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Samiam geben Tourtermine bekannt

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Über 10 Jahre mussten Fans auf ein neues Album von Samiam warten. Konzerte spielte die US-Emo-Band in dieser Zeit zwar durchaus, über die Veröffentlichung einer neuen Platte ließen sie ihre Fans allerdings lange im Unklaren. Im März diesen Jahres präsentierten sie dann mit “Stowaway” den Nachfolger des 2011 erschienen “Trips”. Obwohl das Album einem hymnischeren Ansatz als seine Vorgänger folgt, haben Samiam gezeigt: Songs für den Moshpit können sie auch nach 30 Jahren Bandgeschichte noch produzieren. Entstanden im Corona-Jahr 2020, wurde das Album in mehreren Studios aufgenommen. So unter anderem im Otis-Studio von Green-Day-Sänger Billy Joe Armstrong.

Nun haben Samiam eine Europatour für nächstes Jahr angekündigt. Für diese werden sie ebenfalls die hiesigen Bühnen bespielen. Die erste Deutschlandshow ihrer kommenden Tour wird am 20. Januar in Köln im Gebäude 9 stattfinden. Daneben sind Konzerte im Schlachthof in Wiesbaden und in Berlin im Hole44 geplant. Der Vorverkauf startet am Freitag, den 8. September, um 10 Uhr an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

VISIONS empfiehlt: Samiam

20.01.24 Köln – Gebäude 9
22.01.24 Stuttgart – Wizemann Club
23.01.24 Wiesbaden – Schlachthof
24.01.24 Hamburg – Logo
25.01.24 Münster – Gleis 22
26.01.24 Hannover – Café Glocksee
27.01.24 Berlin – Hole44
28.01.24 München – Strom
30.01.24 Langenthal – Old Capitol

Keine Zeit für die Apokalypse

Was für eine Mordsgaudi: Celestial Sanctuary überzeichnen auf ihrer zweiten Platte “Insatiable Thirst For Torment” (Church Road, 25.08.) derart farbenfroh die Greul der Welt, das Quartett aus Cambridge lebt förmlich für Mord und Totschlag. Restliche Gemütslage: Morbid Angel mit Bodenhaftung, Suffocation in der verkehrsberuhigten Zone und olle Death-Metal-Tugenden rübergebolzt ins Hier und Jetzt. Spätestens wenn in “Meandering Stream Of Foul Fluid” die Gitarren wehmütig singen, ist dieser Gewaltausbruch einfach nur noch lächerlich fantastisch. Diese vielschichtige Machtdemonstration ist so gut, dass einem irgendwann sogar die übergriffigen Trigger-Bassdrums egal sind.

Die Laune in Vancouver, British Columbia scheint anders mies zu sein: Anti-God Hand beziehungsweise William Ballantyne geht seinen voluminösen Black Metal auf dem zweiten Album “Blight Year” (American Dreams, 25.08.) kosmisch an. Klimakrise ist eben auch, wenn einem die Nachbarschaft unterm Arsch wegbrennt und man sich der Kraft der Natur hingibt. Am Schlagzeug hilft Greg Fox (Ex-Liturgy), dass diese urgewaltige Feuerwalze einigermaßen menschlich wirkt. Black Metal ist hier nur noch der Gesang und der Wille, an die Grenzen und einen Schritt weiterzugehen. Der Rest: kraftvolles avantgardistisches Gepolter ohne jegliche Anflüge von Selbstgefälligkeit – und dann diese schier unendlichen Melodien von “Hyperincursion Of The Theocentre”.

Null Zuversicht schlagen einem derweil Pyrkagion (Foto) auf ihrer ersten EP “The Katechon And The Unending Fire” (Cestrum Nocturnum, 18.08.) in den Magen. Z Wise (Hissing), D Desmond (Bell Witch) und B Butler (Human Effluence) schauen vom Berg ins brennende Tal und begegnen dem Schlamassel mit sludgy Black Metal und Doom-Death der widerlichsten Sorte – was ausdrücklich als Kompliment gemeint ist. Die Spendierhosen hat das Trio aus dem Großraum Seattle/Portland eh nicht an: Hier gibt es keinen Funken Hoffnung, keine Liebe, allerhöchstens verwaschene und windschiefe Leads, Geröll und finstere Kotzprosa, die aus dieser Drecksuppe allenfalls bis zum Hals herausragt. Direkt nach der Tagesschau wirkt das alles leider recht detailgetreu, so ehrlich muss man sein.

