Laut einer Online-Auktion zugunsten von Feuer-Hilfsorganisationen in Los Angeles wurden kurzzeitig vier Tickets für ein “Radiohead-Konzert eurer Wahl” versteigert. Das Angebot soll direkt vom Band-Management gekommen sein. Mittlerweile ist der Link nicht mehr zugänglich, es gibt aber einige Screenshots, die die Auktion dokumentieren.
Laut Onlinemagazin Resident Advisor soll außerdem eine der Band nahestehende Quelle bestätigt haben, dass Thom Yorke und Co. Residencies für europäische Städte im Herbst ins Auge gefasst haben sollen.
Letzten Montag hatten Radiohead mit der Gründung einer Limited Liability Partnership – vergleichbar mit einer deutschen Kommanditgesellschaft – wieder Aktivitäten nach längerer Pause angedeutet. Zuletzt gingen sie diesen rechtlichen Schritt jeweils für die Veröffentlichung von Platten, um außerhalb der regulären Label-Strukturen zu agieren – aber auch im Vorfeld von Touren. Das schien nach Aussagen von Thom Yorke und Jonny Greenwood allerdings vorerst ausgeschlossen, den neusten Entwicklungen nach zu urteilen, sind die ersten Shows seit sieben Jahren für die Alternative-Rock-Größen doch nicht vom Tisch.
Währenddessen veröffentlichte die Band erst kürzlich eine Playlist mit B-Seiten aus der Zeit ihres zweiten Albums “The Bends”. Das erste kommerziell erfolgreiche Album der Briten wird dieses Jahr 30 Jahre alt – ein umfassende Reissue dürfte wahrscheinlich bald angekündigt werden.
Ursprünglich machte sich Matty Matheson in der kulinarischen Szene von Toronto einen Namen, bevor er durch seine eigenen Kochshows und letztlich seiner Rolle bei der Emmy-nominierten Comedy-Drama-Serie “The Bear” berühmt wurde. Doch auch in Sachen Hardcore ist Matheson kein unbeschriebenes Blatt: In den 2000ern war er Mercher für Bands wie At The Mercy Of Inspiration, Alexisonfire, Cancer Bats und weiteren kanadische Bands, sang bereits selbst in Underground-Bands oder veranstaltete Shows im Keller seines damaligen Restaurants “Parts And Labor”. Auch seine Serie “Dead Set On Life” (2016 – 2017) wurde nach einem Cancer-Bats-Song benannt, der gleichzeitig der Titeltrack war.
Gestern hat er die Gründung seiner neuen Hardcore-Band Pig Pen bekannt gegeben. Mit dabei sind einige weitere bekannte Gesichter aus der Ontario-Szene: Wade MacNeil von Alexisonfire und Indie-Country-Solokünstler Daniel Romano (ehemals Attack On Black) spielen Gitarre, Romanos Bruder Ian sitzt am Schlagzeug und Tommy Commy von Romanos Backing-Band spielt Bass. Matheson fungiert als Leadsänger.
Singles gibt es bislang noch nicht, nur einen kurzen Teaser zur ersten Show, der einen brutalen, schleppenden Hardcore-Sound andeutet. Matheson verriet auf Instagram aber bereits, dass die Band ein ganzes Album aufgenommen habe, und erklärte, wie sie zusammenkam: „Ein paar alte Freunde kamen vor ein paar Jahren zusammen und schrieben und nahmen 10 Songs in 2 Tagen auf. Wir wollten einfach mal abhängen und sehen, was so geht. Das ist unsere Band, wir sind Pig Pen.“
Wer die Donots bei ihrer Akustiktour im Frühjahr oder einem ihrer zahlreichen Festivalauftritte in diesem Jahr verpassen wird, der hat jetzt noch die Chance, sie bei einem von vier eigenen Open Airs zu sehen. Die Saison eröffnet die Punk-Band am 21. Juni in Trier, gemeinsam mit den H-Blockx, beendet wird die Saison am 20. September in Elspe, ebenfalls mit den Kollegen aus Münster. Neu angekündigt wurden heute die beiden Konzerte in Koblenz und Köln: Am 2. August spielen die Donots gemeinsam mit Team Scheisse auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, am 19. August an der Südbrücke in Köln gemeinsam mit Montreal. Tickets für die neu angekündigten Shows gibt es ab Freitag, 10 Uhr, die Tickets für Trier und Elspe werden bereits knapp.
Zuletzt hatten die Donots vor wenigen Wochen die neue rein akustische Single “Allein zu allein” veröffentlicht und zeitgleich die “Schwert aus Holz”-Tour für das Frühjahr angekündigt. Ende des Jahres spielen die Ibbenbürener dann ihren traditionellen Grand Münster Slam am 21. und 22. November. Tickets für den 22. November sind bereits vergriffen.
Live: Donots
28.04. Köln – Gloria
29.04. München – Werk 7
30.05. Leipzig – UT Connewitz
01.05. Dresden – Beatpol
02.05. Berlin – Heimathafen
03.05. Hamburg – Gruenspan
21.06. Trier – Porta Nigra 3
02.08. Koblenz – Festung Ehrenbreitstein
19.09. Köln – Südbrücke
20.09. Elspe – Große Naturbühne
21.11. Münster – Halle Münsterland
22.11. Münster – Halle Münsterland
Claudio Sanchez ist ein Nerd. Seit seinem 13. Lebensjahr macht er Musik, liest Comics und schreibt SciFi-Geschichten. Er hat sich die wohl größte Weltraumoper der Rockgeschichte ausgedacht und bis heute verwertet auf den Alben von Coheed And Cambria (mit Ausnahme von “The Color Before The Sun” von 2015), in Nebenprojekten, Comicbüchern, einem Roman, einer Handvoll Erzählungen und natürlich kuriosen Merchandise-Sammlerstücken. Er hat unheimlich viel Zeit in sein Gitarrenspiel investiert, vereint in seiner Person das wuschelige Äußere eines Robby Steinhardt (Kansas) und die Stimmfarbe eines Geddy Lee (Rush). Wenn er lacht, dann aus dem Bauch heraus und stark ansteckend, irgendwo zwischen Hollywoods liebsten Pillsbury-Männchen Seth Rogen und Nick Offerman. Sanchez ist das volle Paket.
