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Zurück in die Gegenwart

Jordan, nimmst du die Themen und Inhalte der “Wildlife”-Songs noch wahr, wenn du sie auf der Bühne singst? Oder sind das eher auswendig gelernte Zeilen?  

Jordan Dreyer: Letzteres. Auch wenn die Inhalte der Songs mit das Interessanteste an dieser Jubiläumstour sind. Wenn du Songs schreibst, machst du eine Momentaufnahme einer bestimmten Zeit deines Lebens – aber du wirst auch älter. Mit den Leuten im Publikum zu interagieren, hat mich auf jeden Fall dazu gebracht, mehr darüber nachzudenken, worum es auf der Platte ursprünglich ging und welche Aspekte davon heute noch relevant sind. Besonders nach drei Jahren, in denen die Welt merklich schlimmer geworden ist und die Menschen in kurzer Zeit viel durchgemacht haben. Es war interessant, darüber nachzudenken, wie die Themen der Platte mein Leben und wohl auch das Leben vieler Leute im Publikum noch betreffen. Aber so etwas passiert nicht auf der Bühne, sondern rund um die Shows. 

Welche Themen der Platte sind heute noch aktuell für dich? 

Das sind eher allgemeinere Dinge: Verlust zu erfahren, sich isoliert und allein zu fühlen. Auf der Platte geht es auch darum, einen Ort zu finden, an den du gehörst, an dem du ein Gemeinschaftsgefühl hast. Nach so langer Zeit wieder vor Menschen zu spielen, hat mich deutlich spüren lassen, dass der Grund, in einer Band zu spielen, für uns immer noch darin besteht, sich mit Menschen zu verbinden und sich in einem Umfeld zu bewegen, in dem man sich wohl fühlt. 

Chad Sterenberg (Foto: Dave Summers)
Chad Sterenberg 2011 (Foto: Dave Summers)

Die Songs auf “Wildlife” bestehen aus Kurzgeschichten, Einträgen und Anmerkungen eines fiktiven Autors, der sich unter anderem selbst hinterfragt. Du bist der Autor des Autors – wie viele deiner Gedanken und Sorgen gleichen denen des fiktiven Autors?

Im Laufe der Zeit und insbesondere für “Wildlife” habe ich Figuren erschaffen, durch die ich spreche. Die Grenze zwischen dem, was fiktionalisiert ist, und dem, was real ist, verschwimmt ganz schön. Einige Geschichten habe ich mir ausgedacht, aber die grundlegenden Themen der Isolation, die Suche nach einer Perspektive und der Umgang mit persönlichen Problemen ähneln meinen eigenen. Wenn ich nicht direkt aus meiner Perspektive schreibe, kanalisiere ich sicherlich meine eigene Perspektive, um eine realistischere Figur zu schaffen. Der “Wildlife”-Autor und ich sind in vielerlei Hinsicht also die gleiche Person, wir bewegen uns zumindest parallel auf dem Album.

Die Figuren sind realistisch und die Geschichten sehr direkt, weshalb viele Leute sie auf dich zurückführen. Ärgert dich das manchmal?

Manchmal schon. Wenn du über schwierige, emotionale Situationen schreibst und diese in der Öffentlichkeit preisgibst, nimmt der Zuhörer automatisch an, dass sie dich auch persönlich betreffen. Ich versuche mich nicht daran zu stören, schaffe das aber nicht immer. Es ist auf jeden Fall komisch, dass mir Leute Fragen zu Situationen gestellt haben, die ich für ein Album erfunden habe.

Wie nah bist du heute noch an deinen Figuren von vor zwölf Jahren?

Für unsere Patreon-Seite habe ich etwas über die Texte von damals geschrieben, und ich war überrascht, wie nah dran ich noch bin, näher als erwartet auf jeden Fall. Das hat wahrscheinlich auch mit den letzten drei Jahren zu tun. Die Gedankengänge auf dem Album kann ich jedenfalls noch mit meinem heutigen Denkprozess verbinden, es fühlt sich an, wie ein altes Bild von dir zu betrachten. Es gibt aber auch Dinge, die mich heute nicht mehr ansprechen.