Dem Weltuntergang spirituell entgegenzutreten, geht natürlich auch: Auf ihrer zweiten Platte “From The Wound Spilled Forth Fire” (Prosthetic, 25.08.) machen sich Nixil aus Baltimore komplett frei von allem. Achtung, Metaebene: die olle Existenz abstreifen, abfackeln und – hurra – Neuanfang als Lichtblitz. Mit ergreifender Dynamik scheppert sich das Quintett teils hochmusikalisch durch crispy Black Metal, schattigen Sludge, verdreckten Power Metal und bisweilen ganz große Kunst – mitunter fast verletzlich. “A Door Never Closed” bitte einfach einrahmen, auch wenn es, spirituell gesprochen, wohl keine Wände mehr geben wird, wo man das später aufhängen könnte.

Sollte die Erde wider Erwarten nur die Zombieapokalypse heimsuchen, lohnt es sich verstärkt auf Rotten Casket zu setzen. Deren Debüt “Zombicron” (Supreme Chaos, 25.08.) scheint gute Medizin zu sein. Martin van Drunen (Asphyx, Ex-Pestilence, Ex-Bolt Thrower), Stefan Hüskens (Asphyx), Yorck Segas (Sodom) Patrick Van der Breek (Disabuse) und Frank Bergesson (nix in der Klammer) stampfen mit ihrem crustigen Old-School-Death-Metal alles platt. Wenn das alles nichts hilft, hauen sie die Zombies mit Keulen aus der Wortspielhölle: “Cape Cadaveral”, “On Crystal Deth” oder “Mass Conzombtion Society”. Ja, das ist ein großer Spaß zwischen Pungent Stench, Autopsy und vorbildlich verdummtem Schweden-Death-Metal. Komm, der Weltuntergang soll sich selbst bumsen gehen. Es ist keine Zeit für die Apokalypse.

Zwischen Weltschmerz und Realität

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Schon das erste Album “Krach” der Wiener-Band Leftovers war geprägt von Weltschmerz, Hysterie und der Frage nach dem Sinn des Lebens, auf ihrem neu angekündigten Album “Müde” weiten sie diesen Themenbereich nun weiter aus und befassen sich mit den kleinen und großen Katastrophen, die das Erwachsen werden mit sich bringt. Schon die erste Single “Du bist schon tot bevor du lebst” zeugt mit Zeilen wie “Wenn dein Leben keinen Sinn mehr hat/ Dann hat dein Leben auch kein Problem” von ausgeprägtem Nihilismus.

Ihr zweites Album entstand innerhalb von nur zwei Wochen in den Wiener Cosmix Studios,  in Zusammenarbeit mit Alexander Gschwendter, der bereits “Krach” produziert hatte. “Ich bin froh, dass wir diesen Weg gegangen sind”, so Schlagzeuger Leon Eder. “Alexander ist genauso alt wie wir und ein fester Teil der Wiener Szene”. Eder beschreibt weiter, dass der Weg der meisten österreichischen Künstler:innen mit der Zeit nach Berlin führe, es aber für Leftovers keinen Grund gäbe, irgendwo anders hinzugehen, da in Wien gerade so viel spannende Musik entstünde, wie kaum woanders in Europa.

“Müde” erscheint am 3. November und kann noch vorbestellt werden. Im Dezember geht die Band außerdem auf ausgedehnte Deutschlandtour. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Leftovers – “Müde”

Leftover - Müde (Credtis: Florian Röthel, Ella Bella, "kukukunst")

01. “System”
02. “15. Bezirk”
03. “Bellen”
04. “Du schmeckst so gut”
05. “Ohne dich”
06. “Fick dich”
07. “Es tut weh”
08. “Kalt”
09. “Gegen die Wand”
10. “Du bist schon tot bevor du lebst”
11. “Metall”
12. “Risse”

Live: Leftovers

06.12. Leipzig – Naumann’s
07.12. Frankfurt – Nachtleben
08.12. Würzburg – Bachtolzheimer Hof
09.12. Karlsruhe – Alte Hackerei
10.12. München – Milla
12.12. Köln – Bumann & Sohn
13.12. Dortmund – FZW
14.12. Hannover – Faust
15.12. Hamburg – Molotow
16.12. Berlin – Urban Spree

 

Steve Harwell ist tot

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Bereits am Sonntag wurde der ehemalige Smash Mouth-Sänger Steve Harwell laut Medienberichten in ein Hospiz eingeliefert. TMZ berichtete weiter, dass Harwell sein Leben lang mit Alkoholmissbrauch und seinen Folgen zu kämpfen hatte. Nun ist Harwell im Alter von 56 Jahren im Kreise seiner Freunde und Familie an Leberversagen gestorben, wie Bandmanager Robert Hayer gegenüber Rolling Stone und weiteren US-Medien bestätigte.

