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Lieblingssongs 2022: Jonas Silbermann-Schön

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Auch 2022 keine Lieblingssongs ohne die Viagra Boys. Was soll ich denn auch machen, wenn diese abgehalfterten Typen in Trainingsanzügen jedes Jahr neue Songs raushauen, die so grandios Post-Punk mit reichlich Groove, Synthies, Jazz und New Wave impfen. Stichwort Impfen: Die Schweden lassen ausnahmsweise die Hunde und fast auch die Shrimps in ihren Texten links liegen, um Impfgegnern und Aluhut-Trägern eins auszuwischen. Dabei tanzen sie wie immer am Rande des Wahnsinns und rücken mit “Cave World” noch etwas näher an den Abgrund. Kann man ihnen bei der ganzen Scheiße der letzten Jahre nicht übel nehmen.

Von meinem meistgehörten Album zum meist gehörten Song dieses Jahr: “Everything’s Electric”. Der kommt von der unwahrscheinlichen Kombo Liam Gallagher & Dave Grohl. Auch wenn ich Liam und seinen Eskapaden widerstehen will, kann man doch nur schwach werden, wenn der seit langem wieder so überlebensgroß und nach Oasis in Bestform klingt.

Bestes HipHop-Album dieses Jahr: “Cheat Codes” von Danger Mouse & Black Thought, die noch einen Song mit Rap-Legende MF Doom aufnehmen konnten, bevor dieser 2020 starb. “Belize” ist das Highlight der Platte für Oldschool-Fans, die sogar noch knapp vor Kendrick Lamar anzusiedeln ist.

Dieses Jahr durfte ich mich für unser Australien-Special in VISIONS 353 einem Haufen Bands aus dem Surf-Umfeld widmen, als ich zufälligerweise eh in Down Under war. Bis ins Northern Territory, wo auch Surf-Rock-Durchstarter King Stingray herkommen, bin ich zwar auf meinem Roadtrip quer durchs Land nicht gekommen, aber deren Songs wie das sehnsüchtige “Get Me Out” funktionierten auch an allen anderen Stränden. Apropos Down Under und Neuentdeckungen: Noise-Duo Party Dozen könnte der nächste heiße Scheiß aus Australien sein. Das weiß auch Nick Cave, der einen Mini-Gastauftritt in ihrem Song “Macca The Mutt” hat.

Ein bisschen Schummeln gehört dazu, ist schließlich meine Liste und Geburtstag habe ich heute auch, also: “This House Party Sucks” von Fidlar erschien eigentlich schon vor 11 Jahren auf Youtube, wurde aber jetzt nochmal offiziell auf der B-Side-Compilation “Don’t Fuck With Vol.1” veröffentlicht. Netter blast from the past in doppelter Hinsicht, als man sich noch mit miesen Partys, Billigfusel und dreckigem Lo-Fi-Punk die Nächte um die Ohren geschlagen hat. Wobei so schlecht war es dann doch nicht – vor allem letzteres. Auch ein bisschen geschummelt: Billy Nomates‘ zweites Album “Cacti” erscheint erst nächstes Jahr, aber ist für mich jetzt schon ein Kandidat für das beste Album des Jahres 2023. Mit der tanzbaren Mental-Health-Awareness-Hymne “Blue Bones (Deathwish)” gibt’s den stärksten Song von der sympathischen Multiinstrumentalistin schon vorab.

Eine der besten Livebands dieses Jahr, die ich neben Billy Nomates beim Reeperbahn Festival gesehen habe, sind Ditz. Die machen schwersten Noise-Punk. Wer nach den 45 Minuten in der Molotow Skybar noch was gespürt hat, hört wohl auch Einstürzende Neubauten zum Einschlafen. Allerdings habe ich immer noch keine Ahnung, was uns die Band in so kryptischen Songs wie “Ded Würst” sagen will – ist aber auch egal.

Ähnlich unsicher bin ich mir bei den Texten von Drug Church in ihrem wunderbar kaputten Liebeslied “Detective Lieutenant” – denn ist es das überhaupt? Ein Liebeslied? Wenn man Sänger Patrick Kindlon trauen will, deuten das Zeilen wie “I won’t toss away what I love” nämlich an – zumindest bis zum nächsten Song: “Don’t believe a thing/ From the man on stage.” Auch Jamie T hat auf “The Theory Of Whatever” ein zwiespältiges Verhältnis zur Liebe, denn während er mit der die Platte eine Trennung überwindet, schwelgt er dabei ordentlich in bittersüßer Nostalgie und zeigt, dass hinter der Schnodderigkeit mittlerweile ein großes Herz steckt. Hat ein bisschen gedauert damit warm zu werden, aber Zeilen wie “Have you ever had to walk away/ From something that’s cold light in the light of day?/ My town, my fault, I’m feeling lost in haze” sitzen einfach.

Playlist: Lieblingssongs 2022: Jonas Silbermann-Schön

Lieblingssongs 2022: Martin Burger

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Von wegen! Geschummelt habe ich. Meine tatsächlichen Lieblingssongs beinhalten auch Musik von meinen zehn Lieblingsplatten des Jahres. Die findet man in der aktuellen Ausgabe, und von denen empfehle ich quasi jeden Song – darum sind’s ja meine Lieblingsplatten. Warum ich die übergangen habe? Damit mehr Songs der Plätze 11 bis ? hier Erwähnung finden. Ihr wisst doch alle, wie bitter es sich anfühlt, wenn eigentlich sagenhafte Platten aufgrund von Kleinigkeiten knapp nicht mehr zu den oberen Zehn gehören. Los.

Für unterwegs: Vordergründig bin ich natürlich der Freunde, netten Kollegen und guten Konzerte wegen (unter anderem Torres, Soccer Mommy, Pabst) das ganze Jahr über von Dortmund nach Köln und zurück gefahren. In Wahrheit war es einzig der Scharfe Lauber bei Bumann & Sohn. Kostet mal! Im Zug zum und vom Lauber hörte ich am liebsten die Kratzen-Platte “Zwei” und davon am allerliebsten “Glauben”. Kratzen sagen, sie spielen “Krautwave”, ich nenne es “Musik zum Sitzen, während man transportiert wird”. Auch groß dabei war Kashmir-Drummer Asger Techau mit “Flawless”; einem Song, der den grauen Himmel über Wattenscheid in bunte Wonne verwandelt. Und wenn ich mal die Augen schließen mochte, lief Sarah Beth Tomberlin. Wie sie im “I Don’t Know Who Needs To Hear This…”-Highlight “Happy Accident” die E-Gitarre einsetzt! Hach!

Zum Kopfnicken: Auf ihren beiden jüngsten Alben paaren Pure Reason Revolution ihre tanzbare Seite mit Prog-Rock und teils -Metal, ohne dass es für mich verkrampft rüberkommt. Ist der Band nicht immer gelungen im Verlauf ihrer Karriere. “Phantoms” bildet das Destillat dieses willkommenen Comebacks von Jon Courtney, Chloë Alper und Greg Jong. “Star Baby” der urkomischen Callous Daoboys steht hier, weil es mein Mathcore-Zentrum trifft und offenbar auch weiß, dass ich etwas für frühe Biffy Clyro übrig habe. Årabrots wuchtiges Cover von T.Rex‘ “Children Of The Revolution” habe ich auf der Charity-Compilation “Ukrainian War Refugee Support Vol. I & II” von Pelagic Records entdeckt. Wer die verpasst hat, kann übrigens auch so an die Geflüchteten-Initiative Be An Angel spenden – und sich direkt danach die “Heart”-EP zulegen, auf der Kjetil Nernes und Karin Park drei weitere tolle Cover untergebracht haben.

Spätberufen, weil fast verschlafen: Instrument kehren nach achteinhalb Jahren Albumpause mit “Sonic Cure” stark zurück. “Home” ist das Kernstück der Platte, die klingt wie sie betitelt ist. Hüben ein Hüne mit Schaum vorm Mund, drüben Noise-Attacken, dazwischen eine der Hooklines des Jahres: “Crack Shot” von Buñuel, der Zweitband von Oxbow-Frontmann Eugene Robinson.

