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    Psychedelic Porn Crumpets
    Fronzoli

    VÖ: 10.11.2023 | Label: What Reality? Records
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 369
    Platte des Monats
    Psychedelic Porn Crumpets - Fronzoli

    Die Psychedelic Porn Crumpets sehen gar nicht ein, Ruhe zu geben. So manisch wie ihre Landsmänner King Gizzard & The Lizard Wizard sind sie zwar nicht, aber „Fronzoli“ ist auch schon das sechste Album in sieben Jahren. Der Überraschungseffekt ist weg, großen Spaß macht es trotzdem.

    Eigentlich ist diese Band zu Anfang nur ein Witz. Jack McEwan hat die Psychedelic Porn Crumpets als fiktive Band im Rahmen seines Studiums erfunden. Aber dann macht es ihm doch viel zu viel Spaß, das Ding weiter durchzuziehen. Rockbands aus Australien sind eh seit einigen Jahren ein Exportschlager – was sich auch an den Preisen für die limitierten, farbigen Vinyl-Auflagen der Psychedelic Porn Crumpets ablesen lässt; die steigen seit einigen Jahren kontinuierlich im Preis. Also schreibt McEwan weiter Songs.

    Nach dem verspielten Auftaktdoppel „High Visceral Part One“ und „High Visceral Part Two“ (2016 beziehungsweise 2017) findet er mit einem sich festigenden Line-up mit „And Now For The Whatchamacallit“ 2019 in die Spur. Die Songs pendeln sich im Drei-Minuten-Bereich ein und sind meist rasante Abfahrten zwischen Psych, Pop, Garage und Metal. Auf „Shyga! The Sunlight Mound“ (2021) und „Night Gnomes“ (2022) wiederholt McEwan das Ganze äußerst gewinnbringend in Form vieler kleiner Hits und Kracher.

    Der stete Output ist selbstverständlich erfreulich, denn der Band gelingt es, so hochwertig wie kurzweilig abzuliefern. Ein sich beinahe überschlagender Song wie „Nootmare (K.I.L.L.I.N.G) Meow!“, der Opener des neuen Albums „Fronzoli“, überrascht 2023 jedoch nicht mehr so wie es 2019 „Bill’s Mandolin“ und „Social Candy“ taten oder 2021 „Tally Ho“ und „Mr Prism“. „Fronzoli“ stellt ein Mehr da, aber kein Neu. Der Albumtitel bedeutet übrigens so viel wie „etwas Unnötiges, das als Dekoration hinzugefügt wurde“. Völlig unironisch trifft das auch auf die zehn neuen Songs zu. Nur: Sind diese unnötig, wenn sie bestens unterhalten, wenn sie die liebgewonnenen Markenzeichen der Band tragen und damit glücklich stimmen?

    Die Psychedelic Porn Crumpets bleiben eine Psych-Pop-Band, die sich zwischendurch immer mal wieder für eine Metal-Band hält. Neben dem Opener etwa im aus dem Startblock schießenden „(I’m A Kadaver) Alakazam“ oder im Mittelteil von „All Aboard The S.S. Sinker“. Manchmal lässt der Alarm aber auch auf sich warten. „Hot! Heat! Wow! Hot!“ ist zunächst akustisch instrumentiert, um nach 40 Sekunden elektrisch zu explodieren. „Dilemma Us From Evil“ schwelgt in Psych-Pop, klöppelt Videospiel-Sounds dazwischen und wird mal laut und dann wieder leise. Ganz ohne chaotische Ausbrüche kommt das Beatles-artige „Cpt. Gravity Mouse Welcome“ aus. „Illusions Of Grandeur“ ist sogar eine Solo-Folk-Momentaufnahme von McEwan. Auch so was geht im Kosmos der Psychedelic Porn Crumpets.

    Was beim größten Teil der Songs auffällt: McEwan & Co. haben nach wie vor die Pfanne heiß und machen sich ein schelmisches Späßchen daraus, bereits mit ihren Songtiteln zu irritieren und zu amüsieren. Falls 2024 wieder ein Album ansteht, darf das gerne ein paar eindeutigere Experimente enthalten. Früher umfasste der Kosmos der Psychedelic Porn Crumpets schließlich auch Space-Rock jenseits der Acht-Minuten-Marke.

    Das steckt drin: 

    Post Animal „When I Think Of You In A Castle“ (2018, Polyvinyl)

    Das zweite Album der Chicagoer ist ein wunderbar wandelbares Ungetüm, das sowohl der grassieren Psych-Rock/Pop-Welle gerecht wird, als auch den Brückenschlag Richtung 70s-Soft- und Progrock wagt. In ihrer Schrulligkeit agieren sie dabei auf Augenhöhe mit den Psychedelic Porn Crumpets Allein das fast sechsminütige „Gelatin Mode“ wirkt wie die Miniatur eines ganzen Albums der Australier.

    Wand „Golem“ (2015, In The Red)

    Bevor Wand mit Prog und Country flirten und sich Kopf Cory Hanson ab 2016 vermehrt solo austobt, ist der Sound seiner Band ein Amalgam aus lieblichem Psych-Pop mit Kopfstimme, in den die Band immer wieder kräftige Gitarrenwände stellt. Mit den gleichen Mitteln verleihen auch Psychedelic Porn Crumpets ihrem Sound eine Extraportion Wucht und Wahnwitz.

    Tripping Daisy „I Am An Elastic Firecracker“ (1995, Island)

    Die Band um Mastermind Tim DeLaughter (später Polyphonic Spree) verbindet in den 90ern Psychedelic und Pop – und reicht trotzdem der Generation Grunge die Hand. Ähnlich wie bei den Psychedelic Porn Crumpets bekommen die E-Gitarren hier gerne eine Akustikgitarre an die Seite gestellt. Außerdem ergeht sich DeLaughter in schrägen Texten, wofür auch die Psychedelic Porn Crumpets bekannt sind.

    weitere Platten

    Night Gnomes

    VÖ: 22.04.2022

    High Visceral, Pt. 2

    VÖ: 14.04.2017

    High Visceral, Pt. 1

    VÖ: 19.03.2016