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Im Rausch

“Clouds Hill zu betreten, das fühlt sich an, als würde man nach Hause kommen”, so sagte es Omar Rodríguez-López am Anfang der Zusammenarbeit zwischen The Mars Volta und dem Team am Billwerder Neuer Deich vor gut zwei Jahren. Nicht der einzige große Name im Umfeld von Clouds Hill. In Hamburg-Rothenburgsort haben schon so unterschiedliche Künstler wie Peter Doherty, The Killers, Die Ärzte oder Sportfreunde Stiller an Songs gearbeitet. Ursprünglich war ein Besuch vor Ort geplant, ein Gespräch inmitten der Aufnahmen von Musa Dagh, zusammen mit Produzent Moses Schneider. Corona machte dem Ganzen jedoch einen Strich durch die Rechnung, und so trifft man sich via Zoom, als alles bereits im Kasten ist. Eigentlich sind Aren Emirze und Aydo Abay als Interviewpartner angekündigt. Als das erste Fenster sich öffnet, grüßt allerdings Sascha Madsen freundlich. Madsen und Musa Dagh – ein Personalwechsel? Das ist mal ein überraschender Gesprächseinstieg. “Du wusstest das noch gar nicht?”, lacht der Madsen-Schlagzeuger. “Ich liebe dieses Projekt, genau wegen solcher Sachen!” Kurz darauf ist die Runde komplett, Emirze meldet sich, Abay kommt dazu, die Stimmung ist locker. Umkreist diese Formation mit Blick auf das namhafte Personal womöglich der Ruf eines Projekts, dann verwischt dieser Eindruck schnell, und das schon im virtuellen Beisammensein.

Musa Dagh (Foto: Christoph Eisenmenger)
Musa Dagh (Foto: Christoph Eisenmenger)

Unter den drei Musikern herrscht offenkundig ein vertrauter Groove. Was den heimeligen Zuhause-Faktor angeht, war die Gefühlslage insbesondere bei Sänger Abay klar ausformuliert. “Ich geh’ nicht noch mal in so einen scheiß Keller, habe ich direkt gesagt.” Das schallende Gelächter deutet an, dass Abay es wohl nicht ganz so drastisch meint. “Nichts gegen Thomas’ Proberaum, der ist echt schön und war für die erste Platte genau richtig. Aber jetzt, bei der zweiten wollte ich ein bisschen mehr Studio-Feeling, und Clouds Hill bedient für mich alles, was gut ist am Musikmachen.” Von Madsen kam die Idee, aber wieso ist der Mann überhaupt dabei, oder anders gefragt: Wo ist Thomas Götz geblieben? “Also, erstmal ist Thomas mit Nina Marie aktiv, dann hat er mit den Beatsteaks einen unglaublichen Konzertsommer hingelegt”, sagt Madsen, während Abay ergänzt. “Es ist ihm einfach zu viel geworden. Die Erwartungen von Chef Aren werden ja nicht weniger. Hier heißt das Druck, Druck, Druck.” Erneut Gelächter.

Tatsächlich absolviert Götz die Songwriting-Sessions noch mit, sein Geist steckt also im neuen Material – ein homogener Anschluss ans Debüt, dessen Schlagkraft die Beteiligten selbst überraschte. “Eigentlich hatten wir die Platte ja nur für uns gemacht. Dann sind wir mit “Halo”, der ersten Single, rausgegangen und es knallte von Null auf Hundert, die Resonanz war riesig”, erinnert sich Emirze mit Blick auf die Zeit rund um den Release von “Musa Dagh”. “Da war so eine Dankbarkeit, dass es plötzlich wieder eine Band gab mit gewissen Zügen, die in der deutschen Noiserock-Szene zuletzt etwas verloren gingen. Die Symbiose aus Thomas’ Schlagzeug, der Art, wie Aydo singt und meinem Gitarrenstil ist gut angekommen.” Auch Madsen wird in Echtzeit zum Fan, nicht ahnend, dass er binnen Jahresfrist Teil von Musa Dagh sein würde. “Ich habe es sofort gehört. Ich war schon immer ein riesiger Blackmail-Fan, Harmful kannte ich natürlich auch und mochte ich sehr. Thomas’ Schlagzeugspiel dazu, das ist ebenfalls immer interessant. Ich habe es von der ersten Sekunde an abgefeiert. Genau der Sound hat gefehlt, das traf dermaßen einen Nerv.”