Fürs Auge: “Many Mirrors” von Alvvays besteht wie das zugehörige Album “Blue Rev” auch ohne Begleitvisual den Langzeittest. Dass “Stardew Valley”-Erfinder Eric “Concerned Ape” Barone das charmante Retro-Video gestaltet hat, macht den Song allerdings doppelt schön. Abschließend mit “The Place Where He Inserted The Blade” mein Favorit vom zweiten, unbeschreiblich guten Black Country, New Road-Album “Ants From Up There”. Jammerschade, dass Sänger Isaac Wood ausgestiegen ist.

Playlist: Lieblingssongs 2022: Martin Burger

Lieblingssongs 2022: Florian Schneider

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2022 ging für mich musikalisch gleich mit zwei Ausnahmealben los. In der ersten Januarwoche veröffentlichte Rapper OG Keemo sein Film-Noir-Konzeptalbum “Mann beißt Hund”, das Deutschrap auf ein neues Level brachte. Der Ausnahmesong der Platte, “Vögel”, ist ein mehr als sechs Minuten langer Storyteller, der mit einem Knalleffekt endet. Mit denen kennen sich auch Wiegedood aus, die sieben Tage später mit “There’s Always Blood At The End Of The Road” Black Metal in Schutt und Asche legten. Der Opener “FN SCAR 16” scheidet die Spreu vom Weizen – entweder man hasst oder liebt diese Raserei, die ihren Titel einem belgischen Armeegewehr verdankt. Explosiv ist bei Plosivs im März vor allem der Name, musikalisch bieten Songs wie “Broken Eyes” vor allem Power-Pop-Dynamit, das ich unerklärlicherweise ein wenig übersehen habe.

Kommen wir zu zwei Metal-Konstanten, die den Sommer 2022 dunkel färbten. “Hate über alles” ist mal wieder eine dieser Kreator-Hymnen, von denen es immer mindestens eine auf jedem Album der Thrash-Metaller gibt. Das gilt so ähnlich auch für Mantar, die mich zwar auf Albumlänge erneut nicht überzeugen konnten, mit “Hang ‘Em Low (So The Rats Can Get ‘Em)” aber wieder einen Hit des Kalibers “Era Borealis” in petto haben.

Mit Oliver Sim von The xx und seinem ersten Soloalbum biegen wir in den Herbst ein. Im September bezeichnete er sich als “Hideous Bastard”. “Hideous”, der Opener seiner großartigen Platte, ist nicht nur ein Wiederhören mit Jimmy Somerville, sondern auch Sims Outing als HIV-Infizierter, mit dem er lange haderte, es nun aber in einer Art und Weise kommuniziert, die niemand kalt lässt. In ihrem Karriereherbst befinden sich eigentlich Die Sterne. Ein so überzeugendes Album wie “Hallo Euphoria” hätte ich Frank Spilker und seiner runderneuerten Band nicht mehr zugetraut. Vor allem der tolle Krautrock-Einschlag wie im Titelsong macht die Platte zu einer der besten ihrer Diskografie. Die haben auch Die Nerven mit ihrem nach der Band benannte Album veröffentlicht, das endlich auch die Restredaktion überzeugen konnte. “Europa” ist der Opener und zeigt sowohl politisch als auch musikalisch, wie stark sich die Band im vergangenen Jahrzehnt entwickelt hat.

Auf den letzten Metern des Jahres kamen noch zwei Alben heraus, die diese Liste gehörig durcheinanderwirbelten: erst das schwedische Allstar-Projekt Les Big Bryd mit “Eternal Star Brigade” und tollen Kraut-Indierock-Songs wie “I Used To Be Lost But Now I’m Just Gone”, dann die frischgebackene Mercury Prize-Gewinnerin Little Simz. Auf “No Thank You” findet sich mit “Broken” eine Demonstration des Könnens der MC – ein fast beatloses Stück, in dem Little Simz mit ihrem Flow den Takt in jeder Hinsicht vorgibt. Meisterhaft!

Honorary Mentions:
Zwei Songs waren 2022 ebenfalls für mich wichtig, auch wenn sie in einem Fall schon acht Jahre, im anderen mehr als 60 Jahre auf dem Buckel haben: “Ich habe eine Fahne” von Deichkind nahm schon 2014 die Machenschaften der FIFA aufs Korn, während Bob Dylans “Masters Of War” 2022 leider aktueller denn je ist – hier in der Version von Eddie Vedder anlässlich des 30-jährigen Bühnenjubiläums von Dylan 1992.

Playlists: Lieblingssongs Florian Schneider

Lieblingssongs 2022: Dennis Drögemüller

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Fünf von zehn Top-Songs aus Deutschland, und fast alle mit dezidiert politischem Inhalt – das hatte ich auch länger nicht mehr. Aber wenn’s halt alles so gut gelungen ist: Da sind zunächst Muff Potter, die mit “Nottbeck City Limits” eine faszinierende, mitreißende Form für ihre Anti-Fleischindustrie-Poesie gefunden haben. Langsam steigert sich das Sprechstück auf seinem Post-Punk-Soundbett, bis Ekel und Abscheu vor dem Umgang mit Mensch und Tier immer deutlicher hervortreten. Bei Die Nerven spricht schon der Songtitel “Ich sterbe jeden Tag in Deutschland” Bände über das Unwohlsein, in dieser Gesellschaft zu leben, Turbostaat machen genau dieses Unwohlsein anhand der riesigen Bismarck-Statue in Hamburg konkret, indem sie zum packenden Punkrock-Drive Nationalismus, Militarismus und Heldenverehrung geißeln.

Fjørt-Bassist David Frings wiederum formuliert in “Kolt” eine gnadenlose Selbstbezichtigung, stellvertretend für all jene, die ebenfalls in Wohlstand und Sorglosigkeit aufgewachsen sind und auf die Krisen unserer Zeit mit Parolen, aber Untätigkeit reagieren. “Ich tue gar nichts/ Weil es gemu?tlich ist hier bei uns/ Tue gar nichts/ Und bin gnadenlos informiert/ Fick dich/ David” heißt es da schonungslos. Und Tocotronic? Die haben nun kein politisches Anliegen, in “Ich hasse es hier” geht es stattdessen um eine zerbrochene Beziehung, die man auch mit “aufgepeppter” Tiefkühlpizza nicht vergessen wird. Smart getextet, vor allem aber auch ein höllischer, gutartiger Ohrwurm.

Die internationalen Bands sind bei mir dann eher für die Unterhaltung zuständig. Wenn man denn von einem manischen, sich immer bedrohlicher aufbauenden Song wie “Noah” von Birds In Row unterhalten wird. “You should have taken the money/ Should have taken the money, you fool!” – dazu kann man einen Knüppel streicheln und/oder vom Ende des Kapitalismus träumen. Hört man übrigens am besten im Duo mit dem auf dem Album folgenden, brodelnden “Cathedrals”.

Der Rest ist Amüsement, egal, ob Ghost sich bei Alice Cooper und Foreigner bedienen, Viagra Boys sowas wie Höhlenrock spielen oder Meat Wave mich schon mit ihrem irren Drive und der Zeile “It’s been ten thousand days/ Since the hex” komplett in ihren Bann ziehen.

Zum Schluss muss hier aber noch ein Lob raus für Cave In: Mir hat noch nie ein Album der Band komplett richtig gut gefallen, oft zu heterogen für mich, oft auch nicht mein Ton oder mein Stil. Aber immer mal wieder schreibt die Band einen Song wie “Reckoning”, der von solch hoher Musikalität zeugt, dass man nur Staunen kann. Das Ausatmen zum Einstieg stößt gleich die Tür zu einer ganzen Welt auf!

