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    Coheed And Cambria
    Vaxis II: A Window Of The Waking Mind

    VÖ: 24.06.2022 | Label: Roadrunner/Warner
    Text:
    Coheed And Cambria - Vaxis II: A Window Of The Waking Mind

    Auf ihrem zehnten Album erlauben sich Coheed And Cambria grenzwertige Extravaganzen, bündeln aber auch all
    das, was diese außergewöhnliche Band seit über zwei Jahrzehnten ausmacht.

    Vor 20 Jahren schlägt ihr Debüt „The Second Stage Turbine Blade“ Wellen im Emocore-Hype, macht aber auch klar: Claudio Sanchez und seine damals noch inkonstante Bandbesetzung sind Außenseiter. SciFi-Universum, Comic-Welten, Prog-Anleihen – was sie dann auf acht der mittlerweile neun folgenden Alben (sowie in Comics und Romanen) als „The Armory Wars“ weitererzählen, ist heute die langlebigste Konzeptgeschichte der Musikwelt. Diese Konstanz einerseits, aber auch ihr Veränderungswille machen die Band aus New York seitdem aus. Rückwirkend scheint es, als hätten sie das inhaltlich aus der Reihe tanzende „The Color Before The Sun“ von 2015 gebraucht, um den etwas zu verkopften Progrock der Vorgänger abzuschütteln und einen neuen Fokus zu finden. Der führte mit „Vaxis – Act I: The Unheavenly Creatures“ zurück zur Eingängigkeit der Anfangstage, ohne dass sie an Komplexität einbüßten. „Vaxis II: A Window Of The Waking Mind“ ist nun der zweite von fünf geplanten Teilen eines Seitenstrangs, in dem die Protagonist:innen Nia und Nos nach einem Heilmittel für ihren außergewöhnlichen Sohn suchen. Das reicht an Inhalt, denn wie immer funktionieren Coheed And Cambria auch ohne Story. Sanchez ist kein neunmalkluger Erzähler für Eingeweihte. Seine universellen Songzeilen greifen neben dem Mikrokosmos zwischenmenschlicher Beziehungen auch daueraktuelle gesellschaftliche Ebenen auf, wie die Angst vor dem Unbekannten und die Gefahr, bei unübersichtlicher Realität Lügen zu verfallen. Vor allem bleiben aber seine Songzeilen hängen. „Shoulders“ wird von einem fetten Metal-Riff getragen und ist einer der eingängigsten Songs der Band überhaupt, der rasch zum Klassiker avancieren dürfte. Mit „Beautiful Losers“, „Comatose“, „The Liars Club“ und „Rise, Naianasha (Cut The Cord)“ gibt es weitere Kandidaten, die mal schleppend, mal vertrackt, mal nach vorne preschend Coheeds Stärken ausspielen. Aber Sanchez will nicht nur bedienen, sondern auch herausfordern – und seine Schwäche für Synthesizer und Autotune ausleben. Im Intro, das Trail Of Dead und Disney vereint, oder der spannungsgeladenen zweiten Albumhälfte gelingt ihm dies organisch. Mit „A Disappearing Act“ schreibt er jedoch mit der geistigen Hilfe von The Killers, Enter Shikari und aktuellen Chartstürmern einen Eurodance-Song, der wie kein anderer die Anhängerschaft spalten wird. So grell und unangenehm dieser auch strahlt, er täuscht nicht darüber hinweg, dass dies ein starkes zehntes Album ist.

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