Er hat aber auch, entgegen des furchtbar schrägen Klischeebilds eines Nerds, seine Traumfrau Chondra Echert geheiratet und sie in seine Leidenschaften miteinbezogen. Er leitet mit ihr Evil Ink, einen Zwitter aus Comicverlag und Label, sie ist seit 2012 Co-Autorin der “Amory Wars”-Geschichten und spielt in drei Musikvideos von Coheed And Cambria tragende Rollen. Mit der Geburt des gemeinsamen Sohnes Atlas wurden Sanchez’ Tätigkeiten vollends zum Familienunternehmen. Seit Atlas auf “The Color Before The Sun” Erwähnung gefunden hat, inspiriert er seine Eltern zum zweiten großen Epos innerhalb des Universums, nachdem die mehrteilige Saga um Coheed, Cambria und Claudio Kilgannon 2010 mit dem Prequel “Year Of The Black Rainbow” abgeschlossen war und die zwei “The Afterman”–Alben 2012 und 2013 das Prequel zum Prequel gebildet hatten. Hey, es hat niemand behauptet, dass es unkompliziert ist.
So treiben die beiden die “Vaxis”-Pentalogie voran, unter Fans auch Sequel-Saga genannt. Mit “The Unheavenly Creatures” (2018) und “A Window Of The Waking Mind” (2022) sind die ersten beiden Akte respektive Alben schon erschienen, je mit illustrierter Begleitnovelle. Die Bücher erzählen vom Kriminellen-Pärchen Nia und Nostrand und ihrem übersinnlich begabten Sohn Vaxis – alles mehr oder weniger verschlüsselte Analogien zum Elternglück und zu den Herausforderungen, die Sanchez und Echert erleben. Damit geht Sanchez auch offen um, früher schon und wieder am Tag des Videointerviews mit VISIONS. Seine massige Haarpracht unter einer Baseballkappe gebändigt, mit aufmerksamen Augen und diesem ansteckenden Lachen, präsentiert er sich als eine Mischung aus wandelndem SciFi-Lexikon und Scherzkeks, wirkt generell wie der Kumpel, der früher lieber im Comicladen “Magic: The Gathering” gespielt hat als seine Hausaufgaben zu erledigen. Das ist kein weit hergeholter Vergleich, denn die Albumcover der “Vaxis”-Reihe und die Illustrationen in den Begleitbüchern stammen von Chase Stone, einem bekannten “Magic”-Illustratoren. Sanchez kennt sich eben wirklich aus, ist in der Szene vernetzt wie im Musikgeschäft.
Paris, mon amour
Das erste Mal lacht Sanchez polternd, als es um seinen Aufenthaltsort geht. Er sitzt vor einer Wand, an der eingerahmt zahlreiche Vintage-Ausgaben des französischen “Playboy”-Äquivalents “Lui” hängen. “Lui, le magazine de l’homme moderne”, so der Claim, das Magazin für den modernen Mann. Wo er sich denn befinde, doch sicher nicht in seinem Wohnzimmer in Brooklyn? “Ich bin in Paris”, kichert der moderne Mann Sanchez. “Das Label hat mich gefragt, ob ich die Pressearbeit hier machen möchte. Sie kennen mich, ich liebe die Stadt.” Dass die in der Geschichte von Coheed And Cambria eine wichtige Rolle spielt, muss man dann auch nicht extra erwähnen, Sanchez führt es selbst aus: “Vor über 25 Jahren war ich das erste Mal in Paris, es war meine erste Reise außerhalb der USA. Die Stadt, Sacré-Cœur und all das – es war so inspirierend, ich habe zwei Songs für unser Debütalbum “The Second Stage Turbine Blade” hier geschrieben. Ich glaube, es waren ‘Time Consumer’ und ‘Junesong Provision’. Gegenüber von meinem Apartment war ein Laden für Taschen, The Bag On Line. Nach dem hatte ich das Konzept ursprünglich benannt, und das war auch lange der Arbeitstitel für das Album, das später ‘Year Of The Black Rainbow’ werden sollte.”
So inspirierend für Sanchez ist Paris, dass er regelmäßig für Schreibsessions in die Stadt kommt, einmal mit Echert für das “Afterman”-Albumdoppel, zuletzt allein für “The Father Of Make Believe”, den dritten “Vaxis”-Teil, um den es hier geht, und das Album, auf dem Sanchez zum ersten Mal seit langer Zeit innerhalb seines SciFi-Konzepts eine Meta-Ebene betritt. Zuletzt war das vor 20 Jahren, auf – Luft holen – dem dritten Coheed-And-Cambria-Album “Good Apollo I’m Burning Star IV, Volume 1: From Fear Through The Eyes Of Madness”, seinem persönlichem “Kill your darlings”-Moment. Darauf tritt plötzlich auch der “Writer” in Erscheinung, der Urheber der Amory Wars, dessen private Probleme (und ein sprechendes, dämonisches Fahrrad) mörderischen Einfluss auf die Fiktion nehmen: Damals sind er und Echert zeitweise getrennt. Die teils martialischen, teils rührseligen Texte des Albums verraten, wie er damit umgeht.
