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Blame our parents and the cupids

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In seinem Podcast “60 Songs That Explain The 90’s” erklärt Musikkritiker Rob Harvilla dem Titel entsprechend die 90er anhand ikonischer Songs. Dafür erläutert er den kulturellen Kontext und die Geschichte von Songs wie “Basket Case” von Green Day, “Firestarter” von The Prodigy oder etwa “Pretty Fly (For A White Guy)” von The Offspring. Mit dabei hat er pro Folge einen mal mehr, mal weniger bekannten Gast, der ebenfalls über die Wirkung des Liedes spricht. Damit ist Harvilla recht erfolgreich, sodass er mittlerweile dabei ist, anhand 120 Songs die 90er zu erklären, statt der geplanten 60 – und sich endlich auch Opus Magnum “Smells Like Teen Spirit” von Nirvana widmet. Sein Gast dieses Mal: eine gewisse Courtney Love, die erstaunlich viel zu erzählen hat – wenn auch etwas unstrukturiert.

Die meisten Gastbeiträge des Podcasts gehen maximal 30 Minuten, aber die Hole-Sängerin plaudert über eine Stunde anekdotisch über ihre Beziehung mit Kurt Cobain, seine Tagebücher, den Streit mit Pearl Jam, Heroin, Billy Corgans Freundin, die Melvins – und vor allem über alternative, nicht verwendete Texte von “Nevermind”-Superhit “Smells Like Teen Spirit”, die sie zum Teil auch noch nicht veröffentlicht wurden.

Courtney Love fragte Podcast-Host Harvilla darauf, ob er eine Gitarre oder eine Karaokemaschine zur Hand habe, damit sie diese Texte richtig singen könne, doch dieser verneinte, Love sang die alternativen Textzeilen also A cappella – zu hören ab etwa 2:03:15. Vor allem die Textzeile “Who will be the king and queen of all the outcasted teens?” kann Harvilla scheinbar nicht dem Song zuordnen und fragt, ob es von einem anderen sei. Doch Love attestierte ihm, dass die Zeilen eine erste Fassung von “Smells Like Teen Spirit” seien. Zwei der von Love gesungen Strophen lest ihr hier:

Come out and play
Make up the rules
I know I hope to buy the truth
Who will be the king and queen of all the outcasted teens?

We’re so lazy and so stupid
Blame our parents and the cupids
A deposit for a bottle
Stick it inside, no role model

Blur kündigen neues Album an

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Auch wenn sich Blur dieses Jahr für einige Arena- und Festivalsshows nochmal zusammengerauft haben, kommt die Ankündigung ihres neunten Studioalbums “The Ballad Of Darren” zugegebenermaßen überraschend – besonders, wenn man sich an die nicht aufhörenden Gerüchte erinnert, die umhergeisterten bis “The Magic Whip” vor acht Jahren endlich erschien. Zuletzt deutete die Band eine neue Platte höchstens zwischen den Zeilen an: “Es könnte die letzte Show sein, es könnte zu einem neuen Album führen. […] Das ist ein Teil des Spaßes in Blur zu sein”, so Bassist Alex James im November 2022 zur Ankündigung der Wembley-Show.

Und dennoch: Das neue Album der Britpop-Ikonen wurde von James Ford (u.a. Arctic Monkeys, Foals, Depeche Mode) produziert und im Studio 13 in London und Devon aufgenommen. Frontmann Damon Albarn beschrieb “The Ballad Of Darren” als eine “Nachbeben-Platte” voller “Reflexion und Kommentar darüber, wo wir uns jetzt befinden”, während James preisgab, dass “eine langfristige Beziehung nur dann von Bedeutung ist, wenn man in der Lage ist, sich gegenseitig zu überraschen, und irgendwie schaffen wir das auch weiterhin”.

Schlagzeuger Dave Rowntree sagte zur Zusammenarbeit, dass “es sich immer sehr natürlich anfühlt, gemeinsam Musik zu machen”. Gitarrist Graham Coxon, zuletzt mit The Waeve tätig, ergänzte: “Je älter und verrückter wir werden, desto wichtiger wird es, dass das, was wir spielen, mit den richtigen Emotionen und der richtigen Intention geladen ist. Manchmal reicht ein Riff einfach nicht aus.”