Es wäre auch seltsam, wenn heute alles noch so wäre wie vor zwölf Jahren.

Ich glaube nicht, dass jemand beim Schaffen von Kunst – und das gilt für jede Art des Schreibens, für Musik und für Kunstwerke – darüber nachdenkt, sich diese eines Tages noch mal genau anzusehen. Ich habe jedenfalls nie über den unmittelbaren Moment hinausgedacht, in dem wir als Band etwas getan haben. Es gibt auch Dinge, auf die ich zurückblicke und die ich etwas erschreckend finde. Dinge, die mir ein wenig peinlich sind, etwa weil ich ein bestimmtes Wort verwendet habe. Den emotionalen Inhalt der Texte zu betrachten, ist genauso seltsam, weil man daran erkennen kann, inwiefern man erwachsener geworden ist und nicht mehr genau so fühlt wie damals. Aber der Punkt ist, dass ich das Album geschrieben habe, als ich 22 Jahre alt war. Und es wäre vergebliche Mühe zu denken, ich hätte damals die Perspektive eines 35-Jährigen haben sollen.

Adam Brad 2011 (Foto: Dave Summers)
Adam Brad 2011 (Foto: Dave Summers)

Wie ist es mit den Songs, die du nach “Wildlife” geschrieben hast: Besteht in denen eine größere Distanz zwischen den Figuren und dir?

“Rooms In The House”, die Platte, die wir nach “Wildlife” veröffentlicht haben, ist stärker fiktionalisiert. Es sind Aspekte meines Lebens eingearbeitet, aber zum größten Teil sind die Songs und die Figuren erfunden. Unser letztes Album, “Panorama”, ist wieder etwas repräsentativer für mein Leben. Ein persönliches Album, das absichtlich etwas abstrakter geschrieben ist, weil ich absichtlich weniger detailliert und dafür poetischer geschrieben habe, um mich so vom Inhalt der Platte zu distanzieren. Es handelt aber viel von meinem Leben, meiner Beziehung und meinem Zuhause.

Ist das auch eine Art Selbstschutz, damit du in 20 Jahren nicht noch einmal zurückblicken und darüber nachdenken musst?

Da ist auf jeden Fall etwas Wahres dran. Auf unserem ersten Album “Somewhere At The Bottom Of The River Between Vega And Altair” sind ein paar Songs, die von Leuten handeln, die ich kenne, und die Geschichten von Leuten erzählen, die ich kannte. Als ich die Songs damals geschrieben habe, war ich mir ziemlich sicher, dass die biografischen Informationen genug verschleiert waren, damit niemand erkennan kann, um wen sich die Songs drehen – was sich als falsch herausstellte. Jeder wusste, über wen ich geschrieben habe und worum es in den Songs geht. Die Leute, über die ich geschrieben habe, waren glücklicherweise mehr oder weniger zufrieden damit, wie ich das gemacht habe. Mir war es trotzdem unangenehm und mir wurde klar, dass ich zukünftig eine gewisse Distanz zwischen den Leuten, über die ich schreibe, dem Thema selbst und mir herstellen wollte.

Hast du in den letzten Jahren Geschichten erlebt, die thematisch zu “Wildlife” gepasst hätten und die du damals vielleicht in einen Song umgemünzt hättest? 

Das ist schwer zu sagen. Ich bin mehr oder weniger zufrieden damit, wie Wildlife” geworden ist. Der Song, der für mich heraussticht, ist “King Park”. Daran würde ich aber gerne ein paar Dinge ändern. Er hat sich so verselbstständigt, wie ich es nicht erwartet hätte, besonders im Rahmen der Internetkultur und mit der Art und Weise, wie Dinge aus einem Gesamtkontext herausgelöst werden. Allein durchs Streaming, bei dem Songs losgelöst vom Kontext eines Albums wahrgenommen werden und nicht, wie sie eigentlich geschrieben wurden. Im Kontext von “Wildlife” hat “King Park” einen Sinn, der oft verloren geht, wenn er unangemessen zitiert wird.  