Ganz so extrem, unnötig verklausuliert und wütend handhabt es Sanchez auf “The Father Of Make Believe” nicht: Er führt eine glückliche Ehe. Ihn treiben ganz Midlife-konform der Verlust von Verwandten, die Folgen daraus und die Angst vor weiterem Unglück um. “Als ich für meine Schreibklausur nach Paris kam, wurde mir klar, dass ich zum ersten Mal seit Langem allein war”, sagt er. “Meine Frau war in Italien, mein Sohn in New York, niemand aus dem Umfeld der Band begleitete mich. Ich grübelte zu viel, fast bis zur Selbstkasteiung. Dann erinnerte ich mich wieder an meinen Großvater, der meine Großmutter um über 35 Jahre überlebte. Ich stellte mir vor, wie sich beide im Jenseits wiedersehen. So entstand der Song ‘Meri Of Mercy’, ein Schwur an meine Frau, die ich unheimlich vermisste.”
Fragen über Fragen
“Wieder”, sagt Sanchez, weil der Tod seines Großvaters bereits 2021 das Album “The City Introvert” seines Nebenprojekts The Prize Fighter Inferno und Teile von “A Window Of The Waking Mind” prägte. Auf “The Father Of Make Believe”, das zwei Tage nach seinem 47. Geburtstag erscheint, verschränkt der (Song-)Writer das familiäre Schicksal seiner Hauptfigur mit dem seinen. “Wir befinden uns in der Mitte der Erzählung, an einem Wendepunkt für Vaxis – und auch für mich”, sagt er. “Meine Lebenserfahrungen bestimmen, welchen Teil der Geschichte ich beim Schreiben eines Albums aufgreife. Auf den vorherigen beiden Alben der Pentalogie sah ich mich in der Rolle des Vaters Nostrand. ‘A Window Of The Waking Mind’ etwa ist im Grunde eine Platte über das Aufziehen eines Kindes während der Pandemie. Jetzt, bei ‘The Father Of Make Believe’, sehe ich mich mehr im Einklang und verbunden mit Vaxis selbst.”
Als die Schmerzphase über den Verlust seines Großvaters abklingt, stellt sich Sanchez die Fragen zu Sterblichkeit, Identität und Liebe, die sich Hinterbliebe stellen: Was würde seine Familie tun, wenn Echert gestoben wäre? Oder umgekehrt er? Oder, fast schon ketzerisch: Wie wäre sein Leben verlaufen, wenn er bei Coheed And Cambria seine Persönlichkeit mehr in den Vordergrund gestellt hätte, anstatt die, wie er sagt, “Ablenkung” durch das Konzept zu schaffen? Das öffnet seinen Blick auf die Vergangenheit, auf die Anfänge der Band, und auf die Zukunft, wenn nach dem fünften “Vaxis”-Teil auch die “Amory Wars” ihr (zweites) Ende finden. “Wird sich die Band inhaltlich verändern, wenn die Zeit gekommen und die Geschichte zu Ende ist, oder wird es sogar das endgültige Ende der Band sein? Darin sehe ich die Verbindung zum Charakter Vaxis, denn ihm wird auf ‘The Father Of Make Believe’ klar, dass er das Universum nach seinen Vorstellungen formen kann. So funktioniert der Albumtitel auf zwei Weisen: Da ist der Typ von Coheed And Cambria, der eine epische Science-Fiction-Geschichte geschaffen hat. Da ist aber auch die Figur, die im Begriff ist, eine Welt zu erschaffen, von der sie nicht sicher ist, ob sie sie kontrollieren kann. Vieles auf dem Album entspricht meiner Realität.”
Eine wesentliche Rolle im Identitätsaspekt des Albums spielt ein neuer Charakter, bei dessen Erwähnung sich Sanchez aufgeregt nach vorn beugt: Blind Side Sonny, der einem weiteren Paris-Song seinen Titel gibt. In der Geschichte selbst nimmt der Träger eines prägnanten, stachligen Helms mit Dollarzeichen auf dem Visier die Rolle eines Bösewichts ein. Für seinen Erschaffer symbolisiert er mehr: verschiedene Ausprägungen seiner Persönlichkeit und die Antwort auf seine Fragen. Darum wird der Deluxe-Edition von “The Father Of Make Believe” der Helm beiliegen, darum bildet Blind Side Sonny das verbindende Element in den drei Musikvideos zum Album, die eine Reise von der Gegenwart zu den Anfängen der Band abbilden.
“Im Video zu ‘Blind Side Sonny’ spielen die Coheed And Cambria von heute eine Hinterhofshow”, so Sanchez. “Sonny taucht als uns unbekannte und darum zunächst bedrohliche Gestalt im Publikum auf. Er sieht nicht gerade freundlich aus. Im Clip zur zweiten Single ‘Searching For Tomorrow’ gibt er sich zu erkennen. Er zieht seine Kapuze zurück, woraufhin alles lebendiger wird. Wir Bandmitglieder werden mit alternativen Versionen von uns selbst konfrontiert, doch Sonny führt uns als eine Art Guide in ein weißes Licht. Der Clip zu ‘Someone Who Can’ beginnt, wir befinden uns nun in der Frühphase der Band. Jetzt sind wir älteren Bandmitglieder Schutzengel, die ihren jüngeren Ichs bei allen möglichen Schwierigkeiten helfen. Sonny ist im Video aber immer noch präsent, als Lufterfrischer am Rückspiegel des Bandvans oder als kleine Figur am Mischpult, wo mein älteres Ich zugange ist. So sorgt Sonny im Hintergrund dafür, dass die Coheed And Cambria der Gegenwart Wirklichkeit werden. Er sieht durch die Zweifel, durch all die Grübelei hindurch und sagt: ‘Weißt du was? Was du geschaffen hast und was du heute bist, ist großartig – und ich brauche dich, damit ich existieren kann.'”
