Dieser Song muss einfach auf der Liste meiner liebsten Soul-Songs stehen. Es ist ein sehr beliebter Song, einfach, weil er so fantastisch ist.
02. Aaron Neville – “Tell It Like It Is”
Die Zerbrechlichkeit des Gesangs und die Darbietungen sind einfach unglaublich. Ein Lied, das Inspiration für mehrere Lebenszeiten liefert.
03. Etta James – “At Last”
Ein weiterer Klassiker und eine echte Schnulze. Aber man kann sich der Stimmung einfach nicht entziehen.
04. Solomon Burke – “Cry To Me”
Ich habe in den 30 Jahren, in denen ich auf der Bühne stehe, eine Menge über das Singen gelernt. Vielleicht kann ich genauso viel lernen, wenn ich mir einfach diesen einen Auftritt immer wieder anhöre. Solomon Burke ist einer der Größten.
05. Aretha Franklin – “I Never Loved A Man”
Die wohl größte Soul-Sängerin aller Zeiten. Das ist eines ihrer tiefgründigeren Stücke. Ich liebe alles an diesem Song.
06. Sam Cooke – “A Change Is Gonna Come”
Ein erstaunlich talentierter Mensch und ein Aktivist, der seiner Zeit auf so vielen Ebenen voraus war. Was für ein kraftvoller Song und Sänger.
07. James Brown – “I’ll Go Crazy”
Ich muss James Brown auf dieser Liste haben, aber ich hatte wirklich Schwierigkeiten, mich für ein Stück zu entscheiden. Es ist erstaunlich, sich einfach in den Backups dieses Titels zu verlieren.
08. Sam & Dave – “Soothe Me”
Vor kurzem habe ich einen Live-Auftritt von Sam & Dave aus Norwegen in den 60er Jahren gesehen. Das hat mich sehr bewegt. Es muss unglaublich gewesen sein, sie live mit Booker T And The MGs als Begleitband zu sehen … unwirklich! Dies ist einer meiner Lieblingssongs.
09. Booker T & The MG’s – “Summertime”
Wenn ich nur noch einen Song für den Rest meines Lebens hören könnte … ich würde vermutlich diesen hier auswählen.
10. Otis Redding – “Dock Of The Bay”
Einer der besten Soul-Songs – oder besser gesagt – besten Songs aller Zeiten. So traurig, schön und kraftvoll!
Mehr als sieben Minuten lang ist das Rifffeuerwerk von “72 Seasons”, das gleich eine ganze Reihe der Trademarks von Metallica auffährt, etwa thrashige Riffs, die fast so gnadenlos sägen wie zu “Kill ‘Em All“-Zeiten – auch wenn die längst zur Stadionband avancierten Metallica inzwischen viel besser produziert sind als in den 80ern. Was auch auffällt: das zurückhaltende Spiel von Schlagzeuger Lars Ulrich. In der Vergangenheit dominierte der nicht so heimliche Bandchef gerne einen Song, hier beschränkt er sich aufs Wesentliche – und wirkt dabei ebenso souverän wie gereift.
So spektakulär der Song ist, so unspektakulär ist das zugehörige Video. Es bietet viel Performance, viel Gegenlicht, wenig Handlung und als Pointe am Ende das Kinderbett vom Cover des Albums.
“72 Seasons” von Metallica erscheint am 14. April Bislang hat die Band daraus die Songs “Lux Æterna”, “Screaming Suicide” und “If Darkness Had A Son” vorgestellt. Auf Tour kommen die Thrash-Metal-Legenden im Sommer 2023 zwei Shows in Hamburg und ein Jahr später zwei Konzerte in München.
Mehr zur Geschichte von Metallica und ein Interview mit Bassist Rob Trujillo lest ihr in VISIONS 361 oder demnächst auf visions.de.
Der Fluch des One-Hit-Wonders begleitet Eddie Chacon seit den 90ern. Wäre der US-Songwriter allerdings nach wie vor versucht, den Erfolg von “Would I Lie To You” mit dem Duo Charles & Eddie zu wiederholen, würde er an dieser Stelle keine Rolle spielen, obwohl er seine erste Band mit 12 Jahren gemeinsam mit Cliff Burton von Metallica und Mike Bordin von Faith No More gründete. Der bezaubernde LoFi-R&B, den er seit seinem Solodebüt “Pleasure Joy And Happiness” verfolgt, verlangt dagegen auf elegante Weise nach Aufmerksamkeit, ohne Hits auch nur im Ansatz einzukalkulieren. “Haunted Memories” etwa überzeugt mit Querflöten, die wie Raureif in der Morgensonne glänzen. In dieser Hinsicht ist die Detailfülle von “Sundown” (Stones Throw, 31.03.) raumfordernd und verleitet zu Superlativen. Mac DeMarco ist sich jedenfalls sicher: “Eddie Chacon ist die Nummer eins unter den Musikern des Planeten Erde. Gestern, heute und für immer.”