Wie meinst du das genau?  

Es gibt eine Zeile am Ende des Songs, an der die Leute hängen, weil sie so emotional ist: “Can I still get into heaven if I kill myself?” Ein vermeintlich tatsächlich gesprochener Satz aus einer realen Situation. Wenn diese Zeile ins Netz gestellt oder von Leuten zitiert wird, verschweigt sie den kompletten Kontext der Geschichte. Auf eine bestimmte Weise bereue ich den Song deshalb, aber niemand kann Künstler von dieser Art der oberflächlichen Interpretation schützen. Wenn wir eine Platte aufnehmen, machen wir das für uns, wir machen das, weil es ein Kunstwerk ist, auf das wir hingearbeitet und über das wir sorgfältig nachgedacht haben. Was danach passiert, liegt nicht in unserer Verantwortung, und zu viel über das nachzudenken, was über die Veröffentlichung von Musik hinausgeht, würde einen kreativ lähmen. Trotzdem empfinde ich das oft als frustrierend. Manchmal muss man sich einfach mit der Tatsache auseinandersetzen, dass Leute zu unseren Konzerten kommen, nur um diese eine Zeile zu hören.

Dass sich das falsch oder schlecht anfühlt, kann ich nachvollziehen. Das Problem ist, die Zeile funktioniert auch für sich allein – wenn auch anders. 

Genau. Ich glaube allerdings schon, dass sich die überwiegende Mehrheit der Leute mit unserer Musik und Band beschäftigt hat. Das ist unglaublich. Ich möchte das auch niemandem absprechen. Vielleicht ist es auch nur meine selektive Wahrnehmung, weil Streetwear-Unternehmen die Zeile auf T-Shirts gedruckt haben. Das macht sie zu einer Art Emo-Mode-Gadget. Ein Shirt mit der Aufschrift “Can I still get into heaven…” zu sehen, frustriert mich tatsächlich. 

Ich habe tatsächlich mal jemanden mit genauso einem Shirt getroffen, und sie kannte eure Band nicht mal. Das ist ähnlich wie mit den Nirvana-Shirts, die man bei H&M als Modeartikel kaufen kann und die Leute tragen, die nicht mal wissen, wer Kurt Cobain war.

Exakt. Vor einigen Jahren schrieb eine Zeitschrift etwas Unglaubliches über die Zeile aus dem Song. Die waren auf einem unserer Konzerte, haben die Zeile gehört und anschließend behauptet, wir würden unser junges Publikum zum Selbstmord ermutigen. Das ist eine dramatische und fast vorsätzliche Fehlinterpretation des Songs. Zumindest war das jemand, der sich keine Mühe gegeben hat, zu versuchen herauszufinden, worum es in dem Lied geht.

Ein anderes Thema: Schreibst du neben deinen Songtexten aktuell auch an anderen Arten von Texten?

Ja, ich schreibe unregelmäßig Gedichte, bin mal eine Zeit lang sehr aktiv, dann wieder länger nicht. Aber ich würde das gerne regelmäßig machen und irgendwann auch etwas veröffentlichen. Das ist eine Art zu schreiben, die ich schon lange liebe. Ich denke, ich kann noch um einiges besser werden, aber ich würde es gerne als zusätzlichen Karriereweg oder zumindest als ernsthaftes Hobby verfolgen. Es fühlt sich aktuell so ähnlich an, wie es sich lange Zeit beim Schreiben von Songtexten anfühlte. Aber ich war damals jung genug, um mich nicht zu hinterfragen und es einfach zu tun, weil ich verrückt danach war. Ich fühle mich erst in den letzten fünf oder sechs Jahren wohl dabei, zu sagen, dass ich Musiker bin. Ich denke also, es wird noch einige Zeit dauern, bis ich wirklich versuche, etwas außerhalb dieser Band zu schreiben, das Leute auch lesen werden, aber es steht auf meiner To-do-Liste.