Playlist: Die 10 Songs des Jahres von Dennis Drögemüller

Lieblingssongs 2022: Jan Schwarzkamp

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Wie immer ist es nicht einfach gewesen, die Gesamtheit toller Songs eines ganzen Jahres auf nur zehn Stück zu kondensieren. Ein hilfreicher Indikator ist dabei jedoch, wie lange sich welcher Song in welcher Playlist halten kann und dann wie oft gehört wird. Das sind rationale Belege für gefühlte Leidenschaften.

Los geht es laut mit Party Dozen und “The Iron Boot”. Ich habe immer noch nicht begriffen, wie man so einen Sound nur mit Schlagzeug und Saxophon hinbekommt. Jedenfalls kollidiert bei den Australier*innen Drone-Doom mit Punk und Jazz.

Endlich ein vollmundiges Comeback haben Cave In mit “Heavy Pendulum” hingelegt, nachdem “Final Transmission” aus Gründen ja nicht der große Wurf war. Die erste Vorab-Single “New Reality” hat mich derart verzückt, dass ich nach langer Zeit mal wieder ein Musikvideo über meine Facebook-Seite geteilt habe.

Fünf Alben gab es von King Gizzard & The Lizard Wizard in 2022. Das bedeutet: ein Berg Arbeit und viel Vergnügen. Mit “Omnium Gatherum” gab es den Höhepunkt jedoch direkt zu Beginn. Und weil der Stoner-Thrash von “Predator X” auch von “Infest The Rats’ Nest” sein könnte, gibt es dafür die höchste Punktzahl.

Auch empfiehlt es sich, den Blick auf Kleinformaten zu haben – denn gerade auf denen verstecken sich manchmal Juwelen. Etwa “My Body My Blood” von Spirit In The Room. Das klingt als würden die Idles die Stooges covern. Oder “Wrong Side Of Town” von der gleichnamigen Debüt-EP der australischen Power-Popper The Prize, dessen Thin Lizzy-Gedächtnisgitarren mich besonders verzücken.

Für Kooperationen ist die Hardcore-Punk-Band Militarie Gun immer gerne zu haben. Gut, dass ihr Presse-Promoter James Goodson unter dem Namen Dazy hervorragenden Shoegaze-Indie spielt – und dieser sich ausgezeichnet mit dem Sound von Militarie Gun versteht. “Pressure Cooker” könnte auch ein Überbleibsel aus den 90ern sein.

Der verhallte Indie von Dehd hat mich irgendwie um den Finger gewickelt – vor allem im Song “Bad Love”. Immer, wenn das Stück nach 29 Sekunden das Tempo ändert, könnte ich jauchzen.

Ich liebe es ja, wenn sich Bands und Künstler:innen ganz bewusst von anderen Bands und Künstler:innen beeinflussen lassen und Songs “inspired by” aufnehmen. So haben es die Art-Rocker Guerilla Toss für die “Neu! 50!”-Compilation getan. Das Ergebnis ist himmlisch-hymnischer Synthesizer-Rock mit pluckerndem Motorik-Beat.

Auch Die Sterne haben sich für den Titeltrack ihres neuen Albums “Hallo Euphoria” dicht an Neu! gehalten, was ihnen sehr gut steht. Abgesehen davon ist der Text herrlich lakonisch-komisch.

Mit Humor und Nostalgie blickt auch Rick Colado alias Rickolus in “Four Track Love Song” zurück in die 90er, wie er damals auf seinem Vierspur-Gerät die ersten Songs aufgenommen und dabei krampfhaft versucht hat, wie Jeff Mangum von Neutral Milk Hotel zu klingen.

Playlists: Lieblingssongs 2022: Jan Schwarzkamp

Verstorbene Persönlichkeiten 2022

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20.01.: Meat Loaf

Meat Loaf
Foto: Getty Images

Der Rocksänger und Schauspieler mit dem bürgerlichen Namen Michael Lee Aday verstarb in der Nacht zum 20. Januar im Kreise seiner Familie. Mit seinem Album “Bat Out Of Hell” hält er einen Guinness-Weltrekord: Das Album verkaufte sich bis heute über 41 Millionen Mal und blieb 88 Wochen in den US-Charts. Zudem spielte er Eddie im legendären Musicalfilm “Rocky Horror Picture Show” sowie den Vater vom jungen J.B. im Tenacious D-Film “The Pick Of Destiny”. Seine Karriere war durch ein ständige Auf- und Abs gekennzeichnet. So machten ihm Erfolgsdruck, Alkohol- und Drogenprobleme merklich zu schaffen. Meat Loaf wurde 74 Jahre alt. Die offizielle Todesursache wurde nicht bekannt gegeben. Es wird allerdings vermutet, dass Komplikationen einer Covid-19-Erkrankung eine Rolle gespielt haben könnten.

22.02.: Mark Lanegan

Mark Lanegan
Foto: Travis Keller

Der ehemalige Sänger der Seattle-Veteranen Screaming Trees und Gastsänger bei Bands wie den Queens Of The Stone Age und Mad Season stirbt im Alter von nur 57 Jahren in seinem Zuhause in Irland. Mark Lanegan gilt mit seiner Arbeit und seinem Auftreten als maßegblicher Einfluss für die Grunge-Bewegung. Vor allem prägten aber seine zahlreichen Kooperationen und Gastauftritte mit Künstler:innen verschiedenster Genres seine musikalische Laufbahn. Lanegans letztes Soloalbum zu Lebzeiten, “Straight Songs Of Sorrow”, erschien 2020. Noch im November 2021 veröffentlichte er das Buch “Devil In A Coma” über eine Nahtoderfahrung in Folge einer Coronainfektion. Zuletzt nahm er ein Album mit Joe Cardamone unter dem Namen Dark Mark vs. Skeleton Joe auf. Ein letztes Musikvideo des Projekts zeigt Lanegan in Irland.

11.03.: Albert Royal (VISIONS-DJ München)

Albert Royal

Unser langjährige Mitarbeiter Albert Royal stirb nach langer Krankheit. Redakteur Jan Schwarzkamp erinnert sich in einem Nachruf an unseren treuen Freund, Kollegen, Leser, Kritiker und Unterstützer, der vor allem als VISIONS-DJ in München und Streetteamer beim Southside Festival bekannt wurde: “Albert kümmerte sich um alles, legte auf, organisierte Release-Partys und befeuerte ein Netzwerk, denn er kannte alles und jeden – und alle kannten ihn: ‘Albert Royal? Heißt der wirklich so?’ […] Du wirst uns fehlen. Aber eines werden wir nie: deinen Namen vergessen.”

25.03. Taylor Hawkins (Foo Fighters)

Taylor Hawkins
Foto: Oliver Halfin

Der Foo Fighters-Schlagzeuger wird während der Südamerika-Tour tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Taylor Hawkins wurde nur 50 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Hawkins wurde 1972 in Fort Worth, Texas geboren und wuchs anschließend im kalifornischen Laguna Beach auf. Als sich Foo-Fighters-Chef Dave Grohl 1996 bei den Aufnahmen zu “The Colour & The Shape” (1997) mit dem bisherigen Schlagzeuger William Goldsmith überwarf, wandte er sich für Empfehlungen zu einem Nachfolger an Hawkins. Der damals noch in Alanis Morissettes Liveband aktive Drummer bot sich selbst an und blieb bis zu seinem Tod fester Bestandteil der Band. Hawkins arbeitete neben den Foo Fighters nicht nur an anderen Bandprojekten, sondern vor allem mit zahlreichen namenhaften Rockmusiker:innen zusammen, darunter Coheed And Cambria, Slash, Queen und zuletzt auch Ozzy Osbourne und Iggy Pop. Bei zwei massiven Tribute-Konzerten in London und Los Angeles ehrten die Foo Fighters mit zahlreichen Gästen darunter Paul McCartney, Liam Gallagher oder Krist Novoselic (Nirvana) den verstorbenen Schlagzeuger. Wie es bei den Foo Fighters ohne Hawkins weiter geht, ist noch unklar.