Eine Nummer kleiner verortet sich Lucinda Chua als Eisengel im Wachsfigurenkabinett, zumindest dem Cover ihres Albums “Yian” (4AD, 24.03.) nach. Der Musik folgend begibt sich die Tochter einer englischen Mutter und eines chinesisch-malaysischen Vaters aber eher introspektiv auf Identitätssuche. Dieses paradoxe Kunststück geht erstaunlich gut auf, denn das Debüt strotzt auch in den leisesten Tönen noch vor großem Selbstbewusstsein. Stücke wie “Do You Know You Know” klingen, als hätte Kate Bush mit den späten Talk Talk kooperiert – und keinen Deut kleiner.
Erste Zweifel kommen diesen Monat erst mit Caroline Rose, die ihre eigenen im Handstreich zur Stärke umfunktioniert, wenn sie ihrer Therapeutin mit “Jill Says” einen Song widmet, bei dem das Klavier über die Flure springt. Schichten aus Gesang, gregorianischen Chören mit Autotune und Synthesizer gestalten ihre Songs versöhnlicher, als es die Texte über eine zerbrochene Beziehung nahelegen würden. “Maybe I could tie you up/ And if you will it hard enough/ You could drum up some love/ Baby, how does that sound?/ I know that you need some air but I can’t let you out”, heißt es im verhängnisvoll betitelten “Stockholm Syndrome”. Während diese Zeilen noch verarbeitet werden wollen, ist Rose im Schlussakkord von “The Art Of Forgetting” (New West, 24.03.) bereits einen Schritt weiter: “Only the rich get second chances”.
Kjellvandertonbruket sehen wiederum Chancen in vereinten Stärken. Singer/Songwriter Christian Kjellvander ist in der schwedischen Undergroundszene eine Ikone unter den Croonern. Zusammen mit den Klangzauberern von Tonbruket bildet er eines der schönsten Schattenkabinette zwischen Nick Cave und Mark Kozelek. Mit bedächtigem Jazz, Psychedelic Rock und Neo-Folk feiern die Schweden auf “Fossils” (Startracks, 17.03.) eine glamouröse Waldschratigkeit, die ansteckender ist als jede Lagerfeuerromantik. Mit der Zeile “No, no, no that’s not what I said/ That’s all in your head”, würde Kjellvander wahrscheinlich widersprechen und den Titel “Doom Country” des Debütalbums vorschieben, der diese außergewöhnliche Formation nach wie vor treffsicher umschreibt.
Bei Perlee greifen vergleichbar pointierte Etiketten zu kurz. Das irische Duo mit Wohnsitz Berlin verfolgt mit seinem Debüt einen disparaten Ansatz. Zwischen hüpfendem Indiepop in “Lampshade” über fuzzigen Shoegaze-Pop in “Reckoning” bis zu ausuferndem und gleichermaßen aufreizendem Post-Rock in “The Wave”, wo ausnahmsweise keine Gitarre, sondern eine Snare die Hauptrolle übernimmt, steckt eine ganze Bandbreite melancholischer Träumereien. Verzweiflung und Schönheit liegen auf “Speaking From Other Rooms” (Backseat, 21.04.) nicht selten so eng beieinander wie im grandiosen irischen Film “The Banshees Of Inisherin”.
Mit “Watching The Credits” veröffentlichen The Beths die nächste Power-Pop-Hymne. Der Song entstand während der Schreib-Sessions zu ihrem aktuellen Album “Expert In A Dying Field”, das im vergangenen September erschienen ist, schaffte es jedoch nicht auf das Album. Gegenüber Stereogum verrät Frontfrau Elizabeth Stokes die Inspiration hinter dem Song: “Lange Zeit mochte ich es nicht, Filme anzusehen, aber ich mochte es, etwas über Filme zu lernen”, so Stokes. “Podcasts, Artikel, YouTube-Videos, Behind-The-Scenes-Clips, kritische Analysen. Ich habe die Wikipedia-Zusammenfassungen der Handlung gelesen, anstatt den Film zu sehen.”
Vor wenigen Tagen wurde ebenfalls das “Tiny Desk Concert” der Indie-Rock-Band aus Neuseeland auf Youtube veröffentlicht. Die Konzertreihe wurde 2008 von dem US-Hörfunknetzwerk NPR ins Leben gerufen und konnte in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche namhafte Musiker:innen am Schreibtisch von Redakteur Bob Boilen empfangen, wo sie einige ihrer bekanntesten Songs in akustisch reduzierter Form präsentieren. So auch etwa Hardcore-Durchstarter Turnstile.
Im Juni kommen The Beths im Rahmen ihrer Europatour für einige Termine nach Deutschland. Tickets sind bereits online erhältlich.
VISIONS empfiehlt: The Beths
03.06. Ellerdorf – Wilwarin Festival
04.06. Berlin – Frannz
05.06. Hamburg – Uebel & Gefährlich
06.06. Köln – Gebäude 9
Von einer Art Rausch hatten die drei Musiker vor einigen Monaten im Studioreport erzählt. Alles passiere ganz komprimiert, immer ginge es schnell, da müsse überall noch mehr rein in die Musik, so hieß es bei den Beteiligten. Musa Dagh im Auge des Hurrikans, in den Aufnahmeräumen vom Hamburger Studio Clouds Hill – das war eine intensive Zeit und damit die logische Fortsetzung einer Geschichte, die von Beginn an vom Tempo, dem pragmatischen Zupacken ihrer Protagonisten geprägt war.