Seine verbliebenen Bandkollegen posteten ein Statement auf X (ehemals Twitter), in welchem sie Harwell als “echtes amerikanisches Original mit einem überlebensgroßen Charakter” bezeichneten. “Steve sollte für seine unerschütterliche Konzentration und seine leidenschaftliche Entschlossenheit, die Höhen des Popstar-Daseins zu erreichen, in Erinnerung bleiben”, so die Band weiter.

Harwell hatte Smash Mouth 1994 gemeinsam mit Bassist Paul De Lisle, Gitarrist Greg Camp und Schlagzeuger Kevin Coleman gegründet, mit ihrem Debütalbum “Fush Yu Mang” und der Single “Walkin’ On The Sun” konnten sie erste Erfolge verbuchen, mit dem Song “All Star” konnte die Band einige Jahre später dann weltweite Erfolge feiern, als der Song unter anderem auf dem “Shrek”-Soundtrack auftauchte. Harwell hatte die Band 2021 verlassen und sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Drive Like Jehu Tribute-Album

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Dass Emo in den 90er Jahren seinen Weg in die Ohren einer zunehmend größeren Fangemeinde fand, verdanken Bands wie Thrice, Sparta und Fotocrime unter anderem Drive Like Jehu. Um diese zu huldigen, werden sie 17. November das Tribute-Album “Learn To Relax! A Tribute To Jehu” veröffentlichen.

Die Evolution von Hardcore-Punk zu Post-Hardcore begann in den 1980er Jahren. Drive Like Jehu lösten sich von den damaligen konventionellen Songstrukturen und verkomplizierten das bis dahin genretypische Gitarrenspiel. Die Band war von 1990 bis 1995 aktiv gewesen, nach einer Auflösung und späterer Reunion dann noch einmal von 2014 bis 2016. Sänger und Gitarrist Rick Froberg (auch Hot Snakes und Obits) verstarb überraschend im Juni dieses Jahres im Alter von 55 Jahren.

Thrice und Sparta gehören zu den Bands, die den Post-Hardcore Anfang der 2000er ein weiteres Mal einer größeren Fangemeinde mit eingängigem, klarem Gesang und melodiösen Instrumentalen zugänglich machten. Auf weiteren Alben fanden sich beide Bands vermehrt auch im Alternative-Rock-Bereich wieder. Dieses Jahr veröffentlichten Thrice eine neu aufgenommene Version ihres 2002 veröffentlichten Albums “The Artist In The Ambulance”, das sie auf ihrer kommenden Tour in Gänze präsentieren werden. Weitere Bands auf dem Album sind unter anderem Division Of Laura Lee, If It Kills You, Ways Away, No Lights und Spite House.

“Learn To Relax! A Tribute To Jehu” erscheint am 17. November über Noise Real Records und kann bereits über Bandcamp vorbestellt werden.

Various Artists – “Learn To Relax! A Tribute To Jehu”

Various Artists - Learn To Relax! A Tribute To Jehu

01. Thrice – “Here Come, The Rome Plows” (Vinyl-exklusiv)
02. Sparta – “Super Unison”
03. Division Of Laura Lee – “Bullet Train To Vegas”
04. If It Kills You – “If It Kills You”
05. Ways Away – “Do You Compute”
06. Fotocrime – “Hand Over Fist”
07. No Lights – “New Math”
08. Spite House – “Human Interest”

Klassiker entstauben

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Am Sonntag, 3. September, traten die Foo Fighters im Rahmen des Jazz Aspen Snowmass Festivals auf und holten gegen Ende ihres Sets einen alten Bekannten auf die Bühne: bereits 2018 hatten sie gemeinsam mit Billy Idol ein Cover von John Lennons “Gimme Some Truth” performt, dieses Mal widmeten sich Dave Grohl, Idol und Co. dem Sex Pistols-Klassiker “Pretty Vacant”.

Der Song erschien ursprünglich auf dem Debütalbum der Sex Pistols, “Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols”. Bereits 2007 hatten die Foo Fighters bei den MTV Europe Music Award den Klassiker “God Save The Queen” gecovert.