Jordan Dreyer (Foto: Luke Dean)
Jordan Dreyer 2022 (Foto: Luke Dean)

Das hat sich offenbar geändert: 2011 hast du in VISIONS noch gesagt, dass die Musik deiner Band der einzige Rahmen für dich wäre, um zu schreiben.

Dann habe ich meine Meinung also geändert (lacht). Ich würde das wirklich gerne machen. Ich bin gerade auch dabei, andere musikalische Projekte mit Freunden zu verfolgen. Nichts Ernstes, aber ich fühle mich endlich wohler damit, das zu tun. Und ich würde das gerne ausbauen. Wir können mit La Dispute nicht jedes Jahr ein Album veröffentlichen, allein schon, weil wir an verschiedenen Orten leben. Deshalb würde ich gerne andere Dinge verfolgen, und ich denke, das gilt auch für die anderen in der Band.

2011 hast du außerdem gesagt, dass es dir eines Tages helfen könnte, die Situationen und Geschichten deiner Songs gedanklich durchgespielt zu haben – nämlich dann, wenn dir selbst so etwas widerfährt. Ist das eingetreten? 

Ich denke schon. In der amerikanischen Kultur ist es so, dass man sich mit dem Altern und dem Tod nicht beschäftigt: Wir lösen uns absichtlich von der einen Sache, die alle Menschen eint. Die Zeit, die ich damit verbracht habe, mich in bestimmte Situationen hineinzuversetzen, um die Songs zu schreiben, hat mich vermutlich etwas tröstlicher damit umgehen lassen, dass der Tod nicht nur für mich selbst, sondern auch für die Menschen in meinem Leben unausweichlich ist. Ich glaube dadurch, dass ich mir eines unvermeidlichen Verlustes in meinem Leben mit 22 Jahren schon so bewusst war, war ich ein bisschen besser gerüstet, als ich dann eine solche Erfahrung machen musste. 

Chad Sterenberg 2022 (Foto: Luke Dean)
Chad Sterenberg 2022 (Foto: Luke Dean)

Der Tod ist ein zentrales Thema auf “Wildlife”. Gleich der erste Song “Departure” funktioniert wie eine Einleitung, weil die Person in dem Song über den Tod nachdenkt.

Das stimmt, und ist es nicht seltsam für einen 22-Jährigen, so viel über den Tod zu schreiben? Vielleicht ist es aber auch schlau, sich dessen so bewusst zu sein.

Ich denke, es ist ganz normal. Auch Kinder machen sich schon Gedanken über den Tod, vermutlich, weil er nicht greifbar für sie ist.

Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind auch so war. Du hast als Kind nur ein geringes Verständnis vom Tod, aber du weißt, dass er existiert und dass darüber in einem sehr ehrfürchtigen Ton gesprochen wird. Das bringt einen ins Grübeln.

Und irgendwann muss man sowieso darüber nachdenken, warum sollte man es also hinauszögern.

Genau, das ist auf jeden Fall etwas, das wir lernen müssen. Es ist schwierig, sich damit abzufinden, denn der Tod ist unmöglich zu verstehen, aber er ist das, auf das wir alle zusteuern.

 

VISIONS empfiehlt:
La Dispute “Wildlife 10+2 Anniversary”

26.04.2023 Köln – Live Music Hall
28.04.2023 Hamburg – Uebel & Gefährlich
29.04.2023 Berlin – Astra Kulturhaus
30.04.2023 Dresden – Beatpol
02.05.2023 München – Backstage Werk
03.05.2023 Wiesbaden – Schlachthof Wiesbaden

Reise als Reporter:in zu gewinnen!

Bei dem wie immer ausverkauften Punk Rock Holiday im slowenischen Tolmin zeltet ihr nicht nur umgeben von Bergen sowie in direkter Nähe zu den zwei paradiesischen Stränden des Festivals – wir schicken euch auch in den Bühnengraben, um für VISIONS einen Nachbericht zu verfassen.

