Als sich 1983 in Dublin eine Band gründet, die sich nach dem Slasher-Horrorfilm “My Bloody Valentine” benennt, pflanzt sie damit gleichzeitig den Keimling für ein neues Genre. Eines, das das Gitarrenspiel revolutionieren und einen Abgesang auf bisherige Hörgewohnheiten anstimmen wird. An ein konkretes Datum lässt sich die Geburt von Shoegaze nicht koppeln, doch das Debütalbum “Isn’t Anything” von My Bloody Valentine (MBV) von 1988 gilt als Pionierwerk des neuen Sounds, der sich mit gleichermaßen verzerrten wie verwaschenen Gitarren abgrenzt, die – an diverse Effektgeräte angeschlossen – völlig neue musikalische Welten eröffnen und erweitern.
Mit dem jetzigen Rerelease und Remastering aller Alben und der erstmaligen digitalen Veröffentlichung der My-Bloody-Valentine-Diskografie kann man diese Universen nun im genial glasklaren Klangbild wiederentdecken. Dabei eignet sich die Band um Mastermind Kevin Shields gut dazu, die Geschichte des Genres historisch und stilistisch zu verstehen: Produktionstechnisch begibt sich Shields damals auf neue, experimentelle Pfade, die nicht nur in Effekten und Spieltechniken wie Reverb und Delay, Glider und Tremolo – wie passenderweise auch zwei EPs der Band heißen – ihren Ausdruck finden, sondern auch in seiner ganz speziellen Art Gitarre zu spielen. Shields holt aus dem Instrument alles heraus und verändert mit seinem Sound das Spiel für immer. In der ersten Generation des Genres lassen sich davon Bands wie Ride, Curve oder Slowdive inspirieren, heute entwickeln A Place To Bury Strangers, Nothing, Flyying Colours und viele andere den Shoegaze-Sound auf dieser Grundlage weiter.
Die Schuh-Starrer
Seinen Namen verdankt der Shoegaze wohl den zahllosen Effektgeräte am Boden von Proberaum und Bühne, auf die die Musiker des neuen Sounds beim Spielen schauen (müssen): Bei einem Konzert der Band Moose zu Beginn der 90er amüsiert sich ein britischer Musikjournalist über deren Gitarristen, der scheinbar die ganze Zeit nur auf seine Schuhe starrt, während er den Sound mit den Effektpedalen im Griff behält. Mit dem Artikel kommt der Begriff in die Welt – und bleibt. Die Bands selbst sind unglücklich mit der Bezeichnung, Shoegaze klingt in ihren Ohren eher abwertend und albern, die meisten fühlen sich lächerlich gemacht und nicht ernst genommen. Mittlerweile ist der Begriff derart tief in der Popkultur verankert, dass daraus ganz neue Wortschöpfungen entstanden sind, die Nachsilbe “-gaze” hat ein Eigenleben entwickelt und bis heute diverse Subgenres von Nugaze über Chillgaze, Blackgaze hin zu Witchgaze geboren.
Dass so viele junge Musiker:innen sich heute noch von My Bloody Valentine & Co. inspirieren lassen, ist ein wenig Ironie des Schicksals, oder auch ein später Triumph, denn Shoegaze verschwindet vor 30 Jahren so schnell wie er auftaucht: In Großbritannien wird das eskapistische und enigmatische Konzept Anfang der 90er als etwas Neues und Bahnbrechendes gefeiert – verschwindender Gesang, der selbst wie ein neuartiges Instrument klingt, Walls-of-Sound, die stets anzuwachsen scheinen, sphärische Klangwolken, in denen der Hörende eingefangen wird. Slowdive lieben Fans für den langsamen, loop-artigen Zugang mit hypnotisch gehauchten, psychedelischen Soundwänden, Ride für ihren treibenden, rockigen Ansatz und Curve für ihren eigenwillig harten, Industrial-mäßigen Stil. Doch die immer nach dem nächsten Hype gierende britische Musikpresse sowie die Öffentlichkeit wenden sich schnell ab, Acid House und Britpop sind die neuen Hypes, ausgestatten mit viel Party- und Proll-Charme für tanzwütige Clubgänger. Shoegaze mit seinem eher intellektuellen bis individuellen Musikverständnis hat hier keinen Platz mehr. “Wir waren der Gegenentwurf zu Rockstars wie Bono”, sagt Ride-Sänger Mark Gardener einmal über das Selbstverständnis seiner Szene.