Die Musik
Die Gegenwart, die als Ahnung der Zukunft in der Vergangenheit ein Leitlicht ausstrahlt – einen eleganten Frieden hat Sanchez da mit dem Teil seines Selbst gemacht, der die Entscheidung von damals für ein Konzept hinter der Band infrage stellt. Wobei auch geholfen hat, dass er dem Darsteller seines jüngeren Ichs zwei Gegenstände aus der Gründerzeit von Coheed And Cambria zur Verfügung stellen konnte: seine Jeansjacke und seine alte Gitarre. Wer nach fast 30 Jahren noch Erinnerungsstücke besitzt, kann nicht alles schlecht gefunden haben. Nebenbei entstehen beim Videodreh Alternative-Realität-Situationen wie die, dass Bassist Zach Cooper ebenfalls als Mentor seines jüngeren Ichs auftritt, obwohl er damals noch nicht in der Band war. Der Stimmung am Set war das zuträglich.
“Trotz allem, was es mir bedeutet und wohin es mich geführt hat, empfinde ich manchmal eine Hassliebe zum ‘Amory Wars’-Konzept”, sagt Sanchez. Diesmal lacht er nicht. “Alle zehn Coheed-And-Cambria-Alben innerhalb dieses Universums sind genauso Tagebucheinträge aus meinem Leben wie ‘The Color Before The Sun’. Die Songs bedeuten mir etwas völlig anderes als denen, die sich für die Comics interessieren. Aber die Macht der Suggestion ist stark. Einer sagt dem anderen über uns, dass wir diese Konzept-Typen sind. Es heißt dann: ‘Oh, Coheed And Cambria sind eine Comic-Band. Das ist nichts für mich, weil ich nicht auf Comics stehe.’ Aber das geht am Kern der Sache vorbei. Die Comics und das Konzept dienen dem Zweck, das Gehörte zu vertiefen und Nuancen und Extreme zu finden. Die Songs sind in letzter Konsequenz allgemeingültig zu verstehen. Sie handeln von den Kämpfen des Lebens.”
Spricht’s, und hat einen der neuen Songs “The Continuum I: Welcome To Forever, Mr. Nobody” betitelt. Von wegen Allgemeingültigkeit. Darauf angesprochen, bricht Sanchez zum Glück wieder in Gelächter aus. Gänzlich aus seiner Konzepthaut kann er eben nicht, und lässt deshalb erstmals nach “No World For Tomorrow” (2007) ein Coheed-And-Cambria-Album mit einer Suite enden. “Die vier Songs haben sich beim Schreiben als thematisch verbunden herausgestellt”, sagt er dann ganz pragmatisch. “Es ergab Sinn, sie zusammenzufassen. Das ‘Continuum’ steht für das stetige Hinterfragen. ‘Welcome To Forever, Mr. Nobody’ stellt anfangs die Frage, was bleibt, wenn man nicht mehr ist. ‘The Flood’ thematisiert alles, was damit einhergeht: die Qualen und das Leid der Grübelei. Bis zu dem Punkt, an dem man gemeinsam in die Freiheit tritt, ‘Tethered Together’. Denn es ist ganz gleich, wie das Leben endet, solange man zusammenhält und in Harmonie voranschreitet. Und dann ‘So It Goes’. Die Phrase stammt aus Kurt Vonneguts Roman ‘Schlachthof 5’ und tauchte auch schon im Titelsong von ‘A Window Of The Waking Mind’ auf. Jedes Mal, wenn sie ausgesprochen wird, war der Tod zu Besuch. Für mich ist ‘So It Goes’ der Tod des Albums. Aber das ist mehrdeutig gemeint: Ist einfach das Album vorbei oder sehen wir hier schon den Abschluss der ‘Amory Wars’, bevor wir überhaupt zu den nächsten beiden Alben kommen?”
Was bei all den Hintergründen im Konzept und außerhalb des Konzepts nicht vergessen gehört: die Songs an sich. “The Father Of Make Believe” bündelt in 14 davon alle Trademarks von Coheed And Cambria. Von den ellenlangen Refrains zu den “Ohoho”-Chören, von Emo-Pop-Singles über Prog-Brecher bis zur akustischen Ballade. Sanchez’ Stimme zwischen Jauchzen, Bellen, Glucksen, Keifen, Überschlagen und Schmachten. Ein “Goodbye, Sunshine” als gewohnt mitreißender Auftakt nach dem Quasi-Intro “Yesterday’s Lost”. Ein Monster von Titelsong, der Heaviness in der Schwerelosigkeit demonstriert. Das hohe Tempo in “Blind Side Sonny”. “Meri Of Mercy” und “Corner My Confidence”, deren Offenherzigkeit aus der “Afterman”-Phase ins Jetzt gebeamt wird. Die unwiderstehlichen Hooks in “Searching For Tomorrow” und “Someone Who Can”. Das Adrenalin des freien Falls in “…Mr. Nobody”. Das Schwelgen in der Gitarrenherrlichkeit von “The Flood”. Der behutsame Aufbau in “Tethered Forever”. Der aberwitzige Stilmix in “So It Goes”. Nicht zuletzt im Highlight “Play The Poet” der Rückgriff auf die Synthie-gestützte Druck-auf-dem-Kessel-Produktionsästhetik von “Year Of The Black Rainbow”.