Ein kurzer Blick zurück: Mit den Bands Harmful und Blackmail waren sich Aren Emirze und Aydo Abay über die Jahre immer wieder begegnet, hatten vor gut zwei Jahren die Idee vom gemeinsamen Musikmachen in die Tat umgesetzt. Zusammen mit Thomas Götz am Schlagzeug spielte die Band ihr Debütalbum ein. Im November 2021 folgte die Veröffentlichung, begleitet von erstklassigen Kritiken. Musa Daghs Sound ist ein energiegeladener Mix aus 90s Alternative Rock, Post-Grunge und einer guten Prise Noise. Mit Blick auf das namhafte Personal, auch unter dem Aspekt der zumeist gutgefüllten Terminkalender, hätte es dabei bleiben können. Ein schickes Album, ein schöner Eintrag in den Geschichtsbüchern, und damit auf zu neuen Ufern. Die Band jedoch hatte anderes im Sinn, der Schwung wollte mitgenommen werden, der erste Durchlauf hatte so viel Spaß gemacht, so viel an kreativer Energie freigesetzt, dass eine Fortsetzung unausweichlich schien. Erste Songwriting-Sessions für die zweite Platte hatte Thomas Götz noch mitgemacht, dann aber aufgrund seiner zahlreichen Verpflichtungen – neben den Beatsteaks hat Götz zusammen mit Turbostaats Marten Ebsen auch die Band NinaMarie – die Segel gestrichen. Den freigewordenen Schlagzeughocker bieten sie Sascha Madsen an, und der nimmt den Beat auf, als wären die Songs bereits seine eigenen.
Das Material für die zweite Platte entsteht binnen kürzester Zeit, am Vorabend der Aufnahmen nicht alles ausformuliert, aber doch so weit gediehen, dass sich der Eintrag im Terminkalender von Clouds Hill lohnt. Wenige Monate später stehen Musa Dagh nun am Vorabend der Veröffentlichung, “No Future” heißt das Baby, und nicht nur über diesen eigenwilligen Albumtitel gilt es zu reden. Wie schon zuletzt lautet das Zoom-Motto bei Musa Dagh “Ganz oder gar nicht” und so melden sich, einer störrischen Netzverbindung zum Trotz, alle drei Musiker zur gemeinsamen Bestandsaufnahme. Als erstes erscheint Aren Emirze auf dem Bildschirm, wenig später folgen Sascha Madsen und Aydo Abay.
Aren, wie geht es Dir?
Aren Emirze: Mir geht es gut, wir stecken mitten im Musa-Wahnsinn. Es ist alles sehr schnell gegangen, vor drei Wochen erst wurde der Mix abgeschlossen, anschließend gemastert. Eine Woche später war das Video fertig, ein einziger Wahnsinn. Aber es passt zum Album. Das ballert.
Klingt einigermaßen aufreibend.
Emirze: Ich mag es, im Moment zu leben, ihn aufzugreifen und die Dinge in diesem einen Moment zu machen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Natürlich hinterfragt man das auch mal, aber man muss Vertrauen haben. Zu den Leuten, mit denen man zusammenarbeitet, zu diesem Zeitpunkt, an dem man es abschließt. Das ist alles cool so. Es ist ja auch nicht das erste Album, ich habe schon so viele Platten gemacht. Man kennt halt auch die Dynamik der ganzen Angelegenheit. Am Anfang ist Euphorie da, die setzt sich auch mal irgendwann, aber auf lange Sicht ist man glücklich, dass man diese bestimmten Entscheidungen getroffen hat. Also: ich zumindest.
Wann habt ihr drei euch zuletzt so richtig in einem Raum zusammen gesehen?
Emirze: Wir haben uns zuletzt in Berlin gesehen, als Aydo die Gesangsaufnahmen gemacht hat. Danach haben wir alle zusammen die Bandfotos gemacht.
Wie liefen die Gesangsaufnahmen, Aydo?
Aydo Abay: Die liefen super, alles bei dieser Platte lief ja wahnsinnig easy. Es fügte sich alles zusammen. Die Aufnahmen waren ein einziger Rausch.
Wie war das Bandgefühl zu diesem Zeitpunkt?
Abay: Das war die helle Freude, weil wir fertig waren. Wir haben ein Bier getrunken, und Sascha ist direkt los zur Probe mit Madsen.
Sascha, wie hast du die Aufnahmen erlebt?
Sascha Madsen: Das Geile war, dass wir uns alle darauf eingelassen haben und dass nichts geplant war. Das ging alles so wahnsinnig schnell. Wir haben alles einfach passieren lassen. Wir wussten ja nicht, was dabei herauskommt, wenn wir drei in dieser Konstellation Musik machen. Ich kannte Aydo, Aren dagegen überhaupt nicht. Die beiden wussten bereits, wie es ist, miteinander Musik zu machen. Es ist ja immer ein Wagnis, zusammen Musik zu machen, aber dass es so gut funktioniert, dass wir innerhalb kürzester Zeit so ein Werk aus dem Boden stampfen, das ist das wirklich Rauschhafte. Teilweise war es wie ein Drogentrip ohne Drogen. Ich war regelrecht in Ekstase beim Musikmachen, wie in anderen Sphären. Das war auch noch im Studio so. Wir sind ja auch nicht mit der fertigen Platte an die Aufnahmen gegangen. Wir haben zu Moses [Schneider, Produzent] gesagt: “Guck mal, das hier haben wir.” Mal war alles völlig klar, bei anderen Songs ist ein guter Teil erst im Studio entstanden. Das war dieser Sog, den wir drei mit Moses fortsetzten. Da sind wir voll rein. Das war dieses Geile, was sonst schon auch anders ist. An anderer Stelle passiert alles geplanter.
