefs des Festivals etwas ratlos zu sein schienen, wie sie mit dem Disco-Rock-Hybriden Royal Blood verfahren sollten.

BBC Radio 1 ist einerseits bekannt für sein zeitgenössisches Chartsprogramm „und das Beste der 80er und 90er“, wie es hierzulande bei einschlägigen Sendern hieße. Außerdem für Interviews zu neuen Filmen, in denen Moderator Ali Plumb lieber Späße mit den Stars macht statt Fragen zur Handlung zu stellen.

Das Big Weekend, das am vergangenen Wochenende im Camperdown Park im schottischen Dundee stattfand, sollte wenig überraschend leichte, familienfreundliche Unterhaltung bieten. Dagegen ist, allgemein betrachtet, nichts einzuwenden. Riesenrad fahren, Pommes essen, mit den Kindern auf den Schultern zur Hauptbühne gehen, da können sie ein bisschen mitsingen. Nächstes Wochenende dann mit den Kumpels zum Metal-Festival.

Royal Blood sahen das offenbar anders. Dabei wirkte ihr nachmittäglicher Auftritt beim Big Weekend zunächst nicht außergewöhnlich. Einige Leute im Publikum kannten das Duo, das kürzlich mit der Single „Mountains At Midnight“ sein viertes Album „Back To The Water Below“ angekündigt hat. Nicht jeder hörte zu, aber so ist das eben auf einem Festival. Immerhin bildete sich ein kleiner Pogo-Kreis und einige Hände gingen mit, als Royal Blood die „Typhoons“-Single „Trouble’s Coming“ spielten.

Der Songtitel kündigte allerdings an, was am Schluss des Sets passierte. Kerr, sichtlich unzufrieden mit der Resonanz, wendete sich sarkastisch ans Zuschauerfeld: „Ich glaube, ich sollte uns vorstellen, da tatsächlich niemand hier weiß, wer wir sind. Wir heißen Royal Blood, und das ist Rockmusik. Wer mag Rockmusik? Neun Leute. Grandios. Das ist Ben Thatcher. Er spielt Schlagzeug. Sagt alle mal Hallo zu Ben. [wenig hörbarer Applaus] Wir müssen uns selbst applaudieren, weil das so erbärmlich war. Gut gemacht, Ben.“

Anschließend bat Kerr jemanden am Bühnenrand um Applaus. Nach einem letzten, ebenfalls nach Verstimmung klingenden Akkord verließen Royal Blood die Bühne. Kerr hob dabei seine Arme und zeigte dem Publikum seine Mittelfinger. Natürlich gibt es einen Mitschnitt:

Fraglich ist nun, wie das Ganze einzuordnen ist. In einem Youtube-Kommentar steht, dass Royal Blood im Programm besser auf die ebenfalls gebuchten Wet Leg hätten folgen sollen. Das ergibt Sinn, lässt aber auch nicht nachvollziehen, warum Kerr sich benimmt wie ein Halbwüchsiger auf die Standpauke seiner Eltern, wenn er eine Stunde nach der vereinbarten Uhrzeit zu Hause aufkreuzt. Hatte Kerr lediglich einen schlechten Tag? Tut ihm schottische Luft nicht gut? Sind Royal Blood ihre Chartserfolge zu Kopf gestiegen? Ist am Ende alles halb so wild? Wir tippen auf Letzteres.

Im selben Youtube-Kommentar ist auch zu lesen, dass man gespannt auf die Band gewesen sei, nun aber keine Lust mehr habe, sie zu hören. Etliche weitere Kommentare in den sozialen Medien spiegeln diese Meinung. Das Mittelfinger-Video macht derweil weiter seine Runden.

Ob Kerrs miese Laune nur eine Episode war oder auch auf Platte gebannt ist, erfahren wir am 8. September, dann erscheint „Back To The Water Below“. „Mountains At Midnight“ klingt schonmal dreckiger als zuletzt, großartig groovig sowieso, aber auch eher partytauglich denn nach dem Keller, in den Kerr vergangenes Wochendende zum Lachen ging.

In Deutschland spielen Royal Blood auch, sogar recht bald. Einmal im Vorprogramm von Muse, dreimal sie allein, zweimal davon in Zelten. Zu empfehlen sind ihre Shows übrigens vorbehaltlos. Ganz ohne Sarkasmus. Tickets gibt es überall, wo es Tickets gibt.

Royal Blood: Live

09.06. Köln – RheinEnergieStadion (Support von Muse)
10.06. Ulm – Ulmer Zelt
11.06. Berlin – Huxleys Neue Welt
13.06. Mannheim – Zeltfestival

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