Die Studiowahl geht fast von selbst vonstatten. Madsen hatte dort bereits aufgenommen, Moses Schneider an selber Stelle mit Turbostaat gearbeitet, Studiochef Johann Scheerer zudem von neuen Aufnahmeräumen berichtet. Am Ende erhält Clouds Hill den Zuschlag. Emirze braucht einen Tag, um sich einzugewöhnen, dann kommt die Maschine ins Laufen. “Diese großen Räume, das ist schon etwas Besonderes”, sagt Abay. “Das versprüht einen gewissen Charme. Man spürt, dass man dort ist, wo Sinnlichkeit entsteht.” Eine Umschreibung, die angesichts des neuen Materials – vier roh abgemischte Songs bekommt VISIONS exklusiv zu hören – überaus treffend klingt. Die Vorarbeit ist so kurz wie intensiv, zwischen Abay, Emirze und Madsen klickt es sofort, zwei gemeinsame Proben, dann ging es ins Studio. Das neue Material haben Musa Dagh live eingespielt und im Anschluss fast nichts geändert. Die Texte sind zu diesem Zeitpunkt noch eher rudimentär, für den Gesang, so Emirze, sollte diesmal mehr Platz sein. Abay relativiert etwas: “Ich habe das Gefühl, das Ganze ist ein einziger Rausch. Alles komprimiert, immer schneller. Da muss mehr rein. Eine krasse Ansage von Aren, die ich aber sehr gut finde.” Zwölf Songs sind eingespielt, als nächstes stehen noch der Gesang und natürlich der finale Mix auf dem Zettel. Gibt es schon ein geplantes Erscheinungsdatum? Emirze grinst: “So schnell wie möglich!”

Anschwitzen

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Es ist ein beliebtes Mittel vieler Bands und Künstler:innen bei der Vorbereitung auf eine größere Tour: Warm-up-Konzerte. Hier kann mit Abläufen, Setlisten und Instrumentierungen unter Wettkampfbedingungen geprobt und experimentiert werden. Meistens fällt die Wahl für solche Konzerte dann kurzfristig auch gerne mal auf eher kleinere Locations.

Für diese Strategie entschieden sich nun auch Feine Sahne Fischfilet. Kurz vor dem Start ihrer ersten eigenen großen “Komm mit aufs Boot”-Open-Air-Tour spielen die Polit-Punks zwei Konzerte in Cottbus und Bischofswerda. Die Städte dürften dabei ebenfalls nicht zufällig ausgewählt worden sein – Feine Sahne Fischfilet kommen aus Mecklenburg-Vorpommern und haben aus ihrer Heimat in den sogenannten “neuen” Bundesländern noch nie ein Geheimnis gemacht, im Gegenteil: Die Band geht seit Jahren offen mit den gesellschaftlichen und politischen Problemen der Region um und identifiziert sich mit ihr. 2016 startete die Band etwa die Kampagne “Noch nicht komplett im Arsch”, mit der sie durch verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen “den Zusammenhalt der Menschen stärken” wollen, der “rechten Bewegung in dem Bundesland” entgegentreten.

In einem Post auf ihren Social-Media-Kanälen unterstreicht die Band ihre Vorfreude auf die Shows: “[…] Kleine Läden – dahin wo nicht alles glänzt, wo sonst nicht so viel geht. Raus aus’m Proberaum, rein in die stickigen Läden. Unser neues Album zocken. Geil! […]”. Der Vorverkauf für die Warm-up-Shows startet am 13. April um 10 Uhr exklusiv über TixForGigs.