Musa Dagh: Das sind Aydo Abay, Aren Emirze und Sascha Madsen (Foto: Christoph Eisenmenger)
Wir sprechen am Tag nach der Veröffentlichung eurer zweiten Single “No Future”. Wie ist das Feedback?
Emirze: In der heutigen Zeit braucht es ein bisschen, bis es so richtig ankommt, aber die Resonanz ist echt gut. Mir ist es erst mal wichtig, wie es sich für mich anfühlt. Ich feiere den Song, ich feiere das ganze Album. Ich bin da stabil. An die Fans heranzutreten, ist nicht so einfach bei den ganzen Algorithmen, auf Facebook, auf Instagram. Man weiß nicht genau, wen man erreicht, welche Links man posten kann und welche nicht. Ich freue mich am meisten, dass wir auf Tour gehen und live dann die direkte Reaktion haben.
Abay: Ich denke, dass es darauf ankommt, in welchen Playlists du bist. Als Spotify losging, gab es mal so einen Moment, an dem alles möglich war. Wenn du in dieser Zeit aktiv warst, dann war alles super, aber seitdem ist es nur noch schwierig, außer du machst sehr gefällige Musik oder bist bereits etabliert. Ansonsten musst du dir alles wieder von vorn erkämpfen. Es ist nicht einfacher geworden.
Emirze: Und du musst die richtigen Leute kennen, die dich da reinpushen. Ich habe keine Ahnung, wie das geht. Wenn ich jemanden danach frage, habe ich das Gefühl, ich will von demjenigen wissen, wie man auf den Mond kommt.
Es handelt sich um den Titelsong des Albums, das ist ein ziemlich vollmundiges Statement. Was hat es damit auf sich?
Abay: Ich habe mich während der Aufnahmen viel mit den Sex Pistols beschäftigt, gut fand ich sie schon immer. Kürzlich lief ja auch noch diese Serie, dazu die ganzen Querelen mit John Lydon, der einerseits total sympathisch ist, aber gleichzeitig auch ein echtes Arschloch. Während ich die Serie guckte, habe ich irgendwie meinen Frieden mit ihm gemacht. Ich finde es immer noch erstaunlich, in welch kurzer Zeit das alles passierte. Wie die allen den Stinkefinger gezeigt haben, wie die alles revolutioniert haben. Das ist echt beeindruckend, daher auch die ganzen Zitate von mir in diesem Song.
Die Sache mit dem Albumtitel kann schon mal schwierig werden.
Abay: Ich fand die Idee, das Album so zu nennen, schon früh ziemlich cool. Gar nicht mal mit Bezug zu den Sex Pistols, sondern auch, weil es einfach so gut in diese Zeit passt. Aren war sich erst nicht so sicher.
Emirze: Ich fand’s schon gut. Ein Albumtitel ist ja immer so eine Sache. Alle werfen Ideen in einen Topf, irgendwann muss man sich einfach entscheiden. Ich habe am Ende meine Tochter gefragt, und die meinte, “No Future” ist ein geiler Titel.
Abay: Wir hatten erst den Gedanken, es wieder nur Musa Dagh zu nennen. Das wäre so eine Art von Konsequenz gewesen, die eigentlich auch ihren Reiz gehabt hätte, aber das kannst du heute nicht mehr bringen. Irgendjemand wird immer sagen, dass das wegen Spotify oder so nicht geht.
Madsen: Dann wird es irgendwie “2” oder so genannt, das ist auch Kacke.
Emirze: Das System funktioniert auf diese Art eben auch nicht.
Abay: “No Future” passte einfach. Die Zeit, in der wir waren, in der wir sind und jene, auf die wir zusteuern. Es hat so viel mit tatsächlicher Zukunft zu tun wie vielleicht noch nie zuvor. Früher ging es um die Vergangenheit, natürlich auch um das Hier und Jetzt. Jetzt schauen alle auf das, was kommt. Es ist unerlässlich, darauf Bezug zu nehmen. Als eine Art ironischen Pessimismus finde ich das sehr schön. Es passt ja auch zu dieser Band. Das Ganze hat zwar Zukunft, aber es ist auch sehr schwierig gestaltet.
Emirze: Ich merke es, wenn ich mit Freunden rede. Was die Perspektive angeht, ist alles etwas verschwommen. Jeder fragt sich, was wohl passiert, weil so dermaßen viele Ängste herrschen. Sei es die Inflation, der Russland-Ukraine-Konflikt, zwischenmenschliche Probleme, die jeder durch diese besondere Dichte erlebt. Das macht alles so unsicher, das gibt dem Albumtitel noch mal so eine bestimmte Ebene.