Mitte August war Dave Grohl zuletzt mit der All-Star-Coverband Chevy Metal aufgetreten, wo er gemeinsam mit unter anderem Red Hot Chili Peppers-Drummer Chad Smith ein Cover von “Dirty Deeds Done Dirt Cheap” von AC/DC zum Besten gegeben hatte. Mit den Foo Fighters hatte Grohl zuletzt Pop-Sänger Michael Bublé auf die Bühne gebeten, im Juli spielten sie eine Hommage an die verstorbene irische Musikikone Sinéad O’Connor.

Neuzugänge im Line-up

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Passend zum Verkaufsstart von Tagestickets ab dem 5. September für das Synästhesie Festival in Berlin, gibt es gleich mehrere Neuzugänge im Line-up: Neben bereits angekündigten Acts wie Le Femme, The Warlocks, Holy Wave und Lucy Kruger and the Lost Boys reihen sich nun unter anderem das dänische Post-Punk-Quartett Iceage in das Line-up ein. Das dänische Post-Punk-Quartett hatte im letzten Jahr ihr Compilation-Album “Shake The Feeling: Outtakes & Rarities 2015-2021” veröffentlicht.

Außerdem neu mit dabei ist das neue Duo von Gwen Dolyn und Stefan Israel von Kraftklub – Die Tränen, ebenso wie Pol, die New Yorker Speed-Rock-Band Pons und Tentative, die sich im französischen Synth-Wave aufhalten.

Tickets für das Synästhesie Festival sind über die Festivalwebsite ab 78 € erhältlich, Tagestickets gibt es ab rund 57 €.

Sprints kündigen Deutschlandshows an

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Bislang waren Sprints auf ihren Touren primär in Großbritannien unterwegs, im Februar 2024 kommen sie nun auch für zwei Termine auf die deutschen Bühnen. Die Dubliner Band um Frontfrau Karla Chubbs spielt rauen Garage-Punk mit Noise-Elementen und nähert sich gerne mal dem Post-Punk an. Die Queer-Hymne “Literary Mind” zum Beispiel erweist sich auch als echter Indie-Ohrwurm, der vor Euphorie nur so strotzt.

Seit Anfang des Jahres ist die Band beim Berliner Indie-Label City Slang untergekommen und hat erst heute die neue Single “Up and Comer” veröffentlicht. Das Debütalbum “Letter To Self” erscheint am 5. Januar via City Slang und kann noch vorbestellt werden. Mitte des Monats spielen Sprints im Rahmen des diesjährigen Reeperbahn-Festivals.

Tickets für die beiden Deutschlandkonzerte gibt es ab Mittwoch, 6. September, um 11 Uhr im Eventim Presale, der allgemeine Vorverkauf startet am Donnerstag, 7. September an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Sprints – “Letter To Self”

Sprints: Letter To Self

01. “Ticking”
02. “Heavy”
03. “Cathedral”
04. “Shaking Their Hands”
05. “Adore Adore Adore”
06. “Shadow Of A Doubt”
07. “Can’t Get Enough Of It”
08. “Literary Mind”
09. “A Wreck (A Mess)”
10. “Up And Comer”
11. “Letter To Self”

 

VISIONS empfiehlt:
Sprints

22.09. Hamburg – Reeperbahn Festival
18.02. Berlin – Cassiopeia
20.02. München – Kranhalle

Rückkehr an die Ems

Zu Beginn fällt kurz die E-Gitarre aus, aber Muff Potter reagieren darauf souverän: Während Gitarrist und Sänger Thorsten Nagelschmidt gemeinsam mit dem Techniker auf die Suche nach der Fehlerquelle geht, improvisieren Gitarrist Felix Gebhard, Bassist Dominic Laurenz und Schlagzeuger Thorsten Brameier einfach kurzerhand und spielen etwas länger auf der kleinen Gitarrenfigur kurz vorm Break von “Flitter & Tand”, bis ihr Sänger wieder einsteigen kann. Gefalle ihm ganz gut, diese Version, sagt Nagelschmidt – und das sei ja auch aufregend am Rock, dieser “altertümlichen Art, Musik zu machen”, mit all den Kabeln und Fehlerpotenzial. Es stimmt – wer live bloß eine Reproduktion einer Albumaufnahme sehen will, soll daheim vor dem Plattenspieler bleiben.