Das hatten Joe Barresi und Atticus Ross betreut, bei dem sich Sanchez mit einer Vorliebe für analoge Synthesizer ansteckte. Insofern ist es ein bisschen schade, dass er für das Interview vor alten Männermagazinen sitzt anstatt vor Vintage-Equipment, von dem er inzwischen so viel besitzt, dass er einen Teil davon in einer Lagereinheit unweit seiner Wohnung unterbringen muss. “Atticus hatte damals einen Controller namens French Connection, der im Wesentlichen ein Ondes Martenot emuliert, ein Instrument aus der Frühzeit der elektronischen Musik”, sagt Sanchez. “Man kennt es vielleicht aus der ‘Kid A’/‘Amnesiac’-Ära von Radiohead. Jedenfalls wollte ich unbedingt einen French Connection besitzen und habe lange erfolglos danach gesucht. Dann fand ich heraus, dass es in Kanada eine Firma namens Therevox gibt, die solche Synthesizer herstellt. Aber ich hatte nicht die Geduld zu warten, dass sie mir einen bauen. Ich habe online einen gefunden und noch geschnappt, bevor wir ‘The Father Of Make Believe’ angingen.” Dass Vintage-Synthesizer und Science-Fiction seit dem Intro der “Star Trek”-Originalserie ziemlich gut zusammenpassen, bestreitet Sanchez nicht, ihm geht es aber um etwas anderes: “Ich mag die Vibes, die solche Gadgets erzeugen. Das muss nicht unbedingt etwas mit Raumschiffen und dem Weltall zu tun haben. Sie sollen einen beim Hören aus der traditionellen Rockband-Situation herausholen und an einen anderen Ort bringen.”
Vor allem führt Sanchez’ gezielter Synthie-Einsatz in Intros, Outros und zur Schichtung dazu, dass Coheed-And-Cambria-Songs mittlerweile auch dann unverwechselbar klingen, wenn man ihn gerade nicht singen hört. “The Father Of Make Believe”, das mehr denn je auf Zugänglichkeit setzt, mag das dabei unterstützen, den Comic-Band-Stempel zu transzendieren. Mit den unmittelbar im Hirn klebenbleibenden Singles “Searching For Tomorrow” und “Someone Who Can” vielleicht noch mehr als mit der Eurodance-Nummer “A Disappearing Act”, die beim Vorgänger “A Window Of The Waking Mind” die Fangemeinde spaltete. “Dass ich so viele verschiedene Elemente ins Songwriting miteinbeziehe, hat einen Grund: Ich will mit der Musik so viele Menschen wie möglich erreichen”, gibt Sanchez zu. “Ich mag es nicht, mich einzuengen. Ich will nicht mein Leben lang in einer einzigen Abteilung des Supermarkts arbeiten, sondern den Laden leiten. Ich will mein eigener Stil sein. Die musikalische Vielseitigkeit bringt uns auch live weiter. Wir können mit den unterschiedlichsten Bands spielen. Mit Slipknot und Linkin Park, mit Primus, Incubus, Taking Back Sunday – und demnächst mit Mastodon.”
Fremde Federn
Zum Einstieg in die Welt von Coheed And Cambria und zum besseren Verständnis von Sanchez’ Vorbildern gibt es aktuell außer “The Father Of Make Believe” die Compilation “Claudio Covers”. Hochgeladen am 20. Dezember vergangenen Jahres, präsentiert Sanchez acht Coverversionen, von denen vier schon ewig auf ihre Veröffentlichung warten. Seine Interpretation von The Outfields 80er-Hit “Your Love” hat er vor über 20 Jahren auf Kassette aufgenommen. Auf “Claudio Covers” steht sie unbearbeitet, mit leichtem Hintergrundrauschen. Wüsste man nicht, dass es sich um den Song einer anderen Band handelt, könnte man es für einen frühen Coheed-And-Cambria-Song halten. Davon abgesehen fungiert der Originalsong merklich als Blaupause für Sanchez’ Art der Intonation. Daneben widmet er sich Einflüssen wie “Under The Milky Way” von The Church, “Just Like Heaven” von The Cure und “Sister Christian” von Night Ranger – alles konsequent und logisch.
Mit den Covern von Bastilles “Pompeii” und “Welcome To New York “der unvermeidlichen Taylor Swift überrascht er dann doch, beiden Songs schreibt er aber eine tiefe persönliche Verbindung zu. Pop? Egal, so lange er ins Schwarze trifft – wie bei den eingängigsten Coheed-And-Cambria-Singles. “Welcome To New York” führt er auf die Pandemie-Zeit zurück, “als alle unsere Freunde für eine Weile aufs Land flohen, aber ich mit Chondra und Atlas geblieben bin. Das Cover ist mein Liebesbrief an die Stadt. Und an meine Frau, die den Song damals ununterbrochen hörte.” Wieder für Rockfans nachvollziehbar ist “Stumbleine” von den Smashing Pumpkins, einer der weniger populären Songs vom monumentalen “Mellon Collie And The Infinite Sadness”, Sanchez’ persönlichem Herbst-Album. Eine besondere Verbindung hat er auch zum Smiths-Klassiker “There Is A Light That Never Goes Out”. “Die Art, wie hier sehnsuchtsvolle Texte auf temporeiche Musik treffen, passt genau zu Coheed And Cambria”, sagt er. “Ich denke da sofort an die Art, wie ich unseren Song ‘The Suffering’ singe. Oder bei ‘The Father Of Make Believe’ an ‘Someone Who Can.'”