Das neue Album “Alles Glänzt” erscheint am 12. Mai über Plattenweg/Warner und kann weiter vorbestellt werden. Daraus sind bereits die beiden Singles “Kiddies im Block” und “Diese eine Liebe” erschienen. Die “Komm mit aufs Boot”-Open-Air-Tour startet am 19. Mai in Wien. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

 

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Live: Feine Sahne Fischfilet

17.05. Cottbus – Gladhouse
18.05. Bischofswerda – Eastclub

VISIONS empfiehlt:
Feine Sahne Fischfilet

19.05. Wien – Arena Open Air
30.06. Karlsruhe – Kulturbühne
14.07. Dortmund – Westfalenpark
15.07. Dresden – Filmnächte am Elbufer
22.07. Wiesbaden – Kulturpark Schlachthof
29.07. Berlin – Wuhlheide
18.08. Hamburg – Open Air am Großmarkt
25.08. Kaltenberg – Schloss Kaltenberg
26.08. Losheim am See – Strandbad

“Make Records Or Go Home!”

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Die schwedische Garage-Institution The Hives hat seit “Lex Hives” von 2012 kein Album mehr veröffentlicht, aber das könnte sich bald ändern. Zumindest, wenn ihre eigenen Proteste gegen sich selbst Erfolg haben: Über ihre Social-Media-Kanäle zeigen sich die Bandmitglieder etwa in T-Shirts mit der Aufschrift “The Hives: Make Records Or Go Home!” oder halten Schilder hoch, die fordern: “The Hives Must Album Now!”

Unter dem bisher letzten Beitrag der Protestbilder gibt sich Sänger Howlin’ Pelle Almquist letztlich wenig optimistisch, wenn auch sicherlich mit einem Augenzwinkern: “Wird es jemals wieder Musik geben? Ich möchte euch dafür danken, dass ihr euch den weltweiten Protesten angeschlossen habt. Ich glaube, wir haben getan, was wir konnten. Ich fühle mich frustriert und hoffnungslos, aber nicht ganz besiegt. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass wir noch einmal mit [Gitarrist] Randy Fitzsimmons in Kontakt kommen werden. Doch die Chancen scheinen gering.”

 

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Konkrete Neuigkeiten über das mögliche Album gibt es bislang noch nicht, vorerst steht nur eine US-Tour im Mai und einige europäische Tourdaten im Sommer an. Bislang sind keine Termine in Deutschland angesetzt. Zuletzt spielten The Hives hierzulande beim Hurricane/Southside 2022.

Praktikumsplätze ab Herbst 2023 zu vergeben!

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Du brennst für Musik, steckst dein ganzes Geld in Platten, verbringst normalerweise deine Abende auf Konzerten und deine Wochenenden auf Festivals? Metal, Hardcore, Punk, Alternative, Prog und Indie sind für dich keine Fremdwörter, sondern Labels an deinem Plattenschrank? Du bringst außerdem Schreibtalent, Teamfähigkeit, Engagement und Belastbarkeit mit und interessierst dich für ein Praktikum im Musikjournalismus?

Dann komm zu uns! Wir suchen ab September und ab Oktober 2023 für VISIONS zwei Praktikant:innen für unsere Dortmunder Redaktion, für jeweils sechs Monate. Das Praktikum umfasst die aktive Mitarbeit an unserer Webseite visions.de und auch in den verschiedenen Bereichen des Magazins sowie der Mitarbeit an weiteren Publikationen unseres Verlags wie MINT, GALORE, BUDDY und FESTIVALPLANER. Du lernst die Abläufe in unserer Redaktion kennen, nimmst an den Redaktionssitzungen teil, unterstützt die Redaktion bei Postversand und weiteren organisatorischen Aufgaben und schreibst im Idealfall schon während des Praktikums deine ersten Texte für Hefte. Und ein bisschen Geld gibt es selbstverständlich auch.