Abay: Etwas, das ich jetzt auch noch mal durch diese Zusammenarbeit mit Aren gelernt habe, das ist: Nutze den Scheiß-Tag. Was die Zukunft womöglich bringt, wo deine Sicherheit bleibt, diese ganzen Fragen bringen nur Depressionen mit sich. Aren, da hast du so was von Recht gehabt: Nutze den Moment.
Das ist die Prämisse für diese ganze Platte, oder?
Emirze: Wir haben es ja jetzt schon mehrfach gesagt: Das ist die Stärke dieses Albums. Ich bin eh nicht so der Vorbereiter, mir fehlt oft die Geduld. Als ich jung war, habe ich viel geübt, aber heute ist meine zeitliche Konzentrationsfrist sehr begrenzt. Ich kann immer nur dem Moment vertrauen. Ich weiß aus der Vergangenheit, dass, wenn ich den Weg der Angst gehe, diese Angst dann keine Chance mehr hat. Ich vermag dann gar nicht mehr daran zu denken, dass ich versagen könnte. Ich bin mitten in diesem Impuls, und da ist es wichtig, dass man Leute um sich hat, mit denen man diesen Weg gehen kann. Das heißt nicht, dass man völlig gegen Selbstzweifel gefeit ist und sich nicht mal fragt, ob das jetzt alles richtig ist, was man da macht. Gerade bei so einer Sache wie dem Mix. Da war ich fix und fertig, weil ich wusste, dass das Album in vier Tagen abgeschlossen sein musste.
Wo lag das Problem?
Emirze: Wir waren mit dem eigentlichen Mix nicht hundertprozentig zufrieden. Ich wäre es gerne gewesen, aber Moses und Sascha haben immer gesagt, ach, ich weiß nicht. Könnte man an diesem Grundsound nicht noch etwas ändern? Ich dachte nur: “Ja klar, kann man machen, aber wir haben echt keine Zeit.” Dann hatte ich ein tolles Gespräch mit Greg Gordon, der die Platte gemischt hat, mit Sascha und Moses, weil es eben auch um den Schlagzeug-Sound ging. Dann erlebte das Ganze plötzlich eine Wendung, irgendwie fanden wir einen Nenner. Greg hat da irgendetwas angewendet, woraus so eine Zwischenwelt entstand, aus dem, wie ich es sehe und wie Moses und Sascha es sehen. Dann fügte es sich.
Madsen: Dann wurde es geil. [alle lachen]
Emirze: Mix ist so eine krasse Philosophie. Man dreht nur einen kleinen Knopf und alles verändert sich. Wer das nicht kennt, kann sich das kaum vorstellen. Wer da sagt: “Hey, mach’ doch einfach das Schlagzeug ein bisschen lauter”, hat keine Ahnung. So läuft es eben nicht. Wir haben ja auch keinen Bassisten, das erschwert die Rolle des Schlagzeugs noch mehr. Wie tief geht die Bassdrum, wie tief kann die Gitarre gehen, wo packst du den Gesang hin, ohne dass er zu laut oder zu leise ist, ohne dass es zu dumpf wird. Das alles ist ein so umfassender Prozess. Ich bewundere alle Mixing-Engineers dieser Welt. Also, alles war Pushen, Pushen, Pushen, alles auf die letzte Minute. Die schönste Anekdote: Wir mussten das Vinyl-Master am Freitagmorgen um acht Uhr abgeben… (alle lachen) Das war die absolute Deadline. Wenn wir die verpasst hätten, dann wäre aus “No Future” tatsächlich genau das geworden: keine Zukunft, das ganze Ding. Da habe ich nachts um zwei Uhr also mit unserem Masterer telefoniert, der fragte, ob ich das schaffen würde. Ich meinte so: “Klar, haut hin.” Er sagte, er würde gleich was schicken. Tja, und dann bin ich eingeschlafen. Sofort danach. Ich wach irgendwann wieder auf, die Vögel zwitschern, es ist hell. Ich dachte nur: “Ach du Scheiße!” Mir schlug das Herz bis zum Hals. Ich schaue auf die Uhr – und es ist zehn vor acht. Ich bin sofort online, habe das weitergeleitet, und das war es zum Glück. Echt, eine unglaubliche Fahrt, dieses ganze Album.
Abay: Wobei wir die Testpressung noch nicht gehört haben. Wahrscheinlich ist da jetzt die neue Madsen drauf. [alle lachen] Oder die neue Juli.
Auf ein neues: Musa Dagh lassen zwei Jahre nach ihrem Debüt die nächste Platte folgen. (Foto: Christoph Eisenmenger)
Noch mal zum Mix selbst: Ist das ein gemeinschaftlicher Prozess?
Emirze: Es lief schon über mich. Ich hatte halt unglaublich viel zu tun, dadurch hat sich alles verschoben. Die Zeit von zwei Monaten, die so unglaublich komfortabel schien, ist immer mehr geschrumpft. Ich dachte irgendwann, meine Güte, jetzt muss mal ein Mix her, von dem ich denke, das ist die richtige Richtung.
