Wie bleibt man nachhaltig im Gedächtnis? Eine Frage, auf die Kvelertak an diesem Abend nur eine Antwort kennen: Jeder und jedem mit dem Vorschlaghammer einzuprügeln, warum sich die Norweger über 15 Jahre hinweg den Ruf als eine der besten Livebands erworben haben. Bereits mit den ersten drei Songs – “Krøterveg Te Helvete”, “Blodtørst” und “Crack Of Doom” – geben sie den ersten Reihen vor der Bühne im nicht ausverkauften Astra kaum Gelegenheit, Luft zu holen.

In diesem Tempo und mit ähnlich hoher Hitfrequenz geht es gute anderthalb Stunden weiter. Keins ihrer fünf Alben lassen Kvelertak unter Anleitung ihres Gossen-Axl-Rose Ivar Nikolaisen an diesem Abend aus. Auch wenn das aktuelle Album “Endling” mit fünf Songs am stärksten repräsentiert ist, bietet die Setlist ausschließlich Hits, Hits, Hits.

Nikolaisen nimmt mehr oder weniger bei jedem zweiten Song ein Bad in der Menge, Gitarrist Maciek Ofstad meistert die Gesangsparts, die sonst der vor der Tour ausgestiegene Bjarte Lund Rolland übernommen hat, mit Bravour. Überhaupt hat man den Eindruck, dass Kvelertak mit zwei Gitarren an Präzision hinzugewonnen haben. Trotz einfacherer Arrangements vermisst man wegen ihrer Spielfreude am Ende nichts.
Auch die obligatorischen, für eine Bühne dieser Größe allerdings viel zu große Flagge holt Nikolaisen zu “Mjød” raus, wenngleich man dabei ständig Angst haben muss, dass er einen seiner Gitarristen damit ausknockt. Warum es die letzte Tour der Norweger auf unbestimmte Zeit ist, wird aber auch klar. Dieses Maß an Energie jeden Abend und das über Wochen auf die Bühne zu bringen, belastet auf Dauer Körper und Geist. Wer weiß, vielleicht kommt die Pause für Kvelertak gerade richtig und sie erklimmen anschließend noch einmal ganz neue Höhen.

Auf dem Weg, sich eine ähnliche Position wie die Norweger zu erobern, sind Mantar mit ihrem einen Tag zuvor veröffentlichten Album “Post Apocalyptic Depression” nun erst recht. Im Gegensatz zu den Norwegern, mit denen sie sich den Headliner-Slot bei dieser Tour teilen, ist die Show an diesem Abend ihre erste seit längerer Zeit. Frontmann Hanno Klänhardt hält gar nicht lange hinterm Berg, dass sie ein wenig eingerostet seien und es deswegen hier und da rumpele und zwicke. Auch der zügige Abgang von Schlagzeuger Erinç Sakarya am Ende der Show lässt sich als Unzufriedenheit interpretieren.

Trotzdem ist vor allem in der zweiten Hälfte ihrer 60 Minuten Spielzeit erkennbar, dass sie dank der aktuellen Platte nun über so viele Hits verfügen, dass sie auch locker als Headliner bestehen können. Selbst wenn sie dabei gegen das Energielevel einer Urgewalt wie Kvelertak anspielen müssen.