Wenn du dich angesprochen fühlst, schick deine Bewerbung inklusive

– kurzem Anschreiben (Was verbindet dich mit VISIONS? Warum brennst du für Musik und willst darüber schreiben? Mit welchen Bands und Genres kennst du dich aus?)*
– Lebenslauf (gerne mit Foto, aber kein Muss)
– Top 20 Alben für die Ewigkeit (unkommentiert)
– zwei bis drei passenden Arbeitsproben (mindestens eine Newsmeldung)**

in Form einer einzigen PDF-Datei per E-Mail an Redakteur Jonas Silbermann-Schön (silbermann-schoen@visions.de). Einsendeschluss ist der 21. April 2022. Wir sichten dann die Bewerbungen und verschicken kurz darauf Absagen und Einladungen zu Bewerbungsgesprächen, die wir bei entsprechender Entfernung auch gerne übers Internet führen.


* Schreib uns bitte auch dazu, ob du bereits einen (ersten) Studienabschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung hast, und ob du für die Dauer des Praktikums als Student:in eingeschrieben sein wirst – beziehungsweise, ob du das für diesen Zeitraum ermöglichen kannst.

** Du hast bisher nur für den Lokalteil der Zeitung über Karnevalskaninchen berichtet oder überhaupt noch nichts veröffentlicht? Kein Problem. Am aussagekräftigsten ist sowieso, was du extra für uns schreibst. Schnapp dir ein halbwegs aktuelles Album aus dem VISIONS-Umfeld, erinnere dich ans letzte Konzert zurück, auf dem du warst, schreib eine Newsmeldung zu einer aktuellen Neuigkeit von deiner Lieblingsband – und dann los!

Viel erlebt

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Zuletzt luden The Linda Lindas Ende 2022 mit “Groovy Xmas” zum besinnlicheren Klängen unter dem Weihnachtsbaum ein. Kurz vor ihrem Auftritt auf dem Coachella Valley Music & Arts Festival 2023, das an den nächsten beiden Wochenenden in Indio, Kalifornien, stattfindet, veröffentlichen die Punk-Durchstarter:innen nun einen neuen Song.

Das Konzept ihres poppigen Punkrocks behalten sie auf ihrer neuen Single bei; die Strophen sind dabei allerdings ruhiger und skeptischer als zuvor. Den Refrain möchte man gar nicht aufhören zu singen, wenn man sich mit den jungen Kalifornierinnen über eben die Dinge echauffiert, die einem im Alltag so viel Kopfzerbrechen bereiten: “Nachdem wir eine kurze Verschnaufpause eingelegt haben, um neue Energie zu tanken, uns auf die Schule zu konzentrieren und wieder ins Studio zu gehen, sind wir nun bereit, einen Song darüber zu schreiben, wie sich alles so schnell entwickelt – die Überraschungen, die Enttäuschungen und die Gelegenheiten, die jeden Moment an uns vorüberziehen”, so die Band.

Die Teenagerinnen sind im letzten Jahr viel rumgekommen: Sie spielten unter anderem mit den Yeah Yeah Yeahs und Japanese Breakfast Stadion-Konzerte in den USA, in Spanien, Deutschland, England, Japan, Kanada und Mexiko. Für die Veröffentlichung ihres Debüts “Growing Up” hat sie Punk-Label Epitaph unter Vertrag genommen. Außerdem verhalf ihnen das Album zu Auftritten in Talkshows von Jimmy Kimmel und Co., Modekampagnen sowie zu einem Vogue-Artikel. Damit sind sie schon jetzt zu einem einflussreichen Teil einer neuen Generation Riot-Grrrl-Bands geworden.

Logischer Neustart

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Nachdem die deutsche Indie-Band Madsen ihre eigene Plattenfirma Goodbye Logik Records – benannt nach dem zweiten Album der Band von 2006 –  gegründet hat, legen Madsen mit ihrem neunten Album “Hollywood” nach. Dieses wird am 18. August über das neue Label erscheinen und ist damit das erste Album, das die Band komplett in Eigenregie auf den Markt bringt. Laut Band wurde die ganze Platte live und ohne Metronom auf Bandmaschine aufgenommen. “Mehr DIY und Indie-Rock”, versprechen Madsen. Allerdings hüllt die fünfköpfige Band sich bezüglich erster Single-Veröffentlichungen bisher noch in Schweigen. Die Platte kann aber schon vorbestellt werden.

