Als tourende Musikerin kommt man nicht an ihnen vorbei: Menschen, die dir mit fragwürdigen Kommentaren die wohlverdiente Aftershowparty versauen. Momente, in denen mein Puls steigt und alles in mir “Angriff” schreit, während meine Exekutive oft einfach nur ein gequältes Lächeln hervorbringt. “Pfiffige” Sprüche, vermeintlich gut gemeinte Tipps und Abhandlungen über die eigenen Skills am Instrument – irgendwie scheinen sich manche Menschen besonders verantwortlich zu fühlen, weiblich gelesene Musikerinnen zu belehren und werden nicht müde, einem ihre immer gleiche Leier ins Ohr zu drücken. Ein “Best-of des ewig Gestrigen” habe ich hier für euch zusammengestellt:
“Für eine Frau spielst du aber ziemlich gut Gitarre!” Ein beliebter Klassiker, der – Überraschung – NIE gut ankommt. Was genau soll das heißen? Nur weil Ulrike in der Nachbarklasse schief in die Blockflöte pfiff und die Person sonst noch nicht so viele Frauen im Proberaum getroffen hat, heißt das nicht, dass diese in irgendeiner Art minder fähig – und gute Leistungen besonders hervorzuheben wären. Spoiler: über diesen Spruch werden die Generationen nach uns schwer die Köpfe schütteln.
“Also, ich finde deine Art zu spielen ja super, aber du könntest dich echt ein bisschen mehr bewegen!” Oh, vielen Dank! Die ungefragten Ratschläge empfängt man besonders gerne. Vor allem, wenn sie sich an der eigenen Person abarbeiten und deshalb völlig übergriffig sind. – Ironie off –
“Schade, dass ich schon vergeben bin, sonst würde ich dich glatt heiraten” Ich freue mich, dass manche Personen mit einem gesunden Selbstbewusstsein gesegnet sind! Dass es aber Menschen gibt, die glauben, für eine zwischenmenschliche Beziehung bräuchte es lediglich das Einverständnis einer einzelnen Partei, ist irgendwie schockierend.
Das ist nur ein winzig kleiner Einblick in das, was sich häufig nach dem Konzert am Merchtisch abspielt. Versteht mich nicht falsch, es ist keineswegs so, dass Musiker:innen per se beratungsresistent wären, aber Kritik ist nicht gleich Kritik und konstruktiv wird es erst, wenn dich jemand nach deiner Meinung fragt, sonst bist du halt einfach ein:e Besserwisser:in. Und die mag bekanntlich – und zu Recht – niemand. Bei jedem Kommentar, in dem am Ende doch die Geschlechteridentität eine Rolle spielt oder ein ungleiches Machtverhältnis deutlich wird, darf ich hellhörig werden und mich fragen, ob ich mir den Kommentar nicht auch verkneifen kann.
Es mag Menschen geben, die das nun alles nicht so schlimm finden und das Internet deswegen mit “Darf man jetzt eigentlich gar nichts mehr sagen”-Tiraden und dicken Männertränen füllen, als wäre eine unbeschwerte Ära der Meinungsfreiheit nun für immer vorbei. Doch: respektlose, diskriminierende und sexistische Kommentare sind keine Meinung, sie sind einfach nur respektlos, diskriminierend und sexistisch.
An alle, die sich im Umgang mit Musiker:innen unsicher fühlen, hier die folgende Idee: Verhaltet euch doch einfach zivilisiert und gebt es auf, das Geschlecht zum obersten aller Themen zu machen. Damit wäre schon sehr viel getan. Und wenn ihr flirten wollt: Let’s give it a try! Aber bitte respektvoll und tut nicht so, als wäre das Ding schon geritzt: zum Turteln gehören immer zwei und eine Hälfte hat vielleicht gerade gar keinen Bock drauf. Dass jemand auf einer Bühne leidenschaftlich für euch aufspielt, heißt außerdem nicht automatisch, dass die Person auch an einer “exklusiven” Show mit euch interessiert ist.
Es gibt schon so viele Leute da draußen, die das alles schon gelernt haben. Ich hoffe, dass sich andere an ihnen ein Beispiel nehmen. Passend zum Thema:
Herzlichst, Eure Kat