09.04.: Chris Bailey (The Saints)

Chris Bailey
Foto: Getty Images

Mit der Debütsingle “(I’m) Stranded” veröffentlichten The Saints um Bandkopf Chris Baily 1976 als erste Punkbank außerhalb den USA eine Platte – noch vor britischen Größen wie den Sex Pistols oder The Clash. Auf ihren folgenden 14 Alben änderte die Band ihren Sound Richtung Alternative Rock. Bailey war bis zu seinem Tod das einzige konstante Mitglied. Vor allem Nick Cave hob nach der Todesmeldung auf seinem Blog The Red Hand Files die Bedeutung von Baily für ihn hervor. Demnach waren The Saints seine liebste australische Band und Bailey sein Lieblingssänger.

12.04.: David Freel (Swell)

David Freel (Swell)
David Freel 1.vl. / Foto: Kim Stringfellow

Swell-Frontmann David Freel gründete 1989 mit Schlagzeuger Sean Kirkpatrick Swell in San Francisco. Zusammen veröffentlichten sie acht Studioalben – zuletzt “South Of The Rain And Snow” im Jahr 2007. Auf Facebook schreibt Freels Familie: “David wird geliebt und vermisst, aber nie vergessen. Man braucht nur einen seiner Songs zu spielen oder die Augen zu schließen, um seine Präsenz auf der Bühne zu sehen. Er wird da sein und seine geliebte, klapprige Takamine aus den 1970er Jahren zupfen.” Freel verstarb im Alter von 64 Jahren in Oregon. Dort lebte er mit seiner Familie.

13.04.: Tim Feerick (Dance Gavin Dance)

Tim Freerick
Foto: Getty Images

Bassist Tim Feerick trat 2009 der Post-Hardcore-Band Dance Gavin Dance bei, doch verließ sie bereits ein Jahr später. Seit 2012 war er wieder ein festes Mitglied. Er verstarb plötzlich im Alter von nur 34 Jahren. Bislang gibt es noch keine Angaben zur Todesursache.

26.04.: Klaus Schulze

Electronic-Pionier Klaus Schulze verstirbt im Alter von 74 Jahren nach langer Krankheit – laut Familie sei der Tod unerwartet eingetreten. Im Laufe seiner Karriere veröffentlichte Schulze mehr als 60 Soloalben und galt weithin als “Godfather Of Techno” sowie Wegbereiter der Berliner Schule. Seine Schöpfungen erreichten Künstler wie David Bowie und Brian Eno. Am 10. Juni erschien posthum sein letztes Album “Deus Arrakis”, das von der aktuellen Neuverfilmung von “Dune” inspiriert wurde.

30.04.: Gabe Serbian (u.a. The Locust, Dead Cross, Le Butcherettes)

Gabe Serbian
Le Butcherettes, Gabe Serbian 1. vl / Foto: Getty Images

Drummer Gabe Serbian stirbt im Alter von 44 Jahren. Serbian wirkte nicht nur zunächst als Gitarrist, dann als Schlagzeuger bei The Locust mit, sondern spielte auch in vielen weiteren Bands. Bis 2001 spielte er beispielsweise bei Cattle Decapitation und bis 2016 bei Dead Cross. Außerdem war er zwischenzeitlich mit Head Wound City, Holy Molar, Le Butcherettes, Rats Eyes, Retox, Wet Lungs und Zu aktiv. The Locust gaben bereits bekannt, sich nach dem Tod Serbians aufgelöst zu haben.

11.05.: Trevor Strnd (The Black Dahlia Murder)

Trevor Strnad
Foto: Getty Images

Der Sänger der Melodic-Death-Metal-Band The Black Dahlia Murder verstirbt mit nur 41 Jahren. Auch wenn die Todesursache noch unbekannt ist, teilte die Band mit der Vermeldung von Strands Tod die Telefonnummer der US-Suizidprävention. Er soll laut eigener Aussage an schweren Depressionen gelitten haben. Strnad war neben Gitarrist Brian Eschbach eine Konstante im Line-up der Band und bildete seit 2001 den Kern der Band, die zwischen 2003 und 2020 neun Alben mit Ein-Wort-Titeln veröffentliche. Am 28. Oktober veranstalteten The Black Dahlia Murder ein Tribute-Konzert für Strnad. In diesem Zuge wurde bekanntgegeben, dass Eschbach als Gitarrist zurücktreten werde und die Rolle des Leadsängers übernehmen wird. “Ich weiß, dass Trevor diese Band am Laufen halten würde, wenn ich einen tiefen, dunklen Weg einschlagen würde und nicht mehr hier wäre,” sagte er. An Eschbach Stelle wird Ex-Mitglied Ryan Knight als Rhythmusgitarrist in die Band zurückkehren.

13.05.: Ricky Gardiner (u.a. Iggy Pop, David Bowie)

Session-Gitarrist Ricky Gardiner starb am 13. Mai 2022 im Alter von 73 Jahren nach einem langen Kampf gegen seine Parkinson-Krankheit. Seit den 1970er Jahren spielte und komponierte Gardiner in einer Vielzahl von Musikstilen, darunter Ambient, Klassik und Rock. Er war aber vor allem für seine Zusammenarbeit mit David Bowie und Iggy Pop bekannt. Für Bowie spielte er 1977 auf dem Album “Low” die Leadgitarre, für Iggy Pop wirkte er im selben Jahr an dessen Album “Lust For Life” mit. Er komponierte darauf den Hit “The Passenger”.

26.05.: Andrew Fletcher (Depeche Mode)

Andrew Fletcher
Foto: Getty Images

Der Keyboarder und Mitbegründer von Depeche Mode stirbt im Alter von 60 Jahren – für Fans und offenbar auch für seine Band völlig überraschend. In der breiten Wahrnehmung stand Fletcher stets im Schatten von Frontmann Dave Gahan und Hauptsongwriter Martin Gore. Später gab die Band bekannt, dass Fletcher an einem Riss in der inneren Schicht der Hauptschlagader verstorben sei. Im Oktober kündigten Gahan und Gore das erste Album ohne Fletcher mit dem Titel “Memento Mori” an. Er soll aber noch selbst am Album mitgearbeitet haben.

07.07.: Christian “Smu” Smukal (Sport, Droneburg Festival)

Smukal
Foto: Jan Schwarzkamp

Christian “Smu” Smukal war in der Hamburger Metal-Szene vor allem als Mitbegründer des Droneburg/Droneberg Festivals sowie des gleichnamigen Labels bekannt. Zudem war er lange Mitglied der Band Moor und Bassist von Sport, die ihm mit ihrer im September erschienen Compilation “Paint It Black (1996 – 2009)” ein letztes Denkmal setzten. Ende Juni hatte sich Smukal selbst zum letzten Mal aus dem Krankenhaus gemeldet.

15.07.: Paul Ryder (Happy Mondays)

Paul Ryder
Foto: Getty Images

Paul Ryder, Bassist der Madchester-Band Happy Mondays und Bruder von Sänger Shaun Ryder, verstirbt im Alter von 58 Jahren. Ryder verließ Happy Mondays 1993, als er mit seiner Heroinsucht kämpfte. Er kehrte für das Comeback 2012 in die Band zurück. Ryder lebte in Los Angeles, wo er weiterhin Musik schrieb. 2002 war er in den Filmen “The Ghosts of Oxford Street, Losing It” und “24 Hour Party People” zu sehen, worin er die Rolle eines Gangsters spielte.

24.07.: Bob Heathcote (Ex-Suicidal Tendencies)

Der ehemalige Suicidal Tendencies-Bassist Bob Heathcote stribt bei einem tot einem Motorrad-Unfall mit 58 Jahren. Heatcote war von 1987 bis 1989 Teil der Hardcore-Ikonen und auf dem Album “How Will I Laugh Tomorrow When I Can’t Even Smile Today” zu hören. Er hinterlässt fünf Kinder.

06.09.: Paul Dufour (Ex-The Libertines)

Der kurzzeitige The Libertines-Drummer Paul Dufour, der von seinen ehemaligen Kollegen auch “Mr. Razzcocks” genannt wurde, wurde noch vor dem großen Durchbruch 2000 durch Gary Powell am Schlagzeug ersetzt. Als Dufour der Band beitrat war er schon in seinen späten Vierzigern, während der Rest um die zwanzig war.