Die Band um die drei Brüder Sebastian, Johannes und Sascha Madsen hatte 2005 ihr gleichnamiges Debüt bei Universal veröffentlicht. 2021 erschien zuletzt mit “Na gut dann nicht” ein Album, das in anderer Form geplant war: Eigentlich wollten Madsen nach ihrer Tour ein Album aufnehmen, das textlich schon in den Startlöchern stand. Allerdings machte die Pandemie ihnen einen Strich durch die Rechnung, und aus dem geplanten Album wurde kurzerhand “Na gut dann nicht”, mit deutlich punkigerem Unterton als die vorherigen Alben.

Und auch einige Festivaltermine stehen bereits fest, für die es jetzt schon Tickets gibt. Weitere Termine für die “Hollywood-Tour” sind ebenfalls geplant, wie man der Homepage der Band entnehmen kann. Diese soll noch dieses Jahr starten, allerdings stehen genauere Details noch aus.

Schlagzeuger Sascha Madsen ist seit diesem Jahr auch Teil der Alternative-Noise-Band Musa Dagh, mit der er im Mai das erste Mal auf Tour gehen wird. Musa Daghs zweites Album “No Future” erscheint am Freitag. Sebastian Madsen veröffentlichte derweil sein Soloalbum “Ein bisschen Seele“.

Madsen – “Hollywood”

01. “Ein bisschen Lärm”
02. “Brücken”
03. “Das Beste von mir”
04. “Willi”
05. “Heirate mich”
06. “Hollywood”
07. “Der Baum”
08. “Der gleiche Weg nach Haus”
09. “Unter dem Radar”
10. “Rock’n’Roll”
11. Wir haben immer noch die Sonne

Tour: Madsen

03.06.2023 Gifhorn – Unser Aller Festival
17.06.2023 Scheeßel – Hurricane Festival
18.06.2023 Neuhausen Ob Eck – Southside
24.06.2023 Oerlenbach – Ab Geht die Lutzi!
27.07.2023 Regensburg – Piaza Festival
28.07.2023 AT-Karpenberg – Haus der Begegnung
12.08.2023 Erfurst – Central Park
24.08.2023 Giessen – Kloster Schiffenberg

“Wäre sie mal lieber ans Mikro gegangen …”

Das dritte Bier ist bereits die Kehle hinuntergeflossen, die Hände schwitzen. Du weißt, du willst da mitmachen, schließlich kannst du ja auch was. Dein Herz schlägt Paradiddle und du schaust dich schüchtern um. Kann ich jetzt rauf? Oben zeigt Peter seit zwanzig Minuten, was man mit Pentatonik alles machen kann. Lüsterner Blick von rechts, der Typ hat dich schon gespotted und fragt sich, was du als einzige Frau mit Instrumentenkoffer hier machst. “Was die wohl kann?”, fragt er sich. Die Spannung steigt – und die Erwartungen auch. Eine Geschichte über öffentliche Jam-Sessions.

Jam-Sessions sind schon eine Sache für sich. Mut braucht es und oft auch ein bisschen Rausch, um sich auf die Magie einzulassen. Öffentliche Jam-Sessions in Kneipen, der Ort, an dem man einfach mal einen Abend lang Rockstar sein darf. Wo Menschen beeindruckt den Blick vom Getränk heben, wenn das Solo besonders geschmeidig gleitet. Bernhard ist hier früher schon in den 80ern mit seiner Band aufgetreten, damals waren die Frauen immer begeistert und man ging nie alleine nach Hause. 40 Jahre später, dröhnt es hier immer noch aus der PA und Bernhard (den alle Blues-Bernie nennen) ist immer noch dabei. Dazu gesellen sich ein paar langhaarige, in Slayer-Shirts gehüllte Metaller aus dem benachbarten Proberaum und ein paar angetrunkene Touristen, die darauf warten, dass endlich jemand Adele spielt.

