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Rick Froberg (Hot Snakes, Drive Like Jehu) mit 55 Jahren verstorben

Drive Like Jehu, Hot Snakes, Obits

Rick Froberg ist tot
Rick Froberg, Sänger und Gitarrist von Drive Like Jehu, Hot Snakes und Obits, ist überraschend mit 55 Jahren verstorben.
Drive Like Jehu, live in Madrid 2016 (Foto: Mariano Regidor/Redferns)
MADRID, SPAIN - JUNE 10: Rick Froberg from the band Drive Like Jehu performs onstage at Caracol on June 10, 2016 in Madrid, Spain. (Photo by Mariano Regidor/Redferns)

Wer von Rick Froberg spricht, kommt nicht drumherum, irgendwann auf seine Stimme zu sprechen zu kommen. Die Stimme eines sehnigen Mannes, der viel raucht. Ein bisschen nasal, ein bisschen schrill, ein bisschen rau, immer kräftig. Eine Stimme, mit der Froberg nachdrücklich Wut, Frust, Angst, Verzweiflung, Irritation aber auch Melancholie transportieren konnte. Gelegenheit dafür hatte er reichlich in gleich mehreren Bands, denen geradezu kultische Verehrung entgegengebracht wird.

Am 19. Januar 1968 kommt Froberg in Los Angeles zur Welt. Er wächst in Encinitas auf, einem nördlichen Bezirk des San Diego County im Süden Kaliforniens.

Mit 18 Jahren stößt er 1986 zur Band Pitchfork um Gitarrist John Reis, Bassist Dan Ankrom und Schlagzeuger Joey Piro. Es ist eckiger, garagiger Post-Punk mit Einflüssen von Mission Of Burma bis Sonic Youth. Froberg verleiht den Songs mit seiner Stimme Tiefe, Dringlichkeit, Nervosität. 1990 erscheint das einzige Album „Eucalyptus“, für das Froberg auch das Artwork designt. Es bleibt nicht sein letztes.

Der Übergang von Froberg und Reis zur nächsten gemeinsamen Band ist fließend. Mit Bassist Mike Kennedy und Schlagzeuger Mark Trombino gründen die beiden noch 1990 Drive Like Jehu. Es ist die Band, die den progressiven Punk-Sound von Washington DC nach Kalifornien holt. Was an der Ostküste Fugazi, Rites Of Spring oder Moss Icon sind, das sind an der Westküste Drive Like Jehu. Ihr Sound: Ein irrer, so noch nie dagewesener Mix aus Post-Hardcore, Emo, Math- und Noiserock. Das namenlose Debüt erscheint 1991, der Nachfolger „Yank Crime“ von 1994 wird zu einer wichtigen, unendlich einflussreichen Blaupause des Genres.

Froberg spielt eine gnadenlose Rhythmusgitarre, die sich perfekt ergänzt mit Reis‘ sich windender Leadgitarre. Eine Rezeptur, die die beiden nach dem Ende von Drive Like Jehu ab 1999 mit Hot Snakes zur Perfektion treiben. Die Songs sind jetzt zwar kürzer, schlagen weniger Haken, aber sie sind nicht weniger aggressiv, dringlich und sehnig. Es ist Hardcore-Punk und Post-Hardcore – aber eben mit so untypischen Einflüssen wie Surf-Musik, Garage Rock und dem cleanen wie druckvollen Gitarrenspiel eines Greg Sage (Wipers) und – tatsächlich – auch Status Quo. Die Hot Snakes werden zu einer dieser „Band’s Bands“, die – so wirkt es manchmal – gerade von anderen Musiker:innen geschätzt wird. Übrigens auch von zahlreichen heimischen Bands von Turbostaat bis Beatsteaks, von Heads bis Kante. Sie alle sind große Fans.

Froberg nimmt mit den Hot Snakes vier Alben auf, deren charakteristische Designs er entwirft. Seine visuelle Kunst ist häufig eine Mischung aus Retro-Cartoons, Clipart, Pop Art und altmodischen Werbeanzeigen, ein weirdes Patchwork, von dem auch Platten-Cover, Shirts und Poster von Gemma Ray, Dan Sartain, The Robocop Kraus, Violent Soho und Sparta profitieren.

Zwischen 2005 und 2011 pausieren Hot Snakes, erst 2018 erscheint nach 14 Jahren Albumpause „Jericho Sirens“ via Sub Pop. Froberg ist Ende der 90er der Liebe wegen bereits nach New York umgesiedelt und konzentriert sich dort verstärkt auf die visuelle Kunst. Nach dem Ende der Hot Snakes gründet er in Brooklyn die Obits – eine Abkürzung für „obituaries“, den Todesanzeigen. Mit ihnen nimmt Froberg drei Alben zwischen 2009 und 2013 auf, die klingen wie entschärfte Hot Snakes.

Über seine lange Freundschaft mit dem ein Jahr jüngeren John Reis erzählte uns Froberg 2018 im Interview zu „Jericho Sirens“: „Wir sind eine verschworene Einheit. Wir wissen beide voneinander, was wir mögen und was wir machen wollen. Wir haben einen sehr ähnlichen Geschmack. Deshalb ist es auch nicht kompliziert, wenn wir plötzlich für Drive Like Jehu zusammenkommen oder uns an ein neues Album mit Hot Snakes machen.“

Frobergs Tod am 30. Juni hat Reis via Instagram wie folgt kommentiert:
„Rick ist vergangene Nacht plötzlich eines natürlichen Todes gestorben. Seine Kunst hat das Leben besser gemacht. Das Einzige, dass er mehr liebte als Kunst und Rock’n’Roll waren seine Freunde. Er wird für immer in Erinnerung bleiben für seine Kreativität, seine Vision und seine Fähigkeit, Schönheit in diese Welt zu bringen. Ich liebe dich, Rick. Ich werde dich für den Rest meines Lebens vermissen.“

Seine Partnerin Britt veröffentlichte über Frobergs Instagram-Profil Folgendes:
„Schockiert und mit erschüttertem Herzen teile ich hier diese Nachricht von Ricks plötzlichem Tod, verantwortet von einem nicht diagnostizierten Herzfehler. […] Ich bin erleichtert zu verlautbaren, dass es schnell ging und er nicht lange leiden musste – eine Sache, die ihm nicht gepasst hätte. Schnell, wild und ohne Bullshit – so, wie er es zu Lebzeiten bevorzugte.“

Noch am 14. Juni hatte Froberg über seinen Instagram-Kanal verkündet, dass die Hot Snakes an einer neuen Platte arbeiten, die fast fertiggestellt sei. Mit etwas Glück haben wir also noch etwas länger was von Frobergs unverwechselbarer Kunst.

 

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Ein Beitrag geteilt von Swami John Reis (@swami_john_reis)

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