Madsen: Ich hatte schon ganz früh gesagt, dass ich den Mix mithören möchte, dass ich da beteiligt sein wollte, allein schon aus dem Grund, weil es mich interessiert. Und um etwas sagen zu können, wenn mich etwas ganz doll stört. Ich mache das auch wirklich nur, wenn ich denke, das geht in die völlig falsche Richtung. Die Kommunikation aber ging komplett über Aren. Ich habe auch mehrfach gesagt, wie leid er mir tut. Aren, du warst so krass unter Druck, ich habe es dir so hart angemerkt. Es hat am Ende ja wunderbar hingehauen, aber die Reise dahin war krass, sehr intensiv.
Abay: Ich fand die Platte von Anfang so geil, dass ich mir die Rough Mixes einfach dermaßen oft angehört habe und da so ein bisschen hängengeblieben bin.
Madsen: Aus dem Mix hast du dich ja komplett rausgehalten.
Abay: Ja, ich bekomme jetzt einen ganz neuen Bezug zu der Platte. Ich bin auf jeden Fall happy mit dem, was ich bis jetzt hören durfte.
Emirze: Es ist ein Album, das nicht klingt wie andere. Sehr eigen, sehr dicht, sehr energetisch, sehr spannend. Das macht Greg Gordon einfach super. Das sind so spannende Mixe, die er da baut.
Madsen: Die Rough Mixes von Moses waren auch einfach so kompromisslos, so krass räumlich, ein ganz eigener Sound. Ich habe eine Weile gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Ich dachte erst, was macht der denn da? Als sich meine Hörgewohnheiten aber darauf eingestellt hatten, wollte ich es gar nicht mehr anders hören. Die ersten Mixe von Greg waren ganz anders, dann haben wir es geschafft, die Rough Mixes wieder etwas einfließen lassen und damit die Lösung, den finalen Mix gefunden, den ich so liebe.
Habt ihr mit Blick auf euren jeweiligen musikalischen Geschmack eigentlich eine Band, auf die ihr euch grundsätzlich einigen könnt?
Madsen: So wie ich das verstanden habe, ist das die Band Madsen. [lacht] Also, wir haben im Studio viel Musik gehört, und es gab diesen einen magischen Moment im Studio, als wir Led Zeppelin gehört haben.
Abay: Bei Led Zep habe ich massive Probleme mit der Endphase, wobei ich schon davon beeindruckt bin, wie so etwas dermaßen riesig werden konnte. Wenn man sich diesen Konzertfilm von damals anschaut, wird einem das schon klar. Es waren halt so richtige Typen. Aber bei Black Sabbath dann aber nur die Ozzy-Phase, oder?
Emirze: “Heaven And Hell” mit Dio ist auch ein saugeiles Album, aber hat halt nicht mehr dieses Arbeiterklasse-Ding, diese Birmingham-Attitüde. Das ist schon etwas königlicher alles.
Abay: Aber das ist doch nicht Black Sabbath, die Band, oder? [lacht]
Abay: Hey, Nirvana, für mich immer Götter, für uns alle.
Emirze: Ich muss sagen, dass mich der Sound unseres Albums sehr an “In Utero” erinnert. Es gibt so Momente, wo ich immer genau an die Platte denken muss. Kurt Cobain würde es freuen. Oder sagen wir mal so: Er wäre sicher Musa-Dagh-Fan.
Sascha, was sagt denn eigentlich deine Band zu deinem neuen Job?
Madsen: Das war nie ein Problem. Klar, meine Brüder und Bandkollegen wollen auch mal wissen, was da so passiert, aber die sind jetzt nicht ununterbrochen mit am Thema. Organisatorisch war es überhaupt kein Problem, das neue Album ist ja jetzt erst fertig, das geht gerade erst so langsam wieder los. Im Mai, wenn wir auf Tour sind, ist keine Zeit für Madsen, aber sonst kommt sich das überhaupt nicht in die Quere.
Gekommen, um die Welt zu erobern? (Foto: Christoph Eisenmenger)
Bleibt die Frage nach dem Beziehungsstatus von Musa Dagh. Würdet ihr sagen, es ist eine klassische Band? Oder doch mehr so etwas wie ein Projekt, eine langangelegte Kooperation?
Abay: Das wird man erst nach der Tour wissen.
Emirze: So ist es.
Abay: Wir sind jetzt gerade mal nur drei Typen, die eine wahnsinnig starke Platte gemacht haben. Den Rest sehen wir am Ende der Tour.
Allzu lang ist es nicht mehr hin, dann startet die besagte Tour. Den Auftakt macht das Konzert im Hamburger Molotow am 17. Mai, die insgesamt acht Shows finden ihren Abschluss am 24. Mai im Badehaus in Berlin. Und was kommt dann? “No Future”, abhaken, das war es erst mal? Oder doch die unmittelbare Fortsetzung dieser bislang so rauschhaften Geschichte, ein Teamwork mit Zukunft, womöglich: eine Band? Es wird spannend sein, das Ganze weiter zu beobachten. In zwei Monaten sind wir schlauer.