Hurra, das Ende naht
Oder an “So It Goes”, den bei Coheed And Cambria zu erwartenden Schlenker am Albumende in Stile abseits von Emo-Prog-Synthie-Hardrock-Pop-Metal. Auf den versöhnlichen Upbeat-Vaudeville-Part folgt eine orchestrale Coda, die mehr wie ein Prolog aufs kommende Album wirkt als wie ein klarer Abschluss. “Der Song gibt erst vor, dass wir uns auf etwas Hoffnungsvolles zubewegen, dann fährt er das große Besteck auf”, so Sanchez. “Das ist tatsächlich sehr typisch für die Smiths, um noch mal diese Verbindung zu ziehen. Das Bild, das ich wiederum im Kopf habe, ist nicht hoffnungsvoll. Es ist eher beängstigend. Fans, die das Begleitbuch mit der illustrierten Erzählung zu ‘The Father Of Make Believe’ lesen, wird die Merkwürdigkeit dieser harmonischen Wahl im Vergleich zum niedergeschriebenen Ausgang der Episode auffallen. Denn unsere Hauptfigur Vaxis ist von da an auf sich gestellt und sich nicht sicher, ob er mit seinen Kräften die Zukunft zum Guten oder Schlechten verändern wird.”
Unsicherheit, ein gutes Stichwort. Wohin die Reise nach “The Father Of Make Believe” geht, weiß vorerst nur Sanchez. Seine Selbstzweifel und Ängste hat er nun hinter sich und blickt mit Vorfreude in die Zukunft. Denn einerseits hat er, im Gegensatz zu den Macher:innen der Sequel-Trilogie von “Star Wars” (“war nichts für mich”), ein klares Ziel vor Augen, und dieses Ende für “Vaxis” und die “Amory Wars” findet er “wunderschön und einzigartig. Ich habe Angst, auch nur das kleinste Bisschen daran zu ändern, weil es mir so perfekt erscheint. Andererseits habe ich nie alles bis ins kleinste Detail durchdacht. Ich will mich auch ein bisschen überraschen lassen, was mein Leben für den Verlauf der ‘Amory Wars’ bereithält. Ich meine, es könnte gut und gerne zehn Jahre dauern, bis die nächsten beiden Alben fertig sind. Was da alles passieren kann.”
Musik machen, da bildet Sanchez keine Ausnahme vom Rest seiner Zunft, sei wie Therapie. Auch deshalb blickt er zuversichtlich auf den Abschluss der Sequel-Saga. Ob Coheed And Cambria sich nach dem fünften “Vaxis”-Akt tatsächlich auflösen, ist so gesehen unerheblich, weil selbst das nicht das Ende der Musik für ihn bedeutet. “Musik ist zu etwas geworden, das ich aus innerem Antrieb machen muss, egal in welcher Darbietungsform. Gerne in einer Rockband, aber vielleicht habe ich in zehn Jahren nur noch Lust darauf, wie Johnny Cash mit Akustikgitarre aufzutreten.” Bleibt er denn der Science-Fiction treu, auch wenn er mit “Star Wars” mittlerweile fremdelt? “Als Konsument bestimmt, denn mein Sohn sieht sich alles davon an. Da halten wir die Nerd-Fahne gemeinsam hoch. Meine Zeit mit dem Franchise war die Originaltrilogie, heute gewinne ich durch Atlas und was ihm gefällt oder nicht eine andere Perspektive.” Wer weiß, vielleicht wächst da schon die nächste Generation SciFi-Storyteller heran.
“Im Zuge eines Zusammenbruchs hat Max Gruber den Soloartist Drangsal gekillt und die Band Drangsal gegründet”, heißt es zur Ankündigung des neuen Albums in der Pressemitteilung. Das Ergebnis: Ein neues, in Bandkonstellation entstandenes Drangsal-Album mit dem sperrigen Titel “Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix emporgestiegen”, das am 13. Juni via Virgin Music Group erscheinen soll.
Grubers Projekt Drangsal gibt es bereits seit über 10 Jahren und hat die Alben “Harieschaim”, “Zores” und zuletzt “Exit Strategy” (2021) hervorgebracht. Danach sei lange nicht klar gewesen, ob und wie Max Gruber Drangsal weiterführen will. In der Zwischenzeit veröffentlichte er im Ullstein-Verlag sein literarisches Debüt “Doch”, gründete Supergroup Die Benjamins und reaktivierte das mit Stella Sommer gegründete Pop-Duo Die Mausis.
Drangsal wird zur Band
Gruber erweitert Drangsal im Zuge des neuen Albums nun um Gitarrist und Produzent Lukas Korn (Lyschko), der ihn bereits seit 2020 als Bassist bei Auftritten unterstützt, und Marvin Holley. Letzterer studierte Jazz- und klassische Gitarre sowie Komposition und arrangierte für Film und Theater. Die beiden hätten dafür gesorgt, dass sich “die zentrale Figur im Kosmos Drangsal dreigeteilt” hätte. Grubers neuer Bandkonstellation stand bei den Aufnahmen Max Rieger von Die Nerven als Produzent zur Seite. Die erste wehmütige Single als Trio mit dem Titel “Ich hab von der Musik geträumt” ist heute erschienen.