Input dafür gibt es reichlich, denn an dem wohl außergewöhnlichsten Festivalort der Welt spielen Anfang August wieder einige Punkrock-Größen. Neben Pennywise ebenso wie den Folk-Punks Dropkick Murphys, die mit ihrem neuen Album “Okemah Rising” unterwegs sind, treten auch Frank Turner And The Sleeping Souls, die schwedischen Skate-Punks Satanic Surfers, Me First And The Gimme Gimmes, Good Riddance, Agnostic Front und noch viele mehr auf. Das gesamte Line-up ist auf der Webseite des Festivals einsehbar.

Die Anreise zum Punk Rock Holiday für dich und deine Begleitung übernimmt der Bus. Zustiegsoptionen gibt es in Aachen, Köln oder Frankfurt am Main – dort werdet ihr auf Wunsch auch wieder abgesetzt.

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Neue Folge mit Judith Holofernes

Mit ihrer Mutter, einer alleinerziehenden Übersetzerin, zieht Holofernes mit sechs Jahren von Berlin-Kreuzberg nach Freiburg im Breisgau. Dort wächst sie zwischen vielen Büchern und queeren Comics auf, geht zur Schule, beginnt irgendwann Gitarre zu spielen und verdient sich ab 14 Jahren erstes Geld als Straßenmusikerin. Dabei spielt sie, wie sie berichtet, lieber nerdige B-Seiten von Bob Dylan, statt offensichtlicher Hits.

An die Musik haben sie zuvor die Soundtracks von Filmen wie “Stand By Me” oder “Eis Am Stiel” herangeführt, kurz darauf stößt sie auf die Musik von Janis Joplin. Elvis Costello, David Bowie und Patti Smith sind in der kommenden Zeit ihre Idole, bevor sie mit den Ramones und den Undertones Punk für sich entdeckt.

Mit ihrem Leben und Schaffen vor allem nach dem Ende von Wir sind Helden befasst sich Holofernes in ihrem 2022 erschienen autobiografischen Roman “Die Träume anderer Leute”, in dem sie mal humorvoll und teils schmerzhaft ehrlich ihre körperliche und seelische Verfassung seziert, aber auch die Schönheit kreativen Arbeitens feiert.

Im Podcast erklärt Holofernes weshalb Freiburg für Straßenmusik ein Mekka ist im Gegensatz zu Berlin und wie ihr das, zurück in Berlin, den Studienstart vereinfacht. Außerdem spricht die Wir-Sind-Helden-Frontfrau über die Zusammenarbeit mit dem britischem Produzenten Ian Davenport, bekannt für seine Arbeit mit Band Of Skulls oder Supergrass. Davenport übernimmt beim letzte Wir-Sind-Helden-Album “Bring mich nach Hause” und dem erstem Soloalbum von Holofernes “Ein leichtes Schwert” die Produktion.

Welche Musiktipps Holofernes, die sich selbst als Musiknerd bezeichnet und Schwarzkamp mit allerhand Wissen zu unterschiedlichsten Genres verblüfft, noch auf Lager hat und weshalb sich beide auf eine unironische Verehrung von Country-Ikone Dolly Parton einigen können, hört ihr in der aktuellen Folge.

Diese und alle Folgen aus den vergangenen Staffeln gibt es hier zum Nachhören.

Schlag in die Magengrube

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Benannt nach der literarischen Märchenfigur des Elfenkönigs, erschien 2022 mit “Oberon” die bisher letzte EP der Hardcore-Band Fucked Up. Nun haben die Kanadier am 25. April via FU ihre neuestes Werk veröffentlicht: Die mit drei Tracks bestückte EP “Cops” spannt innerhalb von knapp sieben Minuten den Bogen um das Thema Polizeigewalt und schließt bereits mit dem Titeltrack an ihren Song “Police” aus dem Jahr 2002 an: Ein musikalisches Sequel, das thematisch um die Omnipräsenz der Polizei im öffentlichen und privaten Bereich kreist.