Leider wird damit auch der im Shoegaze weit verbreitete genderneutrale Gegenentwurf-Gesang von rein männlichen Acts wie Oasis, Blur und Konsorten übertönt, die zu Fußball und Pub-Besuchen natürlich besser passen. Diese hauptsächlich männlich besetzen Orte spiegeln sich nun auch weitgehend in der angesagten Musik jener Tage wider und lassen vergessen, dass in zahlreichen Shoegaze-Bands Frauen gleichberechtig gesungen, gespielt und komponiert haben. Etwa auf “Lovelife” (1996), dem letzten Album der Band Lush mit extrem eingängigen Songs wie “Ladykillers” oder dem Duett “Ciao!” mit Pulp-Sänger Jarvis Cocker, wo der Versuch zu spüren ist, (brit-)poppigere Aspekte mit Shoegaze zu vereinen. Viele Fans irritiert das.
So oder so ist Shoegaze Pionier in Sachen Female Empowerment, nur dass dieses trotz der Geräuschmacht des Genres paradoxerweise ziemlich geräuschlos daherkommt und daher zunächst kaum Früchte trägt. Genauso still geht dann auch das Verschwinden der Szene vonstatten, die wegen der Kollegialität und Freundschaft unter den Musiker:innen auch “The scene that celebrates itself” genannt wird. Regelmäßig findet man die einen auf den Konzerten der anderen.
Umso erstaunlicher ist das Revival des Shoegaze: Junge Musikschaffende und Musikhörende entdecken die abgetauchten Bands wieder und ermuntern sie mit geballter Aufmerksamkeit – auch und gerade in den Sozialen Medien – dazu, wieder aufzutreten und neue Alben herauszubringen. My Bloody Valentine veröffentlichen so schließlich 22 Jahre nach ihrem legendären “Loveless”-Meisterwerk im Jahr 2013 ein neues Album namens “MBV”. Auch Slowdive und Ride bringen neue Musik heraus und spielen nun vor einem größeren Publikum als je zuvor. Die neuen Vertreter des Shoegaze tragen inzwischen poetische Namen wie The Pains Of Being Pure At Heart, School Of Seven Bells oder The Megaphonic Thrift und legen ihr Augenmerk – quasi ihren “Gaze” – auf Effekte und Emotionen, mit denen sie ihren mit Rock, Pop oder Electronica angereicherten Sound vorantreiben.

»Wir waren der Gegenentwurf zu Rockstars wie Bono.«
Mark Gardener, Ride
Ästhetisch verbindet die neue Generation von Musiker:innen über die Jahre hinweg eine abstrakte, verträumte wie elegante Optik, die zurückzuführen ist auf das wegweisende, 1980 vom Musikproduzenten Ivo Watts-Russell mitgegründete Londoner Label 4AD, das unterschiedlichsten Bands eine Stimme wie Identität verleiht. 4AD spielt bis heute eine wichtige Rolle im Entdecken und Verlegen von innovativen Acts, die dem Shoegaze verbunden sind, darunter TV On The Radio, Deerhunter, Blonde Redhead und The National. Die ikonischen Covergestaltungen des im Jahre 2019 viel zu früh verstorbenen 4AD-Grafikers Vaughan Oliver verleihen Alben von den Cocteau Twins, Throwing Muses, Lush und Pale Saints ein unvergleichliches Design. Diese Optik mit übereinandergelegten Schriften und Fotos sowie Illustrationen spiegelt gewissermaßen den Sound, der in seiner Effektverliebtheit ebenfalls verschiedene Schichten von Gitarrenläufen übereinanderlegt, bis ein detailverliebtes und dennoch dichtes Werk entsteht. Folgerichtig sind die großen Themen des Shoegaze immer wieder Traum und Schlaf, Weite und Universum, Identität und Auflösung, Zartheit und Brutalität, Entgrenzung und Ewigkeit.