Was für ein Sommer mit den Ärzten! “Die beste Band der Welt” tourte letztes Jahr nämlich besonders üppig durch die kleinsten Clubs in Berlin mit ein paar Handvoll Zuschauern bis hin zur riesigen Open-Air-Show mit Zehntausenden Fans. Wer bei der selbstverständlich ausverkauften “Berlin Tour” nicht dabei sein konnte, oder sich die teils intimen Clubshows nochmals in Erinnerung rufen möchte, hat ab dem 21. August die perfekte Gelegenheit, den Konzertsommer mit den Ärzten nochmal Revue passieren zu lassen.
Haus- und Hof-Fotograf Jörg Steinmetz war nämlich dabei und dürfte auch näher dran als alle anderen, um ein Tour-Fotobuch mit einigen Extras zusammenzustellen. Dazu wurden alle Shows mit mobilen und stationären Kameras festgehalten und auf großformatiges, schweres Papier gedruckt. Die Band verspricht eine “bis dato tatsächlich nur von raren Clubkonzerten gekannte Direktheit und Intimität auf der Bühne” – inklusive “… äh … nun ja … ansabbern”, wie es auf der Webseite heißt. Die Extras beinhalten “Tonschnipsel aus Ansagen, Songausschnitten und Kuriositäten” und sind per QR-Code aus dem Buch abrufbar.
Der Fotoband mit dem Titel “Die Ärzte: Nackt im Wind – Die Berlin Tour MMXXII” erscheint am 21. August beim Prestel Verlag, umfasst ca. 200 Seiten, kostet 49 Euro und ist ab 7. April 2023 im Ärzte-Shop und überall im Buchhandel vorbestellbar. Ein Vorgeschmack findet ihr ebenfalls auf der Ärzte-Homepage.
Im kommenden Sommer spielen Die Ärzte bereits wieder einige Warm-up-Konzerte für ihren Festivalshows. Der Vorverkauf für die Shows in Stockholm, Kopenhagen läuft bereits über lokale Ticketanbieter. 2020 und 2021 hatten die Berliner die Alben “Hell” und “Dunkel”” veröffentlicht.
08.-09.06.2023 Interlaken (CH) – Greenfield Festival
10.06.2023 Nickelsdorf – Novarock Festival
16.06.2023 Neuhausen Ob Eck – Southside Festival
18.06.2023 Scheeßel – Hurricane Festival
17.-19.08.2023 St.Pölten (AT) – Frequency Festival
18.-20.08.2023 Grosspösna – Highfield
Geburt, Schule, Arbeit, Tod – soweit fassen Musa Dagh den Lauf des Lebens in ihrer neuen Single “Coongah” zusammen. Wie Sänger Aydo Abay (Ex-Blackmail, Freindz) berichtet, wurde die Band von dem fast gleichnamigen Horror-Hörspiel aus den 80er-Jahren inspiriert: “‘Konga, der Menschenfrosch’ – aus der fabelhaften Hörspiel-Reihe ‘Macabros’. […] In unserem ‘Coongah’ geht es zwar nicht um Frösche, aber um den Horror, der einen stummgeschaltet durch den Alltag begleitet. Die ausgestreckte Hand, die gehalten Linderung verspricht und doch unerreichbar scheint”, so Abay. “Ich muss oft lachen, wenn Leute für mehr Freiheit demonstrieren und gleichzeitig verlangen, dass man diese einschränkt. Der Mensch ist im Grunde gut, aber oft auch dumm. Wie ein Frosch. Wie die 80er.”
Aus den 80ern stammt auch das eben bereits erwähnte Zitat aus dem Song “Birth, School, Work, Death” von The Godfathers, so Abay: “Dieser Weg ist unausweichlich gesetzt. Jetzt muss man nur noch schauen, wie man die Zeit dazwischen mit viel Liebe und Freude füllt. Ist viel schwieriger als gedacht. Aber nicht unmöglich. Manchmal gelingt es.”
Diese Message verbindet die Supergroup mit treibenden Bassläufen und orientalischen Momenten, die erst gemeinsam mit dem psychedelischen Video ihre volle Wirkung entfalten. Dieses besticht mit einer Handvoll tanzenden Skeletten, während Abay, mit einem Negativfilter überlagert, hitzig in die Kamera singt. Völlig überraschend bricht die Band mit der etablierten Songstruktur und präsentiert eine akustische Bridge mitten im Song, bevor der Song zum Ende hin noch einmal ordentlich Fahrt aufnimmt.
Ihr Debüt hatten Musa Dagh mitten in der Pandemie 2021 veröffentlicht, die Arbeit am Nachfolger hatten sie direkt im Anschluss begonnen. In der Zwischenzeit gab es aber auch nochmal einen Besetzungswechsel: Beatsteaks-Drummer Thomas Götz agiert nicht länger als Teil der Band, seinen Posten hat Sascha Madsen übernommen.
“Congaah” ist Teil des neuen Musa Dagh Albums “No Future”, das am 14. April via Hayk/Cargo erscheint. Es kann noch vorbestellt werden. Zuvor hatte die Supergroup bereits den Titeltrack, “Rhythm Pigs (A.F.M.D.)” und zuletzt “0200 Hours” veröffentlicht. Im Mai kommt das Trio auch auf Tour. Tickets sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
In unserem großen Interview in unserer kommenden Ausgabe VISIONS 361 sprachen wir mit Musa Dagh über die Gründung der Supergroup und die Entstehung des zweiten Albums.
