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Die Lieblingsplatten von Aydo Abay (Musa Dagh)

Lieblingsplatten

Aydo Abay von Musa Dagh
In unserer Rubrik „Lieblingsplatten“ stellen Musiker:innen einige ihrer Lieblingsalben zusammen und erzählen, was diese ihnen bedeuten. Dieses Mal stellt Aydo Abay von Musa Dagh seine sechs Lieblingsalben vor – unter anderem mit The Cure, Alice Coltrane und Protomartyr.
Musa Dagh (Foto: Christop Eisenmenger)
Musa Dagh (Foto: Christop Eisenmenger)

Barış Manço & Kurtulan Ekspres – „Yeni Bir Gün“

Baris Manco war der erste türkische Musiker, den ich als Kind bei Alfred Biolek in „Bio’s Bahnhof“ im deutschen Fernsehen gesehen habe. Dieses Ereignis öffnete ungeahnte gedankliche Möglichkeiten. Es war also möglich, als Türke Rockmusik zu machen und damit ins deutsche Fernsehen zu kommen. Es ist für mich immer noch besonders, im TV aufzutreten. Ein faszinierendes Medium. Ich bin da selten gut aufgehoben, würde fast sagen, dass ich meistens versage, aber manchmal (sehr selten) bin ich gut. Musikalisch war Manço mit seinem Kurtulan Ekspres allen psychedelischen Bands der Jetzt-Zeit wie Tame Impala, King Gizzard & The Lizard Wizard usw. ein offensichtliches Vorbild. Tolle Platten, fast alle aus den 70ern zu empfehlen.

The Cure – „Wish“

Für mich ist „Wish“ der Abschluss einer langen Reise für und mit The Cure. Auf diesem Album findet sich alles noch einmal wieder, was die Band über ein Jahrzehnt lang aufgebaut und geprägt hat. Garniert wird alles noch mit der perfekten Radio-Single für die Ewigkeit. Ich habe „Friday I’m In Love“ immer gehasst. Es ist einer dieser Hits, die man von seiner Lieblingsband nicht hören möchte. Dieser Song musste aber sein, wenn man seine Lieblingsband 30 Jahre später noch in Arenen sehen und hören will. Eine Win-win-Situation für alle also. Ich liebe Robert Smith! Jeder sollte ein wenig wie Robert Smith sein.

David Shrigley – „Goat Music“

Ich kenne David Shrigley in erster Linie als Künstler. Eigentlich war seine Kunst mit Pop-Up-Stores, übertriebener Lustlosigkeit in Kalenderspruch-Ästhetik Social Media um einiges voraus. Mittlerweile hat sich der Künstler der Art der Präsentation angepasst. Sein Insta-Kanal ist ein gutes Beispiel, wie man mit diesem Medium umgehen kann, um seine Kunst zu repräsentieren, ohne sich vollends anzubiedern. Funktioniert aber nur mit konzeptioniertem Content, und der wiederum ist in dem Falle der Künstler selber. „Goat Music“ ist eine Wucht. Diese Platte schafft es, alle Menschen dieser Welt in ein kollektives Lachkoma zu versetzen. Bitte googeln, was es mit der Entstehung und der Geschichte der Platte auf sich hat. Es sei noch erwähnt, dass es eine Picture-Disc ist, ein Begleitheft innehat und einfach alles wunderschön aussieht!

Aydo Abay - David Shrigley

Wolves In The Throne Room – „Black Cascade“

Die einen nennen es Hipster-Metal und für andere ist es die beste Musik um Einkaufen zu gehen. Es gibt kaum eine andere Platte, die mich in Stress-Situationen so oft geerdet hat wie diese. Transzendentale Explosionen, mit unendlicher Weite und keinerlei Trost. Es ist perfekt, um sich in überstrahlten Modeketten-Umkleidekabinen schlecht zu fühlen, weil man Billigware zu billigen Preisen kaufen wollte, um so auszusehen wie viele andere. Manchmal mache ich es trotzdem – dann habe ich aber keine Musik auf den Ohren. Letztens habe ich mir einen Pullover gekauft. Jetzt sehe ich aus wie eine alte türkische Version von Harry Styles. Das ist unfassbar traurig, steht mir aber sehr gut.

Alice Coltrane – „World Galaxy“

Ich kenne diese Platte zwar schon seit frühester Jugend, aber sie ist immer wieder neu für mich. Es ist so, als würde ich einen Kellerclub in irgendeiner Provinz in Schlamm-Amerika betreten und diese Musik würde von ein paar sehr überlegenen Aliens in Menschen-Gestalt auf mich niederprasseln. Die Streicher machen mich jedes Mal fertig und glücklich zugleich. Es herrscht eine tiefe Verbundenheit zu fast jedem Ton. Es mag daran liegen, dass die Platte und ich im selben Jahr geboren wurden, es könnte aber auch daran liegen, dass es ein Gefühl eines Jahrzehnts wieder spiegelt, in dem ich meine Liebe zur Musik entdeckt habe. Ich schaue in letzter Zeit viele Wiederholungen von „The Streets Of San Francisco“ mit dem jungen Michael Douglas und Karl Malden. Diese Bilder, diese Autos, diese Mode passen perfekt zu dieser Platte. Alice Coltrane war die Frau von John Coltrane. Ich dachte immer, sie wäre seine Tochter. Falsch gedacht! Tolle Platte und liebe Grüße an Guido Lucas. Er hat sowohl Alice als auch John Coltrane sehr geliebt!

Protomartyr – „Relatives In Descent“

Eins vorweg. Alle Alben von Protomartyr sind fantastisch. Ich habe die Band das erste Mal 2014 im Monarch am Kottbusser Tor gesehen. Es war ein ganz famoses Konzert. Picklige und unförmige amerikanische Teenager mit einem deutlich älteren Herren am Mikrofon, der wahnsinnig schlecht gelaunt schien und gegen alles und jeden war. Wahnsinn. Ich war sofort fasziniert. Was ich damals nicht wissen konnte und was mich bis heute zum Fan dieser Band macht ist, dass die pickligen und unförmigen Teenager mittlerweile erwachsen sind und mit jeder Platte besser wurden. Der hintere Teil von „Half Sister“ bricht mir jedes Mal das Herz. Ganz toll auch, dass es mit jeder Platte ein kleines Kunst-Büchlein mit Texten und Bildern obendrauf gab bzw. gibt. VISIONS hatte einst Thees und mich gefragt, was Indie sei. Heute habe ich endlich eine Antwort darauf. Diese Band verkörpert Indie wie keine Zweite!

VISIONS empfiehlt:
Musa Dagh

18.05. Köln – Artheater
19.05. München – Strom
21.05. Leipzig – Naumanns
22.05. Nürnberg – Club Stereo
23.05. Frankfurt/Main – Nachtleben
24.05. Berlin – Badehaus Berlin

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