14.09.: David Andersson (Soilwork)

Soilwork-Gitarrist und Songwriter David Andersson stirbt im Alter von 47 Jahren. Er war seit über 10 Jahren Mitglied der schwedischen Melodic-Death-Metal-Band. Alkohol und psychische Erkrankungen sollen laut Band eine Rolle an seinem Tod gespielt haben.

24.09.: Pharoah Sanders (u. a. John Coltrane, Sun Ra)

Die Jazzlegende und der preisgekrönte Saxofonist Pharoah Sanders stirbt im Alter von 81 Jahren. In seiner sechs Jahrzehnte umspannenden Karriere arbeitete der als Farrell Sanders geborene Musiker, der von Experimental-Jazz-Ikone Sun Ra den Spitznamen Pharoah erhielt, mit einer Vielzahl von namenhaften Künstler:innen zusammen, unter anderem trat er der Band von John Coltrane bei und gehörte bis zu dessen Tod im Jahr 1967 zum Ensemble. Zuletzt wurde Sanders 2021 für das Album “Promises” für den britischen Mercury Prize nominiert. Das nahm er gemeinsam mit Electronic-Jazz-Produzent Floating Points und dem London Symphony Orchestra auf.

28.09.: Coolio

Coolio
Foto: Getty Images

US-Rapper Coolio wurde nur 59 Jahre alt. Die Todesursache konnte noch nicht final geklärt werden. Der 1963 geborene Artis Leon Ivey Jr., so Coolios bürgerlicher Name, war seit den 80er Jahren als Rapper in Los Angeles aktiv gewesen. Weltweiten Ruhm erlangte er im Sommer 1995 mit der Single “Gangsta’s Paradise”, die ihre enorme Popularität auch der Tatsache verdankte, dass der Song auf dem Soundtrack des Michelle-Pfeiffer-Films “Dangerous Minds” enthalten war. Der Song brachte Coolio einen Grammy ein, auch das gleichnamigen Album (1995) wurde in der Folge ein großer Erfolg.

28.10.: D. H. Peligro (Dead Kennedys, Red Hot Chili Peppers)

D.H. Peligro
Foto: Getty Images

D.H. Peligro, der Schlagzeuger der Dead Kennedys stirbt im Alter von 63 Jahren bei einem Sturz in seinem Zuhause. Er war 1981 kurz nach dem Dead-Kennedys-Debütalbum “Fresh Fruit For Rotting Vegetables” zur Band gestoßen. Bis zur Trennung im Jahr 1986 war er deren fester Teil und spielte drei Studioalben ein, auch seit der Reunion der Punk-Band im Jahr 2001 ohne Sänger Jello Biafra gehörte er wieder zum Line-up. 1988 stieg er kurzzeitig bei den Red Hot Chili Peppers ein. Mit den Mitgliedern Flea und Anthony Kiedis hatte er zuvor bereits in dem Spaßprojekt Three Little Butt Hairs zusammen gespielt. Er war auch an den Schreibsessions für das vierte Chili-Peppers-Album “Mother’s Milk” (1989) beteiligt und stellte der Band ihren künftigen Gitarristen John Frusciante vor. Auf dem Album selbst war er allerdings nicht mehr zu hören, da er wegen Alkohol- und Drogenproblemen schon im November 1988 gefeuert wurde.

28.10.: Jerry Lee Lewis

Jerry Lee Lewis
Foto: Getty Images

Rock’n’Roll-Pionier Jerry Lee Lewis verstirbt an den Folgen einer Lungenentzündung. In den späten 50ern war Lewis – genannt “The Killer” – weltberühmt mit Songs wie “Great Balls Of Fire” und “Whole Lotta Shakin’ Goin’ On” geworden. Seine Karriere war gespickt mit zahlreichen Skandalen, etwa 1958 als die Ehe zu seiner Cousine ersten Grades bekannt wurde. Trotzdem blieb er auch in den darauffolgenden Jahren eine der wichtigsten und bekanntesten Figuren in der Rockgeschichte. Sein letztes Album “Rock And Roll Time” veröffentlichte Lewis 2014, seit einem Schlaganfall 2019 lebte er zurückgezogen mit seiner siebten Ehefrau. Er wurde 87 Jahre alt.

05.11.: Mimi Parker (Low)

Mimi Parker
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Low-Frontfrau Mimi Parker hatte 2020 die Diagnose Eierstockkrebs erhalten und war seitdem in Behandlung gewesen. Die Schlagzeugerin verstirbt im Alter von 55 Jahren im Kreise ihrer Familie. Zuletzt hatten Low alle Tourdaten in diesem Jahr abgesagt, mit der Begründung, dass Parkers Krebsbehandlung andauern würde. Low hatten sich 1993 gegründet und insgesamt 13 Alben veröffentlicht, zuletzt 2021 “Hey What”. Die Musikwelt reagierte mit Bestürzung auf den Tod von Parker: Neben Steve Albini und “>Beak>, sprach auch etwa Mogwai-Gitarrist Stuart Braithwaite seine Beileidsbekundung öffentlich aus.

11.11.: Keith Levene (The Clash/PIL)

Das The Clash-Gründungsmitglied Keith Levene stirbt im Alter von 65 Jahren an Leberkrebs. Levene hatte im September 1976 The Clash mitgegründet, musste die Band allerdings wenige Monate später wegen internen Unstimmigkeiten bereits verlassen. Daraufhin gründete er mit Sex Pistols-Sänger John Lydon Public Image Ltd, mit denen er bis 1983 drei Alben veröffentlichte, bevor er auch diese Band verlassen musste. Seitdem hatte Levene zahlreiche Soloalben veröffentlicht.

30.11.: Christine McVie (Fleetwood Mac)

Die Fleetwood Mac-Sängerin Christine McVie stirbt im Alter von 79 Jahren nach kurzer Krankheit. McVie war 1970 zu Fleetwood Mac dazugestoßen, nachdem sie Bassist John McVie heiratete. Sie war maßgeblich an einigen der größten Hits der Band beteiligt und schrieb Songs wie “Little Lies”, “Everywhere” und “Songbird”. 1998 verließ sie die Band, kehrte allerdings 2014 zu Fleetwood Mac zurück. Ihren letzten Auftritt hatte sie im Februar 2020 als Teil des Tribute-Konzerts für das verstorbene Fleetwood Mac-Gründungsmitglied Peter Green. Die Band reagiert auf den Tod: in ihrem Statement bezeichneten sie McVie als “die beste Musikerin die man in seiner Band haben könne”.

November/Dezember: Hamish Kilgour (The Clean)

Ende November wurde Hamish Kilgour im neuseeländischen Canterbury als vermisst gemeldet, erst am 6. Dezember wurde er Tod aufgefunden. Kilgour wurde 65 Jahre alt. In den 70ern gründete er gemeinsam mit seinem Bruder David Kilgour die Indie-Rock-Band The Clean, die den neuseeländischen “Dunedin Sound” entschieden prägte, 2017 wurden The Clean auch in die neuseeländische Music Hall Of Fame aufgenommen. Kilgour spielte über die Jahre auch in verschiedenen anderen Bands und veröffentlichte 2014 sein Solodebüt “All Of It And Nothing”, sein letztes Album “Franklestein” erschien 2019.

04.12.: Manuel Göttsching (Komponist, Ash Ra Tempel)

Gitarrist und Komponist Manuel Göttsching zählt zu den bekanntesten Musikern der sogenannten Berliner Schule und wird auch als Techno-Vordenker angesehen. Zusammen mit Klaus Schulze und Hartmut Enke gründete er Ash Ra Tempel, deren Debüt von 1971 als Krautrock-Klassiker gilt. Ab Mitte der 70er fokussierte sich Göttsching auf die Veröffentlichung von Soloalben, darunter “E2-E4” – es gilt als eines der einflussreichsten Alben elektronischer Musik. Göttsching wurde 70 Jahre alt.