Besonders Riff-lastig fällt die erste Single “The Narcissist” daher auch nicht aus und setzt im Midtempo auf Albarns wehmütigen Gesang, der von den restlichen Mitgliedern mit schwebendem Chorgesang unterstützt wird. Gegen Ende gipfelt der etwa an die “Think Tank”-Ära erinnernde Track in einem rauschenden Finale.

“The Ballad Of Darren” erscheint am 21. Juli über Parlophone/Warner und kann auch schon vorbestellt werden. Zur Ankündigung teilten Blur auch ein kurzes Video, dass sie sichtlich gut aufgelegt bei Aufnahmen im Studio zeigt.

Schon morgen beginnt die Band eine kleine Warm-up-Tour in ihrer Heimat, danach stehen einige große Arena-Shows und Festivalauftritte in Europa beim Roskilde oder Primavera Sound an. In Deutschland ist bislang keine Show angesetzt.

Albarn veröffentlichte im Februar das neue Album “Cracker Island” mit Gorillaz, 2021 erschien sein aktuelles Soloalbum “The Nearer The Fountain, More Pure The Stream Flows”. Rowntree wiederum veröffentlichte dieses Jahr seine Soloplatte “Radio Songs”.

Blur – “The Ballad Of Darren”

01. “The Ballad”
02. “St Charles Square”
03. “Barbaric”
04. “Russian Strings”
05. “The Everglades (For Leonard)”
06. “The Narcissist”
07. “Goodbye Albert”
08. “Far Away Island”
09. “Avalon”
10. “The Heights”

Aydo Abay von Musa Dagh

Barış Manço & Kurtulan Ekspres – “Yeni Bir Gün”

Baris Manco war der erste türkische Musiker, den ich als Kind bei Alfred Biolek in “Bio’s Bahnhof” im deutschen Fernsehen gesehen habe. Dieses Ereignis öffnete ungeahnte gedankliche Möglichkeiten. Es war also möglich, als Türke Rockmusik zu machen und damit ins deutsche Fernsehen zu kommen. Es ist für mich immer noch besonders, im TV aufzutreten. Ein faszinierendes Medium. Ich bin da selten gut aufgehoben, würde fast sagen, dass ich meistens versage, aber manchmal (sehr selten) bin ich gut. Musikalisch war Manço mit seinem Kurtulan Ekspres allen psychedelischen Bands der Jetzt-Zeit wie Tame Impala, King Gizzard & The Lizard Wizard usw. ein offensichtliches Vorbild. Tolle Platten, fast alle aus den 70ern zu empfehlen.

The Cure – “Wish”

Für mich ist “Wish” der Abschluss einer langen Reise für und mit The Cure. Auf diesem Album findet sich alles noch einmal wieder, was die Band über ein Jahrzehnt lang aufgebaut und geprägt hat. Garniert wird alles noch mit der perfekten Radio-Single für die Ewigkeit. Ich habe “Friday I’m In Love” immer gehasst. Es ist einer dieser Hits, die man von seiner Lieblingsband nicht hören möchte. Dieser Song musste aber sein, wenn man seine Lieblingsband 30 Jahre später noch in Arenen sehen und hören will. Eine Win-win-Situation für alle also. Ich liebe Robert Smith! Jeder sollte ein wenig wie Robert Smith sein.

David Shrigley – “Goat Music”

Ich kenne David Shrigley in erster Linie als Künstler. Eigentlich war seine Kunst mit Pop-Up-Stores, übertriebener Lustlosigkeit in Kalenderspruch-Ästhetik Social Media um einiges voraus. Mittlerweile hat sich der Künstler der Art der Präsentation angepasst. Sein Insta-Kanal ist ein gutes Beispiel, wie man mit diesem Medium umgehen kann, um seine Kunst zu repräsentieren, ohne sich vollends anzubiedern. Funktioniert aber nur mit konzeptioniertem Content, und der wiederum ist in dem Falle der Künstler selber. “Goat Music” ist eine Wucht. Diese Platte schafft es, alle Menschen dieser Welt in ein kollektives Lachkoma zu versetzen. Bitte googeln, was es mit der Entstehung und der Geschichte der Platte auf sich hat. Es sei noch erwähnt, dass es eine Picture-Disc ist, ein Begleitheft innehat und einfach alles wunderschön aussieht!