Zu hören gibt das Ganze dann auch auf Tour, die für September und Oktober dieses Jahres angekündigt ist.
Drangsal – “Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix emporgestiegen”
01. Love Will See Us Through This
02. Bergab
03. Die Bestie mit dem brennenden Schweif
04. Ich hab von der Musik geträumt
05. Die satanischen Fersen
06. Mein Eid
07. Pervert The Source
08. FKA M & M 1
09. Wheelgreaser
10. Hab Gnade!
11. Funke & Benzin
12. Your Fears Are Well-Founded
13. Mein Mo(nu)ment (feat. Sophia Blenda)
14. Inkomplett
15. Rosa
16. Nation Of Resignation
17. Ein Haus
Live:
23.09.2025 Dresden – Beatpol
24.09.2025 München – Ampere
25.09.2025 Stuttgart – Im Wizemann
26.09.2025 Frankfurt – Zoom
27.09.2025 Köln – Bürgerhaus Stollwerck
02.10.2025 Leipzig – UT Connewwitz
03.10.2025 Hamburg – Grünspan
04.10.2025 Berlin – Metropol
Die Shoegaze-Ikonen Slowdive haben die Reissues ihrer ersten drei Alben “Just For A Day”, “Souvlaki” und “Pygmalion” angekündigt. “Pygmalion” war die letzte Veröffentlichung der Brit:innen vor ihrer knapp 20 Jahre anhaltenden Bandpause. 2014 fand sich die Band bestehend aus Neil Halstead und Rachel Goswell, dem Bassisten Nick Chaplin, dem Gitarristen Christian Savill und dem Schlagzeuger Simon Scott wieder zusammen. Seitdem hat die Band mit “Slowdive” und “Everything Is Alive” zwei neue Alben herausgebracht. Die drei Reissues sollen nun ab dem 4. April auf Vinyl und CD erhältlich sein. Hier können die Platten vorbestellt werden.
Der Reissues machen aktuell doppelt Sinn: Slowdive erfreuen sich seit einigen Jahren an einer neuen Generation von Fans. Über ihre junge Fanbase sprachen Sängerin Rachel Goswell und Bassist Nick Chaplin zuletzt in einem Video-Interview mit uns anlässlich ihrer exklusiven Club-Show im Dortmunder FZW letzten Sommer.
Live: Slowdive
01.04.2025 Leipzig – Felsenkeller
02.04.2025 Wien – Simm City
04.04.2025 Wiesbaden – Schlachthof
20.-22.06.2025 Scheeßel, Hurricane Festival
22.-22.06.2025 Neuhausen ob Eck, Southside Festival
Eigentlich sollten die Äußerungen gegen US-Präsident Donald Trump und seinem Berater Elon Musk seitens der Dropkick Murphys in den vergangenen Tagen neben Rundumschlägen von etwa Jack White oder Green Day kaum mehr als weitere Randnotizen sein. Schon seit Jahren setzen sich die Bostoner offen für die Demokraten ein oder teilten regelmäßig gegen Trump aus. Doch nun tragen die Celtic-Punks mit ihrer hartnäckigen öffentlichen Abneigung gegenüber der neuen US-Regierung erste Konsequenzen: bei Musks Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) sind sie seit heute offenbar gesperrt.
Update 08:29: In einem exklusiven Interview mit dem Rolling Stone klärt Ken Casey noch am Abend als die Meldung die Runde machte auf, dass die Dropkick Murphys bereits 2022 X/Twitter verlassen haben – “als er [Elon Musk] nur ein halber Nazi war”. Der Name ihres offiziellen Kontos wurde dann von einer unbekannten Person übernommen und so weitergeführt, “als wäre er unser offizielles Konto, also haben wir eine rechtliche Beschwerde eingereicht, um dem ein Ende zu setzen – weshalb @dropkickmurphys als gesperrt angezeigt wird”, so Casey weiter. Zufällig fiel die Sperre wohl auf den Zeitpunkt ihrer Kritik an Trump-Anhängern und Musk, sodass es den Anschein erweckte, das Konto wäre deshalb gesperrt worden. “Wir haben unseren Account gelöscht. Weil wir nicht Teil des Imperiums dieses Typen sein wollten“, ging er weiter ins Detail. „Aber wenn wir noch dort wären, hätte er uns sicher schon gesperrt.“ (jss)
“Das ist Amerika, hier gibt es keine Könige”
Vorausgegangen sind vor allem zwei Momente bei Konzerten, bei denen Sänger Ken Casey mit Personen aus dem Publikum aneinandergeriet. Am 8. März in Florida entdeckte Casey in der vorderen Reihe einen offenbar Trump-unterstützenden Fan mit MAGA-Shirt, mit dem er schließlich eine Art Wette einging: Wenn sein Shirt in den USA hergestellt sei, würde er ihm ein Dropkick-Murphys-Shirt und 100 Dollar geben, wenn nicht, bekomme er trotzdem ein Shirt, um es über dem Trump-Shirt zu tragen.
Der Merch von den Dropkick Murphys wird laut Casey zu 100 Prozent in den USA hergestellt, beim MAGA-Shirt stellte sich heraus, dass es aus Nicaragua stammt. Der Fan wechselte also das Shirt – und Casey behielt recht, damit als er die Agenda von Trump und Musk zuvor eine “verdammte Abzocke” nannte und klarstellte, dass die Band immer auf der Seite der Arbeiterklasse stehe. Das Video posteten sie selbst auf Instagram mit dem vielsagenden Hashtag #trumpsucks.