Verträumte Manie
Zwar gelten My Bloody Valentine als die Erfinder von Shoegaze, doch schon in den frühen 80ern sorgen grimmige Lärmvertreter wie The Jesus And Mary Chain für noisige Nebel. Noch viel früher steigen in den 60ern und 70ern experimentelle Artrocker wie The Velvet Underground in vernebelte Soundfelder ab. Die kühlen 80er mit Acts wie Siouxsie And The Banshees – ein Song der Gothic-Rock-Ikonen heißt übrigens “Slowdive”, und die Band Lush hieß ursprünglich The Baby Machines, nach einer Songzeile eines anderen Siouxsie-Tracks – inspirieren später etwa School Of Seven Bells massiv. 1980 gründet sich in Schottland die enigmatische Band Cocteau Twins, deren ungewöhnlicher Sound zwischen Gothic Rock und ätherischem Ambient wiederum My Bloody Valentine nachhaltig beeinflusst und durch die Mischung aus harten schneidenden Sounds und sphärischem Gesang prägen wird: Vor allem der ungewöhnliche Gesangsstil von Elizabeth Fraser, zwischen gälischem Gebetstil und Fantasiesprache angesiedelt, wird zum Vorbild der androgynen, nicht zu lokalisierenden Valentine-Vocals. Die klingen selbst wie ein Instrument, sind ätherisch verhangen, verhuscht und verträumt – und prägen dadurch selbst. So erinnert sich My-Bloody-Valentine-Gitarristin und -Sängerin Bilinda Butcher, dass ihre Kolleg:innen sie für Aufnahmen sogar aus dem Schlaf holten. Beim Einsingen versuchte sie dann stets, sich an das zurückzuerinnern, wovon sie eben noch geträumt hatte. Doch nicht nur dieser somnambule Singsang, sondern auch die Liebe der Cocteau Twins zu Effektgeräten und viel Hall liefert eine Art Blaupause für das Genre.
Auch Shoegaze selbst liefert Anstöße für andere Genres, etwa für ein entscheidendes der Alternative-Musik-Szene: Grunge wird von Shoegaze-Acts inspiriert, gleichzeitig erstickt er ihn schon kurz darauf. Als die Welle der neuen Subkultur mit Nirvana, Pearl Jam, Soundgarden & Co. über die Welt schwappt, erklärt die Musikpresse bald darauf die Shoegaze-Bewegung für tot. Tragischerweise markiert der Suizid des Lush-Drummers Chris Acland im Jahr 1996 – zwei Jahre nach dem Tod von Kurt Cobain – das endgültige musikalische Ende vieler Shoegaze-Pioniere. Doch die verzerrten Gitarren und düsteren Themen des Grunge sind in gewisser Weise die Kinder des Shoegaze, nur dass diese lieber im Dreck spielen und mit ihrem Noiserock die Hässlichkeit der Welt anbrüllen. Shoegaze-Künstler:innen hingegen stellen dem ordinären Lärm der Welt ihren mysteriösen Lärm entgegen und vergraben sich und ihre Fans geradezu darin. Kritiker halten ihnen genau das oftmals als elitären Eskapismus vor. Neuere Bands wie Diiv 2011 gegründet, haben mittlerweile beide Welten mit ihrem rockigen bis romantischen Grungegaze zusammengebracht.
Das Eskapistische des Shoegaze lässt sich einmal mehr anhand von My Bloody Valentine und deren Mastermind Kevin Shields verdeutlichen, in Form einer Story, die zwischen Krimi, Legenden- und Liebesgeschichte sowie Groteske pendelt: Nach dem Debütalbum verschanzt sich die Band für “Loveless” im Studio und verschleudert dort so viel Geld, dass ihr Label Creation angeblich pleitegeht – was ein würdiger Grabstein für die Plattenfirma um den schillernden Boss und Oasis-Förderer Alan McGee gewesen wäre, hätte das Label nicht noch bis 1999 existiert. Als man dort endlich das “Loveless”-Tape in der Hand hält, denkt man an einen grausamen Scherz: Dieser verwaschene, verzerrte Sound ist Absicht? Ein 2021 erscheinender Film namens “Creation Stories” von unter anderem “Trainspotting”-Autor Irvine Welsh, wartet neben anderen aufregenden Geschichten auch mit dieser über Shields und My Bloody Valentine auf. Im Trailer läuft dazu eine der Hymnen des Genres: das gut acht Minuten lange Epos “Leave Them All Behind” von Ride.