Aydo Abay - David Shrigley

Wolves In The Throne Room – “Black Cascade”

Die einen nennen es Hipster-Metal und für andere ist es die beste Musik um Einkaufen zu gehen. Es gibt kaum eine andere Platte, die mich in Stress-Situationen so oft geerdet hat wie diese. Transzendentale Explosionen, mit unendlicher Weite und keinerlei Trost. Es ist perfekt, um sich in überstrahlten Modeketten-Umkleidekabinen schlecht zu fühlen, weil man Billigware zu billigen Preisen kaufen wollte, um so auszusehen wie viele andere. Manchmal mache ich es trotzdem – dann habe ich aber keine Musik auf den Ohren. Letztens habe ich mir einen Pullover gekauft. Jetzt sehe ich aus wie eine alte türkische Version von Harry Styles. Das ist unfassbar traurig, steht mir aber sehr gut.

Alice Coltrane – “World Galaxy”

Ich kenne diese Platte zwar schon seit frühester Jugend, aber sie ist immer wieder neu für mich. Es ist so, als würde ich einen Kellerclub in irgendeiner Provinz in Schlamm-Amerika betreten und diese Musik würde von ein paar sehr überlegenen Aliens in Menschen-Gestalt auf mich niederprasseln. Die Streicher machen mich jedes Mal fertig und glücklich zugleich. Es herrscht eine tiefe Verbundenheit zu fast jedem Ton. Es mag daran liegen, dass die Platte und ich im selben Jahr geboren wurden, es könnte aber auch daran liegen, dass es ein Gefühl eines Jahrzehnts wieder spiegelt, in dem ich meine Liebe zur Musik entdeckt habe. Ich schaue in letzter Zeit viele Wiederholungen von “The Streets Of San Francisco” mit dem jungen Michael Douglas und Karl Malden. Diese Bilder, diese Autos, diese Mode passen perfekt zu dieser Platte. Alice Coltrane war die Frau von John Coltrane. Ich dachte immer, sie wäre seine Tochter. Falsch gedacht! Tolle Platte und liebe Grüße an Guido Lucas. Er hat sowohl Alice als auch John Coltrane sehr geliebt!

Protomartyr – “Relatives In Descent”

Eins vorweg. Alle Alben von Protomartyr sind fantastisch. Ich habe die Band das erste Mal 2014 im Monarch am Kottbusser Tor gesehen. Es war ein ganz famoses Konzert. Picklige und unförmige amerikanische Teenager mit einem deutlich älteren Herren am Mikrofon, der wahnsinnig schlecht gelaunt schien und gegen alles und jeden war. Wahnsinn. Ich war sofort fasziniert. Was ich damals nicht wissen konnte und was mich bis heute zum Fan dieser Band macht ist, dass die pickligen und unförmigen Teenager mittlerweile erwachsen sind und mit jeder Platte besser wurden. Der hintere Teil von “Half Sister” bricht mir jedes Mal das Herz. Ganz toll auch, dass es mit jeder Platte ein kleines Kunst-Büchlein mit Texten und Bildern obendrauf gab bzw. gibt. VISIONS hatte einst Thees und mich gefragt, was Indie sei. Heute habe ich endlich eine Antwort darauf. Diese Band verkörpert Indie wie keine Zweite!

VISIONS empfiehlt:
Musa Dagh

18.05. Köln – Artheater
19.05. München – Strom
21.05. Leipzig – Naumanns
22.05. Nürnberg – Club Stereo
23.05. Frankfurt/Main – Nachtleben
24.05. Berlin – Badehaus Berlin

Gemachte Geschäfte

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Hamburg steht zum Verkauf, zumindest wenn es nach dem inklusiven Bandprojekt Station 17 geht. Vorher steht allerdings noch die Vermessung der Hansestadt an, und die erfolgt nach “Pusch”, “Hausmeister” und “Das Rasen” mit “Aufgehoben”. Der Song bildet den letzten Teil der Video-Tetralogie zum kommenden Album “Oui Bitte”. Dafür machen Station 17 Geschäfte mit windigen Geschäftsleuten in Anzügen.