Und nun stehst du da, mit deiner Gitarre und als einzige Frau neben der weiblich gelesenen Bedienung, die dir bereits einen mitleidigen Blick zugeworfen hat. Irgendwie fühlst du dich unwohl. Woran liegt’s? “Kann ja nur an mir liegen”, denkst du. “Nun gut, was soll’s, von nichts kommt nichts, rauf auf die Bühne!” Du machst einen Schritt nach vorne. Der Typ von rechts stellt sich in deinen Weg: “Hi, kommst du öfter her?” Verdammt, das nun auch noch, ein Gespräch. “Hehe, nee, ist mein erstes Mal”, sagst du verlegen. “Ach spitze, na dann zeig mal, was du so kannst! Der Blues-Bernie spielt gleich sein berühmtes Jimi-Hendrix-Cover, da kannst du doch dazu kommen.” Hendrix, what?! Das ist eine Nummer zu hoch, hast du doch erst mit 20 angefangen Gitarre zu spielen, da in deiner Teenie-Mädelsclique doch eher andere Freizeitaktivitäten angesagt waren. Bei dem Gniedeltempo kommst du auf jeden Fall nicht mit, außerdem hättest du eigentlich Lust auf was Frisches und Improvisation, also eben das, was man jammen nennt. Aber egal, da musst du jetzt durch, irgendwie muss man sich ja Respekt verschaffen.

Also rauf auf die Bretter, Kabel rein. Es knackt, kurzes Feedback. Bernie legt vor, alle Augen sind auf dich gerichtet. Jetzt bloß keinen Fehler machen. Nervöser Blick auf Bernies Akkorde, dein Kopf rast, A C A G E … wie ging nochmal die A-Pentatonik? Bis du dich erinnerst, vergeht eine Minute und ihr befindet euch bereits in der zweiten Strophe. Das Volk wird langsam nervös, unten steckt man schon die Köpfe zusammen. Wann legt sie endlich los? Bernie ist genervt, du versaust ihm die Show. Von links blökt es, “nun los Schätzchen, ist doch ganz einfach, A! C! A! G! E!” Entsprechende Pantomime gibt’s gratis dazu. Der Schweiß tropft dir in die Mascara, die Hände zittern. Ungeduldige Gesichter … Blackout! Du bist eigentlich schon den Tränen nahe, da fängst du dich plötzlich wieder und steigst ein. Oh ja, geht ganz gut, jetzt wird ein Schuh draus! In dem Moment, in dem es bei dir flutscht, läuft Bernie zum großen Finale auf und setzt zu seinem berühmten Solo an, auf das alle schon so lange gewartet haben. Das Publikum rast: “Was für ein Gitarrengott!” Du bemühst dich und gibst dein Bestes, Bernie noch so gut wie es geht am Rhythmus zu unterstützen.

Song vorbei, tosender Applaus – für Bernie! Du stöpselst dich kleinlaut wieder aus und übergibst an Metal-Marco mit dem Slayer-Shirt. Du verlässt die Bühne mit gesenktem Blick. “Noch ein Bier bitte.” Unten klopft dir jemand verständnisvoll auf die Schulter: “Wird schon noch, Mädel, einfach fleißig weiter üben.” Du stürzt das letzte Bier und bewegst dich Richtung Ausgang. Hinter dir verhallen folgende Worte: “Sie sah doch ganz gut aus, wäre sie mal lieber ans Mikro gegangen …”

Wir arbeiten dran

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Zwar sei ein fertiges Album noch in weiter Ferne, allerdings befinde sich die Band im stetigen Songwriting-Prozess, so Gitarrist Kurt Ballou von Converge weiter: “[…] Wir haben also keinen Zeitplan und müssen auch nichts bis zu einem bestimmten Zeitpunkt herausbringen, aber wir wollen weiterhin Musik schreiben und veröffentlichen.” Einen Zeitplan für Studiosessions oder sogar eine Veröffentlichung gebe es aber nicht: “Ich weiß nicht, wann wir eine neue Platte erwarten können. Aber wir schreiben Material und wenn wir genug Material haben, um ein Album aufzunehmen, werden wir ein Album [aufnehmen und es dann veröffentlichen […]”.