Die Legende um “Loveless”, für das eigentlich nur fünf Studiotage eingeplant waren und das dann zwei Jahre brauchte, liefert ein elementares Teilchen zum Mythos dieser Musik gewordenen Manie. Shields arbeitet seinerzeit wie besessen an seiner Vorstellung vom perfekten Sound, sodass er bald als verschrobenes Genie gilt. Für “Loveless” werden unzählige Toningenieure verschlissen, unzählige Drogen konsumiert, zwei Tinnitus-Vorfälle überstanden und schließlich ein Tonstudio nach dem anderen heimgesucht. Hinter Stacheldraht abgeschirmt lebt Shields danach, angeblich von einem Nervenzusammenbruch geplagt, zusammen mit 20 Chinchillas als Einsiedler im Norden von London und geht niemals ans Telefon. Sein Pendeln zwischen Genie und Wahnsinn rückt ihn in die Nähe eines Brian Wilson oder Syd Barrett, er wird zu einer Art Howard Hughes des Shoegaze erklärt – jenem genialen US-Unternehmer und Piloten der 20er und 30er Jahre, dessen schwindende (geistige) Gesundheit später für seinen Rückzug von der Welt verantwortlich war und über den Ride 1992 ein Stück schreiben.
Dennoch ist Shields es wieder, der das Genre einem größeren Publikum näherbringt, als er 2003 überraschenderweise einige instrumentale Tracks zum von ihm selbst kompilierten Soundtrack des Films “Lost In Translation” beiträgt, auf dem auch “Sometimes” von My Bloody Valentine selbst und “Just Like Honey” von The Jesus And Mary Chain vertreten sind. Ein Film, der sich mit eskapistischen Schlafzuständen und wolkigen Tagträumereien befasst, wird gewissermaßen zum Erweckungssignal des Genres mit seinen honigsüßen Melodien und zeitlosen Realitätsfluchten. Am Ende der Szene flüstert Protagonist Bill Murray Scarlett Johansson etwas ins Ohr, was man förmlich zu hören glaubt, doch die Worte werden vom Menschenlärm außen herum verschluckt. Könnte es eine schönere Metapher für die zarten und zerbrechlichen Gesangsstimmen im Shoegaze geben, die man durch die kilometerdicken Walls-of-Noise vernimmt?
Effekte, Effekte, Effekte
Der Name Shoegaze fokussiert sich einerseits auf das offensichtliche Erscheinungsbild, das die Bands bei ihren Auftritten abliefern, also das konzentrierte Starren auf ihre Werkzeuge, aber auch auf den musikalischen, der durch diese Effektgeräte erzeugt wird. Viele Shoegaze-Acts nutzen Hall, Flanger und Feedback für ihre dichten und aus mehreren Schichten erbauten, mehrstimmigen, melancholischen Gitarrenwände. Das Wabern in der Shoegaze-Geräuschkulisse lässt aber auch Raum für Rockismen. So ist Noise ein ebenso passender Mantel für die psychedelischen, mit polyphonem Gesang angereicherten Tracks: 60s-Einflüsse wie die der Byrds oder Beach Boys klingen hier nach, letztere wiederum sind ein großer Einfluss für Kevin Shields. So finden sich unter den Schichten der Songs von My Bloody Valentine schimmernde Pop-Melodien, die man als Hörer erst ausgraben muss, nachdem einen die extrem lauten Geräuschwände in ein Niemandsland zwischen Realität und Reverb entführt haben – auf Konzerten geht es gern mal mit Presslufthammer- und Flugzeugstart-lauten 126 Dezibel an die Schmerzgrenze, die Fans besonders in der nervenaufreibenden und Noise-fressenden “Holocaust-Section” des Songs “You Made Me Realise” bis zu 20 Minuten lang aushalten müssen.