“Eine Melodie lag am Boden/ Ich hab’ sie aufgehoben/ Dann hab’ ich sie gesungen/ Und es hat schön geklungen.” Zwischen den Songzeilen bewegt sich “Aufgehoben” leichtfüßig durch die Straßen Hamburgs, um da die Melodien aufzuheben, wo sie einem vor die Füße fallen. Warum soll man es sich auch schwer machen, wenn alles so leicht sein kann? Nur die beiden Geschäftsleute wirken wie aus der Zeit gefallene Fremdkörper im Stadtbild, wenn sie zwischen kühl-futuristischen Synthesizer-Klängen nach Hamburg gebeamt werden. Station 17 verweigern sich festen Genregrenzen und legen sich für jeden der vier Tracks ein neues Soundkorsett zu – mal elektronisch, mal im Kraut-Rock verhaftet, dann wieder mit psychedelischen Einflüssen.

Als Gastmusiker hat sich die achtköpfige Band diesmal Andreas Dorau mit ins Boot geholt. Dieser erklärt, welche Bedeutung das Thema Improvisation für das Projekt hat: “Da entstehen keine klassischen Strophe-Refrain-Songs. Das macht viel Spaß und ist extrem produktiv.” Bereits Anfang der 2000er hatte der Musiker erstmals mit Station 17 zusammengearbeitet, für einen Remix.

Entstanden ist das neue Album während der Pandemie “Wir haben im Lockdown neue Stücke geschrieben und bereiten die Songs jetzt für unseren Live-Auftritt vor”, so Gitarrist Felix “Ernesto” Schnettler. Bassist Hauke Röh ergänzt: “Jeder hat aus dem Homeoffice heraus musikalische Skizzen entwickelt, die wir uns hin- und hergeschickt haben.” Aus diesen Skizzen ist “Oui Bitte” geworden, das mittlerweile 11. Album der Band.

Das inklusive Musikprojekt wurde 1989 vom Pädagogen und Musiker Kai Boysen gegründet. Der Name geht auf eine Wohngruppe der Hamburger Stiftung Altersdorf zurück, wo Boysen in den 80er Jahre als Heilerzieher für Menschen mit Behinderung arbeitete. Damals galt das Projekt, das nach wie vor von den häufig wechselnden Bandmitgliedern geprägt wird, als Novum. Veröffentlicht wurden mittlerweile mehrere Tonträger, darunter das Debütalbum “Station 17” (1990) und “Ausblick” (2019).

Bis zu Beginn, der Pandemie probte die Band in der Barner 16, einem Hamburger Kulturzentrum. Dort arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam an künstlerischen Projekten.

Das neue Album “Oui Bitte” erscheint am 19. Mai via Bureau B und kann bereits vorbestellt werden.

Station 17 – “Oui Bitte”

01. “20.000 Meilen unter dem Mond”
02. “Hausmann”
03. “Pusch”
04. “Der Monat”
05. “Bewegung”
06. “Aufgehoben”
07. “Das Rasen”

Uh, Uh!

Eigentlich sollten Militarie Gun erst im Juli bei uns zu sehen sein, wenn sie mit den Post-Hardcore-Rückkehrern Rival Schools zwei Shows spielen. Doch im Zuge ihres Auftritts beim Newcomer-Happening The Great Escape in Brighton erweiterte die Band um Mastermind Ian Shelton den Ausflug nach Europa um eine Show in London und vier weitere auf dem Festland, darunter eine im Kölner Tsunami Club.

Der hat eine hervorragende Anlage für so einen kleinen Laden, befindet sich mitten im Herzen der Kölner Südstadt und könnte mit einer gefühlten Deckenhöhe von zwei Metern und einer Zwanzig-Zentimeter-Bühne kaum besser sein für eine Hardcore-Band, die hierzulande noch weitestgehend unter dem Radar fliegen dürfte, um sich vor den größeren Shows im Sommer warmzuspielen. Dass, sich das spätestens nach dem Debüt “Life Under The Gun”, was Ende Juni erscheint, ändern wird, beweist der heutige Abend. 130 Tickets wurden nämlich im Vorfeld verkauft, die restlichen 20 von der Abendkasse sind dann auch schnell weg.