06.12.: Jet Black (The Stranglers)

Jet Black war bis 2018 Schlagzeuger der britischen Punk-Pioniere The Stranglers. Er verließ die Band aus gesundheitlichen Gründen. Er wurde 84 Jahre alt.

18.12.: Martin Duffy (Primal Scream)

Keyboarder Martin Duffy trat der Psychedelia-Band 1985 bei und ist auf allen Alben von Primal Scream zu hören. Bevor die Band seinen Tod öffentlich machte, twitterte Tim Burgess von The Charlatans: “Ein weiterer tragischer Verlust einer wunderbaren Seele. Martin Duffy sprang ein, um The Charlatans zu retten, als wir Rob [Collins] verloren – er spielte mit uns in Knebworth und war ein echter Freund. Er tourte auch mit mir in meiner Soloband – es war ein Vergnügen, Zeit mit ihm zu verbringen. Gute Reise Duffy.” Später folgte auch ein Statement seitens Frontmann Bobby Gillespie: “Es ist schwer, dies zu schreiben. Wir wissen nie, wie wir über den Tod sprechen sollen, außer mit höflichen Plattitüden. Ich möchte nur sagen, dass unser Seelenbruder Martin Duffy am Sonntag verstorben ist. Er erlitt eine Hirnverletzung aufgrund eines Sturzes in seinem Haus in Brighton.” Gillespie hob auch nochmal die Fähigkeiten Duffys hervor: “Sein Timing war einzigartig, funky und IMMER hinter dem Beat. Auch George Clinton mochte Martin. Ich erinnere mich an eine Session in Chicago, bei der George zu ihm sagte: ‘Geh in die Kirche, Duffy!’ und das tat er dann auch. […] Eine wunderbare Seele. Wir werden ihn vermissen.” Er wurde 55 Jahre alt.

19.12.: Terry Hall (The Specials)

Terry Hall
Foto: Roberto Ricciuti/Redferns/Getty Images

Der Sänger der britischen Ska-Ikonen The Specials ist “nach kurzer Krankheit” gestorben. Die genaue Todesursache wurde noch nicht bekannt gegeben. Hall wurde 63 Jahre alt. Er war Teil der Band in ihrer prägendsten Phase, als sie mit ihren ersten beiden Alben zu Vorreitern des britischen Ska-Revivals wurden. Hall verließ The Specials allerdings schon 1981 nach dem großen Erfolg von “Ghost Town” und versuchte sich an mehreren New-Wave-Projekten sowie eine Solokarriere. Er arbeite auch immer wieder mit Künstlern wie Damon Albarn, den Dub Pistols oder Tricky zusammen.

Die 25 besten Musikvideos 2022

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01. Idles – “Crawl!”

Selten sah Claymation so packend aus: Den selbstzerstörerischen Trip, auf dem sich Idles-Frontmann Joe Talbot im Text von “Crawl!” befindet, inszeniert das Video in bedrückenden Nahaufnahmen und mit für Knetanimation erstaunlicher Mimik – sodass man förmlich mitleidet, wenn der Körper auf dem Motorrad Fetzen um Fetzen einbüßt.


02. Rise Against – “Talking To Ourselves”

Wenn eine Band zu einem Song nochmal ein zweites Musikvideo veröffentlicht, dann muss ihr dessen Inhalt wichtig sein. Rise Against entwerfen hier eine von ihren Smartphones abgelenkte Gesellschaft, der Menschlichkeit und Miteinander abhanden gekommen sind; die QR-Codes als Fenster zu Kriegsszenen (mutmaßlich inspiriert vom damals frischen Überfall auf die Ukraine) reißen die Menschen jedoch nur kurz aus ihrer Filterblasen-Apathie. Der Clou: Die Codes kann man wirklich mit seinem Smartphone scannen und landet unter anderem auf Teaserclips zur später im Jahr erschienenen EP “Nowhere Generation II”.


03. Rammstein – “Angst”

Egal, wie man zum Rammstein-Liedgut dieser Tage steht: Effektvolle Musikvideos kann die Band. Aus den Clips zum aktuellen Album “Zeit” sticht vor allem das zu “Angst” heraus: Wie sich da die deutschen Spießbürger, verhetzt von Politik und Medien, in ihrer kleinen Parzelle der Welt einmauern und bewaffnen, ist schon ein stimmiger Sozialkommentar. Wer es gern Botox-schockig mag, guckt dann noch das Video zu “Zick Zack”, bildlich-opulent reist man in “Zeit” durch die (Band-)Vergangenheit, und selbst das Lustmolch-Video zu “Dicke Titten” nötigt dem strunzdummen Text noch etwas Humor ab.


04. Turnstile – “Underwater Boi”

Die Älteren hier erinnern sich: “Second Life” als digitale zweite Lebenswelt war ab 2003 kurz mal ein riesiger Hype – und verschwand dann ziemlich zügig wieder aus dem öffentlichen Bewusstsein. Turnstile lassen die Welt in ihrem Video zu “Underwater Boi” nochmal aufleben, als Fantasy-infizierten Trip in die Natur, inklusive Durch-die-Luft-Fliegen und – passend zum Titel – abtauchen. Charmant.


05. Limp Bizkit – “Dad Vibes”

Ist das jetzt eigentlich geil oder nicht, dass Limp Bizkit mittlerweile Selbstironie können? Das “inoffiziell offizielle” Hochkant-Video zu “Dad Vibes” liefert keine abschließende Antwort, aber Indizien, wenn Fred Durst und Kollegen in alberner Dad-Kostümierung betont peinlich in einer Villa herumtanzen und dabei selbst den beiden Gästen von Steel Panther die Show stehlen.


06. Built To Spill – “Gonna Lose”

Gar nicht so einfach, für die spezielle Stimme von Doug Martsch und den angekauzten Indierock von Built To Spill eine gute optische Entsprechung zu finden. “Gonna Lose” gelingt es: In charmant krakeligem Zeichentrick stürzt man als Zuschauer:in mit der Band in eine knallbunt-psychedelische Monster-Fantasiewelt, die eher fasziniert als zu gruseln.


07. Viagra Boys – “Ain’t No Thief”

Die Rolle ist natürlich wie gemacht für Sebastian Murphy: In “Ain’t No Thief” verkörpert der mit Tattoos übersäte Viagra Boys-Sänger einen schmierigen Show-Prediger und Wunderheiler, der seine Gemeinde in Ekstase versetzt und ihr dann das Geld aus der Tasche zieht. Kleines Schmankerl: die “Inglourious Basterds”-Referenz. Mit dem ulkigen High-Noon-Western-Clip zu “Punk Rock Loser” verbuchen die Schweden 2022 noch ein weiteres gutes Video auf der Haben-Seite.


08. Coheed And Cambria – “The Liars Club”

Coheed And Cambria-Kopf Claudio Sanchez kennen seine Fans schon länger als audiovisuellen Künstler: Mit der Band vertont er die Geschichten seines eigenen SciFi-Universums, mit Graphic Novels setzt er sie auch ins Bild. Da passt es, dass “The Liars Club” – optisch grob an PC-Spiele wie “Halo” erinnernd – im Comicstil eine fantastische Geschichte im All inszeniert.


09. Meshuggah – “Broken Cog”

So maschinell-bedrohlich und kunstvoll ausgestaltet wie die Musik der schwedischen Djent-Meister klingt, sehen manchmal auch ihre Videos aus. In “Broken Cog” umrundet man zunächst einige mythische Menschenfiguren, die wie aus Ton erscheinen, dann werden deren glühende Adern sichtbar – und man taucht tief ein in die Anatomie der Mensch-Maschinen. Bedrohlich, metaphorisch, fantastisch. Und wer SciFi-Horror vorzieht, guckt stattdessen “The Abysmal Eye”.