Ebenso wenig märchenhaft wie “Oberon”, betten Fucked Up ihre Kritik an der schwelenden Polizeigewalt auch auf ihrer neuen EP in ihre Soundästhetik ein: Zwischen ausufernden Sludge-Metal-Gitarrenriffs und dem Rotz in Sänger Damian Abrahams Stimme, betonen die Kanadier unüberhörbar die wachsenden Missstände, die sich in der Welt auftun: Gesellschaftskritik in kürzester Zeit.

Gegründet hat sich die Band 2001, 2006 war mit “Year Of The Dog” ihr Debütalbum erschienen. Ein Mammutwerk, dessen Entstehungsprozess sich über fünf Jahre und zwei Kontinente erstreckt hat. Unter anderem in Zusammenarbeit mit Matt Berninger (The National) und Julien Baker entstanden, beruhte “Year Of The Dog” auf einem Stück des Multiinstrumentalisten Mike Haliechuck. Dieser hatte gemeinsam mit Drehbuchautor David James Brock das Stück “Perceval” geschrieben, in dem es um die Geschichte eines entflohenen Pferds geht.

Im letzten Jahr veröffentlichten Fucked Up außerdem ihr sechstes Studioalbum “One Day” sowie “David Comes To LIVE – Live At Warsaw”: Eine Live-Aufnahme zum Album “David Comes To Life” (2011), die als Reaktion auf die Verschiebung ihrer US-Tour während der Pandemie verstanden werden kann. Daneben erschien mit “Do All Words Can Do” im März letzten Jahres eine weitere Raritäten-Compilation.

Tracklist: “Cops”


01. “Cops”
02. “Fucked”
03. “Quality Seconds” (Orbital-Cover)”

Tierische Beziehung und trotzdem Single

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“Ich wollte schon seit dem allerersten Tame-Impala-Album mit Kevin zusammenarbeiten”, erklärt Thundercat in einem Interview die Entstehung der Kollaboration der beiden Musiker. “Ich glaube, ich wusste, dass unsere Zusammenarbeit etwas Besonderes sein würde. Ich bin schon lange von diesem Song begeistert und hoffe, dass ich in Zukunft noch mehr mit Kevin machen kann.”

“No More Lies” ist ein funkiger Song, der mit einigen Synthesizern, Funk-Grooves und jeder Menge Kopfstimme das Dilemma einer Beziehung behandelt, in dem man auch in glücklichen Zeiten zu viel nachdenken kann und dass manchmal nichts so ist, wie es scheint. Im Visualizer zur Single treffen beide Künstler in Form ihres tierischen Alter-Egos aufeinander – Raubkatze und Antilope.

Ihre jeweiligen aktuellen Alben haben Thundercat und Tame Impala bereits 2020 veröffentlicht – Thundercat mit “It Is What It Is” und Tame Impala mit “The Slow Rush”. Zudem sind beide auch Feature-Gäste auf einzelnen Singles des aktuellen Gorillaz-Albums “Cracker Island”. Thundercat spielt im kommenden Sommer einige Shows mit den Red Hot Chili Peppers in den USA, Tame Impala um Mastermind Kevin Parker haben aktuell keine weiteren Konzerte in Aussicht.

 

Fragen Sie (besser) ihren Arzt

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Das denkwürdige Produkt entstand dabei durch die Zusammenarbeit von Travis Barker mit dem in den USA äußerst populären Getränkehersteller Liquid Death, das unter anderem Dosenwasser vertreibt. Gemeinsam veröffentlichen sie ein “limitiertes Sammlerstück”, dass eine von Barker signierten Dose Liquid-Death-Bergwasser sowie einer Klistierspritze enthält. Das Set ist eine offensichtliche Anspielung auf das Blink-182-Album “Enema Of The State” von 1999 und kostet symbolische 182 Dollar (146 Euro). Barker veröffentlichte zudem ein Video, in dem er seine bisherigen privaten und beruflichen Erfolge auch der Spritze verdankt: “Was ist mein Geheimnis? Wie habe ich die Frau meiner Träume geheiratet? Wie habe ich eine so erfolgreiche Musikkarriere hingelegt? Ich benutze Liquid Death Bergwasser. In meinem A****loch.”