Wrong Man (Foto: Lucas Schmitz)
Vorband Nummer zwei: Wrong Man (Foto: Lucas Schmitz)

Kurzum: Der Kellerclub ist schon bei Desire Line rappelvoll. Die Münsteraner lassen sich passend zum Hardcore-weiterdenkenden Sound von Militarie Gun irgendwo zwischen Glitterer und “Hyperview” von Title Fight ansiedeln. Wrong Man aus Belgien ziehen danach das Tempo mit ihrem Fugazi-meets-Rollins-Band-Groove merklich an. Ab der Hälfte des Sets ist auf einmal verkehrte Welt: erst geht das Licht auf der Bühne aus, dann die Saalbeleuchtung an. Kein frecher Trick der Band, um den Spieß umzudrehen, es gibt ein Problem mit den LED-Leuchten, vermutlich auf ein DMX-Kabel zurückzuführen.

Militarie-Gun-Sänger Ian Shelton und Bassist Max Epstein (Foto: Lucas Schmitz)
Militarie-Gun-Sänger Ian Shelton und Bassist Max Epstein (Foto: Lucas Schmitz)

Nach etwas längerer Umbaupause, um auch das Lichtproblem zu lösen, tummeln sich auch schon reichlich Turnstile– und Drain-Shirts zwischen einem überraschend jungen Publikum, dessen Frauenanteil alle Agnostic Fronts und Sick Of It Alls dieser Welt neidisch werden lässt. Dann steigt auch schon Frontmann Ian Shelton, der mit Anfang dreißig wohl älteste, der nach High-School-Absolventen aussehenden Band, aus dem Backstage-Bereich, um zu Drum-Samples vom Band die Standalone-Single “Pressure Cooker” anzustimmen. Den Track mit Madchester-Vibe nahmen Militarie Gun eigentlich zusammen mit Indie-Shoegazer Dazy auf, der gleichzeitig ein Promoter der Band ist, doch funktioniert auch mit Shelton alleine bestens, da er nicht nur sein markantes “Uh, Uh!” beherrscht, sondern auch melodischeren Gesang. Der Fokus des Abends liegt generell eher auf der Doppel-EP “All Roads Lead To The Gun” von 2022, doch neben “Pressure Cooker” können auch neue Songs wie “Very High” zünden, sodass erste Stagediver:innen gegen die Discokugel krachen.

Kaum Zeit zum Verschnaufen und kaum Platz zum Performen für die fünf Musiker im Club (Foto: Lucas Schmitz)
Kaum Zeit zum Verschnaufen und kaum Platz zum Performen für die fünf Musiker im Club (Foto: Lucas Schmitz)

Shelton ist dabei kaum um Ansagen bemüht, während er auf und vor der kleinen Bühne herumspringt und sich die Seele aus dem Leib schreit. Zwischendurch gibt es lediglich einen Running-Gag darüber, wie er die Namen seiner Kollegen immer wieder vergisst, eine Vorschau auf die Rival-Schools-Konzerte im Juli oder wie es in “Don’t Pick Up The Phone”, darum geht, besser nicht ans Handy zu gehen, wenn man eh schon high ist – das wohl aber alles eher zum Luft schnappen, statt des Inhalts.

Shelton in seinem Public-Image-Ltd-Shirt muss sich dabei nicht nur mit einer durch Hits wie “Do It Faster” oder “Big Disappointment” angeheizten, stagedivenden Menge rumschlagen, auch von gleich drei Fotografen bekommt Shelton so viel Aufmerksamkeit, dass er die ein oder andere Blitzlicht-Kamera mit der Handkante abwehren muss.

Ian Shelton bringt seine Stimmbänder an die Grenze (Foto: Lucas Schmitz)
Ian Shelton bringt seine Stimmbänder an die Grenze (Foto: Lucas Schmitz)

Nach etwa 35 Minuten gibt sich Shelton geschlagen, der Keller ist auf Betriebstemperatur, seine Stimme allerdings so gut wie weg. Doch bis hierhin sollte jeder, der was für Militarie Guns Zweiminüter zwischen eingängigen Indie-Hooks und Old-School-Härte hat, merken, dass noch richtig was gehen kann bei Militarie Gun – vor allem, wenn man bedenkt, dass es die Band erst seit 2020 gibt. Dann klappt’s vielleicht auch mit dem europäischen Publikum, das Shelton, für US-Verhältnisse, noch etwas zu reserviert findet, wie er uns auf dem Weg zum Interview vor der Show erzählt.