VISIONS empfiehlt:
Musa Dagh
17.05. Hamburg – Molotow Skybar
18.05. Köln – Artheater
19.05. München – Strom
21.05. Leipzig – Naumanns
22.05. Nürnberg – Club Stereo
23.05. Frankfurt/Main – Nachtleben
24.05. Berlin – Badehaus Berlin
Wer die schwedischen High-Energy-Rock’n’Roller im letzten Jahr auf ihrer Comeback-Tour zum neuen Album “Eyes Of Oblivion” verpasst hat, kann aufatmen: The Hellcaopters kommen nochmal für zwei Arena-Konzerte als Support für die Okkult-Rock-Sensation Ghost nach Deutschland.
Letztes Jahr spielten die Schweden im Rahmen der Veröffentlichung ihres ersten Studioalbums seit 2008 schon in Berlin, Köln und Bremen einige Konzerte. Nun geht es Ende Juni nochmal mit zwei Support-Shows in Hamburg und Neu-Ulm nochmal in andere Teile der Republik – und in ungleich größere Locations. Bei den anderen beiden Ghost-Konzerten in Berlin und Bochum sind wiederum Halestorm mit dabei. Tickets gibt es über die Bandwebseite von Ghost. Ghosts aktuelles Album “Impera” erschien 2022.
Von der Hardcore-Vergangenheit letzterer merkt man auf der ersten Single “Raid” allerdings nicht viel: Der Song orientiert sich an traditionellen jamaikanischen Ska der 60er im Stile von Toots & The Maytals, Desmond Dekker & The Aces oder The Ethiopians, lässt hinter der roughen Produktion aber auch durch Armstrongs und Michaels Gesang Operation-Ivy-Reminiszenen zu.
Zu den antiautoritären Texten erklärte Michaels: “‘Raid’ handelt von der spirituellen Autonomie jedes Menschen gegenüber den Mächten, die da sind, unabhängig davon, wer sie sind oder was ihr persönlicher Kampf ist.” Er führte auch aus, wie leicht ihm das Schreiben von der Hand ging: “Wie bei vielen Tracks, an denen wir gearbeitet haben, habe ich die Musik gehört und den Text sehr schnell geschrieben, fast auf der Stelle. Dies war erst der zweite Song, den wir gemacht haben, aber er fühlte sich sofort heiß an und floss einfach, also dachten wir, es wäre ein guter Weg, mit ihm die neue Band der Welt vorzustellen.”
Über das erste gemeinsame Material seit gut 35 Jahren erklärte Michaels: “Sobald wir anfingen, zusammen zu schreiben, stellten wir fest, dass wir die gleiche kooperative Energie hatten wie damals, also war es ganz natürlich und machte einfach Spaß, weiterzumachen.” Armstrong fügt hinzu: “Es kam zurück, einfach so. Wie damals, als wir Kinder waren. Zwischen uns herrscht eine besondere Chemie, und ich halte das nicht für selbstverständlich.” Demnach trafen sich die beiden eigentlich nur privat, als Armstrong seine Gitarre auspackte und Michaels neue Songs vorspielte, worauf sie ihre neue Band Optix gründeten.
Zur Gründung der Band schrieb Armstrong auf Twitter: “Ich war immer etwas traurig darüber, dass Jesse und ich aufhörten, gemeinsam Musik zu machen. Aber wir haben nie den Kontakt verloren. Und dann passierte es. Vor ein paar Jahren haben wir wieder angefangen, Songs zu schreiben! Ein paar der Songs landeten auf der Platte von Grade 2.” Er führte auch aus, wie die anderen beiden Mitglieder bei Bad Optix landeten: “Joey und ich sind seit Jahren befreundet, und ich habe all seine Arbeit als Schlagzeuger für Bands wie Circle Jerks, The Bronx, Trash Talk und Wasted Youth (um nur einige zu nennen) geliebt. Er ist einer der besten Schlagzeuger der Welt und ein guter Freund. Ich lernte Spencer vor ein paar Jahren kennen und freundete mich schnell mit ihm an, als Joey Trash Talk zu Aufnahmen in mein Studio brachte. Ich liebe die Band Trash Talk so sehr. Eine unglaubliche Band und phänomenale Menschen.”
Die Debütsingle “Raid” erscheint natürlich auf Armstrongs Label Hellcat als Teil des Hellcat Singles Clubs – einer kuratierten Sammlung von Neuveröffentlichungen verschiedenster Bands. Laut Armstrong soll es auch nicht nur bei der Single bleiben: “Es werden noch eine Menge weiterer Bad-Optix-Songs folgen”, ergänzte er auf Twitter.
Zunächst steht für Armstrong allerdings die erste Europatour mit seiner Hauptband Rancid seit 2017 an: Neben Festivalauftritten beim tschechischen Mighty Sounds, dem Sbäm Fest in Linz, dem Vainstream Rockfest und dem Jera On Air stehen auch zwei Einzelshows in Berlin und Wiesbaden an. Das bislang letzte Album “Trouble Maker” ist 2017 erschienen.
Weniger als eine Woche nach Bekanntgabe der Bandgründung änderte die Band ihren Namen in Doom Regulator, da eine Band aus Seattle bereits Bad Optics hieß.