Ein Klistier ist eine Injektion von Flüssigkeit in den unteren Teil des Darms über den Enddarm. Das Wort Klistier kann sich auch auf die Flüssigkeit beziehen, die injiziert wird, oder auf das Gerät, mit dem eine solche Injektion verabreicht wird. Im Gegensatz zu einem echten Klistier heißt es im Trailer für das Produkt: “‘Enema Of The State’ ist ein Sammlerstück für Erwachsene in limitierter Auflage und nicht für den Gebrauch als echtes medizinisches Gerät bestimmt. ‘Enema Of The State’ sollte niemals ohne Rücksprache mit einem Arzt in oder an das Poloch eingeführt werden. Du solltest es auch nicht in oder in der Nähe des A****lochs deiner Freunde platzieren, ohne sie oder ihre Ärzte vorher zu konsultieren.”

Neben dem Vertrieb von (im weitesten Sinne) medizinischen Produkten ist Barker auch musikalisch wieder aktiv: Diesen Monat spielte er mit Blink-182 auf den Coachella Festivals in Kalifornien die ersten gemeinsamen Konzerte mit Tom DeLonge seit acht Jahren. DeLonge war im Oktober 2022 offiziell zur Band zurückgekehrt. Das Gründungsmitglied war 2015 zwischenzeitlich ausgestiegen und wurde durch Matt Skiba (Alkaline Trio) ersetzt.

Für 2023 ist auch die Veröffentlichung eines neuen Studioalbums geplant, das auch weiter vorbestellt werden kann. Allerdings gibt es weiterhin keinen Albumtitel oder ein Releasedatum. Im Herbst sind Blink-182 dann auf ausgedehnter Tour in Europa unterwegs, die Konzerte im deutschsprachigen Raum sind allerdings bis auf einige wenige Rest- und teure Platin-Tickets bereits ausverkauft.

Live: Blink-182

09.09. Köln – Lanxess Arena
16.09. Berlin – Mercedes-Benz Arena
17.09. Hamburg – Barclays Arena
20.09. Wien – Stadthalle

Kindliche Sinnsuche

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Vor sieben Jahren hatte die britische Alternative-Singer/Songwriterin PJ Harvey mit “The Hope Six Demolition Project” ihr bisher letztes Studioalbum veröffentlicht. Aufgenommen in einem Museum, warf die Musikerin einen weiten Blick auf die US-Geschichte und inszenierte das Album als politisches Lehrstück in Sachen Performancekunst. Nun erschient mit “I Inside the Old Year Dying” ihr zehntes Studioalbum, dessen erste Singleauskopplung “A Child’s Question, August” sich mit dem Thema der Sinnsuche aus Kinderaugen beschäftigt.

Angelehnt ist der Song an das Gedicht “Answer To A Child’s Question” des britischen Dichters Samuel Taylor Coleridge: Genau wie Coleridge, kreist auch Harvey um die Frage nach dem Sinn des Lebens aus kindlicher Perspektive. Und mit Blick auf die Kunst kann deren Antwort eigentlich nur in der Ausbuchstabierung von Liebe begründet liegen. Diese unvoreingenommene und bedingungslose Liebe, die in Kinderherzen steckt, betont Harvey mit jedem Gitarrenriff: Die nach allen Seiten brennende Leidenschaft, die so manchem Erwachsenen im Laufe seines Lebens fremd geworden ist, liegt in der Wiederentdeckung kindlicher Freude. Eine Rückbesinnung, die den Dreh und Angelpunkt der Entstehung des neuen Albums bildet.