Zudem plant die Band eine überarbeitete Version ihres Albums “The Dusk In Us” zu veröffentlichen. Die Reissue soll neben der bereits veröffentlichten Deluxe-Edition auch einige Live-Aufnahmen enthalten. “The Dusk In Us” erschien 2017 und ist das aktuelle Studioalbum der Band.

Zuletzt hatten Converge zusammen mit Gothrock-Königin Chelsea Wolfe, ihrem Kollegen Ben Chisholm und dem musikalischen Alleskönner Stephen Brodsky (Cave InMutoid Man) das gemeinsame Album “Bloodmoon: I”  veröffentlicht. Darauf sind düstere und dramatische Metal-Hymnen wie “Blood Moon” und “Coil” zu finden. Im vergangenen Jahr waren Converge zunächst mit “Bloodmoon: I” und den Mitwirkenden unterwegs, ehe im Winter eine eigene Headliner-Tour folgte. Neue Termine sind bisher nicht bestätigt.

 

Ikonen

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Die Sludge- und Post-Metal-Band Herod hat den dritten Song aus ihrem neuen Album “Iconoclast” veröffentlicht, das am 5. Mai via Pelagic erscheinen wird. Der neue Song ihres Bildersturms heißt “The Icon” und beschäftigt sich – ähnlich wie “The Becoming” – während sechs Minuten mit zwei wesentliche Fragen der Menschheit, nämlich ob es einen freien Willen gibt und an welchem Punkt der Mensch zu dem wird, was ihn im Kern seiner Existenz ausmacht. Dazwischen? Eine Hölle aus verzerrten Gitarrentönen und dröhnenden Schlagzeug-Impulsen, die sich der Mensch laut Herod selbst kreiert und zwischen der Vocals von Mike Pilat, einem früheren Sänger von The Ocean, seine akustische Entsprechung findet. Eine massive Melodik, die jedes der ikonischen Gesichter in einen einzelnen Schrei aus Bildern verpackt.

“Iconoclast” ist das dritte Album der Schweizer Band und eine Hommage an das Bedürfnis, musikalischen Experimenten inmitten prügelnder Metal-Ästhetik Raum zur Entfaltung einzuräumen. Gleichzeitig erinnern Herod mit ihrem Hang zu avantgardistischen Sound-Ausflügen an die australische Metalband Lo! und ihr erst vor wenigen Tagen erschienenes Album “Gleaners”: Dieses spinnt ebenso bildgewaltige und gesellschaftskritische Themen um deftige Sludge-Metal-Klänge und konfrontiert einen als Hörer:in da mit der Wahrheit, wo es am meisten wehtut.

Herod sind da nicht weniger radikal, sondern präsentieren ihre Vorstellung von einer Welt am Abgrund und dem Kreislauf der Erneuerung. Und zwar frei nach dem Grundgedanken, denn der Anarchist Mikhail Bakunin bereits im 19. Jahrhundert in Worte gefasst hat: “Die Lust der Zerstörung ist gleichzeitig eine schaffende Lust ist.”

2019 veröffentlichte die Band mit “Sombre Dessein” eine Post-Metal-Platte, die Kapitalismuskritik inmitten brachialer Soundästhetik anklingen ließ und zwischen wirren Gitarrenriffs und einigen Songs, denen der Groove in den Saiten steckte, gesellschaftliche Missstände anprangerte. Davor war mit “They Were None” (2014) das Debütalbum von Herod erschienen.

Entstanden ist die Platte in Zusammenarbeit mit zahlreichen anderen Künstler:innen, unter anderem mit dem bulgarischen Folk-Chor Les Mystères des Voix Bulgares und Loïc Rossetti von The Ocean. “Iconoclast” kann bereits jetzt vorbestellt werden.

Herod – “Iconoclast”

herod_iconoclast

01. “The Icon”
02. “The Girl with a Baloon”
03. “The Edifice”
04. “The Ode to…”
05. “The Becoming”
06. “The Intergloom”
07. “The Obsolete”
08. “The Prophecy”

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