Trauerbewältigung

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Nach atmosphärischem Stadion-Rock der Foo Fighters auf “Rescued” wirkt die nächste Single von “But Here We Are” zumindest musikalisch fast so beschwingt, dass hier stellenweise etwa “There Is Nothing Left To Lose” (1999) anklingt – trotz des traurigen Anlasses. Denn noch deutlicher als zuvor hingegen ist der Bezug, den Dave Grohl auf den plötzlichen Tod seines Freundes und Foos-Drummer Taylor Hawkins im letzten Jahr in dem Song nimmt. “I woke up and walked a million miles today/ I’ve been looking up and down for you/ All this time it still feels like yesterday/That I walked a million miles with you”, singt Grohl darin, bevor er den Kampf mit seiner Trauer offenlegt (“There are times I think it’s over/ There are times I can’t recover”) oder sich seinen Freund in Erinnerung hält (“Pictures of us sharing songs and cigarettes/ This is how I’ll always picture you”). 

Noch einmal mehr bestärkt “Under You” also, die Aussage der Band, dass das Album eine “brutal ehrliche und emotional rohe Antwort auf alles, was die Foo Fighters in letzter Zeit durchgemacht haben” darstellt und als ein “Zeugnis für die heilenden Kräfte von Musik, Freundschaft und Familie” zu verstehen ist.

“But Here We Are” erscheint am 2. Juni über Roswell/RCA/Sony und kann bereits vorbestellt werden. An diesem Tag spielen die Foo Fighters auch bei Rock am Ring. Zwei Tage später folgt ihre Show bei Rock im Park.

Wer künftig hinter dem Schlagzeug sitzen wird und an den Aufnahmen beteiligt war, ist immer noch nicht bekannt. Zuletzt dementierten Matt Cameron und Adam “Atom” Willard die Gerüchte, dass sie sich den Posten teilen würden. Gewissheit haben wir wohl spätestens am 24. Mai, wenn die Foo Fighters ihre erste reguläre Show seit Hawkins’ Tod in den USA spielen – oder schon am 21. Mai. Dann übertragen die Foo Fighters nämlich ihr Streaming Event “Preparing Music For Concerts”, das die Band beim erstmaligen Spielen neuer Songs sowie einige Behind-The-Scenes-Aufnahmen aus ihrem Studio zeigt. Das Event ist umsonst und läuft bei uns um 21 Uhr, kann aber auch noch bis zu drei Tage danach angeschaut werden. Weitere Infos dazu findet ihr bei Anbieter Veeps.

Teuflisch eingestaubt

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“Sugar Babies” heißt die zweite Singleauskopplung der kommenden EP “Memory Dust” von Spoon. Diese erscheint laut dem Instagram-Account der Band am 13. Juni. Auf “Sugar Babies” geht es ruhiger zu als gewöhnlich: Die Indierocker aus Texas setzen in knapp sechs Minuten vermehrt auf Piano-Elemente – wie beim vorherigen Cover von David Bowies “I Can’t Give Everything” von “Blackstar”, – und machen den Song damit zu einer melancholischen Ballade.

Letzterer taucht allerdings nicht auf “Memory Dust” auf; dafür zwei weitere Songs: “Silver Girl” und ein Cover von Bo Diddleys “She’s Fine, She’s Mine”. Die Songs entstammen denselben Aufnahme-Sessions wie die ihres bislang letzten Albums “Lucifer On The Sofa”, bisher waren sie aber unvollendet gewesen.

 

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“Lucifer On The Sofa” veröffentlichte die Band im Februar 2022. Im November folgte dann die elektronische Dub-Version “Lucifer On The Moon”. Beide Alben können im Bandshop bestellt werden.

Hierzulande eröffnen Spoon im nächsten Monat auf zwei Shows die Bühne für die Black Keys.

Spoon – “Memory Dust” (EP)

Spoon-Memory-Dust

01. “Sugar Babies”
02. “She’s Fine, She’s Mine”
03. “Silver Girl”

Live: Spoon (Support von The Black Keys)

27.06. Köln – Palladium
28.06. Hamburg – Stadtpark-Open-Air-Bühne

Keine verheulten Augen

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“‘Cry Your Eyes Out’ haben wir gemeinsam in unserem alten Proberaum geschrieben und es war der erste Song, den wir nach der Veröffentlichung von ‘Retaliation’ geschrieben haben. Musikalisch wollten wir versuchen, auf den expansiveren Momenten von ‘Retaliation’ aufzubauen”, so Callum Graham von The Chisel. Damit spielt der Frontmann der britischen Streetpunk-Band auf die neueste Songveröffentlichung “Cry Your Eyes Out” an, die via Pure Noise erschienen ist. Ein Video zum Track gibt es bereits.

Anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, ist der Song alles andere als eine emotional aufgeladene Punk-Hymne. Inhaltlich kreist der Song um einen Typen, der seine Freundin schlecht behandelt und sich dem Verlust zu spät bewusstwird. Dabei geht es darum, die Menschen, die man liebt, zu respektieren und Beziehungen nicht als selbstverständlich hinzunehmen, da bereits im nächsten Moment alles wie ein Kartenhaus zusammenfallen und Situationen von Verlust geprägt sein können. Die Strophen ihrer Message verpacken The Chisel in Old-School-Rock’n’Roll mit einfachen Gitarrenriffs, um dann im Refrain zu vielschichtigen Gitarrenparts überzugehen. Am Ende mündet der Song in einem dichten, melodischen Sound, der an Bands wie The Replacements, Ramones und Leatherface erinnert.

2021 erschien mit “Retaliation” das erste Studioalbum der Band mit Beteiligung von Charles “Chubby” Walker (Chubby And The Gang) – wie wir in unserer Newcomer-Kolumne bereits berichteten. Davor veröffentlichte die Band mehrere EPs, darunter “Deconstructive Surgery” (2020) und “Enough Said” (2021). Daneben steuerte die fünfköpfige Band dieses Jahr den Song “Punisher”  zu “The Extermination Vol. 4” bei. Eine Compilation, an der unter anderem Law Of Power, Spy, Jivebomb und Raw Brigade mitgewirkt haben.

Veränderung mit Glasur

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2020 machte die Hamburger Indie-Punk-Band Mirror Glaze mit ihrer Debüt-EP einen Abstecher in die Süßigkeitenfabrik und hüllte sich mit Songs wie “Cotton Candy Hearts” und “20X” in bonbonfarbene Gitarren-Pop-Träume. Nun steht die erste LP der vierköpfigen Band in den Startlöchern: Das Debüt “All Change Please” wird im Juli via La Pochette Surprise erscheinen. Mit der ersten Singleauskopplung “All Change Please” gibt es auch bereits einen Vorgeschmack auf die erste Platte der selbsternannten “Garage Surfers From Hippie Beach”.

Veränderung, aber zackig! Die erste Singleauskopplung “All Change Please” ist ein musikgewordener Flashback, der einen mit einem ordentlichen Tritt geradewegs Richtung 60er und 70er katapultiert und nicht weniger als die Forderung nach Veränderung in den Raum wirft. Mit weniger Glasur auf der Rhythmusgitarre als auf “Undercover Lover” und “Exit Bag”, handelt “All Change Please” von der Empfindung, sich wie ein Fremdkörper auf diesem Planeten zu fühlen.

Kein Zugehörigkeitsgefühl, dafür die Auseinandersetzung mit der Absurdität des Lebens. Ein Leben, das sich nur manchmal wie ein surrealer Tagtraum aus der Süßwarenabteilung anfühlt und für den Mirror Glaze den Soundtrack liefern – irgendwo zwischen Indie- und Surf-Rock-Soundschnipseln, Garage-Rock à la The 13th Floor Elevators und der durchdringenden Stimme von Frontmann Sebastian Lutz aka Ray. Der Auftakt für ein Album, das einen überzogen mit jeder Menge Zuckerguss und Ketamin-Küssen alles andere als in einen psychedelischen Dämmerschlaf versetzt.

Gegründet hat sich die Band um den Gitarristen und Sänger Sebastian Lutz 2008, nachdem dieser sein Solo-Projekt Love Propagators auf Eis gelegt hatte, um eine neue Rock’n’Roll-Band zu gründen. Ihre Debüt-EP “At The Sugar Factory” veröffentlichten Mirror Glaze 2020 über das Label La Pochette Surprise, auf Kassette. Das Debütalbum “All Change Please” erscheint am 14. Juli und kann bereits vorbestellt werden.

Tracklist: “All Change Please”

01. “Self Immolation
02. “German Fall”
03. “Beggar Lilly”
04. “Ketamin Kisses”
05. “Drift Away”
06. “Pupil Dilation”
07. “All Change Please”
08. “Crystal Ship”
09. “Boyfriends of Instagram”
10. “Back On Track High As Fuck”

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