Bezüglich “I Inside The Old Year Dying” sagt die Multiinstrumentalistin: “Wenn ‘I Inside The Old Year Dying’ ein sehr greifbares, menschliches Album ist, dann liegt das zum Teil daran, dass so gut wie alles auf dem Album auf Improvisationen beruht; spontane Auftritte und Ideen, die im Moment ihrer Entstehung aufgenommen wurden.” Die Idee zum neuen Album steckt seit 2017 in den Kinderschuhen. Deren Anfang wurde Ende ihrer damaligen Tournee markiert: Zwischen zahlreichen Albumveröffentlichungen und Tourneen blieb die Leidenschaft fürs Musizieren irgendwann im Zyklus des Hamsterrads stecken. Konsequenz: Die Musikerin begab sich auf eine Sinnsuche zu den Wurzeln ihrer Liebe zur Musik und baute aus diesem Erkenntnisgewinn das Grundgerüst ihres neuen Albums. Dadurch ist “I Inside The Old Year Dying” zwar an der Oberfläche von Verlust und Traurigkeit geprägt, erzählt im Kern aber die Geschichte einer neu entflammten Liebe. Eine Einladung, den Neuanfang ebenso zu zelebrieren, wie alte Leidenschaften.

Im letzten Jahr war mit “B-Sides, Demos And Rarities” ein mit 59 Tracks bestücktes Boxset erschienen. Darauf enthalten: 14 bislang unveröffentlichte Songs. Darüber hinaus veröffentlichte sie begleitende Demo-Alben zu ihren Studioalben sowie 2019 den Soundtrack zu “All About Eve”. Das neue Album erscheint am 7. Juli via Partisan und kann bereits vorbestellt werden.

Neben der Musik ist die Britin auch als bildende Künstlerin und Dichterin aktiv: 2015 veröffentlichte sie ihren Gedichtband “The Hollow Of The Hand”, 2022 folgte mit “Orlam” die zweite Buchveröffentlichung. Vor einigen Tagen hatte Harvey außerdem auf Spotify eine neue Playlist mit Stücken aus ihrem Songkatalog veröffentlicht.

PJ Harvey – “I Inside The Old Year Dying”

01. “Prayer At The Gate”
02.” Autumn Term”
03.”Lwonesome Tonight”
04. “Seem An I”
05. “The Nether-edge”
06. “I Inside The Old Year Dying”
07. “All Souls”
08. “A Child’s Question, August”
09. “I Inside The Old I Dying”
10. “August”
11. “A Child’s Question, July”
12. “A Noiseless Noise”

Signierte Poster zu gewinnen!

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Die Punk-Urgesteine The Damned waren dieses Frühjahr auf schon Tour (darunter im Berliner Hole 44 vor 650 Besucher:innen), bevor ihr neues Album “Darkadelic” am Freitag erscheint – ihrem besten seit der Jahrtausendwende.

Wir verlosen drei von der Band um Dave Vanian signierte Poster!

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Lärmschutz-Unbeauftragte

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Die Supergroup Empire State Bastard, bestehend aus Simon Neil (Biffy Clyro) und Mike Vennart (Ex-Oceansize, Livegitarre bei Biffy Clyro), hatte bereits Festival-Slots in Frankreich, Norwegen und England bestätigt, mittlerweile ist auch einer in Deutschland hinzugekommen: auf dem Wacken Open Air, das Anfang August stattfindet.

Zudem hat das Duo, das am Schlagzeug durch Dave Lombardo und am Bass durch Naomi Macleod (Bitch Falcon) unterstützt wird, eine offizielle Videoclip-Zusammenfassung seiner ersten drei Shows geteilt. Ein Fanvideo von der Livepremiere in Glasgow machte zuvor die Runde, ist aber inzwischen nicht mehr verfügbar.

Der Clip, der von der krachig-geschäftigen ersten Single “Harvest” untermalt ist, gibt einen Querschnitt durch die Clubshows in Glasgow, Manchester und London, die Empire State Bastard im März gespielt hatten, und bei denen offenbar massig Schweiß geflossen ist. Regie führte Nick Suchak.

Die Supergroup hatte bei jeder der Shows dieselbe Setlist aus “Harvest” und zwölf bisher unveröffentlichten Songs. Im Verlauf des Jahres ist mit der Veröffentlichung eines Albums zu rechnen.

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