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich erst kürzlich bei ihrer Show zum St. Patricks Day in Boston, als er einen Fan mit weißer MAGA-Cap zurechtwies, der damit die ganze Show herumfuchtelte. “Wenn du in einem Raum voller Leute bist und wissen willst, wer in einer Sekte ist, woher weißt du dann, wer in einer Sekte ist?”, fragte Casey den ausverkauften Saal. “Du hast die ganze Nacht eine verdammte Cap hochgehalten, um einen Präsidenten zu repräsentieren. Das ist Amerika, hier gibt es keine Könige.”
Er fuhr fort: “Wie auch immer, wenn es ihnen nichts ausmacht, Sir, werden wir ein Lied über unsere Großeltern und Leute spielen, die im Krieg gegen die Nazis gekämpft haben. Wenn sie also einfach mal für fünf Minuten die Klappe halten könnten.” Zuvor nannte er den MAGA-Hut allerdings auch „Elon Musk True Nazi Edition”, was zur Sperrung des Kontos auf X geführt haben könnte. Die tatsächlichen Gründe für Sperrung sind bislang allerdings noch nicht öffentlich gemacht worden, auf X steht im blockierten Profil der Band lediglich “X sperrt Konten, die gegen die X-Regeln verstoßen”. Zuletzt gaben sich Trump und Musk als Verfechter der Redefreiheit, nun nimmt zumindest Musk offenbar selbst Zensurmaßnahmen vor.
Weiter gab Casey dem Meidastouch Network gestern ein Interview, in dem er seine Abneigung gegenüber Trump weiter erläuterte: “Bei den Dropkick Murphys ging es in vielen Songs darum, zu seinen Freunden und seiner Familie zu stehen und an die Dinge zu glauben, an die man glaubt, egal ob es um Politik geht oder einfach darum, wie man erzogen wurde”, beginnt der Sänger. “Und Donald Trump ist das genaue Gegenteil von allem, worüber wir singen. Er hat sich gegen seine Freunde gewandt. Er hat sich gegen Amerikas Freunde und unsere Verbündeten gewandt. Er ist eine Ratte und ein Feigling, wenn man es so betrachtet.”
Mit oder ohne X/Twitter sind die Murphys im Oktober und November wieder in Deutschland auf Tour. Der allgemeine Ticketverkauf läuft bereits über die Webseite der Band.
Iron Maidens Frontmann Bruce Dickinson hat in einem neuen Interview mit Classic Rock deutlich gemacht, dass er niemals ein Iron Maiden akzeptieren würde, dass sich bei Konzerten auf Backing Vocals verlässt. „Lieber trete ich mit Würde ab“, erklärte der 66-Jährige. „Die Idee, dass man es mit Backing Tracks in Disneyland-Maiden verwandeln kann, mit nur ein paar Tricks … Nein! Maiden muss zu 100 Prozent echt sein und verdammt wild!” Dickinson ging sogar so weit, zu sagen, dass der Tag, an dem die Band beginnen würde, Backing Tracks zu verwenden, der sei, an dem er kündige – „oder der Tag, an dem wir aufhören. Wenn es nicht echt ist, ist es nicht Maiden.“
Die Metal-Ikonen haben dieses Jahr einen prall gefüllten Tour-Kalender, überwiegend mit Shows in Europa vor sich. Im Mai geht es in Ungarn los. Danach geht es für einige Shows nach Skandinavien und ins UK. Für Juli sind dann auch acht Shows im DACH-Raum geplant, darunter Gelsenkirchen, Frankfurt und Berlin. Anlässlich ihres 50-jährigen Bandjubiläums kündigte die Band kürzlich noch eine offizielle Doku zur Band-Geschichte an. Der Film soll voraussichtlich diesen Herbst noch im Kino zu sehen sein.
Die Tickets für die “Run For Your Lives”-Tour sind teilweise bereits ausverkauft, bzw. nur noch als VIP-Packages verfügbar. Für Gelsenkirchen, Bremen, Berlin und Wien gibt es noch reguläre Karten.
Live: Iron Maiden
09.07.2025 Zürich – Hallenstadion (ausverkauft)
11.07.2025 Gelsenkirchen – Veltins-Arena
15.07.2025 Bremen – Bürgerweide
17.07.2025 Wien – Ernst Happel Stadium
25.07.2025 Frankfurt – Deutsche Bank Park (ausverkauft)
26.07.2025 Stuttgart – Cannstatter Wasen
29.07.2025 Berlin – Waldbühne
30.07.2025 Berlin – Waldbühne
Goblyns haben mit „Three Sisters“ den Nachfolger ihres Debüts „Hunki Bobo“ für Mitte Juni angekündigt. Das Trio, welches sich selbst als „Psych Groove“ Band beschreibt, gibt mit der ersten Single-Auskopplung nun einen ersten Ausblick auf das neue Album. „No Words“ bricht in der Hinsicht mit bisher von Goblyns veröffentlichtem Material, dass hier jetzt nicht nur der instrumentale, fuzzgetrieben Psych-Rock mit Surf-Twang im Vordergrund steht, sondern auch die Stimme von Francis Broek. Das Video wurde gedreht mit einer 8-mm-Handkamera und gibt mit dem verwackelten Schwarz-Weiß-Effekt einen Retro-Stummfilm-Look ab.
Goblyns besteht aus den zwei Brüdern Francis und Liam Broek, die südafrikanische Wurzeln haben sowie ihrem langjährigen Freund Giovanni Raymer-Votano. Als Inspiration für seinen Sound nennt das Trio etwa Bands wie Khruangbin, Witch oder Can.