Muff Potter, Rheine (Foto: Leonie Riepe)
Thorsten Nagelschmidt gibt den Conférencier in der Stadthalle Rheine (Foto: Leonie Riepe)

Die Stadthalle Rheine ist nicht unbedingt bekannt für szenige Punkrock-Konzerte, sondern vor allem für Abibälle, Theaterstücke, Comedy und Coverbands. Muff Potter spielen heute das erste Konzert in ihrer lange hinter sich gelassenen Heimatstadt seit 2004. Sie feiern an diesem Wochenende ihren 30. Bandgeburtstag unter dem Titel “Die Ernte 23 Qualitätsauslese”. Am Vorabend gastierten sie noch im Berliner SO36, nun sind sie an der Ems. Dahinter steckt ein wahrer Gewaltritt für die Band, der aus zwei aufeinanderfolgenden Sets besteht: Einem gekürzten regulären, das so ähnlich auch auf ihrer Tour zum aktuellen Album “Bei aller Liebe” aufgeführt wurde, sowie einer Werkschau, in der sie chronologisch je einen Song einer ihrer Veröffentlichungen spielen – also vom “Bambule”-Demo-Tape von 1994 bis heute.

Muff Potter, Rheine (Foto: Leonie Riepe)
Schlagzeuger Brami ist der einzige in der Band, der noch im Münsterland lebt. (Foto: Leonie Riepe)

Den Anfang macht die eloquente Spätkapitalismus-Abrechnung “Bei aller Liebe”: Mit dem Opener “Killer” laden Muff Potter ins Corona-Berlin ein, geben dem Konzert einen Moment, um zu atmen, und öffnen dann die Arme: “Was wird hier noch gebraucht? Was machen wir jetzt daraus?” Neben den neuen Stücken – darunter auch die aktuelle B-Seite “Single/Kandidat” – blicken Muff Potter zunächst mit “Wenn dann das hier” und “Take A Run At The Sun” kurz in die Vergangenheit, dann rufen sie ihre Freundin Jule März als Gastsängerin ans Mikrofon, die die Band einst auf “Heute wird gewonnen, bitte” und “Von Wegen” unterstützte. Gemeinsam singen sie “Schwester im Rock”, beim zweiten Set kommt März unter großem Applaus zu “Von wegen (aus Gründen)” erneut auf die Bühne. Zum Spoken-Word-Koloss “Nottbeck City Limits” steigt Nagelschmidt runter ins Publikum und brüllt den Besucher:innen den Text wortwörtlich direkt ins Gesicht – er geht Stirn an Stirn mit den Leuten und transportiert die klaustrophobische Stimmung der Strophen über die Ausbeutung in großindustriellen Schlachthöfen direkt auf die Gäste.

Muff Potter, Rheine (Foto: Leonie Riepe)
Früher mal Shredder, heute Dominic Laurenz… (Foto: Leonie Riepe)

Zum zweiten Set wechselt der Sänger vom Anzug ins Gleis 22-T-Shirt: Muff Potter eröffnen mit ihrem allerersten Song “08/15 und allein”, Brameier übernimmt den dazugehörigen Eingangsmonolog, dann spielt die Band “12 + Scheisse = Minus” von ihrem Debütalbum und “Meduzin” von “Schrei, wenn du brennst” – ein Ausflug in die Deutschpunk-Vergangenheit, der besonders im Vergleich zu den darauffolgenden Stücken klarmacht, wie sehr sich Muff Potter über die Jahre gewandelt haben. Vom Kleinstadt-Punk zur cleveren Rockband, die sich an Pop, Indie, Punk, Krautrock und allem dazwischen bedient. Zu “Wir sitzen so vorm Molotow” kommt Deniz Jaspersen auf die Bühne, der mit seiner Band Herrenmagazin den Abend eröffnete, sich nun gewissermaßen für Nagelschmidts Gastgesang bei “Lilly Lametta” zu Beginn des Abends revanchiert und selbst nicht so ganz glauben kann, dass er das gerade tut. Herrenmagazin, Muff Potter: ein großes, emotionales Gipfeltreffen für deutschsprachigen Indie-Emo-Punk, das nach dreieinhalb Stunden folgerichtig mit “100 Kilo” endet.

Muff Potter, Rheine (Foto: Leonie Riepe)
Ist zum Comeback-Album dazugestoßen: der umtriebige Felix Gebhardt. (Foto: Leonie Riepe)

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