Hunderte von Effektgeräten besitzt Shields, hinter denen er sich auch bei Konzerten verschanzt: Flanger, Distortion, Whammy – you name it! Shields hat seinen Stil einmal als “unendlichen Horizont” bezeichnet. Seine charakteristische Glide-Guitar-Technfunktioniert hauptsächlich über Reverse-Reverb, die das normale Gitarrenspiel in etwas Hypnotisches, eben Transzendentales verwandelt. Brian Eno spricht nach dem erstmaligen Hören der überraschend tanzbaren Hymne “Soon” zwischen Madchester-Groove und Sonic Youth-Einschüben sogar von einem neuen Standard für Pop-Musik: “Das ist die schwammigste Musik, die je zum Hit geworden ist.” Die Sample-Effekte darin sind letztlich Ergebnis von Experimenten. Mit seinem Lieblingsinstrument – der roten Fender Jazzmaster von 1964 – entwickelt und verfeinert er den charakteristischen Gitarrensound seiner Band: Der beruht darauf, dass er die gespielten Noten quasi nach unten biegt und so in ein hauchdünnes Vibrato verwandelt. Shields wiederholt dann einen Akkord immer wieder und immer schneller, so dass dieser unwirkliche Feedback-Effekt entsteht.
Rückkopplung, Rückmeldung und Resonanz sind nicht nur musikalische Auswirkungen, auch ganz konkret führt Shields Pionierarbeit zu der Entstehung neuer Shoegaze-Bands weltweit: In Deutschland lassen sich etwa Malory und Jaguwar infizieren, Asobi Seksu aus New York oder die Südkoreaner:innen Say Sue Me, in Osteuropa Bands wie Pia Fraus und in Russland Blankenberge oder Pinkshinyultrablast, die sich ihren Namen wiederum von der extrem noisigen US-Band Astrobrite leihen, deren 2002er-Album so hieß. Der Einfluss der ersten Shoegaze-Generation um Bands wie Chapterhouse, Pale Saints, Lush, Slowdive, Curve, Ride und vielen anderen hinterlässt auch nachhaltig Eindruck bei Robert Smith von The Cure, der in der so aufschlussreichen wie sehenswerten Dokumentation “Beautiful Noise” (2014) verlauten lässt: “Kulturell war [Shoegaze] eine der erfolgreichsten Bewegungen der vergangenen 40 Jahre.” Deutet man erfolgreich nicht kommerziell, sondern im Sinne des künstlerischen Einflusses, kann man seiner Aussage kaum widersprechen. Die Weite des Genres lässt auch das musikalische Ausfasern in weitverzweigte Adern zu, sodass die Spielarten unendlich geworden sind. Verschiedene Heavy-Metal-Acts erkennen das Potential der mächtigen Gitarrenwände und spielen bald Metalgaze. Spezielle Black-Metal-Bands wie Alcest, Deafeaven oder Amesoeurs initiieren gar ein ganzes Blackgaze-Genre.
Auf der anderen Seite des musikalischen Spektrums steht der ätherische, schleppend langsame Aspekt, den Dreampop-Acts wie Beach House, Washed Out oder auch Sigur Rós aufnehmen und weiterspinnen, während Bands wie The Xx diesen bis aufs Minimum reduzieren. Dreampop nutzt neben verfremdeten Gitarrensounds auch die Möglichkeiten elektronischer Musik, setzt dabei wie sein großer Bruder Shoegaze auf verträumte Soundscapes, in die man sich fallen lassen kann wie in ein weiches Himmelbett. Der Anschlag geht also von ganz leise zu ganz laut, ein Sound-Universum, das sich räumlich wie zeitlich unendlich ausdehnt.
Dass My Bloody Valentine nun schon wieder seit knapp zehn Jahren Jahr für Jahr ein neues Album ankündigen, im Zuge der aktuellen Rereleases sogar zwei neue Werke, das ist wieder ein schön seltsames neues Kapitel in der Geschichte. Denn wie lautet der Titel einer der schönsten Shoegaze-Coverversionen, übrigens auch von My Bloody Valentine: “We Have All The Time In The World”. Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter.
Inhalt
- My Bloody Valentine: Die History – Beautiful Noise
- Shoegaze: Die Schlaglichter – Bis zur Unendlichkeit
- Shoegaze: Die 40 besten Platten – Dream On