10. The Mars Volta – “Blacklight Shine”

Wer den neuen, poppigeren Ansatz von The Mars Volta nicht schätzt, kann trotzdem viel Freude mit diesem Video haben: Die drei Minuten Artpop von “Blacklight Shine” sind eingebettet in einen höchst ästhetischen Schwarz-Weiß-Kurzfilm, der auf Kuba Bongo-Spieler, Tänzerinnen, folkloristische Call-and-Response-Gesänge und Schau-Stockkampf ins Bild setzt. Elf Minuten geballte Kunst voller lateinamerikanischem Flair.


11. Beatsteaks – “Kommando Sunshine”

Während die moderne Deepfake-Technologie einen eher erschreckt, wenn sie nur anhand von ein paar Bildern Menschen in Videos täuschend echt Dinge sagen und tun lässt, gehen es die Beatsteaks dankenswerterweise etwas klassischer an: In allerhand Filmen, Serien, Musikvideos und Sportclips haben sich Arnim-Teutoburg-Weiß, Torsten Scholz und Co. elegant-unbeholfen in die Gesichter der eigentlichen Darsteller montieren lassen. Ein sympathischer Ritt durch die Popkultur, mit jeder Menge Momenten zum Liebhaben.


12. The Smile – “Free In The Knowledge”

Enorm, wie ästhetisch diese vier Minuten der neuen Band der beiden Radiohead-Vordenker Jonny Greenwood und Thom Yorke inszeniert sind, obwohl man danach zunächst gar nicht so genau weiß, was man gesehen hat: In mehreren Zeitebenen wird mit Flashbacks die Szene der rituellen Verbrennung einer aus Holzstöcken geflochtenen Figur erzählt, die einige Beteiligte offenbar verändert zurücklässt – irgendwo zwischen dem englischen 70er-Horror von “The Wicker Man”, Mittelalter-LARP und einem mystischen Hippie-Alptraum. Faszinierend, beunruhigend, außerdem exzellent zur Musik geschnitten.


13. Deichkind – “In der Natur”

Von Deichkind erwartet man ja mittlerweile die optische Vollbedienung, das Video zur ersten neuen Single “In der Natur” wirkt da – passend zum Thema? – fast schon ästhetisch entschleunigt: Mit dem Robo-Hund und in übertrieben stylischer Funktions-Kluft streift Sänger Kryptik Joe durch den Wald, fährt auf einem Roboterstuhl und performt nachts mit Rehen vor Wildkameras, während er von den am Naturleben scheiternden Stadtmenschen erzählt. Gegen Ende gibt es noch einen sozialkritischen Twist und ein “Planet der Affen”-Zitat in diesem gewohnt skurrilen Clip.


14. Nina Hagen – “16 Tons”

Wie jetzt, Nina Hagen bei VISIONS? Ja mei, warum denn nicht: Die Berliner Punk-Patin entdeckt für “16 Tons” nochmal den Crooner-Blues, mit ihrer Reibeisenstimme geht das ja auch wunderbar. Das Video ist simpel, aber effektiv gestrickt: Zahlreiche andere Personen legen das typische Nina-Hagen-Augen-Make-up auf und verkörpern die Musikerin an deren Stelle – darunter Kat Frankie, Mille Petrozza (Kreator) und Hendrik Otremba (Messer). Ein schönes Spiel mit den Identitäten und Geschlechterrollen.


15. King Gizzard & The Lizard Wizard – “Kepler-22b”

So muss das aussehen, wenn man einen Videospezialisten auf dem Pilz-Trip in einen Kindergarten wirft: psychedelische Claymation, animierte Buntstiftzeichnungen und Zeitungsausrisse, hineinmontierte Köpfe der Bandmitglieder, Zooms, Überblendungen, Patchwork-Fetzen überall – eine wunderbare Bewegtbild-Collage, technisch wie inhaltlich.


16. Mogwai – “Boltfor”

Der instrumentale Post-Rock von Mogwai bietet sich natürlich an für ebenso künstlerisch wertvolle Videos, die die Klangreise unterstützen. Hier bewegt sich eine Art Schwarm durch digitale Naturlandschaften, die nur kurz in der Dunkelheit aufflackern. In den ornamentierten Bewegungen und Figuren, die entstehen, werden später sogar Tanzbewegungen sichtbar. Ein schönes Beispiel dafür, dass Musikvideokunst nicht immer eine klar umreißbare Handlung braucht.


17. Codefendants – “Suicide By Pigs”

Fat Mikes NOFX-Nachfolgeprojekt setzt den Sound zwischen Punkrock und Rap gleich mit einer packenden Story ins Bild: Ein junges Mädchen entwickelt nach Demütigungen und Gewalterfahrungen eine sadistische Racheneigung, die sie an Tieren, Mitschülern, Lehrern und Bekannten auslebt – und die sie schließlich im Polizeidienst eine flüchtende Frau erschießen lässt. Wer will, kann dann gleich mit dem Clip “Abscessed” weitermachen, dem zweiten von fünf Videos, die eine gemeinsame Erzählung bilden sollen.


18. Ghost – “Call Me Little Sunshine”

Ghost sind längst nicht mehr nur eine Band, sondern ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk und Erlebnis. Dazu gehören auch Videos wie dieses: Ein düsterer, phantasmagorischer Ritt setzt den Leibhaftigen so elegant und reizvoll in Szene wie lange niemand mehr. Vor allem hat Regisseur Matt Mahurin eine Bildsprache gefunden, die sich angenehm von vergleichbaren Musikvideos abhebt.


19. Animal Collective – “We Go Back”

So surrealistisch, wie dieser Indie-Artpop klingt, lässt sich auch das Video an: Als Zuschauer:in fliegt man durch knallbunte 3-D-Pop-up-Dioramen mit leichtem Fantasy-Touch, hangelt sich von Landschaft zu Landschaft. Danach muss man sich erstmal zwicken, damit man wieder weiß, auf welchem Planeten man lebt.


20. Björk – “Ancestress”

Wie beschreibt man das? Ok: Björk führt zu Artpop-Streichern, nordischer Folklore und Ambient-Sounds in fantastischer Gewandung eine Art Trauerprozession von Ausdruckstänzer:innen und Musiker:innen durch isländische Berge und Höhlen, um sich rituell von ihrer Mutter zu verabschieden. Wild? Mit Sicherheit. Aber auch ein Pflicht-Video des Jahres. Noch mehr unglaubliche Kostümierungen und psychedelische Videokunst gibt es in den zuvor erschienen Videos zu “Atopos” und “Ovule” zu sehen.


21. Fontaines D.C. – “Skinty Fia”

Ein bunter Lichtball in dunkler Nacht, irische Wiesen und Ruinen mittelalterlicher Mauern, dann die Tür zu einem Untergrund-Club – und man ist mittendrin in einer bacchantischen Feier, einem Maskenball in einem Edel-Tanzclub, wo im bunten Stroboskop-Licht seltsame Gestalten wie etwa als Strohpuppe verkleidete Menschen, eine Weintrauben stampfende Frau und eine Person mit Hirschkopf-Maske zu sehen sind. Durch die assoziative Szenerie streift Fontaines D.C.-Sänger Grian Chatten, ohne eine Auflösung oder Erklärung des Ganzen anzubieten.


22. Interpol – “Toni”

Keine Musikvideo-Bestenliste ohne Tanzperformance-Clips. Ein besonders gelungener kommt dieses Mal von Interpol. Deren Sänger Paul Banks beobachtet hier in einem “hyper-modernen, cinematischen Tanzfilm”, wie zwei Liebende auf der Flucht vor einer jugendlichen Gang sind. Eindrucksvolle, sehr schön choreographierte Bewegungskunst.


23. Muse – “Will Of The People”

Muse befassen sich schon lange mit dystopischen Zukunftsszenarien, auch das aktuelle Album “Will Of The People” und die zugehörigen Musikvideos sind davon durchdrungen. Heraus sticht der Clip zum Titeltrack, in dem in einer rotglühenden “Mad Max”- und “Blade Runner”-Zukunft Parkour-artig über die Häuserdächer springende Untergrundkämpfer beginnen, einen Überwachungsstaat zu bekämpfen.


