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Lieblingssongs 2023 von VISIONS-Autorin Juliane Kehr

Lieblingssongs 2023

Autorin Juliane Kehr
Die VISIONS-Redaktion blickt zurück auf das Musikjahr 2022. Dieses Mal: Die 10 Lieblingssongs von Autorin Juliane Kehr.
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Zeit, das Jahr zu verabschieden und mit PJ Harveys wundervoll folkloristischem „I Inside The Old Year Dying“ 2023 anzuzählen, bevor die nächste Runde beginnt. Eines der besten Gitarrenintros des Jahres liefert Blur-Gitarrist Graham Coxon in „St. Charles Square“: Diese dissonant-rotzige Attitüde beamt einen direkt zurück in die 90er und wer Blur in diesem Jahr live sehen konnte, erinnert sich wahrscheinlich, dass es der Band da ganz ähnlich ging.

Mindestens genauso entspannt, aber die Brit-Rock-Gitarren gegen Soul und Bässe getauscht haben Portugal. The Man in „Champ“. Zugrunde liegt dem nur vordergründig easy vor sich hin groovenden Song Edgar Winters 1971 erschienenes „Dying To Live“. Eine Family-Affair ist dann der Foo-Fighters-Song „Show Me How“, in dem sich Dave und Violet Grohl den Gesang teilen.

Für die Tanzbarkeit sind 2023 die Psychedelic Porn Crumpets mit ihrem Album „Fronzoli“ angetreten. Vor allem „Hot! Heat! Wow! Hot!“ ist ein wildes Stück von einem Fuzz-Biest, dass sich bei mir für diverse Playlists qualifiziert hat. Einen ähnlich biestigen Vibe minus die Tanzbarkeit, dafür mit dreifacher Moshpit-Qualität liefern Empire State Bastard mit dem fiebernden „Harvest“. Simon Neil und Mike Vennart können meinetwegen gern öfter mal musikalisch streunen gehen von Biffy Clyros Stadionrock.

Wahnsinnig gefreut habe ich mich in diesem Jahr darüber, dass der Postrock von Spotlights endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die er schon lange verdient. Songs wie „The Alchemist“ spannen einen wissenden Bogen von ruhig pulsierenden, zu beißenden, dröhnenden Gitarren, die ihre Wirkung niemals verfehlen. Zur Beruhigung darf es bei mir jederzeit eine Dosis The National sein „Your Mind Is Not Your Friend“ bringt da nicht nur inhaltlich viel Wahres mit, sondern beweist auch einmal mehr, dass sich Matt Berninger und Phoebe Bridgers als Kooperationspartner gesucht und gefunden haben.

Neben Neil und Vennart hat mich in diesem Jahr ein weiterer Streuner positiv überrascht. Grian Chatten hat Fontaines D.C. vorübergehend zurückgelassen, um mit „Fairlies“ Ohrwürmer aus Joy-Division-Gesang und trotzig angeschlagenen Akustikgitarren in die Welt zu setzen.

Dann haben auch 2023 wieder große Musiker:innen die Bühne verlassen. Ein breites Grinsen aus dem irischen Jenseits (ein Pub mit Regalen voll fantastischem Whiskey?) dürfte Pogues-Frontmann Shane MacGowan auf den Lippen gehabt haben, beim Blick auf die eigene Beerdigung: Glen Hansard spielt seinen bekanntesten (Anti-)Weihnachtshit, Johnny Depp lässt es sich nicht nehmen, seinen Sarg mitzutragen und ganz Dublin singt in den Straßen seine größten Songs. Nick Cave ist ebenfalls vor Ort und singt in der Kirche am Klavier eine rührende Version von „A Rainy Night In Soho“. Es ist ein herzliches Fest, das das Leben eines großen Songwriters würdigt. Damit Sláinte, Shane und für uns Anderen: Auf ein Neues!