24. Kreator – “Midnight Sun”

Was für ein atemloser, bildgewaltiger Ritt! Europäische Bergpanoramen treffen karibisches Voodoo-Kult-Flair, flackernde Erinnerungsfetzen holen Kindheitserinnerungen und indigene Lebenserfahrung dazu, und irgendwie bewegt sich durch all das eine Frau, mit deren Geist irgendetwas nicht stimmt und deren Blackouts teils blutige Folgen haben, die sie sich selbst nicht erklären kann. Der Story muss man nicht folgen können, um die kraftvolle Bildgestaltung zu schätzen.


25. Phoenix – “Alpha Zulu”

Das ist schon ein ziemlicher Geniestreich: Klassische Gemälde erwachen in diesem Video zum Leben und die Protagonisten singen den Phoenix-Track oder nicken dazu im Takt. Einfache Idee, technisch sicher nicht ganz leicht umzusetzen gewesen, aber meisterhaft gelungen.


BONUS

Tommy Lee – “Bouncy Castle”

Nicht nur der Drum’n’Bass von “Bouncy Castle” ist ein fieser Alptraum, auch das Video geht schamlos über alle Grenzen: Tommy Lee entführt in einen digital animierten Loop zwischen Rock-Abrissparty im Hotelzimmer, Horrorhaus und Porno-Fantasie – wer kein Problem mit abgerissenen Köpfen, Busen-Gemälden und dicken Nackedeis als Hüpfburg hat, wird hier richtig bös trashig bedient.

Playlist: Die 25 besten Musikvideos 2022

Vormerken! – ESNS Special

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Hammok

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Heimatstadt: Oslo, Norwegen
Genre: Post-Hardcore, Punk
Für Fans von: Eyes, JR Ewing, Refused

Bitte nicht verwechseln mit der Band Hammock aus Nashville: Hammok aus Olso lassen nämlich das “c” weg. Das Trio spielt aggressiven wie emotionalen Post-Hardcore und ersetzt auch schon mal die Gitarre mit einem Synthesizer. Kürzlich erschienen ist die Debüt-EP “Jumping/Dancing/Fighting”.

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Video: Hammok – “Contrapoint”

Video: Hammok – “Resume” (live in a basement)


Girl Scout

girl scout

Heimatstadt: Stockholm
Genre: Indierock
Für Fans von: Soccer Mommy, Snail Mail, Wet Leg

Vor kurzem hatten wir diese Band bereits im “Vormerken!”, jetzt freuen wir uns drauf, Girl Scout auf dem ESNS sehen zu können. Angefangen hat alles in Stockholm. Dort gibt es das Royal College of Music – ein Sammelbecken für junge, musikbegeisterte Menschen. Vier davon studieren Jazz, lernen sich außerhalb der Vorlesungen kennen. Es entsteht ein Duo, das versucht, Geld zu verdienen: “Wir haben Songs gecovert, Evergreens von den Beatles bis Burt Bacharach und auf allen Veranstaltungen gespielt, die uns angeboten wurden, von Cocktail-Events bis Eröffnungsfeiern.” Aus den Coversongs werden bald eigene Stücke und aus dem Duo das Quartett Girl Scout. Zwei Songs hat die Band bisher veröffentlicht – und die liefern einen herrlichen Mix aus Singer/Songwriter-haftem Indie und 90s-lastigem College Rock. Die dazugehörige Debüt-EP “Real Life Human Garbage” erscheint am 17. Februar.

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Video: Girl Scout – “Do You Remember Sally Moore?”

Video: Girl Scout – “All The Time And Everywhere”


Ramkot

ramkot

Heimatstadt: Ghent, Belgien
Genre: Alternative Rock
Für Fans von: Millionaire, Queens Of The Stone Age, frühe Soulwax

Das Trio Ramkot aus Ghent inszeniert seinen Alternative Rock mit progressiven Kanten, groovy Riffs und einer Handvoll Pop. Als Vorbilder nennen sie ihre Landsmänner Millionaire und Soulwax sowie die Queens Of The Stone Age. Gegründet hat sich die Band 2017 als Duo bestehend aus dem Brüdern Tim und Tom Leyman, komplettiert werden sie von Hannes Cuyvers. 2019 erscheint eine namenlose Demo-EP, 2021 folgen fünf Songs auf der 10-Inch “What Exactly Are You Looking For”.

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Video: Ramkot – “I Can’t Slow Down”

Video: Ramkot – “Eye To Eye”

Video: Ramkot – “Am I Alright Now”

Stream: Ramkot – “Exactly What You Wanted”


Sprints

sprints

Heimatstadt: Dublin, Irland
Genre: Post-Punk, Noiserock, Indie
Für Fans von: Idles, Fontaines D.C., Cable Ties

2019 gründen sich Sprints. Im Februar 2020 erscheint ihr erster Song “Kissing Practice”. Seitdem veröffentlicht die Dubliner Band um Frontfrau Karla Chubb immer wieder mitreißende, drängelnde Songs zwischen melodischem und garagig-noisigem Indierock mit satter Post-Punk-Kante und teils politischen Inhalten. Die diversen Singles von Sprints münden in den EPs “Manifesto” (2021) und “A Modern Job” (2022) und sind seit dem 1. Dezember auf “Back Catalogue” vereint. Die LP markiert das Ende der ersten Phase der Band. Mit dem überraschend zurückhaltenden, melodisch-melancholischen “Literary Mind” hat die Band bereits einen neuen Song. Mehr dann in 2023 über das Berliner Label City Slang – auf deren Neujahrsempfang am 6. Januar Sprints auch im Badehaus in Berlin-Friedrichshain auftreten.

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Video: Sprints – “Literary Mind”

Album-Stream: Sprints – “Back Catalogue”


Yo Diablo

yo daiblo

Heimatstadt: Valencia, Spanien
Genre: Desert Blues, Psychedelic
Für Fans von: Entrance, Orchestra Del Desierto, Night Beats

Gitarrist, Fingerpicker und Sänger Marcos Herrero und Schlagzeuger Paul Garcia-Serra sind Yo Diablo und mischen Desert Blues, Rock’n’Roll und Psychedelic zu einem glutroten Trip, bei dem einem der Schweiß bald auf der Stirn steht, die Fußsohlen brennen und es vor Augen flirrt. Auf Spanisch wird gesungen – vornehmlich über Tiere wie Mosquitos, Schlangen und Katzen. So nachzuhören auf dem 2019er Debütalbum “Serpientes”, auf dem Carles Delgado an Keyboards, Synthesizer und Backing-Vocals noch ein paar Schichten addiert. Der Nachfolger ist wohl schon aufgenommen – eine instrumentale, experimentelle Interpretation des Soundtracks des dänischen Horror-Stummfilms “Häxan”.

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Album-Stream: Yo Diablo – “Serpientes”

Video: Yo Diablo – “En Las Prisiones De Oropós”

Neue Folge mit Jochen Distelmeyer

1990 gründet der in Bielefeld aufgewachsene Jochen Distelmeyer mit Musikern von Der Schwarze Kanal die Band Blumfeld.

Das erste Album “Ich-Maschine” erscheint 1992 und bis 2006 folgen fünf weitere Alben. Blumfeld werden zu einer der einflussreichsten Bands der deutschen Indie-Szene, was auch daran liegt, das Distelmeyer literarisch textet und die Zeilen in einem angenehm klaren Duktus transportiert.

Mit “Heavy” erscheint 2009 Distelmeyers Solodebüt. 2015 erscheint der erste Roman “Otis” und dieses Jahr im Sommer das zweite Soloalbum “Gefühlte Wahrheit”.

Welche Band live auf Distelmeyer wirkt als wäre ein “Raumschiff mit Aliens gelandet” und welche Musikrichtung für den Sänger wie die “Entdeckung eines ganz neuen Kontinents war”, als die zeitgenössische Pop-Musik als Übermittler von Dringlichkeit versagt, hört ihr in der aktuellen Folge.

Diese und alle vorherigen Folgen gibt es hier zum Nachhören.

Podcast: “Der Soundtrack meines Lebens – Folge 42: Jochen Distelmeyer

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